Reise | Travel - So far away [2015] US Mainland and Hawaiian Islands

  • Ich möchte Euch nochmal ungefragt mit einem Auszug des Reiseberichts beglücken, denn vielleicht hat einer Zeit, um die Wanderung noch heuer einzuplanen. Es war wirklich ein fantastischer Spot, der sich lohnt. Es passiert auch kein Unfall, versprochen, nur ein kleiner. Den Rest, dreieinhalb Wochen Südwesten sind bald fertig, findet ihr hier.


    Donnerstag
    Es war weder die Nachtigall, noch die Lerche, die heute Nacht um die Ecken pfiff. Unser Eckzimmer im 8. Stock wurde ziemlich durchgeschüttelt, denn der Wind fegte offensichtlich mit einer affenartigen Geschwindigkeit durch Albuquerque. Die Wende im Wetterdrama? Mal sehen! Wir sitzen am Frühstückstisch, aber es interessiert niemanden. Nachdem uns die Empfangsdame freundlich platzierte, kam kein Ober, um unsere Bestellung entgegen zu nehmen. Erst ein böser Blick und ein paar passende Worte sorgten dann für Kaffee und Eier.


    Das Wetter sieht ganz anständig aus, einen durchschlagenden Erfolg hatte der Luftstrom heute Nacht jedoch noch nicht. Wir fahren erneut auf die 550 und kurz vor San Ysidro geht es wieder auf die Cabezon Road. Nach 11 Meilen sind wir am Parkplatz.


    Der Wanderweg, der 0,1 Meilen östlich des Parkplatzes beginnt, führt uns nach Norden an den Fuß der Bernalillito Mesa. Unmittelbar, nachdem wir die Felswände erreicht haben, das erste Highlight. Der sandige Boden wechselt unvermittelt zu gelbem Fels und aus dem erwachsen wunderschöne Hoodoos. Über dem Boden schichten sie sich zuerst in Weiß, dann in Gelb und weil das noch nicht reicht, kündigen roten Linien die rotbraune Hoodoo Kappen an. Zwischen den kleinen Felssäulen schwingen sich kleine Wellen in den gleichen Farben. Die roten Elemente sehen aus wie vergossenes Blut. Es ist fantastisch hier. Eine unbeschreibliche Farbintensität prägt sich in das Auge und in das Hirn. Wir sind erst 0,6 Meilen unterwegs und würden am liebsten stundenlang verweilen, aber es gibt viel mehr zu sehen.




    Immer an der Wand entlang treffen wir nach 1,15 Meilen auf eine gewaltige Hoodoogruppe. Sie hat sich anders gekleidet, der Mantel der versteinerten Menschen ist weiß-rosa. Zirka 3 Meter ragen sie in die Höhe, sie sehen aus wie die "dicke Berta" oder ein Känguru. Sid, das tölpelhafte Faultier von Ice Age hält über einer kleinen Wash Ausschau. Oder ist es gar Otto Waalkes selbst? Der geheime Ort wird von Kurt und Agnes genutzt, um weiter an Verschwörungstheorien zu basteln. Das Ganze ist gut abgeschirmt, Bäume und Sträucher, die diese Hoodoo-Gruppe eingekreist haben, bieten Schutz.




    Die steile Wand der Bernlillito Mesa gibt weiter die Orientierung und die Richtung vor. Links und rechts des Wegrandes stehen immer wieder Hoodoos und andere eigenartige Gebilde. Wer sich jedoch zu sehr auf die Highlights neben dem Trail fokussiert, versäumt rechts unten im Tal sehr schön gezeichnete Badlands, in der Wand eine Kanonenkugel aus Stein, die bald das Gleichgewicht verlieren könnte, und fein strukturierte Felsschichten, die der Standardstruktur gelb-rot-organge ein schwarz-weißes Gesicht aufgesetzt haben.




    Zwei abwechslungsreiche und unglaubliche Meilen sind wie um Flug vergangen, obwohl die permanenten Stopps zu einer sehr entschleunigten Wanderung führten. Hier erreichen wir einen Lagerplatz. Den Blick nach Norden gerichtet erspähen wir einen Damm. Dahinter ein Windrad und ein kleines Haus. Kühe komplettieren die Idylle. Weiter hinten thront eine Butte, deren Höhe mit schwarz-lilanem Lavagestein ihre Höhe gewinnt. Das gelbe Fundament schraubt sich ziemlich einsam in die Höhe, die mit einem rot-braunen Abschluss endet. Die auf der kleinen Fläche wachsenden Bäume komplettieren das Gebilde. Damm und Butte geben Orientierung vor, wir steigen ab in die Marquez Wash.


    Als wir auf der Damm-Krone nach Nordosten wandern, nehmen wir dieses diametral andere Bild in Augenschein. Das aufgestaute Wasser hat ein Sumpfgebiet geschaffen, das nun übersät von gelben Blumen, grünen, roten und lilanen Sträuchern den Sand und Fels verschluckt. Diese Heidelandschaft ist wunderschön. Doch schon ein paar Meter weiter, die Butte bildet nach wie vor die Orientierung, ein erneuter Wechsel der Szenerie. Wir sind nach 3,4 Meilen in einer Kiesgrube gelandet. Kiesgrube ist nicht das richtige Wort dafür, den eigentlich sind es farbenfrohe Badland, die die Heimat für Lavasteine und -scherben bieten. Gips bildet die Grundlage für Mini-Hoodoos, die an den Flanken dieser Vertiefung "wachsen".




    Unser Hike geht querfeldein zurück durch die Arroyos Bernalillito und La Jara. Auch hier treffen wir immer wieder auf Hoodoos, Badlands und fein strukturierte Gipswände. Das Licht hat uns leider verlassen, die Sonne wird von dunklen Wolken verdeckt und das Wetter mahnt zur Rückkehr. Bereits von oben war zu erkennen, dass die Hauptwash durch einen tiefen Graben geteilt ist. Das Wasser hat sich rund vier Meter in den sandigen Boden gebohrt. Und nun stehen wir vor dieser Herausforderung und es dauert ein bisschen, bis wir einen gefahrlosen Ab- und Aufstieg finden. Hier ist wirklich Vorsicht angeraten, denn die Ufer sind ziemlich labil. Irgendwann steckte mein linker Fuß bis zur Hüfte in einem Loch und es bedurfte durchaus einem begnadeten Körper, um wieder auf beiden Beinen zu stehen.


    Nach 5,8 Meilen, für die wir dreieinhalb Stunden unterwegs waren, sind wir wieder am Auto. Obwohl schon bei der Recherche für den Hike klar war, dass es hier schön ist, übertraf die Wirklichkeit alle Erwartungen. Selten war eine Wanderung so abwechslungsreich, so gespickt von Highlights und schönen Dingen.


    Eigentlich wollten wir ins Hyatt Restaurant zum Abendessen, aber es schüttet in Strömen, so dass wir erneut im Mas landen. Das Essen war sehr gut, aber vielleicht sollte jemand den Amis mal sagen, dass es spezielle Espressolöffel für die kleinen Tassen gibt. Mit den Suppenlöffeln wird das nix, mindestens sind sie stillos und unpraktisch! Die letzte Erkenntnis dieses tollen Tages: Die Wettervorhersage für Phoenix sieht sehr gut aus!

  • Die roten Elemente sehen aus wie vergossenes Blut.

    Du schreibst sehr schön plastisch (:daumenh:)



    Irgendwann steckte mein linker Fuß bis zur Hüfte in einem Loch und es bedurfte durchaus einem begnadeten Körper, um wieder auf beiden Beinen zu stehen.

    Den Satz musste ich gleich zweimal lesen (:fluecht:)




    Wieder ein toller Hike, gefällt mir :8o:

  • Ich habe mich der Reisegruppe auch wieder angeschlossen und war nach dem blöden Sturz auch froh, dass Du Deinen "begnadeten Körper" wieder voll einsetzen konntest :zwinker:


    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.


    Glück Auf


    Tom

    "Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso die Uhr anhalten, um Zeit zu sparen"
    Henry Ford (1863-1947)

  • Jutta, das liegt daran, dass wir in Bayern das Wort Bein nicht kennen, bei uns ist alles Fuß ;)

    Ah, danke, vielleicht lerne ich es noch 8-) . Aber bei dem Satz ging irgendwie das Kopfkino mit mir durch :D


    Aber wirklich eine schöne Location!

  • Klick auf das Bild führt zur Serie:


    Vasquez Rocks, Agua Dulce Canyon [Vasquez Rocks County Park]


    Peralta Canyon, Boulder Canyon, Weavers Needle [Superstition Mountains]


    Camelback Mountain

  • Nach Abschluß des Reiseberichts für das US Mainland, habe ich begonnen die Wanderungen zu dokumentieren. Für die Staaten Kalifornien/California und Nevada sind 10 neue Hikes veröffentlicht, die USA Hiking Database hat damit 329 Wanderungen (Beschreibung, GPS-Daten als Download, topographische Karten, PDF-Versionen).

  • Ich möchte Euch nochmal ungefragt mit einem Auszug des Reiseberichts beglücken, denn vielleicht hat einer Zeit, um die Wanderung noch heuer einzuplanen. ....


    Ist ja IRRE!!! :love::thumbup: Wow, wie schön .... Ich könnte sofort losrennen (:fluecht:)


    Und ja, deine Schreibe passt wunderbar zu deinen Bildern, beides zusammen ist wirklich immer wieder eine Freude. Ich guck immer erst Bilder, dann noch mal - und dann lese ich.


    im Moment staune ich noch und frage mich, wann wir da mal hinkommen.


    Vielen, vielen Dank fürs Zeigen, Mitnehmen und Beschreiben! :thumbup::thumbup:

  • Da sitzen wir nun im Terminal 2 des Los Angeles International Airport mit Myriaden von anderen Menschen, die auf ein paar Inseln zwischen Japan und den USA mitten im Pazifischen Ozean kommen wollen. Es sind noch zwei Stunden bis zum Boarding, nachdem die Autorückgabe, der Transfer und der Check-In bei der Hawaiian Airlines wunderbar schnell gegangen sind. Dieser schmucklose Terminal, in keinster Weise vergleichbar mit dem inzwischen sehr schönen Tom Bradley, erzeugt eher Depressionen, als Vorfreude. Tote Zeit, sie muss mit Essen gefüllt werden. Allerdings heißt es vor dem Starbucks erst mal warten und die Arbeitsprozesse der Kaffeebude belächeln. Irgendwann hatte ich dann endlich einen Zitronenkuchen zwischen den Kiemen und das hat selbst mich in diesem ungemütlichen Ambiente beruhigt.


    Im pünktlich abgeflogenen Flieger geht es zu, wie es vermutlich auf einer Heizdecken-Verkaufsfahrt zugeht. Decken, Kissen, Kopfhörer, Filme, - alles nur gegen Bezahlung! Und als wir nach fünfeinhalb Stunden in Honolulu landen, laufen wir erst mal über einen Kilometer bis zu unserem Gepäck. Nun gut, es hat den Vorteil, dass die Koffer nicht lange auf sich warten lassen. Hertz, ich liebe dich, in drei Minuten hatte ich den Schlüssel in der Hand und starte einen nagelneuen Chevrolet Traverse mit den besten Reifen, die ich je an einem Mietauto gesehen habe.


    Ein Walmart war schnell gefunden und um 15 Uhr Ortszeit waren wir im Hotel. Mallorca, der 17. Bundesstaat der Bundesrepublik Deutschland, lässt grüßen. Der Aufmarsch ist gewaltig, die Vorfahrt im Hilton Village proppenvoll. Einchecken ist ein Drama, aber kein Wunder, da an alle Gutscheine für das Frühstück und sonstige Werbepräziosen verteilt werden. Das Zimmer entschädigt, liegt jedoch nur im 3. Stock des Rainbow Towers. Wir machen uns zu einem kleinen Strandspaziergang auf. Schön ist es hier, unzweifelhaft! Und die vielen kleinen Augen, ein freundliches Volk diese Japaner!



    Als wir um 19 Uhr im hoteleigenen, völlig überteuerten (wir wissen noch nicht, dass es ggü. dem Festland grundsätzlich 20 - 30% teurer ist, - bei gleicher Leistung versteht sich) Bali Steak and Seafood Restaurant sitzen, merken wir die zusätzlichen drei Stunden Zeitunterschied. Der Chardonnay war gut und befördert uns dann direkt ins Bett. Mit dem Blick aufs Meer, einem offenen Fenster und der Erkenntnis, dass diese Lokation ein Traum ist, wird es dunkel.


    Also, auf geht's Hawai'i, erste Bilder sind auch online:
    - Diamond Head Crater [Oahu - Hawaii]
    - Makapu'u Point [Oahu - Hawaii]
    - Manoa Falls [Oahu - Hawaii]
    - Tantalus Drive - Pu'u Ulaka'a State Park [Oahu - Hawaii]

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