Dienstag
Die Sonne strahlt Miami Beach, vermutlich ganz Florida, bereits in den frühen Morgenstunden an und sorgt für angenehmste Temperaturen. Das milde Licht bringt den Atlantik zum glitzern und das Wasser wartet auf die ersten Wasserratten. Alle Fassaden am Ocean Drive leuchten in den klassischen Art Deco Farben vom zarten Mint, über Gelb und helles Pink bis hin zum kräftigen Lila. Die Terrasse des Starbucks ist noch menschenleer, liegt im Schatten und bietet einen herrlichen Ausblick auf das Farbenspiel. Die Nachtschwärmer wissen nicht, was sie versäumen und liegen vermutlich noch fast bewußtlos in den Federn.
Die Lincoln Road Mall ist eine Fußgängerzone mit vielen kleinen Shops und Restaurants. Es gibt sogar ein Hofbäuhaus, wie kitschig. Die Italiener haben hier die Oberhand und sehen auch sehr einladend aus. Und hier arbeiten sogar vorwiegend Italiener, so haben wir festgestellt, nicht wie im Westen, wo keiner ein Wort italienisch spricht. Es ist jedoch insgesamt festzustellen, dass die Zubereitung von Nudeln inzwischen auch in den USA gelingt. Vor ein paar Jahren war das noch anders, als in der Regel weichgekochte Pampe den Weg in den Magen fand. Der Espanolo Way gehört natürlich den Spaniern: Tapas Bars, Tische vor dem Restaurant, echt nett hier.
Wir machen uns auf zur Flüsterhalle. Ein altes Postoffice hat einen Kuppelbau, der ein kleines Akustikwunder darstellt. Richtig platziert, hört man auch das Flüstern seines Gegenübers sehr deutlich. Also nichts für Frauen, die flüstern nicht. Nachdem wir in diesen drei Monaten mindestens einmal auch Postkarten schreiben sollten, meines Erachtens gibt es nichts Überflüssigeres, besorgen wir uns gleich mal Briefmarken. 1 Dollar und 5 Cents pro gummiertes Rechteck, würde das nicht für eine MMS genügen? Egal, es wird eh noch Wochen dauern, bis wir einmal Zeit finden, die Dinger abzulecken.
Nachdem wir in der Washington Avenue die letzten Hotels abgelichtet haben, geht es runter zum Strand. Heller Sand, wunderbares Meer, eine angenehme Brise, die uns die weiten Blicke in alle Himmelsrichtungen sehr angenehm macht. Die Felder von Sonnenschirmen gleichen spanischen oder italientischen Equivalenten. Nur die frisch, in bunten Farben gestrichenen Hütten der Baywatcher machen klar, man ist in Amerika. Der schöne Leuchtturm am South Pointe Park wacht über das Meer und zeigt den Containerschiffen die Richtung. Hier läßt es sich aushalten. Wir sitzen am Pier und genießen. Eine Riesenschildkröte schwimmt Richtung Hafen. Sie sollte das nicht tun, aber vielleicht braucht sie auch etwas Öl für ihre Gurgel. Am Yachthafen pflanzen wir uns in einen schöne Strandbar und füllen den Körper mit Sprite; is Seven Up ok?
Das Wassertaxis nach Miami Stadt kostet 12 Dollar und schippert nun am Rande des Frachthafens auf die wundervolle Skyline von Miami zu. Immer wieder pfeifen die Motorboote an uns vorbei, aber auch gemütlich schaukelnde Angelboote mit sehr relaxten Menschen an Board, prägen das Bild. Die Wolkenkratzer kommen näher und als wir durch einen Seitenarm des Miami Rivers in die Downtown vordringen, scheinen sie uns zu erdrücken. Eine Station vor dem Bayside betreten wir wieder festen Boden und schlendern am Wasser entlang zu einem kleinen Strand am Miamarina Bayfront Park. Holzstühle unter Palmen und zwei sind noch frei. Sehr angenehm, muss ich sagen. Am liebsten wären wir nicht mehr aufgestanden.
Als wir 1993 das letzte Mal hier waren, war das Bayside relativ neu und das Hard Rock Café öffnete erst einen Monat später. Nur der Mystery Tour Bus diente als Shop für all die unnötigen Dinge, die der HardRocker so braucht. Inzwischen ist das Einkaufszentrum sehr in die Tage gekommen und unterscheidet sich nicht von den anderen Malls, die auf das ganze Land verstreut sind. Man muss es nicht mehr gesehen haben und so beschließen wir, zurück nach Miami Beach zu wandern.
Dieser Entschluß kann gut und gerne zu den schlechtesten Entscheidungen des Tages gezählt werden. Zwar hat man von der Brücke am Port Boulevard einen tollen Blick auf die Skyline, doch irgendwann endet der Fußweg im Gewirr des Hafens von Miami. No Trespassing - Ende der Durchsage. Also zurück und mit einem Spurt erwischen wir noch das nächste Wassertaxi. Das alltägliche Gewitter ist im Anmarsch, das Boot gibt Gas, dass es nur so blitzt. Trockenen Fußes genießen wir die Fahrt an den tollen Villen der Star Island vorbei. Unglaublich, was da für Häuser stehen. Die Taylor Lissy hat hier gewohnt und so manch anderer Star. Der Bootsführer erklärt uns in welchem Haus welcher Film gedreht wurde und so war die Überfahrt eine sehr kurzweilige Angelegenheit.
Da es immer noch ein bißchen regnet, gehen wir in das kleine Lokal, das zu unserem Hotel gehört. Es hat eine nette Bar, ist einladend eingerichtet und gedeckt und das Essen war sehr lecker. Inwischen blitzen wieder die Sterne vom Himmel und wir ziehen nochmal los zum Ocean Drive. Bulldog, so nennt man hier eine Schale voll mit Margarita und zwei mit dem Hals nach unten hineingesteckten Coronas, - nicht schlecht. Sieht auch abenteuerlich aus und ist der krönende Abschluß der schönen Städtewanderung.
... Fortsetzung folgt!
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