Liebe Forenfreunde,
mein Costa Rica Reisebericht ist fertig und bereit, auf Sendung zu gehen.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mitfahrt, aber wer still mitliest, ist natürlich ebenso willkommen.
Einige Eckdaten:
Reisezeitraum: Frühjahr 2018
individuelle Mietwagenrundreise
alle Unterkünfte vorgebucht
Viel Spaß wünscht
Dirk
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Prolog:
2016 hatten wir Blut geleckt: Mexiko war klasse (s. Reisebericht South of the Border 2016 )
Also sollte es zwei Jahre später mal wieder in die Region gehen. Diesmal Costa Rica, was seit einigen Jahren einen touristischen Höhenflug erlebt. Mal sehen, wie uns das gefällt. Die Tierwelt soll toll sein. Die Landschaft auch. Und außerdem soll Costa Rica so etwas sein wie die Schweiz Mittelamerikas. Relativ sicher und gute Infrastruktur.
Pura Vida 2018 lautet der Titel dieses Reiseberichts, und Pura Vida ist das Lebensmotto der Ticos. So etwas wie das Aloha der Hawai'ianer. Begrüßungsformel, Beschwichtigungsformel, Lebensmotto-Floskel, Einfach-So-Floskel ...
Pura Vida eben.
Wir (mein Kumpel Ralf und ich) haben fast das ganze Land bereist - bei einem Land, das ungefähr so groß ist wie Niedersachsen, geht das auch in zwei Wochen, ohne, dass man dabei den Anspruch haben darf, dann auch wirklich alle Sehenswürdigkeiten komplett abzuklappern. Das geht natürlich nicht, auch, weil die Straßenverhältnisse eben nicht so sind wie in Niedersachsen. (Ok, manchmal erinnern sie an niedersächsische Feldwege.)
Die wichtigsten Nationalparks und die bekanntesten Highlights haben wir geschafft, und dabei ist folgende grobe Route herausgekommen:
Und hier ein kleiner Video-Teaser zur Einstimmung - aufgenommen mit Ralfs Drohne:

Pura Vida 2018 - kreuz und quer durch Costa Rica
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Ich kann zwar Karte und Video nicht sehen, freue mich aber schon aufs Mitreisen
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Ich kann zwar Karte und Video nicht sehen
Oh, das ist schade. Keine Ahnung, woran das liegt. Aber Hauptsache, du bist dabei.
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Ich kann beides sehen (und das in der grünen Hölle
) und bin dabei
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Ich bin auch gespannt - wir waren 1990 für 3 Wochen auf Verwandtenbesuch in San Jose und haben von dort aus ein paar Ausflüge an Atlantik, Pazifik und in die Berge gemacht. Die Strassen und den Verkehr habe ich noch als sehr abenteuerlich in Erinnerung und bin gespannt wie sich Costa Rica heutzutage bereist.
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Da bin ich auf jeden Fall dabei, denn Costa Rica steht noch auf unserem Zettel.
Ich kann übrigens beides sehen. -
Wir fahren dann mal langsam los. Können gerne noch Leute aufspringen, bisschen Platz ist ja noch.
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Anreise: 24.-25.03.2018
Same procedure as vor zwei Jahren, als wir nach Mexiko geflogen sind. Wieder geht´s nach Amsterdam, wieder Verabschiedung von meiner Familie um kurz nach 15.00 Uhr, wieder Abfahrt Bielefeld bei Ralf ca. 16.15 Uhr, diesmal aber fährt Ralf . Der VW Up ist mit unserem Gepäck knallvoll, aber es geht.
Kurz vor Rheine ein kurzer Stau, aber nichts Schlimmes, und wir fahren durch bis Apeldoorn, wo wir in einem Familienrestaurant in der Nähe der Autobahn einkehren. Der Laden heißt Malkenschoten und von Pizza über Schnitzel bis Steak gibt es alles. Die Bedienung spricht gut deutsch und ist sehr nett, wir werden prima bewirtet.
Die Pizza erinnert mich an die Pizza vor zwei Jahren in Holland. Irgendwie schmeckt entweder der Käse oder der Schinken ungewohnt - relativ streng, nicht ganz so mein Geschmack, aber die Qualität des Essens ist völlig in Ordnung.
Wir fahren ohne weiteren Stopp zum Hotel: Park Inn by Radisson in der Nähe des Airports. Zunächst bekommen wir ein Zimmer mit Kingsize Bett, aber das können wir gegen das Zimmer direkt gegenüber mit zwei Queens tauschen. Wir gucken noch die 2. Halbzeit Deutschland - Spanien und machen dann das Licht aus. Morgen wird anstrengend, es wartet ein mörderlanger Flug.
Am nächsten Morgen bekommen wir ein Top-Frühstücksbuffet, wirklich vom Feinsten. Sogar Smoothies gibt es. Beim Auschecken eröffnet mir die Dame an der Rezeption, dass wir noch bezahlen müssen, was aber nicht sein kann, da wir alles prepaid hatten. Es lag ein Zahlendreher mit der Zimmernummer vor - wir hatten 234 und nicht 324 - was sich aber schnell klären lässt.
Pünklich um 7.08 Uhr steht der Shuttle an der Straße, wir müssen also nicht lange frieren, denn die dicke Winterjacke - in Europa ist es ungemütlich kalt bei höchstens 5° C - lassen wir natürlich im Auto. Was sollen wir damit in Costa Rica?
Da wir die Bordkarten schon auf dem Handy haben, müssen wir nur noch unser Gepäck an einer der Selbstbedienungsstationen einchecken. Bis wir bei der Security dran sind, dauert es keine zehn Minuten, aber die anschließende Kontrolle ist supergründlich. Sowohl Ralf als auch ich müssen alles auspacken, alles wird einem Wischtest unterzogen und weiteren Überprüfungen. Es gibt aber nichts zu beanstanden und wir dürfen weiter.
Wir haben noch mehr als 90 Minuten Zeit bis zum Abflug und vertreiben uns die Zeit im Internet.
Der KLM-Flieger von Amsterdam nach Paris ist rappelvoll und ziemlich eng, aber es ist ja nur ein kurzer Flug. In Paris (CDG) haben wir drei Stunden Aufenthalt, aber wir müssen ja auch einen Terminalwechsel zu E2 machen und außerdem mangelt es an Hinweisschildern zum M-Bereich. Nach K kommt L - logisch - dann sollte doch eigentlich M kommen, oder nicht? Tut es aber nicht, nicht mal ein Hinweis, wo es weitergeht, sodass wir im Rolex-Shop einen Mitarbeiter fragen, wo wir hin müssen. Der Gute freut sich, dass ein Werder-Fan vorbeikommt (Ralf hat das entsprechende Trikot an) und erklärt uns, dass wir ganz falsch sind. Wieder hoch, zurück und dann durch die Glastür und dann mit dem Train fahren. Aha, interessanterweise steht an besagter Glastur alles Mögliche, aber nicht M. Aber wenn der gute Mann, das sagt, wird es wohl stimmen, denken wir, und marschieren durch.
Richtig: jetzt sind wieder Wegweiser zu M in Sicht - na bestens. Noch einmal Security, hmmpf, aber diesmal geht alles ruckzuck.
Im Terminal E2 bummeln wir ein wenig durch die vielen Läden, die einer Shopping Mall zur Ehre reichen würden. (Ach, die Bose Quiet Comfort sind schon nicht schlecht aber auch sauteuer.) In einem der vielen Relay-Läden kaufe ich mir noch die französische Version von Ohropax für den ruhigen Schlaf.
Mit einer Boeing 778 fliegen wir nonstop nach San José, Costa Rica. 3-4-3 Sitzaufteilung, wir haben zwei Gangplätze nebeneinander, was ziemlich praktisch ist. Das Filmangebot ist gut, ich gucke Mord im Orientexpress, Wind River und den genialen Three Billboards outside Ebbing. Das Essen ist in Ordnung (Risotto und Hühnerfricassee mit Reis und Zitronenkuchen als Nachtisch), der Gesamtservice definitiv schlecht. Nach einem einmaligen Rundgang, gibt es nichtmal den obligatorischen Beverages Service zwischendurch, Getränke kann man sich selbst holen, fertig. Für einen 13-Stunden-Flug ist das irgendwo zwischen peinlich und erbärmlich.
Ansonsten verläuft der Flug sehr ruhig, wir fliegen quer über den Atlantik.
Pünktlich um 18.30 Uhr Ortzeit landen wir, aber das war eine ganz schön schaukelige Angelegenheit, da es wohl extrem windig ist. Wir haben schon Bodenkontakt, als wir mächtig in die Gurte gedrückt werden, da die Maschine zu einer Seite wegziehen will. Alle wieder munter? Wir auf jeden Fall.
Die Immigration verläuft ähnlich wie in den USA (und übrigens auch in Mexiko), schon an Bord musste man ein Zollformular ausfüllen usw. Das Ganze dauert ungefähr eine halbe Stunde.
Die Koffer lassen eine Dreiviertelstunde auf sich warten, aber wenigstens haben sie die lange Reise mitgemacht und sind am Ziel angekommen. Die Koffer und auch das gesamte Handgepäck müssen dann noch mal abgegeben und auf ein Band gelegt werden, warum auch immer.
Dann endlich dürfen wir den Flughafen verlassen und atmen frische Luft, die gar nicht mal besonders schwül ist. Es sind knapp 20° C, aber es ist schon stockdunkel. Im Meet & Greet Bereich werden Hunderte Schilder hochgehalten, aber keines von unserer Mietwagengesellschaft Adobe Rent a Car. Wir wimmeln unzählige Leute ab, die uns kutschieren wollen, und sind zunächst etwas ratlos. Hoffentlich sind die nicht schon weg, denn wir sind etwas später als angegeben.
Dann gehen wir einfach immer weiter und: siehe da - wir sehen ein Adobe-Schild, sogar mit Namensliste (und unseren Namen drauf), davor schon ein paar Ankömmlinge, die auch mitfahren möchten.
Ungefähr 15 Minuten dauert die Fahrt zur Mietwagenstation. Ich springe schnell raus, überlasse Ralf das Ausladen des Gepäcks und bin so ganz vorne in der Schlange. Keine 20 Minuten später ist alles erledigt und wir bekommen einen weißen Suzuki Jimny zugeteilt, der zwar null Komfort bietet, aber ansonsten einen prima Eindruck macht.
Ralf fährt die halbe Stunde zum Hotel Aloft, welches sich als ziemlich cooler Laden herausstellt. Der Eingangsbereich ist top-modern und stylish - irgendwie loungemäßig - der Service professionell im Sinne von gut und das Zimmer riesig. Zwei große Doppelbetten, ein üppiges Bad - top.
Gegenüber ist ein Mc Donald´s, der erste von insgesamt zwei Mc Donald´s Läden, die ich im ganzen Land sehen werde, aber wir haben keinen Hunger.
Auf der anderen Straßenseite befindet sich eine Mall, die aber schon geschlossen ist - abgesehen von den Restaurants und dem Großkino. Bei stürmischem Wind laufen wir rüber und ziehen erstmal Geld aus einer ATM. Ungefähr 140 Euro heben wir ab.
Schon lustig, wie hart die costa-ricanische Währung ist (Colones):
Die Nacht verläuft für mich erwartungsgemäß: bis 4.30 Uhr fünf Stunden Schlaf in zwei Etappen bei insgesamt acht Stunden Zeitverschiebung. Völlig normal, ist halt so bei mir.
Übernachtung: Aloft Hotel San José
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Nun geht die Reise richtig los: der erste Tag steht an.
Schön, dass sich eine nette Gruppe Mitreisender gefunden hat. Kann aber natürlich noch jeder mitfahren, wir warten auch ein bisschen.
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1. Tag: 26.03.2018
Dass wir super-früh wach sind, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Tue ich aber trotzdem: irgendetwas in der Region 04:30 Uhr, acht Stunden Zeitumstellung - damit ist das Thema dann wirklich erschöpfend für den gesamten Reisebericht abgehandelt.
Wir trödeln noch ein bisschen rum und dann noch ein bisschen, packen ein paar Sachen um, trödeln wieder ein bisschen und sind immer noch zu früh dran für´s Frühstück, welches erst um 7:00 Uhr serviert wird. Ein paar Minuten müssen wir uns noch in der schönen Hotellobby die Zeit vertreten, dabei haben wir doch schon soooo einen Riesenhunger. Ist doch eigentlich schon längst Mittag durch.
Dann aber werden wir an die Futternapfe gelassen und staunen über das prächtige Buffet, das angerichtet wurde. Es gibt alles, was das Herz begehrt: amerikanische Frühstückssachen (scrambled eggs usw.), Omelett, costa-ricanische Spezialitäten (Reis mit Bohnenpampe), sehr lecker ist der wie Kuchen schmeckende Coconut French Toast, Säfte, sehr guter, pechschwarzer Kaffee, kleine Teilchen, brötchenähnliches Brot usw.
Die Sonne lacht vom Himmel, wir sind gespannt auf den Tag und lassen es uns erst einmal schmecken.
Nach dem Frühstück checken wir aus und sind um 7:30 Uhr abfahrbereit. An der Schnellstraße, die uns Richtung Osten aus San José herausführt, liegt linker Hand ein furchtbarer Slum. So etwas habe ich noch nie gesehen, Wellblechhütten stehen dicht an dicht, es ist ein schlimmer Anblick. Das Gebiet heißt Triángulo de la Solidaridad, und 2000 Leute leben dort.
San José selbst wirkt wenig schön, um nicht zu sagen hässlich. Trist, grau und gleichzeitig unorganisiert. Die Wegweisung ist spärlich, und ohne Navi hätten wir kaum aus der Stadt herausgefunden. Der Verkehr ist heute, am Sonntagmorgen, sehr dünn, was die Sache erheblich vereinfacht.
Nachdem wir erst einmal auf der Fernstraße #32 sind, ist der Weg sehr simpel: immer geradeaus bis zur Küste. Wir kommen durch den Braulio Carrillo Nationalpark, ein 45.000 Hektar großes Schutzgebiet mit unberührtem Regenwald, das von der Route #32 in zwei Teile separiert wird: Quebrada Gonzáles und Sektor Vulkan Barva. Der Park ist ein äußerst regenreiches Gebiet, was uns wenig verwundert, denn je tiefer wir eintauchen, desto schlechter wird das Wetter. Am höchsten Punkt der Straße schüttet es wie aus Eimern und es ist sehr neblig. Dabei stehen wir auch noch eine gute halbe Stunde im Stau, denn es wird irgendwo gebaut, oder hat einen Erdrutsch gegeben, wie ich vermute. Im strömenden Regen gehen Straßenverkäufer von Auto zu Auto - davon gibt es eine ganze Menge, denn die #32 ist die meistbefahrene "Autobahn" in Costa Rica - und verkaufen Obst und Gebackenes. Draußen ist es übrigens relativ kühl, und in unseren kurzen Klamotten spielen wir sogar mit dem Gedanken, mal kurz die Heizung im Auto anzumachen. Tropenwärme geht jedenfalls anders.
Kaum sind wir aus dem Nationalpark raus, wird das Wetter deutlich besser. Vor allem wird es angenehm warm und die Sonne kommt auch allmählich raus. Wir kommen an riesigen Bananenplantagen vorbei und machen an einer einen kleinen Fotostopp.
Man darf die Wege nicht betreten - offiziell wegen der Sprühflugzeuge, die Pestizide abladen - und kaum gehe ich auch nur zwei Meter (weiter wollte ich auch gar nicht), hält ein Polizist mit einem Motorrad. Der Mann erinnert uns freundlich daran, dass wir da nichts zu suchen haben, und erklärt uns, ohne ein Wort Englisch zu sprechen, auch, warum, aber ein Foto darf ich natürlich noch machen (s.o.). Ansonsten wünscht er uns eine gute Fahrt, wartet aber, bis wir weiterfahren.
Dann nimmt die Katastrophe ihren Lauf, denn wir stehen im Stau. Furchtbar. Bestimmt 90 Minuten zuckelt eine immer länger werdende Blechlawine hinter einem LKW her, der keine 30 km/h fährt und nicht einmal von den zahlreichen Rennradfahrern überholt werden kann, die das geschwindigkeitsmäßig locker geschafft hätten (Radsport scheint in Costa Rica ziemlich beliebt zu sein).
Dann spielen wir "Wilde Sau" - so wie auch viele Einheimische. Einfach auf die Gegenfahrbahn, egal, ob man Sicht hat oder Kurven kommen, Hauptsache, es gibt noch einen Seitenstreifen. Zwei Kilometer brettern wir als Geisterfahrer hinter der costa-ricanischen Vorhut her, weichen aus, wenn tatsächlich Gegenverkehr kommt und werden immer mutiger. Dann mal wieder einfädeln, wenn es gar nicht anders geht, aber gleich wieder raus auf die falsche Spur und Go. Wir wundern uns schon längst nicht mehr, dass unser Fahrverhalten niemanden zu jucken scheint. Keine panische Lichthupe von Entgegenkommenden, keine Stinkefinger, kein Hupen - nada. Scheint völlig ok zu sein. Na denn...
Ein paar Kilometer geht alles gut, dann der nächste Stau. Ein LKW ist liegengeblieben auf dem Weg zum Containerparkplatz, wo er seine Bananen abladen möchte. Unser Suzuki Jimny ist klein und wendig und vor allem robust, also geht es diesmal rechts an der kilometerlangen Schlange vorbei, was uns mindestens eine Stunde spart.
Kaum haben wir die Abzweigung zu den riesigen Containerlagerplätzen, wo die Bananen abgeladen bzw. zur Verschiffung abgeholt werden, hinter uns, fließt der Verkehr wieder.
Wir kommen durch ziemlich ärmliche Dörfer, viel Verfall, Armut. Irgendwo kaufen wir Wasser, Hauptsache gekühlt, denn für eine Kühltasche ist kein Platz mehr im Auto, aber es geht auch so. Viele Hunde laufen rum, alle sehen gut gepflegt aus, das scheinen Haustiere zu sein, die aber einfach so durch die Gegend tigern.
In Puerto Limón, einem wichtigen Verschiffungszentrum der Bananenwirtschaft, biegen wir auf die #36 nach Süden ab. Wir fahren jetzt direkt am karibischen Meer entlang, aber die Strände sehen nicht besonders einladend aus. Stattdessen gibt es überall wilde Müllkippen (schlimmer habe ich es nur auf Zakynthos erlebt, als wohl wieder mal der öffentliche Dienst streikte) - wenig Urlaubsflair. Das ändert sich erst, als wir uns Cahuita nähern. In Puerto Viejo schließlich ist es richtig schön, das ist ein trubeliger Ferienort mit tollen Stränden, vielen Restaurants, Bars und Souvenirläden und allem Drumherum. Hier ist der Lebensstandard deutlich höher, als in den ländlichen Gebieten, durch die wir bei unserer mittlerweile fünfeinhalbstündigen Reise (lt. Navi sollten es nur vier Stunden sehr, dem Stau sei Dank!) gekommen sind.
Wir fahren durch den Ort, noch ein Stückchen weiter Richtung Süden und sehen dann auch schon das Schild zu unserer Unterkunft: Caribe Town Resort. Dort werden wir von Chris und Jessica, den Gastgebern, herzlich begrüßt. Jessica meint, dass wir wohl die ersten Gäste wären, die das ziemlich lange Bett wirklich der Länge nach ausnutzen würden. Sie würde sich schon für groß halten, aber wir wären Riesen.
Unsere Cabin stellt sich als schöne, urige Unterkunft heraus.
Das Häuschen liegt inmitten eines herrlichen Gartens mit üppig wuchernden tropischen Pflanzen. Gleich hinter der Veranda geht das los:
Gegenüber unserer Unterkunft, nur durch die Strandstraße getrentt, liegt Playa Cocles, ein schöner Strand, an dem wir ein wenig spazierengehen.
Gleich hinter dem Strand endet der lagunenartige Rio Cocles in einem größeren Pool. Man fragt sich, wie dieses Boot da jemals wieder wegkommen will, denn es gibt keinen mir bekannten "exit". Vielleicht bei einer Sturmflut... Aber sieht auf jeden Fall nett aus.
Wir beschließen, querfeldein zurück zur Straße zu laufen, finden erfreulicherweise einen kleinen Pfad, der das Laufen erleichtert und tigern dann die Strandstraße zurück zu unserer Cabin. Die Sonne scheint ein wenig verhangen und es ist ziemlich schwül, aber auszuhalten. Trotzdem werden wir einem ersten Schwitz-Härtetest unterzogen und freuen uns, dass wir unterwegs an einem kleinen Laden vorbeikommen, wo wir ein paar Flaschen Wasser kaufen.
Beim Caribe Town angekommen gehen wir auf Faultier-Jagd. Natürlich nur fotografisch - in den hohen Bäumen hinter dem Caribe Town Garten hängen tatsächlich ein paar dieser liebenswerten Zottelviecher rum. Viel tun sie nicht, rumhängen halt. Was man so als Faultier macht. Fotos sind schwierig, da es selbst mit 600mm Tele ziemlich weit weg und zudem frontales Gegenlicht ist.
Ich gehe lieber noch ein wenig auf Fotopirsch in dem herrlichen Garten und kehre nicht mit leeren Händen - ähh Speicherkarte - zurück.
Noch ein paar Gartenbilder:
Och, der Pool ist auch ganz nett - auch wenn wir es nicht geschafft haben, da jemals reinzuhüpfen.
Der Tag war zwar schon lang, aber wir stecken voller Energie und haben Lust, nach Puerto Viejo zu fahren. Bisschen Touri-Atmosphäre schnuppern ist auch mal ganz nett.
Der Strand ist schön, ein richtiger Familienstrand. Sehr gepflegt und trotzdem natürlich wirkend.
Eine Attraktion sind die vielen Surfer, die hier offenbar ihr Eldorado an der costa-ricanischen südlichen Karibikküste gefunden haben. Wir sehen ihnen eine Weile zu, da sind ein paar richtige Akrobaten dabei, die eine Menge draufhaben, auch wenn nicht jeder Schuss ins Schwarze geht (wie man sieht).
Wir trinken noch ein Käffchen - ich liebe den mittelamerikanischen pechschwarzen Cafe Americano - und auch das Publikum ist zu nahezu 100% amerikanisch.
Noch ein paar Fotos, wobei wir uns fragen, wie a) das Segelboot hier auf Grund laufen konnte und b) wie es jemals wieder da wegkommen will. Das Teil ist doch garantiert total vermodert und säuft bei der nächsten Sturmflut ab.
Jetzt wird das Licht richtig gut, Playa Negra, etwas nördlich des Dorfes gelegen, sieht sehr idyllisch aus.
Ralf versucht noch, einen Hut zu finden - ein nicht enden wollendes Drama zeichnet sich ab nach dem Reinfall in Mexiko (Insider) - und muss frustriert von dannen ziehen. Auch die Costa Rica Hüte haben (chinesische) Einheitsgröße und sind alle viel zu klein für seinen Dickschädel.
Für´s Abendessen folgen wir der sauguten Empfehlung in der Infomappe ("deservedly famous"), die in unserer Cabin ausliegt. Der Laden heißt La Pecora Nera, ist ein Italiener und zwar ein hochpreisiger. Dafür aber auch hervorragend. Alles sehr stylish, die Bedienungen, die natürlich perfekt Englisch parlieren, sehr adrett, um nicht zu sagen totchic. Vorweg gibt es erst mal eine Fischsuppe auf Kosten des Hauses. Auf so etwas stehe ich eigentlich gar nicht so, aber diese war ein Gedicht. Dazu selbstgebackenes Brot mit Ajoli. Hmm. Wir gönnen und ja sonst nichts, aber heute Carpaccio mit Salat und frischen Champignons als Vorspeise, eine mir bis dato unbekannte Speise (das Carpaccio, nicht der Salat oder die Champignons ;-). Lecker. Der main course sieht dann für mich Spaghetti Bolognese vor und für Ralf Spaghetti mit Muscheln und Meeresfrüchten. Fantastisch! Ganz billig ist der Spaß nicht, wie zu erwarten, aber mit gut 50 Euro - eine Karaffe Wein war auch noch dabei - noch im Rahmen.
Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft ist es stockdunkel, und ich bin froh, dass ich eine Taschenlampe dabei habe. Trotz Taschenlampe huscht plötzlich eine zwei Meter lange pechschwarze Schlange über den Weg. Hmmpf, konnte die nicht vorher mal Bescheid sagen, damit man sich nicht so erschreckt?
Ein ereignisreicher erster Tag, den wir mit ein wenig Internetsurfen ausklingen lassen.
Unterkunft: Caribe Town -
Ich bin begeistert, sowohl von den Bildern als auch von der Geschichte!
Wenn es jetzt noch ein Bild vom Faultier gegeben hätte, wäre meine Begeisterung gar nicht mehr zu bremsen -
Ich kann mich Uli nur anschließen und da ihr kein Foto von dem Faultier geschossen habt, habe ich schnell mal in den Spiegel geschaut.
Ich bleib am BallGlück auf
Tom
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Ich war bisher 8 Stunden in Costa Rica. Schaun mer mal, was ich alles verpasst habe...
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Ich bin auch noch schnell reingehüpft und bin absolut begeistert, das wäre auch was für mich, ob ich Stefan dazu überreden könnte steht auf einem anderen Blatt.
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Ich bin begeistert, sowohl von den Bildern als auch von der Geschichte!
Klasse, freut michWenn es jetzt noch ein Bild vom Faultier gegeben hätte, wäre meine Begeisterung gar nicht mehr zu bremsen
Morgen kommt ein ziemlich cooles Faultierbild, finde ich zumindest.da ihr kein Foto von dem Faultier geschossen habt, habe ich schnell mal in den Spiegel geschaut.
Schaun mer mal, was ich alles verpasst habe
Ich finde, dass das Land unheimlich viel bietet auf einer Größe von gerade einmal Niedersachsen.Ich bin auch noch schnell reingehüpft und bin absolut begeistert
Sehr schön, freut mich. -
Ein wirklich vielversprechender Anfang - gern mehr davon.
Ist toll auch ohne Faultier - ich hab ja 'nen Spiegel.
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Ein wirklich vielversprechender Anfang - gern mehr davon.
Ist toll auch ohne Faultier - ich hab ja 'nen Spiegel.
Morgen gehts weiter, dann gibt es sogar ein Portrait von einem echten Faultier.
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Wir bleiben an der Südkaribikküste - ist schön dort, oder nicht?
Ein weiterer Tag, diesmal im Cahuita Nationalpark.
Viel Spaß weiterhin beim Mitfahren!
(An alle Spinnenfreunde: es kommt ein schönes Exemplar, allerdings nehme ich Rücksicht auf euch und stelle nur den Link rein. Wer draufklickt, ist selbst Schuld.
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2. Tag: 27.3.2018
Das Frühstück ist lecker. Bei Chris, unserem Wirt, bestellen wir Coconut French Toast als Spezialität des Tages, dazu scrambled eggs, Früchte, O-Saft und Kaffee. Alles frisch zubereitet. Das Wetter spielt auch mit, es ist herrlich sonnig, nach dem etwas verschleierten Beginn gestern.
Chris macht uns auf zwei Tukane aufmerksam, die direkt vor unserem Auto auf einem Zaun sitzen. Das wäre wohl ihr Lieblingsplatz, denn sie kämen jeden Morgen - vielleicht, weil sie ihr Spiegelbild in der Windschutzscheibe bewundern. Mit dem langen Tele kann ich sie schön nah heranholen.
Leider verzieht sich die Sonne wieder und der Himmel ist strukturlos, weiß-grau bedeckt, was fototechnisch so ziemlich der Super-GAU ist. Egal, kann man nichts machen, natürlich lassen wir unser Tagesprogramm deshalb nicht fallen.
Wir fahren ein paar Kilometer nach Norden, kommen durch Puerto Viejo und bleiben auf der Straße #36 Richtung Puerto Limón. Bald kommt der Eingang zum Cahuita Nationalpark (Kelly Creek Entrance), den wir heute besuchen möchten. Der kleine Ort Cahuita ist voll auf Nationalpark-Tourismus eingestellt, ohne den Park würde das Dorf vermutlich gar nicht (mehr) existieren. Es gibt diverse bewachte Parkplätze, die aber alle Gebühr kosten. Wir entscheiden uns aufgrund eines Internettipps für einen kostenlosen Parkplatz in einer Seitenstraße etwas nördlich vom Parkeingang. Unser Jimny weckt eher keine Begehrlichkeiten, zumal wir kein einziges Gepäckstück im Wagen lassen.
Am Parkeingang müssen wir ein wenig warten, weil sich schon zu früher Stunde eine Schlange am Kassenhäuschen gebildet hat. Interessanterweise darf man so viel zahlen wir man möchte, im Grund handelt es sich um eine freiwillige Donation, die man hier entrichtet. Wir lassen umgerechnt zehn Euro springen, was wohl der Kurs ist, auf den sich das Ganze eingependelt hat. Die Leute vor und hinter uns zahlen das Gleiche.
Dann werden wir gefragt, ob wir einen Guide haben möchten, aber wir lehnen höflich ab. Kein Problem: "Pura Vida, have a nice day". Nichts Aufdringliches, nichts Anbiederndes, die Einheimischen sind auch hier freundlich und dabei kein bisschen nervig.
Wir sind keine zehn Meter im Park und halten schon an. Ein Guide zeigt seinen Kunden Tiere, und angesichts des kleinen Aussichtsbereichs lässt sich kaum vermeiden, dass man mithört.
Ein knallgrüner Iguana und ein Blue Heron:
Auch Affen hüpfen in den Zweigen rum, man kann sie auch gut sehen, aber die Burschen sind dermaßen wild unterwegs, dass sie nicht fotografiert werden können.
Nicht nur die Tierwelt ist wunderschön, auch der Strand.
Wir folgen dem Pfad immer weiter der Küste entlang und bleiben hier und da stehen, um Faultiere zu suchen. So machen es auch die Guides mit ihren langen Teleskopen. Bald jedoch sieht man keine Guides mehr, die machen scheinbar nur die ersten paar Hunder Meter, und wir sind mit einer ordentlichen Anzahl Touristen auf weiter Flur.
Ach, übrigens: die Sonne kommt raus. Der Himmel wird allmählich blau.
Immer öfter bleiben wir stehen, denn, wenn man genau hinsieht, entdeckt man viele Tiere.
Achtung: Spinnen-Bild
Klasse Strand, so hatte ich mir das vorgestellt. Es ist jetzt richtig sonnig.
Auch der Weg ist herrlich, und je weiter man nach Norden kommt, desto weniger Leute sind unterwegs. Dichter Urwald, direkt hinter dem Wasser.
Die Natur hält so manche Entdeckungen bereit.
Und dann ist es endlich soweit: unser erstes Faultier - und es macht seinem Namen alle Ehre, wie es da oben in luftiger Höhe rumlümmelt.
Je weiter wir nach Norden kommen, desto besser wird das Wetter und desto schöner wird der Strand. Das Meer schimmert jetzt karibisch türkis.
Punta Cahuita heißt der nördlichste Zipfel der Halbinsel und ist der Umkehrpunkt für die meisten Touristen. Hier halten viele für ein Picknick, und das wissen auch die Kapuzineräffchen, die auf schnelle Beute lauern.
Wir gehen weiter, denn Ralf möchte seine Drohne steigen lassen. Das geht besser, wenn nur wenig Leute in der Nähe sind, damit sich keiner gestört fühlt. Punta Vargas, ganz im Nordosten der Halbinsel, ist die richtige Stelle. Ein herrlicher Fleck.
Von hier sieht man auch die Südostseite der Halbinsel.
Erst will der Drohnenflug nicht klappen, dann schalten wir unsere Handy-WLANs aus und siehe da: die Störung ist vorbei und der kleine Vogel steigt hoch. Die wenigen Leute, die hier sind, scheint das nicht zu jucken, alle sind jedenfalls sehr freundlich. Ralf macht ein paar schöne Aufnahmen.
Wir könnten den Weg weiterlaufen, was kaum jemand macht, denn dann kommt man unweigerlich zur Hauptstraße, die man mehrere Kilometer entlangtigern muss, um zurück nach Cahuita zu kommen. Da es keinen befestigten Seitenstreifen gibt und man der mittlerweile sehr warmen Sonne gnadenlos ausgeliefert ist, ist das keine Option. Wir laufen den gleichen Weg zurück und machen unterwegs noch ein paar Aufnahmen vom Strand.
Bei der Playa Blanca legen wir eine kurze Badepause ein. Die karibische See ist badewannenwarm, aber die Wellen sind herrlich. Macht Spaß, ein wenig rumzuplanschen.
Dann geht es zurück zum Auto, das wir wohlbehalten auffinden.
Auf dem Rückweg kaufen wir noch in einem Supermarkt Getränke, Kekse und Cracker und machen später im Hotel eine Kaffeepause am Pool.
Später, bei bestem Licht, brechen wir noch zu einer kleinen Fotosession auf. Wir fahren am Chiquita Beach vorbei nach Punta Uva mit dem gleichnamigen Strand.
Punta Uva wird das Kap genannt, dass sich hier vorwitzig in das karibische Meer herausstreckt. Ein steiler, etwas rutschiger Pfad führt hinauf, und von oben hat man eine Super-Aussicht auf die malerische Küste.
Wir folgen dem Pfad weiter und gelangen so auf die andere Seite des Kaps. Der Strand hier heißt immer noch Punta Uva, ist aber quasi die südliche Verlängerung der Playa Chiquita. Egal, wie er heißt, schön ist er auf jeden Fall.
Praktischerweise müssen wir nicht alles wieder zurückkraxeln, sondern können bequem einen ebenen Weg entlang laufen und sind ruckzuck wieder am Auto.
Abendessen gibt es heute bei La Nena, einem einfach aussehenden Laden, der sich aber wieder als echter Volltreffer entpuppt.
Für mich steht karibische Küche auf dem Speiseplan: Mahi-Mahi (Doradenfilet) mit Mango-Gemüsesauce, Reis und Bohnenmus. Dezent scharf, aber saulecker.
Gut gesättigt machen wir uns anschließend wieder auf den Weg zu unserer Cabin. Dieses Mal haben wir meine starke Taschenlampe dabei, damit uns nicht wieder eine Schlange erschreckt.
Unterkunft: Caribe Town
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Tolle Bilder! Vor Allem die Tukane, und sogar die Spinne ist ganz ansehnlich.
Um "meinen" Mitfahrurlaub rund zu machen, fehlen mir jetzt nur noch Essensfotos.
(Ich weiß, aber irgendwas ist ja immer)
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Um "meinen" Mitfahrurlaub rund zu machen, fehlen mir jetzt nur noch Essensfotos.
Die sind bei mir eher selten (kommen aber noch welche), weil mir meistens erst einfällt Fotos zu machen, wenn ich schon die Hälfte verputzt habe.
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Ich mache mal weiter mit dem nächsten Tagesbericht, damit ich vor meinem Österreichurlaub noch fertig werde. Wäre blöd, wenn dann erst mal zwei Wochen Pause entstehen.
Man kann ja ggf. alles nachlesen, aber ich freue mich natürlich sehr über eure Kommentare.
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3. Tag: 28.03.2018
Die Frühstücksspezialität des Tages sind heute hashed browns, dazu gibt es wie üblich Rührei, Obst und Toast. Es ist schon frühmorgens schön sonnig - ein herrlicher Tag bahnt sich an.
Heute müssen wir die Südkaribik verlassen. Eigentlich schade, denn es hat uns sehr gut gefallen. Allerdings wartet das nächste Highlight in Form des Tortuguero Nationalparks, der zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten im Lande zählt. Damit wir die 13:00 Uhr Fähre erwischen, müssen wir uns ein wenig sputen, also checken wir schnell aus und verabschieden uns von unseren Gastgebern.
Etwas nördlich von Cahuita geraten wir in eine Polizeikontrolle. Die Beamten suchen nach illegalen Einwanderern aus Belize, aber wir sind da eher nicht verdächtig. Der Polizist spricht mich auf Spanisch an, aber da ich kein Spanisch verstehe und er kein Englisch, wendet er sich an seine Kollegin. Die ist aber auch schnell mit ihrem Latein am Ende und lacht sich kaputt. Also wünscht er uns eine gute Reise: "No Spanish? Then you can go!". Aha, na fein, so kann man Probleme auch lösen. Sehr sympathisch.
In Puerto Limón liegen wieder massenhaft Container rum, die mit Bananen bepackt nach Europa geschifft werden.
Ein paar Eindrücke von der Fahrt auf der #32 Richtung Westen. Gut, dass der Verkehr heute längst nicht so schlimm ist wie auf der Hinfahrt. Wir hatten schon schlimme Befürchtungen.
Dann folgen wir einem Wegweiser zum Tortuguero Nationalpark, erkennen aber recht schnell, dass wir falsch sind und die Straße zu einer ganz anderen Sektion des Parks geht. Also schnell umdrehen. Gut, dass wir das gemerkt haben, sonst wären wir 45 km one way in die falsche Richtung gefahren.
In Santa Clara biegen wir rechts, also nach Norden, ab. Nach einer Weile kommen wir nach Cariari, eine der größeren Ansiedlungen kurz bevor es zum Tortuguero Nationalpark geht.
Bananenplantagen ohne Ende begleiten uns. Wer soll die alle essen? - Na wir!
Die letzten 15 km sind nicht asphaltiert. Knüppelhartes gravel-washboard schüttelt uns und unseren Jimny ordentlich durch. Zwei Millionen riesige Schlaglöcher sind auch dabei.
Wir sind froh, als wir in La Pavona am Ende der Piste sind. Hier, am kleinen Fährhafen, erwarten uns zwei Jugendliche, die perfekt Englisch sprechen und uns freundlich abfertigen. Der eine kassiert den Parkplatz, der andere die Fähre. Der Parkplatz kostet 5500 Colones (ob da wohl schon ein 500 Colones-Tringeld enthalten ist?) und die Fähre 5000, also jeweils umgerechnet ungefähr 7,50 Euro.
Wir werden gefragt, ob wir eine Tour buchen möchten, aber da wir sagen, dass wir das über unsere Pension in Tortuguero machen und auch schon angemeldet haben, kommt das nicht in Frage. Wird auch wieder einmal völlig unaufdringlich akzeptiert. Pura Vida, dann eben nicht. Kein Problem. Uns gefällt diese Mentalität.
Wir stellen den Wagen ab, schnappen uns unser Gepäck und setzen uns noch eine Viertelstunde in die schön schattige und luftige Wartehalle. Die Temperaturen gehen eigentlich, so um die 30° C, und es ist nur mäßig schwül. Angenehmes Sommerwetter.
Dann werden wir herangewunken und schleppen unser Gepäck zum Flussufer, wo ein tellerflaches, einbaumähnliches (aber motorisiertes) Gefährt auf uns und andere Passagiere wartet. Das Teil ist eine bessere Nussschale und sieht nur bedingt seefest aus. Aber egal. Das Gepäck wird auf einen mehr oder weniger chaotisch aussehenden Haufen geworfen, man sitzt in Zweierreihen links und rechts und zwar ziemlich genau zehn Zentimeter höher als die Wasseroberfläche. Eigentlich sitzt man fast im Wasser.
Und dann geht es los - interessanterweise nicht planmäßig um 13:00 Uhr, sondern schon um 12:40. Entschuldigung, was ist mit den Leuten, die etwas später ... - ach, lassen wir das.
Wir sausen durch die braunen Wassermassen, die wenig einladend zur Abkühlung aussehen. Diese kommt sowieso in Form von spritzendem Wasser, dass man so weit vorne wie wir sitzen unweigerlich abbekommt. Wie kleine Nadeln piksen die Tropfen, denn das Boot rast mit einem Affenzahn durch die sich in unzähligen Kurven windenden Wasserwege.
Links und rechts ist Urwald, ziemlich undurchdringlich, würde ich sagen.
Aussteigen und spazierengehen sollte man sich sowieso verkneifen - was ist eigentlich, wenn man mal muss?
Ab und zu machen wir Bekanntschaft mit ein paar ganz speziellen Freunden: Kaimane. Sollen tendenziell harmlos sein, so ähnlich wie die Gators in Florida, aber ich würde es nicht unbedingt testen wollen.
Die Fahrt dauer ca. eine Stunde, denn kurz vor unserem Ziel werden noch ein paar Leute an einer der sauteuren Lodges abgeladen, die sich etwas außerhalb des Ortes Tortuguero befinden.
Tortuguero selbst ist die Endstation. Ein deutscher Reiseführer (Bernardo bzw. Bernhard) spricht uns an, preist seine Tour an und erzählt uns sonst noch ein paar Dinge, die ich vergessen habe. Wir hören uns das alles halbwegs interessiert an, lassen uns auch eine Karte in die Hand drücken, aber das war es auch schon.
Dann ziehen wir unsere Koffer die "Hauptstraße" entlang zu unserem B&B: Casa Marbella. Das Haus sieht freundlich aus, ebenso werden wir begrüßt und bekommen ein Zimmer im Obergeschoss mit Blick auf die Laguna Tortuguero.
Das Zimmer #7 ist einfach, wie das ganze Haus, hat auch keine richtige Klimaanlage (nur einen Standventilator), aber es ist für unsere Zwecke ok und obendrein war es spottbillig. Wifi funktioniert auch - alles gut.
Wir halten uns nicht lange auf, sondern gehen raus an den Strand. Unterwegs kommen wir an einem schönen Grafitti mit dem Lebensmotto der Ticos vorbei.
Der Strand ist wunderschön, die Brandung aber so hoch, dass nur ganz wenige Mutige ins Wasser gehen. Abgesehen davon, dass wegen gefährlicher Strömungen ausdrücklich abgeraten wird zu baden, haben wir auch gar keine Schwimmsachen dabei, so dass wir gar nicht erst in Versuchung geraten. Muss auch nicht sein, ist ja auch nicht zu warm und der Wind kühlt sowieso ab.
Wenn wir schon nicht schwimmen gehen können, wollen wir wenigstens die Drohne in die Lüfte schicken. Gesagt, getan, und es kommen herrliche Aufnahmen dabei heraus. Klasse!
Dann wird es Zeit zurückzugehen. Aber nicht zum Hotel, sondern in die andere Richtung, zum Nationalparkeingang, wo sich das Visitor Center befindet.
Gleich im Eingangsbereich hängt dieser Knabe rum.
Achtung: Spinnen-Bild
Abends, kurz vor der Dämmerung, machen wir noch einen Drohnenflug über die Laguna Tortuguero, was wieder einmal niemanden zu stören scheint. Wir gehen damit sensibel um, achten auch darauf, ob sich Leute merklich unwohl fühlen, aber nichts dergleichen. Manche gucken interessiert, andere bekommen es gar nicht mit, den meisten scheint es komplett egal zu sein.
Ich mache "normale" Kamera-Aufnahmen, die auch schön werden.
Noch ein paar Eindrücke, kurz bevor das Licht schwindet. Eine sagenhafte, harmonische Stimmung liegt über dem Wasser. Ich genieße das.
Fürs Abendessen haben wir "Donde Richard" auserkoren - Tripadvisor sei Dank. Der Laden ist ganz einfach - kleine Tische, insgesamt wenig Plätze - und ziemlich auf Reggae und Karibik-Feeling gemacht, und es läuft Bob Marley rauf und runter. Aber das Essen - hmmmm - superlecker. Alleine die Vorspeise: Tortillas aus Maismehl mit Essig-Möhren-Dip, Guacamole und Bohnenmus.
Ralf hat ein Hühnchengericht mit Kokos-Sauce und Kochbananen, und mein Hauptgericht ist auch nicht von schlechten Eltern (irgendetwas mit Hühnchen, Avocado und Pico de Gallo).
Die Bedienung, ein junger Mann, spricht uns plötzlich auf Deutsch an. Und zwar in ziemlich gutem, fast akzentfreiem Deutsch. Wie sich herausstellt, hat er acht Monate in Hamburg gelebt und ein Praktikum in einem Kindergarten absolviert. Wir freuen uns über die Unterhaltung und genießen das Essen.
Ein toller Abschluss eines tollen Tages.
Unterkunft: Casa Marbella -
Hhmm, jetzt auch mit Essensbildern, das nenne ich prompte Bedienung
Immer, wenn ich was von Lagune höre, fängt's an zu jucken. Wie sah es denn da mit Moskitos aus?
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