Am 21. Dezember 2018 endet die Geschichte des Steinkohlenbergbaus in Deutschland.
Danach schließt auch die letzte Zeche im Ruhrgebiet und die Anlagen werden "zurückgefahren" und laufen danach bis auf eine gewisse Höhe voll Wasser. Pumpen müssen dann für alle Zeiten dafür sorgen, dass das Wasser nicht noch höher steigt - die sogenannten Ewigkeitskosten.
Wer wirklich wissen will, wie die Arbeit des "Kumpels" war, wird eigentlich keine Gelegenheit mehr dazu haben. Ab und an (wie zur Extraschicht) werden noch Tickets für eine Grubenfahrt als Besucher verlost. Aber das endet und es wird definitiv keinen Schaubetrieb für Besucher nach Schließung der Zechen geben. Die Kosten dafür wären zu hoch!
Der Ankerpunkt der Route Industriekultur in Witten - die Zeche Nachtigall - hat dafür gesorgt, dass man jetzt und auch in den nächsten Jahren zumindest einen kleinen Eindruck bekommt, wie die Arbeit des Bergmanns mal war.
Dabei fährt man nicht in die Tiefe von über 1200 m, sondern geht in einen alten Stollen, der für die Besucher gesichert wurde. Schmutz und Nässe sind garantiert und Enge und Dunkelheit werden einem auf alle Fälle nahe gebracht. Aber wenn man nicht sehr ängstlich ist oder unter Beklemmung bzw. Platzangst leidet, ist dies für viele Menschen machbar. Ein wenig sportlich sollte man aber sein und behindertengerecht ist das Ganze nicht.
Die Veranstaltung nennt sich "Hauerschicht" - dazu ein paar Informationen:
Hauerschicht - Grubenfahrt auf Zeche Nachtigall, LWL-Industriemuseum
Hier werden auch Termine für einzelne Personen veröffentlicht!
Bergbau intensiv erleben!
Bis zum Jahresende 2018 wird auf dem Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop und dem Bergwerk Ibbenbüren Steinkohle gefördert. Der deutsche Steinkohlenbergbau befindet sich im Auslaufprozess und die letzten zwei fördernden Bergwerke stehen einer stark gestiegenen Nachfragesituation zu einer Besuchergrubenfahrt gegenüber. Deshalb wurde in Kooperation mit der RAG Aktiengesellschaft und dem LWL-Industriemuseum eine entsprechende Möglichkeit geschaffen. Die Hauerschicht/Grubenfahrt auf Zeche Nachtigall ist ein spannendes und authentisches Angebot, das bereits heute die Tradition der Besuchergrubenfahrten fortführt.
Eine aktuelle Präsentation mit Film wirft einen umfassenden Blick auf den heutigen Steinkohlenbergbau. Gleichzeitig wird der Fokus auf die Nachbergbauzeit im Ruhrgebiet gelenkt. Während der gesamten Hauerschicht sind technische, soziale und historische Aspekte zentrale Themen. Bei der Vorführung der 130 Jahre alten Dampffördermaschine gibt es Bergbautechnik des 19. Jahrhunderts in Aktion zu sehen. Der Blick in den Schacht Hercules vermittelt die technischen Herausforderungen den Weg in die Tiefe anzutreten.
In der Kaue rüsten sich die Besucher mit Helm, Geleucht und Grubenjacke aus, dann heißt es 'Glück auf!' zur Grubenfahrt. Das Bergwerk befahren, besichtigen und dabei echte Kohleflöze entdecken, ist ein wirklich authentisches Erleben der Atmosphäre untertage. Auf anschauliche Art tauschen sich die Teilnehmer mit den begleitenden Fachleuten aus und erfahren viel Wissenswertes rund um den Abbau des schwarzen Goldes. Themen wie die Sicherung des Grubengebäudes, das Wiedererschließen des Dünkelbergstollens und das eigene Ausprobieren von historischen Gewinnungsmitteln stehen auf dem Programm. Nach der Grubenfahrt stärkt sich die Gruppe bei einem deftigen bergmännischen Imbiss und kühlen Getränken. Dabei besteht die Gelegenheit den Tag Revue passieren zu lassen.
Eine Altersbegrenzung nach oben gibt es nicht. Grundvoraussetzung für die Teilnahme ist eine gute körperliche Beweglichkeit – Unebener Boden, fehlende Stehhöhe und schwaches Licht kennzeichnen die Grube.
Einführende Präsentation 'Steinkohlenbergbau heute', mit Kalt- und Heißgetränken
Thematisierung 'Der Weg in die Tiefe' am Schacht Hercules
Befahrung des Nachtigall- und Dünkelbergstollens, sowie Abbau und Streckenvortrieb in der Flözstrecke
Vorführung von historischen Maschinen über und unter Tage
deftiger Imbiss und kühle Getränke, inkl. Bergmannsschnapps im "blauen Salonwagen"
Dauer: ca. 5 Stunden. Teilnehmerzahl max. 12 Personen. Erwachsene und Kinder ab 10 Jahre.
Buchbar für Gruppen zu Ihrem Wunschtermin - unabhängig der unten stehenden Termine:
Pro Person 20 € inkl. Essen, Getränken und Eintritt ins Museum, zzgl. 150 € Führungshonorar (einmalig für Ihre Gruppe).
Sie möchten alleine oder z.B. mit zwei bis vier weiteren Personen an der Hauerschicht teilnehmen? Kein Problem, ein offenes Angebot für einzelne Personen findet an den unten genannten Terminen statt. Pro Person 35 € inkl. Essen, Getränke, Honorar und Eintritt ins Museum.
Die Veranstaltungen sind gefragt und oft schnell ausgebucht!
Ich hatte mich vor einigen Wochen um ein Ticket bemüht und war überrascht, wie viele Termine schon ausverkauft waren. Aber man hat mir versichert, diese Veranstaltung wird es auch über da Jahr 2018 hinaus geben! Auch will man auf der Homepage immer mal wieder neue Termine für dieses Jahr veröffentliche. Durch das terminierte Ende des Bergbaus wollen wohl viele zumindest noch einen kleinen Eindruck erhalten.
Zunächst ein paar Bilder von der Zeche Nachtigall. Auch außerhalb der "Hauerschicht" ist ein Besuch durchaus lohnenswert.
Im Infocenter ist eine kleine Ausstellung.
Die Ringofenanlage - der Bergbau in der Tiefe endete auf Zeche Nachtigall schon 1892, danach wurden aber noch Steine/Ziegel gebrannt. Und man förderte später (in den Nachkriegsjahren) noch Kohle(nreste) aus den Stollen...
Kohlenschiff
Eisenbahnanlage
"Kleinzechen" - Kohlenabbau eimerweise.
Die Hauerschicht begann bei Kaffee und anderen Getränken im blauen Salonwagen mit einem Vortrag und einem kleinen Film zum Themas Bergbau.
Danach bekam unsere Gruppe im Maschinenhaus eine Vorführung der Dampffördermaschine, die aber mittlerweile mit einem Generator betrieben wird.
Der Schacht Hercules ging bis zu 450 m in die Tiefe, aber schon 1892 war hier mit der Schachtanlage Schluss.
Jetzt steht das Wasser im Schacht bis auf etwa 4 m Höhe.
In der Kaue wurden wir mit Jacke, Helm und Lampenanlage eingedeckt. Man sollte strapazierfähige Kleidung und feste Schuhe anziehen; man macht sich schon ein wenig dreckig.
Eingang zum Nachtigallstollen. Diesen "Besucherstollen" gibt es schon seit ein paar mehr Jahren.
Immer wieder wurde von unserem Führer Erklärungen zu dem gegeben, was man sah und erlebte.
Nach kurzer Zeit sind wir abgebogen in den Dünkelbergstollen, den man vor ein paar Jahren wieder entdeckt und für Besucher gesichert hat. Der Stollen ist gegen Anfang des 20. Jahrhundert gebaut worden, um Reste der Steinkohle aus dem Berg zu holen und war danach teilweise verschüttet. Hier bekommt man schon einen kleinen Eindruck, wie schwer die Arbeit des Bergmanns war. Enge, Dunkelheit und Nässe sind einem dann nah.
Auch wenn die Sicherung des Stollen erst ein paar Jahre alt ist, die Korrosion breitet sich rasant aus und man muss ständig Teile ersetzen.
Wo man aufrecht stehen konnte, gab es weitere Erklärungen.
In diesem Seitenstollen wurde die Kohle abgebaut, jetzt ist es ein "Alter Mann" und wieder verschüttet.
Am Ende des Dünkelbergstollens kam die schwierigste Passage; hier muss jeder Besucher hoch (oder zurück gehen). Ich fand es nicht schwierig.
Danach kamen wir wieder ins Freie.
Man war in einem Steinbruch und nach kurzem Spaziergang am Hintereingang des Nachtigallstollens - gegenüber der Seite, wo wir rein gegangen waren.
Da bin ich vor Jahren schon mal drin gewesen.
Im diesem Teil kann man sogar mal aufrecht gehen. Aber man muss ständig aufpassen; gut dass jeder einen Helm trug.
Die Heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute.
Ein Rest von Steinkohle in der Wand.
Wir sind noch in einen Seitenstollen hinein, wo man sehen konnte, wie der Bergmann dort Kohle abbauen musste - im Liegen und Kriechen.
Dort wurde mal das elektrische Licht aus gemacht und auch das von unseren Helmlampen. Nur eine kleine Öllampe spendete Licht, mehr hatte der Bergmann früher auch nicht.
Nach 2 Stunden war die Führung im Stollen vorbei und wir wieder an der Sonne.
Uns hat die Führung sehr gut gefallen!
Natürlich kann man es nicht mit dem vergleichen, was ich vor Jahren unter Tage in 1200 m Tiefe bei meiner Grubefahrt in Bottrop erlebt habe.
Aber die ganze Veranstaltung war sehr interessant und kurzweilig, was auch an unserem Tourführer lag, dem Herrn Nolte. Er macht diese Führungen schon seit einigen Jahren und das mit Erfolg!
Wer sich für das Thema interessiert, wird nicht enttäuscht werden. Empfehlenswert!
Gegen eine kleine Spende bin ich auch wieder an frische Kohle gekommen.