Am Silvesterabend hatte ich Dienst. Es war nicht viel los. Aber als ich gerade auf der Bloomfield Ave. in Norwalk unterwegs war, fiel mir ein kleiner Hund auf, der mitten auf der Strasse herumstolperte. Der Kleine war offensichtlich sehr schwach und konnte sich nur mit Mühe auf seinen Beinchen halten. Ausserdem war er drauf und dran, an der nächsten Kreuzung auf den stark befahrenen Imperial Highway zu laufen. Dort wären die Chancen gross gewesen, dass er überfahren wird.
Also hielt ich an und lockte den Kleinen mit einem Stück einer Taco Bell Mini-Quesadilla, die ich als Provient dabei hatte, an. Der arme Kleine war so schwach, dass er Mühe hatte etwas zu essen. Aber er war dankbar und im Endeffekt frass er alle drei Mini-Quesadillas, welche ich eigentlich als meine Verpflegung für die ganze Nacht gedacht hatte. Zu Silvester schliessen die meisten Fast-Food Restaurants früh und dann gibt's für den Rest der Nacht nichts zu essen - ausser allenfalls bei 7-Eleven, oder so...
Jedenfalls machte der Kleine nicht den Eindruck, dass er noch lange durchhalten würde. Er war verwahrlost und sehr schwach. Ich beschloss also, dass ich ihn mitnehmen würde. Und so hob ich ihn auf den Rücksitz meines Streifenwagens, wo er sich gleich zusammenrollte und einschlief. ER gab keinen Mucks von sich. Ich hatte noch fast sieben Stunden Dienst und da der Kleine während der Fahrt ein paar Mal von der Rückbank auf den Boden fiel und eben in so einer schlechten Verfassung erschien, machte ich mir ernsthaft Sorgen, ob er die paar Stunden überhaupt noch überleben würde. Ich fragte mich sogar schon, ob das Tier-Krematorium am Feiertag offen haben würde, um dann seinen kleinen Körper zu entsorgen. So schlecht ging es ihm!
Aber er hielt durch und ich hab' ihn dann in der Früh an meinen Kollegen vorbei in mein Auto geschmuggelt. Es gibt sicher irgendeine Vorschrift, dass wir keine Streuner aufsammeln dürfen. Daher wollte ich's eben eher nicht an die grosse Glocke hängen.
Schliesslich kam ich daheim an. Meine Frau hatte ich schon telefonisch vorgewarnt und sie war natürlich ganz aus dem Häuschen. Wir haben schon einen ehemaligen Strassenhund daheim, die kleine Gracie, die wir 2014 aufgenommen haben, nachdem sie den Nachbarn zugelaufen war, die seie aber nicht behalten wollten. Meine Frau und ich konnten natürlich nicht wissen, ob der Kleine nun irgendwelche ansteckenden Krankheiten oder sonstige, gröbere Probleme haben würde. Also musste wir ihn zunächst einmal von Gracie getrennt halten und dann so schnell wie möglich zum Tierarzt.
Gracie war erwartungegemäss nicht übermässig begeistert, dass da nun plötzlich ein anderer Hund in "ihrem" Haus war. Sie hat's nicht so mit Hunden und ist eher eine Katzen-Person. Aber sie duldete ihn, solange er sich von ihr und von ihrem Futter fern hielt. Er bekam also sein eigenes Areal und sein eigenes Futter und wow - hatte er Appetit!
Am 2. Jänner bn ich dann gleich mit ihm zum Tierarzt. Zuerst schauten wir, ob er einen Chip hatte. Er hatte keinen.
Dann bekam er alle notwendigen Spritzen und eine umfassende Untersuchung. Auch ein Blutbild wurde gemacht, um zu sehen ob er irgendwas Schlimmes hat.
Inzwischen hatten wir auch einen Namen für ihn ausgesucht: "Will" für den "Will to survive". Aber natürlich wird er nur "Willy" gerufen.
Willy's Untersuchungsergebnisse kamen überraschend positiv zurück. Er hatte nichts Ansteckendes, aber nur noch einen Zahn, ein Gewächs im Mund, ein paar andere an seinem Penis und er kann fast gar nichts mehr sehen - und mit'm Hören schaut's auch nicht mehr so gut aus. Geht alles noch ein bisschen, aber er dürfte wohl so 12-15 Jahre alt sein. Da er ein Chihuahua ist, kann er aber noch leicht 5+ Jahre weiterleben (die werden 17-20 Jahre alt) - nur halt nicht auf der Strasse.
Inzwischen hat sich Willy bei uns bestens eingelebt. Unsere Gracie (ein ganz weisses Chihuahua-Mädchen, ca. 5 Jahre alt) hat sich auch bereits recht gut an ihn gewöhnt. Sie war am Anfang ein bisschen gemein zu ihm und nun ist er total verunsichert, wenn sie mit ihm spielen will. Er war zuerst total verliebt in sie. Aber sie hat ihn oft angeschimpft, wenn er ihr zu nahe gekommen ist. Daher ist er jetzt sehr vorsichtig im Umgang mit ihr. Inzwischen will sie mit ihm spielen, aber er traut sich nicht so richtig. Naja, das wird wohl schon noch...
Jedenfalls geht's Willy inzwischen schon viel besser. Er frisst brav und er hat auch schon zugenommen. Er taumelt nicht mehr schwach herum, sondern läuft schon ganz brav auf langen Spaziergängen mit. Er frisst was das Zeug hält und ist total anhänglich und kuschelig.
Und Gracie lässt ihn inzwischen sogar bei ihr schlafen!
Ich freue mich total, dass es dem Kleinen jetzt soviel besser geht. Ich hatte ja wirklich schon gedacht, dass er mir n der ersten Nacht wegstirbt. Und nun ist er schon sovel stärker geworden - und ein Mitglied der Familie.
Achja: Hier ein Video von meiner Body-Cam, als ich den Kleinen gefunden habe:
Silvester Finding
Das Video ist leider am Anfang sehr dunkel, da ich vergessen hatte die Infrarot-Funktion meiner Body-Cam einzuschalten...