Der Titelverteidiger der ELF steht vor einem wichtigen Auswärtsspiel bei den Raiders Tirol – und bringt zwei spannende Zugänge aus den USA mit. Einer davon hat sogar eine Vorgeschichte mit NFL-Hall-of-Famer Deion Sanders.
Das Tivoli-Stadion in Innsbruck, in dem die Tirol Raiders ihre Heimspiele austragen, gehört auch aufgrund der Lage sicher zu den schönsten Spielstätten der European League of Football (ELF). Am Samstag (18 Uhr) ist Rhein Fire erstmals dort zu Gast und hat das Duell selbst als „Battle um die Play-offs vor Alpenpanorama“ betitelt. Beide Teams stehen nämlich mit vier Siegen auf Rang zwei ihrer jeweiligen Division und dürfen sich wohl keine Ausrutscher mehr erlauben, wenn sie noch nach oben klettern wollen.
Rhein Fire wird die Aufgabe mit zwei neuen Imports aus den USA angehen. Der eine Wechsel erfolgte freiwillig, der andere gezwungen: Wide Receiver Rory Starkey Jr., der zuvor mit einem Punt-Return-Touchdown noch für ein Highlight gesorgt hatte, verletzte sich beim 44:7-Sieg in Berlin und wird den Rest der Saison verpassen.
Mark Pope heißt der Mann, der Starkey ersetzen soll. Und der bringt eine spannende Geschichte und richtig viel Potenzial mit. Pope war im Rekrutierungsprozess der College-Teams ein „Four-Star-Recruit“ – besser geht es kaum – und hatte zahlreiche Angebote von den besten Programmen des Landes. Am Ende entschied er sich für das College in seiner Heimatstadt Miami, Florida.
Nach vier Saisons dort wechselte er zu Jackson State und NFL-Legende Deion Sanders, der dort als Head Coach arbeitete. Dort wurde Pope nach kurzer Zeit von Sanders vor versammelter Mannschaft und nach einer Abstimmung dieser aus dem Team geworfen, was in der Amazon-Prime-Dokumentation „Coach Prime“ auch zu sehen ist. Die genauen Hintergründe sind unklar, Pope wies die an ihn gemachten Anschuldigungen jedoch in einem (heute gelöschten) Social-Media-Post zurück und bedankte sich bei Sanders für die Gelegenheit, mit ihm zu arbeiten.
Sportlich rehabilitierte sich Pope 2023 bei der University of Massachusetts und kam auf höchstem College-Level in zwölf Spielen zum Einsatz, in denen er 33 Pässe für 420 Yards und einen Touchdown fing. Bei UMass spielte er mit Fires Defensive Tackle Hugo Klages zusammen. Die Website NFL Draft Buzz beschreibt Pope als guten Route Runner mit sicheren Händen, der allerdings keine außergewöhnliche Athletik und Schnelligkeit mitbringe. Mit seinem Hintergrund könnte er für die ELF eine sehr gute Verpflichtung sein.
Mit Chauncey Moore, der von den Hildesheim Invaders aus der German Football League (GFL) gekommen ist, hat sich Fire auf der Safety-Position neben Omari Williams neu aufgestellt. Zuvor erfolgte die Trennung von Darrius Nash, der direkt zu den Helvetic Mercenaries gewechselt ist. Mit drei Interceptions führt Moore die GFL in dieser Statistik an, gemeinsam mit mehreren weiteren Spielern – unter anderem übrigens Koi Freeman von den Berlin Rebels, der 2023 mit Rhein Fire den ELF-Titel gewann.
Fire holt sich mit Moore für Nash eine andere Spielweise ins Team. Nash ist ein sehr aggressiver Safety, der dadurch hier und da mal ein Tackle verpasste oder die tiefe Coverage-Hilfe für die Cornerbacks vermissen ließ. Moore ist deutlich gemächlicher und keiner, der auf der Suche nach Kontakt ist. Er nimmt die Rolle als Safety eher wörtlich, eben als Absicherung. In einem Interview mit NFL Draft Diamonds sagte er mal, er bevorzuge eine „2 Man Defense“, also zwei tiefe Safeties und Man Coverage der Cornerbacks. „So können sich die Safeties frei bewegen und Plays machen“, die Coverage-Arbeit liege bei den Spielern darunter. Bei Rhein Fire wird er das häufig bekommen.
Beim Gastspiel in Innsbruck wird es eventuell direkt auch auf Moore ankommen. Die Raiders haben zuletzt bei der 38:44-Niederlage in Wien ihre offensive Feuerkraft entdeckt. Die eigentlich sehr lauflastigen Tiroler warfen angesichts eines deutlichen Rückstandes sehr viele Pässe und das tief und erfolgreich; Quarterback N’Kosi Perry stand letztlich bei 396 Yards und vier Touchdowns.
Auf der anderen Seite bringen die Raiders eine sehr solide Defense mit, besonders gegen den Pass. Die Vienna Vikings haben zuletzt aber gezeigt, wie man ihr schaden kann, sowohl per Lauf als auch per Pass. Fire sollte sich hier etwas abschauen können – und vielleicht kann ja Mark Pope schon erste Akzente setzen.