... Tatsache ist aber, dass auch die Schweizer Polizei die Waffe nur einsetzt, um zu töten. Scheint also zumindest in den mir bekannten Ländern überall gleich gehandhabt zu werden...
Ein Gedankenbeispiel dazu: Angenommen es ist 2h Früh und du hörst, dass jemand versucht die Eingangstür deines Hauses aufzubrechen. Du öffnest die Tür, stellst den mutmasslichen Einbrecher zur Rede ("Hey, was soll das?") und der Typ bedroht dich mit einem Baseball-Schläger: "Gib' mir Geld, oder ich nehm's mir!" Was tust du?
...Wie überall, gibt's dafür eine spezielle Bezeichnung. Hier heisst das "Finaler Rettungsschuss".
Ja, ähm, diese Bezeichnung würde bei mir nur dann zutreffen wenn der "Finale Rettungsschuss" dann zugleich auch die wirklich allerletzte abgefeuerte Patrone aus dem Magazin meiner Dienstwaffe wäre. Wie gesagt: Ich musste meine Waffe noch nie im Dienst einsetzen - und ich hoffe sehr, dass das auch so bleibt - aber im Ernstfall wird so lange "draufgehalten" bis mir die Munition ausgeht. Ja, hört sich nicht allzu nett an, ist aber so.
Ich habe das Glück, dass ich bzgl. Schusswaffengebrauch nur auf die Erfahrung aus Szenario-Trainings mit Simuniton zurückgreifen kann. Aber so wie ich mir auch schon intern einen gewissen Ruf wegen meines liberalen Einsatzes von Pfefferspray im Dienst erarbeitet habe, bin ich auch für meinen Munitionsverbrauch bei Szenario-Trainings bekannt (wohl eher "berüchtigt" ). Ich bin dabei praktisch immer der "Böse" und ich "erschiesse" bei jedem Durchgang mindestens 2-3 Cops - und das so, dass es auch trotz "nur" Simunition wirklich weh tut. Warum? Weil 's im richtigen Leben eben dann auch gleich mit dem Ende des Selbigen endet, wenn man Hemmungen hat und nach dem ersten Schuss vielleicht "erst einmal schauen" will, ob sich schon was ergeben hat...
Erst vor zwei Wochen hatten wir ein solches Training. Szenario: Ich war ein psychisch abnormer Amok-Schütze, der sich in einem industriellen Gebäude verschanzt hatte. Bewaffnet war ich nur mit einer Handfeuerwaffe und 20 Schuss Munition (die Trainer wollten es einfach machen - kein "normaler" Amok-Schütze würde mit lächerlichen 20 Schuss Amok laufen...). Aber ok: Ein schwer bewaffnetes, 7-köpfiges SWAT-Team (vollautomatische Assault-Rifles, komplette Schutzanzüge, etc.) wurde in das Gebäude geschickt, um nach mir bösem Buben zu suchen und mich zu "neutralisieren". Um die lange Geschichte kurz zu machen: Klar haben sie mich neutralisiert. Wenn man mit 20 Schuss einem SWAT-Team gegenübertritt ist das nun einmal so. Aber bei jedem Durchgang (insgesamt 6x) habe ich mindestens 2, meistens 3 von den "Guten" erwischt - und zwar so, dass die im Ernstfall nicht mehr heimgegangen wären. Und warum? Meistens weil diese Officers gezögert haben. In einem Fall hatte einer meiner Trainingspartner sein Sturmgewehr bereits im Anschlag auf mich. Wir sahen uns direkt in die Augen. Er zögerte einen Moment zu lange, und - pop-pop-pop- war er auch schon "tot", so wie die anderen beiden Kollegen, die zuvor nicht ausreichend aufgepasst hatten. (die restlichen Kollegen haben mich dann mit "Dauerfeuer" ziemlich auseinander genommen. Aber drei Kameraden waren zu dem Zeitpunkt eben schon "tödlich getroffen"). Also nein: Wenn man töten muss, dann mit eben dieser Konsequenz und nicht nur mit einem Schuss, sondern eben ohne Kompromisse (denn zu diesem Zeitpunkt gibt es längst keine Kompromisse mehr).
Anmerkung; "Simunition" = "Simulations-Munition", Diese Art von Munition wird aus scharfen Schusswaffen abgefeuert (also nicht Air-Soft, o.ä.) . Die Munition hat echte Treibsätze, hat aber statt eines Kupfer- oder Blei-Projektils eine Art "Paintball" Projektil, das beim Auftreffen auf ein Ziel zerplatzt und einen Farb-Klecks hinterlässt. Bei Trainings-Szenarien in welchen solche Simunition eingesetzt wird, müssen alle Beteiligten Schutzkleidung tragen, da Treffer durchaus sehr schmerzvoll sein und (ohne Schutzkleidung) auch durchaus ernste Verletzungen verursachen können.