Anschließend fährt Markus über die Mainstreet durch die Ghosttown, die zwischen 1905 und 1910 mit über 10.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Nevadas war. Es gab hier in der Zeit des Goldrauschs drei Eisenbahnlinien, ein Elektrizitätswerk, eine Telegraphenstation, drei Zeitungen, 50 Goldminen, eine Oper und Symphonie, drei Krankenhäuser, 19 Hotels, 18 Drugstores, 53 Saloons und sogar ein öffentliches Schwimmbad!
Von alldem ist leider nicht sehr viel übrig geblieben. Ein paar verfallene Ruinen mit den entsprechenden Schildern was hier einst gestanden hat. Am Besten erhalten ist ein Hotel mit Casino...
Rhyolite hat eine extrem faszinierende Geschichte. Es gibt eine Menge Bücher dazu. Im Shop des Visitor Centers in Furnace Creek findet man eine reichhaltige Auswahl davon und ich kann nur empfehlen, sich ein paar davon zuzulegen und zu lesen. Manche Anekdoten sind fast schon witzig wie die dass die Stadt trotz der hohen Verbrechensrate kein eigenes Gefängnis hatte. Erst als 29 österreichische Bahnarbeiter einen Aufstand machten, weil sie nicht in der Hitze arbeiten wollten, wurde vom Stadtrat beschlossen ein Gefängnis zu bauen. Oder die Geschichte des Schulhauses, das durch einen Fond finanziert und erst 1977 endlich abbezahlt worden war, als die Stadt schon 60 Jahre lang eine Geisterstadt und das Gebäude schon längst wieder eine Ruine war.
Der extrem rasche Aufstieg und Fall der Stadt ist bemerkenswert. Vor allem, weil der Fall eigentlich nur auf einem Gerücht beruhte, nämlich dass die Minen nicht mehr ausreichend Erz produzieren werden würden.
Dass nur einige der aus Stein- oder Ziegel, Adobe erbauten, bzw. das Bottle-House übrig sind liegt daran, dass viele der "Gebäude" gar keine waren, sondern eben "bessere" Zelte mit einer Basis aus Holz. Das war damals übliche Praxis und solche Strukturen wurden bei Bedarf eben einfach abgebaut, oder von ein paar Männern an den nächsten Ort weitergetragen. Auch viele der eher solideren Holz-Gebäude wurde bei Bedarf einfach ab- und an anderen Orten wieder aufgebaut. So ist zBsp. das heutige Museum in Shoshone (gleich neben der "Crow Bar") ehemals eine Tankstelle in Rhyolite gewesen.
Es wäre noch wesentlich mehr in Rhyolite zu sehen, hätte man die verlassene Stadt nicht für Filmaufnahmen genutzt, bei denen manche der Gebäude gesprengt wurden. Heute kann man sich das nicht mehr vorstellen, aber in den 1950ern interessierte sowas niemanden. Zuletzt kam Rhyolite in dem 2005 Film "The Island" vor.
Das "Casino" war seinerzeit der Hauptbahnhof der Stadt, wo eben die drei erwähnten Bahnlinien zusammentrafen. Zu seiner Zeit war Rhyolite grösser und bedeutender als Las Vegas, hatte u.a. auch ein nationales Baseball-Team und Hauptstadt des Gerichtsbezirks.
Mein Tip: Wenn man nicht nur ein paar wenige Ruinen sehen will, sollte man sich unbedingt vorab über die Geschichte der Stadt einlesen. Das macht einen Besuch dort um vieles interessanter und so "sieht" man auch plötzlich viel mehr, als das was es tatsächlich noch zu visuell sehen gibt.
Und den Friedhof nicht vergessen!