Beiträge von zehrer
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Ich habe die Sumpfbiberl mitgezählt
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Montag
Algiers liegt einen Steinwurf - zugegeben, man muss schon sehr weit werfen können - von New Orleans entfernt, auf der gegenüberliegenden Seite des Mississippi. Wir nehmen die kostenlose Canal Street Ferry und setzen über. Der Strom fließt gemächlich, jedoch kraftvoll unter dem Kiel der Fähre hindurch, die sich, etwas quergestellt, an das andere Ufer quält. Der Blick zurück offenbart einen wunderbaren Blick auf die Millionenstadt, die in dem Moment, in dem ich diese Zeilen verfasse, erneut von einem Hurricane bedroht ist. Jetzt ist es nur die wunderbare Wärme, die das Wasser und unsere Körper bereits am frühen Morgen erhitzt.Es dauert nicht lange und wir stehen wieder mit beiden Beinen auf festem Untergrund und spazieren durch Algiers. Ganz nette Häuser säumen den Straßenrand und vielerorts sind die Vorgärten auch hübsch bepflanzt. Ein kleines Café mit dem Charme einer Studentenkneipe ist bereits ziemlich gut besucht, - Frühstückspause. Ohne Hetze ziehen wir weiter und kommen am Ende unseres Rundganges wieder an das Mississippiufer. Bänke laden zum Verweilen ein. Es gefällt uns gut, eine Skyline aus der Ferne zu betrachten. Frachtschiffe suchen den Weg in den Golf von Mexico und ziehen an uns vorbei. Genug gefaulenzt und geschwelgt, nun aber zurück in die Straßenschluchten.
Die grüne Straßenbahn der St. Charles Line bringt uns in den Garden District of New Orleans. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel lernen von Las Vegas, denn es gibt kein Wechselgeld zurück, sondern nur einen Gutschein, der für die nächste Fahrt angerechnet werden kann. Ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt, Papier in Geld zu tauschen, ist nicht bekannt. Egal, wir sind in einem Nobelviertel gelandet und spazieren durch die Straßen. Die im Reiseführer angepriesenen Shops und Restaurants in der Magazin Street kann man getrost vergessen, aber die Südstaatenhäuser in der Louisiana und St. Charles Avenue sind wunderschön. Gärtner sind am Werk, um die Blumen am Leben zu halten und den Garten zu pflegen. Sieht so aus, als dass hier ein paar Leute mit dem nötigen Kleingeld ausgestattet sind. Die begrünte Trasse der Straßenbahn dient als Joggingpfad, denn die Gehwege sind von den Wurzeln der Schatten spendenden Bäume in einen Berg- und Talbahn verwandelt. Als wir wieder an der Trambahnhaltestelle auf die Rückfahrt warten, hält ein Bus neben uns, der Fahrer winkt zum Einstieg. Ähm, ja gut, dann halt Bus. Keine Ahnung, wo und ob die Bimmelbahn den Geist aufgegeben hat. Ausstieg Downtown!
Wir machen uns auf dem Weg zum Superdome, der inzwischen einen deutschen Sponsor hat. Wie ein Geisterschiff liegt der Mercedes Benz Superdome vor der Skyline von New Orleans. Das Stadion, das so vielen Menschen vor sieben Jahren als Zufluchtsort während und nach Katrina diente, ist verwaist. Wir umrunden das Raumschiff auf den, auch für die USA großzügigen Vorplätzen. Leider können wir nicht rein, aber das haben wir 1995 schon erlebt, als die New Orleans Saints gegen die Detroit Lions spielten. Ich kann mich erinnern, dass der Sport niemanden interessierte. Es war nur ein Gequatsche, ein Rumrennen und eine Freßorgie und die Burschen spielten sich dort unten auf dem Spielfeld die Beine wund, konnten jedoch kaum jemanden so recht begeistern.
Mittlerweile ist es aber sowas von heiß, dass wir uns kurz im Hotelzimmer abkühlen, um dann im Huck-Finns Restaurant bei Caesars und Sprite bei angenehmen Temperaturen auf unseren Bus zur Swaptour zu warten. Die Stoßdämpfer waren hinüber und so holpern wir mit Höchstgeschwindigkeit über den Lake Ponchartrain auf der Interstate 10 bis zur Abfahrtsstelle. Guppeneinteilung, Markierung der Gruppen mit einem Gummihandband, Schweißtropfen abgewischt und schon geht es mit zwanzig anderen Leuten auf dem Pearl River in die Mangrovenwälder. Ich habe Bilder im Kopf, auf denen ein einsamer Kanufahrer durch die im Wasser stehenden Bäume paddelt. Alleine mit sich und seinen Gedanken, umgeben von Raubtieren, bahnt er sich seinen Weg. Das war vielleicht der Fehler, denn wir drehen auf und passieren die Sträucher links und rechts am Ufer und an bestimmten Stellen wird eine Vollbremsung durchgeführt.
Raubtierfütterung! Fleisch ist zu teuer, also bekommen die Aligatoren Marshmellows. Was für ein Sch.... ist das denn? Die wilden Tiere sind trainiert und schwimmen immer wieder ans Boot, um sich eine an einem Stecken aufgestochene Süßigkeit zu schnappen. Die Bootsführer machen sich einen Spaß und legen die weißen Rollen den Aligatoren auf den Kopf. Welch ein Spaß!
Und wo ist nun der Swamp? Nächste Station: Wildschweine! Obelix wäre in seinem Element, das Wasser würde ihm im Mund zusammenlaufen, aber ich muss ehrlich zugeben, dass mich der Schmarrn überhaupt nicht interessiert. Auch die Schweine zieren sich nicht, die Marshmellows zu verdrücken. Erst kurz vor Ende der Tour kommen wir in den Mangrovenwald und können ein paar genußvolle Minuten durch die Sümpfe gleiten. Zum Abschluß werden die Marshmellows gegen Dosenwürstchen getauscht, welche Verschwendung, und ein Bootsführer versucht den anderen zu übertrumpfen, um möglichst mit der Hand oder mit dem Mund nahe am Maul der Aligatoren zu sein. Ich schreibe jetzt nicht, was ich mir gedacht habe. Schnapp, Klappe zu - Affe tot! Mensch, die Leute verdienen doch nur ihr Geld damit. Bruce, sozusagen der Stammaligator, war eh schon halb blind, vermutlich zuckerkrank, - wen wunderts.
Der Tag klingt abends im Hard Rock Café bei Ribs und Chicken aus. Das Essen war gut, eine Unverschämtheit bleibt dennoch: Wir haben den Rechnungsbetrag mit den üblichen Prozenten aufgerundet und als wir die Kreditkartenbelastung prüften, haben die Indianer doch tatsächlich auf dem runden Betrag wieder die Cents hinzugeschlagen. Das Trinkgeld erhöht sich um diese paar Cents. Nicht tragisch, aber eindeutig Betrug! Man sollte es reklamieren, aber das veruracht mehr Kosten als der entstandene Schaden. Aber genau damit rechnet Winnetou, wetten!
PS: Das ist uns dieses Jahr zweimal im HardRock passiert. System?... Fortsetzung folgt!
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Samstag
Wir verlassen Little Rock und nach den Wanderungen der vorangegangenen Tage knurrt der Magen. Vielleicht gibt es aber auch einen anderen Grund. Aber weit und breit ist nichts von einem Frühstück zu sehen. Selbst Steffi zeigt uns in Fahrtrichtung nichts an, was nach Eiern und Speck riechen könnte. Nach zwei Stunden endlich und wenigstens ein Subway, das Breakfast Sandwich war gut, wobei der Hunger inzwischen so groß war, dass uns alles geschmeckt hätte.Mittlerweile tauchen die ersten Feuchtgebiete auf, weit und breit ist alles flach wie die Flunder und die Orte, die wir passieren, sind mehr oder weniger eine Aneinanderreihung von nicht mal besseren Holzhütten. Erst als wir nach 152 Meilen in Lousiana ankommen, wird die Gegend schöner. Der Lake Providence, gespeist vom Mississippi, scheint ein richtiges Freizeitparadies zu sein. Motorboote ziehen Menschen auf Skiern, das Klima ist wie in Italien und so sitzen wir am Ufer und beoachten die Szenerie bei einer kleinen Pause. Bäume am Ufer haben ihren Lebensraum im Wasser gefunden, es sieht aus wie im Swamp.
Endlich erreichen wir eine Interstate, auf der I-20 geht es dann schneller voran. Die letzten 40 Meilen fahren wir auf Stelzen, von Erdkruste keine Spur. Wasser ohne Ende und die Szenerie wird typisch. Hoch ragen die Bäume aus dem nicht enden wollenden Nass. Der Blick weitet sich erst, als wir den riesigen Lake Pontchartrain queren. Nach fast 450 Meilen parken wir vor dem Best Western St. Christopher. Von aussen sieht es ja sehr nett aus, aber als wir unser Zimmer beziehen, stockt uns der Atem. Das Fenster ist eine Attrappe. Ausserdem stinkt es nach Rauch. Also kurz mit den Augen gerollt und runter zur Rezeption. Es ist Samstag und es ist fast natürlich, dass keine weitere Abstellkammer mehr frei war. Aber morgen ziehen wir um. Na auch gut, eine Nacht werden wir hier aushalten.
So machen wir uns erst mal auf den Weg zum Fluß, schlendern den Riverwalk entlang und sind uns einig, dass die Münchner Isar ein Rinnsal ist. Am Harrah's Casino sind die meisten Menschen unterwegs, die Stadt ist voll. Wir fragen noch im Sheraton nach einem Zimmer, aber auch hier beißen wir auf Granit. We are full, sorry!
Das Essen im Crescent City Brewhouse war lecker, aber vom Tisch hätte ich nicht essen wollen. Danach führt uns der Verdauungsspaziergang durch die Bourbon Street. Es war die Hölle los, jede Bar mit Livemusik, eine Partymeile ohne Ende. Unsere zwei Pinacoladas waren leider nicht gut.
Sonntag
Let the sunshin in! Das berühmte Lied aus dem Musical "Hair" passte leider nicht ganz, denn das Einzige, was strahlte, wenn ich aus dem Fenster blickte, war ich. Es war ja verspiegelt. Wäre echt nett, wenn es sich um die Musical Bühne gehandelt hätte, aber es war leider unsere Dunkelkammer. Also eingepackt, Koffer zur Repzeption und hoffen, dass es demnächst noch zu einem strahlenden Ausblick reicht.Wir fahren zu Hertz, eigentlich müssen wir das Auto tauschen, unser erster Vertrag läuft heute ab. Ich erkläre der freundlichen Dame das Problem mit den zwei Verträgen, dass ich gerne das Auto behalten wolle, und dass Einwegmiete vor diesem Hintergrund aber sowas von daneben ist. In 5 Minuten ist der Vertrag umgeschrieben und wir wollen uns wieder mit unserem Chevy Traverse auf dem Weg machen. Als ich zum Auto komme und wir noch eine kleine Pause machen, ist die Kacke am dampfen. Akurat jetzt sehe ich einen Nagel im Reifen. Also wieder rein! Dann kam der gute Cliff und schwubs war der Nagel weg und der Reifen vulkanisiert. Endlich am Ausgang zeigen wir unseren nagelneuen Vertrag, aber der Wärter zuckt und stutzt, geht um das Auto rum und meinte, ob wir das Auto hier gemietet hätten. Was soll das denn jetzt? Die Aufklärung kam aber schnell über seine Lippen, denn er meinte, dass so ein dreckiges Auto ihm nicht aus dem Areal kommt. Lange Rede kurzer Sinn, mein Junge, das passt schon und der Dreck geht auf unsere Kappe. Und so schlimm war es dann auch wieder nicht, - die paar Love-Bugs.
Unser Zimmer war (natürlich) noch nicht fertig, aber das macht nichts, denn New Orleans wartet. Die Eggs Benedict erinnerten mich an einen Schweinebraten und der French Toast war aussagegemäß nicht so toll wie der Preis. Aber wir sind für unseren Stadtspaziergang gestärkt, also Ziel erreicht.
Und nun marschieren wir durch das French Quarter mit seinen hübschen Häusern mit den berühmten Balkonen, teilweise liebevoll bepflanzt mit Farnen und Palmen, dazu Oleander und anderes blühendes Grünzeugs. Insbesondere die Hinterhöfe sind toll, leider kaum zugänglich für die aufdringlichen Touristen, aber auch verständlich. Die Schäden, die Katrina hinterlassen hat, sind beseitigt. Nichts erinnert hier mehr an das furchtbare Drama. Ab und zu riecht es etwas streng aus den Bars, die ja jede Nacht mit vielen Gerüchen von Alkohol, Essen und Menschen befeuert werden. Oder aber der Harndrang war bei dem Einen oder vielleicht auch bei der Anderen zu groß. Oder aber es sind die Pferdekutschen, repektive deren Schleppgäule, die eine dermaßene Fahne haben, dass man schon einem bäuerlichen Metier entspringen muss, damit es auszuhalten ist. Über den Jackson Square kommen wir zum French Market. Eigentlich wollten wir einen Kaffee trinken, aber die Cafe's, inklusive des berühmten "Cafe du Monde" sind proppenvoll. Die Leute warten sogar auf Plätze, wie bei uns am Muttertag sozusagen.
Unser Kreuz-und-Querspaziergang führt uns zum Louis Amstrong Park. Eine herrliche Ruhe breitet sich aus und obwohl es unheimlich heiß und keiner der Bänke im Schatten ist, setzen wir uns auf die Herdplatte und genießen das Abseits vom Trubel. Der St. Louis Cemetery I war schon geschlossen, aber auch von außen sind die teilweise gigantischen, ebenerdigen Gräber erkennbar. Ertrinken nach dem Tode wäre die Konsequenz, würde man, so wie bei uns, nach unten schaufeln. Gleich in der Nähe liegt die Basin Street Station. Diese alte Bahnwendestation ist wunderschön restauriert, hat einen Public Restroom und Modelle des alten New Orleans'. Freundliche ältere Damen wollen einem etwas geschichtliches erklären, aber ich winke ab: In meinem Alter kann man sich sowas eh' nicht mehr merken.
Wir schauen nochmal an unserem Hotel vorbei und können jetzt unser neues Zimmer beziehen. 2, in Worten zwei, Fenster, schöner Ausblick, geräumiges Zimmer, - ein Traum. Geht doch! Gut gelaunt geht es erneut auf die Straßen von New Orleans. Zuerst erkunden wir, wann morgen eine Fähre nach Algiers geht und dann buchen wir für morgen Nachmittag eine Swamptour. Weiter über die Magazine/Camp Street bis zum World War II Museum. Wir schauen uns nur kurz die Preziosen an, die hier auch verkauft werden. Tassen mit amerikanischen Helden und Flugzeugen, Landungsschiffe auf Tellern, und noch viel mehr zieren die Regale, wie nett. Museen sind sowieso nicht das unsere, wir wollen im Hier und Jetzt leben, also nichts wie raus.
Der Rückweg führt uns am Chop House vorbei und das abendliche Essen dort war einfach nur gut. Selbst der Espresso, ja, wir geben nicht auf, war ok. Nochmal führt uns der Weg ins French Quarter, mitten ins Herz zur Bourbon Street. Bei einem Bier genießen wir Live-Musik, - die Band war ganz ok. Erstaunlich, zumindest für die USA, ist die Freizügigkeit, die in den Schaufenstern und davor gezeigt wird. Die Reeperbahn läßt grüßen.
... Fortsetzung folgt!
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Freitag
Alles wie gehabt, um 8.15 Uhr sind wir auf der Interstate 40. Eine kurze Pause auf einem Parkplatz wurde uns zum Verhängnis. Juhu, der Sheriff kommt! Haben Sie sich verfahren? Nein, wieso! Dann zeigen Sie mal Ihren Führerschein! Wieso stören Sie mich, wenn ich eine Qualmpause mache, habe ich natürlich nicht gefragt. Also Servus, du Wichtigmacher!Nach 116 Meilen sind wir wieder im Ozark National Forest und erreichen den Trailhead der Pedestal Rocks und Arch Cluster. Der beschilderte Weg führt durch den Wald, gemütlich und ohne Steigung geht es voran. Deshalb ist auch nicht zu erkennen, dass wir eine Ridge hinaus gehen. Erst ein Schild "High Cliff Area" warnt uns, dass wir bald da sind. Und unvermittelt stehen wir nun vor dem Abgrund und blicken auf einen der Pedestal Rocks. Ein gigantischer Hoodoo, er erinnert schon irgendwie an den Toodstool Hoodoo bei Page, ragt aus der Schlucht. Seine riesige Kappe hat genau den Level unseres Standpunktes. Der helle Sockel zeichnet sich wunderbar vom grünen Hintergrund ab. Scho schee! Aber was dann folgt, ist nicht nur "scho schee", sondern einzigartig.
Wir gehen den Trail weiter und suchen einen Abstieg. Man sollte sich die Stelle gut merken, denn wenn man unten ist, findet jeder Archjäger das Paradies auf Erden. Ein Gewirr an gewaltigen Steinbögen, bei 15 haben wir das Zählen aufgehört. Einer schöner wie der Andere, in unterschiedlichsten Formen. Höhlen verbinden die Arche. Von innen nach aussen geblickt, bilden sie einen Bilderrahmen der Natur. Man muss aufpassen, dass man nicht das Fieber bekommt, ein Traum. Dann ein zweiter und ein dritter Pedestal Rock und hier finden wir den unseres Erachtens schönsten Arch: Der Pillar Arch hat einen Rüssel nach unten gestreckt, wie ein Staubsauger.
Nach zwei Stunden sind wir wieder am Parkplatz. Die knapp dreieinhalb Meilen Fußweg waren sehr kurzweilig.
Es geht 30 Meilen zurück zur Alum Cove Natural Bridge Recreation Area und wir machen uns auf den Weg zur Bridge, der auch hier sehr gut ausgeschildert ist. Es dauert keine 10 Minuten und wir stehen auf der Brücke. Es ist nicht zu glauben, aber früher hat wohl eine Straße darüber geführt. Das Geländer ist heute noch sichtbar. Erst von unten wird klar, dass es sich um eine riesige Naturbrücke handelt. Die Seitenwände sind so glatt, dass man annehmen könnte, dass Menschen auch an den Seiten ihre Hand im Spiel hatten.
Nur 10 Minuten weiter, unten am Shop Creek, die nächste Überraschung. Wieder eine Ansammlung von Steinbögen und Löchern: Das Alum Cove Arch Cluster. Die Höhle aus hellbraunem Felsen hat mehrere Ausgänge. Am Boden zeigt das Moos, dass Wasser - wie immer möchte man fast sagen - der Baumeister dieses Gebildes ist. Monika hat zu tun, alles zu notieren, was wir gesehen haben. Wir sind schon aufgrund der Fülle an Eindrücken etwas durcheinander.
Es hört nicht auf, es hört nicht auf! Nur ein Stück weiter ist es bis zum Alum Cove Natural Arch. Der große Arch hat eine wunderschöne Besonderheit, - es steht eine Brotzeitbank darunter. Und da sitzen wir nun und staunen. Arkansas und seine Arche, das haben wir nicht erwartet. Und wir genießen es in vollen Zügen.
Eigentlich wäre noch die Hurricane Cave auf dem Programm gestanden, aber das schaffen wir nicht mehr, denn ein weiterer 4-Meilen-Hike ist zu aufwändig. Die Zeit rannte uns davon, vermutlich haben wir zu lange gestaunt. Wir sind zufrieden und glücklich, so tolle Arche in dieser wahnsinnigen Größe und Vielfalt gesehen zu haben. Da muss sich der Osten nicht vor dem Westen verstecken.
Nach dem Duschen habe ich noch ein kleines Mitbringsel an mir entdeckt. Ein amerikanischer Holzbock, so eine Riesenzecke, hängt an meinem Bauch. Soll ich sie gewähren lassen, vielleicht nehme ich ab? Nein, damit macht man keinen Spaß, also mit Zeigefinger und Daumen in die Zange genommen und weg damit. Tat kaum weh, wie wenn man ein Pflaster runterreißt.
Eigentlich wollten wir an unserem letzten Little-Rock-Abend im Hotelrestaurant essen, aber es fand eine Veranstaltung statt. Und mangels Ideen sind wir wieder im Peabody gelandet. Anschließend war es dann an der Hotelbar ganz lustig. Die Barkeeperin hätte Schauspielerin werden sollen. So, die tollen Wandertage in Alabama und Arkansas sind vorbei, ab morgen gibt es wieder Stadtleben!
... Fortsetzung folgt!
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Donnerstag
Der Weg führt uns erneut nach Nordwesten. Wir nehmen die I-40 Ausfahrt bei Conway und fahren in die Clinton Mountains. Die haben ihren Namen wirklich verdient. Ausgewachsene Berge, auf der letzten Meile der Natural Bridge Road ist es sehr kurvig und eng. Echte Kehren, der Südeuropäer bezeichnet sie als Tornante, bilden den Abschluß der Achterbahnfahrt.Wir sind an der Natural Bridge of Arkansas. Anders als am Pendant in Alabama sitzt hier nicht ein altes Ehepaar im Häuschen. Nein, es ist eine junge Frau mit ihrem Baby. Und während das Kleinkind gefüttert wird, stellt die Mutter uns für 5 Dollar pro Person die Eintrittskarten aus. Ein kleiner Vortrag, wirklich nett. Die ersten Worte, die das Kind sprechen wird sind Natural Bridge, wetten! Obwohl, hier kommen vermutlich keine 5 Besucher am Tag vorbei.
Es sind nur ein paar Meter und wir stehen vor der großen Brücke. Sehr schön! Leider ist hier alles mit Zäunen und Verbotsschildern begrenzt, so dass man sich nicht direkt unter die Bridge wagt oder sogar oben hinauf kommt. Soweit die Theorie. Denn nachdem wir alleine sind, steige ich schon mal auf. Dangerous Cliffs, no climbing. Na komm', das ist ja fast barrierefrei. Vermutlich hat die junge Frau ein paar Webcams installiert, aber nichts unternommen. Egal, zurück zur Brücke: Ein ziemlich flacher Bogen quetscht sich zwischen zwei Hügeln über den Creek. Er hat eine Spannweite von immerhin 25 Meter. Alle paar Jahre soll sie verkauft werden und vermutlich auch deshalb werden falsche Angaben gemacht. Sie ist definitiv nicht die größte Brücke von Arkansas. Ist ja auch sch...egal, schön ist sie allemal. Vor der Holzhütte liegt ein überdimensionaler Moqui. Die Kanonenkugel hat bestimmt 30 bis 40 Zentimeter Durchmesser und soll angeblich 3 Millionen Jahre alt sein. 1.000 Dollar ist sie wert, sagt Mutti.
Heading North! Wir sind am 240 Kilometer langen Buffalo River, ein Eldorado für Kanufahrer und Wanderer. Der Buffalo River State Park, natürliche Wildnis, hoch aufragenden Kalksteinklippen, Campingplätze, Wanderwege, es ist sehr schön hier. Zuerst laufen wir etwas wirr durch die Gegend und erwischen den falschen Trail. Als wir es gemerkt haben, sind wir aber bald am River Overlook und den lassen wir uns nicht entgehen. Eine gute Meile Umweg, was soll's. Der Ausblick auf den Fluß war auf alle Fälle fantastisch.
Ok, jetzt aber auf den Indian Rockhouse Trail. Gleich zu Beginn endlich lebende Gürteltiere. Sie schnüffeln im Unterholz herum und suchen nach Nahrung. Irgendwie sehen die Dinger außerirdisch aus, finde ich.
Es geht auf herausgefräßten Steinstufen nach unten zum Panther Creek, vorbei an einer Grotte mit Wasserfall und einer verlassenen Mine. Der Creek ist trocken. Zwei Minischlangen, vielleicht waren es aber auch überdimensionierte Regenwürmer, jagen uns keine Angst ein. Wieso eigentlich Panther Creek? Ein grüner Riesenschmetterling ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Er hat fast die Farbe der Blätter angenommen und immer wenn ein kleiner Windhauch über diese Blätter fegt, zittert der Bursche mit. Es ist wirklich schön anzuschauen.
Nach knapp einer dreiviertel Stunde sind wir am Marion Cave Arch. Der Höhlendurchbruch läßt das grüne Licht durch zwei Öffnungen hereinströmen. Dort, wo Licht in die Höhle kommt, hat der Felsen sich auch schon grün mit Moos getarnt. Das Sonnenlicht erwärmt die kühle Felsgrotte. Ein Baum, der dem Wind zum Opfer gefallen ist, hängt im überdimensionalen Papierkorb wie ein Zahnstocher.
Wir verlassen nun den Panther Creek bergauf und eine halbe Stunde später sind wir am bzw. im Indian Rockhouse Cave Arch. Diese gigantische Höhle hat sogar Toilletenspülung. Ein Bach fließt am hinteren Ende durch das Rockhouse. Was für ein Luxus für die Indianer. Frisches Wasser, was will man mehr. Der Indian Rockhouse Cave Arch befindet sich auf der Seite und hat zwei Durchbrüche. Obwohl diese sehr groß sind, verschwinden sie fast bei der Dimension, die diese Grotte hat.
Der Returntrail ist gut ausgeschildert, vorbei an einer Natural Bathtube und moderat bergauf. Am Wegesrand liegt Bambi, zusammengerollt wie ein Paket, und wartet auf ihre Mutter. Regungslos, wie es ihr die Natur gelernt hat, kauert das junge Kitz im hohen Gras. Ich schau ihm tief in die Augen, aber es blinzelt nicht einmal. Da hätte sich die Mutter aber wirklich ein besseres Versteck aussuchen können. Nach 3,6 Meilen und gut zweieinhalb Stunden sind wir wieder am Auto. Ein sehr schöner Hike und wir haben heute und die letzten Tage schon mehr Tiere gesehen, als die 20 Jahre zuvor im Westen.
Das Abendessen im Big Whiskey Bar and Grill, eine einfache Sportsbar, war, - na ja. Das Tagebuch endet mit der zusätzlichen Erkenntnis, dass hier im Osten in den Baustellen kein Speedlimit angeschlagen ist. Es heißt nur, dass Speeding doppelt so teuer wird, wenn Arbeiter da sind, und dass du in den Knast wanderst, wenn du Baustellenarbeiter verletzt. Die Jahre sind auch gleich mit angegeben. Ein langer, aber sicherlich nicht schöner USA Urlaub, denke ich so bei mir und knacke weg.
... Fortsetzung folgt!
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4 Nächte Little Rock - wow. Ich war ca. 4 Minuten da.....
Tolle Arches, die ganze Gegend scheint voll von den Dingern zu sein, nur eben in grün.Yep, aber in Kentucky sind sie noch größer ... ähm, Volker, ist Dir beim Anblick der Gitarre eigentlich das Herz aufgegangen?
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Dienstag
Ein herrlicher Tag ist angebrochen. Als wir uns Richtung Westen aufmachen, weicht der Wald dem Farmland. Es tut gut, etwas mehr Weitsicht zu genießen. Nach 67 Meilen erreichen wir den Mississippi. Seit der Bursche im nördlichen Minnesota aus dem Boden quoll, dürfte er fast so viele Meilen gemacht haben, wie wir. Er läßt sich aber mehr Zeit. Gemächlich macht er sich auf seinen weiteren Weg nach New Orleans, um dort den salzigen Geschmack des Golfes von Mexico zu erleben. Wir folgen dem Strom nach Tennessee. Das zweite Mal in diesem Urlaub im Staat der Freiwilligen, the Volunteer State. Wer hat sich bloß diesen Beinamen ausgedacht.Walkin' in Memphis, der Geist von King Elvis begleitet uns. Die wohlbekannten Mississippi-Dampfer warten auf uns vergeblich, aber es ist sehr stimmungsvoll, wie sie am Ufer dieses gigantischen Flusses liegen. Die Mainstreet ist Fußgängerzone, eine Trambahn fährt mitten durch. Es ist ganz nett hier und errinnert sehr an Denver's 16th Street. Die Obdachlosen sind aber etwas weniger aufdringlich. Nun sind wir in der Bealstreet, dem Mekka der Musik. In der Gibson Factory werden die weltberühmten Gitarren gebaut. Wer kennt sie nicht, die einzigartige Les Paul. Seit 1952 wird sie hergestellt und vermutlich gibt es wenige Bands, die das Teil nicht hatten oder haben. Der Showroom ist voller wunderschöner Gitarren, man möchte zugreifen. Wir schlendern die abgesperrte Beale Street vom Hard Rock Café über verschiedene Clubs bis zum Ende. Hier ist nachts die Hölle los, tagsüber spielen zwar auch bereits Bands Livemusik, aber solche Vergnügungsviertel sehen bei Tageslicht immer ziemlich abgewrackt aus. Memphis ist keine schöne Stadt, so das Fazit nach ein paar Stunden Sightseeing.
Als wir auf der Interstate 40 erneut das große Wasser queren, sind wir in Arkansas. Die Trucks, die vermutlich den Sprung nach Westen vor sich haben, sind wie an einer Perlenschnur aufgereiht unterwegs. Eine Spur kann man damit absolut vergessen. Das Land wird flacher und links und rechts der Straße gibt es tatsächlich Reisfelder. Nur, dass die Feldarbeiter keine geschlitzten Augen haben, - VIVA MEXICO!
"I did not have sexual relations with that woman, Miss Lewinsky!" William Jefferson „Bill“ Clinton hat lange in Little Rock, der Hauptstadt von Arkansas, gelebt und gewirkt. Der vormalige Präsident und Gouverneur hatte seinen Amtssitz nicht weit von unserem Hotel. Das Double Tree ist schön, hat eine Hotelbar und von unserem Zimmer genießen wir den Ausblick auf Little Rock. Vier Nächte, sozusagen als Basis für Wanderungen, so lange waren wir noch nie in diesem Urlaub an einem Ort.
Der erste Spaziergang offenbart, dass Little Rock nicht so spannend ist, aber etwas Leben und gutes Essen dürfte möglich sein. Wir finden ein nettes Lokal im Capitol Hotel und reservieren für den Abend. Das 3-Gänge-Menü war schon ok, aber es entsprach nicht den Erwartungen, die das tolle Ambiente suggerierte.
Mittwoch
Die Straße führt aus der Weite des Tales über einen Pass hinauf zum Petit Jean State Park. Wir befinden uns nordwestlich von Little Rock und als wir den Parkplatz und Trailhead zu den Seven Hollow erreichen, knallt die Sonne schon ziemlich unerbittlich auf den Planeten.Der Weg ist gut markiert und alle halbe Meile sagt ein Schild, wie weit man schon gekommen ist. Interessante Felsabsätze ziehen sich durch das Land. Höhlen und Schluchten, gut beschützt von Wald, der bei der Hitze sehr angenehm ist. Das Grün ist nicht übermächtig und so wird der Blick immer wieder frei, um in den Weiten von Arkansas zu schweifen. Teilweise geht es über blanken Fels voran und kleine Hoodoos tun ihr übriges, damit man sich fast wie im Westen fühlt. Ich weiß nicht mehr welche der 7 Schluchten wir nach oben verlassen haben, aber irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl, dass sich ein Fels "nicht normal anfühlt". Ich schnalle meinen Rucksack ab und siehe da, ein ausgewachsener, nicht erwarteter Steinbogen, fristet hier sein Dasein. Das Teil ist nicht so klein, die Spannweite beträgt schätzungsweise 5 Meter. Und weil er vom Trail schwer bis gar nicht zu erkennen ist, bin ich sehr stolz auf mich. Der Archhunter hat zugeschlagen. Wissenschaftliche Betrachtungsweisen dieses Steinbogens würden jetzt die Kürzel AR, für Arkansas, und eine Nummer hervorbringen. Aber nachdem ich das der Besonderheit von Steinbögen nicht angemessen finde, bekommt das Teil jetzt einen Namen: Petit Jean Arch. Sehr kreativ ist das zwar nicht, aber was Besseres ist uns nicht eingefallen. Auf alle Fälle haben wir nach 50 Minuten Wanderung gleich mal ein nicht erwartetes Highlight erlebt.
10 Minuten später stehen wir in der Grotto, ein riesiger Alkoven überspannt die Hälfte des Einschnittes, den ein unbedeutender Bach im Laufe von Jahrtausenden geschaffen hat. Ich wundere mich immer wieder, denn momentan fließt hier kein Wasser, wie dann doch der stetige Tropfen den Stein aushöhlt. Restwasser fault in einer Gumpe so vor sich hin, aber das Moos am Boden der Höhle deutet darauf hin, dass zumindest im Winter hier einiges los ist. Da diese Grotte ziemlich die Halbzeit der 4,6 Meilen Wanderung bildet, gibt es eine Brotzeit in Form einer Zigarette.
Auf dem Looptrail, der uns nun dem Ausgangspunkt wieder näher bringt, liegt unvermittelt ein schwarzes Teil. Der feuchte Körper oder die Schuppen dieser Schlange lassen das Schwarz glänzen. Nachdem Schwarz unseres Erachtens nicht die Farbe von Frieden und "alles gut" ist, nähern wir uns nur vorsichtig. Aber die Schlange ist feige, aber blöd ist sie auch, denn sie haut in eine Richtung ab, wo es nur senkrecht nach oben geht. Das sind wir aber mal gespannt, wie sie diese Situation meistert und sind verblüfft, als sie sich locker flockig die Wand nach oben schlängelt. Irgendwann scheint sie genügend Abstand zu uns hergestellt haben und stoppt unvermittelt ihre Bergtour. Ok, für ein Foto musst du noch herhalten, dann lassen wir dich in Ruhe.
Als die Schlange sicherlich das Kreuzzeichen geschlagen hat, dass wir weg waren, dauert es nicht lange, bis wir wieder aus einer der 7 Schluchten, nun gut, das Wort ist fast zu gewaltig für die kleinen Täler, aufsteigen. Oben erwartet uns die Petit Jean Natural Bridge. Eine riesige Steinbrücke wächst vom Canyonrand hinunter. Die Einzelteile, riesige Quader sind gut zu erkennen und ein Statiker hätte vielleicht viel Freude daran zu erklären, warum die Brücke so wacker auf dem Boden steht. Als wir im Schatten eine kleine Pause machen, kommen uns die ersten Wanderer entgegen.
Diese Wanderung durch die Schluchten des State Parks, wir waren 2,5 Stunden unterwegs, war bis jetzt unsere schönste. Drei Highlights, absolut abwechslungsreich, nicht zu anstrengend, was will man mehr.
Doch, wir wollen noch mehr. Der Trailhead zur Bear Cave ist ein paar unbedeutende Meter weiter und wir beschließen, das Auto stehen zu lassen und uns zu Fuß bis dorthin durchzuschlagen. Der Bear Cave Loop ist kurz, nur gut eine halbe Meile, aber er lohnt. Eine schöne Höhle, umgeben mit fantastischen Felsformationen, kleinen Slots und riesigen Felsen und ein Arch.
Als wir am Parkplatz zum Viewpoint des Cedar Falls Overlook ankommen, wird schnell klar, dass ein Overlook nur so genannt werden darf, wenn man einen vernünftigen Blick auf das Objekt der Begierde hat. Hier war das nicht der Fall, denn Bäume versperren ziemlich die Sicht und der kleine Wasserfall ist ein schönes Stück entfernt. Und nachdem wir kurz die Karte studierten und feststellten, dass ein Trail über die Fälle zu unserem nächsten Ziel führt, war die Entscheidung getroffen. Wir wandern!
Nachdem der Viewpoint über Holztreppen und Stege zu erreichen war, geht es jetzt ziemlich hinunter. Wir kommen dem Cedar Creek immer näher. Das Plätschern des Wassers ist immer deutlicher zu hören. Gott sei Dank spendet der Wald Schatten und etwas angenehmere Temperaturen. Leider müssen wir, nachdem wir das Tal durchschritten haben, auf der anderen Seite wieder hoch. Keuch, es hat auch schon über 90 Grad. Als wir nach 35 Minuten die Höhle erreichen, staunen wir nicht schlecht. Sie ist riesig und die Ausmaße lassen vermuten, dass ganze Indianerstämme in dem Teil Platz gefunden haben. Waren sicherlich ganz nette Partys. Als wir insgesamt 1,8 Meilen zurückgelegt haben, sind wir wieder am Auto.
Wir versuchen nun, unser letztes Ziel für heute zu erreichen und fahren über Dordanelle, Russelville und Dover in den Ozark National Forest. Das GPS gibt laut und unser Auto donnert in den Wald. Eine sehr kurvenreiche und hügelige Dirtroad läßt uns aber dann nur sehr langsam vorankommen. Nach 3,7 Meilen wird uns klar, dass aus dem Buzzard Roose Arch nichts mehr wird. Die letzten 7 Meilen wären wahrscheinlich nur im Schritttempo zu befahren gewesen, die Road wurde schmäler, steiniger und voll mit Wasser. Schneiderfahrt, das war's, kehrt marsch! Wir haben so tolle Dinge gesehen, uns reicht es auch.
Es war dann auch schon 18 Uhr, als wir im Hotel ankamen, auch deshalb war die Entscheidung abzubrechen, die Richtige. Das Abendessen im Capriccio, ein Italiener im Peabody Hotel, war stark. Der erste Little Rock Wandertag nimmt ein gutes Ende.
... Fortsetzung folgt!
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Montag
So ruhig, wie die Nacht aus Alabama abzieht, so ruhig lassen wir es heute angehen.Als wir um 9 Uhr dann endlich auf der Straße sind, dauert es keine Stunde, bis wir unser erstes Ziel erreichen. Der Parkplatz am Trail zum Winston Cave Arch ist verwaist. Die dunkelgrünen Bäume wirken wie eine Mauer, die das Sonnenlicht kaum auf den Boden läßt. Wir steigen auf einem geteerten Weg zum Mile Creek hinunter. Der Wald dreht erneut am Dimmer und manchmal haben wir das Gefühl, auf einer Nachtwanderung zu sein. Der Boden ist feucht, die zahlreichen Tiere unterbrechen die absolute Stille mit Rufen und Geraschel. Es ist unheimlich hier! Ich fühle mich wie Justus Jonas von den drei Fragezeichen, der einen neuen Fall wittert. Als wir die Höhle erreichen überspannt ein mächtiger Steinbogen den Waldboden. Bäume mussten ihre Richtungen ändern, um um den Arch herum dem Restlicht entgegen zu wachsen. Kletterpflanzen nützen sie als Leiter, um dem dunklen Waldboden zu entfliehen. Ja, ein schöner und mächtiger Arch.
Nur 24 Meilen weiter findet das Archhunting seine Fortsetzung. Wir sind im kleinen Ort Natural Bridge und nur eine Meile weiter westlich geht es zur namensgebenden Brücke. In einer Holzhütte begrüßt uns ein altes Ehepaar sehr herzlich. Sie passen auf die Brücke auf und kassieren 2,50 Dollar. Dafür gibt es Geschichten, die nie enden würden, wenn man nicht schnell mit einem freundlichen Danke das Weite sucht. Die Natural Bridge of Alabama ist ein Monstrum, mit drei gewaltigen Öffnungen. Ein gut begehbarer Pfad führt unter die Brücke und ist so angelegt, dass man wirklich jegliche Perspektive erreicht. Als wir uns zum Abschied nochmal sehr herzlich bedanken, suchen die wohl sehr einsamen Alten erneut das Gespräch. Wir haben ihnen von unserer Reise erzählt und sie wollten uns eine Karte von Alabama schenken. Als wir im Auto sitzen und diesen netten Ort verlassen, haben sie sich vor dem Haus postiert und uns zum Abschied gewunken.
Wir sind im Franklin County und hier steht der Franklin Arch. Es war etwas schwierig, einen Parkplatz zu finden. Nicht, weil sich hier ein Fahrzeug an das nächste reiht, sondern weil es auf der Alabama 243 keinen Grund gibt anzuhalten, so dass Parkbuchten eben Fehlanzeige sind. Am Rand finden wir ein kleines Plätzchen, das Auto steht fast zwei Drittel auf der Straße. Aber nachdem hier sowieso niemand ist, ist das Risiko begrenzt. Nur ein kurzer Querfeldeinhike, der aber seine Tücken hat, denn Forstarbeiten haben das Terrain zerstört. Bäume, so sind die gewaltigen Spuren zu interpretieren, wurden aus dem Tal durch den Arch auf die Straße gezogen. Mal ganz was anderes. Der Franklin Cave Arch hat die Mächtigkeit, dass selbst Caterpillar und Harvester unten durch passen. Es zeigt aber auch, welchen Stellenwert Steinbögen hier haben. Für die hiesige Bevölkerung ist das sicher nur Stein, der gegebenenfalls Land- und Forstwirtschaft hinderlich ist. Wir sind da ganz anderer Meinung!
Unser nächstes Ziel ist die Rock Bridge. Sie befindet sich auf privatem Land und eigentlich sollte man etwas bezahlen. Als wir über eine megasteile Gravelroad in die Schlucht hinunterfahren, steht kurz vor dem Parkplatz ein Pony. Aha! Am Parkplatz, der eigentlich nur das Ende der Straße ist, parkt ein offener Trailer. Hallo, hallo, hallo - no response! So machen wir uns mit einem etwas flauen Gefühl auf den Weg. Aber es hat sich mehr als gelohnt. So eine gewaltige Brücke haben wir selten gesehen. Der Bogen ist mächtig und die Felswände sehen wie mit Maschinen glattgeschliffen aus. Moos erzeugt ein grünes Ambiente. Der Weg über ein paar Boulder ist durch einen Steg unterstützt. Der ist aber so wackelig, dass es vermutlich direkt über die Felsen weitaus ungefährlicher wäre. Die Köpfe in den Nacken und staunen. Ja, Rock Bridge ist ein guter Name dafür, er drückt die Wucht aus, welche die Brücke über unseren Köpfen ausstrahlt.
Das Tagebuch führt aus: Das war ein Supertag heute und es muß wohl nicht gesagt und geschrieben werden, dass wir hier überall vollkommen alleine waren. Zum Abschluß fahren wir noch zum riesigen Wheeler Lake, an dessen Ufer die Angler stehen und auf ihr Abendessen warten. In der Decatur Mall finden wir ein paar nützliche Kleinigkeiten, die unbedingt her müssen und so nimmt der Tag ein gutes Ende. Lustig wird es noch im Red Lobster, als wir zur Feier des Tages, wir hatten ein kleines Jubiläum, eine Flasche Wein bestellen. Die Erwartungen sind so hoch nicht, aber am Stil könnten sie noch ein bisschen arbeiten.
... Fortsetzung folgt!
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Freitag
Das Frühstück im Blue Marlin ist etwas mager, aber es reicht aus. Um 8 Uhr kämpfen wir uns die Keys entlang, vorbei an tollen Häusern mit Boot vor der Tür. Was willst Du mehr? Wir sind früh dran und kommen gut voran.In Naples hat es 95 Grad, als wir in einer wunderschönen Condominium Anlage landen und nach der Wohnung unserer Freunde suchen. Als wir meinten richtig zu sein, macht niemand auf. Ähm, sch....! Lenny, der vorne an der Pforte für die Sicherheit sorgt, schwingt sich in sein Auto und begleitet uns. Ja, wir waren schon richtig, aber alles klingeln hilft nichts. Hoffentlich ist nichts passiert. Im Nachhinein ist festzuhalten, dass es sich, wie sagt man, um eine Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt hat. Wir haben uns erst in München wieder getroffen und erfahren, dass Leberkäs, Speck und bayrisches Bier auf uns gewartet hätte. Aber leider halt an einem anderen Tag. Schade! Vielleicht wollten sie den Leberkäs nicht teilen?
Die Interstate 75 bringt uns kurz vor Tampa an eine wunderschöne Brücke, den Sunshine Skyway. Wir machen an einer Restarea halt und der Blick auf dieses tolle Gebilde und das Meer fasziniert uns. Auf nach Dunedin, das wir um 18 Uhr erreichen. Das Best Western liegt am Hafen, wunderschön, und hat eine tolle Bar fast direkt vor unserem Zimmer. Dort schnuppern wir sozusagen die letzte Floridaluft und genießen Fisch, Wein und Sonnenuntergang. Der Floridaurlaub ist vorbei, die Hiking-Session in Alabama und Arkansas wartet.
Samstag
Ein wunderbares Frühstück im schönen Hotelrestaurant mit Meeresblick verlängert das Floridafeeling. Eier, übrigens erst das zweite Mal in diesem Urlaub, der Colesterinspiegel wird es uns danken, O-Saft und Kaffee, und alles complimentary. Der Tag beginnt, wie der letzte endete: saugut!Die Lovebucks, zwei Flugkäfer, die permanent zusammenhängen, signalisieren, dass wir nun endlich zügig voran kommen, indem sie etwas verbeult und gequetscht in unserem Kühlergrill hängen. Das Liebesleben hat ein abruptes Ende genommen und die weiße Front des Autos wechselt in schwarz-gesprenkelt. Die Überfahrt nach Alabama soll etwas Abwechslung bekommen und so entdecken wir im Road-Atlas einen grünen Text "Natural Bridge State Park". Aufgepasst Steffi, ein kleiner Umweg. Und just als wir da sind, ist von einer Natural Bridge nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Ein Irrer läuft barfuß durch den Wald, ist jedoch ganz freundlich, aber wie gesagt vermutlich nicht ganz sauber. Der hat noch nie was von einer natürlichen Brücke hier gehört, er ist ja auf der Durchreise - ähm -, aber auch die normalen Amis darf man nichts fragen. Nun gut, wir haben uns etwas die Beine vertreten und uns wieder auf die Straße gepflanzt.
Als wir auf der Interstate 10 Richtung Pensacola unterwegs sind, gewinnen wir eine Stunde: Central Time! Blinker rechts und ab nach Norden. Sweet Home Alabama, where the Skies are so blue! Der Himmel ist blau, aber Alabama ist grün. Das Essen im Outback Steakhouse Montgomery, der Hauptstadt von Alabama, war sehr gut.
Sonntag
Es hat die ganze Nacht geregnet und als wir uns auf den Weg machen, ist es bewölkt und hat 68 Grad. Bei Gadsen werden aus den Hügeln Berge und als wir die Weltstadt Gallant erreichen, wartet der erste Hike.Wir biegen ab in die Wildnis, an der Kreuzung, wie an jeder Kreuzung in Alabama, steht eine Kirche. Der Gottesdienst ist gerade aus und die Landleute staunen nicht schlecht, als ich mein GPS Gerät auf mein Autodach lege und nebenbei gemütlich eine rauche. Ja, wir sind ja gleich weg! Einwandfreier Satellitenempfang führt uns an das Ortsende, noch ist die Straße geteert. Aus den Häusern werden Wohnwagen und als die Offroadfahrt beginnen soll, springen erst mal drei Hunde um unser Auto. Weg da! Ich fahre so langsam, dass sich die Viecher retten können, falls sie doch so dumm sind und unter das Auto geraten. Wir kommen auf privates Land, ich liebe es, und schon ist es passiert. Die als befahrbar beschriebene Offroadstrecke ist mit einer Schranke versperrt. Raus aus dem Auto, im Hintergrund bellen die Hunde, und das Schloß geprüft. Eisensäge wäre gut, vielleicht aber auch nicht. Nachdem kein Platz zum Umkehren ist, setze ich das Auto zurück und komme wieder an den Hunden vorbei. Mein Hupen und das Gebelle hat wohl auch den Besitzer geweckt und nun steht er vor seinem Wohnwagen, verschlafen und mit einem wunderschönen Unterhemd bekleidet. Ich würde das nicht mal zum Putzen anziehen. Er hat aber keine Waffe in der Hand, sondern vertreibt seine eigenen Hunde. Glück gehabt, und weil er mir jetzt so sympatisch ist, der Kerl, habe ich gleich mal gefragt, warum da jetzt eine Schranke ist und uns den ersten Hike zur Chandler Natural Bridge versperrt. Alabama hat's gemacht, - auch eine Antwort, die vermutlich zwar nicht stimmt, aber das ist ja egal.
Die Vielzahl an Religionsgemeinschaften in den Staaten sorgen dafür, dass wir noch nie so viele Kirchen wie hier in Alabama gesehen haben. In Geraldine sind wir richtig, über eine County Road erreichen wir den High Falls Park. Ein altes abgewracktes Polizeiauto ist das Einzige, was hier am Parkplatz noch rumsteht. Ist das ein gutes Zeichen?
Wir wandern los, vorbei an Picknicktischen und bereits nach 0,2 Meilen sind wir am ersten Aussichtspunkt. Maschendrahtzaun, damit der ungeübte Wanderer auch nicht in die Tiefe fällt. Es geht aber auch fast senkrecht runter. Der Town Creek, ein Zufluß des nicht unweiten Tennessee River, erscheint unvermittelt aus dem Dickicht des Waldes. Und nachdem er sich ein paar Meter über eine Felskante nach unten gestürzt hat, verschwindet er so unvermittelt, wie er auftauchte.
Ein Pfad führt uns ans Wasser. Und hier sehen wir, warum wir eigentlich hier sind: Die High Falls Natural Bridge. Ein schmaler Felsvorsprung hat den Wasserfall überlebt, nur in seiner Mitte konnte das ewige Donnern des Nasses ein Loch reißen. Es ist eine schöne Brücke daraus geworden. Wunderschön und wunderbar leicht zu erreichen. Wir können das in aller Ruhe und ganz alleine genießen. Plötzlich ein komisches, undeutliches Geräusch, das zu dieser einsamen Stimmung paßt. Mann, wie ich bin, habe ich es zuerst ignoriert, aber dann hat die Angst obsiegt und da hilft nur das Gespräch. Natürlich hat Monika es auch gehört, - sie braucht unbedingt ein Bärenglöckchen! Es war auf alle Fälle ein Tier, im Wald raschelt es auch, und was liegt näher, als an einen Bären zu denken. Wie waren gleich die Verhaltensregeln? Gibt es überhaupt Bären hier? Ach komm', wir treten jetzt mal mutig den Rückweg an. Wir sind aber sowas von geschlichen, nur damit wir auch jedes Geräusch mitbekommen. Immer für einen Sprint bereit. Und da war es wieder, nur jetzt deutlich und nah. Wir sind aber auch Esel!
Es geht weiter im Hinterland von Alabama. Schmale Straßen bringen uns zum Lake Guntersville. Hier hat sich der Tennesse River so breit gemacht, dass ein großer See daraus wurde. Die Gürteltiere von Alabama liegen wie an der Perlenkette aufgereiht am Straßenrand. Alle sowas von tot und deshalb liegen sie vermutlich auch auf dem Rücken. Komisches Bild! Die Armen!
Als wir an unserem nächsten Ziel ankommen, ist es kaum zu glauben. Steffi führt uns in eine Hauseinfahrt. Ein nettes Häuschen und ein hübscher Garten, angelegt in Terrassen. Felsen, Moose und Blumen bilden einen tollen Kontrast. Wir parken und tasten uns vorsichtig heran. Ein älterer Herr tritt aus der Tür und begrüßt uns herzlichst. Wir wollen nur Ihren Steinbogen sehen, geht das? Nur hereinspaziert, fühlt euch wie zuhause. Unglaublich die Szenerie. Die Honeycomb Natural Bridge ist in den Garten sozusagen intergriert. Und die Brücke ist cool, mitten drin steht ein Baum und rechts davon ist ein kleiner Wasserfall. Haus mit Garten und eigenem Arch, - und wir fliegen und fahren tausende von Meilen, um das zu sehen. Der Besitzer scheint das zu würdigen und ist stolz. Er hat eine Donation Box aufgestellt, in die wir gerne etwas gesteckt haben. Thank you Sir! Have a good one!
Nochmal wird der Tennessee River überquert und als wir die Natural Bridge Road entlang fahren, schwant uns nichts Gutes. Links und rechts nur Motorhomes und privates Land, kurzum, wir haben die Hartsell Bridge in der Nähe der gleichnamigen Stadt nicht gefunden. Man kann hier aber auch nicht immer auf dem Privatgelände rumkurven. Außerdem haben wir zwei wunderschöne Bridges gesehen, das reicht auch für heute und wir sind zufrieden.
Am Wheeler Lake entlang, der auch eine Verbreiterung des Tennessee River ist, erreichen wir Decatur (sprich: Dekayder). Das Hampton Inn ist schön, wir haben ein großes Zimmer. Abends gibt es noch eine Tornadowarnung, aber es bleibt bei Regen. Also rennen wir über den Parkplatz zu Applebee's, wo wir gut gegessen und 10 % Hotelrabatt bekommen haben.
... Fortsetzung folgt!
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Liebe Leser,
ich habe soeben den Hinweis erhalten, dass die von mir als Waterspots bezeichneten Wassertornados Waterspouts genannt werden. -
Ein Lob vom Profi motiviert!
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Mittwoch
Wir danken der Bulldogge für den gesunden Schlaf! Es ist leicht bewölkt, aber sehr warm. Heute geht es in die Everglades. Oder müsste es nicht zum Everglades heißen? Denn die Everglades sind ja ein weiter, breiter Fluss, vom Lake Okeechobee, das ist das Riesenteil, das man auch vom Weltraum aus sieht, bis zur Florida Südspitze lang. Der Bursche ist der Langweiler unter den Flüssen in den USA, einen Meter pro Stunde, - bei dem Alter ja auch kein Wunder!Die Aligatoren warten in sengender Hitze auf ihre Fütterung. Touristen halten ihre Kameras mit angespannten Körpern insbesondere auf die riesigen Mäuler. Das macht Eindruck zuhause. Nebeneinander und übereinander kämpfen die Viecher um ein Stück Huhn. Sehr agil sind sie aber nicht, das garantiert ein langes Leben. Wir sind auf der anderen Seite des Stacheldrahtzaunes. Ausführlichst erklärt ein Mitarbeiter der Aligator Farm was auch immer, ich habe es mir nicht gemerkt.
Als wir im Airboat sitzen, zieht es gemächlich durch die Sümpfe. Links und rechts sind ein paar Tiere drappiert, die bewundert werden können. Eine Schlange am Baum, ein Schwein im Morast und natürlich der ein oder andere Aligator am Everglades-Strand. Gib Gas Junge und dann ab. Kopfhörer müssen sein, denn wenn der Bootsführer das Teil fliegen läßt, dann wird es mächtig laut. Das Boot gleitet schnell über das Wasser und das Gras und weil das den Touristen gegebenenfalls etwas langweilig werden könnte, eine 360-Grad-Drehung mit Nass-werd-Garantie. Ist aber nicht schlecht. Als wir am Ende wieder Fahrt rausnehmen, noch ein paar Werbeworte und dann war es gut. 23 Dollar hat es gekostet. Tips always welcome!
Wir fahren an die Nationalpark Grenzen und schauen mal im Visitor Center, ob es noch etwas gäbe, was wir sehen sollten. Außerdem hoffe ich ja, dass irgendwer mal meinen Nationalparkpass sehen will. Für was schleppe ich den eigentlich immer rum. Beides Fehlanzeige! Man müsste ein Birder, also ein Vogelbeobachter sein, um wirklich auf seine Kosten zu kommen.
Akurat die Florida Keys Outlet Mall liegt auf der Rückfahrt auf unserem Weg. Ein paar T-Shirts, ganz nett, und nichts los. Wir waren in jedem Geschäft fast alleine. Welcome to Aeropostale - how are you today - let me know ... die Stimmlage der jungen Damen ist gegenüber dem letzten Jahr subjektiv um eine Oktave höher. Oder mein altes Ohr ist noch empfindlicher geworden. Die auswendig gelernten Sätze trommeln immer wieder auf meinen Schädel ein. Aber wehe Du hast wirklich eine Frage. Dann sind die Protagonisten entweder irgendwie unsichtbar, die jungen Mädels, oder sie wissen es nicht. Obligatorisch wird im Lager nachgefragt, ganz modern über Funk, aber das Ergebnis ist immer das Gleiche. In zwei Tagen bekommen wir wieder neue Ware. Aha, sehr schön.
Die Miracle Mile in Downtown Coral Gables ist eine exklusive Einkaufsstraße, die oft mit der Fifth Avenue in New York verglichen wird. Der Vergleich hinkt aber gewaltig. Es ist ganz nett hier und wir gehen die zwei Meilen, also hin und zurück, ab. Ein paar schöne und teuere Restaurants, viele Brautgeschäfte und anderes, was man nicht braucht. Ist es das, was in der Wirtschaftskrise noch zum Erfolg führt? Der kleine Spaziergang war schon in Ordnung.
Als wir die Skyline von Miami wieder fest im Blick haben, fällt die Dunkelheit über die Stadt ein. Nicht, dass es schon so spät wäre, aber das allabendliche Gewitter kommt mit Vehemenz. Es schüttet und weht so stark, dass selbst die schnellste Stufe bei den Scheibenwischern nur maximal 5 Meter Sicht zuläßt. Die ganz Vorsichtigen haben sich gleich mal rechts an den Straßenrand gestellt. Und auch auf der linken Spur taucht plötzlich ein Motorradfahrer auf, der seinen Kübel abgestellt hat. Äste fliegen durch die Gegend und Blitze erleuchten den Himmel. Die Straße wird zum Fluß. Das Auto braucht sowieso eine Wäsche. Gleichzeitig kämpft sich an einer Stelle wieder die Sonne durch. Und als wir im Schritttempo kurz vor unserem Hotel sind, ist der Spuk fast vorbei. Die Leute stehen teilweise bis über die Waden im Wasser. Fußwaschung in Miami Beach.
Das Van Dyke Cafe in der Lincoln Mall hat ausgezeichnete Linguine mit Meeresfrüchten. Das Heineken ist mit 5.50 Dollar entscheidend billiger als vorne am Ocean Drive, auf der Terrasse darf geraucht werden. Schön und gut!
Donnerstag
Die Sonne begleitet uns, als wir Miami Richtung Süden verlassen. Vorbei an Palm Island, Hibiscus Island und Jungle Island führt uns der Weg in die karibikähnlichen Keys. Bevor wir die Perlen erreichen, haben sie uns auf dem Turnpike fotografiert. Nein, nicht uns, sondern unser Nummernschild. Toll by plate, das Ergebnis steht auf der Rechnung von Hertz.Ab Florida City wird es einspurig, vorbei an Sümpfen und Sträuchern, bis es irgendwann offener wird und das Meer links und rechts die Fahrbahn begrenzt. Es schimmert türkis, nur leichter Wellengang fügt ein wenig weiß dazu. Die Stimmung wird eigenartig und entlang der südlichen Strände bahnt sich ein Wolkenband seinen Weg. Noch sieht es freundlich aus, aber wir trauen unseren Augen nicht, als wir einen kleinen Tornado sehen. Während ich noch eine Möglichkeit suche, an den Strand zu fahren, packt Monika das Tele aus und pflanzt es auf die Kamera.
Bei Marathon sehen wir endlich eine Chance und fahren in den Curry Hammock State Park. Die freundliche Dame kassiert 6 Dollar. Das ist mir jetzt aber sowas von wurscht, wenn sie nur schneller wäre. Dann will sie uns auch noch in ein Gespräch verwickeln und fragt, ob wir die Waterspots schon gesehen hätten. Mädel, mach hinne, deshalb sind wir hier, wir wollen das Schauspiel sehen und fotografieren. Also in Eile darf man in den Staaten nicht sein. Da wirst du verrückt. Endlich am Strand angekommen, ziehen drei sogenannte Waterspots, also kleine Tornados, die das Wasser in die Luft ansaugen, an uns vorbei. So etwas haben wir noch nie gesehen und es ist fantastisch! Das Meer funkelt rund um die schwarzen Stellen, die das Wolkenband hinterläßt. Die Spots kommen aus dem dunklen Nichts weiß heraus. Wie ein Rüssel einer Mücke schlägt der Sturm auf die Wasseroberfläche und wirbelt das Wasser in die Höhe. Die Waterspots marschieren vorwärts und ziehen von dannen und die Neugier und das Erstaunen weicht der Verwunderung über so viel Glück. Das sind die Spontanerlebnisse, die man auch in 10 Jahren noch rezitiert.
Kurz vor der Seven Mile Bridge, die längste Verbindung zwischen zwei Keys, liegt links unten der Sunset Grill. Zwar wird der Sunset noch lange auf sich warten lassen, gleichwohl ist es dort auf der Terrasse wunderbar. Man sitzt im Schatten und stiert auf das in verschiedenen Blau- und Türkistönen schimmernde Meer. Rechts überspannt die Brücke das Wasser und scheint im Nirgendwo zu enden. Ein Burgerlein und Chickenwings machen das Glück perfekt.
Das Blue Marlin Motel haben wir einem Tipp unserer Freunde zu verdanken. Es ist zwar wirklich ein Motel, nicht mehr, aber auch nicht weniger, aber es ist sauber, die Zimmer sind absolut ok und das Parken ist frei. Als die Koffer verstaut sind, läuft bereits nach ein paar Metern Fußweg der Schweiß. Keine Wolke spendet den ersehnten Schatten, als wir zuerst die touristischen Höhepunkte von Key West ansteuern. The Southernmost Point, das Lighthouse, die Herberge, die Hemmingway bewohnte und natürlich die Kneipen an der Duval Street. Das HardRock Café sieht aus wie in Hawaii und im Hafen liegen zwei Kreuzfahrtschiffe, die die kleinen Häuser wie Spielzeug aussehen lassen. Als wir uns nach dem Hafen und den bekannten Sonnenuntergangstreffpunkten in die Gassen von Key West verdrücken, erleben wir das Südstaatenflair von Savannah erneut. Dieser Ort hat viele schöne Seiten und wunderbare Häuser. Und wer das Leben liebt, der kommt hier nicht zu kurz.
Zwar sind wir mit Schweiß gebadet, aber jetzt soll richtiges Wasser ran. Nach der erfrischenden Dusche machen wir uns erneut auf den Weg zum Hafen, um den Sonnenuntergang am Sunset Pier bei einem Bier zu genießen. Wir ergattern gerade noch einen Hochtisch mit 2 Barhockern und haben einen tollen Ausblick auf das Meer und eine vorgelagerte Insel. Für Unterhaltung wird auch gesorgt. Der Raketenmann schießt sich mit angesaugtem Wasser aus dem Meer in den Himmel. Segelboote ziehen vorbei und die Touridampfer bahnen sich ihren Weg auf das offene Meer. Als dann die Sonne ihren Abschied nimmt und den Tag beendet, wird die Stimmung fantastisch. Klar leben die Sonnenuntergänge vom Mythos Key Wests, aber sie sind schon wirlich schön. Immer mehr läßt das Leuchten des Horizonts nach. Die Segel der Boote werden eins mit dem Meer und die vorbeiziehenden Vögel sind nur noch dunkle Striche am orange-roten Abendhimmel.
Wir gönnen uns auf dem Nachhauseweg einen Hurricane und einen B52 im Hard Rock Café. Und kurz vor dem Hotel verkauft ein Laden noch einen leckeren Key Lime Pie zur Nachspeise. Ein perfekter Abend geht zu Ende.
... Fortsetzung folgt!
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Solange man die Löwen nicht wählen kann, stimme ich nicht ab. Vermutlich in diesem Leben also nicht mehr ... Münchens große Liebe
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Genau das ist das Prinzip, Bier läuft nach. Mein Geschmack ist das nicht, ...
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Gute Reise!
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Dienstag
Die Sonne strahlt Miami Beach, vermutlich ganz Florida, bereits in den frühen Morgenstunden an und sorgt für angenehmste Temperaturen. Das milde Licht bringt den Atlantik zum glitzern und das Wasser wartet auf die ersten Wasserratten. Alle Fassaden am Ocean Drive leuchten in den klassischen Art Deco Farben vom zarten Mint, über Gelb und helles Pink bis hin zum kräftigen Lila. Die Terrasse des Starbucks ist noch menschenleer, liegt im Schatten und bietet einen herrlichen Ausblick auf das Farbenspiel. Die Nachtschwärmer wissen nicht, was sie versäumen und liegen vermutlich noch fast bewußtlos in den Federn.Die Lincoln Road Mall ist eine Fußgängerzone mit vielen kleinen Shops und Restaurants. Es gibt sogar ein Hofbäuhaus, wie kitschig. Die Italiener haben hier die Oberhand und sehen auch sehr einladend aus. Und hier arbeiten sogar vorwiegend Italiener, so haben wir festgestellt, nicht wie im Westen, wo keiner ein Wort italienisch spricht. Es ist jedoch insgesamt festzustellen, dass die Zubereitung von Nudeln inzwischen auch in den USA gelingt. Vor ein paar Jahren war das noch anders, als in der Regel weichgekochte Pampe den Weg in den Magen fand. Der Espanolo Way gehört natürlich den Spaniern: Tapas Bars, Tische vor dem Restaurant, echt nett hier.
Wir machen uns auf zur Flüsterhalle. Ein altes Postoffice hat einen Kuppelbau, der ein kleines Akustikwunder darstellt. Richtig platziert, hört man auch das Flüstern seines Gegenübers sehr deutlich. Also nichts für Frauen, die flüstern nicht. Nachdem wir in diesen drei Monaten mindestens einmal auch Postkarten schreiben sollten, meines Erachtens gibt es nichts Überflüssigeres, besorgen wir uns gleich mal Briefmarken. 1 Dollar und 5 Cents pro gummiertes Rechteck, würde das nicht für eine MMS genügen? Egal, es wird eh noch Wochen dauern, bis wir einmal Zeit finden, die Dinger abzulecken.
Nachdem wir in der Washington Avenue die letzten Hotels abgelichtet haben, geht es runter zum Strand. Heller Sand, wunderbares Meer, eine angenehme Brise, die uns die weiten Blicke in alle Himmelsrichtungen sehr angenehm macht. Die Felder von Sonnenschirmen gleichen spanischen oder italientischen Equivalenten. Nur die frisch, in bunten Farben gestrichenen Hütten der Baywatcher machen klar, man ist in Amerika. Der schöne Leuchtturm am South Pointe Park wacht über das Meer und zeigt den Containerschiffen die Richtung. Hier läßt es sich aushalten. Wir sitzen am Pier und genießen. Eine Riesenschildkröte schwimmt Richtung Hafen. Sie sollte das nicht tun, aber vielleicht braucht sie auch etwas Öl für ihre Gurgel. Am Yachthafen pflanzen wir uns in einen schöne Strandbar und füllen den Körper mit Sprite; is Seven Up ok?
Das Wassertaxis nach Miami Stadt kostet 12 Dollar und schippert nun am Rande des Frachthafens auf die wundervolle Skyline von Miami zu. Immer wieder pfeifen die Motorboote an uns vorbei, aber auch gemütlich schaukelnde Angelboote mit sehr relaxten Menschen an Board, prägen das Bild. Die Wolkenkratzer kommen näher und als wir durch einen Seitenarm des Miami Rivers in die Downtown vordringen, scheinen sie uns zu erdrücken. Eine Station vor dem Bayside betreten wir wieder festen Boden und schlendern am Wasser entlang zu einem kleinen Strand am Miamarina Bayfront Park. Holzstühle unter Palmen und zwei sind noch frei. Sehr angenehm, muss ich sagen. Am liebsten wären wir nicht mehr aufgestanden.
Als wir 1993 das letzte Mal hier waren, war das Bayside relativ neu und das Hard Rock Café öffnete erst einen Monat später. Nur der Mystery Tour Bus diente als Shop für all die unnötigen Dinge, die der HardRocker so braucht. Inzwischen ist das Einkaufszentrum sehr in die Tage gekommen und unterscheidet sich nicht von den anderen Malls, die auf das ganze Land verstreut sind. Man muss es nicht mehr gesehen haben und so beschließen wir, zurück nach Miami Beach zu wandern.
Dieser Entschluß kann gut und gerne zu den schlechtesten Entscheidungen des Tages gezählt werden. Zwar hat man von der Brücke am Port Boulevard einen tollen Blick auf die Skyline, doch irgendwann endet der Fußweg im Gewirr des Hafens von Miami. No Trespassing - Ende der Durchsage. Also zurück und mit einem Spurt erwischen wir noch das nächste Wassertaxi. Das alltägliche Gewitter ist im Anmarsch, das Boot gibt Gas, dass es nur so blitzt. Trockenen Fußes genießen wir die Fahrt an den tollen Villen der Star Island vorbei. Unglaublich, was da für Häuser stehen. Die Taylor Lissy hat hier gewohnt und so manch anderer Star. Der Bootsführer erklärt uns in welchem Haus welcher Film gedreht wurde und so war die Überfahrt eine sehr kurzweilige Angelegenheit.
Da es immer noch ein bißchen regnet, gehen wir in das kleine Lokal, das zu unserem Hotel gehört. Es hat eine nette Bar, ist einladend eingerichtet und gedeckt und das Essen war sehr lecker. Inwischen blitzen wieder die Sterne vom Himmel und wir ziehen nochmal los zum Ocean Drive. Bulldog, so nennt man hier eine Schale voll mit Margarita und zwei mit dem Hals nach unten hineingesteckten Coronas, - nicht schlecht. Sieht auch abenteuerlich aus und ist der krönende Abschluß der schönen Städtewanderung.
... Fortsetzung folgt!
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Daniela, hoffentlich nicht so schlecht wie "Verbotene Liebe"
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Ok, dann kenne ich als alter YES Fan zumindest ein paar Werke. Die Platten stehen bei mir im Regal. Close to the edge, down by the river