14. Tag
Der letzte Pass vor dem Mt. Whitney ist heute fällig. Gleichzeitig ist es der Höchste. Der Forester Pass, mit sage und schreibe 4009m Höhe. Zum ersten Mal wird die 4000-er Marke erreicht. Für die Tagesetappenplanung mussten wir erst einmal herausfinden, wo wir uns eigentlich befinden. Während unserer - fast - nächtlichen Suche nach einem geeigneten Zeltplatz, haben wir etwas die Übersicht verloren. Nach einiger Recherche in den Harrison-Maps wussten wir, dass wir irgendwo entlang des Bubbs Creek gezeltet hatten. Gut zu wissen … wir hatten heute ein Laufpensum von ca. 20km und 2x 1000 Höhenmeter zu absolvieren. Nämlich 1000 Meter rauf und 1000 wieder runter! Ist also machbar. Wenn alles glatt geht, stehen wir in 3 Tagen auf dem Mt. Whitney - nach nur 16 Wandertagen (!) … hey, wir sind wesentlich schneller als ursprünglich angenommen. Ich bin von 17 bis 19 Tagen ausgegangen.
Nach einem Abstieg begann der ca. 10km lange, steinige Aufstieg zum Forester Pass. Die ersten Meilen folgten wir dem Bubbs Creek, der fröhlich zwischen den Bäumen vor sich hin sprudelte … je weiter wir jedoch in die Höhe stiegen, änderte sich das Landschaftsbild wieder. Gesteinsbrocken in jeder erdenklichen Größe übersäten die Berghänge. Stellenweise waren noch Schneefelder an den dauernd schattigen Stellen der Bergrücken zu sehen. Überall in dieser Einöde befanden sich aber auch etliche kristallklare Gebirgsseen. Der Aufstieg schien kein Ende zu nehmen. Jedes Mal beim Umrunden eines Schotterhügels, wenn wir uns sicher waren es gleich geschafft zu haben, rückte der Pass weiter in die Ferne. So schien es zumindest. An einem der Seen ließen wir uns zu einer etwas längeren Pause nieder und füllten die Trinkflaschen auf. Von dieser Stelle aus sahen wir bereits den - vermeintlichen - Pass. Nix da! Nachdem wir wieder ein Stück nach oben gestiegen sind, entpuppte sich der “Pass” nur als vorgelagerter Bergrücken, den es zu überwinden galt. Aber irgendwann, nach unzähligen Schritten und noch mehr (Atem-)Päuschen - die immer dünner werdende Luft machte das Atmen schwerer - waren wir oben. In viertausendundneun Metern Höhe! Der Blick über den Pass war - im wahrsten Sinne des Wortes - atemberaubend!
Noch aufregender war jedoch der Blick auf die unzähligen Serpentinen abwärts die noch vor uns lagen. Nach einem kurzen Photo-Shooting und dem vergeblichen Versuch ein Handysignal zu erhaschen - begannen wir mit dem Abstieg. Teilweise wurde der Trail in die Felswand gesprengt. Uns beiden war schon etwas mulmig zumute. Die Haarnadelkurven schmiegten sich verdammt eng an die Felswand, den Blick nach unten versuchten wir zu vermeiden … den Blick zurück - nach oben - jedoch auch. Was wenn sich jetzt ein Gesteinsbocken löst?
Schneller als angenommen befanden wir uns dann endlich am Fuß des Passes und mussten nun dem Trail durch eine Hochebene folgen. Schnurgerade in Richtung Süden. Bereits vom Pass konnten wir die zerklüfteten Gipfel der Kaweah-Kette in südwestlicher Richtung sehen. Auf diese marschierten wir nun über den endlos erscheinenden, staubigen Pfad zu, ohne dass sich das Landschaftsbild um uns herum änderte. Rechts Berge, links Berge, hinter uns der Pass und vor uns - in weiter Ferne - die Kaweahs. Wir beschlossen weiter zu laufen, bis wir ein waldiges Plätzchen zum zelten erreichen würden. Der Wald war bereits in einem Tal - weit vor uns - sichtbar, schien allerdings vor uns wegzulaufen. Plötzlich erblickten wir hinter einem Berggipfel in südöstlicher Richtung unser Ziel: Das Gipfelplateau des Mt. Whitney! Was für ein Anblick! Nach den Strapazen der letzten Tage nun endlich das Ziel vor Augen. Ein tolles Gefühl!
Nachdem meine Füße kurz davor waren den Dienst zu verweigern, fanden wir in der Nähe des Tyndall Creeks eine Campsite … mit Bärenbox. Wir wuschen uns im Creek, machten uns Abendbrot und schliefen fix und fertig ein. Was für ein Tag!
14. Tag = 19,3 km / Höhenmeter = +1097 / -925
Morgens ein wichtiger Handgriff: Die Schlafsäcke auslüften.
Bubbs Creek
Irgendwo am Ende des Tals gehts zum Forester Pass
Nur noch um die Ecke ... dann sind wir da ...
... oder doch nicht?
Aber gleich - oder?!
"Northbounders"
Geschafft! Verdiente Rast ... 4009 Meter überm Pazifik
2 Helden
Nur nicht nach unten sehen!
Die zerklüfteten Gipfel rechts der Mitte: Die Kaweahs!
Blick zurück ... Die Delle in der Mitte ist der Pass
Ziel in Sicht! Links der Mitte guckt der Whitney!
Hier mal rangezoomt
In dem Wald dort hinten wollen wir nächtigen.
Bis wir den Waldrand erreichen dauert es jedoch seehr lange ...
Unsere vorletzte Nacht im Zelt.
Layers of Light!
... to be continued ...