Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]

  • Montag
    Das Frühstück im Super 8 kann man getrost vergessen. Bis auf den Kaffee und den O-Saft ist alles trocken wie die Wüste. Das hat natürlich den Vorteil, dass man Zeit spart und so sind wir um viertel nach Acht startbereit zu unserer nächsten Wanderung. Es ist bewölkt und es ist kalt, aber in den Bergen ist das halt manchmal so.


    Bereits nach 12 Meilen sind wir am Parkplatz des Thompson Hollow Trails, den wir über Bentonville erreichen. Nachdem die Schuhe geschnürt und die Rucksäcke geschultert sind, kann es los gehen. Ein Schild verkündet, dass von hier der Zugang zum Shenandoah Nationalpark möglich ist. Ach nein! Im nachhinein ist es verständlich, denn nachdem wir die Straße weiter gegangen sind, treffen wir bereits nach wenigen Metern auf einen Schilderwald, der eindeutig signalisiert, dass hier rundherum privates Land ist. No trespassing!


    Ein Stahlseil versperrt mobilen Zeitgenossen die Straße und der Hiker umgeht es lässig nach links. Kurz danach beginnt ein kleiner Pfad, der Thompson Hollow Trail, der uns nach Süden führt. Sanfte, ja fast zärtliche Steigungen, fast ein Spaziergang. Nach 0,73 Meilen treffen wir auf den Overall Run/Tuscarora Trail. Und hier nehmen wir nach links gehend sozusagen Anlauf. Vorerst sind es weiterhin moderate Steigungen und zwei Flußüberquerungen, die keine Probleme darstellen, aber nach 3 Kilometern geht es nur noch nach oben. Teilweise ziemlich steil windet sich der Weg hoch, die Gespräche werden rarer und der Schweiß fließt. Nach 1,5 Stunden werden wir mit dem ersten Blick auf die Overall Falls belohnt. Das Wasser hat den Wald verdrängt und stürzt über eine Felsenwand in die Schlucht. 4,5 Kilometer sind es bis zu den Upper Falls.




    Zwei Stunden brauchen wir bis zum Peak und dort erreichen wir den Beecher Ridge Trail, der uns bergab und zurück bringt. Leuchtend hellgrüner Farn und zarte Blümchen säumen den Wegesrand. Als wir nach 8 Kilometern wieder an der Kreuzung zum Overall Trail sind, ist auch der berühmte Appalachian Trail angeschlagen, der von Georgia bis Maine durch die bewaldete Bergwelt des Ostens führt. Ich denke an die Leute, die sich das antun. Meines wäre es nicht, monatelang durch Wald, ohne vernünftiges Bett und ohne Duschen. Mein Gott, wie öde und ungemütlich. Nun gut, nach einem kurzen Aufstieg sind wir wieder am Thompson Hollow Trail, der uns direkt zurück zum Auto bringt. Es ist inzwischen immer wärmer geworden und die Sonne läßt sich Gott sei Dank auch sehen. Gut 4,5 Stunden - 8,44 Meilen, respektive knapp 13,6 Kilometer - waren wir unterwegs und jetzt ist der erste Eistee fällig.


    Es ist noch früh am Tag und wir beschließen, die Skyline Caverns, die kurz vor Front Royal liegen, zu besuchen. Wir haben uns nicht viel erwartet und Höhlen sind sowieso nicht nach unserem Geschmack. Aber wir sind sehr angenehm überrascht. Nix los hier, so dass Andy, der Führer alleine für uns die Tour gestaltet. Die Höhle ist nicht nur interessant, sondern abwechslungsreich und wunderschön. Es gibt natürlich Stalagmiten und Stalaktiten, aber auch kleine Seen, in denen die Spiegelungen für wunderbare Bilder sorgen; absolute Symmetrie. Slotcanyons, Arche und Höhlenblumen aus Kristall, für letzteres sind die Höhlen wohl berühmt, einfach nur toll. Die Stunde Führung vergeht wie im Flug. Danke Andy!





    Mangels Alternativen und weil es am Vorabend wirklich gut geschmeckt hat, finden wir uns zum Abendessen wieder in Joe's Steakhouse ein. Es war erneut sehr gut.


    Dienstag
    Ein paar Tröpfchen Wasser fallen vom Himmel, als wir Front Royal verlassen. Das Thermometer zeigt 64 Grad Fahrenheit und man merkt, dass es heute schwül wird. Als wir Richtung Süden auf der US 340 donnern, strahlt der Planet. Kurz nach Elkton, wir sind 48 Meilen unterwegs, haben wir unsere Zufahrt zum Skyline Drive erreicht und ich wollte endlich mal meinen Nationalparkpass vorzeigen. Nix war's, keine Kontrolle, kein Eintritt! Jetzt bin ich aber schon etwas enttäuscht, - wann soll sich denn dieses Investment lohnen?


    Der Höhenweg, dem der gemeine Tourist in der Regel in gemächlichstem Tempo folgt, und damit den Wanderer, der seinen Trailhead erreichen will, zur Verzweiflung bringt, windet sich auf dem Rücken der Blue Ridge. Es scheint, dass wir alleine auf der Welt sind, - wie schön! So sind wir auch die Einzigen, die ihr Auto nach weiteren 17 Meilen am Brown Gap abstellen und ihr Glück per pedes versuchen.



    Ruhe ist aber nicht nur auf der Straße, sondern auch am Jones Run Trail, der nach einer Meile auf den Appalachian National Scenic Trail trifft. Den nehmen wir, es geht bergab. Und es dauert kaum eine Stunde, bis wir nach knapp 2,3 Meilen die ersten Jones Run Fälle erreichen. Der Jones River stürzt sich ins Tal und dort, wo er auf Felsen trifft, reiht sich ein Wasserfall an den anderen. Auch aus den Canyonwänden drückt sich das Nass zum Erdmittelpunkt und die Weeping Walls sind der beste Nährboden für Pflanzen. Das ist schon alles ganz nett hier. Nach zweieinhalb Meilen stehen wir oberhalb der großen Fälle, zu denen ein paar Switchbacks führen. Wunderbar, das Wetter hält und die Bäume spenden den notwendigen Schatten. Je weiter wir jedoch in den Canyon vorstoßen, desto drückender wird das Wetter.



    Wir sind knapp drei Meilen unterwegs, als wir den Jones Run verlassen. Nach links wendet sich der Doyles Run Trail, der uns weiter zu den gleichnamigen Wasserfällen führt. Es geht flußaufwärts und damit leider bergauf. Mehrere kleine Stufen verwandeln das dunkle Wasser in weißen Brei, der sich ins Tal stürzt. Und als wir nach insgeamt dreieinhalb Meilen an den Lower Doyles Falls ankommen, sind wir uns einig: Die schönsten Wasserfälle auf dieser Wanderung! Wir schnaufen weiter dem Himmel entgegen, es kommen die Upper Falls, und vor lauter Wasserfällen kennen wir uns schon gar nicht mehr aus.


    Endlich haben wir das Höhenniveau unseres Ausgangspunktes fast wieder erreicht. Die letzten Höhenmeter schlendern wir ziemlich relaxed - das war auch nötig - die Brown Gap Road, eine Fireroad, zurück zum Parkplatz. 4 Stunden, knapp 7,5 Meilen und 3.764 Wasserfälle - oder waren es 3.765 - später, sitzen wir wieder im Auto, das uns nach einer ausgedehnten Verschnauf- und Trink- und Zigarettenpause nach Waynesboro bringt.


    Waynesboro, am südlichen Ende des Shenandoah Nationalparks, ist häßlich, aber leider für zwei Nächte unser Zufluchtsort. In dem Ortsteil, in dem unser Super 8 liegt, gibt es keine Gehwege und nachdem der Verkehr hier auch vom feinsten ist, wird der Fußweg zum Outback Steakhouse ein Abenteuer. Radler, Heineken, Blooming Onions, Tuna und Chickensandwich beschließen einen schönen Wandertag. Ein Bier wurde zuviel berechnet, aber nach der ausgedehnten Wanderung hatten wir keinen Bock, vielleicht auch keine Kraft mehr, uns darüber aufzuregen.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü

  • Mittwoch
    Das Super 8 in Waynesboro ist fest in indischer Hand. Und das ist nicht nur abends festzustellen, wenn die süßsauren, jedch angenehmen Gerüche durch die Gänge ziehen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum das Frühstück gut bestückt und wunderbar ist. Alles ist sauber und liebevoll angerichtet. Geht doch!


    8 Uhr Ortszeit. Schwarze Wolken drohen den Tag zu versauen. Aber so schnell sie aufgezogen sind, so schnell weichen sie auch wieder der Sonne, die nun die grüne Hölle von Virginia noch intensiver strahlen läßt. Also wer hier im Osten eine Dyschromatopsie hat, der wird vermutlich ausschließlich in Graustufen durch die Wälder fahren und wandern.


    Unfall auf der Interstate, wir stehen im Stau. Aber nachdem einige auf dem Standstreifen an uns vorbei rauschen - sowas gibt es im Westen auch nicht, außer in den großen Städten - schließen wir uns an. Neuberechnung ruft die Steffi und dieser Ruf wirkt nach jeder Abzweigung etwas verzweifelter, denn wir halten stur nur noch die Himmelsrichtung. Neuberechnung! Irgendwann zeigt sie uns eine akzeptierbare Alternative und das funktioniert dann bestens.



    Nach eineinhalb Stunden sind wir am Trailhead des White Oak Canyons. Der gleichnamige Wanderweg führt moderat gen Norden. Metallbrücken bringen uns trocken über den Fluß, der bereits hier Stromschnellen, kleine Fälle und sogenannte Potholes zu bieten hat. Obwohl es sehr schwül ist, zum Baden sind wir nicht aufgelegt. Das Wasser ist auch sehr kalt. Und so stampfen wir immer weiter in den Canyon hinein. Ab den Lower White Oak Falls beginnt die Qual. In Serpentinen geht es steil bergauf. Wir passieren mehrere kleinere Fälle und machen ab und zu eine notwendige Rast. Viele eklige Tausendfüssler mit schwarzen oder orangenen oder gelben Beinen scheinen zu signalisieren, dass das hier ihr Gebiet ist und wir ziehen weiter. Nach zwei Stunden sind wir hoch oben an den Main Falls, die sich in zwei Stufen ins Tal ergießen.



    Wir überqueren den Fluß und folgen der Horse Trail Fire Road. Und es geht bis zum Skyline Drive immer noch bergauf. Insgesamt dauert es 3,5 Stunden, als uns der Cedar Run Trail erlaubt, bergab auch etwas andere Muskelpartien zu trainieren. Eine Stunde später kommt die Slide, eine große Wasserrutsche, auf der tatsächlich ein paar junge Spunde den größten Spaß haben. Eine Spanierin und ein Peruaner rutschen bei dem eiskalten Wasser den Fluß hinunter. Das Wanderleben ist international. Echt cool, aber da schwitz ich lieber. Direkt darunter bildet der Cedar Run einen Slot aus.


    Das war mit 8,74 Meilen der bislang anstrengendste Hike. Die fünfeinhalb Stunden waren aber sehr schön und abwechslungsreich. Aber jetzt sind wir ziemlich fertig und die Haxn tun weh. Das Abendessen im Applebee's war gut.


    Donnerstag
    Kurz vor acht Uhr strahlt die Sonne vom makellos blauen Himmel. Wir verlassen Waynesboro nach Süden auf der Interstate 64. Als wir an einer Restarea halt machen, steigt uns ein bekannter Duft in die Nasen. Es riecht wirklich wie in Italien und es sieht auch so ähnlich aus. Vielleicht war aber auch der Wunsch Vater des Gedankens.


    Unser erstes Ziel ist die Natural Bridge of Virginia; endlich ein Steinbogen! Der Parkplatz, der ungefähr die Dimensionen wie vor einem Walmart Supercenter hat, ist Gott sei Dank noch leer. 19 Dollar pro Person Eintritt! Na ja, dafür haben wir einen geteerten Weg und 137 gemauerte Treppen. Nach wie vor sind wir alleine und wir staunen nicht schlecht. Unten sieht es aus, wie bei uns im Biergarten am Kleinhesseloher See. Bänke haben sie ans Wasser gestellt. Fehlt nur noch ein Tisch und das Fass Bier.




    Aber die Brücke ist gewaltig und schön. Der Cedar Creek liegt ruhig in seinem Bett, die Natural Bridge of Virginia deckt ihn zu. Wie auf einem Spiegel liegt das Abbild des Steinbogens im Wasser. Fast gezirkelt zeichnet sich die Öffnung vom Himmel ab. Georg Washington soll in den Wänden seine Initialen verewigt haben, weil es ihm so gut gefallen hat. Wahrscheinlich war es ein verliebter Bauer, der eine Christina anhimmelte, deren Nachname mit W begann. Washington hin, Christina her, die Brücke ist absolut sehenswert. Und da, was ist das denn? Plötzlich eine Fahne, die sich von hinten wedelnd durch den Bogen quält. Ihr folgt eine Schlage von kleinwüchsigen Menschen. Juhu, die Japaner sind da! Das Signal zum Aufbruch ist gegeben.


    Wald und Wiesen, sowie wunderschöne Häuser begleiten uns auf dem Weg nach Tennessee auf der I-84, das wir nach 230 Meilen erreichen. Noch in Virgnia haben wir vollgetankt und müssen jetzt feststellen, dass die Tennessee-Gallone um 20 Cent günstiger ist. Als wir nach 300 Meilen kurz auf die Interstate 40 fahren, kommen die Gedanken daran auf, welche schönen Erlebnisse gut 1.700 Meilen weiter westlich mit dieser Straße verbunden sind. Wir quälen uns durch Sevierville. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Hier geht es zu, wie bei uns auf dem Oktoberfest. Die ganze Stadt ist ein Vergüngungsviertel: Spielhallen, Achter- und Geisterbahnen, ein bewohntes Haus, das auf dem Kopf steht, die Titanic. Nach gefühlten 100 Ampeln, natürlich waren sie alle zuerst mal rot, sind wir in Gatlinburg. Auch nicht viel besser, vielleicht nicht ganz so extrem.


    Wir erreichen den Great Smokey Mountains Nationalpark; kein Eintritt, schade! Und hier werden unsere Nerven erneut strapaziert. Erlaubt sind eh nur 25 Meilen die Stunde, gefahren wird zwischen 15 und 18. Warum nur, außer Bäumen gibt es hier nichts zu sehen. Aber nach knapp 5 Stunden und 345 Meilen sind wir endlich am Parkplatz und Trailhead zu den Rainbow Falls.



    Es tut gut, sich nach dieser Autofahrt die Beine zu vertreten. Der Blutdruck wird trotz der Steigung gesenkt. Jetzt bestimmen wir die Pace. Die Bewegung nach oben mag nicht enden, es macht einfach Spaß. Eine gute Stunde und wir haben den Rainbow Falls Trail bis zu den gleichnamigen Wasserfällen bewältigt. Der Weg würde auf den Gipfel des Mount Le Conte führen, aber das nehmen wir morgen von einer anderen Seite in Angriff. Leise rieselt nicht der Schnee, sondern das Wasser über den Felsen. Ein grau-weißer Schleier schiebt sich vor den dunklen Felsen. Von einem Regenbogen ist zwar nichts zu sehen, aber das ist kein Wunder, denn die Sonne steht schon sehr tief und durchdringt den Wald nur spärlich. Wir klettern über ein paar ausgewachsene Felsen, um dem Wasserfall nahe zu kommen. Es tröpfelt und man könnte jetzt eine Dusche nehmen. Aber das Wasser ist eisig. Also machen wir uns trockenen Fußes wieder auf den Rückweg. Es sind dann doch knappe fünfeinhalb Meilen geworden.


    Check in im Hampton Inn, das erwartungsgemäß das beste Hotel bisher ist. Nach Front Royal und Waynesboro haben wir uns ein bisschen mehr Leben gewünscht, aber Gatlinburg ist praktisch die kleine Schwester von Sevierville. Es ist unglaublich, was man einem Bergdorf alles antun kann. Der schnöde Mammon. Unerwartet stoßen wir bei unserem Rundgang auf ein HardRock Café. Bier und Rippen waren gut!


    Freitag
    Es hat die ganze Nacht geschüttet und am Morgen regnet es immer noch. Aber weil wir brav waren, stoppt das Nass nach dem ausgezeichneten Frühstück im Hotel. Und als die Sonne ihren Weg auf die Berge findet wird klar, warum die Mountains smokey heißen. Sie dampfen wie Mamas Kochtopf. Nebel hängt an den Hängen und wir sind gespannt, wie unsere erste wirkliche Bergtour auf den Mount Le Conte wird.



    Der Alum Cave Trail, er beginnt in 1.170 Metern über dem Meeresspiegel, führt uns in die Wildnis. Am Creek entlang wuchern die Pflanzen wie im Urwald. Rhododendronartige Gewächse begleiten uns auf dem ersten Teil des Weges. Die mehrmaligen Querungen des Creeks sind touristisch abgesichert. Halbierte Baumstämme mit Geländer erleichtern die Sache sehr und man kommt trockenen Fußes über den Bach. Nach gut einer halben Stunde sind wir am Alum Cave Arch. Der Trail führt auf einer Treppe durch den Steinbogen, der eigentlich ein Höhlendurchbruch ist.



    Der Inspiration Point ist der nächste Meilenstein des Trails auf etwa 1.400 Metern über Null. Ein Felsvorsprung gibt den Blick auf die Great Smokey Mountains frei. Und von hier aus sind auch zwei Steinbögen zu sehen. Das Eye of the Needle und das Gate of the Needle thronen am Kamm eines gegenüber liegenden Höhenrückens, der Little Duck Hawk Ridge (cooler Name, gell). Scho schee!


    Der Weg wird steiler und ausgesetzter. Teilweise sind Seile angebracht, aber alles nicht gefährlich. Der Wald wird lichter und kurz vor der Alum Cave verwandelt sich der Steinboden zum Sandweg. Und just an diesen Stellen geht es aber sowas von zünftig bergauf. Wir klettern zur Cave, die ein Alkoven ist, hinauf. Gracie's Pulpit wird sie auch genannt, denn eine Gracie McNichol soll an ihrem 92. Geburtstag hier heraufgekommen sein. Wenn es stimmt, Respekt! Hier ist ungefähr Halbzeit. Kurze Pause!


    Je weiter wir nach oben kommen, umso nebliger wird es. Der nasse Felsen ist an ausgesetzen Stellen gefährlich rutschig. Wie die Trailrunner auch. Die rennen hier zwar nicht mehr, sind aber permanent in Eile. Und gefährlich ist auch der Gegenverkehr. Nachdem der Ami die Körpernähe scheut, wie der Teufel das Weihwasser, kommt er einem mit einem langgezogenen "Excuuuuuuuuuuuus us" und absolut waagrecht ausgestreckter Hand entgegen. Das erste Mal habe ich gemeint, der will mir die Hand geben und mich willkomen heißen und ich hätte ihm fast die Hand gedrückt. So ein Depp - excuse me!



    Steil hecheln wir weiter bergauf, die Laubbäume haben bereits das Zeitliche zu Gunsten der Nadelbäume gesegnet und der Nebel versperrt die Sicht ins Tal. Es könnte aber auch schlimmer sein, wenn ich an den Regen heute in der Früh denke. Als wir die 2.000 Höhenmeter-Grenze knacken, sind wir an der Kreuzung zum Rainbow Falls Trail, der sich von einer anderen Seite dem Berg nähert. Aber der sogenannte Gipfel liegt noch ein Stück ostwärts. Vorbei an der Le Conte Lodge denken wir an die Bayrischen Berge mit Gipfelkreuz und -buch. Und nach 5,68 Meilen in drei Stunden erreichen wir diesen Gipfel, der so ganz anders ist. Er markiert auch nicht die höchste Stelle, denn die Bäume rund um den Marker sind dem Himmel wesentlich näher. Unglaublich, ein aufgeschütteter Steinhaufen aus Steinplatten. Was soll das denn? Wir setzen uns an einen einigermaßen freien Abhang und machen Pause. Der Nebel drückt sich inzwischen Gott sei Dank ins Tal, so dass meine Zigarette das Einzige ist, was hier oben noch raucht.


    Auf dem Rückweg sehen wir uns die Le Conte Mountain Lodge an, von der aus der Blick ins Tal endlich möglich ist. Es reißt immer mehr auf und sogar der blaue Himmel ist zu sehen. Den Rückweg schaffen wir in 2 3/4 Stunden, so dass die gesamte Tour in 6 Stunden erledigt war. Das war ein sehr anstrengender, aber auch schöner Hike. Nur der Weg bis zum Gipfel lohnt sich nicht. Die wirklichen Highlights sind mit der Alum Cave auf halbem Wege abgeschlossen. Wir sind ziemlich fertig.


    Das Abendessen in der Smokey Mountains Brewery war sehr gut. Es mag auch das Bier gewesen sein, aber die letzten Wandertage stecken uns doch in den Knochen. Ab morgen beginnt wieder eine kleine Städtetour, die sozusagen als Einfallstor für eine Florida-Rundreise dient.


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Samstag
    Als sich die Pupillen vom Tageslicht weiten, das gleiche Bild wie gestern; es regnet. In aller Ruhe wird gefrühstückt und dann? Erstaunlicherweise hört es sofort auf, als wir um 8.45 Uhr den beschaulichen Ort Gatlinburg verlassen.



    Die Smokies rauchen und dampfen. Ich auch, denn wir hängen hinter zwei Schlafmützen, die mir meine Zeit stehlen. Nach 20 Meilen dann North Carolina, ein Staat, den wir bisher nur aus dem Weather Channel als potentiellen Zielstaat für die Landberührung von Hurrikanen kennen. Am höchsten Punkt der Nationalparkdurchquerung könnte man auf den höchsten Berg von Tennesse fahren, den Clingmans Dome; ein Abstecher von 7 Meilen. Aber wenn solche Schnarcher vor mir herfahren, erreiche ich heute Atlanta nicht mehr.


    Das Wetter ist inzwischen fantastisch und die letzten Hügel der rauchenden Berge verlieren sich im Nichts. Wir sind in Georgia! Die Interstate 85 führt 5-spurig in die Hauptstadt. Die Erwartungen an Atlanta sind nicht groß, aber bereits die Skyline fasziniert. Atlanta, das uns bisher nur als Drehkreuz für Delta und als Hauptsitz von Coca Cola bekannt war, könnte schön werden. Bereits um 13 Uhr sind wir nach knapp 200 Meilen im Hilton und unser Zimmer im 24. Stock ist frei. Koffer abgestellt und schon sind wir wieder auf den Beinen.




    Die Straßen sind menschenleer, als wir unser erstes Ziel, das State Capitol, ansteuern. Leider hat es geschlossen, aber auch die Aussenansicht ist schön und erinnert sehr an das ehemalige Zuhause von Arnold Schwarzenegger in Sacramento. Gleich gegenüber steht das Rathaus und unweit davon tauchen wir in Tiefen der Underground City ein. Das unterirdische Einkaufszentrum hat allerhand Schnickschnack, nichts, was man wirklich braucht, aber einen Fotostopp ist es schon wert. Die sehr belebte Peachtree Street führt uns zum Hard Rock Café. Ein Shotglas muss sein, koste es, was es wolle.



    Der Olympic Centennial Park, hier fanden 1996 die Spiele statt, ist inzwischen ein ausgedehnter und schön angelegter Park. Nur die 5 Ringe an einer Statue erinnern noch an das Sportereignis. Hier steht auch die World of Coca Cola (Eintritt 16 USD). Wir sind nur in den Store gegangen, nicht wegen des Geldes, sondern, weil wir die Zeit für die Stadtbesichtigung nutzen wollen. Und es gibt natürlich den gleichen Kitsch wie in Las Vegas. Und rot-weiß sind eh nicht unsere Farben, gell ihr Löwen! Wir schlendern durch die Häuserschluchten, einen sehenswerten, historischen Stadtkern entdecken wir nicht. Aber wir sind uns einig, dass Atlanta nicht so häßlich wie erwartet ist. An einigen Plätzen sind zwar schon sehr viele Penner unterwegs, aber das hat man ja inzwischen fast in jeder amerikanischen Großstadt.


    Auf unserem Stadtspaziergang haben wir ein nettes Seafood Restaurant gefunden und für abends reserviert. Jetzt sitzen wir i angenehmem Ambiente bei leckerem Fischfutter und einer Flasche Kendall Jackson. Es war fantastisch und ein würdiger Abschluß unseres kleinen Wanderurlaubs.


    Sonntag
    Herrliches Wetter und angenehme 82 Grad begleiten uns auf der Interstate 16 nach Osten. Der Wald nimmt sein Ende und endlich kommt Farmland in Sicht. Irgendwo im Nirgendwo sitzen wir im Subway, der zu einer geliebten Loves-Tankstelle gehört und machen eine Pause. Ich weiß nicht mehr, ob es der Hunger oder der leere Benzintank war, der uns in dieses Etablissement getrieben hat. Ich schätze der Hunger!



    Sawäna, ähm ich meinte Savannah, erreichen wir nach 251 Meilen. Das Hilton Garden Inn ist sehr schön und passt schon mal gut zum Südstaatenflair dieser Stadt. Unser Rundgang beginnt beim Rathaus, das mit seiner goldenen Kuppel wohl das höchste Gebäude darstellen dürfte.



    Unten am River Walk bahnt sich der Savannah Fluß breit und ruhig seinen Weg in den Atlantik. Am Pier stehen restaurierte Häuser mit ein paar Kneipen, Geschäften und Hotels und im Wasser liegen historische Schiffe. Auf der gegenüberliegenden Flußseite ist North Carolina. Die River Street gehört im übrigen zu den wenigen Orten der USA, auf denen Alkohol auf der Straße erlaubt ist. Na, denn Prost!


    Savannah hat nicht nur liebevoll restaurierte Gebäude, ja ganze Straßenzüge, sondern fast an jeder Kreuzung ausgedehnte Parks. Riesige Eichen, die mehr spanisches Moos, den Inbegriff der Südstaaten, als Blätter tragen, spenden Schatten und sind Inseln der Ruhe, rundumadum tolle Häuser. Es ist so, wie man sich die Südstaaten vorstellt und wie sie in Filmen gezeigt werden. Wer sich aber auf die Bank, auf der Forrest Gump am Chippewa Square auf den Bus wartet, setzen will, der wird enttäuscht. Sie steht inzwischen im Museum. Tja, wenn man sonst nichts zu zeigen hat, vermutlich hat sie nur gestört. Nach drei Stunden, in denen wir die Altstadt durchquert und umrundet haben, sind wir am City Market. Restaurants und sonstiges, was der Touri so braucht.




    Die Bar in unserem Hotel hat den Charme einer Küche in München-Ramersdorf, so dass wir nach einem Bier in das Nachbarhotel (Doubletree) wechseln. Hier ist das Ambiente wunderbar, der Bierpreis steigt jedoch exorbitant von 3 auf 4.77 USD. Das Abendessen im Belfords Seafood, an dem wir zu dem Fazit kommen, dass Savannah eine der schönsten Städte der USA ist, die wir kennen, war gut, der Cakebread Cellars noch besser. Der schöne Tag nimmt ein schönes Ende und Florida wartet!


    ... Fortsetzung folgt!
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  • Zitat

    Aber wir sind uns einig, dass Atlanta nicht so häßlich wie erwartet ist. An einigen Plätzen sind zwar schon sehr viele Penner unterwegs, aber das hat man ja inzwischen fast in jeder amerikanischen Großstadt.


    Ich war 2009 sehr enttäuscht - und die politisch korrekt ausgesprochenen Homeless People sind mir echt auf den Keks gegangen. :thumbdown:


    Savannah fand ich auch sehr toll - und ich meine, die Bank steht "zu ihrem eigenen Schutz" im Museum - sonst wäre gar keine mehr zu sehen. :zwinker:

  • Montag
    Wenn man einen Kontinent zweimal durchquert, bleiben sogenannte Fahrtage nicht aus. Mancher West-Freak kennt ja auch den Sprung vom Yellowstone zu den roten Felsen oder gar nach Las Vegas. Heute ist Fahrtag! Nachdem wir 1993 und 1995 bereits Florida án Detail kennenlernen durften, werden es heuer nur die wichtigsten Stationen sein. Respektive das, was uns groß und wichtig erscheint. Der Reinhard würde jetzt mit einem "plötzlich nichtig und klein" antworten. Zurück zum Thema!


    Als wir schon gute 100 Meilen unterwegs sind und der Sunshine State seinem Beinamen alle Ehre macht, erscheinen die ersten Sumpfgebiete bei Brunnswick, noch in Georgia. Aber auch schon hier werden die Aligatoren, also die mit der runden Nase, am Strand liegen und nach Beute Ausschau halten. Vielleicht donnern auch ein paar Airboats durch die Mangroven. Wir sehen es nicht, denn wir sind zu schnell. Interstate 10, Jacksonville Florida. Wenn wir jetzt den Blinker setzen würden, kämen wir direkt nach Santa Monica. Nix da, es geht nach Miami. Obwohl ab und zu der normale Florida-Schwall Wasser vom Himmel fällt, dauert das Schauspiel nur wenige Minuten, auch das ist ja typisch. Nach 360 Meilen verlassen wir die I-95 und nehmen die Florida Turnpike. Zuerst die Kohle, dann kannst Du auf's Gas drücken. Es ist nun 471 Meilen her, dass wir das schöne Savannah verlassen haben und nachdem wir nun wieder auf der Interstate 95 sind, ist die Großstadt nicht mehr weit entfernt. 4 normale Spuren und 2 Expressways, es verwundert immer wieder, wo plötzlich so viele Autos herkommen. Nach 489 Meilen parken wir unseren Traverse auf dem Randstein vor dem Wyndham Garden in Miami Beach.


    Wenn schon mal in großen Städten kein Valet Parking angeboten wird, dann haut es mir schon die Sicherung raus. Bin natürlich selbst Schuld, Beschreibung lesen hilft in der Regel. Nun gut! Als dann aber der Internet-Eindruck des Hotels auf den ersten Blick nicht bestätigt wird, ärgere ich mich, am meisten über mich selbst. Boutique Hotel, viele fahren auf diesem Gleis. Einige sind top, die anderen meinen, dass, wenn sie eine alte Kommode, die mit roter Farbe aufgemotzt wurde, in die Ecke stellen, dann sind sie aber auch sowas von Boutique. Das Blatt wendet sich nicht, aber das Ganze relativiert sich. Das Parkhaus ist gleich nebenan und praktisch die Verlängerung des Miami Beach Police Departments. Und das sorgt schon mal subjektiv für Sicherheit für das Auto, das wir noch tausende von Meilen durch die USA quälen werden. Das Zimmer ist zwar nicht übermäßig groß, aber es ist absolut sauber. Und dass man in Großstädten einen Hotelstern immer selber mitnehmen muss, hat sich inzwischen rumgesprochen. Also, alles halb so wild, bleib ruhig!





    Der Bär tanzt, das Leben tobt, es ist die Hölle los am berühmten Ocean Drive. Wir sind uns noch nicht sicher, ob uns das gefällt. Die Bierpreise 780 Kilometer südlich von Savannah haben sich verdreifacht. 8 Dollar und gleich mal 17 Prozent Servicecharge dazu. 30 Dollar für drei Bier, das übertrifft ja schon die Münchner Innenstadt. Aber wir genießen das besondere Flair von Miami Beach bzw. des Art Deco Viertels bzw. des Ocean Drive's. Ein Hotel, eine Kneipe, ein Restaurant neben dem anderen. Doch, es gefällt uns, so der Beschluß. Das Essen auf der Terrasse des Avalon's war fantastisch. Zum Abschluß fallen wir noch in eine Bar und beenden den Fahrtag glückselig.


    ... Fortsetzung folgt!


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  • Andie, wer ist den Roger Dean?

    Keine Angst, is nix schlimmes.


    Ich hab ihn über die Musik kennengelernt.
    Er hat LP Cover von zB Yes, Heep, Budgie oder Osibisa illustriert.
    Die Bilder haben damals wunderbar zum Sound gepasst.


    Viel später hab ich mich mit dem Künstler R.Dean beschäftigt.
    2004 waren wir in San Francisco in einer RD Ausstellung.
    War super interessant, viele der bekannten Werke im Original zu sehen.


    Bei unseren Hikes zB in den Needles oder unten im Natural Bridges haben wir uns oft in RDs Fantasy-Zauber-Welt versetzt gefühlt. (:peace:)

  • So, ab jetzt bin ich auch schon dabei, dein Reisebericht wird sicher so etwas wie eine "Soap Opera", man muss jeden Tag reinschauen, damit man ja nichts versäumt! An die Wandertage in der Schule kann ich mich gut erinnern und ich habe sie gehasst, wenn ich jetzt daran zurückdenke, dann kann ich das nicht verstehen, geht dir wohl auch so. :zwinker:


    Halte uns auf dem Laufenden, aber das machst du ja eh! Weiterhin gute Reise! :thumbup:

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