Stan und Olli, die Anti Shutdown Tour - Südwesten USA Herbst 2013

  • Beim Hole N'' the Rock, südlich von Moab, sind wir sonst immer vorbei gefahren. Heute hatten wir Zeit und Lust uns den Kram da mal anzuschauen.


    Als erstes fiel uns dieser Bulle aus Schrott auf. Das Ding war genial. Wir standen davor und suchten einzelne Teile, die der Künstler Lyle Nichols aus Colorado, für sein Werk genutzt hat.


    1940 begannen Albert und sein Bruder Leo Christensen einen Felsen im Süden Moabs auszuhöhlen, um dort eine Wohnung zu schaffen. 12 Jahre später zog Albert mit seiner Frau Gladys in die 14 Zimmer Höhlenwohnung, in der es an nichts fehlte. Es gab sogar einen offenen Kamin und natürlich ein Badezimmer. Albert baute bis zu seinem Tod im Jahr 1957 weiter an dem "Haus". Er schaffte es aber nicht mehr sein Werk beendigen.
    Ihren Unterhalt bestritten die Christensens mit einen Diner in ihrer Höhle. Gladys betrieb nach Alberts Tod bis zu ihrem Tod im Jahr 1974, hier ein Café und einen Touristenshop und machte Führungen durch ihr ungewöhnliches Haus.


    Hier das Grab von Albert und Gladys Christiansen, gleich neben ihrer ehemaligen Wohnung.


    Im Jahr 2000 verkaufte der Sohn der Christiansens das Hole N'' the Rock. Der neue Besitzer betreibt jetzt neben den Touristenshops, noch einen Imbiss und einen Streichelzoo. Letzteren halte ich für total überflüssig. Aber mich fragt ja keiner.
    Irgend jemand hat hier Sinn für Spaß und baute ein 1a Plumpsklo, was mir persönlich am besten gefiel und zeigt endlich den wahren Bigfoot, statt nur unscharfe Bildchen.



    Dieser "Jeep Wrangler", auch ein Werk von Lyle Nichols war die Krönung des Ganzen. Ich würde ja nie jemanden raten einen Touristenshop zu besuchen, aber hier mach ich ´ne Ausnahme, denn wir hatten unseren Spaß.

  • Den Looking Glass Rock wollte ich eigentlich schon mit Martina im Sommer 2008 besuchen, aber damals hat es hier geregnet. Heute war es "noch" trocken, aber stürmisch.


    Wir kletterten hoch bis zum Arch um da durch zu gucken. Hier oben war es sehr laut und stürmisch. Ich traute mich nicht bis ans Loch. Toni kletterte den letzten Meter hoch, wobei ich ihn ständig an den Beinen festhielt. Dank des Windes, der heulend durch den Arch zog, mussten wir uns anbrüllen um uns zu verständigen. Wir brachen die Geschichte dann ab, weil einfach zu gefährlich. Ja ich hatte wirklich Angst um Toni. Eine kräftige Windböe und er segelt davon und ich Dussel müsste das Gepäck später alleine aufs Motel Zimmer tragen.
    Der Looking Glass Rock war für uns ein richtiges Abenteuer. Der Wind hat uns so ausgekühlt, dass wir, als wir wieder unten waren, vor Kälte geklappert haben. Manchmal frag ich mich selbst, ob wir noch ganz dicht sind. Wir Männer können nix dafür, wir müssen uns einfach jedes Loch angucken.


    Bei finsterem Wetter fuhren wir weiter nach Blanding, wo wir Quartier im Super 8 Blanding, für 59,76€ reserviert hatten. Abendbrot holten wir bei Clark's Market, gleich gegenüber vom Motel. Nach Hühnchen und Kartoffelsalat, haben wir Wäsche gewaschen und über den nächsten Tag gesprochen.
    Toni war zwar schon zweimal in den USA, hatte aber noch keine Vorstellung wo wir uns in etwa befinden. Klar war, dass wir morgen Abend in Albuquerque sein müssen und dass der direkte Weg von hier schon 500 Kilometer lang sein würde. Ich erklärte Toni was hier so in der Nähe liegen würde. Bei einigen Location funkelten sofort seine Augen. Ich machte ihm aber klar, dass wir sehr früh los müssten und am Ende des Tages immer noch 510 Kilometer fahren müssten. Wir einigten uns dann tatsächlich auf diese total bekloppte Reiseroute für den nächste Tag und bedankten uns bei denen, die uns Dank des Shutdowns dieses ermöglichten. Nee im Ernst, normal würden wir solchen Käse nicht machen. Na ja und etwas Schuld hat ja auch die Wettervorhersage und unser Termin in Albuquerque.
    Draußen tobte ein Sturm. Wir gingen dann ins Nest. Gute Nacht.

  • oh mann Thomas, du legst vielleicht ein Tempo vor - ich komm gar nicht nach mit lesen.
    Nach und nach werden wir folgen.
    Danke für deine Mühe. Wir lieben deine Berichte und die Art es zu beschreiben. :thumbup:


    Eric

  • Sind nun auch nachgereist :D
    Klasse Bericht danke :thumbup:

    (:hutab:) Viele Grüße
    Sylvia & Michael

    USA-Banner.png
    Florida 2009, Ostküste 2010, Südwesten 2011, Back in Florida 2012, Südstaaten 2013, Around the Rockys 2014, Desert & Dust 2015, Tex-Mex & Sunshine Week 2016, Red Rock Tour 2017, Sand & Stones & Fun in the sun 2018, Rock on & Rock the keys 2019, Back on tour & Soak up the sun 2022, Top of the Rocks 2023, Happy Vegas Trip & Take it easy 2024

  • Schon vor dem Sonnenaufgang verließen wir das Super 8 Blanding . Wir wollten uns heute etwas Indianer Kram anschauen. Als erstes ging es zur Over and Under Ruin. Die Anfahrt auf der Schotterpiste war einfach und für jeden PKW machbar. Nur das letzte Stück hat es in sich. Je nach dem wir weit man sich traut zu fahren, geht man dann noch 300 - 600 Meter bergab.


    So ein Sonnenaufgang ist ja ganz nett, aber hier hätten wir die Sonne lieber von hinten. Also sollte jemand hier hin fahren wollen, alles ab später Vormittag geht in Ordnung.


    Wie der Name schon sagt, gibt es eine obere und eine untere Ruine. Vor allem die Obere ist noch mit der hölzernen Deckenkonstruktion sehr gut erhalten.

  • Auch am nächsten Ziel war vom Shutdown, trotz BLM Verwaltung, nix zu merken. Ist wohl nicht spektakulär genug um auf wen auch immer, Druck auszuüben.


    Wir liefen den 600 Meter langen Trail bis zum Overlook. Die Anasazi Indianer lebten hier von etwa 500 - 1200 unserer Zeitrechnung.


    Die Ruinen wurden 19. Jahrhundert wieder entdeckt. Im 20. hat dann das BLM die Ruinen durch Baumaßnahmen stabilisiert, ansonsten aber so belassen, wie aufgefunden.


    Blick auf die Butler Wash Bridge


    Die Butler Wash Ruins sind ein einfach zu erreichende Location und wir können einen Besuch nur empfehlen.

  • An der Comb Ridge machten wir Halt um die wunderschöne Aussicht zu genießen.


    Jo ich fahr so vor mich hin und rieche plötzlich Angstschweiß. Der Bengel Kreide bleich, rutscht nervös auf seinem Sitz hin und her. Ich guck ihn fragend an. Der Jung braucht ´nen Donnerbalken. Ich fragte ihn wann er mir das denn sagen wollte. Manchmal...
    Gott sei Dank kannte ich mich in der Gegend aus und wusste, dass direkt vor uns die Mule Canyon Ruin, inklusive Parkplatz und allem Pipapo liegt.
    Ich nutzte Zeit und schaute mir noch einmal die Mule Canyon Ruins an. Ich war ja 2008 hier schon mal mit Martina.


    Blick in die Kiva, dem ehemaligen zeremoniellen Zentrum der Anasazi Gemeinschaft. Die Kiva wurde 1973 vom BLM komplett saniert.


    Dieses Pueblo wurde etwa 750 nach Christus besiedelt. Wer die Mule Canyon Ruins noch nicht kennt, sollte ruhig anhalten. Einfach so vorbei fahren, dazu sind sie zu schade.

  • Wir waren ja eben noch bei den Mule Canyon Ruins, welche aber nicht im Canyon, sondern oberhalb am Rim stehen. Jetzt ging es in den Mule Canyon. Ich wollte mir endlich mal das House on Fire anschauen.
    Wir mussten hier per Selfpay 3,-$ pro Person für ein Backcountry Permit löhnen.


    Der Weg zur Ruine ist ganz einfach, man geht runter in den Canyon und folgt ihn für 1,5 Kilometer. Die House on Fire Ruin kann man nicht verfehlen. Sie befindet sich rechts oberhalb des Weges.


    Der Name House on Fire kommt vom Sandstein, dessen Struktur direkt über der Ruine wie Flammen aussieht. Wir beide waren doch etwas enttäuscht, denn ich kannte das House on Fire von diversen Fotos und Toni hatte ich davon erzählt. Für das menschliche Auge sieht das alles, ohne Umweg über Kameras, dann doch etwas unspektakulärer aus. Fragt mich nicht woran das liegt, ich hab keine Ahnung. Toni hat es extra mit seinem Handy getestet, auch dort sah es wie auf dem Foto unten aus.
    Wer den Feuereffekt auf dem Foto verstärken will, nehme ein Weitwinkelobjektiv, krieche auf allen Vieren weiter Richtung Eingang, ziele auf Eingang und Decke und knipse los.


    Hier die anderen Ruinen.


    Wir waren hier nicht alleine. Drei ältere Herrschaften besichtigten mit uns die Ruinen. Als dann eine Gruppe junger Leute anrückte, zogen wir das Weite.
    Auf dem Foto seht ihr wie es dort aussieht. House on Fire ist eigentlich nur die kleine Ruine direkt in der Bildmitte. Ihr wollt meine Meinung zu dem Ding? Ich sag mal so, ich war jetzt einmal mit Toni dort, werde mit Martina definitiv nicht nochmal hingehen. Jetzt wo ich weiß wie es dort wirklich aussieht, lockt mich das nicht ein weiteres mal hin. Ich zehre ja das ganze Jahr über von meinen Reisen. Die Fotos helfen dabei mich zu erinnern. Das Flammenfoto erinnert mich ehrlich gesagt an nix, weil nur die Kamera es so gesehen hat.

  • Kaiserwetter am Muley Point. Da mussten wir unbedingt hin. Es war etwas kühl, aber dafür hatten wir eine extrem klare Sicht. Da unten, 700 Meter tiefer plätscherte der San Juan River vor sich hin.


    Der Bengel stand am Abgrund. Ich meinte zu ihm, dass wenn er da runter fliegt, ich aus Gnatz noch einen Stein hinterher werfe.


    Wir mögen nicht nur Löcher, nein wir haben es auch mit Schlitze und Ritzen.


    Der Muley Point war ganz gut besucht...nee kein Schlange stehen. Einen Besuch kann ich nur empfehlen. Aber fahrt unbedingt bis zum eigentlichen Muley Point, nach rechts die zwei Kilometer durch. Viele Touristen bleiben beim Erreichen des Rim, am ersten Parkplatz stehen. Glaubt mir, es lohnt sich.

  • Ich guck doch so gerne Reportagen. Irgendwann im Frühling 2013 kam auf N24 eine Reportage:
    Hell Roads - Die Gefährlichsten Straßen der Welt


    Hier mal paar Zitate aus dem Film:
    - die meisten die es hier her verschlägt sind Touristen, die nicht ahnen auf was sie sich einlassen
    - die größte Gefahr sind die endlosen Serpentinen - Anmerkung von mir, es sind 5,5 Kurven...ja die eine
    zählt nicht wirklich
    - oft merken sie erst viel zu spät, in welcher Gefahr sie sich bringen
    - Touristen klammern sich ans Lenkrad und werfen vor Angst keinen Blick nach links und rechts
    - Leute rufen an, weil sie Angst haben dort runter zu fahren


    Ich bin ja diese extrem gefährliche Straße schon mal mit Martina gefahren. Damals haben wir uns vor Angst in die Hosen gemacht. Ich habe Toni schon den ganzen Morgen auf diese Todesroute vorbereitet und ihm von dem Film erzählt. Oben am Moki Dugway fragte ich ihn ein letztes Mal, ob wir nicht doch lieber umkehren und einen sicheren Weg nehmen sollen. Wir nahmen all unseren Mut zusammen, checkten noch einmal die Sicherheitsgurte, die Bremsen und fuhren gaaaaanz vorsichtig los.


    Wir sind ja ganze Kerle und haben uns sogar getraut paar Fotos zu machen. Ja...wir sind einfach angehalten, ausgestiegen und haben geknipst. Mir schlackern noch heute die Knie.


    Blick auf das Valley of the Gods.


    Hier eine von 5,5 Kurven auf der Höllenstraße.


    Leute nehmt den Kram von mir bloß nicht ernst. Ich habe eben Martina fix mal das Video gezeigt. Sie guckte mich fragend an, ob wir damals wirklich den Moki Dugway gefahren sind.
    Der Moki Dugway ist wunderschön und ganz einfach zu fahren. Wer ihn noch nicht kennt, aber die Fahrt plant, sollte sich unbedingt das Video als Vorbereitung auf das Abenteuer seines Lebens reinziehen und die, die ihn schon kennen sollen auch ruhig mal gucken, was sie überlebt haben.

  • Auf das Valley of the Gods war ich schon lange scharf. Heute passte es in unsere Tour. Viel wusste ich nicht über das Tal der Götter, nur das es dem Monument Valley ähnlich sein soll.


    Kaum waren wir ins Valley of the Gods gefahren, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Das hätten wir nicht erwartet.


    Die Schotterpiste war im Top Zustand und mit jedem PKW befahrbar. Bei Nässe oder einem drohenden Gewitter würde ich von einem Besuch dringend abraten, da dann alles zu einer Pampe wird.


    Ich muss auch sagen, dass wir hier wirklich Schwein hatten, denn Dank der Wolken und deren Schatten, sah alles traumhaft schön aus.


    Die Road durch das Valley of the Gods ist knapp 27 Kilometer lang. Keine Sorge, das ist nicht zu lang. Euch wird dort nicht langweilig.


    Jo was soll ich noch groß labern? Ich werde definitiv mit Martina wieder kommen und euch empfehle ich auch hier mal her zu fahren.

  • Auf das Monument Valley haben wir uns schon beide gefreut. Wir zahlten pro Nase die 5,-$ Reservat Gebühr und schon ging der Spaß los.


    Panorama mit West Mitten, East Mitten und Merrick Butte.


    Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, eine geführte Tour der Navajo mit zumachen, weil man dann Orte zu sehen bekommt, wo man alleine ohne Führer nicht hin darf. Leider saß uns die Zeit etwas im Nacken. Außerdem war es für uns beide das erste Mal im Park und ich war der Meinung, dass wir das erst einmal genießen sollen. Ja ich war schon einmal im Monument Valley. Aber damals fuhren wir nur bis zu den drei Butten am Eingang, denn wir kamen hier erst kurz vor Sonnenuntergang an.
    Foto - links die Rain God Mesa, Mitte Totem Pole und Yei Bi Chei


    Der Aufreger des Tages, war der Zustand der Road im Monument Valley. Ich hatte darüber ja schon einiges gelesen und dachte bis dato, dass da etwas "künstlerische Freiheit" mit dabei wäre. Auweia war die beschissen. Wir sind wirklich langsam gefahren, waren ja nicht auf der Flucht, wurden aber trotzdem mächtig durchgeschüttelt. Nach meiner Meinung war die Piste für normale PKW nicht befahrbar. Wir beobachteten Leute die sich mit ihren PKW regelrecht vorwärts tasteten. An deren Stelle hätte ich die Aktion abgebrochen.
    Dann sahen wir einen Navajo, der dabei war die Road zu....ja keine Ahnung was das werden sollte. Er hatte hinter seinem Jeep ein kleines Betonteil an Ketten über die Road gezogen, was die wohl glätten sollte. Das sah so albern aus, vor allem brachte das auf den Stellen, wo man auf Fels fährt gar nix. Nur der sandige Teil, östlich der Rain God Mesa fuhr sich locker flockig. Foto - Totem Pole und Yei Bi Chei


    Wer mag kann auch geführte Touren auf Pferderücken machen. Ich glaube wir lassen das lieber bei unseren athletischen Körpern.


    Im Monument Valley war unerwartet wenig los. Lag es an der Tageszeit? Nöö, die Sonne stand zwar schon tief, aber bis zum Sonnenuntergang waren es noch knapp zwei Stunden.


    Jo wir waren stolz wie Bolle.


    Der North Window Overlook liegt etwas abseits und ist nur über eine Stichstraße zu erreichen. Ich denke viele Touristen übersehen diese Stichroad und verpassen diesen genialen Ort, denn hier waren wir ganz alleine.


    Wir haben die ganze Zeit das Monument Valley mit dem Valley of the Gods verglichen. Ganz ehrlich, das Valley of the Gods kam dabei besser weg, weil auch tolle Landschaft, aber viel besser zu fahren. Trotzdem kann ich einen Besuch im Monument Valley nur empfehlen. Ich werde auf jeden Fall wieder kommen und mir dann mal eine geführte Tour gönnen um noch mehr vom Monument Valley kennen zu lernen.


    In Kayenta tankten wir den Wagen, holten bei McDonalds zwei Burger als Abendbrot und gaben Gas. Wir fuhren die 482 Kilometer bis zum Microtel Inn and Suites Albuquerque West in einem Ritt durch. Gegen 22.00 Uhr kamen wir im Hotel an. Jo ich gebe euch Recht, mit Urlaub hat das hier auf den ersten Blick nix zu tun. Vielleicht versteht der eine oder andere am Ende unserer Reise, wenn alles gesagt wurde, warum wir uns das angetan haben. Wir selbst bereuen nichts.
    Wir hatten im Microtel Inn and Suites Albuquerque West eine Suite für zwei Tage reserviert. Pro Nacht mussten wir 75.50€ zahlen. Die Bude war wirklich nett. Für uns war jetzt Feierabend. Zu essen gab's auch nix mehr. Wir haben es überlebt. Total am Ende, wollten wir nur noch schlafen. Gute Nacht.
    Foto - Agathla Peak, die Überreste eines Vulkans. Das was man sieht ist das Magma, was im Vulkanschlot nach oben stieg.

  • Wunderschön, Thomas! Super geschrieben und die Fotos heizen mein Amerika-Fernweh gerade mal richtig schön an.


    LG
    Andrea

  • Um 5.30Uhr schrie uns der Wecker an, wir mögen doch endlich aufstehen. Ihr werdet sagen: "Was so früh?". Nee wir waren viel zu spät, aber etwas Schlaf wollten wir auch haben. Frühstück holten wir uns im Microtel Inn and Suites Albuquerque West am Buffet. Gegessen haben wir beim Fahren im Auto. Jo der Olle geriet etwas in Panik, denn draußen der Parkplatz, der gestern Abend bei der Ankunft am Hotel noch voll war, sah heute so leer aus. Das konnte nur bedeuten, dass die Anderen mehr wussten und nicht so blauäugig wie wir waren. Ja was...ich hab wirklich geglaubt, dass 6.00 Uhr früh genug wäre um zur Balloon Fiesta zu fahren.


    Unser Hotel lag nahe der Interstate. Wir da rauf und guckten doof. Was ein Verkehr. Ich redete mir ein, dass die alle zum Wochenende raus in die Berge wollen. Drei Kilometer vor unserer Abfahrt zur Balloon Fiesta dann der Super Gau, Stau auf der Interstate. Die rechte Spur war dicht, nix ging mehr. Ich war total verzweifelt und fuhr Links am Stau vorbei, in der Hoffnung, dass die nächste Abfahrt besser wäre.


    Ui die Abfahrt sah genauso aus. Jetzt kam Panik auf. Wir wieder weiter gefahren und bei der folgenden Abfahrt der Interstate gewendet. Natürlich war auch die Gegenrichtung dicht und ich wusste nicht mehr weiter. Wir grübelten schon, einfach auf dem Seitenstreifen der Interstate stehen zu bleiben. Dort standen alle paar Meter extra Schilder, die darauf hinwiesen, dass Event Parking verboten wäre. Nun kann man ja solche Schilder auch schnell mal übersehen und sich trotzdem da hinstellen. Da das aber niemand tat, war uns dieses auch zu heiß.


    Mir kam dann eine Idee. Ich fragte Toni woher der Wind kommt. Der Dussel lässt das Seitenfenster während der Fahrt runter, leckt am Finger und hält den aus dem Fenster und meint frech grinsend zu mir: "von vorne". Kurzzeitig war die Panik weg und wir nutzten den Gag zum Abfeiern.


    Als wir dann den ersten Heißluftballon rechts von uns aufstiegen sahen, war´s vorbei mit lustig. Eh ehrlich, ich war kurzzeitig mit den Nerven fertig. Da fahren wir hunderte Kilometer und kommen kaum zum pennen und dann so was. Aber Dank diesem einen Ballon sahen wir, in welche Richtung alle fliegen würden.


    Das Blatt wendete sich. Wir nahmen die nächstmögliche Abfahrt und fuhren in Richtung Flugbahn des Ballons.


    Wir fanden eine Freifläche, direkt am Highway in einem Industriegebiet von Albuquerque. Außer uns waren auch schon paar andere Leute hier. Dieser Platz war ein Volltreffer, denn die Ballons flogen genau in unsere Richtung und die Sonne stand leicht schräg hinter uns. Schnell war der ganze Platz zugeparkt.
    Foto - klar war es hier nicht perfekt, aber wir waren glücklich, doch noch alle Ballons sehen zu können.


    Hinter uns sah es nicht besser aus, denn dort stand eine Chemiebude im Weg.


    Uns war das Umfeld scheiß egal, denn wir machten eh einen auf Hans guck in die Luft.


    Was wir vorher nicht wussten, jeder Ballon hat einen Namen, wie hier "Mister Z" aus Albuquerque.


    Schuld an unserer stressigen Reise hier zur Albuquerque International Balloon Fiesta, war unsere Freundin Ilka aus dem Internet. Als ich den Bericht mit den Fotos von ihrer Reise hierher sah, war klar, dass ich das selber sehen muss.


    Wir standen inzwischen schon eine Stunde auf unserem Parkplatz und immer noch riss der Strom der über uns fliegende Ballons nicht ab.


    Falls es jemand wissen will, ich habe alle Fotos mit dem 70-200 2.8 IS USM gemacht. Toni wunderte sich, weil dann hin und wieder mal Ballons nicht ins Bild passten. Ich darauf: "na und, den Rest male ich mit Photoshop".


    Darf ich vorstellen "Bob" aus Frankreich. Ja mich müsst ihr nicht angucken. Ich hätte bei Frankreich auch eher an Champagner, Amour und Mademoiselle gedacht. Aber Bob?


    Rechts im Bild "Lady Sun" auch aus Frankreich. Derartige 3D Motiv Ballons haben wir das erste mal live gesehen. Ab und an verirrt sich auch über unserer Heimat ein Heißluftballon, aber die sind meistens nicht so schön bunt und von speziellen Formen wollen wir erst gar nicht reden.


    Die Ballon Fahrer schienen teilweise wahnsinnig zu sein. Wir beobachteten einen mit Gästen an Board, der eine komische Art zu landen hatte. Er ging mit vollem Speed ganz langsam runter. Der Korb schlurfte ein ganzes Stück über den Boden. Er war zu zögerlich beim Ablassen der heißen Luft über den Parachute, weshalb der Ballon einfach noch zu viel Auftrieb hatte. Es kam was kommen musste, das ganze Geschoss kippte um, der Ballon zehrte weiter am Korb, der jetzt inklusive Insassen auf der Seite lag und durch den Dreck gezogen wurde. Na will noch jemand mit fliegen?


    Um uns herum landeten immer mehr Ballons. Wir beobachteten die Boden Crews, die in Geländewagen mit Rundumleuchten anrückten und die Ballonfahrer bei der Landung unterstützten und dann beim verpacken und verladen halfen. Da waren einige dabei, die "einen wech hatten". Uns kamen doch die Ballons entgegen und direkt vor uns war eine vierspurige Straße mit ordentlich Verkehr. Die rannten da schreiend rum weil ihr Ballon am landen war. Wir guckten uns so manches mal doof an.


    Aber auch die Fahrer...ja entweder sie sind Könner oder laufen auch nicht ganz rund. Wie gesagt, wir stehen auf einem freien Platz und mit uns noch etwa 50 Fahrzeuge. Der Platz war gut zugeparkt. Die Ballon Fahrer gingen trotz der dort stehenden Fahrzeuge runter. Sie brüllten lauthals irgendwelches Zeug und fuchtelten wie wild mit den Armen, aber am Ende ging dann doch alles gut.


    Etwa zwei Stunden nach dem ersten Ballon ging der Massenstart zu Ende. Laut Veranstalter, nahmen knapp 500 Ballons an diesem Massenstart teil.


    Ballon Hummingbird aus São Paulo Brasilien


    Selbst nach der Landung, gab es noch schöne Motive für uns beiden Hobby Knipser.


    Jo Ende gut alles gut. Nach 2,5 Stunden war die Show vorbei. Wir hatten jede Menge Eindrücke, die wir erst einmal verarbeiten müssen. Wir waren uns beide einig, dass sich der ganze Stress schon allein für diesen Morgen gelohnt hat. Ich hatte ja Dank Ilkas Bericht mit einigem gerechnet, aber das hier war der Hammer.

  • Nach dem Massenstart der Ballons brauchten wir leichte Kost. Zufällig kamen wir am Coronado State Monument vorbei. Jo den Kram gucken wir uns jetzt an. An der Kasse, der Alte knöpfte uns 7,-$ pro Person ab, was wir als zu teuer empfanden. Er wies uns fix in das Coronado State Monument ein und empfahl uns auch einen Blick in das Museum im Visitor Center zu werfen. Museum...nöö, wir mussten erst mal vom Ballon Trip runter kommen, bevor wir uns auf ein Museum konzentrieren können.


    Zu sehen gibt es hier die Ruinen des Kuaua Pueblo, welches ca. von 1325 - 1550 bewohnt war. Was die Fotos nicht zeigen und auch vor Ort nicht wirklich rüber kam, das Dorf war riesig. Etwa 1200 Menschen lebte hier mal. Im Visitor Center baumelte eine Luftaufnahme, die vor 70 Jahren entstand, direkt nach dem Archäologen das alles hier ausgebuddelt haben. Das Foto war echt beeindruckend.


    Der Name des Monuments ist nach meiner Meinung Mist, denn es wurde nach dem spanischen Eroberer Francisco Vásquez de Coronado. Dieser Heini lagerte hier von 1540-42 mit seinen Soldaten, während seiner Suche nach den sieben goldenen Städten. Er wollte also das Gold anderer rauben und noch nebenbei die Ureinwohner missionieren. Daher kapiere ich die Geschichte mit dem Namen nicht.


    Einige wenige Gebäude wurden komplett wieder aufgebaut, damit wir heute einen Eindruck davon bekommen, wie die damals hier gelebt haben. Toni und ich diskutierten auch darüber. Wir waren uns einig, das die Jungs damals hart im Nehmen waren, denn im Sommer muss es in den Hütten richtig kuschelig Warm und im Winter arschkalt gewesen sein. Jo und Flachbildfernseher hatten sie auch nicht.
    Direkt am Pueblo vorbei plätschert der Rio Grande. Er machte das Leben im Dorf leichter und sorgte für gute Erträge auf den Feldern.


    Das Coronado State Monument war interessant, aber in Gedanken waren wir auch immer mal wieder bei den Ballons, die uns sehr beeindruckt haben.
    Foto - Die hatten damals sogar schon Stallungen für ihre Viecher.

  • Der Jemez Soda Dam ist ein natürlich entstandener Damm des Jemez Rivers, wobei dieser einen unterirdischen Durchfluss besitzt.


    Entstanden ist dieser Damm aus Travertin durch die Ausfällung von Kalziumkarbonat aus heißen Quellen. Die Quellen sprudeln noch immer und bauen den Dam weiter. Der Dam wurde beim Bau der New Mexico State Road 4 im Bereich der Straße entfernt. Die Quellen störte dieses nicht, sie sprudeln munter weiter, teils über den Teer.


    Wenn ihr am Jemez Soda Dam vorbei kommt, solltet ihr unbedingt halten und euch anschauen, was die Natur da geschaffen hat. Wir fanden es interessant. Foto - Jemez River Durchfluss

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