Beiträge von zehrer

    Montag
    Wenn man einen Kontinent zweimal durchquert, bleiben sogenannte Fahrtage nicht aus. Mancher West-Freak kennt ja auch den Sprung vom Yellowstone zu den roten Felsen oder gar nach Las Vegas. Heute ist Fahrtag! Nachdem wir 1993 und 1995 bereits Florida án Detail kennenlernen durften, werden es heuer nur die wichtigsten Stationen sein. Respektive das, was uns groß und wichtig erscheint. Der Reinhard würde jetzt mit einem "plötzlich nichtig und klein" antworten. Zurück zum Thema!


    Als wir schon gute 100 Meilen unterwegs sind und der Sunshine State seinem Beinamen alle Ehre macht, erscheinen die ersten Sumpfgebiete bei Brunnswick, noch in Georgia. Aber auch schon hier werden die Aligatoren, also die mit der runden Nase, am Strand liegen und nach Beute Ausschau halten. Vielleicht donnern auch ein paar Airboats durch die Mangroven. Wir sehen es nicht, denn wir sind zu schnell. Interstate 10, Jacksonville Florida. Wenn wir jetzt den Blinker setzen würden, kämen wir direkt nach Santa Monica. Nix da, es geht nach Miami. Obwohl ab und zu der normale Florida-Schwall Wasser vom Himmel fällt, dauert das Schauspiel nur wenige Minuten, auch das ist ja typisch. Nach 360 Meilen verlassen wir die I-95 und nehmen die Florida Turnpike. Zuerst die Kohle, dann kannst Du auf's Gas drücken. Es ist nun 471 Meilen her, dass wir das schöne Savannah verlassen haben und nachdem wir nun wieder auf der Interstate 95 sind, ist die Großstadt nicht mehr weit entfernt. 4 normale Spuren und 2 Expressways, es verwundert immer wieder, wo plötzlich so viele Autos herkommen. Nach 489 Meilen parken wir unseren Traverse auf dem Randstein vor dem Wyndham Garden in Miami Beach.


    Wenn schon mal in großen Städten kein Valet Parking angeboten wird, dann haut es mir schon die Sicherung raus. Bin natürlich selbst Schuld, Beschreibung lesen hilft in der Regel. Nun gut! Als dann aber der Internet-Eindruck des Hotels auf den ersten Blick nicht bestätigt wird, ärgere ich mich, am meisten über mich selbst. Boutique Hotel, viele fahren auf diesem Gleis. Einige sind top, die anderen meinen, dass, wenn sie eine alte Kommode, die mit roter Farbe aufgemotzt wurde, in die Ecke stellen, dann sind sie aber auch sowas von Boutique. Das Blatt wendet sich nicht, aber das Ganze relativiert sich. Das Parkhaus ist gleich nebenan und praktisch die Verlängerung des Miami Beach Police Departments. Und das sorgt schon mal subjektiv für Sicherheit für das Auto, das wir noch tausende von Meilen durch die USA quälen werden. Das Zimmer ist zwar nicht übermäßig groß, aber es ist absolut sauber. Und dass man in Großstädten einen Hotelstern immer selber mitnehmen muss, hat sich inzwischen rumgesprochen. Also, alles halb so wild, bleib ruhig!





    Der Bär tanzt, das Leben tobt, es ist die Hölle los am berühmten Ocean Drive. Wir sind uns noch nicht sicher, ob uns das gefällt. Die Bierpreise 780 Kilometer südlich von Savannah haben sich verdreifacht. 8 Dollar und gleich mal 17 Prozent Servicecharge dazu. 30 Dollar für drei Bier, das übertrifft ja schon die Münchner Innenstadt. Aber wir genießen das besondere Flair von Miami Beach bzw. des Art Deco Viertels bzw. des Ocean Drive's. Ein Hotel, eine Kneipe, ein Restaurant neben dem anderen. Doch, es gefällt uns, so der Beschluß. Das Essen auf der Terrasse des Avalon's war fantastisch. Zum Abschluß fallen wir noch in eine Bar und beenden den Fahrtag glückselig.


    ... Fortsetzung folgt!


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    Samstag
    Als sich die Pupillen vom Tageslicht weiten, das gleiche Bild wie gestern; es regnet. In aller Ruhe wird gefrühstückt und dann? Erstaunlicherweise hört es sofort auf, als wir um 8.45 Uhr den beschaulichen Ort Gatlinburg verlassen.



    Die Smokies rauchen und dampfen. Ich auch, denn wir hängen hinter zwei Schlafmützen, die mir meine Zeit stehlen. Nach 20 Meilen dann North Carolina, ein Staat, den wir bisher nur aus dem Weather Channel als potentiellen Zielstaat für die Landberührung von Hurrikanen kennen. Am höchsten Punkt der Nationalparkdurchquerung könnte man auf den höchsten Berg von Tennesse fahren, den Clingmans Dome; ein Abstecher von 7 Meilen. Aber wenn solche Schnarcher vor mir herfahren, erreiche ich heute Atlanta nicht mehr.


    Das Wetter ist inzwischen fantastisch und die letzten Hügel der rauchenden Berge verlieren sich im Nichts. Wir sind in Georgia! Die Interstate 85 führt 5-spurig in die Hauptstadt. Die Erwartungen an Atlanta sind nicht groß, aber bereits die Skyline fasziniert. Atlanta, das uns bisher nur als Drehkreuz für Delta und als Hauptsitz von Coca Cola bekannt war, könnte schön werden. Bereits um 13 Uhr sind wir nach knapp 200 Meilen im Hilton und unser Zimmer im 24. Stock ist frei. Koffer abgestellt und schon sind wir wieder auf den Beinen.




    Die Straßen sind menschenleer, als wir unser erstes Ziel, das State Capitol, ansteuern. Leider hat es geschlossen, aber auch die Aussenansicht ist schön und erinnert sehr an das ehemalige Zuhause von Arnold Schwarzenegger in Sacramento. Gleich gegenüber steht das Rathaus und unweit davon tauchen wir in Tiefen der Underground City ein. Das unterirdische Einkaufszentrum hat allerhand Schnickschnack, nichts, was man wirklich braucht, aber einen Fotostopp ist es schon wert. Die sehr belebte Peachtree Street führt uns zum Hard Rock Café. Ein Shotglas muss sein, koste es, was es wolle.



    Der Olympic Centennial Park, hier fanden 1996 die Spiele statt, ist inzwischen ein ausgedehnter und schön angelegter Park. Nur die 5 Ringe an einer Statue erinnern noch an das Sportereignis. Hier steht auch die World of Coca Cola (Eintritt 16 USD). Wir sind nur in den Store gegangen, nicht wegen des Geldes, sondern, weil wir die Zeit für die Stadtbesichtigung nutzen wollen. Und es gibt natürlich den gleichen Kitsch wie in Las Vegas. Und rot-weiß sind eh nicht unsere Farben, gell ihr Löwen! Wir schlendern durch die Häuserschluchten, einen sehenswerten, historischen Stadtkern entdecken wir nicht. Aber wir sind uns einig, dass Atlanta nicht so häßlich wie erwartet ist. An einigen Plätzen sind zwar schon sehr viele Penner unterwegs, aber das hat man ja inzwischen fast in jeder amerikanischen Großstadt.


    Auf unserem Stadtspaziergang haben wir ein nettes Seafood Restaurant gefunden und für abends reserviert. Jetzt sitzen wir i angenehmem Ambiente bei leckerem Fischfutter und einer Flasche Kendall Jackson. Es war fantastisch und ein würdiger Abschluß unseres kleinen Wanderurlaubs.


    Sonntag
    Herrliches Wetter und angenehme 82 Grad begleiten uns auf der Interstate 16 nach Osten. Der Wald nimmt sein Ende und endlich kommt Farmland in Sicht. Irgendwo im Nirgendwo sitzen wir im Subway, der zu einer geliebten Loves-Tankstelle gehört und machen eine Pause. Ich weiß nicht mehr, ob es der Hunger oder der leere Benzintank war, der uns in dieses Etablissement getrieben hat. Ich schätze der Hunger!



    Sawäna, ähm ich meinte Savannah, erreichen wir nach 251 Meilen. Das Hilton Garden Inn ist sehr schön und passt schon mal gut zum Südstaatenflair dieser Stadt. Unser Rundgang beginnt beim Rathaus, das mit seiner goldenen Kuppel wohl das höchste Gebäude darstellen dürfte.



    Unten am River Walk bahnt sich der Savannah Fluß breit und ruhig seinen Weg in den Atlantik. Am Pier stehen restaurierte Häuser mit ein paar Kneipen, Geschäften und Hotels und im Wasser liegen historische Schiffe. Auf der gegenüberliegenden Flußseite ist North Carolina. Die River Street gehört im übrigen zu den wenigen Orten der USA, auf denen Alkohol auf der Straße erlaubt ist. Na, denn Prost!


    Savannah hat nicht nur liebevoll restaurierte Gebäude, ja ganze Straßenzüge, sondern fast an jeder Kreuzung ausgedehnte Parks. Riesige Eichen, die mehr spanisches Moos, den Inbegriff der Südstaaten, als Blätter tragen, spenden Schatten und sind Inseln der Ruhe, rundumadum tolle Häuser. Es ist so, wie man sich die Südstaaten vorstellt und wie sie in Filmen gezeigt werden. Wer sich aber auf die Bank, auf der Forrest Gump am Chippewa Square auf den Bus wartet, setzen will, der wird enttäuscht. Sie steht inzwischen im Museum. Tja, wenn man sonst nichts zu zeigen hat, vermutlich hat sie nur gestört. Nach drei Stunden, in denen wir die Altstadt durchquert und umrundet haben, sind wir am City Market. Restaurants und sonstiges, was der Touri so braucht.




    Die Bar in unserem Hotel hat den Charme einer Küche in München-Ramersdorf, so dass wir nach einem Bier in das Nachbarhotel (Doubletree) wechseln. Hier ist das Ambiente wunderbar, der Bierpreis steigt jedoch exorbitant von 3 auf 4.77 USD. Das Abendessen im Belfords Seafood, an dem wir zu dem Fazit kommen, dass Savannah eine der schönsten Städte der USA ist, die wir kennen, war gut, der Cakebread Cellars noch besser. Der schöne Tag nimmt ein schönes Ende und Florida wartet!


    ... Fortsetzung folgt!
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    Mittwoch
    Das Super 8 in Waynesboro ist fest in indischer Hand. Und das ist nicht nur abends festzustellen, wenn die süßsauren, jedch angenehmen Gerüche durch die Gänge ziehen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum das Frühstück gut bestückt und wunderbar ist. Alles ist sauber und liebevoll angerichtet. Geht doch!


    8 Uhr Ortszeit. Schwarze Wolken drohen den Tag zu versauen. Aber so schnell sie aufgezogen sind, so schnell weichen sie auch wieder der Sonne, die nun die grüne Hölle von Virginia noch intensiver strahlen läßt. Also wer hier im Osten eine Dyschromatopsie hat, der wird vermutlich ausschließlich in Graustufen durch die Wälder fahren und wandern.


    Unfall auf der Interstate, wir stehen im Stau. Aber nachdem einige auf dem Standstreifen an uns vorbei rauschen - sowas gibt es im Westen auch nicht, außer in den großen Städten - schließen wir uns an. Neuberechnung ruft die Steffi und dieser Ruf wirkt nach jeder Abzweigung etwas verzweifelter, denn wir halten stur nur noch die Himmelsrichtung. Neuberechnung! Irgendwann zeigt sie uns eine akzeptierbare Alternative und das funktioniert dann bestens.



    Nach eineinhalb Stunden sind wir am Trailhead des White Oak Canyons. Der gleichnamige Wanderweg führt moderat gen Norden. Metallbrücken bringen uns trocken über den Fluß, der bereits hier Stromschnellen, kleine Fälle und sogenannte Potholes zu bieten hat. Obwohl es sehr schwül ist, zum Baden sind wir nicht aufgelegt. Das Wasser ist auch sehr kalt. Und so stampfen wir immer weiter in den Canyon hinein. Ab den Lower White Oak Falls beginnt die Qual. In Serpentinen geht es steil bergauf. Wir passieren mehrere kleinere Fälle und machen ab und zu eine notwendige Rast. Viele eklige Tausendfüssler mit schwarzen oder orangenen oder gelben Beinen scheinen zu signalisieren, dass das hier ihr Gebiet ist und wir ziehen weiter. Nach zwei Stunden sind wir hoch oben an den Main Falls, die sich in zwei Stufen ins Tal ergießen.



    Wir überqueren den Fluß und folgen der Horse Trail Fire Road. Und es geht bis zum Skyline Drive immer noch bergauf. Insgesamt dauert es 3,5 Stunden, als uns der Cedar Run Trail erlaubt, bergab auch etwas andere Muskelpartien zu trainieren. Eine Stunde später kommt die Slide, eine große Wasserrutsche, auf der tatsächlich ein paar junge Spunde den größten Spaß haben. Eine Spanierin und ein Peruaner rutschen bei dem eiskalten Wasser den Fluß hinunter. Das Wanderleben ist international. Echt cool, aber da schwitz ich lieber. Direkt darunter bildet der Cedar Run einen Slot aus.


    Das war mit 8,74 Meilen der bislang anstrengendste Hike. Die fünfeinhalb Stunden waren aber sehr schön und abwechslungsreich. Aber jetzt sind wir ziemlich fertig und die Haxn tun weh. Das Abendessen im Applebee's war gut.


    Donnerstag
    Kurz vor acht Uhr strahlt die Sonne vom makellos blauen Himmel. Wir verlassen Waynesboro nach Süden auf der Interstate 64. Als wir an einer Restarea halt machen, steigt uns ein bekannter Duft in die Nasen. Es riecht wirklich wie in Italien und es sieht auch so ähnlich aus. Vielleicht war aber auch der Wunsch Vater des Gedankens.


    Unser erstes Ziel ist die Natural Bridge of Virginia; endlich ein Steinbogen! Der Parkplatz, der ungefähr die Dimensionen wie vor einem Walmart Supercenter hat, ist Gott sei Dank noch leer. 19 Dollar pro Person Eintritt! Na ja, dafür haben wir einen geteerten Weg und 137 gemauerte Treppen. Nach wie vor sind wir alleine und wir staunen nicht schlecht. Unten sieht es aus, wie bei uns im Biergarten am Kleinhesseloher See. Bänke haben sie ans Wasser gestellt. Fehlt nur noch ein Tisch und das Fass Bier.




    Aber die Brücke ist gewaltig und schön. Der Cedar Creek liegt ruhig in seinem Bett, die Natural Bridge of Virginia deckt ihn zu. Wie auf einem Spiegel liegt das Abbild des Steinbogens im Wasser. Fast gezirkelt zeichnet sich die Öffnung vom Himmel ab. Georg Washington soll in den Wänden seine Initialen verewigt haben, weil es ihm so gut gefallen hat. Wahrscheinlich war es ein verliebter Bauer, der eine Christina anhimmelte, deren Nachname mit W begann. Washington hin, Christina her, die Brücke ist absolut sehenswert. Und da, was ist das denn? Plötzlich eine Fahne, die sich von hinten wedelnd durch den Bogen quält. Ihr folgt eine Schlage von kleinwüchsigen Menschen. Juhu, die Japaner sind da! Das Signal zum Aufbruch ist gegeben.


    Wald und Wiesen, sowie wunderschöne Häuser begleiten uns auf dem Weg nach Tennessee auf der I-84, das wir nach 230 Meilen erreichen. Noch in Virgnia haben wir vollgetankt und müssen jetzt feststellen, dass die Tennessee-Gallone um 20 Cent günstiger ist. Als wir nach 300 Meilen kurz auf die Interstate 40 fahren, kommen die Gedanken daran auf, welche schönen Erlebnisse gut 1.700 Meilen weiter westlich mit dieser Straße verbunden sind. Wir quälen uns durch Sevierville. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Hier geht es zu, wie bei uns auf dem Oktoberfest. Die ganze Stadt ist ein Vergüngungsviertel: Spielhallen, Achter- und Geisterbahnen, ein bewohntes Haus, das auf dem Kopf steht, die Titanic. Nach gefühlten 100 Ampeln, natürlich waren sie alle zuerst mal rot, sind wir in Gatlinburg. Auch nicht viel besser, vielleicht nicht ganz so extrem.


    Wir erreichen den Great Smokey Mountains Nationalpark; kein Eintritt, schade! Und hier werden unsere Nerven erneut strapaziert. Erlaubt sind eh nur 25 Meilen die Stunde, gefahren wird zwischen 15 und 18. Warum nur, außer Bäumen gibt es hier nichts zu sehen. Aber nach knapp 5 Stunden und 345 Meilen sind wir endlich am Parkplatz und Trailhead zu den Rainbow Falls.



    Es tut gut, sich nach dieser Autofahrt die Beine zu vertreten. Der Blutdruck wird trotz der Steigung gesenkt. Jetzt bestimmen wir die Pace. Die Bewegung nach oben mag nicht enden, es macht einfach Spaß. Eine gute Stunde und wir haben den Rainbow Falls Trail bis zu den gleichnamigen Wasserfällen bewältigt. Der Weg würde auf den Gipfel des Mount Le Conte führen, aber das nehmen wir morgen von einer anderen Seite in Angriff. Leise rieselt nicht der Schnee, sondern das Wasser über den Felsen. Ein grau-weißer Schleier schiebt sich vor den dunklen Felsen. Von einem Regenbogen ist zwar nichts zu sehen, aber das ist kein Wunder, denn die Sonne steht schon sehr tief und durchdringt den Wald nur spärlich. Wir klettern über ein paar ausgewachsene Felsen, um dem Wasserfall nahe zu kommen. Es tröpfelt und man könnte jetzt eine Dusche nehmen. Aber das Wasser ist eisig. Also machen wir uns trockenen Fußes wieder auf den Rückweg. Es sind dann doch knappe fünfeinhalb Meilen geworden.


    Check in im Hampton Inn, das erwartungsgemäß das beste Hotel bisher ist. Nach Front Royal und Waynesboro haben wir uns ein bisschen mehr Leben gewünscht, aber Gatlinburg ist praktisch die kleine Schwester von Sevierville. Es ist unglaublich, was man einem Bergdorf alles antun kann. Der schnöde Mammon. Unerwartet stoßen wir bei unserem Rundgang auf ein HardRock Café. Bier und Rippen waren gut!


    Freitag
    Es hat die ganze Nacht geschüttet und am Morgen regnet es immer noch. Aber weil wir brav waren, stoppt das Nass nach dem ausgezeichneten Frühstück im Hotel. Und als die Sonne ihren Weg auf die Berge findet wird klar, warum die Mountains smokey heißen. Sie dampfen wie Mamas Kochtopf. Nebel hängt an den Hängen und wir sind gespannt, wie unsere erste wirkliche Bergtour auf den Mount Le Conte wird.



    Der Alum Cave Trail, er beginnt in 1.170 Metern über dem Meeresspiegel, führt uns in die Wildnis. Am Creek entlang wuchern die Pflanzen wie im Urwald. Rhododendronartige Gewächse begleiten uns auf dem ersten Teil des Weges. Die mehrmaligen Querungen des Creeks sind touristisch abgesichert. Halbierte Baumstämme mit Geländer erleichtern die Sache sehr und man kommt trockenen Fußes über den Bach. Nach gut einer halben Stunde sind wir am Alum Cave Arch. Der Trail führt auf einer Treppe durch den Steinbogen, der eigentlich ein Höhlendurchbruch ist.



    Der Inspiration Point ist der nächste Meilenstein des Trails auf etwa 1.400 Metern über Null. Ein Felsvorsprung gibt den Blick auf die Great Smokey Mountains frei. Und von hier aus sind auch zwei Steinbögen zu sehen. Das Eye of the Needle und das Gate of the Needle thronen am Kamm eines gegenüber liegenden Höhenrückens, der Little Duck Hawk Ridge (cooler Name, gell). Scho schee!


    Der Weg wird steiler und ausgesetzter. Teilweise sind Seile angebracht, aber alles nicht gefährlich. Der Wald wird lichter und kurz vor der Alum Cave verwandelt sich der Steinboden zum Sandweg. Und just an diesen Stellen geht es aber sowas von zünftig bergauf. Wir klettern zur Cave, die ein Alkoven ist, hinauf. Gracie's Pulpit wird sie auch genannt, denn eine Gracie McNichol soll an ihrem 92. Geburtstag hier heraufgekommen sein. Wenn es stimmt, Respekt! Hier ist ungefähr Halbzeit. Kurze Pause!


    Je weiter wir nach oben kommen, umso nebliger wird es. Der nasse Felsen ist an ausgesetzen Stellen gefährlich rutschig. Wie die Trailrunner auch. Die rennen hier zwar nicht mehr, sind aber permanent in Eile. Und gefährlich ist auch der Gegenverkehr. Nachdem der Ami die Körpernähe scheut, wie der Teufel das Weihwasser, kommt er einem mit einem langgezogenen "Excuuuuuuuuuuuus us" und absolut waagrecht ausgestreckter Hand entgegen. Das erste Mal habe ich gemeint, der will mir die Hand geben und mich willkomen heißen und ich hätte ihm fast die Hand gedrückt. So ein Depp - excuse me!



    Steil hecheln wir weiter bergauf, die Laubbäume haben bereits das Zeitliche zu Gunsten der Nadelbäume gesegnet und der Nebel versperrt die Sicht ins Tal. Es könnte aber auch schlimmer sein, wenn ich an den Regen heute in der Früh denke. Als wir die 2.000 Höhenmeter-Grenze knacken, sind wir an der Kreuzung zum Rainbow Falls Trail, der sich von einer anderen Seite dem Berg nähert. Aber der sogenannte Gipfel liegt noch ein Stück ostwärts. Vorbei an der Le Conte Lodge denken wir an die Bayrischen Berge mit Gipfelkreuz und -buch. Und nach 5,68 Meilen in drei Stunden erreichen wir diesen Gipfel, der so ganz anders ist. Er markiert auch nicht die höchste Stelle, denn die Bäume rund um den Marker sind dem Himmel wesentlich näher. Unglaublich, ein aufgeschütteter Steinhaufen aus Steinplatten. Was soll das denn? Wir setzen uns an einen einigermaßen freien Abhang und machen Pause. Der Nebel drückt sich inzwischen Gott sei Dank ins Tal, so dass meine Zigarette das Einzige ist, was hier oben noch raucht.


    Auf dem Rückweg sehen wir uns die Le Conte Mountain Lodge an, von der aus der Blick ins Tal endlich möglich ist. Es reißt immer mehr auf und sogar der blaue Himmel ist zu sehen. Den Rückweg schaffen wir in 2 3/4 Stunden, so dass die gesamte Tour in 6 Stunden erledigt war. Das war ein sehr anstrengender, aber auch schöner Hike. Nur der Weg bis zum Gipfel lohnt sich nicht. Die wirklichen Highlights sind mit der Alum Cave auf halbem Wege abgeschlossen. Wir sind ziemlich fertig.


    Das Abendessen in der Smokey Mountains Brewery war sehr gut. Es mag auch das Bier gewesen sein, aber die letzten Wandertage stecken uns doch in den Knochen. Ab morgen beginnt wieder eine kleine Städtetour, die sozusagen als Einfallstor für eine Florida-Rundreise dient.


    ... Fortsetzung folgt!
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    Montag
    Das Frühstück im Super 8 kann man getrost vergessen. Bis auf den Kaffee und den O-Saft ist alles trocken wie die Wüste. Das hat natürlich den Vorteil, dass man Zeit spart und so sind wir um viertel nach Acht startbereit zu unserer nächsten Wanderung. Es ist bewölkt und es ist kalt, aber in den Bergen ist das halt manchmal so.


    Bereits nach 12 Meilen sind wir am Parkplatz des Thompson Hollow Trails, den wir über Bentonville erreichen. Nachdem die Schuhe geschnürt und die Rucksäcke geschultert sind, kann es los gehen. Ein Schild verkündet, dass von hier der Zugang zum Shenandoah Nationalpark möglich ist. Ach nein! Im nachhinein ist es verständlich, denn nachdem wir die Straße weiter gegangen sind, treffen wir bereits nach wenigen Metern auf einen Schilderwald, der eindeutig signalisiert, dass hier rundherum privates Land ist. No trespassing!


    Ein Stahlseil versperrt mobilen Zeitgenossen die Straße und der Hiker umgeht es lässig nach links. Kurz danach beginnt ein kleiner Pfad, der Thompson Hollow Trail, der uns nach Süden führt. Sanfte, ja fast zärtliche Steigungen, fast ein Spaziergang. Nach 0,73 Meilen treffen wir auf den Overall Run/Tuscarora Trail. Und hier nehmen wir nach links gehend sozusagen Anlauf. Vorerst sind es weiterhin moderate Steigungen und zwei Flußüberquerungen, die keine Probleme darstellen, aber nach 3 Kilometern geht es nur noch nach oben. Teilweise ziemlich steil windet sich der Weg hoch, die Gespräche werden rarer und der Schweiß fließt. Nach 1,5 Stunden werden wir mit dem ersten Blick auf die Overall Falls belohnt. Das Wasser hat den Wald verdrängt und stürzt über eine Felsenwand in die Schlucht. 4,5 Kilometer sind es bis zu den Upper Falls.




    Zwei Stunden brauchen wir bis zum Peak und dort erreichen wir den Beecher Ridge Trail, der uns bergab und zurück bringt. Leuchtend hellgrüner Farn und zarte Blümchen säumen den Wegesrand. Als wir nach 8 Kilometern wieder an der Kreuzung zum Overall Trail sind, ist auch der berühmte Appalachian Trail angeschlagen, der von Georgia bis Maine durch die bewaldete Bergwelt des Ostens führt. Ich denke an die Leute, die sich das antun. Meines wäre es nicht, monatelang durch Wald, ohne vernünftiges Bett und ohne Duschen. Mein Gott, wie öde und ungemütlich. Nun gut, nach einem kurzen Aufstieg sind wir wieder am Thompson Hollow Trail, der uns direkt zurück zum Auto bringt. Es ist inzwischen immer wärmer geworden und die Sonne läßt sich Gott sei Dank auch sehen. Gut 4,5 Stunden - 8,44 Meilen, respektive knapp 13,6 Kilometer - waren wir unterwegs und jetzt ist der erste Eistee fällig.


    Es ist noch früh am Tag und wir beschließen, die Skyline Caverns, die kurz vor Front Royal liegen, zu besuchen. Wir haben uns nicht viel erwartet und Höhlen sind sowieso nicht nach unserem Geschmack. Aber wir sind sehr angenehm überrascht. Nix los hier, so dass Andy, der Führer alleine für uns die Tour gestaltet. Die Höhle ist nicht nur interessant, sondern abwechslungsreich und wunderschön. Es gibt natürlich Stalagmiten und Stalaktiten, aber auch kleine Seen, in denen die Spiegelungen für wunderbare Bilder sorgen; absolute Symmetrie. Slotcanyons, Arche und Höhlenblumen aus Kristall, für letzteres sind die Höhlen wohl berühmt, einfach nur toll. Die Stunde Führung vergeht wie im Flug. Danke Andy!





    Mangels Alternativen und weil es am Vorabend wirklich gut geschmeckt hat, finden wir uns zum Abendessen wieder in Joe's Steakhouse ein. Es war erneut sehr gut.


    Dienstag
    Ein paar Tröpfchen Wasser fallen vom Himmel, als wir Front Royal verlassen. Das Thermometer zeigt 64 Grad Fahrenheit und man merkt, dass es heute schwül wird. Als wir Richtung Süden auf der US 340 donnern, strahlt der Planet. Kurz nach Elkton, wir sind 48 Meilen unterwegs, haben wir unsere Zufahrt zum Skyline Drive erreicht und ich wollte endlich mal meinen Nationalparkpass vorzeigen. Nix war's, keine Kontrolle, kein Eintritt! Jetzt bin ich aber schon etwas enttäuscht, - wann soll sich denn dieses Investment lohnen?


    Der Höhenweg, dem der gemeine Tourist in der Regel in gemächlichstem Tempo folgt, und damit den Wanderer, der seinen Trailhead erreichen will, zur Verzweiflung bringt, windet sich auf dem Rücken der Blue Ridge. Es scheint, dass wir alleine auf der Welt sind, - wie schön! So sind wir auch die Einzigen, die ihr Auto nach weiteren 17 Meilen am Brown Gap abstellen und ihr Glück per pedes versuchen.



    Ruhe ist aber nicht nur auf der Straße, sondern auch am Jones Run Trail, der nach einer Meile auf den Appalachian National Scenic Trail trifft. Den nehmen wir, es geht bergab. Und es dauert kaum eine Stunde, bis wir nach knapp 2,3 Meilen die ersten Jones Run Fälle erreichen. Der Jones River stürzt sich ins Tal und dort, wo er auf Felsen trifft, reiht sich ein Wasserfall an den anderen. Auch aus den Canyonwänden drückt sich das Nass zum Erdmittelpunkt und die Weeping Walls sind der beste Nährboden für Pflanzen. Das ist schon alles ganz nett hier. Nach zweieinhalb Meilen stehen wir oberhalb der großen Fälle, zu denen ein paar Switchbacks führen. Wunderbar, das Wetter hält und die Bäume spenden den notwendigen Schatten. Je weiter wir jedoch in den Canyon vorstoßen, desto drückender wird das Wetter.



    Wir sind knapp drei Meilen unterwegs, als wir den Jones Run verlassen. Nach links wendet sich der Doyles Run Trail, der uns weiter zu den gleichnamigen Wasserfällen führt. Es geht flußaufwärts und damit leider bergauf. Mehrere kleine Stufen verwandeln das dunkle Wasser in weißen Brei, der sich ins Tal stürzt. Und als wir nach insgeamt dreieinhalb Meilen an den Lower Doyles Falls ankommen, sind wir uns einig: Die schönsten Wasserfälle auf dieser Wanderung! Wir schnaufen weiter dem Himmel entgegen, es kommen die Upper Falls, und vor lauter Wasserfällen kennen wir uns schon gar nicht mehr aus.


    Endlich haben wir das Höhenniveau unseres Ausgangspunktes fast wieder erreicht. Die letzten Höhenmeter schlendern wir ziemlich relaxed - das war auch nötig - die Brown Gap Road, eine Fireroad, zurück zum Parkplatz. 4 Stunden, knapp 7,5 Meilen und 3.764 Wasserfälle - oder waren es 3.765 - später, sitzen wir wieder im Auto, das uns nach einer ausgedehnten Verschnauf- und Trink- und Zigarettenpause nach Waynesboro bringt.


    Waynesboro, am südlichen Ende des Shenandoah Nationalparks, ist häßlich, aber leider für zwei Nächte unser Zufluchtsort. In dem Ortsteil, in dem unser Super 8 liegt, gibt es keine Gehwege und nachdem der Verkehr hier auch vom feinsten ist, wird der Fußweg zum Outback Steakhouse ein Abenteuer. Radler, Heineken, Blooming Onions, Tuna und Chickensandwich beschließen einen schönen Wandertag. Ein Bier wurde zuviel berechnet, aber nach der ausgedehnten Wanderung hatten wir keinen Bock, vielleicht auch keine Kraft mehr, uns darüber aufzuregen.


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    Sonntag
    Zu den Wandertagen in der Schule hatte ich immer ein ambivalentes Verhältnis. Einerseits war es schön, einmal nicht das kleine und große Einmaleins im stickigen Klassenzimmer zu üben. Andererseits mussten wir immer über das Erlebte am nächsten Tag einen Aufsatz schreiben. Aber was früher nicht angenehm war, ist heute selbst auferlegte Pflicht. Aber nur, damit man im hohen Alter mal lesen kann, was man in der sehr späten Jugend so alles gesehen und getrieben hat.


    Bei strahlendem Wetter brechen wir zu unserem ersten Wandertag auf und schließen damit unsere kleine Städtereise ab. Die Straße windet sich am Potomac River entlang und der District of Columbia entschwindet. Es ist schon unglaublich, wie viele Bäume westlich der großen Städte ihre Wurzeln geschlagen haben. Störungsfrei erreichen wir bereits nach 25 Minuten die grüne Hölle von Virginia, - Steffi hat uns sehr verläßlich zum ersten Trailhead geführt. Bravo!


    Wander-GPS ausgepackt und auf das Autodach damit. Die Satelliten bestrahlen das Teil ziemlich schnell und ziemlich stark: navigationsbereit! Bergschuhe an, Karte und Beschreibung eingepackt, Rucksäcke mit Wasser bestückt und so kann es losgehen. Der erste Hike. Aber offensichtlich waren wir so euphorisch, das wir gleich mal - und das trotz GPS - einen falschen Trail erschwischt haben. Aber nach einem Kilometer Irrweg sind wir auf dem geplanten "Difficult Run Trail". Die Bezeichnung "run" kannten wir aus dem Westen nicht, gleichwohl ist die Übersetzung auch bei uns in Deutschland üblich: Flußlauf, ganz einfach. Also run dem run entlang.


    Die Sonne blinzelt durch die Baumkronen und rechts neben dem gut sichtbaren Weg begleitet uns der Difficult Run Stream nach Westen. Unangestrengt nähern wir uns dem Potomac River. Als wir uns sozusagen warmgelaufen haben, scheint der Spaß auch schon wieder ein Ende zu nehmen: Trail closed! Nur kurz haben wir gezögert und dann ging es mit einem bayrischen "des is ma jetzt wurscht" weiter. Ein Wanderer kam uns auch gleich entgegen und schilderte das Problem, das eigentlich keines war. Eine kleine Flut hat wohl den Trail erwischt und weggerissen. Ein wenig klettern und schon war die Stelle gemeistert. Die sind aber auch sowas von übervorsichtig, die Amis. Nach 1,3 Kilometer stehen wir an der Mündung des Difficult Runs in den Potomac. Der ansehnliche, nicht kleine Fluß hat sich seinen Weg durch die Felsenlandschaft gebahnt. Wir klettern ein paar Felsen hoch, machen Rast und genießen Sonnenschein und den Blick auf den Fluß. Die Stromschnellen sind noch klein und wühlen das Wasser nur etwas auf. Aber das wird sich ändern.



    Nur ein paar Meter sind es zurück zum Ridge Trail, dem wir jetzt nach Norden folgen. Gut beschützt und angenehm beschattet verrichten die Bäume ihren Dienst. Nur ein paar kleine Steigungen sind zu überwinden, um der Topographie des Höhenrückens zu folgen. Als wir uns eine kleine Verschnaufpause am Sandy Landing verschaffen, sieht man auf der anderen Seite des inzwischen wilder gewordenen Flusses, Menschen, die sich gegenseitig über die Felsen hieven. Hier auf unserer Seite treffen wir schon das professionellere Klientel, das mit Seil und Haken bewaffnet die Felswände zum Fluß hinunter überwindet, um anschließend erneut den Aufstieg zu wagen.



    Nach gut 4 Kilometern sind wir am Ziel unser Wanderung: Great Falls Nationalpark. Gepflegte Wiesen, auf denen die Familien grillen und picknicken, gut ausgebaute Aussichtsplattformen auf die großen Wasserfälle. Wir, mit Rucksack, GPS und Bergstiefeln bewaffnet, sind schon sehr overdressed und der krasse Gegensatz zum Fiip-Flop-tragenden Volk. Nun stehen wir am Flußufer und genießen die Fälle. Nicht schlecht, aber unter groß verstehe ich etwas anderes.


    Überdimensionierte Stromschnellen sind das, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und nachdem wir die Menschenmassen gleich wieder verlassen wollen, machen wir uns erneut auf den Weg. Die Old Carriage Road führt uns zum Swamp Trail. Es wird erneut angenehm einsam. Die Blätter an den Bäumen sind noch zart und transparent. Der hier Ende April noch währende Frühling und die Sonne sorgen dafür, dass das satte frische Grün der Blätter wunderschön leuchtet. Als wir wieder den Ridgetrail erreichen, schlagen wir uns nach rechts in die Büsche. Ein kleiner Pfad führt uns zurück zum Parkplatz. 5,5 Meilen in 3,5 Stunden, eine angenehme und schöne Wanderung findet sein Ende. Ein guter Anfang!



    Front Royal ist sozusagen das Epizentrum des nördlichen Shenandoah Nationalparks an den Blue Ridge Mountains. Bevor wir dort aber unsere Zelte aufschlagen, wollen wir einen Aussichtsturm besteigen, um sozusagen den ersten Überlick zu gewinnen. Eine kurze, unspektakuläre Wanderung führt uns zum und auf den Woodstock Tower. Unten Wald soweit das Auge reicht und der Shenandoah River, der in gezirkelten und ausgedehnten Windungen seine Bahn zum Potomac findet.


    Das Super 8 in Front Royal ist genau das, was man von dieser Hotelkette erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und dieses Dorf hat doch tatsächlich ein ganz nettes Steakhouse, Joe's. Das Futter war sehr lecker und so endet der erste Wandertag mit wohligen Gefühlen und voller Erwartungen auf etwas ausgedehntere Wanderungen.


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    Samstag
    Die Nacht endet abrupt um 6 Uhr. Tolle Leistung, das ist ja fast schon normale Augen-auf-Zeit. Schnell einen Kaffee aus dem Restaurant geholt, die Hauptstadt wartet.



    Noch sind sie dunkel, die Wolken, und das hat nichts mit der noch nicht vergangenen Nacht zu tun. Aber die Grauschattierungen werden freundlicher, als wir auf der I-Street zum Washington Channel wandern. Fischmarkt! Alles toll sortiert nach Größen und Farben. Einladend und sauber, die Schalentiere und Fische sehen exzellent aus, so appetitlich, dass selbst ohne Frühstück ein Würgereiz unterbleibt. Die Einkäufer sind schon da und die Fische fliegen nur so in die Tüten. Aber Fische ohne Frühstück lassen wir dann doch lieber bleiben. Obwohl, Hunger habe ich schon bekommen, aber das ist nicht außergewöhnlich.



    Thomas Jefferson war der dritte Präsident der Vereinigten Staaten und so wie er in seinem Memorial am Tidal Basin steht, hat er nie einen Orthopäden gebraucht. Kerzengerade starrt der Hühne zwischen den Säulen hinaus, die die Kuppel seines Denkmals tragen und egal von welcher Perspektive man es betrachtet, die Statur dieses Mannes ist einfach wie mit dem Lineal gezeichnet. Gegebenenfalls ist das jedoch den heutigen Fotoretuschen auf Modezeitschriften gleichzusetzen. Egal, er war wohl einer der wichtigsten Präsidenten des Landes, da kann man auch mal fünfe gerade sein lassen.


    Franklin Delano Roosevelt, der Vetter von Theodor und der einzige Präsident, der in drei Amtsperioden die Geschicke seines Landes führte, hat auch sein Denkmal bekommen. Er und sein Hund Fals und einige andere Skulpturen seiner Amtszeit sind verewigt. Und obwohl die Gedenkstätte erst 1997 eingeweit wurde, hat Roosevelt aus Kupfer schon grüne Patina angesetzt. Und schon wieder ein Denkmal, es läßt sich ja nicht vermeiden. Martin Luther King, der Theologe und Bürgerrechtler erstrahlt jedoch in weiß. Ähm, er war doch Afro-Amerikaner, wäre da nicht eine andere Farbe passender? Auch gut, auf alle Fälle sind hier die meisten Leute unterwegs, was natürlich auch daher rühren könnte, dass es langsam Vormittag wird.



    Über das Korean War Denkmal erreichen wir Opa Abe. Nahezu majestätisch sitzt Lincoln, der 16. Präsident, am Ende des Reflecting Pool und schaut auf seine Jünger herab. Crowded ist es inzwischen. Japaner, Koreaner, Italiener, wir und noch viele andere streiten sich um einen vernünftigen Fotografierplatz, um Abraham ohne störendes Beiwerk abzulichten. Resolut musst Du sein und dann geht's doch. Als ich so in die Ferne über den Reflecting Pool blicke, fällt mir der Covert Arch ein, als wir mitten in dieser gigantischen Felsenlandschaft bei Moab ganz alleine waren; warum nur? Das Vietnam Verterans Memorial ist eine lange Mauer mit eingravierten Namen - warum nur?


    Albert Einstein sieht müde aus. Hingefläzt hat er sich, er lümmelt vor der Academy of Science, wo sonst. Hat wohl zuviel nachgedacht, der Liebe. Aber schön, dass sie diesen großen Wissenschaftler und Denker nicht vergessen haben. Aber er ist ja auch in New Jersey gestorben, der Albert, und das genügt, um von den Amerikanern als ihresgleichen akzeptiert zu werden. Die armen Ulmer.


    Weil es immer noch nicht reicht, wollten wir noch die Theodore Roosevelt Statue auf der gleichnamigen Insel besuchen. Irgendwann sind wir auf einer Brücke. Der Verkehr rauscht vorbei, bei den Amis gilt man sowieso als verrückt, wenn man auf seinen eigenen Beinen unterwegs ist, und von dieser Brücke gibt es keinen Zugang zur Insel. Wir kehren um und nehmen die Rock Creek Park Trails zum Georgetown Waterfront Park. Als wir schon ein gutes Stück in Georgetown sind, fällt uns ein, dass wir noch nichts gefrühstückt haben. Es ist aber schon früher Nachmittag. Und just in diesem Moment kommen wir an einer Bäckerei vorbei. Nein, es war andersrum. Wir haben die Bäckerei gesehen und ... schmatz. Kaffee und Kuchen waren einfach fantastisch.




    Georgetown ist wunderschön mit seinen kleinen Häusern und den netten Geschäften. Eine dunkle Ecke hat das Viertel aber und dort wollen wir auch noch hin. Vor rund 40 Jahren, als ich noch mit langen Haaren durch die Gegend sauste, kam der Horrorfilm des Jahres in die Kinos: "Der Exorzist". Ich glaube, ich hatte eine Woche Albträume. Es war in der damaligen Zeit unglaublich. Irgendwann, nach den grusligsten Szenen, die ich in meinem kurzen Leben je gesehen habe, kam Damien Karras zurück und fand den Exorzisten, Pater Lancaster Merrin, tot. Wütend stürzt sich Karras auf den Dämon, der springt auf ihn über, und als er es merkt, stürzt er sich aus dem Fenster die Treppe hinunter, um die Welt zu retten. Und zu dieser Treppe müssen wir, - man gönnt sich ja sonst nichts. Ich habe den Film vor ein paar Jahren nochmal gesehen, er war zum Totlachen. So ändern sich die Zeiten.



    Zurück zur Treppe, wir steigen sie hinauf zur Prospect Street. Aber nicht gleich, denn ein Sportsmann benutzt sie als Trainingsgelände. Ein paar Klimmzüge und dann die Treppe hinauf und hinunter. Als wir mit unserem Alter angemessenen Schritten oben ankamen, war ich gerade noch in der Lage, den Auslöser am Foto zu drücken. Kollaps - no more sport today!



    Auf dem Weg über die Universität zurück zum Weißen Haus finden wir einen netten Italiener und wir reservieren für das Abendessen. Ist es ein gutes Gefühl, dem mächtigsten Mann der Welt so nahe zu sein? Und wie lange wird der gute Barack noch im Amt bleiben? Wenn man die Nachrichten und politschen Sendungen etwas verfolgt, meint man, seine Tage seien gezählt. Wieso soll jemand eine Krankenversichung haben, wenn er arm ist. Selbst Schuld, - kein Mitleid. Können wir das verstehen? Na ja, ein paar andere Fehler hat er auch noch gemacht und aus dem YES-WE-CAN-Mythos wurde ein normaler Präsident und so heruntergekommen, kann man ihn auch abwählen. Wir werden sehen.


    Am Milestone, von dem noch heute alle Straßen von Washington DC aus gemessen werden, und am National Chrismas Tree vorbei, gehen wir zum Washington Monument. Dieser 169 Meter hohe Marmorturm überragt alles hier in der Stadt. Leider war der Obelisk für den Aufstieg geperrt. So machen wir uns auf den Weg zum Old Postoffice Pavillon. Ein schöner Bau, der (leider) zum Foodcourt umgemodelt wurde. Und weil es ein öffentliches Gebäude ist, bleiben die Leibesvisitationen nicht aus. Aber die Pepperoni Pizza war trotzdem gut. Frisch gestärkt nehmen wir den Weg zum FBI, zum HardRock Café und zur Union Station. War schon sehenswert.



    Nach 8 Stunden Washington sind wir fix und fertig. Nur eine Dusche bringt uns die Lebensgeister zurück. Den Rest besorgte dann das Ristorante Piccolo, respektive das Essen dort, aber insbesondere die gute Flasche Wein. Träumt in Frieden, morgen ist Wandertag!


    ... Fortsetzung folgt!
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    Freitag
    Und es wirkte; wir haben 8 Stunden selig durchgeschlafen, jetzt geht es uns besser.


    Das Frühstück ist in diesem Best Western nicht dabei, nicht mal Continental, und so fahren wir mit leerem Magen um 6.30 Uhr in Richtung Atlantic City los. Erst auf dem Expressway, der in die Spielerstadt am Atlantik führt, sichten wir einen IHOP und die ersten Eier sorgen für USA Feeling.


    Frisch gestärkt geht es zurück auf die kostenpflichtige Straße. 75 Cent Toll, tja, - kein Thema. Ooooooh doch! Das Geld ist passend einzuwerfen, Kreditkarte Fehlanzeige und nun? Ich setze den Traverse zurück - da hatten die hinter mir vielleicht eine Freude -, aber die weitere Suche nach Kleingeld war auch ohne Stress, das heißt ohne Druck von hinten, nicht erfolgreich. Wie ein Penner stehe ich nun vor der Schranke und bettelte die Autofahrer an, mir einen Dollar in vier Quarter zu wechseln. Nein, ich putze keine Scheiben! Der hiesige Pendler hat Gott sei Dank immer Kleingeld dabei, denn auch kein EZ Pass oder wie die Dinger sonst noch heißen, öffnet das Gate. Hilfsbereit sind sie ja, die Amis, - bei uns hätten sie den Kopf weggedreht. Hat ja auch was.


    Die angenehme Wärme am Meer durchströmt den Körper und erhellt den Geist. "Der Planet" bringt den Atlantik zum glitzern und läßt die Hotels und Casinos in warmen Farben strahlen. Die erste "richtige" Küste, also einprägen und dann mal schau'n, ob das Wasser auf der anderen Seite des Kontinents anders ausschaut.



    Zwischen Meer und Skyline liegt der schöne Strand, der um diese Tageszeit noch keine Badegäste angelockt hat. Wir schlendern den Boardwalk, einen breiten, momentan überdimensionierten Holzweg entlang und ich wundere mich, warum der Abklatsch von Las Vegas nicht mehr boomt, ist doch sein Einzugsgebiet weitaus größer, als das des großen Vorbildes. Die zweite Reihe jedoch kann man gleich ganz vergessen. Freie Grundstücke, baufällige Häuser, also nichts, was den Zocker oder die Badegäste anlocken könnte. Der Vorteil ist, dass man selbst bei einer Kurzvisite einen kostenfreien Parkplatz bekommt.


    1995 und 2002 waren wir hier und es hat sich nicht viel getan. Es werden immer noch die abscheulichen Salt Water Taffy verkauft. Die Frontrow haben sie wunderbar in Schuss gehalten, aber nichts Auffälliges verändert. Jedoch steht nun am nördlichen Ende der Stadt ein neues, wunderschönes Hotel. Die verspiegelte Fassade streitet sich mit der Sonne um die Leuchtkraft. Die Wolken strukturieren das Gebäude. Futuristisch sieht es aus, das Revel. Und es ist wirklich super geworden und würde gut und gerne ins City Center passen. Wir erkunden das Hotel, man muss ja auch mal für kleine Jungs, und sind begeistert.



    "Scho schee [schon schön]" ist der bayrische Ausdruck, eigentlich ist es eine Frage, die man seinem Partner zuruft, wenn man sich nicht sicher ist, ob es ihm auch gefällt. "Geht scho [geht schon]" ist die Antwort, wenn es ihm nicht gefällt. "Des g'foit ma scho [das gefällt mir schon]" ist die positive Reaktion. Letzteres war die Antwort von Monika.


    Michael Phelps, das Schwimmidol aus Baltimore, war nicht der Grund, warum wir vor Washington noch diese Stadt ansteuern. Sie wird oft von Touristen links liegen gelassen, ist aber unseres Erachtens ein Juwel an der Ostküste. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt parken wir im Renaissance Baltimore Harborplace Hotel.



    Der Weg führt am Inner Harbor entlang zum Rash Field und dann in die Innenstadt. Etwas Geschichte, ein paar nette Wolkenkratzer, und vor allem ein traumhaftes Hafenareal mit netten Lokalen und Bars. In der Zeit der großen Segelschiffe spielte Baltimore eine bedeutende Rolle. Die Baltimore Clipper, die dort gebaut wurden, kreuzten durch alle Weltmeere. In Little Italy gibt es nicht nur eine Menge italienischer Restaurants. Hier steht auch das Star Spangled Banner Flag House, in dem das erste Sternenbanner mit 15 Sternen genäht wurde. Im Garten befindet sich eine Karte der USA aus Stein. Jeder Staat ist durch seinen Stein bzw. seine Steinplatte gekennzeichnet. Das Fort McHenry National Monument and Historic Shrine am Patapsco River wurde im September 1814 von den Engländern 25 Stunden beschossen. Doch die amerikanische Flagge, die auf dem Gebäude wehte, nämlich die, die im Flag House genäht wurde, litt keinen Schaden. Ein Herr namens Francis Scott Key wurde dadurch zu einem Gedicht inspiriert: Oh say! Can you see, by the dawn's early light, what so proudly we hailed at the twilight's last gleaming .... Sag mir, kannst Du in der Morgendämmerung erkennen, was wir gestern bei Sonnenuntergang grüßten ... Das ist, alle USA Freunde wissen es, der Text der amerikanischen Nationalhymne, The star-spangled Banner. Es gefällt uns wirklich gut hier und die zweieinhalb Stunden Sightseeing vergehen wie im Flug.


    Als unser Auto bereits in den District of Columbia eintaucht, wird der Verkehr nicht nur zäh, sondern kommt zum Stillstand. Es geht nur noch stückchenweise vorwärts bis zum Hotel. Das Capitol Skyline hat eine einladende Lobby und das Zimmer ist im Vergleich zum BW sehr schön. Die Lage ist nicht schlecht. Also Koffer abstellen und los!


    Die National Mall zwischen dem Kapitol und dem Washington Monument ist eine große Baustelle, aber die Sicht auf das Capitol und die anderen Sehenswürdigkeiten ist kaum getrübt. Dann finden wir endlich in der 7. Straße ein Futterzentrum. Ein Lokal neben dem anderen und nachdem Freitagabend ist, sind sie alle voll. Dort wo wir einkehren wollten, gab es Wartezeiten und das ist ja etwas, was ich wirklich nicht ausstehen kann, insbesondere wenn es um's Essen geht und mein Magen knurrt. Das Futter im Carmines, einem italenischen Familienrestaurant, war schon ok, aber die Portionen hätten für vier hungrige Personen gereicht.


    Ein ereignisreicher Tag - man merkt, wir kommen in Schwung - nimmt sein Ende. Auf dem Heimweg ein paar Nachtaufnahmen der Hauptstadt und gute Nacht!



    ... Fortsetzung folgt!
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    Ja, Du gelber Engel, das müsste den ADAC eigentlich interessieren. Habe gestern mit Hertz telefoniert. Sehr kundenorientiert. Jetzt habe ich mal zwei Rechnungen eingereicht (Ölwechsel, Reifenreparatur) und wegen der Einwegmieten sprechen sie mit den regional Managern vor Ort. Bin sehr zuversichtlich!


    Der ADAC sollte dem Kunden transparent machen können, warum es die zeitliche Beschränkung gibt. Die Aussagen "das kann ich nicht buchen" oder "die Mietwagenfirmen erlauben nicht mehr" ist unbefriedigend und stimmt wohl nur für den Tarif. Ein monatlich zu zahlender Tarif wäre offensichtlich kein Problem gewesen, - wohl eine Art Leasing. Ich hoffe, ich kann das noch aufklären.

    Donnerstag
    Bruce Springsteen's Streets of Philadephia liegen im Dunkeln. Und so mancher Nachtschwärmer dürfte gegen 4 Uhr morgens noch unterwegs sein oder erst den Weg nach Hause antreten. Und dann sind da noch die Jetlag-geplagten USA-Touris, deren eineinhalb Augen ebenfalls um diese Zeit am Plafond der Hotelzimmerdecke kreisen. Der Vorsatz, das Aufstehen noch ein bisschen hinauszuziehen gelingt mehr schlecht als recht. Aber nachdem das Hotel seit gestern auch nicht heimeliger geworden ist, gurgelt die Kaffeemaschine und spukt um 5 Uhr einen gewohnt schlechten Kaffee aus.



    Noch malt die Sonne die Wolken rosarot an und man könnte meinen, dass es ein schöner Tag wird. Der Weather Channel sagt leider etwas anderes, - und so nehmen wir vorsichtshalber die Regenjacken mit, als wir in Richtung Delaware River marschieren. Es fing immer wieder an zu nieseln, als wir nach einer Stunde am Penn's Landing sind. Hier dockte William Penn an und gründete 1682 Philadelphia. Nicht viel los und nicht sehr spannend hier, was sicherlich am Wetter und an der frühen Morgenstunde lag.


    Es wird Zeit für ein Frühstück, sozusagen als Stärkung für ein bisschen Geschichte. Nachdem die USA geschichtlich nicht viel zu bieten haben, sind sie auf das Wenige, das sie besitzen, sehr stolz und zelebrieren es dementsprechend.


    Als wir an der Liberty Bell ankommen, waren wir die Ersten und es dürfte sicherlich rar sein, wenn man die Freitheitsglocke ohne Menschen sehen, respektive fotografieren kann. 1776 hat sie geläutet, als die Unabhängigkeitserklärung dem gewöhnlichen Volk verlesen wurde. Und obwohl das Teil für europäische Verhältnisse recht jung ist, hat sie einen Riss, der sie funktionsunfähig macht. Die würden sie sonst heute noch bimmeln lassen. Irgendwie passen aber die geschichtlichen Anfänge der USA zu unserem Urlaubsstart.



    In der Independance Hall, die im übrigen auch die Rückseite der 100 Dollar Note ziert, hören wir uns dann einen Vortrag über die Anfänge der USA an und besichtigen die entsprechenden Schauplätze, unter anderem auch die Congress Hall. Um die Unabhängigkeitserklärung, nein, ich glaube es war die Verfassung, zu lesen, hatten wir zwar Zeit, aber ich hatte ausgerechnet keine Brille dabei. Nun gut, wird schon alles ok sein. Draußen regnet es inzwischen und damit bekommt die überdachte Geschichte erst Recht Sinn. Nur der guten Ordnung halber sei hier erwähnt, dass das ein halber von eineinhalb Regentagen in 85 Tagen war. Es bleibt also trocken.



    Just, als wir die Nase voll haben, hört der Regen auf und jetzt ist es auch genug mit Geschichte. Wir erkunden Philadelphia per pedes. Das wunderschöne Rathaus hat ein Observation Deck und von dort aus wollen wir uns mal die Stadt von oben ansehen. Aber diese Idee hatten wohl mehrere, so dass die nächsten Tickets erst für drei Stunden später zu haben waren. Das war uns dann doch zu lange und wir bewegen uns motiviert weiter. Der Anfang ist gemacht, es war ganz interessant, aber zu wenig Action für den Hiker.


    Damit es aber komfortabel weiter gehen kann, gibt es noch ein paar Dinge zu besorgen. Steffi sagt uns, wo der nächste Walmart ist und die fast essentielle Kühlbox wird gekauft. Arrowhead, unser Lieblingswasser aus dem Westen, das bei vielen Wanderungen der Retter in der Not war, ist hier im Osten nicht zu haben; das von Nestlé tut's auch.


    Als wir am Abend im TGI Fridays sitzen, ist mal wieder die exorbitante Organisationskunst der Amerikaner zu beobachten. Viele Tische leer, aber draußen warten die Leute. Das Essen war dann ebenfalls Mist. In der Sportsbar im Hotel wechselt der Inhalt von Bierflasche zu Magen, zweimal. Nur damit wir gut schlafen können, gell (ohne "bruised and battered", um auch mit dem Boss zu enden).


    Freitag
    Und es wirkte; wir haben 8 Stunden selig durchgeschlafen, jetzt geht es uns besser.


    Das Frühstück ist in diesem Best Western nicht dabei, nicht mal Continental, und so fahren wir mit leerem Magen um 6.30 Uhr in Richtung Atlantic City los. Erst auf dem Expressway, der in die Spielerstadt am Atlantik führt, sichten wir einen IHOP und die ersten Eier sorgen für USA Feeling. Frisch gestärkt geht es zurück auf die kostenpflichtige Straße. 75 Cent Toll, tja, - kein Thema. Ooooooh doch! Das Geld ist passend einzuwerfen, Kreditkarte Fehlanzeige und nun? Ich setze den Traverse zurück - da hatten die hinter mir vielleicht eine Freude -, aber die weitere Suche nach Kleingeld war auch ohne Stress, das heißt ohne Druck von hinten, nicht erfolgreich. Wie ein Penner stehe ich nun vor der Schranke und bettelte die Autofahrer an, mir einen Dollar in vier Quarter zu wechseln. Nein, ich putze keine Scheiben! Der hiesige Pendler hat Gott sei Dank immer Kleingeld dabei, denn auch kein EZ Pass oder wie die Dinger sonst noch heißen, öffnet das Gate. Hilfsbereit sind sie ja, die Amis, - bei uns hätten sie den Kopf weggedreht. Hat ja auch was.


    ... Fortsetzung folgt!


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    Mittwoch
    Unser Abenteuer kann beginnen!


    Entgegen der USA-West-Flüge, sind wir heuer am diamentral anderen Ende des Terminals. Der Vorteil ist, dass die Infrastrukturen für die zusätzlichen USA-Kontrollen nicht so gut ausgebaut sind, - die Sache war also gleich erledigt. Der größte Vorteil für mich aber war ein Glaskasten, in dem es stank wie die Sau und in dem man sich vorkam, wie ein Tier im Käfig, das von den Tierparkbesuchern eifrig beobachtet wird. Das ist mir jetzt auch sowas von egal, dann schau ich halt auf den Boden.


    Tumult im Flieger! Nachdem ein paar Männer mit schwarzen Hüten und seitlichen Locken ziemlich spät kamen und dann endlich "boarding completed" durch die Lautsprecher krächzte, waren akurat diese Männer nicht zum Sitzen zu bewegen. Stewardessen taumelten von Reihe zu Reihe, um ein Problem zu lösen, das auf den ersten Blick nicht zu identifizieren war. Und das obwohl es fast neben unserer Reihe 37 passierte. 25 Minuten zähe Verhandlungen! Und dann setzten sich ein paar Frauen weg und ein paar Männer hin zu den Domizilen, die diese Herren reserviert hatten. Eine Frau landete direkt neben unserer Reihe. Sie war nett, gutaussehend und hat auch nicht streng gerochen. Manche Leute wissen nicht, was sie im Leben versäumen.


    Ansonsten düste der A340-600 seelenruhig über den Atlantik. Ich war gespannt darauf, wann ich nicht mehr sitzen kann und es kam, wie es kommen musste. Die letzten drei Stunden habe ich mir die Füße vertreten. Ich bewundere manche, die sich hinsetzen, sich nicht mehr bewegen, schlafen und erst bei der Landung wieder die Äuglein aufmachen. Der Luftraum über New York ist wie immer proppenvoll, so dass unser Gefährt noch ein paar Runden über dem Airport kreist. Dass dabei die Skyline von New York immer wieder am Fenster vorbeirauscht, war schön, aber nur ein schwacher Trost. Aber nun ist es geschafft! Willkommen USA, welcome Newark Liberty International Airport.


    Obwohl wir ziemlich vorne an der Immigration standen, wollte unser Grenzschützer nicht so recht in die Puschen kommen. Ein Päuschen hier, ein verträumter Blick da und eigentlich will ich nur noch meine Koffer und eine Zigarette rauchen. Irgendwann war es dann soweit und wir fuhren mit der Tramrail zu Hertz. Immer ein spannender Augenblick und heute insbesondere, denn wir wollen ein neues Auto und die Einwegmiete gleich mal wegverhandeln.


    Eine ziemlich unterbelichtete Wallküre saß vor meinen Einmetereinundziebzig stehend und war zudem noch genervt. Auch meine Gold-Karte konnte sie nicht zu einem Lächeln bewegen. Und als ich ihr dann noch erklärte, dass ich 85 Tage dasselbe Auto will und ich Hertz sehr verbunden wäre, wenn man mir als Stammkunde ein frisches Auto gäbe, das ich aber wohlbehalten zurück brächte, falls man mir die Einwegmiete erließe, hat sie ihre toll lackierten Fingernägel zusammengekrallt, zum Hörer gegriffen und den Supervisor angefunkt. Oh, der Mann ist gleich einen Kopf kleiner wie ich. Sehr gut, da fühle ich mich gleich besser! Er kenne Tarife, die monatilich fällig wären und in dem Fall wäre es durchaus Usus, dass man das Fahrzeug so lange behält, wie man es braucht. Tarif hin, Tarif her, was soll das? Ist die Einwegmiete nicht nur deshalb fällig, weil das Auto zurückgeführt werden muss? Der Knirps war er gnadenlos!. Die 375 Dollar Einwegmiete müsse er mir aufgrund der Vertragskonstellation abnehmen. Ein anderer Vertrag würde mich fast 6.000 Dollar kosten. Ich war müde und dachte mir, dass es gegebenenfalls von daheim aus mit Leuten zu regeln ist, die was zu sagen und zu entscheiden haben. Ok, raus zum Auto.


    So ein Hundskrüppel, will er mir tatsächlich ein relativ altes und versifftes Auto, einen Chevy Traverse, unterjubeln. Aber jetzt mein Freund reicht es. Daneben stand ein nagelneues Fahrzeug gleichen Typs, es hatte 277 Meilen drauf, entsprechend gute Reifen und war perlweiß. Ich habe gleich mal meine Koffer eingeladen und dann bin ich zu meinem kleinen Freund. Jetzt war er aber zahm und hat sofort alles umgeschrieben. Geht doch! Das Wallküren-Gesicht hätte ich aber gerne gesehen. Ich war ja leider draußen und habe derweilen eine Zigarette geraucht.



    Nach weit über dreißig Ehejahren habe ich mir heuer eine Freundin mitgenommen. Sie heißt Steffi, ihr Format ist jedoch ein Rechteck, aber immer, wenn ich mit ihr kommuniziere, leutet sie und spricht sogar mit mir. Ihr Vater, der Garmin heißt, hat ihr den komischen Namen 1570T verpaßt. Monika hat sie auch sofort ins Herz geschlossen, die Steffi, denn sie weiß immer, wohin wir wollen und wie wir unser Ziel schnellstens erreichen. Und so sitzt die liebe Steffi nun auf unserer Windschutzscheibe und gleitet mit uns durch die Nacht nach Süden.


    Ich liebe die Ossis. Unser Auto bahnt sich den Weg durch Baustellen, das Speedlimit ist mit 45 mph nicht sehr üppig ausgefallen. Aber ich merke, dass ich mit 60 viel zu langsam bin und habe schon in der Fahrschule gelernt, dass man den Verkehr nicht aufhalten soll. Steffi zeigt die Geschwindigkeit schon lange nicht mehr in schwarz, sondern in knalligem Rot. Also ihr lieben Ossis, ich fahre mit Euch 80 mph und vertraue auf euer Gespür für die hiesige Polizei. Es hat dann aber doch bis 22 Uhr, also zwei Stunden, gedauert, bis die liebe Steffi ein freundliches "Ziel erreicht" ausgerufen hat.


    Das Best Western in Philadelphia ist nicht so der Hit, nicht sehr einladend und kuschlig, aber als wir umgehend in die Betten fielen, wurde es nur noch dunkel. Steffi muss übrigens im Auto übernachten, die Arme.

    ... Fortsetzung folgt!