Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]

  • Hallo Fritz,
    eine gigantische Tour und ein ebensolcher Bericht. Du bist nahe dran, mich vom Südwesten wegzulocken. :zwinker:
    Aber ganz bin ich noch nicht soweit.


    Viele Grüße
    Albert

  • Ihr seid 2010 von Höhe Portland nach Las Vegas durchgerauscht? Wie lange habt ihr da gebraucht, ca 2 Tage? Wenigstens war es dieses mal besser. :thumbup:


    12.30 Uhr bis 22.00 Uhr nach Reno
    Reno - LV nächster Tag ;)

  • Ja und jetzt scheint die Sonne, das Leben ist ab und zu gerecht! Wir fahren die US 101 nach Norden und wollen all die Arche sehen, die wir vor zwei Jahren versäumt haben. Noch bevor der Winchuck River den Ozean erreicht, sind wir wieder in Oregon. Wir erreichen Brookings und kurz danach die Harris Beach. Das Meer liegt ruhig um den Arch Rock, der auch als Harris Beach Arch bezeichnet wird. Das Felsentor gleicht einer überdimensionierten Schießscharte, durch die man den lauernden Nebel, der momentan noch keine Chance hat, sieht. Ein Prachtexemplar!



    Die langgezogenen Strände weichen felsigerem Terrain und Steilküsten. Wald verdrängt den Sand und doch bezeichnet sich unser nächstes Ziel als Indian Sands Gate. Wir hiken durch den Wald hinunter in Richtung Küste und als die Bäume ihr Ende nehmen, machen sich Sanddünen breit. Der große Indian Sands Arch verbindet einen Felsvorsprung mit dem Festland. Das Wasser arbeitet selbst bei ruhiger See stetig daran, dass die Verbindung abreist. Wir stehen hier oben und genießen bei Sonnenschein und einem angenehmen Lüftchen das Schauspiel.



    Es sind nur ein paar Meter weiter mit dem Auto und es kündigt sich die Natural Bridges Cove an. Diese kleine, idyllische Bucht im Samuel H. Boardman Wayside State Park wird durch zwei Steinbögen mit Wasser geflutet. Leider führt der gut ausgebaute Trail nicht nach unten, so dass wir uns mit der Vogelperspektive begnügen müssen. Sozusagen aus dem dunklen Wald heraus richtet sich der Blick in die Steinfestung und irgendwie möchte man gleich hinunterspringen, nicht um sich das Leben zu nehmen, sondern um zu baden.




    Der State Park ersteckt sich weiter die Küste entlang und kurz nach dem Miner Creek thront ein weiterer Arch Rock, der auch den Namen Samuel H. Boardman Arch trägt. Die Öffnung sieht wie ein Ikea-Schrank aus, der nach links gekippt ist, aber noch nicht das Zeitliche gesegnet hat. Wie mit der Fräse herausgearbeitet, fast symmetrisch steht das Felsentor im Wasser. Die Tour entlang der Küste ist wunderschön, das Wetter passt und die Ziele sind mit wenig Aufwand leicht zu erreichen. Toll!



    Etwas draußen am Meer steht der Mack Arch, wir haben ihn aber leider nicht entdeckt, zumindest haben wir keine Perspektive gefunden, die den Blick frei macht. Ob es an einem falschen GPS-Datum oder an unseren Augen gelegen hat, bleibt uns verschlossen. Das ist aber kaum der Rede wert, denn der nächste Steinbogen wartet schon auf uns.


    Der ewig lange Strand am Pistol River State Park, kurz vor dem Cape Sebastian, liegt dunkel und unberührt am Ufer. Einige Felsen wurden nicht vom Wind und vom Wasser verdrängt und der mächtige Cave Rock ist in der ansonsten herrschenden Weite nicht zu übersehen. Ein riesiger Parkplatz dient als Anlaufstation für den kleinen Spaziergang runter zum Meer und nach Süden, um einen Blick durch das Loch des Cave Rocks zu erhaschen. Jetzt, da der Nachmittag angebrochen ist, versucht der Nebel immer heftiger, das Festland zu erreichen. Die See wird unruhiger und es ist abzusehen, dass die Sonne sich irgendwann geschlagen geben wird.



    Wir machen erneut Bekanntschaft mit dem Rogue River. Fast winzig war er noch, als wir gestern die Natural Bridge, die sozusagen unter Wasser stand, gesehen haben. Hier bei Gold Beach, where the Rogue River meets the Sea, ist ein ansehnlicher Fluß aus ihm geworden. Es geht weiter nach Norden. Und wir erreichen unseren sechsten Sea Arch bei Port Orford. Gleich am südlichen Ortseingang steht der Battle Rock und obwohl das Umfeld als Battle Rock City Park schön angelegt ist, ist der Weg direkt zum Arch nicht einfach. Unmengen an angeschwemmten Baumstämmen erschweren den Weg, wir balancieren und steigen zwischen die überdimensionierten Streichhölzer.


    Es gäbe auch einen geschichtlichen Hintergrund und natürlich hat es mit Einwanderern, Natives und einer Schlacht zu tun. Wir wollen uns das jetzt aber ersparen, würden wir es ohnehin gleich wieder vergessen und ich versuche nun mal durch die Öffnung hindurch zu wandern. Gut zwei Drittel habe ich hinter mir und stehe im Dunklen dieses Felsens. Und dann war es soweit: Platsch, platsch. Eine kleine Welle erfasst Leib und Seele und meine Umkehr war fast so explosiv wie Usain Bolt's 100-Meter-Start bei den Olympischen Spielen in London. Fast habe ich gesagt!



    Das waren sechs tolle Sea Arches und Bridges bei traumhaftem Wetter an dieser herrlichen Küste. Hier ist auch lange nicht so viel los, wie südlich von San Francisco.


    Wir kommen durch nette kleine Orte, wie Bandon by the Sea, Coos Bay und North End, Florence, an den Oregon Sand Dunes entlang und an mehreren kleineren Seen vorbei. Nach knapp 380 Kilometern erreichen wir Newport. Die breite Yaquina Bay, gebildet durch den gleichnamigen Fluß, kündigt unser heutiges Nachtlager an. Aber wir passieren die Agate Beach und das dortige Best Western und wollen unbedingt noch einen der schönsten und ungewöhnlichsten Meeressteinbogen, eigentlich sind es zwei, den Devils Punchball erkunden. Der Nebel hat inzwischen das Land erreicht. Gnadenlos frisst er sich durch die kleinen Täler. Der Flow ist einzigartig, er wirkt fast unheimlich, wie er sich Meter für Meter in die Küste bohrt.



    Der Devil Punchbowl State Park ist Touristengebiet und Surferhochburg. Entsprechend ist der Auflauf, auch wenn die Sonne nur noch diffuses Licht zum Vorschein bringt. Die ersten Aufnahmen des Topfes, in dem wohl keine Bowle zubereitet werden könnte sind nicht so der Hit und wir beschließen, es doch morgen früh nochmals zu versuchen. Aber der Otter Creek Loop geht weiter und wir wollen diese Stimmung noch genießen. Und so landen wir eher zufällig, jedenfalls ungeplant am Viewpoint. Die Watte überzieht das Land, aber die höher gelegenen Felskuppen sind frei. Es ist einfach nur toll. Weit hinten wehrt der Yaquina Head Leuchtturm alle Angriffe des Nebels ab. Das Leuchtfeuer blinkt im Sekundentakt aus der Brühe hervor. Mein 200er Tele kommt ins Schwitzen. Neben mir ein Profi mit einem 500er Rohr, das fast einen halben Meter hat. Ob ich ihn frage? Ach komm', auch so entstehen traumhafte Erinnerungen an einen Glücksmoment.




    Wir fahren nochmal zurück zum Devils Punchball. Vorhin haben wir Menschen direkt im Ball registriert und natürlich wollen wir wissen, wie es dort runter geht. Vom Viewpoint gibt es keine Möglichkeit, die Beach an der südlichen Seite verwehrt den Zugang ebenfalls, aber das Hotel, das nördlich steht, hat einen Strandzugang. Und es wird irgendwie möglich sein, in das Hotel zu kommen. Aber das versuchen wir morgen. So fahren wir noch weiter südlich zurück, um den Leuchtturm, der dem Nebel so getrotzt hat aus der Nähe zu sehen. Und ausserdem befindet sich dort noch ein Steinbogen, der Yaquina Head Arch.




    Der Nebel hat gewonnen, aber zu ein paar Fotos reicht es noch, bevor wir uns ins Best Western Agate Beach Inn aufmachen. Es liegt direkt am Strand und wir bekommen ein schönes Zimmer mit Blick auf den Strand und auf das Meer im 6. Stock. Tja, wenn nur der Nebel nicht wäre, aber wir haben heute genug gesehen. Das Essen im Hotelrestaurant war ... na ja!


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Sonntag
    Der Nebel hat sich immer noch nicht verzogen, ist aber vergleichsweise eine leichte Gemüsebrühe, sollte man das gestrige Schauspiel als Kartoffelsuppe werten. Devils Punchball, zweiter Versuch. Die Hotelvariante, auf der man schätzungsweise in den Bowl kommen könnte, streichen wir. Warum? Zum einen ist alles naß und rutschig, zum anderen habe ich mich gestern über die Leute geärgert, die im Topf alle Fotografen störten. Da will ich nicht dazu gehören. Nun gut, endlich klickt es. Ein sehr aussergewöhnlicher Sea Arch. Faszinierend finden wir die orange-roten Flechten, die unter bestimmten Lichtverhältnissen feurig leuchten. Ein Phänomen, das man südlich von Mendocino, z.B. am Point Arena, oft beobachten kann. Durch die zwei Öffnungen schwappt und spritzt das Wasser. Die Fotostörer im Inneren sind noch im Bett, gut so!




    Man hätte es sich ja aufgrund des Namens fast denken können, wo der Otter Crest Arch sein Lager aufgeschlagen hat. Aber als wir gestern am gleichnamigen Viewpoint dem Nebelflow fasziniert zugeschaut haben, hat das Hirn ausgesetzt bzw. sich nur auf das tolle Schauspiel konzentriert. Jetzt stehen wir wieder da und betrachten das GPS, schauen in die Richtung des Wegpunktes, an dem sich der Steinbogen breit machen sollte, und was wir sehen ist Wasser. Ein ganz gescheiter Mensch hat mal gesagt, dass man ein Ding im Leben wirklich gut können sollte. Da gebe ich ihm Recht und weiß natürlich, was ich sehr gut kann: mich ärgern. Ich merke schon, wie mir vor Zorn die Hauptschlagader zum Gehirn fast auf die Brust springt. Wenn man sich auf ein GPS-Datum nicht verlassen kann, ist das wie Weihnachten ohne gutes Essen; einfach nur enttäuschend. Also gut, dann gehen wir mal zornig jagen.



    Hallali, blas' ins Horn, da ist er, der V20-23. Ähm, - ja, so heißt das Felsentor, denn alles was keinen Namen trägt, hat eine Nummer. Und das ist die Nummer des Otter Crest Arch. Wieder was gelernt, was nicht wichtig ist. Über eine Wiese richtet sich der Blick nach unten. Wiese mit Blumen, Absatz, Sea Arch, Wasser. Genau in dieser Reihenfolge. Schön ist er und das richtige GPS-Datum ist nun auch fixiert. Das war die gute Tat für heute.


    Unsere Reise führt uns weiter nach Norden. Depoe Bay, ein wirklich netter Ort und dann Lincoln City. Dort gibt es ein nährstoffreiches Frühstück und viel Eiweiß für die Muckies in der Dory Cave Bar. So gestärkt steuern wir am Cape Kiwanda Pacific City an. Obwohl die Sonne noch keinen richtigen Zugang zur Erde gefunden hat, sind die unentwegten Surfer unterwegs. Es ist Samstag, die Väter schulen ihre Kinder im Sport. Und die Kulisse, vor der sie Unterricht geben, hat was. Draußen einer der unzähligen Küstenfelsen und am nördlichen Ende ein filigraner Steinbogen. Der Haystack Rock Arch sieht wirklich so aus, wie wenn aus einem Heuhaufen ein Strohhalm raus hängt.




    Kurz vor dem Cape Meares kommt ein wunderbarer Lookout. Nur zufällig haben wir bei der Annäherung an den Three Arch Rock dort gehalten. Ein riesiger Steinbogen im mittleren von drei Felsen ragt ins Meer. Die Felsen links und rechts davon haben auch eine Öffnung, aber die sieht man von hier nicht. Als wir in Oceanside auf Höhe der drei Arche stehen, schließt sich der Kreis zum Jahre 2010. Wir stehen just an dem Parkplatz, an dem wir unseren Fluchtbeschluss getroffen haben.



    Das mit der Zigarette muss jetzt auch sein und sie brennt und brennt und brennt. Manchmal kann man sich wirklich über die kleinen Dinge im Leben freuen. In Erinnerung ist uns aber auch, dass die Felsentore aus dieser Perspektive nicht sichtbar sind und so machen wir uns auf zum Cape Meares nördlich der Stadt.



    Der Parkplatz ist voll, aber von hier aus sind die beiden anderen Öffnungen der Three Arches wunderbar zu sehen. Diese Arch-Gruppe muss man also, um sie komplett ablichten zu können, von zwei Perspektiven beobachten. Ein kleines Schmankerl gibt es hier auch noch, den Octopus Tree. Es ist nur ein kleiner Fußmarsch in den Wald, aber der ist es wert. Der Baum sieht wirklich aus wie ein Tintenfisch, der seine Fangarme nach oben streckt.


    Ich bin mir nicht sicher, ob wir eine kleine Träne zum Abschied vom Pazifik verdrückt haben, aber objektiv richtig ist, dass unsere Reise nach zwei Monaten jetzt nur noch nach Osten führt. Nachdem wir die Tillamock Bay passiert haben, geht es auf der OR 6 schnurstracks nach Portland. Die Sea Arch Rally ist beendet, ein kleiner Stadturlaub folgt.


    Portland und das Kimpton Monaco erwarten uns bei strahlendem Sonnenschein. Ein cooles Zimmer im 5. Stock ist nur kurz unsere Herberge, denn wir ziehen los, um die Stadt zu erkunden. Lange sind wir an dieser City vorbei gerauscht, denn wir waren immer der Meinung, dass das so spannend nicht ist und Rosen mögen wir eh nicht. Aber wir sind angenehm überrascht. Portland wirkt nicht amerikanisch, ist sehr sauber und spätestens im Pearl District auch sehr schön. Traumhafte Dachterrassenwohnungen, die man sich im Zentrum seiner Heimatstadt wünschen würde, Balkone, nett bepflanzt, hübsche kleine Reihenhäuser, kein Einheitsbrei, alte Gebäude, liebevoll restauriert und modernisiert, also wirklich super.



    Nachdem heute auch Gay-Pride in der Stadt ist - wie wir erfahren, ist dieses Wochenende in ganz USA entsprechendes los -, dachten wir schon, dass diese Stadt auch in dieser Hinsicht etwas anders ist. Lustig die Burschen ohne Mädels. So ist das halt bei uns Männern.


    Als wir an der Bar des Hotels den Tag bei einem Bier ausklingen lassen, lernen wir ein paar nette Leute kennen. Einer wollte uns gleich zu einem Salsa-Abend einladen. Und der ist auch noch aus San Francisco angereist, - ein Schelm, der böses dabei denkt. Das Abendessen in einem alten Seafood Restaurant, dem Jake's, war sehr gut. Und dann noch ein kleiner Ausklang an der Hotelbar. So viele Arche brauchen so viele Ausklänge, schon klar!


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Montag
    Heute haben wir uns Zeit gelassen, zumal das Wetter nicht so toll ist. Regen am Vormittag vervollständigt unsere 1,5 Regentage in diesen drei Monaten. Frechheit, aber irgendwie tut es auch mal gut.





    Wir schlendern durch Portland, nur unterbrochen von ein paar Kaufhausbesuchen, und sind uns einig, dass die Stadt auch auf den zweiten Blick recht nett ist. Kreuz und quer, natürlich aber strukturiert, finden wir ein paar schöne Ecken im Westteil der City, die knapp 600.000 Einwohner hat. Es ist alles durchaus übersichtlich. Als wir über den Willamette River auf einer Brücke übersetzen, sind wir alleine. Kein Schwein geht zu Fuß, die Autos rauschen nur so an uns vorbei. Also doch eine amerikanische Stadt. Bereits auf der Brücke öffnen sich wunderbare Perspektiven auf die Skyline. Als wir auf dem gegenüberliegenden Ufer flußabwärts wandern, überholt uns ein Jogger nach dem anderen. Schlechtes Gewissen? Durchaus, denn wir sind nun schon zwei Monate relativ langsam unterwegs. Wir genießen aber den Augenblick, das Wetter ist inzwischen mehr als erträglich, und lassen uns von keinen bösen Gedanken leiten. Als wir unsere Runde abschließen, sind wir kaputt. Und irgendwie gibt es uns dann doch zu denken, denn die Gedanken kreisen bereits, - am Donnerstag wird es heftig.




    Das Red Star beruhigt die Gemüter, das Essen war fantastisch, oder war es die Flasche Wein? Wo werden wir morgen landen? Das erste Mal seit 2002 haben wir für die nächsten sechs Tage keine Hotels vorgebucht. Was wir sehen wollen, steht jedoch fest.


    Dienstag
    Es hat nur 53 Grad, aber es ist trocken. Über die Interstate 205 kommen wir ins Hinterland von Oregon. Irgendwo östlich von Salem verlassen uns die Häuser und es wird Weihnachten. Nein, noch kein Schnee, jedoch wachsen hier an den noch sanften Hügeln ungewöhnliche Bäume. Weihnachtsbaumfarmen und diese Dinger sehen ungewöhnlich, total dicht und symmetrisch aus. Typisch amerikanisch und nett anzuschauen.


    Nach 62 Meilen sind wir im Silver Falls State Park. Ten-Falls-Trail, auf geht's! Der Weg, der gleich super mit den South Falls beginnt, ist gut gepflegt und führt durch die South Fork des Silver Creeks nach Norden. Der erste Wasserfall ist mächtig und wunderschön. Die Kante, über die das Wasser zirka 30 Meter hinunter fällt, hat das stetige Wasser zugespitzt, so dass hinter den Fällen ein Hohlraum entstand. Der Weg führt durch diesen Alkoven, dem selbst das rauschende Wasser mit seinen hellen Tropfen kaum Licht zuführt. Der Blick hinaus mit endlosem Grün und einem weißen Wasserstreifen.






    Wie an einer Perlenschnur aufgereiht kommt ein Wasserfall nach dem anderen. Die Wege sind so angelegt, dass man meist auch hinter die Fälle kommt, zumindest und immer kommt man ihnen ganz nah. Namen sagen bald nichts mehr, ob South oder North oder Drake oder Double Fall oder was auch immer, einer ist schöner als der andere. 5,67 Meilen lang, 3 Stunden, fantastische Szenerie in grün und weiß, durch Zauberwälder und Farnfelder, durch Höhlen und über Hügel. Dazwischen gibt es Brotzeit. Wir haben zwar keine dabei, aber die Salmonberries, die wie Himbeeren schmecken, wachsen in Kopfhöhe.


    Steffi meldet eine Straßensperrung mitten in der Pampa und wir folgen ihr so lange, bis wir nicht mehr wissen, wo wir sind. Irgendwann erreichen wir aber sicher wieder die Interstate und düsen zurück nach Portland, respektive am südöstlichen Ende vorbei zur Interstate 84. Erinnerungen an unsere Tage in Hood River werden wach, als wir am Columbia River entlang an den zahlreichen Wasserfällen vorbei rauschen. Das Wetter ist inzwischen strahlend und als wir bei Hermiston auf die Interstate 82 und nach Washington State fahren, wird es auch noch warm.


    Nachdem wir einen Hike, fast 11 Stunden und 324 Meilen hinter uns haben, ist es genug und wir suchen uns ein Hotel in Kennewick. Ein schönes Best Western: full. Auch im Nachbarort sind beide Best Western belegt. Genau das ist es, warum ich alles vorbuche. Wir bekommen das letzte Appartment im Baymont Inn and Suites, ein Wyndham Hotel. Der Name klingt toll, das Hotel ist alles andere.


    Das Abendessen gibt es im Dennys und es war überraschenderweise recht ordentlich.


    Mittwoch
    Kennt Ihr die Krimis, die damit beginnen: "24 Stunden vorher"?


    24 Stunden vorher: Der blaue Himmel überspannt das Elendsdorf Kennewick, die Nacht haben wir überstanden. Es geht weiter nach Nordosten und wir lassen dem Columbia River seinen Lauf. Unsere Orientierung ist nun der Snake River, der uns nach 76 Meilen direkt in den Palouse Falls State Park führt.


    Die Ebene staubt, das Wasser des Snake Rivers donnert. 60 Meter geht es mit dem Nass in die Tiefe und wenn man das wüstenähnliche, karge Umland so anschaut, ist es kaum zu glauben, wo so viel Wasser herkommen kann. Aber der Snake River ist einer der mächtigsten Flüsse des Nordwestens, über 1.700 Kilometer lang. Staunend stehen wir am Abgrund und Gott sei Dank trennt uns ein hüfthoher Zaun von dem Absturzgebiet. Wir denken an den Kanufahrer, der diesen mächtigen Wasserfall mit seinem Boot sozusagen runter gesprungen ist. Der Wahnsinn hat ein Gesicht. Der Campground ist voll, denn auch andere Menschen genießen diese Natur. Schön und spektakulär ist es hier. Wir wandern etwas am Rim entlang und verfolgen den Snake Fluß, der sich gen Westen nun gemächlich dahin fließend verabschiedet.



    A decision is the selection between possible actions! It's decision time, die Zeit der Entscheidung ist gekommen! Und sie hat eine lange Vorgeschichte:


    Es gibt zwei Steinbogen, die der passionierte Arch Hunter ins seinem Leben unbedingt sehen will. Nein, nicht nur ich! Der eine heißt Faraway Arch und ist für Otto Normalbürger, auch Joe Sixpack genannt, nur mit dem Flugzeug oder mit dem Hubschrauber zu überfliegen. Name ist also Programm. Und der andere Arch heißt Rainbow Rock und ist in Idaho.


    Der Regenbogenfelsen muss jetzt her, aber da gibt es ein kleines Problem. Die Zivilisation in einem Ort Names McCall ist in zwei Stunden Offroad-Fahrt entfernt oder ein Bergdorf mit dem vielversprechenden Namen Yellow Pine, das auch nur über lange Anfahrten auf ungeteerten Straßen zu erreichen ist, könnte als Ausgangspunkt für eine Monsterwanderung dienen. Die Recherche zu Yellow Pine ergab, dass es dort im Sommer ein Mundharmonikafestival gibt und der Leiter, sozusagen der Obermundharmoikaner, hat sogar eine eMail-Adresse. Er war aber nicht recht auskunftsfreudig und hilfsbereit, der Tanzbär. Und so wäre ggf. die Anfahrt zu einer vorhandenen Mountain Lodge glücklos zumindest sehr ungewiss gewesen. Was tun sprach Zeus? McCall, zwei Stunden Anfahrt, Hike, zwei Stunden Rückfahrt oder Yellow Pine mit allen geschilderten Unwägbarkeiten und einer ebenfalls elenden Anfahrt?


    Wir fahren die 261 weiter auf die Straße nach Lewiston. Eine wunderbare Landschaft begleitet uns. Bei Pomeroy (ohne Mr. Winterbottom) spitzen die Windräder über die Hügel und als wir bei Clarkstone den Snake River überqueren, werden aus den Hügeln ausgewachsene Berge. Rapsfelder spiegeln in leuchtendem Gelb die Sonne wider, auch ein seltener Anblick in den USA. Plötzlich und unvermittelt werden aus den Bergen himalayaähnliche Gebilde und der Schnee blitzt wie ein Signal durch Idaho. Wir überqueren den Hells Canyon und winden uns am Salmon River entlang immer weiter ins Gebirge. In Riggins ist die Hölle los: Rafter, Angler und Jeeptouren. Motels, Cafes und wartende Kunden, die zum Abschluß den Anglern ihre Lachse fangfrisch abkaufen.


    Wir verlieren eine Stunde dank der Mountain Time. Das ist jetzt aber nicht sehr hilfreich, denn es heißt wohl auch, morgen noch eine Stunde früher aufzustehen. Als wir den wunderschönen Ort Mc Call erreichen, sind wir erst mal mit unserer Entscheidung zufrieden. Ein netter, nicht überzüchteter Bergort am ruhenden Payette Lake bei immer noch 70 Grad. Oben leuchtet der Schnee und was das bedeuten könnte, ist klar. Auf alle Fälle ist das Best Western am Ortsende um Klassen besser, als unsere gestrige Herberge.


    Es gibt einige nette Lokale und auch eine Brewery hier im Ort. Unsere Entscheidung fällt auf ein Fischrestaurant, das Steamers Seafood and Steaks. Fantastisches Essen und eine Flasche Wein als Vorbereitung für eine sportliche Anstrengung. Geht doch! Auf dem Heimweg mussten wir doch noch einen Espresso bei diesen kleinen Drive-Thru-Ständen ausprobieren. Das hätten wir uns sparen können. Eine lustige Anmerkung ist noch zu machen: An den beiden Straßenseiten, die ein Zebrastreifen verbindet, sind zwei Gestelle mit Fahnen drin. Wir dachten zuerst an eine Baustelle, haben aber dann herzhaft gelacht, als ein Fußgänger eine Fahne nimmt, damit wedelnd die Straße überquert und drüben wieder in die Halterung steckt. Sowas kann auch nur den Amis einfallen.


    Die Gedanken an morgen begleiten uns nicht lange in die Welt der Träume.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Donnerstag
    Die Sonne hängt wohl noch auf dem Atlantik rum, als der Wecker klingelt. Stockdunkle Nacht, die Augen sind noch schwer, aber die Vorfreude steigt. Als wir das schützende Hotel verlassen, erwarten uns keine Death Valley Temperaturen. Das Auto ist zwar aufgetaut, aber es ist nicht weit bis zum Gefierpunkt. Müde, kalt, kein Frühstück - manchmal hat es der Hiker schon schwer.


    Wir verlassen McCall nach Nordosten und es dauert nicht lange, bis der Teer das Zeitliche segnet. Die Piste ist jedoch top. Mit fast normaler Geschwindigkeit passieren wir den Little Payette Lake. Das ändert sich aber bald. Nach 14 Meilen beginnt die Steigung. Immer weiter schrauben wir uns nach oben und das Helle, das wir inzwischen erblicken, ist noch nicht die Sonne. Der Schneeräumer war offensichtlich erst da, die ausgefräste Straße ist zwar ziemlich frei, aber nach der Räumaktion wollten wohl ein paar, nun gefrorene Teile zurück auf die Fahrbahn. Unser Chevy Traverse gibt auf, der vordere Spoiler und der Unterboden danken es ihm. Etwas Aufwärmprogramm! Immer wieder steigen wir aus und räumen mit den Händen die Straße. Handschuhe wären sehr recht, sind aber leider nicht im Reisegepäck. Wenn das so weiter geht, dann sind wir da, wenn wir wieder zurück müssen.



    Als es jedoch auf der Ostseite des Lick Creek Summit wieder nach unten ging, war zumindest dieses Problem gelöst. Das nächste wartete jedoch bereits. Die inzwischen erhellende Sonne strahlt den Grader an, der nun seelenruhig die Ecken und Kanten der Straße schleift. Ein paar Steinbrocken bleiben über, aber langsam sind sie ohne Schaden zu passieren. Der einsame Arbeiter fährt irgendwann zur Seite und mit einem freundlichen Gruß verschwindet er im Rückspiegel. Seine Kameraden lassen leider nicht lange auf sich warten und als der letzte Caterpillar einen Pullout nutzt, um auf die Seite zu fahren, verlassen wir das Schritttempo ziemlich zügig. Der Lick Creek liegt hinter uns und wir treffen auf den Secesh River. Es ist flach und es geht nur so dahin. Aber was ist das? Auf die Ferne sehe ich ja noch wunderbar, aber was mir ins Auge sticht, trifft mich ins Herz. Ein Baum quer über der Straße. Das war's! Je näher wir jedoch dem Teil kommen, desto klarer wird, dass es sich hierbei um eine Art Schikane handelt. Die Straßenmeister haben ziemlich exakt in Pickup-Breite die Bäume abgeschnitten und so kann man sehr vorsichtig zwischendurch. Ungefähr bei der 7. Durchfahrtaktion, man wird ja immer geübter, bin ich wohl zu schnell rangefahren und habe einen Ast übersehen, der entgegen der Fahrtrichtung in die Dirtroad starrte. Gehört habe ich ihn gleich, als er alles andere als sanft meine komplette rechte Seite von vorne bis hinten betatschen muss; respektive des Travers'. Do you have all insurances, honey? Yes Mam! That helps. Nach 41,3 Meilen Abenteuerfahrt sind wir am Deadman Trailhead, direkt an der South Fork des Salmon Rivers und es hat inzwischen schon sage und schreibe 45 Grad.


    Das Wasser rauscht, die Bäume wiegen sich im Wind und vor uns, gegenüber der Straße, geht es bergauf! Ein kleiner, durchaus namhafter Anstieg auf den ersten Absatz, der dank Serpentinen problemlos zu meistern ist. Und dann spazieren wir stetig hinauf, am Deadman Creek entlang. Der Pfad wird nicht oft benutzt, ist aber gut zu sehen und zu wandern. Wir wundern uns über Motorradspuren und kommen zu dem Ergebnis, dass die Waldarbeiter, die den Trail pflegen, über so ein Vehikel nach oben kommen. Eine Stunde lang wandern wir wunderbar und unaufgeregt dahin, - wir freuen uns auf das Ziel.


    Dead Man Walking, ein Film über die Todesstrafe aus dem Jahr 1995. Dead Man Walking, ein Ruf der us-amerikanischen Gefängniswärter, wenn ein zum Tode Verurteilter aus seiner Zelle zum Hinrichtungsraum geführt wird. Vergleiche, die nicht angebracht sind, die hinken, aber wir befinden uns im Deadman Creek. Und jetzt, nach dieser ersten Wanderstunde, wird aus der Wanderung eine Qual. Der Trail ist nur bis hierher gepflegt und geräumt, jetzt ist Schluß mit lustig. Alle paar Meter liegen die Stämme von verbrannten und umgefallenen Bäumen quer. Ein Ausweichmanöver gibt es selten, da das Gestrüpp zu passieren noch anstrengender wäre. Vielleicht drei Mal war es noch lustig, auch wenn es Zeit kostet, dann war es nur noch anstrengend. Und als knapp über drei Meilen die Steigung massiv zunimmt, wird es zur Qual. Die Bäume geben uns den Rest, ich sehe aus wie ein Grubenarbeiter: Kleidung, Hände und Gesicht sind schwarz! Nach jeder Übersteigung schöpfen wir Hoffnung, denn je weiter es nach oben geht, desto lichter wird der Wald. Aber es hört nicht auf. Wir sind noch nicht mal drei Stunden unterwegs und ich sage es ganz ehrlich, wenn Monika nicht hart geblieben wäre, ich hätte kehrt gemacht. Nach 3,5 Stunden sind wir oben an der Rainbow Ridge, die schwarzen Bäume sind Vergangenheit und stehen uns nur noch ins Gesicht geschrieben. Jetzt hoffen wir, dass die Querung nach Süden leichter wird.


    Na ja, leicht ist was anderes, denn der Bergrücken hat einige Buckel, die es hinauf- und hinabzusteigen gilt. Der Trail verlangt uns so viel ab, dass wir nur schüchterne Blicke für das tolle Panorama und die schönen Hinkelsteinformationen, die hier oben stehen, haben. Tief in Idaho, tiefer kann man vielleicht nicht sein. Nach gut vier Stunden haben wir Sichtkontakt zum Objekt der Begierde. Und etwas weiter schlägt das GPS Alarm, wir verlassen den Trail und wandern querfeldein zum Rainbow Rock. 4,5 Stunden, 7,2 Meilen, über 1.000 Höhenmeter, wir sind da, völlig fertig, aber es ist fantastisch! Der Rainbow Rock Arch aus hellem Felsen sieht wie ein knochiger Finger aus, der die andere Seite des Felsen berührt. Eine ungewöhnliche Form, so ganz anders als die Sea Arches oder die Felsentore im Westen. Wir sind glücklich, vor allen Dingen, dass wir nach all den Hindernissen, die uns seit früh Morgen begleiten, doch noch gelandet sind!



    Nur drei Stunden und zwanzig Minuten haben wir bis zum Auto zurück gebraucht, aber heute sind wir echt an unsere Grenzen gestoßen. Auch die Rückfahrt war kein Vergleich zu heute früh. Inzwischen waren alle Bäume von der Straße entfernt, der Pass war wunderbar gesandet und die Schneebrocken haben wir ja bereits selbst beseitigt. Wir hatten sogar die Zeit und die Muse, aus dem Auto vier tolle Wasserfälle zu bewundern. Die sind uns bei der Hinfahrt nicht aufgefallen. Nach insgesamt 12,5 Stunden war die Dusche nur so eine Wohltat.


    Unser Abendessen in der Brewery hat nicht lange gedauert, das Ambiente dort ist weder schön, noch urig. Wir waren dann wirklich froh, als wir im Bett waren.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Freitag
    Slow down, Buddy! Wir sind noch ziemlich beeindruckt und wollen das gestrige Highlight erst langsam aus den Köpfen und den Körpern verbannen. Das Frühstück verläuft in ungewohnter Ruhe und Gelassenheit, Supermarkt und dann gönnen wir dem Fahrzeug noch eine Wäsche. Den Kratzer von gestern sieht man von weitem kaum, ein weißes Auto hat da so seine Vorteile.


    Wir durchqueren Nord-Idaho über die 95er und die 12er, auf der ein Schild sagt: Winding Road next 99 Miles. Mahlzeit! Und nur Wald, so weit das Auge reicht. Man denkt, dass es nicht mehr aufhört. Entlang an reißenden Wildflüssen, mit Vollgas einen Ami nach dem anderen die Rücklichter zeigen, langsam macht es Spaß und manchmal hätte ich schon Lust, den Vettel-Finger zum Besten zu geben. Passstraßen mit super Kurven, was natürlich auch die Moped-Fahrer anzieht. Aber auch die entpuppen sich als Verkehrshindernis und wie ja schon öfters erwähnt, ist es eigenartig, wenn man als Autofahrer einen Moped-Fahrer überholt. Bei uns daheim gibt es sowas kaum. Als wir oben am Lolapass eine Pause machen, erreichen wir Montana.


    Als wir wieder nach Süden vordringen, kommen wir bald nach Hamilton. Man muss es nicht kennen, ein Elendsort, später dazu mehr. Wir sind auf der nun ungeteerten Blodgett Camp Road und finden vor dem Campingplatz ausreichend Parkplätze direkt am Trailhead. Der Weg führt in den Wald, aber schon bald haben wir freie Sicht auf die gewaltigen Berge der Printz und Romney Ridge in der Selway Bitterroot Wilderness. Es ist fast wie in Berchtesgaden oder in den Dolomiten, hochalpines Panorama. Schroffer Fels, steile Wände, für einen relaxten Hike sorgt der Blodget Creek, der unermüdlich und mit Gewalt die Steine Richtung Tal befördert. Das Wasser ist so klar, dass man an den ruhigen Stellen jede Kleinigkeit des Flußbodens und dessen Bewohner erkennen kann. Meist jedoch rauscht das Wasser schäumend und schneeweiß mit einer affenartigen Geschwindigkeit durch den Canyon.




    Nach gut 3 Meilen taucht der riesige Steinbogen links oben auf. Ein Pferdekopf berührt den Fels. Es könnte aber auch eine Giraffe sein. Der Horse Arch ist wunderschön, wirkt eher fragil, ist jedoch von den Dimensionen her so mächtig, das er sicher noch einige Zeit am Leben bleibt. Als wir nach dreieinviertel Meilen auf einer Fußgängerbrücke unseren Viewpoint erreicht haben, schiebt sich von hinten her ein Gewitter in den Blodgett Canyon. Wir haben nie vorgehabt, über den geschichteten Felsen zum Arch hinauf zu steigen, aber jetzt, da sich ergiebiger Regen am Horizont abzeichnet, treten wir gerne den Rückzug an. Zu groß ist die Gefahr einer Springflut. Und so kommen wir nach gut einer Stunde Rückweg trocken wieder am Auto an. Das Gewitter ist in den Bergen geblieben, dort gehört es auch hin.



    Das BW in Hamilton ist ein Loch! Und wir finden es so schlimm, dass wir uns am liebsten auf die Suche nach einem anderen Hotel machen würden. Aber erst mal haben wir Hunger und schräg gegenüber ist das Coffe Cup. Hier treffen sich die Hiesigen, das Essen war auch wirklich ok. Am nördlichen Ortseingang war ein sehr schönes Inn, aber leider war es voll. Und so verbringen wir eine unruhige Nacht in dem schlechtesten Zimmer des ganzen Urlaubs.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Samstag
    Der Plan war etwas sehr optimistisch und bot auch viele Ziele an, die als Ersatz für einen gegebenenfalls nicht zu erreichenden Rainbow Arch Rock dienen könnten. Klar, dass darum nun einiges auf der Strecke bleiben muss und Wege auf der erneuten Kontinentalquerung bewältigt werden müssen. Wir fahren auf das Geratewohl Richtung Atlantik, - nichts wie weg von dieser stinkenden und lauten Bude.


    Das Lächeln kommt erst zurück, als wir im Auto sitzen und durch den wunderschönen East Fork Camp Creek fahren. Es geht zurück in die Berge, die Straße nimmt Anlauf zum Lost Trail Pass. Hier, an der Grenze zu Idaho, in das wir erneut kurz eintauchen, führt die gut ausgebaute 43er in ein Hochtal. Wisdom, ein kleiner Ort umrahmt von Bergen und inmitten einer tollen Landschaft. Bei Divide kommen wir endlich auf eine Interstate. Die I-15 führt zur I-90 und als wir mehrmals den Yellowstone River queren, werden langsam die Berglandschaften durch Hügel und rote Felsen abgelöst. Selbst die Fahrbahn ist jetzt rot und schneidet die saftig grünen Kuppeln Montanas entzwei. Wir erreichen in South Dakota den Ort Sheridan. Das Best Western dort ist nicht so eine Absteige, ganz im Gegenteil. Wir haben ein riesiges, sauberes und nettes Zimmer und außerdem gibt es eine Sportsbar und ein Restaurant, in dem wir ganz anständig essen.


    Sonntag
    Das ausgezeichnete Frühstück hat gut getan und als um kurz vor 9 Uhr die Sonne bereits ihre Kraft bündelt und 91 Grad erzeugt, stürmen wir los.


    Es geht die Interstate ein Stück zurück und am Exit 9 erneut ins Hinterland. Der Tongue River hat einen tiefen Canyon ausgefräst, in dem links und rechts tolle Felsen in die Höhe ragen und das Tal einkesseln. Das bräunlich-gelbe Gestein ist brüchig und furchig und es sind drei Steinbögen, die auf den Felsen thronen. Der schönste ist das Nadelöhr, Needles Eye bildet den Abschluß eines Zapfens. Es sieht aus wie ein Eingangstor zu einer nicht zu stürmenden Burg aus dem Herr der Ringe Epos. Die beiden anderen Felsentore, der Tongue Arch und die Tongue Brücke tun es ihm gleich. Der Canyon ist wirklich eine Reise wert.



    Wir kämpfen uns weiter in den Süden von Wyoming vor. Die Strecke von Buffalo auf der WY 16 ist der Wahnsinn. Tolle Felsformationen begleiten uns ins Powder Country. Es geht stetig bergauf, im Hintergrund die schneebedeckten Big Horn Mountains. Gelb, rot, braun und grüner Wald bis zum Powder River Pass. Im Tensloop Creek ein riesiger Steinbogen, den (selbst) wir nicht kennen. Dann wird die Berglandschaft zur Prärie. Und mitten drin steht der Castle Gardens. Ja, wie eine Burg in der Ebene, Türme und Türmchen aus Hoodoos. Wenn man von hier in die Weite schaut, sieht es aus wie in Escalante.






    Wir umrunden den Schlossgarten mit seinen zauberhaften Felsennadeln. Über eine Stunde sind wir unterwegs und immer wieder versuchen wir, die Burg zu stürmen. Leider ist aber immer irgendwann Schluß; man würde Seil und Haken brauchen. Einen Zugang zum Minarett, einem aussergewöhnlichen Arch, haben wir nicht gefunden. Aber auch so ist diese Gegend faszinierend. Hoodoos, Steine wie Tellerminen mit roten Flechten, gelb-rot-braune Felsformationtionen. Alles schöne Motive, die wir nach gut einer Stunde im Kasten haben. Wir erreichen die three digits, es hat 100 Grad!


    Zurück auf der Autobahn, auf der es bis Gillette praktisch keine Ausfahrt gibt. Nicht einmal Dirtroads zweigen von dem Teerband ab, das uns durch das restliche Wyoming führt. Wir fahren über grüne Prärie und rote Erde. Die Klimaanlage läuft auf Volldampf, denn es hat inzwischen 105 Grad. Den Tankstopp bei einer Flying J begleitet ein herrlich altes Wohnmobil, das mir ein Foto wert war.



    Nach 382 Meilen erreichen wir South Dakota und es sind dann doch 450 Meilen geworden, bis wir in Rapid City in ein niegelnagelneues Hampton Inn einziehen. Ein schönes Hotel, eine schöne Hotelbar, an der Sergio - vor zwei Generationen waren es noch Italiener- hervorragend kocht. Der Tuna war vom Feinsten.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

  • Ich bin Euch auch wieder nachgereist. Von den Wanderungen abgesehen würden mich diese Arches auch interessieren - aber solange Du uns mit den Bildern verwöhnst überlasse ich stundenlanges querfeldeinmarschieren Euch jungen Leuten..... 8-)

  • Montag
    Wir haben das Hilton mit Frühstück gebucht und es gab alles, was das Herz begehrt. Ich mache ja nicht schnell Werbung für etwas, aber die Hamptons sind in der Regel wirklich die besten Hotels, wenn man über Land fährt. Aber es ist gut, dass die Zeit der nicht vorgebuchten Hotels vorbei ist. Nun wissen wir wieder, wo wir hingehören und was uns erwartet. Und heute gilt es, die nördlichen Great Plains zu überwinden. Wir wollen meinen Geburtstag in Minneapolis feiern.


    Und so verbringen wir die meiste Zeit auf der Interstate 90 und fahren durch das flache Land. Felder, Scheunen, Silos! Leider verlieren wir zudem noch eine Stunde, es ist Central Time. Bei Chamberlain ändert sich das Landschaftsbild, der Missouri River gießt Bäume und Sträucher und malt alles in grün. Und als wir nach Minnesota einreisen, werden nicht nur die Scheunen größer als die Wohnhäuser, es reduziert sich auch das Speedlimit auf 70. Und der Grund wird schnell klar. Die Straßen sind saumäßig und es rumpelt nur so dahin. 70 Meilen vor Minneapolis beginnt wieder der Wald und er signalisiert uns, dass wir mitten im Mittleren Westen angekommen sind. Der Name, respektive die Beschreibung, entstand im 19. Jahrhundert aus dem Bedürfnis, sich von der Ostküste abzugrenzen, daher "Westen" – aber eben nicht so weit im Westen wie die damalige Frontier (Wilder Westen). Lange Rede kurzer Sinn: Wir sind wieder im Osten! Alles klar?



    Als wir endlich die Skyline von Minneapolis und deren Schwesterstadt St. Paul zu sehen bekommen, sind wir erstaunt, wie schön die Wolkenkratzer sind. Das Best Western Plus begrüßt uns nach 9 Stunden und 572 Meilen. Etwas Wasser und Seife an die Körper und wir ziehen los. In der Dämmerung spiegeln sich die Wolkenkratzer auf den Glasfassaden der Brüder und Schwestern. Es ist eine wunderbare Stimmung und es hat noch 80 Grad. Die Stadt würde uns gut gefallen. Der Konjunktiv muss leider sein, da es sehr viele dunkle Gestalten gibt, die uns permanent nach Change fragen. Frag' doch den Obama, der ist für den Wechsel zuständig, und Zigarette gebe ich auch keine her, basta!



    McCormick & Schmick's, ein nettes Restaurant mit bestem Essen und ausgezeichneter Weinkarte. An der Hotelbar lassen wir den Tag ausklingen und morgen geht es wieder in die Natur.


    Dienstag
    Unser erster Stopp gilt dem Mississippi zur Stone Arch Bridge und den Cascades. Das ist alles ganz nett, aber das eigentlich Interessante ist etwas anderes: Das historische Mühlenviertel im Mills Ruins Park! Neben ein paar Mauern aus ewiger Vergangenheit sind etliche Mühlenhäuser restauriert. Eine herrliche Verbindung von Moderne und Geschichte ist entstanden. Eine Nebenbeigeschichte ist, dass der Parkwächter vom BW weder wusste, wo das ist, noch war er in der Lage zu beurteilen, ob es dort "vernünftige" Parkplätze gibt. Gibt es und zwar zum Schweine füttern.



    Bei St. Paul kommen wir nach Wisconsin. Dort, wo bei Tomah die Autobahnen 90 und 94 zusammentreffen, nehmen wir Abschied von der Zivilisation und fahren in das Hinterland des Dachs-Staates. Ländliches Ambiente, wunderschön bemalte Bauernhöfe, weite Ebenen, um Ackerbau und Viehzucht zum Wohle des eigenen Geldbeutels zu betreiben. Und plötzlich, wie aus dem Nichts durchziehen Felswände die Ebenen. Diese Rücken prägen nun immer wieder das Land. Wir haben erfahren, dass es sich um Gesteinsformationen handelt, die auch an den Niagarafällen ihr Unwesen treiben. Und genau an so einer Ridge liegt der Ort Rockbridge. Schon klar, was jetzt kommt. Die Rockbridge im Dorf Rockbridge wurde vom Pine River erbaut. Ein ausgespülter Crack, den man von hinten durch einen kleinen Tunnel erreicht. Ausser uns interessiert das niemanden.



    Die County Roads haben hier Buchstaben und keine Zahlen. Steffi führt uns sozusagen von A - Z. Nur sie behält die Orientierung. Aber irgendwann sind wir da. Der Elephant Trunk Rock steht neben der Straße, die kaum befahren ist und ein Parkplatz direkt neben dem Arch ist gähnend leer. So ist's recht! Tock, Tock, Tock, was ist das denn? Auf einem kleinen Minitraktor kommt ein alter Mann daher geschlichen. Mr. Faber, servus! Thank you for stopping! Das erste Mal im Leben sehen wir einen Arch-Keeper. Er erzählt uns, dass er wohl mit den Fränkischen Bleistiftherstellern irgendwie verwandt ist und, was wirklich interessiert, die Geschichte des Steinbogens. Eine indianische Kultstätte war er und die Verbindung zur Gegenwart wird dadurch hergestellt, dass dieser Kult von einem schnöden Verkehrsunfall heimgesucht wurde. Das ist auch der Grund, warum er sich sein Bein brach, das nun mit Beton und Steinen geschient ist. Nette Begegnung!



    Wir ziehen weiter zum Natural Bridge State Park. Die Box für das Eintrittsgeld ist aufgebrochen, sie war aber sowieso aus Holz, das schon ziemlich durchgefault ist. Auch alle anderen Einrichtungen erwecken nicht den Eindruck, als ob sich hier jemand wirklich kümmert. Wir wandern los, einen Rundweg, der eingerahmt von zerfallenen Holzzäunen durch den Wald führt. Very unspannend. Wir haben am Ausgangspunkt des Rundweges leider die falsche Richtung eingeschlagen, so dass der mächtige Leland Arch erst zum Schluß des rund 0,5 Meilen langen Weges auftaucht. Mitten im Wald, den auch hier eine Ridge durchzieht, steht er oben mit seiner gewaltigen Öffnung.



    Das waren drei wirklich schöne Arche und jetzt geht es in die Millionenmetropole Chicago. Das sind schöne Gegensätze, die wir an so manchen Reisetagen erleben. Wir kommen über die County Road PF, interessante Bezeichnung, zur US 12 East, vorbei an sehr schönen und sauberen Farmen, so, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Die Friedhöfe haben Grabsteine und es ist ja bekannt, dass in und um Chicago sehr viele deutsche Gemeinden ihre Heimat gefunden haben.


    Über den Wisconsin River, den roten Sandstein am Ufer haben wir nicht wahrgenommen, weiter zur Hauptstad Madison und dann auf der Interstate 39 nach Illinois. Geld raus, es beginnt wieder mit der Maut. Sage und schreibe 5 Toll-Stationen und als wir in den Großraum Chicago eintauchen Stillstand. Der Stau scheint so mächtig, dass sich Steffi zu Wort meldet und eine Ausweichroute vorschlägt. Im Zeitalter der Navigationsgeräte könnte es ja passieren, dass alle Navis diese Route vorschlagen. Na ja, alle waren es offensichtlich nicht, aber wir quälen uns mit vielen Mitleidenden von Ampel zu Ampel.


    Irgendwann mit 30 Minuten Verspätung erreichen wir ein Hotel. Steffi sagt das ist unseres, aber ich bin da skeptisch, denn ich habe ein Wyndham gebucht und an der Vorfahrt steht dick und fett Hyatt. Nach wenigen Blicken kommt mir dieses Hotel aber sehr bekannt vor, da wir dort vor einigen Jahren bereits nächtigten. Und damals war es ein Wyndham. Der Valet-Parker gibt Entwarnung. Vor einem Monat hat die Herberge umfirmiert. Auch gut, dann halt Hyatt. Das Ambiente war aber schon noch sehr von Wyndham geprägt. In der Hotelbar haben sie noch die Gläser ausgepackt und es war alles andere als gemütlich. Aber das Essen im Hotelrestaurant war gut.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Mittwoch
    Eher gemächlich machen wir uns auf den Weg, was zwei Gründe haben könnte. Zum einen waren wir schon oft in der Windy City. Zum anderen ist sie heute alles andere als windig. Die Morgensonne entwickelt eine unheimliche Kraft und die Stauräume zwischen den Wolkenkratzern sind bereits mit Wärme geflutet. Der Saunagang kann beginnen.


    Für 16 Dollar pro Person bringt uns der pfeilige Lift auf die Aussichtsplatzform des John Hancock Center in zirka 300 Meter Höhe. Die Aussicht ist immer wieder der Wahnsinn. Die Suburbs sehen aus wie Legokisten und die Autobahnen fressen sich in die Vororte und durch Illinois wie Bandwürmer. Strände in warmen Gelbtönen trennen die dunkle Stadt vom blauen Michigan See, der als kleines Meer bei uns durchgeht. Wir genießen den grandiosen Blick in aller Ruhe und jetzt mit ein paar Schmankerl zum Kaffee. Je nach Gedankenlage blicken wir in die Vergangenheit, in die Gegenwart oder in die Zukunft.



    Als kleiner Zwischenstopp dient das Shoppingcenter an der Watertower Plaza. Und als wir das HardRock Hotel entdeckt und besichtigt haben - so ein Pech, die Shotgläser waren aus - müssen wir unsere Einkaufstüten auf unser Zimmer bringen, bevor wir zum Esel mutieren. Ich dachte wir haben in den Koffern keinen Platz mehr? Aber wo Frau einen Willen hat, da ist auch ein Weg.
    Als man Chicago vor ein paar Jahren von oben betrachtete und sich der Blick nach Süden richtete, endete die Skyline abrupt, dann kam eine freie Wiese, im Hintergrund bzw. mittendrin der Buckingham Brunnen, das Shredd Aquarium und das Soldier Field Stadion. Das ist jetzt ein bißchen anders, denn die freie Wiese, auf der auch schon ein Bahnhof stand, ist seit der Jahrtausendwende der Millenium Park. Wir waren noch nie da.


    Schön ist er geworden, der Park. Moderne Architektur, monumentale Skulpturen und fantastisch angelegte Gärten. Selbst ein künstlicher Wasserfall fehlt nicht. Die Hauptattraktion, wenn man das an der Anzahl der Menschen festmachen will, die sich hier tummelt, ist das Cloud Gate, das im Volksmund die Bohne genannt wird. Ein Eldorado für die Fotographen, die sich endlich mal selbst ablichten können, im Hintergrund die Skyline von Chicago. Aber auch gut für die Psyche, denn das Wolkentor verzerrt die Perspektive so, dass man schnell aus einem Volldampf-Ami eine grazile Gestalt machen kann. Sozusagen ein gefälschtes Beweismittel für die letzte gescheiterte Diät. Verdammt, schau ich gut aus! Natürlich darf die Michigan Avenue nicht fehlen. Wrigley-Building am Fluß und zum Schluß noch der Navy Pier, den wir am Wasser entlang erreichen. Die Beine brennen, Schluß für heute.



    Der Concierge empfiehlt uns das Benny's Prime Chop House. Das Essen war sehr gut. Meine Short-Ribs ein Traum. Der Wein war überteuert.


    Donnerstag
    Heute wird es noch heißer als gestern. Als wir das Hotel verlassen, rennen wir gegen eine Wand. Die Luftfeuchtigkeit steht der Wärme in nichts nach und bereits nach wenigen Minuten klebt die Kleidung am Körper. Gemessenen Schrittes wandern wir zum Navy Pier und kaufen Karten für das Wassertaxi zum Sears Tower, der ja jetzt Willis Tower heißt.



    Auf dem Wasser ist es etwas erträglicher. Wir schippern den Chicago River flußaufwärts. Immer höher werden die Wolkenkratzer, die Loop donnert hoch oben durch die Straßen. Vor einigen Jahren haben wir exakt auf diesem Weg eine sogenannte Architekten-Tour gemacht, die war nur viel, viel teurer. Dafür wurde einiges erklärt, was ich nicht mehr weiß. Rund um den Willis Tower ist Baustelle. Aber nicht so eine, die ein kleines Verkehrshindernis darstellt und umfahren bzw. umgangen werden könnte. Nein, genau aus der Richtung, aus der wir kommen, ist das Monstrum abgesprerrt. Rundummadum und dann endlich in der Schlange zum Skydeck. Für 17 Dollar geht es hinauf in den 103. Stock. Und eine für uns neue Attraktion steht bereit. In einigen Nischen kann man auf einen Glasboden steigen - wer kennt den CN Tower in Toronto? - und in die gähnende Tiefe blicken. Das geht aber nur, wenn man sich in der Schlange anstellt. Also geschenkt!


    Wir marschieren weiter zum Palmer House Hilton, in dem wir vor 17 Jahren gewohnt haben. Es ist immer noch ein schönes, altes Hotel und einen Besuch wert. An das Voucher-Zimmer vor all diesen Jahren will ich nicht mehr denken. Als wir die Vorhänge zur Seite geschoben haben, hat man sich fast die Birne an der gegenüber liegenden Hauswand angeschlagen. Wir brauchen noch eine coole Location, also nicht zum Vergnügen, sondern zum abkühlen. Das HardRock Café, das seit unserem letzten Besuch umgebaut wurde, ist jetzt schöner. I take a Sprite. Is Seven up ok? Natürlich, meine Liebe.


    Wenn die Sonne scheint, braucht so mancher Mensch, ähm, inzwischen fast jeder, eine Sonnenbrille. Monika auch und deshalb ist es ziemlich verwunderlich, dass sie erst kurz vor dem Hotel merkt, dass ihr das gute Teil abgeht. Ja wo ist es denn? Ruhig bleiben und zurück zum HardRock. Und im Store, dort wo sie die Teile verkaufen, die jeder früher sammelte und trug, haben sie sie herzlich begrüßt, die Monika. Und sie hatten natürlich auch die Brille. Ein paar Scherzchen müssen sein, Deppen, aber dann haben sie sie rausgerückt. Nette Menschen!


    Heute spielt Deutschland gegen Italien, es geht inzwischen um viel und nachdem wir hörten, dass unsere Buben eine gute Vorrunde gespielt haben, haben wir es angeschaut. Der gebildete Fußballer weiß, was jetzt kommt. Dann halt nicht! Wir machen uns nochmal auf den Weg ans Binnenmeer, kühlen unsere Füße im Wasser und beochten das Treiben am Strand. Das Wetter ist kaum mehr auszuhalten und so beschließen wir, das Hotel heute nicht mehr zu verlassen. Also zurück, sauber machen, Bar und gleich dort essen. Ein kurzes Gewitter war nicht der Rede wert, es ist nicht kühler geworden.



    Freitag
    Nach eineinhalb Stunden erreichen wir Indiana. Hier, entlang der 41er, ist alles flach. Die Fahrbahn bis Boswell ist es aber nicht. Holperdipolter, es ist zum verrückt werden. Vor Attica überqueren wir den Wabash River und über die CR 650 kommen wir zum Portland Arch National Reserve.


    Eigentlich ist im Osten kein Paradies für Pfadfinder, denn es ist alles gut ausgeschildert und markiert. So auch hier, nur - und das haben wir erst im nachhinein festgestellt - ein Schild fehlt. Und das stand direkt dort, wo wir hin müssten. Also gut, wir fahren weiter und das Navi kennt einige Straßen einfach nicht. Wir umkreisen das Schutzgebiet und finden keinen Trailhead. Mir reicht's und ich parke im Wald, Luftlinie ist der Steinbogen nicht weit weg. Und da kommt er, unser Retter. Der ältere Herr macht das Fenster auf, fragt ob er helfen kann, ich suche den Trailhead zum Portland Arch und er sagt, dass er dort vorne umdreht und dann soll ich ihm hinterher fahren. Gesagt getan. Mit seinem PKW donnert er über die Dirtroads, dass es nur so raucht und staubt. Ich muss Abstand halten, damit nicht zu viele Lackschäden die Sache bei Hertz komplizieren. Er fährt dorthin, wo wir schon waren und nur die Einfahrt zum Parkplatz und Trailhead, dank des fehlenden Schildes verpasst haben. Herzlichen Dank mein Freund. Ich werde nie mehr behaupten, dass man die Amerikaner nichts fragen darf, weil sie eh nichts wissen und mit einer überzeugenden Inbrunst nur Schmarrn verzapfen.


    Die Stiefel geschnürrt und los. Ein gut sichtbarer Trail führt durch den Wald zum Bear Creek hinunter, an einer Ridge entlang, die geologisch sehr interessant aussieht. Die verschiedensten Farben wechseln sich ab. Bereits nach 11 Minuten stehen wir im Sumpf vor dem Portland Arch. Das Wasser hat die Ridge durchbohrt und nur fast trockenen Fußes wandern wir durch den Arch, der ja dank des Wassers eigentlich eine Brücke wäre. Der Roundtrip geht über 0,8 Meilen durch den Wald, worüber wir bei der Hitze sehr froh sind. Es hat inzwischen 98 schwüle Grad.



    Über Crawfordeville erreichen wir Spencer und das Thermometer knackt die 100 und steht bei 104. Im McCormick's Creek State Park sind alle Höhlen geschlossen. Die Weiße-Nase-Krankheit-der-Fledermäuse ist der Grund. Wir parken am Wolf Cave Parkplatz und laufen den Trail No. 5. Auch hier Gott sei Dank Wald, Wald, Wald. Es geht ohne Steigung dahin und eigentlich ist nichts spannendes zu sehen, bis wir nach knapp einer Meile die Wolf Natural Bridges erreichen. Durch die erste Brücke hindurch, dann rechts die zweite Brücke. Sehr schön. Nicht hinein gehen - Road Closed! Es soll sich derjenige an die eigene weiße Nase fassen, der immer alles tut, was Vorschrift ist. Oder wie ging das Sprichwort? Ja, wir waren alleine, weit und breit niemand zu sehen. Und auch der Wärter ist nicht aus dem Busch gesprungen.



    Der Park hat einiges zu bieten. Wanderwege ohne Ende, Campgrounds und sogar ein Hotel, mit Pool versteht sich. Wir machen uns wieder auf den Weg und erreichen bei Terre Haute erneut Illinois, in dem auch East St. Louis liegt. Der größere, bekanntere und schönere Teil der Stadt liegt aber in Missouri. Es war ein tolles Bild, als wir den Gateway Arch zum ersten Mal sahen und die Skyline dahinter. Leider konnten wir nirgends anhalten, um diesen Blick festzuhalten.


    Das Hilton Saint Louis ist schon etwas betagt, aber das ist momentan nicht das Problem. Ich würde gerne mein Auto so einem Typen geben, der es weg fährt. Valet Parking full. Aha, auch noch nie gehabt. Also lade ich verärgert gleich selbst alle Koffer aus und fahre ins Parkhaus. Dafür bekommen wir zwei Gutscheine á 8 Dollar für die Bar. Auch gut, die Gutscheine werden nicht verfaulen, wetten.


    Und da geht es schon los: Bier und ein kleines Essen an der Hotelbar. Es ist nun doch spät geworden und wir sind ziemlich fertig von der Hitze.


    Samstag
    Bevor die Massen auftauchen, wollen wir auf dem Gateway Arch sein. Und es war auch noch nicht viel los. Hört, hört, mit unserem Nationalpark Pass bekommen wir die Tickets in das Jefferson National Expansion Memorial um 3 Dollar ermäßigt für 7 USD. Die G.u.V. dieses Passes ist so grün, es ist nur noch schön. Wie Kleinigkeiten einen Menschen freuen können.


    Die Fahrt hinauf auf den gigantischen Blechbogen ist abenteuerlich und interessant. Zu fünft (5 plus Übergewicht = 6) sitzen wir in einer Art Kapsel, wehe dem, der Platzangst hat, und es geht los. Immer wieder klickt es, wenn sich der Aufzug, der ja in einem runden Bogen nach oben muss, wieder gerade stellt. Eine Treppe ist auch in Sicht, nur für den Fall, dass das Teil ausfällt. 4 Minuten hat es gedauert, dann standen wir an der Spitze. Durch kleine Luken blicken wir auf die Stadt, das Capitol-ähnliche Rathaus, das Baseball Stadion. Super! Und der Arch ist sowieso unglaublich. Ästhetisch spannt er sich am westlichen Ufer des Mississippi vor der Stadt auf. Das Wasser des großen Flußes fließt gemächlich an ihm vorbei. Cooles Teil!




    Wir laufen vom Gateway Arch flußaufwärts am Ufer entlang bis zur Eads Bridge. Die nehmen wir, wir haben Fußgänger gesehen, nach Illinois, um den Blick, den wir gestern bei der Einfahrt hatten, nochmal in Ruhe zu genießen. Auf der anderen Seite überblicken wir den Mississippi und die Skyline von Saint Louis. Der Bogen steht majestätisch davor. Just dort ist auch ein Spielcasino und nachdem die Hitzewelle latent ist, kühlen wir uns dort ab. Der Drink ist umsonst, obwohl wir nicht spielen, sondern nur an der Bar hocken. Und vor dem Casino steht ein Bus. Ja, wo geht der denn hin? Er fährt die Casinogäste zum Baseballspiel, das in Bälde auf der anderen Flußseite stattfindet. Ja wunderbar und schon hocken wir drin.



    Mit den rot verkleideten Fans steigen wir direkt vor dem Stadion aus. Es dauert keine Minute, da werden uns Tickets angeboten. Junge, alles haben wir, nur keine Zeit für eine so lange Sportveranstaltung. No thank's! Vor dem Stadion spielt eine Band und so begleiten uns zumindest laute Töne lange auf unserem Sightseeing-Pfad durch die Stadt. Bei gefühlten 45 Grad Celsius geht es die Market Street entlang, durch den wunderschönen City Garden. Neidisch sehen wir zu, wie sich die Kinder in verschiedenen Brunnen und Wasserspielen abkühlen. Durch das Schloß-ähnliche Marriott kommen wir in die Union Station. Ein schön restaurierter Bahnhof mit netten Läden und kleinen Restaurants. Der Food Court gehört jetzt aber uns, Hunger! Die angelegten Teiche beherbergen Koi Fische. Sie sehen aus wie überdimensionale Goldfische, sind aber Karpfen. Fett sind sie, denn am Rande des Wassers stehen Futterautomaten. Schon klar, dass es hier permanent Essen gibt. Gleich gegenüber ist das HardRock Café, Shot Glas her, und Landrys Seafood. Sieht gut aus, also Speisekarte kurz gesichtet und für den Abend reserviert.




    Zurück über die Pine und Olive Street, die Stadt ist inzwischen wie ausgestorben, da sich bei der Hitze nur noch wir rumtreiben. Zum Ende unseres Stadtspazierganges gehen wir noch das Macy's ab. Wir mussten jedoch wieder einmal feststellen, dass es ausser der bekannten Kosmetik nichts Gescheites mehr gibt in diesem Laden. Alles in allem ist zu konstatieren, dass St. Louis eine Reise wert ist. Insbesondere der Arch hat es uns angetan, wie könnte es bei Arch Huntern auch anders sein.
    Das Abendessen war gut, nur die Portionen viel zu groß. Dann haben wir noch ein paar Schritte in die Nacht getan (und wieder geschwitzt).



    ... Fortsetzung folgt!
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  • Sonntag
    Wir verlassen St. Louis über die Eads Bridge wieder nach Illinois, wo unsere Steinbögen heute zu finden sind. Einsam und verlassen, jenseits von Autobahnen tuckern wir durch den Bundesstaat und genießen eine gesunde Portion Landleben. Als wir bei Pinckneyville auf die 127 einbiegen ist der Gottesdienst vorbei und die Landwirtinnen und Landwirte kehren zurück ins Leben. Wir trauen unseren Augen nicht, als ein sehr betagter Herr von der Kirche auf die Straße einbiegen will. Vor uns wäre endlos viel Platz und in der verbleibenden Zeit wäre ich 10 Mal auf die Straße gefahren. Das eigentliche Mysterium ist aber, dass der alte Mann mit einem Fernglas die Straße beoachtet. Autofahren mit Fernglas haben wir auch noch nicht gesehen und ich möchte nicht wissen, wie gut der Mensch überhaupt noch sieht. Aber hier am Land ist das Leben vorbei, wenn man nicht mehr mit dem Auto fahren kann.


    Wir folgen der braunen Beschilderung zur Ponoma Natural Bridge, die letzten zwei Meilen sind ungeteert, aber wunderbar gepflegt. Der Fußweg führt uns hinunter in ein kleines Tal und bald stehen wir auf der großen Brücke. Wege führen weiter nach unten, so dass der Steinbogen von allen Seiten und Perspekiven Eingang in die Annalen findet. Es ist eine schöne und große Brücke, braun und gelblicher Fels und tiefgrünes Moos. Eine viertel Stunde Fußweg, leichter kann man sein Ziel nicht erreichen.



    Zurück auf die 127 und durch schöne Obstplantagen und weinbebaute Hügel über den Alto Pass. Hier sieht es wieder einmal wie in der Toskana aus. Quer durch das Land erreichen wir die Pine Hill Recreation Area. Ein Bahnübergang, der möglicherweise Auslöser des sich abzeichnenden Dramas sein könnte, führt uns auf eine Dirt Road. Die ist ziemlich unspektakulär, führt brettleben dahin und nur ab und zu liegen ein paar überfahrbare Äste im Weg. Die Luft bleibt uns weg, als der Bordcomputer meldet, dass hinten links dem Reifen der Sauerstoff ausgeht. So ein Mist und natürlich mitten in der Prärie. Das Preachers Eye finden wir auch nicht sofort und als wir dort sind, überfallen uns Millionen von Mücken. Man sollte kurz, aber ziemlich steil hoch zum Arch gehen, aber das ist unter den Umständen nicht angeraten. Jetzt hoffen wir mal, dass unser Auto unbeschadet den Teer erreicht und dann beobachten wir, wie sich der Luftverlust verhält.


    Langsam, aber leider stetig geht es mit dem Reifen bergab. Wir brauchen jetzt schnell eine Reifenwerkstatt oder eine Tanke, mit neuem O2. Die Zivilisation lässt auf sich warten und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir eine Tankstelle fanden. Luft nachfüllen und mal eruieren, was überhaupt der Auslöser ist. Wie könnte es anders sein, ein wunderschöner Nagel ziert den Pneu. Ich drücke ihn weiter rein, damit das Loch vielleicht dicht wird. Aber weit gefehlt. Im nächsten Dorf sind zwei Reifenservices, die haben aber heute am Sonntag zu. Hilft nichts, wir müssen vorerst alle Ziele des Tages streichen und Paducah erreichen. Dort ist am lokalen Airport sogar eine Hertz Vertretung.


    Über die Interstate 24 gelangen wir am Ohio River nach Kentucky und eine weitere 10 Meilen Landfahrt bringt uns zum Flughafen. Die gute Frau bei Hertz kann uns nicht helfen, bietet uns an, dass wir für über 5.000 Dollar einen neuen SUV anmieten können. Mechaniker gibt es keinen und tauschen kann sie auch nicht, da es sich hier nur um eine Station handelt, die nur lokal vermietet. Aber wir sollen mal auf den Chef warten. Der kommt dann auch 20 Minuten später. Gleiches Bild, aber ein guter Rat. Der Walmart in Paducah hat einen Reifenservice und der hat auch heute am Sonntag auf. Also zurück, der Reifen geht in die Breite, da ihm mangels Luft die Höhe fehlt. Mit letzter Kraft erreichen wir den Walmart und kommen auch gleich dran. Nach 30 Minuten war alles erledigt und es hat - festhalten - nur 10 Dollar mit wuchten gekostet. Was werden die armen Mechaniker wohl für ihre Sonntagsarbeit bekommen. Ich fürchte, dass sie in Deutschland mit Hartz IV besser wegkommen würden. Na ja, vielleicht ist der Reifenservice ja quersubventioniert.


    Es ist zwar schon später Nachmittag, aber wir beschließen, den Cedar Wonders Arch zu suchen, auf den wir uns lange ziemlich gefreut haben. Also zurück, es hat mittlerweile 107 Grad. Es wird immer dunkler und ohne Sonne fällt das Thermometer auf 89 Grad. Am Ende einer Dirtroad, direkt neben einem größeren Anwesen, stellen wir unser Auto ab. Türe auf und mal peilen, ob Hundegebell an mein Ohr dringt. Unheimliche Situation, weit ab von jeglicher Zivilisation, vermutlich auf einem Privatgrundstück. Wenn der Besitzer auf uns zielt, hat er hoffentlich ein besseres Augenlicht als der Kirchgänger heute früh und braucht kein Fernrohr, um zu erkennen, dass wir harmlose Touristen und Wanderer sind.


    Als wir über eine alte Dirtroad in den Wald wandern, der Trail ist mit einem blauen "i" gekennzeichnet, kommt zu der inzwischen sehr eigenartigen Stimmung, eine kleine Überraschung, die in das Bild passt. Zwei Grabsteine stehen mitten im Wald. Zunehmende Dunkelheit und absolute Stille wird vereinzelt durch Donnergrollen eines herannahenden Gewitters unterbrochen. Wir werden schneller, der unheimlichen Gesamtsituation entkommen wir jedoch nicht. Nach Überquerung eines trockenen Flußbettes geht es an einer Feuerstelle vorbei nach oben. Hie und da raschelt ein Tier und bekommt unsere ganze Aufmerksamkeit. Aber es ist nicht mehr weit und nach knapp 1,2 Meilen stehen wir vor dem kleinen Steinbogen, dem Cedar Wonders Arch. Er ist etwas sehr aussergewöhliches, eine ehemalige Kultstätte und alles passt nun zusammen. Man darf es ja fast nicht sagen, aber irgendwie waren wir erleichtert, als wir ohne Probleme wieder am Auto gelandet sind und der Chevy unversehrt auf uns wartete.



    Das Hampton Inn in Paducah ist ok und das Abendessen im gegenüber liegenden Friday's war gut. Der amerikanische Holzbock hat wieder zugeschlagen. Erst abends entdecken wir zwei Exemplare an meiner Hikerhose. Die Körperinspektion war aber erfolglos.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Montag
    Das Hotel in Paducah liegt in einem typisch amerikanischen Ortsteil. Breit, weit, Tankstellen, Fast- und weniger fast Food und eben Hotels. Häßlich halt. Aber diese Stadt hat auch einen historischen Distrikt am Ohio River. Als wir dort ankommen genießen wir die leeren Straßen, die tollen Häuserfassaden und als uns der Stadt-, respektive Dorfspaziergang hinunter zum Wasser führt, staunen wir über die Gemälde an der Eingangsmauer zum Hafen. Ja, das war ganz nett, um den Tag zu beginnen.



    Das südöstliche Amerika ist fruchtbar, aber die weißen Siedler hatten jedoch wie so oft das Problem, dass das Land von den Indianern besetzt war. Deportation nach Oklahoma, das war die Antwort der Bleichgesichter. Und dass es auf diesen Trecks nicht sehr harmonisch zuging, ist klar. Und so wurde die Deportationsroute zum "Trail of Tears". Eine Station war der Mantle Rock. Durch das Ohio Valley kommen wir am Parkplatz und Trailhead an und wandern auf dem Weg der Tränen zum Arch, der eine der Übernachtungsstationen war. Es ist nur knapp eine halbe Meile bis zu dem gewaltigen Steinbogen, der wie eine Höhle wirkt. Der längste Arch östlich des Mississippi ist wirklich gigantisch, findet aber wie so viele Steinbögen im Osten kaum Beachtung und schon gar keinen Respekt der Bevölkerung. Ausdruck dieses Missstands sind vollgeschmierte Wände. Dreckbären, das müsste nicht sein.


    Ein beschaulicher Ort, dieses Apex. Wir sind dreimal durchgefahren, da sich die Suche nach einem Zugang zum nächsten Trail sehr schwierig gestaltete. Die Dirtroad, die ich daheim auf der TopoMap ausgemacht hatte, endet mitten in einem Feld. Wenn es aber um Arches geht, sind wir gnadenlos und der Bauer hat sicherlich die ein oder andere Einbuße bei der Ernte. Egal, wir waren falsch, denn es gab keinen Zugang in den Canyon, obwohl der Arch nicht weit entfernt ist. Also zurück und die Straßenseite abgesucht, wo die richtige Richtung eingeschlagen wurde. Alles vergebens, zurück zum Dorfkern. Ganz ruhig und nochmal die Beschreibung lesen. Das war gut, denn wirklich mitten im Ort geht die alte Dirtroad weg, die dann als Trail in den Canyon führt. Der Apex Arch, den wir nach kurzer Wanderung erreichen, ist ein toller Steinbogen. Aber was die hier mit einer Naturschönheit anstellen, ist eine Schande. Total vollgeschmiert und unter dem Felsentor eine Müllkippe. Das Tagebuch kommt zu der Erkenntnis: Mit einer Zahnbürste sollten sie die Schweinereien entfernen müssen, das wäre unser Vorschlag.



    Über die Interstate 24 erreichen wir Tennessee und das Thermometer fällt von 104 auf 73 Grad. Auslöser war ein kleines Gewitter, dessen Regen nicht auf der Erde ankam. Eine tolle Stimmung begleitet uns und als wir über den Cumberland River Nashville erreichen, regnet es nur ganz leicht. Ein angenehmens Gefühl, aber leider kommen wir nicht lange in diesen Genuss. Als wir das Auto am Sheraton Hotel verlassen, bricht der Schweiß schon wieder aus und erst im klimatisierten Zimmer im 19. Stock erholt sich der Körper.


    Das Bier an der Hotelbar schmeckt wunderbar und das Essen war so mittelprächtig. Eine Verdauungsrunde um das Hotel bei angenehmen Temperaturen, selbst mit langer Hose, bringt uns den ersten Eindruck der Musikstadt nahe.


    Dienstag
    Wir marschieren zum Capitol, das nicht nur anders aussieht wie die anderen, sondern häßlich ist. Eine kleine Bergabwanderung bringt uns zu den Markthallen am Bicentennial Park. Obst, Gemüse und ein paar andere Dinge bringen Farbe ins Spiel. Der Park selbst, errichtet 1996 zum 200-jährigen Bestehen von Tennesse, ist großzügig angelegt und beherbergt viele geschichtliche Monumente des Sezessionskrieges.



    Genug Geschichte, die 2nd Street und die 5th Avenue führen uns ins Kneipenviertel am Broadway. Typische Szenerie, im Mittelpunkt Musik und Kneipen, die bei Tageslicht betrachtet eher als Spelunken durchgehen. Einen schönen Blick auf die Skyline, den Ohioriver und das LP Field, einem Football Stadion, bringt uns der Weg an der Riverfront hinauf zur Shelby Street Bridge. Die Aufbauarbeiten für den 4. Juli sind in vollem Gange. Wir laufen den Broadway bis zum schönen Union Station Hotel. Wie ein Schloß, sehr gediegen sieht es aus. Unser Stadtspaziergang endet bei sengender Hitze wieder im Auto. Opry Mills, eine selbst für amerikanische Verhältnisse große Mall ist unser nächstes Ziel. Wir werden fündig und nur ich denke jetzt an die Heimreise und an das Übergepäck.



    Die Stadt hat uns nicht so gut gefallen, sie ist nicht sauber und rund um den Broadway ist alles nur Touristennepp. Der Abend jedoch war dann wunderbar. Zuerst ein Bier bei toller Livemusik, dann ein intergalaktisches Essen im 2. Stock im Merchants am Broadway. Der 2. Stock muss betont werden, denn im Erdgeschoss ist es eine Burgerbude und oben wirklich ein feines Restaurant. Zum Abschluß nochmal Livemusik, die echt super war, und so nimmt es mit Nashville doch ein versöhnliches Ende.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

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