Es ist schon 7 Uhr, als ich wach werde. Wie immer checke ich mein Handy auf Nachrichten und sehe, dass meine Tante versucht hat, mich zu kontaktieren. Über WhatsApp rufe ich sie an und frage, was los ist. Meine Tante sagt mir, dass meine Mama seit Donnerstag, also seit vier Tagen im Krankenhaus ist, weil es ihr schlecht ging. Ihr gehe es jetzt aber wieder besser und sie würde wohl bald wieder aus dem Krankenhaus kommen. Der Schock dieser Nachricht sitzt tief und ich lasse mir genau erklären, was passiert ist und vergewissere mich, dass es meiner Mama wirklich gut geht. In vier Tagen würde ich ja wieder in Deutschland sein und könnte dann zu meiner Familie fahren. Meine Tante beruhigt mich und sagt, ich bräuchte mir keine Sorgen machen und solle meinen Urlaub genießen. Wir würden heute Abend, also den nächsten Morgen in Deutschland, erneut miteinander telefonieren.
Auf den Schock geh ich erstmal in die Hotel-Lobby und hole mir einen großen Becher Kaffee. Dann wecke ich Jessi und berichte ihr von dem Telefonat wegen ihrer Oma. Meine Mama hat vor fünf Jahren diagnostiziert bekommen, dass sie unheilbar krank ist und es ist uns bewusst, dass es nun nur eine Frage der Zeit wäre, bis sie stirbt. Aber bitte nicht, wenn ich in den USA bin! Ich muss mich ablenken und schlage Jessi vor, dass wir zun nahegelegenen Imperial Beach fahren. Dort können wir dann auch irgendwo frühstücken. Gesagt - getan: Um 8 Uhr sind wir am Strand des Imperial Beaches. Es ist leer, nur ein paar Fischer stehen am Pier und versuchen ihr Glück und ein paar Surfer warten im Wasser auf die perfekte Welle.
Ich blicke aufs Meer hinaus, suche heimlich eigentlich immer noch Wale, sehe aber stattdessen in der Ferne Delfine, die immer wieder aus dem Wasser springen. Jessi glaubt mir erst nicht, dass das Delfine sind und wir gehen daher auf den Pier, der schön weit ins Meer hinein geht. Am Ende des Piers sind die Defline sehr nahe und ich hoffe, dass sie vielleicht noch näher kommen. Es sind scheinbar mehrere kleinere Delfinschulen. Ich zähle drei Schulen, aber keine kommt richtig nahe an den Pier. Ich mache trotzdem ein paar Fotos und Videos und bin fasziniert. In die Nähe des Piers wagen sich allerdings zwei Seelöwen. Ich mache mir Sorgen, weil sie genau dort rumtauchen, wo die Angeln der Fischer sind. Nicht, dass sie sich verletzen und gar einen Angelhaken verschlucken! Wir beobachten das Treiben auf und im Meer über eine Stunde und gehen dann zurück zum Auto. Hier in der Gegend gibt es nicht viele Läden und die zwei Shops an der Strandpromenade haben nichts, was man als Frühstück bezeichnen könnte.
So fahren wir weiter, geben ins Navi irgendeine Adresse am Coronado Beach ein und fahren hin, über eine sehr enge, schmale Langzunge. Im Ortszentrum parken wir und erkunden ein wenig die sehr gepflegte Gegend. Die Sonne ist nun endlich durch den morgendlich bedeckten Himmel gedrungen, überall ist es grün, die Häuser und Straßen sind sauber und gepflegt und alles erinnert an einen wunderschönen Bade-Urlaubsort. Hier gibt es auch viel mehr Geschäfte als am Imperial Beach und so entscheiden wir uns für einen Bagel-Laden. Die Bagels sind warm und super lecker und machen pappsatt. Ich trinke dazu einen Kaffee, während Jessi sich so einen gesunden frischgepressten Saft holt.
Nach dem Frühstück laufen wir hier an der Geschäftsstraße, der Orange Ave., noch ein wenig entlang, gehen dann aber bald Richtung Strand. Hier sieht man allerdings keine Delfine. Komisch. Wir setzen uns eine Weile an den Strand und beobachten das Treiben. Direkt am Wasser glitzert der Sand den ganzen Strand entlang golden. Ich nehme den Sand in die Hand, um zu schauen, woher der Goldschimmer kommt. Es sind winzig kleine dunkle Partikel, die im Sonnenlicht goldfarben funkeln. Erinnert mich ein wenig an die Costa Dorada in Spanien. Wir laufen dann barfuß am Strand entlang und suchen Muscheln. Es gibt zwar einige, aber irgendwie sehen die nicht besonders aus. Ich dachte, dass es hier vielleicht andere Muscheln gibt, als an Ostsee-, Adria- und Mittelmeerstränden. Dem ist aber nicht so. Dafür finde ich aber eine komische ganz flache Muschel mit einem schönen Muster in der Mitte. Wie sich später herausstellt, ist es ein Sand-Dollar, der gehört zur Familie der Seeigel. Den nehm ich mir als Andenken mit. Am der Strandpromenade wachen wir uns an eine der vielen, alle hundert Meter aufgestellten Fußduschen unsere Füße und laufen dann langsam zurück zum Auto.
Ich will zur USS Midway fahren und mir das Schiff mal von der Nähe anschauen. Kurz vor 13 kommen wir an und stellen unser Auto auf dem riesigen Parkplatz vor der USS Midway ab. Man darf nur bis maximal zwei Stunden parken. Die Stunde kostet 3 Dollar und ich zahle bis 15 Uhr. Wir machen ein paar Fotos vom Ufer, der Statue des küssenden Pärchens und natürlich vom Schiff. Ich sage Jessi, dass wir uns das Schiff mal von der anderen Seite anschauen sollten und wir laufen zur anderen Seite rum. Hier gibt es Eintrittskarten für das Schiff. 20 Dollar pro Person. Okey, das machen wir jetzt spontan einfach mal, wo wir schonmal hier sind. Ich interessiere mich zwar überhaupt nicht für Technik, Schiffe und Krieg, aber irgendwie muss ich mir das doch mal aus direkter Nähe anschauen. Wir gehen zum Ticketschalter und der Mann fragt, ob Jessi einen Schülerausweis hat, dann gäbe es das Ticket für 15 Dollar. Sie hat tatsächlich noch ihren alten Schülerausweis dabei. Während ich meine Kreditkarte aus der Geldbörse ziehe, sieht der Kassierer, dass ich einen Presseausweis habe und meint, dass Presse gar keinen Eintritt zahlen muss! Das sind ja mal tolle Nachrichten! So zahlen wir statt eigentlich gerechneten 40 Dollar insgesamt nur 15 Dollar, um auf die USS Midway zu kommen. Das ist super.
Wir betreten das Schiff und schauen uns erstmal auf eigene Faust im Innern um. Hier erhalten wir auch gratis einen Audio-Guide auf Deutsch und Infomaterial. Was für ein Service. Dann gehen wir auf das Deck, wo die ganzen Bomber, Jets und Hubschrauber stehen. Ich mache von fast jedem Modell ein Foto - für meinen Cousin, der total auf diese ganzen Flieger steht und dessen Herz hier sicher total aufblühen würde. Ich kann dem allen allerdings nichts abgewinnen. Wir schauen uns auf diesem Deck eine Präsentation eines Veteranen an, der wohl auf der USS Midway war. Scheinbar sind hier fast alle "Mitarbeiter" ehemalige Soldaten, die hier stationiert waren. Ein anderer Ehemaliger spricht uns an und weist auf eine geführte Tour hin, die uns zu den Kabinen, dem Steuerdeck, der Boardküche etc. führt. Okey, machen wir halt mal so eine Tour mit. Wir werden ins Innere des Schiffs geführt und lernen alles über das Leben und Arbeiten auf der USS Midway kennen, sehen, wo die Mannschaft gegessen und geschlafen hat, sehen das Büro, das Wohnzimmer und die Schlafkabine des Kapitäns, sehen die Räume mit den riesigen Abhöranlagen und noch vieles mehr. Irgendwann müssen wir uns dann von der geführten Tour davonschleichen, da fast 15 Uhr ist und unsere Parkuhr gleich abläuft. Wir haben eh genug gesehen. Sind halt beide Mädchen. ich weiß, dass Männer hier den ganzen Tag verbringen könnten. Jessicas Freund, der von ihr die ganze zeit auf dem Laufenden gehalten wird und auch Fotos von der USS Midway zugeschickt bekommen hat, ist jedenfalls wahnsinnig neidisch.
In der Nähe der USS Midway ist das Seaport Village. Dort fahren wir jetzt hin. Kleine schmucke Häuschen und viele bunte Geschäfte gibt es hier in dieser Anlage. Das viele Grün und die Bäume spenden angenehmen Schatten und wir erkunden jedes einzelne Geschäft. Neben Kunsthandwerk und Touri-Kram gibt es auch einige Shops die Snacks und Getränke anbieten. Gegenüber des Seaport-Villages, direkt am Parkplatz gibt es noch eine Plaza, wo einige Restaurants sind. Dort machen wir einen coolen, stylischen Mexikaner ausfindig. Das ganze Ambiente ist sehr luxeriös und voll durchdesigned. Hier lassen wir uns in der Chillout-Lounge nieder und bestellen Tacos und einen Krabbencocktail. Es scheint sich um experimentelle Küche zu handeln, die Speisen werden auch dementsprechend kreativ serviert und kosten auch entsprechend. Doch der Preis lohnt sich, da das Essen wirklich vorzüglich ist. So lässt es sich gut leben!
Nach dem Essen gehen wir nochmal zum Seaport Village, wo sich Jessi bei Ben & Jerrys unbedingt noch Eis holen muss. Von dort aus gehen wir dann weiter zur Uferpromenade, setzen uns auf die Steine am Ufer und warten auf den Sonnenuntergang. Es ist einfach so schön hier und ich genieße jede einzelne Sekunde. Wir können fast dabei zusehen, wie die Sonne immer tiefer kommt, bis sie schließlich um 18:50 Uhr endgültig untergeht.
Wir gehen dann langsam zurück zum Parkplatz, schnappen uns das Auto und fahren nach Hause. Gegen 19:30 Uhr kommen wir an und fangen schonmal an, unsere Sachen zu sortieren, da wir morgen ja wieder abreisen und unsere letzten Tage in Los Angeles verbringen werden. ich bleibe noch etwas länger wach, damit ich noch meine Tante anrufen kann, um mich nach meiner Mutter zu erkundigen. Da der Zustand meiner Mutter wohl stabil ist und ich mir keine Sorgen machen soll, schlafe ich dann irgendwann beruhigt ein.
Hotel: Good Nite Inn Chula Vista, 2 Queensize Betten, Pool, 174 $ für 3 Nächte
gefahrene Kilometer: 50 Kilometer
Geldausgaben: Essen 75 $, Eintritt USS Midway 15 $, Parkgebühren gesamt 12 $