Musikkalender Juni 2016 - Konzerte in den 70ern und 80ern

  • In diesem Monat scheint niemand für den Musikkalender zuständig zu sein, ich versuch's deshalb mal auf die Schnelle mit ein paar Konzerterlebnissen...


    Meine erste Begegnung mit live gespielter Musik war am 31.8.1972 in der Essener Grugahalle. The Who mit Vorprogramm Golden Earring spielten dort zum Tanz auf. Der große Bruder eines Freundes hatte ein Auto und wir fuhren zu dritt zur Halle,


    Ärger gab es aber schon einige Stunden vor Beginn des Konzertes. Lange Zeit konnte man nur durch eine schmale Eingangstür in die Halle gelangen und folglich staute sich davor eine gewaltige Menschenmenge. Mitten drin eingeklemmt und unbeweglich Polizisten. Bierflaschen gingen massenweise zu Bruch, man watete bald durch Scherbenhaufen. Irgendwann kamen dann bis 21 Uhr doch noch alle in die weitgehend ausverkaufte Halle hinein.
    Kurz nach 22 Uhr begannen die »Who«. Sänger Roger Daltrey besteht mittlerweile nur noch aus Haaren, Bassist John Entwistle ist noch immer die Langeweile in Person, Drummer Keith Moon beschmeisst das Publikum nach wie vor mit Trommelstöcken. Gitarrist Pete Townshend stolzierte in einer Art strahlend weissem Matrosenanzug ziellos über die Bühne und machte Spässchen, die kein Mensch verstand.
    Auf sein obligatorisches Zeremoniell der Gitarrenzertrümmerung wollte er nicht verzichten. Bekamen einige Leute das in die falsche Kehle?
    Grugahallen-Veranstaltungsleiter Hugo Kempkes hatte angesichts der Olympia-Fernsehberichtserstattung nicht mit diesem Besucheransturm gerechnet: »Das hat es bisher noch bei keinem Einzelkonzert gegeben, selbst bei dem Auftritt der 'Rolling Stones' nicht.


    Golden Earring begann mit "Big Tree Blue Sea", danach Stand by Me, I'm Going to Send My Pigeons to the Sky / Eight Miles High - und schon war es wieder vorbei. Die mir bekannten Hits fehlten, aber es hat Spaß gemacht.
    The Who begannen mit I Can't Explain und irgendwann durfte natürlich auch "My Generation" nicht fehlen.
    Eine Schlägerei vor der Bühne beendete Pete Townshend, indem er von selbiger sprang, ins Publikum ging, sich dort die Übeltäter raussuchte, packte und der Security übergab.
    Danach ging's störungsfrei weiter. Bester Song: Won't get fooled again" - mit toller Lasershow. So etwas hatte ich noch nie gesehen bzw. ich wusste gar nicht dass so etwas möglich war.


    Warum gerade The Who? Nun, die spielten gerade in der Nähe und eins der ersten Lieder, die mir schon sehr viel früher richtig gut gefielen war “See Me Feel Me”, gespielt von einem Schulkollegen, der ständig auf seiner Gitarre herumklimperte und Lieder zum besten gab. Also außer im Unterricht. Er konnte viele Lieder spielen in einer Zeit als meine Finger noch zu klein für die nötigen Griffe waren. Später ist dann ein recht bekannter Sänger aus ihm geworden, auch wenn er weder singen kann noch jemand seine Texte versteht. Ein weiterer Schulkollege (der es später als narbengesichtiger Filmbösewicht zu einem mittleren Bekanntheitsgrad brachte) hatte “Who’s Next” in seinem Besitz, die er mir mal ausgeliehen hat und ich dann eine Woche lang zuhause “Won’t Get Fooled Again” auf voller Lautstärke abgespielt habe. Die dazu benötigten Geräte, Radio/Verstärker, Boxen und Plattenspieler hatte ich mir in den Schulferien verdient. 1971, mit 15 Jahren, 6 Wochen bzw. 29 Tage arbeiten für 3,48 DM pro Stunde - insgesamt kamen 990,65 DM und 1972, mit 16 Jahren, bei 27 Tagen 690,44 DM, allerdings bei einen Lohn zwischen 2,87 und 3,32 DM, heraus. Von dem Geld konnte man sich einiges kaufen damals. Heute bekommen die Kinder ja ohne irgendeine Gegenleistung so gut wie alles geschenkt. Aber ich schweife ab.
    Meine weiteren Lieblingsbands der damaligen Zeit, Titanic, Santana, Deep Purple, Barry Ryan oder CCR spielten nicht in der Nähe - also waren The Who die ersten.



    Im Laufe der nächsten Jahre sollte ich dann noch mehr Konzerte besuchen, vom einen oder anderen gibt's hier etwas zu erzählen....

  • Am 24.2.1973 fand mein erstes Festival statt, in der Düsseldorfer Philipshalle. Hot Rock Night, wo wieder Golden Earring plus ein paar andere mir eher weniger bekannte Bands auftreten sollten. Mit der Bahn ging's zum Düsseldorfer Hauptbahnhof, dann mit der Straßenbahn weiter nach Oberbilk, wo meine Cousine wohnte, bei der ich nächtigte.
    Von dort zur Halle waren es nur ein paar Meter.
    Viel los war nicht in der Halle als die Mick Abrahams Band begann und einen ziemlich bluesigen - und langweiligen Set begann. Danach spielten Home, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, Focus mit sehr ausgiebigen Gejodel bei Hocus Pokus, Family mit dem tollen Roger Chapman, Hawkwind mit Lemmy am Bass und Mikrofon, den damals natürlich noch niemand kannte, und Savoy Brown (von denen ich kein altes Video gefunden habe). Evtl. noch Vinegar Joe, aber daran kann ich mich nicht erinnern. Golden Earring waren nicht dabei, es gab da wohl ne kurzfristige Absage.
    Mir gefielen die hier gespielten unterschiedlichen Musikrichtungen, die nächsten Festivals sollten deshalb nicht lange auf sich warten lassen.


  • Herbie und Lemmy.... :thumbup: Du warst schon immer ein Glückspilz... :D ist übrigens ne großartige Idee... :)

  • Am 13.3.1973 spielten Birth Control im Ruhrstadttheater Witten. Kann mich leider an nichts mehr erinnern, aber nen Clip gipps trotzdem: The Work is Done


    Ein paar Tage später, am 31.3.1973, spülten Emerson, Lake & Palmer in der Düsseldorf Philipshalle. Ich war per Bahn mit meinen Kumpels Karl, Karl, Willi und diversen alkoholischen Getränken unterwegs. Durch eine Reifenpanne an einem der Trucks, der den riesigen Bühnenaufbau inkl. eines panzerähnlichen Tarkus transportierte, verzögerte sich der Konzertbeginn um 3 Stunden, es ging erst um 23 Uhr los - ohne Vorgruppe. Wie wir spätnächtens wieder nach Hause kamen weiss ich nicht mehr....
    Ein Artikel zur Tour: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42648902.html - ein Video hab ich auch: Pictures at an Exhibition, in voller Länge....



    Wieder ein paar Tage später, am 22.4.2973 ging's weiter. Schon wieder EL&P, jetzt in Dortmund. Diesmal waren recht viele Kumpels mit. Eusie, Krisus, Nugat, Willi, Karl, Karl, Alfons und ich machten uns auf den Weg zur Westfalenhalle, trampenderweise, weshalb wir uns in der Halle erst spät wieder fanden. Wir hatten diverse Flaschen Frizzantino und Lambrusco mit und bekamen deshalb von den einzelnen Bands nicht viel mit. Ausser Atomic Rooster mit dem stimmlich nicht unbedingt zur Musik passenden Chris Farlowe am Mikrofon, ELP und Epitaph (die viel leiser als der Rest der Bands waren) war auch alles recht langweilig, speziell Soft Machine, die gar nicht in dieses Festival passten. Manfred Mann's Earthband in Originalbesetzung spielten Songs aus ihren Alben Messin' und Solar Fire plus dem unvermeidlichen Mighty Quinn, bei dem die Halle wieder erwachte.


    Zurück wurde wieder getrampt, damals hielten recht viele Autos .....


  • Ruhrstadttheater Witten, wo war das denn?

    Vielleicht hiess der Saalbau früher so?


    1.7.1973


    Ich war bei einem Verwandtenbesuch in Alfeld in der Nähe von Hannover. Ein Cousin (oder noch entfernterer Verwandter) in meinem Alter erzählte mir von einem Konzert beim örtlichen Schützenfest. Frumpy und die Rattles spielten zum Tanze. Hörte sich gut an, also ließen wir uns hin fahren.
    Frumpy spielten recht lange, langsame Songs, so wie man es von ihnen gewöhnt war. Irgendwie deplaziert in nem Schützenzelt. Laut Wikipedia hat sich Frumpy bereits 1972 aufgelöst und 1973 gab es bereits die Nachfolgeband Atlantis, die immerhin im Mai und September 1973 zweimal bei Festivals auftrat und die ich später noch mehrmals sehen sollte. Welche Band habe ich also gesehen die sich Frumpy nannte. Inga Rumpf hat gesungen, das war eindeutig, aber es passt nicht wirklich zu den Informationen, die man heute im Internet findet. Merkwürdig.....
    By the Way


    Die Rattles spielten ihr im nachhinein recherchiertes wohl einziges Konzert zwischen 1968 und 1989. Sängerin Edna Bejarano sah aus wie eine Hexe - und sang auch so. Ausser "The Witch" hab ich keine weiteren Titel in Erinnerung, wahrscheinlich wurden Songs der LP "Tonight starring Edna" gespielt.
    Bei setlist.fm werden diese beiden Bands unter Schützenfest Alfeld/Germany geführt.


    Ich kann leider niemanden mehr fragen was wirklich gewesen ist damals.....

  • :thumbup:
    Danke!!! Dank setlist.fm weiss ich jetzt wann ich bei Jimmy Hendrix war und was er so gespielt hat (:peace:)


    Setlist.fm ist ne tolle Seite, da kann man ohne Ende recherchieren.....


    Bei mir ging's 1973 mit einem Festival weiter, aber da fehlen mir noch ein paar Erinnerungen und Infos, die Geschichte dazu kommt also später....



    German Pop Meeting - Grugahalle 3&4 in Essen - 1.-2.2.1974, der Krautrock hatte damals seine Blütezeit....
    Mit Atlantis, Embryo, Emergency, Euphrat, Guru Guru mit dem Elektrolurch, Hard Cake Special, Jane, Karthago, Kraan, Nektar, Papa Zoot, Satyagraha, Time of Commotion und vielen mehr. Die Scorpions waren nicht dabei.


    Das erste Festival bei dem Glasflaschen in der Halle nicht erlaubt waren - wir mussten deshalb unsere mitgebrachten Vorräte an der Tankstelle gegenüber der Halle in Benzinkanister umfüllen. War nen nettes Gemisch - und in den nächsten Jahren war so ein Kanister immer dabei....
    EIns der wenigen Fotos aus dieser Zeit hab ich gerettet.....





    German Rock Festival 1974 - Westfalenhalle 3 - 2.-3.3.1974
    Nur einen Monat nach dem Festival in Essen war auch in Dortmund der Deutschrock zuhause.
    Mit Agitation Free, Birth Control, Epitaph, Grobschnitt am Ende des ersten Tages, Guru Guru, Hölderlin, Karthago, Kin Ping Meh, Live, Klaus Doldinger's Passport, Triumvirat und dem ersten Konzert von Udo Lindenberg's Panikorchester. Die angekündigten Scorpions traten nicht auf.
    Hier gibt's einen ausführlichen Festivalbericht, der nicht so ganz meine Meinung wiederspiegelt....


  • Wir hatten diverse Flaschen Frizzantino und Lambrusco mit und bekamen deshalb von den einzelnen Bands nicht viel mit.


    Das erging der Mitgliedern der Bands ähnlich. :D

  • Hatte doch auch was gutes, wenn die Scorpions nicht aufgetreten sind ^^


    Ich hab die eigentlich immer gerne gehört, wenn auch nicht zu dieser Zeit, als Uli Roth dort gitarrierte.....



    Heute geht's in der Zeit ein halbes Jahr zurück, ich bin mit meinen Recherchen fertig.....
    German Rock Festival - Eisstadion Krefeld - 15.-16.9.1973
    Wie kommt man von Bochum nach Krefeld wenn man zu jung für ein Auto ist? Ich habe keine Ahnung, auch meine damaligen 3 Mitreisenden wissen es nicht mehr. Wird wohl eine kombinierte Zug/Straßenbahnfahrt gewesen sein.
    Ausser einer Decke pro Person hatten wir nichts mit, ausser Bobo, dem hatte seine Mutter jede Menge Frikadellen und Tomaten eingepackt. Sie musste auch erst überzeugt werden dass ihr 16-jähriger Sohn über Nacht weg bleiben durfte. Ich, der andere 16-jährige, muss recht überzeugend gewesen sein. Im Nachhinein überlegt waren wir noch recht jung, aber es war wohl normal für Jungs in unserem Alter dass wir mal die eine oder andere Nacht nicht zuhause waren. Und den Wein gab es bei Aldi in 2-Liter-Flaschen für 1,78 DM auch für Minderjährige.....


    Die meisten Bands waren vor Ort, ausser Birth Control und Udo Lindenberg. Evtl. waren BC auch da, ihre Anlange funktionierte aber nicht. Egal.
    Mitten in der Nacht, nach der letzten Band des ersten Tages, wahrscheinlich Amon Düül II, kam eine Durchsage dass die Halle verlassen werden musste. Ohne Vorwarnung wurden alle Besucher rausgeschmissen. Wäre das im voraus bekannt germacht worden hätten wir etwas warmes mitgenommen, die Septembernacht war nämlich etwas kühl. So steht es jedenfalls in dem unten erwähnten Artikel. Bobo schreibt mir über 40 Jahre später es wäre angenehm gewesen. Was nun stimmt weiss ich nicht mehr, ich glaube eher an die kalte Version.
    Wir haben dann in irgendeinem Vorgarten in Hallennähe - in unsere Decken gehüllt - übernachtet. Ich weiß noch mit Sicherheit, dass ich zur damaligen Zeit keinen Schlafsack besaß oder mit dabei hatte. Naja, eigentlich habe ich noch nie einen Schlafsack besessen.
    Das allgemeine Fazit: nie mehr in diese Halle, nie mehr nach Krefeld. Frommer Wunsch, 2 Jahre später war ich doch nochmal da, aber das ist eine andere Geschichte.....


    Musikalisch wird hier alles erklärt - falls eine recht leere Seite öffnet im rechten Frame bei Festivals, 1973 und Rock Festival Krefeld klicken....



  • Weiter geht's mit einer Band die so gut wie niemand kennen dürfte. Sixty Nine spielten am 28.10.1973 in der örtlichen Drogenberatungsstelle "Release". Ich hatte zwar mit Drogen nix am Hut, aber die Musik gefiel mir:
    Ballast - so ne Art Hardin & York auf Speed.....





    Einer meiner Ausbilder hatte mitbekommen dass ich mich sehr für Musik interessierte und fragte mich ob ich Lust hätte mit nach Düsseldorf zu kommen, wo er und ein Kumpel Rory Gallagher ansehen wollten. Gerne, mit nem Auto zu nem Konzert, eine Uraufführung für mich. Und so war ich ausnahmsweise mal nicht mit meinen Kumpels sondern mit 2 recht alten Männern unterwegs. Die beiden waren Mitte 20 oder noch älter....
    Vorgruppe war Strider - die recht durchschnittlichen Bluesrock spielen. Nichts was man sich merken musste.
    Im Gegensatz zu Rory, der sein neues Album "Tattoo" vorstellte. Nach dem viele Krautrock in letzter Zeit mal etwas ganz anderes, rockig, bluesig, gut.


    Walk On Hot Coals


  • (:lachtod:)

    ..... sondern mit 2 recht alten Männern unterwegs. Die beiden waren Mitte 20 oder noch älter....
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    Im Gegensatz zu Rory, der sein neues Album "Tattoo" vorstellte. Nach dem viele Krautrock in letzter Zeit mal etwas ganz anderes, rockig, bluesig, gut.


    (:daumenh:)(:daumenh:)(:daumenh:) Den hab ich leider nicht live erleben dürfen.

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