(Alternativtitel: "How to lose 20 pounds in 2 weeks")
Nach langjährigem Mitlesen und Mitreisen in Euren Reiseberichten und Fotostories, hab' ich mir gedacht: "Musste auch mal einen schreiben".
Mein Erstlingswerk wird allerdings kein Reisebericht in klassischer Form werden, sondern vielmehr ein Wanderbericht, geschrieben erst im Nachhinein, Wochen nach der eigentlichen Wanderung. Wo ging's hin? Auf dem wahrscheinlich schönsten Trail der Welt: Dem John-Muir-Trail! 360km Wildnis, 24000 Höhenmeter - vom Yosemite Valley zum höchsten Punkt der "Lower 48s": dem Gipfel des Mt. Whitney.
Der Berg links der Mitte ist der Mt. Whitney
Vorgeschichte:
Während eines USA-Urlaubes, irgendwann vor 6 oder 7 Jahren, las ich in einem Reiseführer, dass der höchste Berg der "Contiguous States", der Mt. Whitney, in der Sierra Nevada in Kalifornien liegt und dass es sogar möglich ist, den 4421m hohen Gipfel, als normalsterblicher, durchschnittlich trainierter Wanderer, zu erklimmen. Schön! Stand bei mir damit auf der „To-Do-List“. Irgendwann einmal ... vielleicht.
Auf einer späteren Reise - wir besuchten erstmalig den Yosemite N.P. - „verliebte“ ich mich in die Sierra Nevada. Die riesigen Granitdome, diese Weite, das Licht! Grandios! Ich sah die ersten Fotos von Ansel Adams, hörte das erste Mal von einem gewissen John Muir und davon, dass es einen Weitwanderweg gibt der seinen Namen trägt und dieser auf dem Gipfel des Mt. Whitney beginnt bzw. endet. Nach diesem Urlaub recherchierte ich etwas intensiver über den John-Muir-Trail und über John Muir selbst. [Kurzinfo hier: John Muir Trail] Im Internet gibt es unzählige Seiten über den JMT. Viele sind vollgestopft mit Informationen über den Trail, das Beschaffen von Nahrung, Trinkwasser, Höhenprofile, Wandertagebücher (Trail-Journals) und natürlich unzählige Fotos. Fotos, die - selbst wenn sie vom ungeschicktesten Amateurfotografen, bei denkbar schlechtesten Lichtverhältnissen aufgenommen wurden - atemberaubend waren. Berge, Seen, Licht! Fantastisch. Mein Entschluss stand fest: Ich werde den JMT wandern! Bald! In vielleicht 5-6 Jahren ...
Nach diesem Entschluss stand ich vor dem größten Problem: Wie überzeuge ich meine „bessere Hälfte“ davon, dass sie mich ganz allein ca. drei Wochen durch die amerikanische Wildnis streifen lässt? Ohne sie? Ohne die Kinder? Dafür mit Bären und Pumas! Uff! Damit begann der wahrscheinlich härteste Teil der Vorbereitung. „Schatz, schau dir mal dieses Foto an! Es ist von Ansel Adams. Genial! Großartige Kulisse - Nicht wahr?!“ oder „Traumhaft … diese Berge … einmal im Leben dort wandern …“ solche oder ähnliche Sätze musste sie sich regelmäßig anhören. Irgendwann hatte sie es wahrscheinlich satt und sagte schließlich: „Dann geh’ doch deinen verdammten John-Muir-Trail! *zähneknirsch*!“ Das war’s! Yeah! Damit stand fest: „I do it!“.
Jetzt stellten sich ganz neue Fragen: Wann? Alleine? Wenn nicht allein - mit wem?
Also fragte ich meinen allerbesten Schulfreund T. (wir kennen uns bereits seit der ersten Klasse) ob er mitkommt … die Antwort kam sofort: „Goil! Das machen wir!“. Super! Zu zweit macht’s auch mehr Spaß.
Neues Problem: Keiner von uns war je länger als 4 Stunden am Stück wandern. Schon gar nicht mit Zelt und Selbstverpflegung. Wir brauchten Equipment. Ein Zelt! Möglichst „Ultralight“. Schlafsäcke. Rucksäcke. Schuhe. Und vor allem: Trail-Erfahrung!
Die Entscheidung fiel irgendwann im Jahr 2010! Unser angestrebter Wanderzeitraum: August/September 2013. Genug Zeit also um sich vorzubereiten. Im Frühjahr 2011, während eines Familienurlaubes in Kalifornien, kaufte ich bei REI (REI) ein Zelt. Das „REI-Quarter-Dome“. Ultralight, was in diesem Fall 2,2 kg bedeutet. Ich hatte in einigen Foren im Internet recherchiert und dieses sollte für unser Vorhaben ideal sein. Von REI gab’s auch einen Rucksack: den „REI XT85“. Ein Superteil. Das „85“ steht hierbei für das Volumen in Litern. Der ist also riesig!
Nun stand der erste Übungs-Trail an. Die Überlegungen hierbei:
1. Der Trail darf nicht allzu weit weg sein.
2. Es sollten einige Höhenmeter absolviert werden.
3. Wir haben nur 4-5 Tage Zeit, also max. eine Länge von 100km.
„Grübel, grübel, recherchier …“. Die Wahl fiel auf den „Harzer-Hexen-Stieg“. Der verläuft von Thale via Brockengipfel nach Osterode - oder andersrum - und ist knapp 100km lang. Gesagt getan, im Herbst 2011 zogen wir los. In 3 Tagen legten wir ca. 80km von Ost nach West zurück und kamen bis zum Ort Altenau. Dort mussten wir abbrechen, da T. auf dem langen Brockenabstieg sein Knie überlastete. Nix ging mehr. Okay, sagten wir uns, das ist eine Schwachstelle … wir mussten hierfür vorsorgen. Kniegelenkstützen waren die Lösung. Also beschlossen wir, künftig keine langen Wanderungen mit steilen Abstiegen, ohne die Kniestützen zu unternehmen. Ansonsten war es traumhaft schön. Der Harz ist toll! Unser Equipment war soweit in Ordnung. Die nächste Testwanderung stand an.
Es sollte nun höher hinaus gehen. Länger, höher, weiter. Also alpin! Das Teilstück des Europawanderweges E5 zwischen Oberstdorf nach Meran bot sich an. Zeitraum: Anfang September 2012. Equipment war dasselbe wie im Harz, diesmal jedoch mit Kniegelenkstützen.
Wetterbedingungen: Traumhaft - blauer Himmel und Sonnenschein! Höhenmeter: reichlich! Aber: Jausen und Weißbier ... täglich! Wir zelteten überall dort, wo es uns sicher schien. Die Nächte waren schon sehr kalt, stellenweise gab es den ersten Nachtfrost. Leider beendeten wir unseren Test-Trail schon am Rettenbachferner (Sölden) und fuhren dann über Innsbruck wieder nach Hause. Warum? Nach mehrtägigem, tagsüber sommerlichem Wetter mit viel Sonne, zogen nämlich dicke Gewitterwolken auf und dem Wetterbericht zufolge würden die Alpen in den nächsten Tagen unter einer dicken Schneeschicht begraben werden. Schlechte Karten für uns. Eigentlich wollten wir durchs Ötztal an der Ötzifundstelle vorbei nach Südtirol. Aber bekanntlich macht das Wetter was es will. Es war trotzdem eine tolle Wanderung die uns sehr gefordert hat. Mit 20kg auf dem Rücken sind wir bis in 3000m Höhe gekraxelt. Test für Kondition und Lunge. Alle Tests bestanden. JMT: Wir kommen! Jedoch: Wir benötigen neue Schlafsäcke und Isomatten. Ich habe mir fast den A**** abgefroren. Kein Wunder, die Schlafsäcke und Isomatten waren hierfür gar nicht ausgelegt. Die haben wir uns 2008 für unseren ersten US-WoMo-Urlaub beim Aldi ergattert. Schlechtes Equipment für den JMT. Leichte Iso-Matten gab’s zum Geburtstag, Schlafsäcke testeten wir ausgiebig bei “Globetrotter” und entschieden uns für den “North Face Aleutian 3S”, einen 3-Jahreszeiten-Kunstfaserschlafsack mit (leider) 1,7 kg Gewicht.
Kleiner Appetithappen: Evolution Valley
... to be continued ... (Wenn Ihr wollt!)
Viele Grüße
Nick