Wie der Vogel fliegen lernt

  • Ein Kurzbericht über das "Einfliegen" eines neuen A321





    Bei Airbus in Hamburg-Finkenwerder werden die Flugzeugtypen A318, A319, A321 und mittlerweile auch der A380 nach erfolgter Endmontage und mehreren Test- und Abnahmeflügen an die Airline-Kunden ausgeliefert.
    Doch bevor es soweit ist, muss dem "Vogel" beim sogenannten "Erstflug" das Fliegen erst einmal beigebracht werden. Diese Aufgabe übernehmen erfahrene Testpiloten.



    Heute steht das "Einfliegen" eines A321 für Vietnam Airlines auf dem Programm.

    für mich eine tolle Bemalung






    Hier noch mit Deutscher Registrierung:
    D - steht für Deutschland
    A - für die Gewichtsklasse
    V;X;C - sind betriebsinterne Bezeichnungen


    Nach dem alle Systeme am Boden noch einmal überprüft wurden und das Flight Management System des Flugzeuges mit allen erforderlichen Daten gefüttert wurde, kann es losgehen.
    Schon ein komisches Gefühl so ein Erstflug, vielleicht vergleichbar mit dem Abholen eines nagelneuen Sportwagens beim Händler (wobei mir Motorsport eigentlich egal ist).


    Willkommen an Bord, heute noch ohne Zeitungsstapel.....




    ... und auch ohne Kabinenpersonal.... der Techniker wird bestimmt keinen Kaffee servieren....




    ... aber die Sprache sagt, dass wir im richtigen Flieger sitzen...


    Im Cockpit noch einmal alles überprüft, mir als "Gast" war die richtige Funktion meiner Sauerstoffmaske wichtig und dann kann es losgehen.





    Die Startfreigabe vom Kontrollturm liegt vor: "D-AVXC, wind 270°/6Knots cleared for take-off Runway..."






    Die beiden Triebwerke auf vollen Schub... und ab geht´s. Für mich beim Fliegen immer das schönste Gefühl, wenn soviel Masse sich mit Dröhnen vom Boden abhebt.




    Sekunden später...... "er fliegt"!!!




    Und gewinnt schnell an Höhe.



    Der Hamburger Hafen ist auch von oben beeindruckend groß....




    ...und doch von Provinz und schöner Landschaft umgeben.




    Aber nicht immer kann man so einen schönen Ausblick genießen.





    Nach dem die Reiseflughöhe, oder hier besser Testflughöhe erreicht wurde, beginnt die eigentliche Arbeit.





    Die verschiedensten Testprogramme und Systemchecks werden jetzt nach einem genau festgelegten Plan "abgespult". Detailbeschreibungen sind nicht unbedingt angebracht und würden auch den Rahmen dieses Kurzberichts "sprengen".
    Interessant ist vielleicht, dass bei der Überprüfung der Triebwerke das Flugzeug mit seiner Nase genau in den Wind gestellt werden muss und dabei eher ungewöhnliche Flughöhen (statt FL360, oder FL340, Höhen wie FL 365 oder FL 348) eingenommen werden müssen. Das stellt die Piloten bei wechselnden Höhenwinden, aber auch die Fluglotsen am Boden mit kreuzendem Flugverkehr manchmal vor einige Herausforderungen.




    Da die Besatzung jetzt konzentriert arbeitet und testet, ist Zeit für mich mal einen kurzen Blick nach draußen zu werfen, wo wir uns eigentlich gerade befinden.



    Wir überfliegen gerade Mk. Pomm..., links unten befindet sich das Salzhaff nördlich der Insel Poel....



    ... und das nette Örtchen Rerik (nur für Insider: da gab es in den Sommerferien immer toll organisierte Ferienlager, wenn man einen Platz ergatterte).





    Die Jahreszeit ist deutlich zu erkennen...




    ...es war Anfang Mai...



    ... und in MVP standen die Rapsfelder in voller Blüte.




    Das Testprogramm wurde erfolgreich absolviert und der "Vogel" konnte für die Zivilluftfahrt zugelasen werden oder mit anderen Worten: er hatte das Fliegen erlernt.



    Na dann, Ruder rumgerissen und Steuerkurs gen Heimat...






    ... nur gab es da ein kleines Problem, die Wettervorhersage für Finki entsprach zur Zeit gar nicht den Vorstellungen eines gemütlichen Rückflugs. Ein schweres Gewitter tobte sich gerade über Hamburg aus. Na ja, erstmal hinfliegen und dann sehen wie sich die Sache entwickelt.




    Der rote Bereich auf dem linken Monitor zeigt den Verlauf dieses Unwettergebietes.




    (Auf meiner Rückfahrt nach ST. Peter-Ording über die A 23 hatte ich großes Glück oder ungewollt gutes Timing. Nach NDR-2 Verkehrsdurchsage wurde hinter mir die Autobahn wegen riesiger Hagelkörner komplett gesperrt, das war wirklich kein Spaß).



    Also erst ein kleiner Umweg über die damals noch AOL-Arena....





    ...bis das ungemütliche Wetter weitergezogen war und der Anflug beginnen konnte.



    Die Start-und Landebahn war in Sicht und das Flugzeug in Landekonfiguration.




    Na dann noch sicher Aufsetzen und der Testflug war erfolgreich beendet. Nach der Landung klatschte übrigens niemand (außer ich und das heimlich vor Freude).





    Hier wurden schon die Teile für ein neues Flugzeug angeliefert.



    Auch der wird in Kürze das Fliegen lernen.




    Die Triebwerke sind abgestellt...





    ...und die Parkposition erreicht.



    wie gesagt, für mich eine tolle Bemalung!!!




    Na, dann erstmal Pause...




    ... für die Piloten. Und für mich geht ein wirklich tolles Erlebnis zu Ende. :) :) :)

  • super schöner Kurzbericht - machst du das bei Airbus beruflich? Hoffentlich hat dann nach dem Einfliegen noch jemand das tolle Blau nachpoliert.


    (Insider: du warst in Rerik im Ferienlager? Wir waren jahrelang in Barkow, bei Lübz ;)

  • Klasse!
    Toller und aussergewöhnlicher Bericht :thumbup:


    DAS habe ich noch nicht selbst erlebt.
    Allerdings habe ich mal einen Flug im Simulator gemacht... auch nicht übel. Ich war hinterher bis auf den Strickschlüpfer verschwitzt, aber auch das war es wert! :)


    Gruß
    Günter

  • Freut mich, dass euch der Kurzbericht gefallen hat. :)

    wieso Du beim "fliegenlernen" dabei bist.

    machst du das bei Airbus beruflich?

    Nein, bei Airbus nicht, habe aber indirekt damit zu tun. In Oberhausen vielleicht mehr dazu.

    (Insider: du warst in Rerik im Ferienlager? Wir waren jahrelang in Barkow, bei Lübz ;)

    Das wusste ich von Schulfreunden, ich selbst hatte leider nie die Gelegenheit es kennen zulernen, war aber einmal in Beichlingen (wenn das dir was sagt?).

    Allerdings habe ich mal einen Flug im Simulator gemacht... auch nicht übel. Ich war hinterher bis auf den Strickschlüpfer verschwitzt, aber auch das war es wert!

    Kann ich mir gut vorstellen, dort werden ja auch richtige Notsituationen trainiert.

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