Nach dem Transatlantiflug noch "ein Stückchen" fahren...

  • Da ja immer wieder in Reiseplanungen vorgesehen wird, zBsp. nach dem Flug nach LA dann noch bis Pam Springs, Las Vegas oder gar noch weiter zu fahren, möchte ich hier einmal eine vereinfachte Übersetzung eines Berichts posten, den ich letzten Freitag geschrieben habe::


    "Am Freitag dem 14. Oktober 2016 um 0215hrs morgens wurde ich wegen eines Einbruchsalarms zu einem Geschäfts-Komplex in der Telstar Avenue in der Stadt El Monte gerufen. Nachdem sich der Alarm als Fehlalarm herausgestellt hatte, nahm ich meine routinemässige Streifenarbeit wieder auf und fuhr bei der Baldwin Ave. auf die I-10 in östlicher Richtung auf.


    Ich war auf der mittleren Spur der I-10 in östlicher Richtung unterwegs, als ich auf der Höhe der Ausfahrt 29-B aus dem Augenwinkel einen silberfarbenen Honda Civic wahrnahm, der anscheinend diese Rampe von der Autobahn hinunter fuhr. Im nächsten Moment hörte ich einen lauten Knall, blickte nach rechts und sah den Honda in rund 2m Höhe und parallel zu meinem Fahrzeug durch die Luft fliegen. Dann schlug der Honda im Bereich zwischen Abfahrt und Auffahrt 29-B auf, was sofort eine grosse Staubwolke aufwirbelte. Ich stoppte meinen Streifenwagen, schaltete die Signallichtanlage ein und setzte auf dem Pannenstreifen bis zur Abfahrt 29-B zurück. Zeitgleich verständigte ich unsere Funkzentrale von dem Unfall.


    Als ich mein Fahrzeug verlassen wollte um zum Unfallfahrzeug zu gehen, setzte sich das Unfallfahrzeug wieder in Bewegung. und fuhr aus dem Bereich zwischen Ab- und Auffahrt 29-B bis auf die Beschleunigungsspur der Auffahrt. Dort kam der Wagen schliesslich zum Stillstand. Ich re-positionierte meinen Streifenwagen mit eingeschalteter Signallichtanlage schräg hinter dem Unfallfahrzeug, um den nachkommenden Verkehr zu warnen. Ich sah, dass das Unfallfahrzeug nicht mehr fahrbereit war. Alle vier Reifen waren platt, Front- und Heckstossfänger fehlten, weisser Rauch oder Dampf war im Bereich des Motors des Fahrzeug sichtbar und die Kofferraumklappe war weit offen. Dann verliess ich mein Fahrzeug, um mit dem verunfallten Fahrer Kontakt aufzunehmen.


    Der Unfallfahrer war eine Frau welche sich als Veronica A., 30 Jahre alt, aus Pomona identifizierte. Die Frau war bei Bewusstsein und ansprechbar. Frau A. wies ausser durch den Airbag verursachte Verbrennungen an den Handgelenken, keine äusserlichen Verletzungen auf und erklärte keine Schmerzen zu haben. Sie machte nicht den Eindruck, unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen zu stehen.


    Frau A. erklärte weiter, dass sie von ihrem Büro in Downtown LA auf dem Weg zu ihrem Haus in Pomona gewesen war. Sie gab weiters an, Überstunden gemacht zu haben und zum Unfallzeitpunkt bereits etwa 16 Stunden lang auf gewesen zu sein. Frau A. erklärte weiter, dass sie sich zum Zeitpunkt als sie ihr Büro verlassen hatte absolut fit zum Führen eines Fahrzeugs gefühlt hatte. Sie erklärte sich die Ursache des Unfalls so, dass sie "nur eine Sekunde lang die Aufmerksamkeit verloren hatte" und wohl "einfach der weissen Linie die Abfahrt hinunter gefolgt" war.


    Da Frau A. keine offensichtlichen Verletzungen hatte, keine Einwirkungen von Schock zeigte und klare Angaben machen konnte, dass sie keine medizinische Hilfe benötigte, veranlasste ich keinen Einsatz von Rettungskräften, sondern wies unsere Funkzentrale an die California Highway Patrol zu verständigen, da der Freeway in den Zuständigkeitsbereich der CHP fällt und die Leitplanke der Abfahrt 29-B durch den Unfall beschädigt worden war. Die CHP antwortete mit drei Einheiten, welche innerhalb von 10 Minuten am Unfallort eintrafen. Die weitere Befragung von Frau A. und die Beweissicherung am Unfallort wurde in Folge von den Beamten der CHP durchgeführt."


    Oder in Kürze: Wer plant, nach dem Aufstehen daheim, der Fahrt zum Flughafen, der Wartezeit auf's Einchecken, mindestens 12 Stunden Flug, Immigration, Gepäckübernahme, Mietwagenübernahme, usw. noch bis nach Palm Springs, Las Vegas, Santa Barbara, oder ähnlich lange Strecken, bzw. sogar längere Strecken zu fahren, sollte sich ev. einmal im Vergleich dazu die Strecke Downtown LA - Pomona ansehen und sich wirklich gut überlegen, ob er oder sie sich nicht vielleicht doch auch schon nur damit übernehmen könnte. :huh:

  • Bist Du nicht selbst nach der Nachtschicht noch bis Las Vegas gefahren :rolleyes: ? Ich erinnere mich das in Deinem Reisebericht gelesen zu haben ^^ .


    Ich bin immer viel zu müde, um noch weit zu fahren. Finde es schon furchtbar, wenn wir in Frankfurt oder Düsseldorf ankommen und noch 2 Stunden nach Hause fahren müssen ! Wenn ich alleine bin und merke, mir fallen die Augen zu, halte ich am Rastplatz und laufe ein paar Schritte. Das hilf immer.

  • Ich kann Dir nur zustimmen. Wir sind letztes Jahr vom Flughafen Las Vegas "nur" noch wacker nach Boulder ins Boulder Dam Hotel gefahren, das hatten wir extra so gewählt, damit ich nicht mehr weit fahren muss.


    Wir dachten die 30 Meilen - kein Thema. Ich war aber so müde, dass ich keinerlei bleibende Erinnerung mehr an die Fahrt zum Hotel habe :sleeping: Wir haben das Auto übernommen, dass Navi eingeschaltet und der Rest ??? Ich war sicherlich noch fahrtüchtig aber jede Meile mehr .... sollte man sich gut überlegen.


    Glück Auf


    Tom

    "Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso die Uhr anhalten, um Zeit zu sparen"
    Henry Ford (1863-1947)

  • Nach der Ankunft noch weiter zu fahren hab ich immer schon für Schwachsinn gehalten.


    du übernachtest dann also im Flughafen ?


    also ich hole meinen Mietwagen ab
    dann fahre ich ins vorgebuchte Hotel, wenn es eines gibt (gibt es wenn ich nach Ortszeit spät ankomme)
    komme ich nach Ortszeit früh an, bspw mittags, dann habe ich nichts vorgebucht und fahre erstmal in die vorgeplante Richtung
    wie weit, das hängt davon ab, wie ich mich fühle (nach dem Flug) und wo ich eine schöne Unterkunft finde ;)

    mit lieben Grüßen aus dem Norden


    Alles rund um unsere Reisen findet Ihr auf unserer Webseite
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  • Bei jeder meiner USA/Canadareisen immer Mietwagen abgeholt und dann zum vorgebuchten Hotel/Motel max 20/30km/h gefahren.
    :thumbup:

  • Nach der Ankunft in DEN um 15.30 Ortszeit noch 90 mi bis Silverthorne völlig problemlos. Würde ich immer wieder machen. Allerdings 2 std. Stadtverkehr muss nicht sein.


    Albert

  • Ich denke, dass dies im Rahmen des Vernünftigen jeder selber machen soll wie er meint. Pauschalierungen treffen nicht immer den Einzelfall.


    So versuche ich immer auf dem Hinflug mindestens zwei bis drei Stunden zu schlafen - und das merkt man m.E. dann "hintenraus".


    In 2015 sind wir nach dem Direktflug (LAX) bis San Diego gefahren und es hat mir absolut nichts ausgemacht. Das Kind, damals 5, war allerdings schon nach knapp einer Stunde Autofahrt im Tiefschlaf. So hatten wir 2016 eine Übernachtung in Redondo Beach geplant. Nicht wegen mir, sondern damit das Kind noch etwas vom Tag mitbekommt und nicht nach Stunden bewusstlos aus dem Auto gezerrt werden muss. Leider war am Abflugtag (27.04.) gestreikt worden und das Hotel in Pismo Beach konnte man nur 72 Stunden vorher kostenlos stornieren. Aufgrund stundenlanger Immi und LAX-Feierabendstau war die Fahrt dann der absolute Horror. Also so etwas brauche ich auch nicht mehr. Aber wenn man z.B. noch 100 Meilen fährt, sollte dies m.E. kein Problem sein.


    Interessant finde ich, dass gerade der Cop das schreibt. Also wenn ich das richtig im Kopf habe ging er abends 18:00 Uhr in eine 12-Stunden-Schicht, kam dann nach Hause, belud dann erst seinen Monstertruck und fuhr dann los nach LV. Und auf der Rückfahrt von Flagstaff über den North-Rim, den er erst im Dunklen verlassen hat, fuhr er direkt, nur unterbrochen von einem Mitternachtssnack in St. Georg, weiter nach LA (Ankunft 6:00 Uhr). Sorry, Cop, aber ich finde so etwas klingt doch echt verrückt, oder? (:hutab:)

  • Nach der Ankunft in DEN um 15.30 Ortszeit noch 90 mi bis Silverthorne völlig problemlos. Würde ich immer wieder machen. Allerdings 2 std. Stadtverkehr muss nicht sein.

    Hab ich jetzt schon öfter so gemacht, auch völlig problemlos. Schließlich schlafe ich während des Fluges....naja meistens. (:fluecht:)


    Ich gebe allerdings auch zu man macht manchmal verrückte Sachen, die man hinterher bereut. 2014 zur Rumstriala-Toursind wir in Los Angeles gelandet und nach dem Abholen des Mietwagens noch bis Las Vegas gedonnert. Gott sei Dank war mein Sohn dabei. Zwar erst 19 Jahre alt und eigentlich nicht fahrberechtigt, aber ich war hundemüde und konnte einfach nicht mehr. Mein Sohn dagegen war fit wie ein Handschuh und fuhr uns sicher ins Hotel.


    Generell gebe ich aber unserem Rentacop Recht. Nach einem langen Flug muss man nicht mehr sein Glück heraus fordern.


    so long
    alljogi

  • Bist Du nicht selbst nach der Nachtschicht noch bis Las Vegas gefahren ? Ich erinnere mich das in Deinem Reisebericht gelesen zu haben...


    Stimmt nicht ganz, denn ich bin nicht nur bis nach Las Vegas gefahren, sondern durch Las Vegas durch und weiter bis Saint George in Utah. :zwinker:


    Allerdings war ich darauf eingestellt, bei den ersten Ermüdungserscheinungen einfach das nächste Hotel, Motel, einen Rastplatz oder Campingplatz anzusteuern. Dass wir überhaupt ohne Ruhepause losfuhren, hatten wir auch ganz spontan entschieden und erst nachdem wir unser Gepäck in den Truck geladen hatten. Es war da gerade so gegen 10 Uhr vormittags und eben eine gute Zeit, um noch aus der Stadt rauszukommen. Wäre der Truck schon beladen gewesen und wir hätten bereits um 7 oder 8 losfahren können, wären wir wohl noch ein paar Stunden schlafen gegangen, da der Verkehr zu der Zeit zu heftig ist.


    Es kommt eben auf eine Vielzahl von Faktoren an. Wenn man schon von vornherein ein Hotel weit entfernt vom Flughafen gebucht hat, kann man im Normalfall nicht (zumindest nicht ohne zusätzliche Kosten) einfach etwas anderes auf halbem Weg nehmen. Wenn man es gewöhnt ist lange Strecken zu fahren, manche Tage unter Tags und dann wieder ein paar Nächte durch zu arbeiten und hin und wieder überhaupt lange Zeit ohne Schlaf auszukommen, dann ist das etwas anderes als wenn man einen sehr geregelten Tagesablauf hat.


    Daher ist es eben wichtig, möglichst alle Aspekte, wozu auch ggf. eben unvorhersehbare Umstände (Flugverspätungen, Immigration, Verkehr, etc.) kommen können, genau und dazu die eigene Verfassung und Voraussetzungen - soweit soweit subjektiv möglich - objektiv abzuwägen.

  • Es lässt sich sicher nicht pauschal sagen, was man tun oder lassen sollte.
    Wir haben bisher immer geschaut, nicht mehr weit fahren zu müssen. Es ging immer erst vom Flughafen zum Hotel und dort haben wir dann entschieden, ob wir abends noch mal los fahren und den Ersteinkauf erledigen. Für nächstes Jahr im Mai haben wir dann doch mal ein paar mehr Meilen nach der Ankunft geplant. Ich seh das aber nicht so problematisch, da wir diesmal bequemer fliegen als sonst und ich mich auf jeden Fall auf dem Flug erholen kann. Zudem landen wir schon am Nachmittag, also hetzt uns nichts und niemand.

    In diesem Sinne
    liebe Grüße von Stefan :)



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  • Schwieriges Thema. Hier gibt es kein schwarz und kein weiß.


    Beispiel:


    Am 21.09. bin ich nach Denver geflogen - inkl. 2x umsteigen. Eigentlich genug Zeit nach der Immigration in Chicago eingeplant, aber dann leider einem Flugausfall von United zum Opfer gefallen. Mit Glück noch auf American Airlines umgebucht worden, aber leider erst um 18:30 in DEN statt 15:30.


    Dann noch eine Stunde auf das Gepäck gewartet und schlußendlich um 21:00 Uhr mit dem Auto bei Alamo vom Hof gefahren.


    Als Hotel hatte ich eins in Estes Park vorgebucht. Normalerweise völlig problemlose Geschichte. Als ich in die Berge der Rockies gekommen bin hatte ich allerdings mit extremer Müdigkeit zu kämpfen und ich habe mich auch bei einem "Millisekunden"-Schlaf erwischt. Eine mehr als grenzwertige Erfahrung.


    Früher hatte ich immer erst am Ankunftstag entschieden wo ich schlafe und habe mir etwas vor Ort gesucht. Nachdem das letztes Jahr im Sommer aber in die Hose ging und alles ausgebucht war und ich den ganzen Abend rumgeeiert bin, etwas für die Nacht zu finden, habe ich mich dieses Jahr dazu entschien vorzubuchen - auch falsch!


    Die richtige Entscheidung wäre hier gewesen, das nicht mehr stornierbare Hotelzimmer verfallen zu lassen und ein anderes in der Nähe des Airports zu nehmen.


    Allerdings: Wer schreibt schon gerne 150 $ in den Wind? Andererseits: Was sind 150 $ gegen einen schlimmen Unfall?


    Tja: Engel links, Teufel rechts...


    Was habe ich hieraus gelernt: Beim nächsten mal gleich in der Nähe des Airports buchen und nicht mehr fahren, auch wenn es noch so öde ist und wie verlorene Zeit erscheint...

  • Wir buchen für den Ankunftstag immer eine Übernachtung vor, die nicht weit vom Airport entfernt ist. Ich mag nach einem 12 Stunden Flug nicht noch weit fahren müssen. Wenn wir fit sind, gehen wir schon mal einkaufen, ansonsten lassen wir es ruhig angehen und gehen früh zu Bett.

  • Nein, es gibt eben keine allgemein gültige Berechnungsformel und auch kein "Schwarz und/oder/auf Weiss". Die Umstände und die persönliche Kondition, bzw. eben die persönlichen Gepflogenheiten machen zwangsläufig jeden Fall zum Einzelfall. Und selbst unter Berücksichtigung aller eigenen Erfahrungswerte und grösstmöglicher Voraussicht bezüglich nicht beeinflussbarer Umstände, kann und wird man hie und da Fehleinschätzungen treffen. Die Umstände können alleine aufgrund der Wahl des zuletzt eingenommenen Essens komplett unterschiedlich ausfallen.


    Kleinigkeiten, wie ob man "nach Grünland" noch ein paar Bierchen aus der Bord-Kantine zwitschert, können eine ganz entscheidende Rolle spielen ob man nach der Landung, Immigration, Gepäck- nd Mietwagenübernahme noch fit für die nächsten 100+ Meilen Fahrt ist oder doch nicht, bzw. ob man sich fit fühlt. Es ist natürlich, dass man sich nach der Ankunft erst einem in einem Hochgefühl befindet. Der Urlaub beginnt, der ganze Kontinent liegt einem offen, alles ist super. Aber spielt der Körper und Geist mit? Kann man sich selbst wirklich ausreichend einschätzen? Viele können das, viele nicht. Und dabei spielt es oftmals keine Rolle, ob man sich schon mit den Gegebenheiten des lokalen oder regionalen Verkehrs auskennt, dass man sich auch in einem fremden Fahrzeug gleich zurechtfindet, usw. Manche beflügelt genau das und für andere trägt es zusätzlich zur Erschöpfung bei. Es kann in alle erdenklichen Richtungen gehen.


    Mein Tip: Wenn es nur den geringsten Zweifel an der Machbarkeit gibt, wenn man auch nur die leisesten Anzeichen von Er- oder gar Übermüdung verspürt, sollte man auf Nummer Sicher gehen und im Zweifelsfall lieber auch ein 6+ Monate vorher gebuchtes Hotelzimmer verfallen lassen. Und wie ich schon in einem anderen Thread erwähnt habe: Übermüdetes Fahren ist nicht nur in Kalifornien bereits ein Verkehrsverstoss, Wenn es zu einem Unfall kommt - speziell mit Personenschaden - und der gegnerische Anwalt herausfindet dass man zuvor 12, 14, 16 oder gar mehr Stunden unterwegs war, dann wird er es in der Gerichtsverhandlung als belastendes Argument verwenden. Und das speziell dann, wenn der eigene Klient augenscheinlich die Vollschuld an dem Unfall hat.


    Das ist kein Spass! Ich kenne genug Anwälte und deren Vorgehensweise und war bei mehr als genug Gerichtsverfahre dabei. Es ist derJob der Anwälte, ihre Klienten bestmöglich zu vertreten. Und wenn sich jemand die Blösse gibt, nach 12 Stunden Flug noch auf eine längere Autofahrt zu gehen, dann kann aus dem volltrunkenen, vorbestraften Unfallverursacher rasch das total unschuldige Opfer eines rücksichtslosen, unverantwortlich handelnden Ausländers ohne (US-). Führerschein werden.


    Also zBsp. so:


    "Ja, mein Klient ist zwar als Gangmitglied registriert, hat 20 Vorstrafen und eine Fussfessel und dürfte eigentlich das Haus gar nicht verlassen. Aber er wollte doch nur zur Kirche und dann seine todgeweihte, krebskranke Cousine besuchen, als dieser Deutsche nach - wie er behauptet(!) "nur" 14 Stunden Wachseins - seinen PS-starken Mietwagen bestiegen hat, um damit noch weitere zwei Stunden in Richtung Osten zu fahren und aufgrund seiner unweigerlichen Übermüdung damit tausende andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Herr Müller fährt in Deutschland einen VW Passat mit 115PS. Hier hat ihm die Mietwagenfirma ohne vorhergehende Überprüfung seiner Fahrfähigkeiten ein über 350PS starkes SUV überlassen! Ich frage sie, werte Geschworene: Kann das im Zweifel nicht auch zu dem Unfallhergang beigetragen haben? Können sie ohne jeden Zweifel ausschliessen, dass jemand wie Herr Müller nicht vielleicht mit diesem grossen und PS-starken Fahrzeug überfordert war, als mein Mandant die rote Ampel übersah und in die Kreuzung einfuhr? Herr Müller ist an den Bremsweg eines 2,500 Pfund schweren Kompakt-Sedans gewöhnt. Plötzlich fand er sich aber am Steuer eines fast 6,000 Pfund schweren Geländewagens wieder, der zudem mehr als die doppelte PS-Kraft seines gewöhnten Fahrzeuges hatte. Und wir wollen nicht vergessen, dass Herr Müller zu diesem Zeitpunkt bereits 16 Stunden nicht geschlafen hatte. Laut Protokoll gab Herr Müller selbst an, dass er um 0600hrs Ortszeit in Gelsenkirchen, Deutschland aufgestanden ist und dann 2 Stunden für die Fahrt zum Flughafen Düsseldorf brauchte. Nach dem Einchecken begab er sich auf einen strapaziösen Flug, welcher über 12 Stunden dauerte. Danach musste er durch die Immigration, sein Gepäck und schliesslich seinen viel zu starken und zu grossen Wagen von der Verleihstation abholen. Wir haben aktenkundige Augenzeugenberichte von Mitarbeitern der Verleihstation, dass Herr Müller bereits zu diesem Zeitpunkt Mühe hatte, das Mietfahrzeug überhaupt aus dem Stellplatz zu manövrieren! Selbstverständlich behalten mein Mandant und ich uns rechtliche Schritte gegen diesen unverantwortlich handelnden Vermieter vor, welche in einem separaten, zivilrechtlichen Verfahren behandelt werden. Aber ich frage sie, werte Geschworene: Können sie mit Kenntnis dieser unfassbaren Fehlhandlungen seitens des Herrn Müller überhaupt noch daran zweifeln, dass dieser Mann den Unfall zu 100% aus eigener Schuld verursacht hat? Mein Mandant ist laut eigenen Angaben seit fast drei Wochen drogenfrei und hat sich einer kirchlichen Selbsthilfegruppe angeschlossen. Er hat im Jahr 2003 fünf fast noch einwandfreie T-Shirts an die Heilsarmee gespendet. Und im Gegensatz zu diesem Herrn Müller, ist mein Mandant angehöriger einer sozial benachteiligten Minderheit. Wollen sie diesen aus dem Ausland und unter womöglich fragwürdig eingereisten Mann aus der Verantwortung für sein furchtbares Handeln nehmen? Ich vertraue auf ihre Urteilskraft, werte Geschworene, und ich hoffe - nein ich weiss - dass sie Gerechtigkeit walten lassen. Gott schütze Amerika!"


    Noch einmal: Das ist kein Scherz! So läuft das hier vor Gericht. Und wenn "Fluchtgefahr" besteht, bleibt man auch schon einmal ohne Bail in Haft (wie gesagt. Bei einem Unfall mit Personenschaden). Die gute Nachricht: Alle verfassungsmässigen Rechte (also das Recht auf Aussageverweigerung, auf Rechtsbeistand, usw.) stehen jeder Person zu, die sich im Staatsgebiet der USA aufhält (gilt sogar für illegal Eingereiste). Also hat man im Ernstfall auch das Recht auf einen Public Defender, für den man nichts bezahlen muss. Das sind durchwegs gute Anwälte und eben nicht nur halb-motivierte Leute, die nur auf den Sprung in eine Anwaltskanzlei warten. Aber eine richterlich verhängte Untersuchungshaft im Fall von Fluchtgefahr (eben wenn man Ausländer ist und ev. sogar schon ein Rückflugticket hat) können sie im Normalfall nicht verhindern. Wie gesagt: Das gilt für Unfälle mit Personenschaden (tatsächlich oder eben behauptet). Ohne Personenschaden kümmert's niemanden.


    Aber die Goldgräber sind immer und überall. Ich hatte schon öfters Fälle, wo Leute unmittelbar nach einem Unfall über Nackenschmerzen klagten. Als ich ihnen dann sagte, dass ein Whip-Lash Syndrom (Peitschenschlagsyndrom) erst am nächsten Morgen zu spüren wäre und zudem durch eine ärztliche Untersuchung nachweisbar wäre, haben alle(!) ausnahmslos plötzlich eine wundersame Heilung erfahren. Ob manche von diesen Leuten dann doch noch einen Prozess angestrebt haben weiss ich nicht. Zumindest wurde ich nie später zu einer Zeugenaussage einberufen (sic!). :rolleyes:


    Ok, ich schreibe immer zuviel... Aber um zum Schluss zu kommen: Was man sich zutraut, muss jeder selbst entscheiden für sich können. Aber jeder muss im Ernstfall eben auch die Konsequenzen für seine Entscheidung tragen.

  • Die Geschichte find ich gut :gbei:


    Grundsätzlich hat man immer eine Teilschuld, schon durch die bloße Teilnahme am Verkehr. Selbst wenn ich nach Ankunft direkt in ein Hotel nur 1 Meile entfernt gehe und am nächsten Morgen erst auf die Interstate und es würde ein Unfall passieren, selbst dann könnte der gegnerische Anwalt die gleichen Floskeln zur Verteidigung seines Klienten verwenden. Schließlich habe ich ja immer noch die Zeitumstellung in den Knochen und bin eigentlich nicht zu 100% fit. Was im Umkehrschluss bedeuten würde, am Besten man bleibt im Bett liegen und schaut sich die Welt durch das Fernsehen an. Ist viel risikoärmer (:fluecht:)


    Letztendlich muss es jeder für sich selbst entscheiden. Es ist aber kein Fehler so schnell wie möglich in ein Hotel zu gehen. Die verlorene Zeit am Ankunftstag kann schnell am nächsten Morgen wieder herein geholt werden. Man ist ja eh früh wach.


    so long
    alljogi

  • ...Selbst wenn ich nach Ankunft direkt in ein Hotel nur 1 Meile entfernt gehe und am nächsten Morgen erst auf die Interstate und es würde ein Unfall passieren, selbst dann könnte der gegnerische Anwalt die gleichen Floskeln zur Verteidigung seines Klienten verwenden. Schließlich habe ich ja immer noch die Zeitumstellung in den Knochen und bin eigentlich nicht zu 100% fit...


    Grundsätzlich kann ein Anwalt jedes Argument vorbringen das ihm hilfreich erscheint, um Zweifel an der Schuld seines Klienten aufkommen zu lassen. Aber wenn ein Argument zu weit her geholt erscheint und darüber hinaus nicht ausreichend belegbar ist, kann es auch sehr rasch kontraproduktiv werden. Ausgehend von einem Geschworenenprozess in einer Verhandlung wegen eines Unfalls mit Personenschadens (in den USA hat jeder Angeklagte, in Fällen wo eine Gefängnisstrafe von über sechs Monaten droht, das Recht auf eine unparteiische Jury) werden vom Gericht Geschworene einberufen. Diese Geschworenen sind keine Juristen, sondern sie werden nach dem Zufallsprinzip aus dem jeweiligen Gerichtsbezirk ausgewählt. (natürlich kann hie und da zufällig auch ein Jurist ausgewählt werden)


    Die Grundidee ist, dass man eben eine Gruppe von Leuten (mindestens sechs, maximal zwölf, aber um's nicht wieder zu lang werden zu lassen, gehe ich darauf jetzt nicht näher ein) entscheiden zu lassen, ob der Angeklagte ohne jeden Zweifel Schuld trägt. Diese Geschworenen sind im Idealfall alle "normal denkende" Mitbürger, also Leute die mit durchschnittlicher Rationalität Entscheidungen treffen (was das ist und ob das tatsächlich immer so ist, kann man natürlich auch wieder diskutieren). Jedenfalls wird es ein Anwalt viel leichter haben, jemandem vor Augen zu führen, dass man nach einer strapaziösen Reise nicht so fit sein kann, wie wenn man zwischen der unmittelbaren Anreise und dem Fahrtantritt noch ein paar Stunden Schlaf hatte. Unter den Geschworenen gibt's vielleicht welche, die manchmal 24 Stunden durcharbeiten, dann noch Auto fahren und das für gut machbar erachten. Aber die meisten Leute werden wohl eher einer Argumentationslinie folgen die besagt, dass das unverantwortlich und leichtfertig ist. Umgekehrt werden die meisten Leute eher nicht als nachvollziehbar erachten, dass jemand der nach einer langen Anreise noch ausreichend Schlaf hatte, plötzlich eine unkalkulierbare Gefahr dargestellt hat, als er/sie dann am nächsten Tag die Weiterfahrt angetreten hat. Viele Geschworene werden schon selbst einmal in so einer Situation gewesen sein und bei ihrer Entscheidungsfindung von ihren eigenen Erfahrungswerten ausgehen. Daher sollte man niemals mit extremen Argumenten in der einen oder anderen Richtung kommen.

  • Ich finde die Geschichte aus dem Gerichtszahl sehr gut erzählt und wohl sehr realistisch geschildert. Die würde aber auch funktionieren, wenn man die Stelle mit dem 16 Stunden Flug rausstreicht.


    Wie der TO selber zugibt, kommt es eben immer auf den Einzelfall an. Er kann problemlos 24 Stunden ohne Schlaf auskommen und Auto fahren. Andere können das halt nicht. Die Aussage, dass der TO bereit ist unterwegs spontan zu nächtigen, da nicht er nichts vorgebucht hat, ist m.E. das Relevante. Abgesehen davon dass nun nicht immer ein Motel neben einem auftaucht, wenn man in den Sekundenschlag fällt. Und darum geht es ja: man ist hundemüde und nickt dann weg, siehe Bellagio"O". Ich denke, da kann auch der Polizist nicht widersprechen.


    Nach einem Flug, auf dem man noch ein paar Stunden geschlafen hat, ist man bei Ankunft 13:55 Uhr in LAX sicherlich durch Adrenalin etc. so gut drauf, dass man wohl ohne Probleme noch ein Stückchen fahren kann. Für den Einen ist die Fahrt nach S.D. vollkommen abwegig, für den Anderen ist die Fahrt nach LV aber problemlos möglich. Ich denke jeder kann und sollte sich selber einschätzen können. Und das hat nix mit Urlaub etc. zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand. So wird sich ja niemand, nur weil er Urlaub hat, im Flugzeug ein halbes Dutzend Bierchen mit Jäger-M. genehmigen und dann noch fahren wollen.


    Der einzige problematische Punkt ist das Vorbuchen des Hotels, welches man evtl. noch unbedingt erreichen will (wegen der Stornierungskosten). Hier muss man verantwortungsbewusst handeln. Wenn ich heuer dauernd auf der Fahrt nach Pismo eingeschlafen wäre, mit Kind im Auto, wäre ich wohl kaum durchgefahren zum Hotel.


    Also mit anderen Worten: jeder nach seiner facon. Die Fahrten, die der TO in seinem Urlaub heruntergerissen hat, wären definitiv nix für mich gewesen. Ihm taugt´s, also alles gut. Und sollte es jeder für sich halten.


    By the way: in den mir bekannten Foren habe ich bisher nur von einem Unfall gelesen, dass wir hier von der Brenni. Und der passierte während des Urlaubs, nicht nach der Landung. Wer mit Kopf und Verstand, Maß und Ziel an die Sache herangeht, liegt sicherlich nie falsch. Und das gilt m.E. nicht nur für den Urlaubsbeginn.

  • Früher (also vor 10-15 Jahren)war es für mich kein Problem allein reisend von Düsseldorf nach Frankfurt zu fliegen, von dort nach Los Angeles und dann mit dem Auto weiter nach Las Vegas mit Ankunft in tiefster Dunkelheit. Ich hätte auch früher stoppen können weil ich nichts vorgebucht hatte, aber es ging noch. Würde ich heute nicht mehr machen, ergäbe auch gar keinen Sinn da ich Ankunftshotels immer vorbuche, nicht allzu weit vom Airport entfernt.

  • In 2009 wollte ich auch "mal eben" vom LAX nach Barstow. Der Flieger sollte irgendetwas gegen 13h landen... Plan war es also am Abend in Barstow anzukommen. Pech war nur dass wir aus CDG mit 4h Verspätung kamen, irgendwann gegen Mitternacht fix- und alle in Barstow aufschlugen... würde ich so nicht nochmal machen.
    Die letzten Jahre in Florida/ MIA sind wir max. bis Hollywood/ Fort Lauderdale gefahren. Irgendwie hat man doch einen Adrenalinschub wenn man den Flughafen verlässt und fühlt sich kurzweilig wieder fit... aber lange Strecken und auch noch abends würde ich nie mehr planen.

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