Ecuador, Galapagos und Peru

  • Nach dem Frühstück verlassen wir zum letzten Mal die Galapagos Legend und setzen über auf die Insel Baltra.

    Von hier aus fliegen wir zunächst nach Guayaquil. Den Rest des Tages haben wir dort zur freien Verfügung. Wir wohnen wieder im Hotel UniPark, diesmal allerdings im vorderen Teil, so dass wir nicht ständig quer durch die Einkaufspassagen müssen. Vor unserem Start zu den Galápagos-Inseln hatten wir ein paar Sachen im Hotel deponiert, da wir auf den Inseln ja keine warme Kleidung brauchten und so weniger Gepäck mit an Bord nehmen mussten. Es ist auch alles noch da – das hat super funktioniert.

    Selbstverständlich führt mein erster Weg in den Park auf der anderen Seite der Straße zu den Grünen Leguanen. Dann gehen wir gemütlich in der Nähe des Hotels in ein kleines Lokal, das wir beim ersten Aufenthalt vor 1 Woche gar nicht gesehen hatten, da es in einer Einfahrt etwas versteckt liegt. Abends essen wir zum letzten Mal zusammen mit Birgit, die morgen, wenn wir nach Lima fliegen, den Rückflug via Madrid nach FFM antreten wird.

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Heute fliegen wir von Guayaquil (Ecuador) nach Lima (Peru).

    Das ist unser erster Tag, an dem nicht alles so läuft, wie es soll: Moni gehört zu den Pechvögeln, deren Gepäck nach dem Zufallsprinzip nicht in das Flugzeug geladen wird, sondern auf dem Rollfeld steht und aufgemacht werden muss. Das ganze Procedere dauert recht lang und Ruth und ich überlegen schon, was tun, wenn Moni bis zum Boarding nicht wieder da ist. Abfliegen? Bleiben? Es geht nochmal gut, kurz vor dem Boarding ist Moni wieder zurück. Allerdings hat sie lange in einem sehr zugigen Bereich stehen müssen und sich dabei eine heftige Erkältung eingefangen.

    In Lima werde ich bei der Einreise freundlich aber argwöhnisch befragt, ob ich meine Fotoausrüstung denn wirklich nur für private Zwecke brauche oder ob ich Profi bin. Keine Ahnung, was passiert wäre, wenn ich „Profi“ gesagt hätte. Aber das bin ich ja nicht, also ist alles gut. Nach unseren Impfausweisen werden wir nicht gefragt, die Gelbfieberimpfe hätten wir uns also sparen können, aber es hätte ja auch anders laufen können.

    Wir werden von unserem Reiseleiter für Lima in Empfang genommen: Victor. Und dann hat Victor, als wir im Auto sitzen, das uns zum Hotel bringen soll, gleich noch eine Überraschung für uns. Erst vermuten wir, dass es sich um ein Missverständnis handelt, tut es aber nicht.
    „Ihr seid die ersten, die nicht zum Titicacasee fahren“, sagt Victor. „Doch wir fahren zum Titicacasee“ meinen wir. Nach einigem Hin und Her zücken wir unsere Reiseunterlagen mit dem Verlauf der Reise. Victor guckt darauf, nimmt sein Handy, wählt eine Nummer und reicht Moni das Telefon.

    Wir erfahren dann von der örtlichen Reisagentur, dass Reisen zum Titicacasee aus Sicherheitsgründen seit (vor-)gestern gestrichen wurden. So ein Mist! Was ist los? Warum können wir nicht dort hin? Es gibt in der Region von Puno Ausschreitungen. Irgendwelche Krawalle von Minenarbeitern, hören wir, es sollen auch Autos und Gebäude angezündet worden sein. Ok, soviel Abenteuerurlaub wollen wir denn doch nicht!

    Der geplante Reiseverlauf (nach dem Besuch von Machu Picchu) war:
    Cusco - Titicaca-See
    Fahrt mit dem Touristenbus (englischspr. Begleitung) von Cusco über die Passhöhe von La Raya (4.313m) nach Puno auf der peruanischen Seite des Titicaca-Sees (380 km). Unterwegs Besuch des Dörfchens Andahuaylillas mit der 'Sixtinischen Kapelle Amerikas' und den Ruinen von Raqchi.
    Titicaca-See
    Vormittags Bootstour zu den Uro-Indios, die auf schwimmenden Schilf-Inseln im Titicaca-See leben. Nachmittags Ausflug nach Sillustani am Lago Umayo zu den antiken Chullpas, prä-inkaische Begräbnistürme.
    Titicaca-See - Lima
    Vormittags Zeit für einen Spaziergang am See. Nachmittags Transfer nach Juliaca und Flug nach Lima.

    Daraus wird nun nichts. Victor kennt das Ersatzprogramm nicht, das werden wir morgen, nach Ankunft in Cusco erfahren.

    Im Hotel suche ich dann im www nach Informationen und finde nach langem Suchen auf den Seiten des Auswärtigen Amts einen Hinweis, dass Urlaubern davon abgeraten wird, derzeit in die Region Puno in Peru zu reisen.
    In der gleichnamigen Stadt am Titicacasee komme es immer wieder zu teils gewalttätigen Demonstrationen.

    Ein erläuternder Text aus dem Netz:
    Durch die Unruhen in Puno würden Straßen blockiert, wovon regelmäßig auch der Fernverkehr nach Bolivien betroffen sei. Reisende in der Region müssten jederzeit damit rechnen, dass ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Von «nicht unbedingt erforderlichen Reisen» in die Region wird deshalb abgeraten, heißt es auf der Internetseite des Auswärtigen Amts.
    Seit dem 12. Mai kommt es in Puno und Umgebung zu anhaltenden Protesten und Ausschreitungen der Aymara-Bevoelkerung aus dem Sueden Punos. Bisheriger Hoehepunkt der Unruhen warder 26.05.2011 (Anm: das war 1 Tag vor unserer Ankunft in Lima!).
    Unter anderem wurden Regierungslokale, Bueros der SUNAT (Finanzamt) und des Zolls angegriffen und in Brand gesetzt sowie die Mole am Lago Titicaca besetzt. In den Bueros der Controlaria General de la Republica wurde 14 Mitarbeiter zeitweilig als Geiseln genommen.
    Der Aerger richtet sich gegen die Konzession der Mine Santa Ana sowie weitere Minen- und Oelkonzessionen in der Region, die auch eine Ausbeutung in einem Bereich von weniger als 50km Entfernung zur Grenze zulassen. Die Bevoelkerung befuerchtet die mit den Minen einher gehende Umweltverschmutzung sowie Rueckgaenge des Tourismus.
    Die Ausschreitungen koennten auf den Flughafen Juliaca unebergreifen.
    Die Grenze zu Bolivien wurde von den protestierenden Gruppen zeitweilig blockiert.
    Mittlerweile wurde das Militaer ermaechtigt, die Nationalpolizei in der Region Puno zu unterstuetzen

    Unsere Laune war schon besser! Wir werden von Victor und seinem Fahrer zu unserem Hotel im Bezirk Miraflores gefahren. Eine tolle Gegend! Und ein verdientes *****Hotel !

    Das Hotel und die Umgebung heben unsere Laune wieder und wir gehen, wie von Victor empfohlen, in ein Straßenrestaurant in der Nähe, um eine Spezialität zu probieren: Ceviche, das ist roh marinierter Fisch in
    Limonensauce mit viel Zwiebeln und wird kalt gegessen. Es wird nicht mein Leibgericht, aber es schmeckt mir.

    Den Nachmittag und Abend haben wir zur freien Verfügung. Lima ist bekannt für seine preiswerten Silbersachen, sei es Silberschmuck, Rahmen, Schalen, … Überhaupt gefällt mir hier einiges an Schmuck und sogar ein
    paar der Souvenirs sind schön. Da wir wissen, dass wir zum Ende unserer Reise noch einmal hierhin kommen werden, werden heute keine größeren Gegenstände gekauft, die wir dann morgen per Flieger mit nach Cusco nehmen und den Rest der Woche ebenfalls mitschleppen müssen.

    Wir lassen den Abend im Hotel-Restaurant bei sehr gutem Essen und leckerem Wein ausklingen, nachdem wir vorher noch unseren Begrüßungscocktail an der Bar zu uns genommen haben. Wir sind gespannt auf das Ersatzprogramm, das wir für die ausfallende Fahrt zum Titicaca-See angeboten bekommen.

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Morgens werden wir zum Flughafen nach Lima gebracht und fliegen von Lima, direkt am Meer gelegen, knapp 1.000 km nach Cusco in den Anden auf ca. 3.400 Meter Höhe. Das heißt, wir waren jetzt gut 1 Woche auf Meeresniveau, nun muss sich unser Körper schnell daran erinnern, wie dünn die Luft dort oben ist. Aber das klappt inzwischen ganz gut.

    Nur mal so: die Schreibweise von Cusco ist uneinheitlich: meist Cusco, aber auch Cuzco (auf Quechua Qusqu oder Qosqo).

    Am Flughafen in Cusco werden wir von 2 Frauen in Empfang genommen, unserer Reiseleiterin für heute und morgen (Cusco und Machu Picchu) und unserer Fahrerin, die ich morgen auf dem Weg nach Machu Picchu endgültig nur noch „Kamikaze“ nennen werde. Bei deren Fahrstil wird uns ganz anders!
    Das sind die beiden: links: Kamikaze, rechts unsere „hochmotivierte“ Reiseleiterin.

    Nachdem wir bisher in diesem Urlaub so viel Glück hatten, haben wir nun gleich eine Doppelniete gezogen und uns auch bei der Reiseagentur in Peru beschwert.

    Wir werden erst einmal zum Hotel gebracht, checken ein und anschließend fahren wir in die Umgebung von Cusco: alte Steine gucken.

    Es gibt gleich 3 Prä-Inka-Ruinen in der näheren Umgebung von Cusco

    1. Stopp: Tambomachay (= Bad der Inka) ist ein „Wasserheiligtum“ aus der Inka-Zeit. Damit das Wasser in Kanälen über vier terrassenförmige Ebenen fließen kann, wurde der natürliche Felsen behauen und künstliches Mauerwerk eingearbeitet. So läuft das Wasser durch mehrere Nischen im Fels zu den Wasserspielen.
    Eine Quechua-Legende besagt, dass man davon jünger werden soll, wenn man von dem Wasserlauf rechts unten trinkt. Trinkt man vom Wasserlauf links unten, wird man Zwillinge bekommen, und der obere Wasserlauf soll eine segnende Wirkung haben.
    Diese künstliche Anlage zeigt den Respekt, den die Inka vor der Natur hatten, aber auch deren Herrschaft über sie.

    Souvenirs, die keiner braucht

    Angeber!

    die ist ein Knauf am Geländer neben dem Weg

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Kencco (auch Kenko oder Quenqo) hat die Form eines Amphitheaters. Der Name bedeutet „Labyrinth“ oder „Zickzack“ und stammt von einer langen, schlangenförmigen Opferrinne, in der während Opferritualen Chicha (= Maisbier), geweihtes Wasser oder sogar Menschenblut geflossen sein soll.

    In einer künstlich angelegten unterirdischen Plattform befindet sich ein Altar, auf dem wohl die Toten einbalsamiert wurden:

    Ein Opferstein:

    Blicke von Kencco auf Cusco


    Saqsayhuaman

    Als nächstes fahren wir zur ca. 1 km entfernt liegenden Ruine der Inkafestung Saqsayhuaman (wieder verschiedene Schreibweisen, auch Sacsayhuamán oder Saksaywaman) einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten aus der Inkazeit in unmittelbarer Umgebung von Cusco. Sie liegt etwa 3 km oberhalb des Stadtzentrums auf 3.567 m.

    Man nimmt an, dass diese Anlage den am meisten gefährdeten Zugang zur Stadt schützen sollte. Während der spanischen Eroberung verschanzten sich Hunderte von Kriegern hinter ihren Mauern. Die Anlage wurde dabei teilweise zerstört, anschließend nutzten die Spanier die Steine zur Errichtung von Cusco. Später wurde die Gegend auch noch von Erdbeben heimgesucht, so dass heute nur noch etwa ein Drittel von Saqsayhuaman erhalten ist.

    Die Bauform, wie z.B. der Bau von Nischenplätzen und kreisförmigen Arenen sprechen eher gegen eine Deutung als Verteidigungsanlage, sondern für einen heiligen Ort. Wie einige andere, sollte auch diese Festung außerdem repräsentativen Zwecken dienen und die Macht und Leistungsfähigkeit der Inka demonstrieren.
    Erbaut wurde die Anlage in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts unter den Inkaherrschern Pachacútec Yupanqui und Túpac Yupanqui. Die Bauzeit betrug wohl 70-80 Jahre, zwischen 10.000 und 30.000 Männer sollen permanent während dieser Dauer daran gearbeitet haben.

    Die Anlage besteht aus drei terrassenförmig übereinander gebauten Zickzackmauern von 600 m Länge. Die untere Mauer ist 9 m, die mittlere 10 m und die obere 5 m hoch.

    Zum Bau wurden riesige Steine von den 20 km entfernten Steinbrüchen heran transportiert und dann bearbeitet, bis sie fugenlos aneinander passten. Der größte Stein ist 9 m hoch, 5 m breit, 4 m dick und wiegt über 200 Tonnen. Bis heute ist unklar, wie die Inka die Steine transportiert haben, da sie weder Rad noch Rolle kannten. Für die Bearbeitung verwendeten sie spezielle Steinwerkzeuge, denen selbst harter Granit nicht standhielt.

    Die Terrassen sind von Kanälen zur Wasserversorgung und zur Ableitung von Regenwasser durchzogen. Hinter den Wällen liegt ein großer Platz, auf dem auch heute noch jährlich am 24. Juni das Sonnenfest (Inti Raymi) gefeiert wird, das sogar der Präsident besucht.

    An solche Treppen werden wir uns in den nächsten 2-3 Tagen noch gewöhnen:

    Die Anlage aus der Vogelperspektive, von einer Schautafel abfotografiert - ein besseres Bild gibt es unter

    Unsere Reiseleiterin kann uns zwar einiges erläutern, wir merken aber, dass sie das im Gegenteil zu Hans und den Galapagos-Guides nicht mit Lust und Herzblut tut. Es ist halt ihr Job zum Geld verdienen.

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Am Wegesrand sehen wir noch einen knuddeligen Esel mit seiner Mutter und ein Alpaca:

    Nach der Besichtigung der 3 Ruinen fahren wir zurück nach Cusco. Ich habe vorher immer gehört oder gelesen, dass die Stadt so toll sein soll. Entweder liegt es an der unambitionierten Reiseleiterin, daran, dass unser weiterer Reiseverlauf noch immer nicht geklärt ist oder daran, dass ich von Ecuador so verwöhnt bin: ich werde mit dieser Stadt nicht warm. (Das wird sich in den nächsten 3 Tagen noch ein wenig ändern).

    Auf dem Plan steht die Besichtigung der Kathedrale, der Iglesia de La Compañia de Jesus und der Klosterkirche La Merced.
    Um das Andenken an das Volk und die Kultur der Inkas zu zerstören, wurde die Kolonialstadt Cusco von den Spaniern auf den Ruinen der Inkas errichtet. Die Kathedrale wurde auf den Grundmauern des Palastes des 8. Inka Viracocha, die Jesuitenkirche La Compañía auf den Ruinen des Palastes des Herrschers Huayna Cápac erbaut.

    Die Kathedrale, deren Bauzeit 1559 begann und ca. 100 Jahre betrug und für die ebenfalls Steine von Saqsayhuaman verwendet wurden

    Fassade der Capilla de la Sagrada Familia, neben der Kathedrale (im Vorbeigehen)

    Iglesia La Compañía de Jesús (Baubeginn spätes 16. Jhd, durch das Erdbeben 1650 zerstört und 18 Jahre später wiederhergestellt

    Kloster La Merced (erbaut 1539, 1650 durch das Erdbeben erheblich beschädigt, die Wiederherstellung dauerte 15 bis 20 Jahre)

    und innen:

    an der schönen Plaza de Armas

    eine Leiter auf peruanisch

    Die tollen Bauwerke werden hinter einander abgespult, der Wunsch, etwas an der Plaza de Armas zu verweilen, kategorisch mit dem Hinweis auf den Plan und die Zeit abgelehnt, Kamikaze kommt zur vereinbarten Zeit zum vereinbarten Ort und wir werden wieder am Hotel abgesetzt. Der Verkehr ist heftig, wir haben keinen Plan von Cusco und wissen auch nicht, wo wir den auf die Schnelle bekommen können, also bleibt uns nichts anderes übrig, als mitzufahren und in der Nähe vom Hotel zu bleiben. Ok, gegenüber ist eine große Markthalle, in der Kleidung, Schmuck etc. angeboten wird, da können wir abends mal gucken und im Hotel gibt es auch etwas zu Essen, aber ein idealer Urlaubstag ist anders.
    (Noch wissen wir es nicht, aber wir werden noch genug Zeit haben, um in Ruhe an der Plaza de Armas zu verweilen.)

    Lange können wir heute ohnehin nicht auf bleiben, da unsere beiden „Ladies“ uns morgen früh schon um 5:15 wieder ins Auto packen und wir uns auf den Weg nach Machu Picchu machen werden.
    Apropos Auto: nicht nur die Qualitäten der Fahrerin können mit Carlos nicht mithalten, auch das Auto selbst ist ein paar Klassen unter dem ecuadorianischen Niveau: statt Mercedes Kleinbus gibt es hier einen Hyunda Kleinbus, wie auch schon am Tag zuvor in Lima. Ist ja ok, aber eben keine Steigerung - wir werden noch merken, wie gut dieses Auto ist, im Vergleich zu dem, was noch kommt. :cursing:

    Ach so, ich hatte noch gar nicht geschrieben, dass unsere Gruppe jetzt nur noch aus Moni, Ruth und mir besteht, es kam also kein „Ersatz“ für Birgit, Sina und Heidi, mit denen wir vorher unterwegs waren.

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Morgens kurz vor 5:30 werden wir von unserer Reiseleiterin und Kamikaze am Hotel abholt und mit dem Hyundai-Minivan zu Bahnstation von Ollantaytambo gefahren – eine ziemlich abenteuerliche Fahrt, bei der das Frühstück neu gemischt wird.

    Ich weiß nicht, was Kamikazes Problem ist – die falsche Stärke bei den Brillengläsern, Unachtsamkeit, ist es zu früh am Morgen (könnte ich ja verstehen, aber gestern Nachmittag war sie dann wohl schon wieder müde) oder hat sie den Führerschein gewonnen? Sie nimmt jede Kurve so, als säßen wir im Kart: abrupt und hart. Dafür ist dieses Auto nicht gedacht! Vor und in Ortschaften gibt es zur Verkehrsberuhigung wie bei uns oft Bodenwellen, die in Peru mehr oder weniger auffällig gelb gestrichen und so eigentlich schon recht früh erkennbar sind. Kamikaze fährt mit unverminderter Geschwindigkeit darauf zu, bremst vorher heftig ab, der Hyundai hüpft über die Bodenwelle (Stoßdämpfer kaputt?) und dann gibt Kamikaze wieder Gas. Mir ist schon lange nicht mehr im Auto schlecht geworden – nun ist es aber soweit. (:hau2:)

    Ich mache ein paar Landschaftsaufnahmen aus dem fahrenden Auto heraus, um mich von Kamikazes Fahrweise abzulenken. Die Gegend mit Frühnebel über den kleinen Seen und Feldern und der langsam aufgehenden Sonne gefällt mir.

    Wir fahren durch die Stadt Urubamba, die wir morgen auch noch sehen werden, was wir jetzt aber noch nicht ahnen.
    Ein beliebtes Taxi im Urubamba-Tal:

    das letzte Stück unseres Weges:

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Nach ca. 65 km kommen wir endlich in Ollantaytambo an. Wir können aus dem Auto raus und in unseren Zug nach Aguas Calientes, dem Ausgangspunkt für die Besichtigung von Machu Picchu, steigen.
    Wir fahren aber nicht mit einem Zug der Perurail, der Haupteisenbahnlinie des Landes, die Machu Picchu mehrmals täglich (stündlich?) anfährt, sondern mit dem Machu Picchu Train. Der ist hübsch mit Vogelmotiven verziert, fährt aber nur 1- oder 2mal morgens nach Machu Picchu und genauso oft nachmittags zurück. Das wird uns nachmittags noch ein wenig ärgern, denn wir sind mit der Führung durch Machu Picchu zu früh fertig und müssen uns noch gut eine Stunde die Zeit vertreiben, die wir anderweitig besser hätten nutzen können.

    Peru Rail und Machu Picchu Train

    Es ist eisig kalt so früh morgens im Zug. Ich habe für alle Fälle noch eine leichte Regenhose dabei, da Machu Picchu häufig von Nebel und Regen heimgesucht wird. Die Hose ziehe ich auch noch über, mir ist immer noch kalt. Aber die Strecke ist sehr schön! Ich sitze ganz vorn in der ersten Reihe des Zuges und kann daher sowohl nach vorn (die Lokomotive ist schmaler), als auch zur Seite fotografieren.

    Die Gleise folgen dem Fluss Urubamba, nach dem das Tal, durch das wir fahren, benannt ist.

    Gegenverkehr und Weichensteller

    es ist die Haupttouristenstrecke im Land, aber die Häuser an ihrem Rand sehen nicht sehr einladend aus.

    Unterwegs haben wir auch noch Müllberge gesehen.

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Aber die Strecke ist schön:

    Hütten für die Inka-Trail Wanderer

    Der Inka-Trail ist weltberühmt, obwohl der Pfad, den viele Touristen kennen, nur ein kurzer Abschnitt im Netzwerk der Inkapfade ist. Der Inka-Trail nach Machu Picchu ist Teil eines Systems von mehr 23.000 km Länge. Das gesamte Pfadsystem läuft durch Kolumbien, Westbrasilien, Ecuador, Peru, Bolivien bis nach Zentralchile und Nordargentinien.
    Diese Brücke führt zum Inka-Trail, der dort drüben hoch geht

    Das hier soll ein sehr leichter Abschnitt sein

    Es gibt anscheinend viele Gesetze in Peru - Nr. 25357 bezieht sich auf das Rauchverbot (im Zug)

    Der Urubamba führt zurzeit wenig Wasser. Er kann auch ganz anders und hat schon komplette Dörfer mitgerissen.

    Wir kommen in Aguas Calientes, auch genannt Machu Picchu Pueblo, an.

    Hier sieht es ja noch ganz nett aus

    Aber diesen Ort brauche ich nicht! Außer Souvenirläden gibt es noch Touristen-Restaurants, sonst fast nichts. Alles ist darauf ausgerichtet, dass hier täglich ein paar tausend Touristen durchkommen, um nach Machu Picchu zu fahren. Wir werden von unserer Reiseleiterin vom (Zug-)Bahnhof zum Busbahnhof gelotst, denn die letzten 8 km geht es in Serpentinen hoch auf den Berg.

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • @ Kanada-Kalle: (:danke:)


    Bis ich die Fotos von Machu Picchu einstelle, können noch ein paar Tage vergehen, denn ich muss die 150 Fotos erst noch "ausdünnen" und die Texte schreiben. Aber dann geht es weiter.

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Wow! Das ist ja tolle Reise. :thumbup:

    Ganz toll geschrieben und es sind ein paar super Fotos dabei. :thumbup:
    Also wirklich gar kein Grund hier nicht weiterzumachen... :D

    Gruß
    Michael

  • Danke, Michael! Und das aus Deinem Mund - ist eine besondere Ehre! :)

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Hallo Silvia,

    Peru und Chile stehen ja schon lange auf meiner heimlichen Wunschliste. Nun ist Ecuador noch dazu gekommen und die Galapagos-Inseln würde ich auch noch mitnehmen ;)
    Leider ist es insgesamt für meinen Geschmack zu viel Stadt und zu wenig Natur bzw. Wanderungen, aber das geht ja sicherlich auch anders.

    Auf Machu Picchu bin ich schon mehr als gespannt - vermutlich ist es auf die eine oder andere Art aber so enttäuschend wie Chichen Itza in Mexico. Es war schon seit Kindheit mein Traum, einmal dort die Pyramide zu sehen. Und vor ein paar Jahren waren wir dann in Mexico und ich habe mir eben diesen Traum erfüllt - und war völlig ernüchtert. Obwohl wir die frühmorgens Tour gebucht hatten, war es dort proppenvoll. Klar, außer mir gibt es auch noch andere Leute, die dort hin wollen. Ich habe eine Ewigkeit gebraucht, um ein halbwegs vernünftiges Foto von der Pyramide zu machen, auf dem nicht tausende andere Menschen drauf sind. Ähnlich voll war es in Tulum. Irgendwie hatte ich immer die Vorstellung, ich stehe alleine vor den Ruinen und kann den Anblick weidlich genießen - das war wohl ein Satz mit x.

    Danke auch an dieser Stelle mal für die ganze Mühe, die Du Dir machst. (:hutab:)
    Der Bericht ist viel zu schade, um hier irgendwann in den Tiefen zu verschwinden. Nicht nur die unzähligen wunderschönen Fotos, sondern auch die Recherchen und die Informationen, die Du mit einstellst. Eigentlich müsstest Du das wirklich irgendwo veröffentlichen; es ist sehr spannend und detailliert beschrieben, ohne jemals langweilig zu werden.

    LG
    Andrea

    Bei Stammtischtreffen dabei.

  • Hallo Andrea,
    vielen Dank für Dein Lob! Schade, dass Du in Chichen Itza und Tulum so ein Pech hattest und die Massen zur gleichen Zeit da waren. Bei uns war es glückerlicherweise anders, doch lies selbst:


    Vorgeschichte zu Machu Picchu:

    Wir haben so ein Glück! Es ist total leer hier! Nicht die erwarteten Massen an Touristen, nur ein paar hundert verteilen sich heute auf der Anlage. Außerdem scheint noch die Sonne, was hier nicht unbedingt üblich ist. Später treffen wir auf 2 junge Amerikaner, die gestern schon einmal hier waren. Da war das Wetter so schlecht, dass sie kaum Sicht hatten und deshalb sind sie heute noch einmal hier. Wir haben nur 1 Chance somit richtig Glück!

    Warum ist es so leer? Heute ist Sonntag und es sind Präsidentschaftswahlen in Peru. In Peru besteht Wahlpflicht – wer nicht wählen geht, muss Strafe zahlen, erzählt uns unsere Reiseleiterin. Ihre Strafe wird von der Agentur gezahlt, damit ist die ausgelöst und kann uns führen. Anscheinend machen das aber nicht so viele Veranstalter, denn eine andere Erklärung haben wir nicht dafür, dass so wenig los ist. Entscheidend ist letzten Endes ja auch nur, dass wir nicht in Reih und Glied mit anderen durch die Ruinen geschoben werden. Das ist einfach toll!

    Noch toller wäre es, wenn unsere Reiseleiterin uns nicht so spüren lassen würde, dass sie gar keine Lust hat. Sie kennt sich hier leidlich aus und kann auch ein paar Dinge erklären, aber wirklich Spaß macht es nicht mit ihr. Sie telefoniert ewig, angeblich mit ihrem kleinen Sohn. Sie weiß nicht, dass ich ein paar Brocken Spanisch kann und es zumindest dafür reicht, mitzubekommen, dass es in dem Telefonat um ihr Honorar geht, das ihr nicht hoch genug ist. Allein für diese freche Lüge könnte ich sie runterschubsen ;)

    Noch eine Anmerkung, bevor es an die Fotos geht: bereits seit 5 Tagen gibt es in Peru keinen Alkohol zu kaufen, da man verhindern will, dass die Peruaner zu betrunken zum Wählen sind. Auch für uns Touristen war es nicht leicht, einen Wein zum Abendessen zu bekommen. In den Supermercados sind die Spirituosenbereiche alle mit Absperrbändern, Tischen und Stühlen verbarrikadiert, auch im Hotel gab es gestern keinen Wein, weder im Restaurant, noch in der Mini-Bar. Harte Sitten! Heute, nach den Wahlen, darf an die Peruaner nur ein spezielles, besonders leichtes Bier ausgeschenkt werden, damit es nicht zu Krawallen kommt.

    So, nun genug Vorgeplänkel!

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Wer an Machu Picchu denkt, hat in etwa diese Ansicht vor Augen:

    Übrigens: das Grün der Wiesen ist wirklich so leuchtend, ich habe die Farbe bei manchen Fotos sogar etwas rausgenommen.


    Etwas Hintergrundwissen: (ich hoffe, es interessiert Euch :) )

    Erbaut wurde Machu Picchu wohl um 1450 auf Befehl des Inka-Herrschers Pachacútec Yupanqui, der die Grundlagen für die Ausdehnung des mächtigen Inkareiches schuf und den Kult um den Sonnengott Inti einführte. Die Stadt liegt in 2.450 m Höhe und fällt an 3 Seiten fast 600 m tief zum Rio Urubamba ab, der Machu Picchu in einer U-förmigen Schleife umfließt.

    Machu Picchu war ca. 400 Jahre lang für die Außenwelt unbekannt, bevor die Anlage 1911 von dem Amerikaner Hiram Bingham in den peruanischen Nebelwäldern wiederentdeckt wurde. Dass die Stadt noch existiert, verdankt sie dem letzten Inka Tupac Amaru, der Teile der Inka-Trails zerstören ließ, um die spanischen Verfolger vom Weg abzubringen. Heute besuchen täglich zwischen 3.00 und 5.000 Menschen die Anlage.

    Der ursprüngliche Name ist unbekannt, Machu Picchu (= alter Gipfel) wurde nach einem der beiden Berggipfel benannt, zwischen denen der überwiegende Teil der Stadt und die für die Landwirtschaft genutzten Terrassen liegen. Am anderen Ende ragt der Huayna Picchu (= junger Gipfel) zuckerhutförmig in den Himmel. Darauf befindet sich ebenfalls eine kleine Anlage, die von Machu Picchu über einen kleinen Bergpfad erreichbar war und ist. Wir sind aus Zeit- und Konditionsgründen aber nicht auf dem Huayna Picchu gewesen. In Machu Picchu gibt es ca. 3.000 Stufen, das allein ist schon recht anstrengend.

    Die Stadt umfasste 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen gelegen und mit einem System von Treppen verbunden waren. Man geht davon aus, dass bis zu 1.000 Menschen in der Stadt gewohnt haben.

    Das Baumaterial kam aus naheliegenden Steinbrüchen. Die Inka transportierten die Steinblöcke mit Hilfe vieler Menschen. Sie benutzten wohl tausende kleiner Steine, die die Strecke bedeckten und wie Räder funktionierten, wenn sie die großen Blöcke darüber weg zogen. Das Rad selbst war den Inka unbekannt, da ihre Wege und Pfade so steil waren, dass Karren für den Transport nichts gebracht hätten. Der Steinbruch liegt am Rande des Heiligen Platzes.

    Über den Sinn und Zweck dieser Stadt wurden verschiedene Theorien entwickelt. Tatsächlich existieren über sie keine Überlieferungen beziehungsweise wissenschaftliche Aufzeichnungen, weshalb auf der Grundlage archäologischer Funde nur mehr oder weniger begründete Vermutungen angestellt werden können.

    Hier gibt es ein sehr gutes 3D-Modell: Google Earth Model of Machu Picchu

    Wir beginnen unsere Besichtigung von Machu Picchu vom Grabfelsen mit dem Haus des Wächters aus.

    Von hier hat man die beste Sicht auf die gesamte Anlage.

    der städtische Bereich:


    Blick von Süden nach Norden

    Blick zurück :) von Norden nach Süden zum Grabfelsen

    kein Wunder, dass Machu Picchu so lange „verschollen“ war, bei dieser Lage:

    der Blick von unten hinauf zum Grabfelsen vermittelt am besten einen Eindruck über die Höhe der Anlage, die Anzahl der Terrassen und der Menge an Steinen, die hier verbaut worden ist


    tbc


    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Mach Dich nicht "kleiner" als Du bist und mich bitte nicht "größer" Silvia.

    Gerade die Fotos vom Machu Picchu sind top. Sehr schön komponiert. :thumbup:

    Und was für ein Glück mit dem Wetter und vor allem dem Wahltag! 8o

    Da wollte ich auch schon immer hin... wir mögen halt geführte Reisen nicht so gerne, können aber kein Spanisch und so richtige Abenteurer sind wir dann auch nicht. Aber irgendwann... :whistling:

    Gruß
    Michael

  • Der städtische Bereich und der landwirtschaftliche Bereich liegen klar voneinander getrennt.

    Die Stadtviertel spiegeln die dreiteilige gesellschaftliche Struktur der Inkakultur wider: die Häuser der Adeligen liegen in der Nähe zum Palast und den Tempeln.

    Vorne der Palast, dahinter Tempelanlagen


    die Viertel der Gelehrten und der Handwerker liegen am Hauptplatz


    das Wohnviertel der Gelehrten oberhalb vom Hauptplatz


    das Arbeiterviertel

    Einige Gebäude sind mit glatten, perfekt aneinander passenden Steinen gebaut worden, andere mit unregelmäßigen und mit Lehmmörtel zusammengefügten Steinen, die evtl. verputzt wurden. Je höher der Rang, desto perfekter passen die Steine aufeinander (z.B. im Palast: perfekt, bei den Gelehrten ebenfalls sehr gut, beim Arbeiterviertel sind deutliche Fugen zu erkennen.

    Im Süden liegen die Häuser und Terrassen der Bauern mit den Vorratskammern und den Ställen.


    Die Paläste und sakralen Bereiche nehmen einen großen Teil von Machu Picchu ein.

    Der Bereich des Königs (Grupo del Rey):
    Dort dürfte der höchste Würdenträger der Stadt gelebt haben, denn der Eingang und der Ausgang sind am selben Ort, bieten damit viel Sicherheit und das Innere des Gebäudekomplexes ist perfekt gearbeitet.

    Innen befindet sich eine Steinplattform, die den Boden erhöht und zu einer ziemlich hohen Wand mit 2 trapezförmigen Nischen führt. Vermutlich wurden darin Ornamente untergebracht, vielleicht auch die Mumien früherer Herrscher.

    Gegenüber ist ein Raum, der wahrscheinlich das Schlafzimmer des leitenden Inka war. Unten auf dem Boden war wohl das Bett.

    Auf der anderen Seite ist ein größerer Raum mit 12 Nischen. Man vermutet, dass dies das Arbeitszimmer des Inkakönigs war.


    Das Viertel mit dem Palast der Prinzessin, dem Sonnentempel, darunter das königliche Grab und der Tempel des Kondor:


    Der Palast der Prinzessin
    Das Gebäude neben dem Sonnentempel besteht aus zwei Ebenen, die aus perfekt passenden Steinblöcken errichtet sind. Es wurde der Palast der Prinzessin (Ñusta) genannt, da man annahm, dass es der Wohnsitz einer Inkaprinzessin oder Priesterin war, die eine besondere Stellung im Inkaadel hatte. Evtl. war dieser Raum ein spezieller Aufenthaltsort für Jungfrauen, die der Sonne oder dem Wasser geopfert werden sollten oder die an religiösen Ritualen für diese Gottheiten teilnahmen. Das kann durchaus möglich sein, wenn man die Nähe zum Sonnentempel, die Verbindung zwischen beiden Gebäuden und den Altar im Sonnentempel, der für solche Opfer gedient haben könnte, berücksichtigt.

    hier: Sonnentempel mit El Torreón und Altarstein, das königliche Grab und der Tempel des Kondor (links außen Teile des Palastes der Prinzessin)


    Der Sonnentempel
    Dieser sehr akkurat gebaute halbrunde Turm müsste der Sonne gewidmet gewesen sein. Die beiden Fenster sind an den Punkten ausgerichtet, an denen die Sonne zur Sommer- und Wintersonnenwende, dem kürzesten und längsten Tag des Jahres, aufgeht. Außerdem konnten die Astrologen der Inka anhand der Wechsel der Jahreszeiten Aussagen über die Zeit der Aussaat- und Ernte machen. Des Weiteren beobachteten sie den Nachthimmel.
    Von el Torreón, dem massiven Rundturm, aus konnten sie zudem die Sternenkonstellationen beobachten, deren Erscheinen oder Verschwinden ihnen nützliche Informationen für die Landwirtschaft lieferte.
    Der Sonnentempel wurde auf einem großen, glattgeschliffenen Felsen errichtet und die Wände wurden den Konturen des Originalfelsens nachgebaut.


    Das königliche Grab
    Unter dem Turm des Sonnentempels befindet sich eine Höhle, in der Gräber gefunden wurden. Die Inka höhlten den Fels aus, der das Fundament für den Sonnentempel bildet, und errichteten dann ein Mausoleum für (eine) wichtige Persönlichkeit(en), daher der Name.
    Rechts vom Eingang kann man einen Felsen mit drei Absätzen sehen (das Symbol von Pachamama).

    Leider darf man das königliche Grab nicht betreten, daher kann ich nur eine Beschreibung liefern, keine Fotos.
    Die innere Wand der Höhle im ist mit Steinen verkleidet, die perfekt ineinander passen. In den Wänden gibt es 4 trapezförmige Nischen mit der Größe von Türen.
    Außerdem enthält das königliche Grab ein Inka-Kreuz, das in eine der Wände geschnitzt wurde. Dieses Kreuz sieht wie eine Reihe von Stufen aus und verkörpert die 3 Ebenen des Seins in der Inka-Mythologie:

    • Die 1. Stufe, symbolisiert durch die Schlange, repräsentiert die Unterwelt bzw. den Tod

    • Die 2. Stufe, symbolisiert durch den Jaguar, repräsentiert das gegenwärtige menschliche Leben

    • Die 3. Stufe, symbolisiert durch den Kondor, repräsentiert die himmlische bzw. spirituelle Ebene der Götter


    Der Tempel des Kondor
    Seinen Namen verdankt er dem Kondorabbild, das zum Teil in den Boden gemeißelt wurde(der Kopf) und zum Teil aus Naturfels mit darauf errichteten Mauern besteht (die Flügel). Der Legende nach trägt der Kondor die toten Inkaherrscher ins Himmelreich.

    Der Eingang zum Tempel des Kondor

    im Inneren

    der Kopf mit Rinne, die wahrscheinlich zur Ableitung des Blutes diente, das bei (Tier-)Opfern floss.


    Der heilige Platz
    Um diesen Platz bauten die Inka Gebäude mit religiösem Charakter. Deshalb geht man davon aus, dass auf ihm religiöse Rituale abgehalten wurden.

    Das U-förmige-Gebäude im Hintergrund ist der Haupttempel mit dem Altarstein.
    Er hat 3 Wände mit trapezförmigen Nischen, wobei die zum Platz liegende Seite offen ist. Die Steinblöcke, die hier verwendet wurden sind besonders groß und perfekt bearbeitet, sowohl im Aufbau als auch in der Vollendung. An der hinteren Wand befindet sich ein spezieller Steinaltar. Leider haben seismische Bewegungen die hintere Wand angegriffen und es besteht die Gefahr, dass sie einstürzt.


    Der Tempel der 3 Fenster
    Er befindet sich im östlichen Teil des Heiligen Platzes und ist aufgrund der verwendeten riesigen Steinblöcke sehr eindrucksvoll. Die Steinblöcke wurden glatt poliert und passen perfekt ineinander. Das Gebäude ist rechteckig und besitzt nur 3 Fenster zum Heiligen Platz hinaus. Der Blick durch die 3 Fenster bedeutet „Unendlichkeit“.

    An der Außenwand kann man die Größe der Felsblöcke besonders gut erkennen


    Intihuatana
    Der „Ort, an dem die Sonne angebunden ist“ liegt im höchsten Teil des städtischen Bereiches von Machu Picchu.

    Durch religiöse Rituale versuchten die Inka, das Verschwinden der Sonne zu verhindern. Der Intihuatana spielte eine wichtige Rolle im Glauben der Inkas. Er wurde in Ritualen benutzt, die die Gegenwart der Sonne am kürzesten Tag des Jahres (Wintersonnenwende) sicherstellen sollten. Früher dachte man, dass die Inka den Stein verwendeten, um die Zeit zu messen.

    Das war aber falsch, da man damit keine Zeit messen konnte. Neben der Bestimmung der Position der Sonne in der Sonnenwende liefert er nützliche Informationen für die Landwirtschaft im Hinblick auf Aussaat- und Erntezeitpunkte. In der andinen Kosmologie ist das Klima gut, wenn man die Götter angemessen (durch Tier- oder Menschenopfer) verehrt. Tut man das nicht, wurde man mit Dürre oder Überschwemmungen bestraft.
    Die astrologischen Beobachtungen der Inka waren sehr fortschrittlich. Wir wissen, dass sie Sonnen- und Mondfinsternis vorhersagen konnten und die Mondphasen.
    Intihuatana - von hier hat der oberste Inka wohl auch zu seinen Untertanen gesprochen, die sich auf dem Hauptplatz versammelt hatten.

    tbc

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • In Machu Picchu kann man das Geschick der Inka-Architekten, ihre Siedlungen den topographischen Gegebenheiten anzupassen, besonders gut erkennen: die 216 Gebäude sind auf parallel verlaufenden Terrassen um einen großen zentralen Platz herum angeordnet. Die Wohnviertel sind schmal und lang und nutzen dadurch den Platz auf den Terrassen optimal.

    Das Besondere an der Inka-Architektur ist, dass sämtliche Mauern ohne Mörtel ineinander gefügt sind. Je bedeutender das Bauwerk (Tempel, Palast) bzw. die Person, die darin lebt, desto passgenauer wurden die Steine bearbeitet und aneinander gefügt.
    Zu den typischen Merkmalen gehören nach innen geneigte Mauern, trapezförmige Türen, Fenster und Nischen sowie steile Satteldächer. Die Breite der Mauerdurchlässe ist oben schmaler als unten bei der Schwelle, und die Seitenpfosten sind leicht nach innen geneigt, so dass ein gleichschenkliges Trapez entsteht.

    Bei den Fotos handelt es sich also nicht um eine Kameraverzerrung! ;)

    Man findet diese Elemente bei allen Tür- und Fensteröffnungen, die nach oben zum Teil mit tonnenschweren Monolithen abgeschlossen wurden.

    das Stadttor

    Die Pflöcke in den Mauern dienten wohl zum Einhängen von Türen, die Nischen zum Aufstellen von Utensilien oder Dekorationsgegenständen:

    Die Giebeldächer waren mit Stroh gedeckt, das auf Holzbalken lag, die mit Pflanzenschnüren an Steinstützen befestigt waren.

    hier wird fleißig restauriert:


    Treppen
    Ich habe es schon erwähnt: in Machu Picchu gibt es ca. 3.000 Treppenstufen, die selbstverständlich nicht gleichmäßig und ergonomisch sind. Daher muss ich beim Laufen leider auch immer auf die Stufen achten und kann nicht gleichzeitig die Gebäude um mich herum betrachten, ohne Gefahr zu laufen, zu stolpern oder herunter zu stürzen.

    Auf diesem Foto erkennt man links neben der Treppe einen „Wassergraben“ mit einer kleinen Öffnung, durch die das Wasser abfließen kann. Dieses System funktioniert noch nach mehr als 500 Jahren.

    Für Menschen mit Knieproblemen stellt Machu Picchu eine echte Herausforderung dar. Stundenlang hier treppauf-treppab zu laufen, festigt aber die Beinmuskulatur.


    Terrassen
    Es gibt 2 verschiedene Arten von Terrassen:
    1. die für die Landwirtschaft (für den Ackerbau und als Weiden für die Tiere)
    2. als Erosionsschutz für die Stabilität der gesamten Anlage (wegen der extremen Hanglage und permanenten Wassererosion)

    Terrassen für die landwirtschaftliche Nutzung:

    die Terrassen bestehen aus insgesamt 4 Schichten: oben Humus für das Pflanzenwachstum, darunter, mit zunehmender Korngröße zur besseren Versicherung des Wassers gegen Staunässe: Sand, Kies und ganz unten Stein.

    Die Wasserversorgung von Machu Picchu funktioniert noch heute ebenso wie das aufwendige System zur Ableitung des Regenwassers. Abgesehen von sichtbaren Ablauflöchern in den Terrassenwänden oder neben den Treppen verläuft dieses überwiegend im Terrassenunterboden.

    Terrassen zur Stabilisierung

    Nun haben wir unseren Rundgang beendet. Es gibt hier noch viel mehr zu entdecken, aber irgendwann ist der interne Speicher voll – und die lustlose Reiseleiterin schlägt vor, dass wir uns auf einer der Terrassen noch etwas ins Gras legen und entspannen.

    Bei der Gelegenheit fällt mir dieser kleine Kerl auf, der auch einfach die Aussicht genießt:
    (falls OliH hier auch liest: was ist das für einer :?: )

    Genug entspannt – Wolken ziehen auf.

    Wir gehen schon mal zurück zur Busstation und fahren in dieses „hübsche Städtchen“ Aguas Calientes zurück. Hier gibt es noch ein ausgiebiges Essen (im Reisepreis enthalten) und dann vertreiben wir uns die Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges mit einem Bummel entlang der Souvenirläden. Es gibt das Übliche: Schmuck, Kleidung, diverse Abbildungen von und Andenken an Machu Picchu, nichts, was wirklich mit muss (abgesehen von einem kleinen Lama als Magnet für den Kühlschrank meines Cousins). Aber unser Zug fährt noch nicht, einen anderen können wir nicht nehmen, also müssen wir noch etwas bleiben.

    Dieses Hotel und Restaurant in Aguas Calientes sieht nicht wirklich vertrauenserweckend aus, oder?

    Deko im Zug: als Überzieher über den Lehnen:

    bzw. über den Sitzreihen – über jeder Reihe gibt es einen anderen Vogel

    letzte Blicke aus dem fahrenden Zug, bevor es ganz dunkel ist:


    Als wir an der Bahnstation von Ollantaytambo ankommen, merken wir schon, dass die Atmosphäre etwas aufgeheizt ist: die Wahlen sind vorüber, nach 5 Tagen gibt es den ersten, wenn auch leichten Alkohol. Aber wenn man davon genug trinkt, ….

    „Unser“ Auto kommt, wir steigen ein und sind ganz verblüfft, dass nicht Kamikaze fährt. Keine Ahnung warum, aber diesmal haben wir einen männlichen Fahrer. Die Strecke zurück ist die gleiche wie heute Morgen, aber wir sind eine halbe Stunde länger unterwegs. Ok, man kann nicht alles haben: entweder es dauert länger oder mir wird schlecht! Da ist mir diese Variante schon lieber, zumal es mittlerweile stockfinster ist und es fast nirgendwo Straßenbeleuchtung gibt. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie die Rückfahrt mit Kamikaze geworden wäre!

    Der Tag in Machu Picchu war toll, ein paar Rahmenbedingungen hätten besser sein können.
    Inzwischen wissen wir, dass wir morgen einige Inka-Anlagen im Heiligen Tal besichtigen werden. So richtig begeistert sind wir von dieser Alternative zum Titicaca-See nicht, aber warten wir mal ab, was der Tag so bringen wird.

    Viele Grüße
    Silvia

    Bei Stammtischtreffen dabei

  • [font='Trebuchet MS, Arial, sans-serif'][size=12]Wer an Machu Picchu denkt, hat in etwa diese Ansicht vor Augen:

    Übrigens: das Grün der Wiesen ist wirklich so leuchtend, ich habe die Farbe bei manchen Fotos sogar etwas rausgenommen.

    Hallo Silvia,

    DAS ist genau der Anblick, den ich meinte. Da ich ja eh nicht schlafen kann, habe ich mich jetzt noch an Machu Picchu erfreut. Was für eine tolle Anlage, was für ein Glück mit dem Wetter und den wenigen Leuten. Soviel Glück auf einmal hat man selten.

    Tolle Fotos, viel Hintergrundinformationen - hat sehr viel Spaß gemacht, das zu lesen.

    Auch die Infos zur Wahl fand ich sehr interessant, das habe ich auch noch nicht gewusst.

    LG
    Andrea

    Bei Stammtischtreffen dabei.

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