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Die Sitze seines Wagens sind verschlissen und sein Gesicht hat Falten bekommen...
Fast 26 Jahre lang ist Gunther Holtorf (77) mit seinem himmelblauen Geländewagen um die Welt gebraust. Ein Viertel Jahrhundert, ohne Verschnaufpause. Jetzt ist er zurück in der Heimat.
„Das war eine reine Abenteuertour“, sagt Holtorf. Der Oberbayer fuhr am Mittwoch mit seinem zuverlässigen Reisegefährten „Otto“, einem Mercedes G-Klasse, vor dem Brandenburger Tor in Berlin vor.
Mit seiner Frau Christine war er 1988 eigentlich nur ein Trip nach Afrika geplant – doch das Paar wollte wissen, was hinter der nächste Ecke ist – und der nächsten und der nächsten. Und das ging dann immer so weiter, Jahr für Jahr. Das Paar bereiste die ganze Welt.
„Wir haben wie siamesische Zwillinge gelebt, auf engstem Raum immer zusammen”, sagt Holtorf. 2010 starb Christine an Krebs. Gunther fuhr alleine weiter – mit „Otto“.
215 Länder, 900 000 Kilometer
Auf der Reise seines Lebens hat der Deutsche 215 Länder gesehen – mehr als Queen Elizabeth in 60 Jahren Regentschaft, die brachte es (Stand 2012) auf immerhin 116 Länder. Ausgelassen hat Holtorf nur drei afrikanische Länder und einige kleine Inselstaaten, weil sie zu unsicher erschienen oder mit dem Auto nicht zu bereisen waren.
Der ehemalige Lufthansa-Manager verzichtete auf elektronische Hilfsmittel, Hotel-Übernachtungen und Restaurant-Essen. Geschlafen wurde im Auto.
Gunther Holtorf und „Otto“ in über 5000 Metern Höhe am Basislager des Mount Everest:
In manchen Ländern soll der Rentner aus Gstadt am Chiemsee (Bayern) der erste Ausländer gewesen sein, der mit dem eigenen Auto einreisen durfte – etwa in Myanmar (Südostasien). Er selbst nennt das „Pionierfahrten“.
41 Mal wurde „Otto“ mit dem Schiffscontainer transportiert:
Gefährliche Situationen? Mehrere. Einmal sei er einer Hyäne und zwei Elefanten in freier Wildbahn begegnet, berichtet Holtorf. Wo es ihm am besten gefiel? „Dort, wo keine Menschen waren. In der Wüste, im Hochgebirge und im Urwald.“ Holtorfs Route und Bilder seiner Reise können auf „Ottosreise.de“ nachverfolgt werden.
Gunther und Christine Holtorf in der Salzwüste Boliviens:
In den 26 Jahren brachte er 900 000 Kilometer hinter sich. Würde man eine Schnur um die Erde spannen, entspräche das 22 1/2 Weltumrundungen.
Unglaublich: Geländewagen „Otto”, Baujahr 1988, machte während der Reise kein einziges Mal schlapp – und tuckerte am Mittwoch mit Originalmotor durchs Brandenburger Tor.
Jetzt haben Holtorf und „Otto“ nur noch eine Fahrt vor sich – mit unterschiedlichem Ziel. Auf „Otto“ wartet das Auto-Museum Stuttgart. Und auf Holtorf sein Häuschen am Chiemsee. Dort will er sich um alles kümmern, was in seiner Abwesenheit liegen geblieben ist.
Holtorf: „Das Ding ist zu Ende, die Welt ist bereist.”