Nach einer längeren Pause räumen wir alles zusammen und fahren weiter. Wir kommen am Startpunkt des North Kaibab Trail vorbei. Auf diesem kann man den Grand Canyon durchqueren. Auf dem Parkplatz stehen auch einige Fahrzeuge - ob die tatsächlich alle den kompletten Canyon durchwandern?
Komisch, auf dem Parkplan steht, dass es nur knapp 2 Kilometer zur Abfahrt nach Cape Royal sind aber wir fahren und fahren. Irgendwie hatte ich auch gedacht, dass ich die Abfahrt eben aus dem Augenwinkel gesehen habe aber Markus meint, ich spinne, da wäre nichts gewesen. Sehr merkwürdig! Als auch nach weiteren 5 min von einer Abfahrt immer noch nichts zu sehen ist, bestehe ich darauf, dass wir drehen. Der Fahrer gibt sich geschlagen und wendet genervt das Auto auf einem der Parkplätze. Wir sind noch keine 10 mit unterwegs, da kommt die Abfahrt zu Cape Royal - so viel zu, ich spinne: Männer!
Die Straße schlängelt sich mit heftigen U-Serpentinen den Berg hinauf. Außerdem ist es hier megaschmal, es passen gerade so 2 Fahrzeuge aneinander vorbei. Gut, dass um diese Jahreszeit die Straßen wie ausgestorben sind. Wir fahren immer höher. Auf einer Ebene ganz oben, stehen links und rechts der Straße abgestorbene Bäume soweit das Auge schauen kann - das sieht richtig gruselig aus.
Auf einmal öffnet sich der Blick und wir fahren den ersten Aussichtspunkt an. Die Sicht flasht uns immer wieder aufs Neue!
Da wir hier kein Gegenlicht haben, sind die Farben in den Canyon noch viel leuchtender. Der Blick gefällt uns noch besser als von der Lodge aus.
Markus hält dann nochmal kurz an einem weiteren Viewpoint, da von hier das Angels Window sehr gut zu sehen ist. Schnell ein paar Fotos geschossen und dann geht's schon weiter. Der Walhalla Overlook ist unsere nächste Anlaufstelle. Von hier ist die Aussicht wieder anders. In der Ferne sind historische Felder zu sehen, die vor über 800 Jahren direkt am Colorado Flussufer bewirtschaftet wurden.
Außerdem haben wir auch von hier wieder einen tollen Blick auf das "Fenster der Engel".
Melina und Michelle müssen schon wieder auf die Toilette. Tja und nun? Da im Park um diese Jahreszeit außer an der Lodge sämtliche Restroomanlagen geschlossen sind, verschwinden die Beiden zwischen den dicht stehenden Bäumen. Gut, dass heute hier so gut wie Nichts los ist! Am South Rim wäre das mit Sicherheit nicht möglich gewesen.
Nur wenige Minuten später sind wir am südlichsten Aussichtspunkt des North Rim angekommen und fahren auf den Parkplatz von Cape Royal. Alles aussteigen, wir wollen auf den Rim Trail. Wir schnappen uns etwas zu trinken und ich mir die Fotoausrüstung. Der 1,6 Kilometer lange Rundweg ist gut gepflastert und am Wegesrand werden die verschiedensten einheimischen Pflanzen mit Schautafeln erklärt. Ein wirklich schöner Naturkundepfad.
Wir gehen zuerst den Weg ganz durch und erreichen am Cape Royal mit 2400 m den südlichsten Punkt im Park. Hier steht das Bergmassiv Wotans Thron und Vishnu Temple. Mit uns befinden sich noch indische Familie hier. Die sind mehr wie merkwürdig. Die Mutter stolziert in ihren High Heels wie ein Gockel im Käfig auf und ab und ihr Mann ruft alle 2 Minuten - please, give me a Smile! Oh, mein Gott!
Wir schauen uns auch noch die anderen Aussichtspunkte an und zum Schluss besuchen wir natürlich auch noch das Angels Window. Huch, wo ist denn Michelle geblieben? Markus meint, sie hatte keine Lust mehr und ist schon zum Auto vorgelaufen. Diese Weiber, kein Sinn für die Schönheiten der Natur!
Auf dem Window spricht uns eine Amerikanerin an und fragt uns wo wir herkommen. Eine Weile führen wir Smalltalk. Sie unterrichtet hier in den USA an einer High-School Deutsch, erklärt uns aber ganz pragmatisch, dass sie so gut wie kein Deutsch spricht! Aha - wie kann sie das dann unterrichten? Sie meint nur, irgendwie funktioniert es. Sie muss lachen als sie unsere fragenden Gesichter sieht - sie lacht wie Ernie von der Sesamstrasse - das ist so lustig, dass wir alle einfach nur mit lachen müssen.
Zurück am Auto sind es schon wieder halb 5 Uhr. Warum läuft hier im Urlaub die Zeit viel schneller? Eigentlich wollten wir noch zum Point Imperial aber nach 23 Kilometer Serpentinenfahrt ist es eigentlich schon viel zu spät und die Mädels haben keine Lust mehr. Also gut, dann fahren wir eben zurück. Nach Hause ist es noch ein weiter Weg. Am Straßenrand entdecken wir jetzt in der Dämmerung jede Menge Rehe und sogar eine Kuh Herde, grast direkt am Waldrand. Wo kommen die denn hier in der Einsamkeit her? Hm, so langsam müsste ich dann auch mal auf die Toilette.
Am Jacobs Lake werden wir fündig. Hier gibt es neben einem Hotel und Restaurant sehr saubere Restrooms und einen Giftshop. Wir schauen uns nur kurz um, irgendwie ist das alles zu kitschig!
Die inkludierte Bäckerei hat tolle Sachen - allerdings nur Süßkram und davon haben wir selbst noch genug dabei.
Als wir endlich weiterfahren, geht langsam die Sonne unter - schade, wir sind eine halbe Stunde zu spät dran. Trotzdem halten wir noch an einem Scenic View auf die Vermillion Cliffs für ein paar letzte Fotos vom Sonnenuntergang an. Die Cliffs leuchten dunkelrot in der untergehenden Sonne.
Hier springt eine Horde Teenies in Shorts, Flipflops und Tank Tops herum - bei gerade mal 12 Grad! Dazu brüllen die herum als würden sie um Hilfe rufen - die angefangenen Schnapsflaschen ganz ohne Papiertüte neben den Fahrzeugen sprechen Bände. Oh, je, wenn die erwischt werden, haben sie ein Problem.
Der restliche Weg versinkt in der Dämmerung und langsam kommen immer mehr Sterne zum Vorschein.
Fazit des North Rim: Es hat uns Megagut gefallen, viel, viel besser als ich dachte! Im Gegenzug zu dem völlig überlaufenen South Rim, konnten wir hier die Natur in aller Ruhe genießen. Sollten wir nochmal in der Gegend sein, fahren wir den North Rim mit Sicherheit nochmals an.
Um 19 Uhr erreichen wir endlich Page. Markus steuert das Gourmetrestaurant mit den 3 goldenen Bogen an und versucht sich am Drive In Schalter. Allerdings passen seine Englischkenntnisse und das Genuschel der Bedienung nicht zusammen und sowohl er als auch sie verstehen nur Bahnhof. Also gut, wir kommen rein.
Die Schlange ist endlos lang aber zum Glück werden 2 weitere Kassen eröffnet und es geht schneller vorwärts wie gedacht. Hinter uns steht ein ziemlich ungepflegter 1,50 m großer Mexikaner, der sich immer wieder in unser Gespräch einmischt und so merkwürdig auf meine Große schielt.
Er hat Glück, denn wir sind jetzt an der Reihe und ich bestelle eine Wagenladung Nahrung für 5 hungrige Elefanten, bezahle 41 Dollar und reihe mich in die Schlange der Wartenden ein. Von unserem ungebetenen Gast ist zum Glück nichts mehr zu sehen.
Wir befüllen schon mal die Getränke am Selbstbedienungsbrunnen und warten geschlagene 20 Minuten bis die Angestellten es endlich auf die Reihe bringen unser Essen zu liefern. Natürlich fehlt noch das Happy Meal!
Ich werde erst einmal großzügig ignoriert bevor sich einer herablässt mal zu fragen ob etwas nicht stimmt. Ich reklamiere das fehlende Essen und es passiert - Nichts! Erst nach weiteren 15 Minuten und einer zweiten Reklamation erbarmt sich ein anderer Angestellter und bringt uns das fehlende Menü. Ich frage Lissy extra noch zweimal ob denn alles drin ist - erst im Hotel meint sie dann, dass die Schokomilch fehlt.
Ich habe selten einen inkompetenteren McDonalds erlebt wie den in Page!
Zurück am Hotel steigt gerade eine asiatische Reisegruppe mit einer Lastwagenladung Gepäck aus. Wahnsinn - da waren tatsächlich 16 Personen in einem 10 Sitzer!! Wahrscheinlich immer zu Zweit auf einem Sitz - anders kann ich mir das nicht erklären.
Wir schleppen unsere Mahlzeit und die Rucksäcke nach oben und verputzen erst mal unser Futter.
Während Markus dann noch seines Amtes waltet und die schmutzige Wäsche wäscht, sichere ich mal wieder die Fotos und schreibe den Tagesbericht. Heute ist mal nicht so spät Schluss.
Morgen müssen wir früh los und es wird ein anstrengender, langer Tag!
Gute Nacht!
Wetter: sehr klares und sonniges Wetter bei 18 Grad
gefahrene Kilometer: 306 Kilometer
gelaufene Kilometer: 7 Kilometer
Highlight des Tages: der Blick in den Canyon
Das Gopro Video des Tages folgt