Die oberen Seen (Gornja jezera)
Im folgenden beschreibe ich dann als erstes einen Rundgang um die oberen Seen, angefangen bei der Fahrt mit dem Pendelbus von der Haltestelle SP2 (dazu parkt man bei Parkplatz 2) zur letztmöglichen Haltestelle SP3. Interessanterweise wurden wir zu keinem Zeitpunkt kontrolliert ob wir überhaupt eine Eintrittskarte gelöst hatten. Theoretisch hätten wir also parken und in den Pendelbus steigen können ohne überhaupt bezahlt zu haben. Entgegen einiger Meinungen, das es am schönsten sei die Seen von unten nach oben zu laufen (weil man dann immer auf die Wasserfälle zu läuft) entscheiden wir uns für die genau entgegen gesetzte Variante. Wir fangen also oben an und arbeiten uns nach unten vor. Der für mich persönlich ausschlaggebende Grund dafür war ganz einfach: Man läuft immer bergab! Ob ich die Wasserfälle bereits von weitem sehe oder nicht ist mir ehrlich gesagt auch egal, oftmals finde ich es wesentlich schöner und spannender gar nicht zu sehen wo ich drauf zu laufe. Der Überraschungseffekt ist dann nämlich ungleich größer!
Auf der Grafik unten kann man ganz gut erkennen welchen Höhenunterschied man hier auf einer Wanderung bewältigt ...
Gefälle der Seen

Auf einer Gesamtlänge von 7.2km legt man gut erkennbar circa 150 Höhenmeter zurück. Zugegeben, das klingt erst einmal nicht viel und von etlichen Wanderungen ist man sicherlich auch ganz andere Strapazen gewohnt, man darf sich allerdings nicht täuschen lassen von den relativ kleinen Zahlen. Wir waren ehrlich gesagt recht froh NICHT bergauf laufen zu müssen die ganze Zeit!
Unser Rundgang beginnt dementsprechend am Proscansko jezero, dem größten aller Seen hier. Da man diesen allerdings nur umrunden kann ohne irgendwelche Wasserfälle zu sehen schnäbeln wir diesen nur an und wandern auf den engen Holzplanken zum Okrugljak-See hinab.
Glasklares Wasser ... am Okrugljak-See

Bereits auf den ersten Metern staunen wir immer wieder über das glasklare Wasser in welchem sich auch zahlreiche Fische beobachten lassen, ich kann mich nicht erinnern irgendwo auf der Welt so etwas schon einmal gesehen zu haben. Die blaugrünen bis türkisen Farben kommen nicht von ungefähr, sie entstehen durch Seekreide am Wassergrund welche bei Sonnenschein das Licht bricht und somit die unglaublichsten Farben entstehen lässt. Das ganze ist sehr vereinfacht ausgedrückt, aber wozu sollte man das jetzt hier verkomplizieren !? Jeder würde wissen das ich das eh irgendwo nachlesen musste *flöt*
... WAS auf jeden Fall sehr interessant ist: Durch das sehr kalkhaltige Wasser hier "wachsen" sozusagen die Felsen. Bis zu 3cm pro Jahr können die Wasserfälle somit "größer werden". Der Kalk sorgt nämlich für die Kalksinter-Ablagerungen und Kalktuff-Bildungen welche sich in mehreren Tausend Jahren hier gebildet haben. Das Wasser sucht sich dann an einer weichen Stelle eine neue Stelle zum abfliessen, somit variiert auch die Form der Wasserfälle immer wieder mal.
Bereits nach einigen Minuten gelangt man an die ersten Wasserfälle ... einige davon liegen leider noch im Gegenlicht, andere haben die optimalen Fotobedingungen bereits hinter sich. Keine ganz leichte Aufgabe also wenn man auf der Suche nach dem optimalen Foto ist.
Im Hintergrund der erste Wasserfall am Okrugljak See ... leider noch im Gegenlicht

Kleiner Wasserfall am Okrugljak See ...

Nachdem man Teile des Okrugljak-Sees entlang gegangen ist kommt man zu einer Stelle wo sich zum ersten Mal die Besucher knubbeln und die geradezu einlädt länger hier zu verweilen. Es ist der Übergang vom Okrugljak-See zum darunter liegenden Batinovac-See. Ein Holzsteg wurde hier über ein paar Kaskaden angelegt wo das Wasser über mit Moos bewachsenen Steinen nach unten fliesst. Durch das Sonnenlicht welches sich heute durch die Baumwipfel bricht und Teile der Kaskaden aufhellt wirkt die Stimmung fast schon märchenhaft.
Moos-Kaskaden

Entlang des Batinovac-Sees läuft man wieder auf Holzstegen, bis man schließlich am Ende in ein Waldstück gelangt. Viele Besucher nutzen diese Stelle um an umgekippten Baumstämmen eine erste Rast einzulegen. FAST wären wir auch in die Versuchung gekommen, haben uns aber mangels Sitzgelegenheiten entschlossen noch das Stück durch den Wald nach unten zu gehen und erst am nächsten See zu pausieren. Eine gute Wahl wie sich später herausstellen sollte, denn der schattige Wald verschafft am heutigen Tag (das Thermometer zeigt Werte von 36°C an) zum einen etwas Abkühlung, zum anderen sind ein paar Holzbänke vorhanden wenn man am Ende des Waldstückes angelangt. Ganz nebenbei ist dort die für mich persönlich fotogenste Stelle der bisherigen Wanderung ... dicke Baumwurzeln ragen über wunderschöne Kaskaden, gefolgt von einem Abschnitt der fast schon anmutet wie in einem tropischen Regenwald ... 
WAS für eine Baumwurzel

Traumhafte Kaskaden

Das Regenwald-ähnliche Flair kommt nicht von ungefähr, die oberen Seen sind nämlich in der Tat vom letzten Urwald Europas, Čorcola Uvala, umgeben. Hätte mir das jemand vorher gesagt, ich hätte es nicht geglaubt! Er ist knapp 80ha groß und beheimatet noch echte Urwaldriesen, wie zum Beispiel 50m hohe Fichten oder Tannen mit einem Stammdurchmesser von über 1.40m. Da wir den eigentlichen Urwald nicht besucht haben gibt es brauchbarere Informationen dazu auf der Seite von Urwaldfotograf Markus Mauthe ... er zählt zu den besten Naturfotografen Europas.
Urwald-Flair


Hier an dieser Stelle machen wir eine gute Stunde Pause, viel Zeit geht dabei leider einfach für's warten drauf. Warten auf DIE Momente wo einem mal nicht irgendein Schlumpf durch's Bild hampelt oder meint er sei fotogener als ein Wasserfall oder Baumstumpf. Manchmal könnte ich da einfach nur k*tzen. Auch, weil zwar überall Hinweisschilder stehen das man die markierten Pfade nicht verlassen soll, sich aber sehr oft gar nicht daran gehalten wird. Ich erinnere mich noch dunkel an die Diskussion um den Blue Canyon bei Tuba City damals, das man solche Locations nicht preisgeben sollte damit nicht zuviele fotowütige Touristen den fragilen (oder heiligen) Boden dort berühren und etliche tausend Jahre Entstehung zu Nichte machen. Hier in Kroatien scheint das niemanden zu interessieren, anscheinend schwebt hier eh jeder über den Boden sobald er die markierten Wege benutzt !? ... 
Urwald !?

Wenn ich es recht in Erinnerung habe befinden wir uns jetzt hier unten am Ende des Waldes am Galovac-See. Auch hier gibt es wieder vereinzelt ein paar Wasserfälle zu sehen ... wobei viele leider einfach Jahreszeitenbedingt nur noch schmale Rinnsale sind und vor sich hin plätschern. Zur Info: Reisezeitraum war Ende August, also mitten im Sommer. Durch die wenigen stärkeren Niederschläge in den letzten Wochen/Monaten muss man das zu dieser Jahreszeit wohl leider in Kauf nehmen. Laut unserer Vermieterin in der Pension vor Ort (wie haben in Seleste Drezniko in der Persion Vucovic gewohnt) sind die besten Reisemonate aber eh Mai oder Oktober! Wäre also zu überlegen ob wir nicht DANN noch einmal ... aber DAS wäre ja eine andere Geschichte *zwinker* ... 
Wasserfall am Galovac See

Vir See

Vorbei am kleinen Vir-See (nur 5m tief) gelangt man schließlich zum Wasserfall Galovački buk, welcher sich seinen Weg nach hier vom gleichnamigen See weiter oben gebahnt hat. Der Weg führt zu erst an einem U-Turn an seiner Abbruchkante vorbei, hier knubbeln sich leider SO viele Besucher das an vernünftige Fotos nicht zu denken ist - somit entsteht folgendes Bild, geknipst mit Links (obwohl ich Rechtshänder bin) und mit ausgestrecktem Arm über die Köpfe der Leute hinweg fotografiert ... es könnte schlimmer sein.
Abruchkante des Galovački buk

Der Weg führt dann im weiteren Verlauf die Felswand nach unten, kurze Zeit später sieht man den Wasserfall dann vor vorne. Leider hat die Sonne kein Einsehen und der Wasserfall liegt bereits im Schatten. Leichter Unmut mach sich in mir breit, immerhin ist gerade DAS hier einer der Wasserfälle die man ganz oft auf Bilder zu sehen bekommt wenn man Berichte von hier liest oder im TV schaut.
Galovacki buk

Nun ja, leider lässt sich das jetzt heute nicht mehr ändern und jegliche Versuche ein halbwegs brauchbares Bild zu machen scheitern zum einen - logischerweise - am Licht und zum anderen an den Menschentrauben, die sich überall so geschickt platzieren das an vernünftige Fotos kaum zu denken ist. Deshalb gibt es nicht ohne Grund hier nur eine verkleinerte Version des Wasserfalles. Wer viel bessere Bilder davon sehen möchte findet sie zu Hauf im Netz, einfach mal googeln.
Kleiner Wutausbruch zu den Menschenmassen: Wenn man sich ständig nur aufregt hier wie voll es ist, wie langweilig und das man eh ausser Wasser nichts zu sehen bekommt frage ich mich, WOZU man eigentlich hierher kommt !? Gruß an die beiden Motzschlümpfe hinter uns, die genau an DER Stelle hier meinten sich über uns auslassen zu müssen.
Ein Stückchen weiter gelangt man schließlich zum Mali Prtavac, dieser liegt zwar nicht im Gegenlicht, leider lassen sich die Besucher aber nicht so einfach wegteleportieren und somit wird auch hier jedes Foto zur Geduldsprobe. Bedenkt man, das es ungefähr Mittag war als wir hier angekommen sind und die Temperaturen jenseits der 35°C gelegen haben kann man sich also wahrlich besser Bedingungen vorstellen. Trotzdem, es macht irgendwie Spaß hier einfach nur herum zu laufen!
Mali Prtavac


Der Mali Prtavac ist - soweit ich das beurteilen kann - DER Wasserfall der bei Isabell so toll aussieht, leider bin ich irgendwie zu blond dafür um ein ähnliche schönes Foto hinzubekommen. Jedenfalls ist es bei unserem Besuch der breiteste Wasserfall mit den meisten Einzelstrahlen (sagt man das so?) und viele Besucher versammeln sich hier genau an dieser Stelle auf dem nur wenige Meter breiten Holzsteg. Das saftige grün um diesen Wasserfall herum schaut im Winter übrigens so aus ...
Wenige Meter weiter, nachdem man den Wasserfall hinter sich gelassen hat, gelangt man zu einem See der farbenmässig finde ich ganz weit vorne liegt. Ich glaube es handelt sich dabei um den Milinovo jezero, ganz sicher bin ich mir da aber nicht mehr wirklich. Er ist nur 1m tief, einige umgestürzte Bäume "verzieren" ihn und die Farben des Wassers sind in Wirklichkeit schöner als sie auf den beiden Fotos unten aussehen *hüstel*
Kleiner Wasserfall am Milinovo jezero

Milinovo jezero

Hat man den See hinter sich gelassen gelangt man am Ende wieder zu einem fotogenen Wasserfall, auch hier scheint es für einige wieder fast schon eine Art "Sport" zu sein den Brettersteg zu verlassen und in der Pampa herumzutrampeln um eine geeignete Position für's Foto hinzubekommen. Anders als auf den Bildern unten sieht es aber vermutlich eh nicht aus ... und diese sind vom Weg aus gemacht.

Da dieser Wasserfall heute ausnahmsweise einmal perfekt von den Rahmenbedingungen her ist (es herrscht zwar strahlender Sonnenschein, er selbst liegt aber gerade im Schatten) lässt sich sehr gut an einem Vergleichsfoto der Unterschied zwischen kurzer und längerer Belichtung demonstrieren ...

Das Problem der längeren Belichtungszeiten wird auf einigen anderen Seiten die sich mit den Örtlichkeiten hier beschäftigen ja bereits behandelt. Die Hauptproblematik besteht ganz einfach aus den Menschenmengen die hier herumschwirren und dem damit verbundenen schwanken der Bretterstege. Auch wenn man dieses selber gar nicht wahrnimmt während des Laufens, das Stativ der Kamera verzeiht da leider kein wackeln und kein noch so kleines schwanken. Ich hatte - eigentlich auf Grund der Rückentrage - an beiden Tagen erst gar kein Stativ mitgenommen. Trotzdem habe ich natürlich versucht teilweise mit ND-Filter zu fotografieren ... die Ergebnisse frei Hand sind allerdings sehr, öhm ... ernüchternd. Vermutlich wäre ein Einbein eine gute Idee gewesen, evtl.probiere ich das dann beim nächsten Mal aus.
Wer übrigens noch gar keinen Plan hat WIE solche Fliesswasser-Effekte bei den Bildern entstehen, für den ist vielleicht diese Anleitung ganz brauchbar !?
Hat man diesen Bereich hinter sich gelassen hat man es auch FAST geschafft bis zum Bootsanleger. Vorher kommt man aber erneut an eine Stelle die an Schönheit kaum zu überbieten ist. Mehrere schmale Wasserstrahlen suchen sich ihren Weg von herabhängenden Zweigen und Ästen, teilweise tröpfelt es hier nur noch ohne das wirklich ein Wasserfall sichtbar ist - der Nachteil wenn man zur Sommersaison hierher kommt. Die Farbenpracht des Wassers entschädigt uns aber etwas.
Mit einer der schönsten Stellen der oberen Seen ...

Kristallklares und türkisfarbenes Wasser ...

... ein wunderschöner Anblick

Wäre das baden seit einigen Jahren hier nicht verboten, man käme definitiv öfter als einmal in Versuchung sich sofort die Klamotten vom Leib zu reissen und hinein zu springen. Selbst in der Karibik hab ich persönlich selten schöneres Wasser gesehen als hier bei den oberen Seen. Es ist sogar schwierig zu sagen welcher See oder welche Stelle hier am beeindruckendsten ist, irgendwie kommt immer wieder ein neues Highlight wenn man um die nächste Ecke biegt.
Auf den letzten paar Metern zum Bootsanleger am Jezero Kozjac kommt man noch an ein paar sehenswerten Kaskaden vorbei, bevor es dann auf dem Brettersteg noch einmal leicht bergab geht um man hoffentlich keine allzu lange Warteschlange hat um auf eines der Boote zu kommen.
Traumhafte Wasserkaskaden säumen den Bretterweg hinunter zum Bootsanleger

Am Bootsanleger angekommen kann man sich nun entscheiden. Entweder man fährt zurück zum Anleger P1 (von dort geht es zurück zum Parkplatz), oder aber man fährt hinüber zu P3. Dort wäre dann ein Rastplatz mit Essensmöglichkeiten und man kann weiter zu den unteren Seen gehen. Wir entscheiden uns für ersteres, denn die unteren Seen wollen wir ja erst Morgen besuchen und auch an P1 hat man die Möglichkeit etwas zu Essen.
Ein Steg wie aus dem Bilderbuch

Schlange stehen für die Überfahrt

Für alle die Spaß daran haben selber einmal mit einem Boot über den See zu fahren ... man kann hier auch Ruderboote mieten.
Ruderboote

Die Preise für Essen und Getränke im Park sind alle auf einem erfreulich erschwinglichem Niveau, für zwischendurch sollte man sich aber trotzdem ausreichend Flüssigkeit mitnehmen ... außer an den beiden Rastplätzen gibt es keine Verpflegung im gesamten Park - zumindest haben wir keine gesehen, obwohl uns am Eingang gesagt wurde das an diversen Stellen noch die Möglichkeit besteht Würstchen und Getränke zu kaufen. Genauso verhält es sich im übrigen mit stillen Örtchen. Still ist es hier zwar oft genug, Toiletten sind aber unterwegs ebenfalls NICHT vorhanden - bei den oberen Seen ebenso wenig wie bei den unteren ...