Hürtgenwald

  • Von Hürtgenwald in der Eifel wird wahrscheinlich kaum einer bislang was gehört geschweige denn gesehen haben.
    Mir war der Ort auch nur ein Begriff, weil das dortige Kloster im Buch der "99 Lieblingsorte in NRW" auftaucht. Seit 2004 ist der Ort Nationalparkgemeinde des Nationalparkes Eifel.


    Vor Kurzem habe ich im Web folgenden Bericht gefunden:
    "Der alte Mann und der Wald"
    edit: offenbar ist der Bricht in der FAZ nicht mehr so einfach ladbar......


    Daraufhin habe ich mich mit dem Krieg in der Eifel mal etwas mehr auseinandergesetzt.
    Ich bin geschichtsinteressiert, aber Politik geht mir mittlerweile am A**** vorbei. Trotzdem sollte man gewisse "1000 Jahre" nicht verdrängen und auch nicht nur mit dem moralischen Zeigefinger drauf deuten.



    Vor genau 70 Jahren fand in der Eifel die sogenannte Allerseelenschlacht statt.
    An ihr haben auch Ernest Hemingway als Kriegsberichtserstatter und J.D. Salinger als junger Soldat teilgenommen. Es war eine für die Amerikaner sehr verlustreiche Schlacht - wenn nicht sogar die verlustreichste des 2. Weltkrieges. Man zieht sogar Vergleiche zur Schlacht von Gettysburg im Amerikanischen Bürgerkrieg. Aber manche Berichte von 56.000 toten amerikanischen Soldaten halte ich dann doch für übertrieben. Das wären ja soviel Tote gewesen wie im Vietnamkrieg.


    Mehr zur Schlacht im Hürtgenwald bei Wikipedia


    Die beiden an der Schlacht beteiligten Schriftsteller haben ihre Erlebnisse auch in Büchern festgehalten:
    Ernest Hemingway - "Über den Fluss und in die Wälder"
    J.D. Salinger - "Für Esme"; und auch "Im Fänger des Roggen" wird darauf eingegangen.



    Da es im Ort Hürtgenwald auch ein Museum zu der Schlacht gibt ("Hürtgenwald 1944 und im Frieden") und ich im Web eine Beschreibung zu einem "Hemingway-Trail" gefunden habe, bin ich am letzten Sonntag mal in die Eifel gefahren.




    Mein erster Halt war das Franziskanerkloster, welches einer der 99 Lieblingsorte in NRW sein soll.



    Da ich zwischen Frühmesse und Hochamt dort war, war nichts los. Ich habe aber auch nicht nach einem der Klosterbrüder an der Pforte geklingelt.


    Es sind auch Kunstwerke ausgestellt, denn einer der Franziskaner ist ein ehemaliger Beuys-Schüler.




    Das Museum Hürtgenwald ist nur am Sonntag geöffnet; für 4 € Eintritt kann man so einige Relikte anschauen, die nach dem Krieg gefunden wurden bzw. immer noch gefunden und ausgebuddelt werden. Neben Kriegsmaterial hat man auch einige Gebrauchsgegenstände der damaligen Zeit zusammengetragen.

















    Das Gemälde "A Time for Healing" - die Hintergrundgeschichte kann man hier nachlesen: "Das Wunder vom Hürtgenwald"


    Wer an dem Thema interessiert ist, wird sicherlich nicht enttäuscht werden.




    Auf zwei Soldatenfriedhöfen und Gedenkstätten sind viele der Gefallenen beerdigt.







    Eines der wenigen Denkmäler, welches die Alliierten für einen ehemaligen Kriegsgegner errichtet haben.



    Zu der "Schlacht im Hürtgenwald" gibt es auch einen Film, der in 2 Teilen bei Youtube zu sehen ist:
    "You enter Germany" - Hürtgenwald - der lange Krieg am Westwall
    Teil 1
    Teil 2




    Rund um Hürtgenwald hat man in den letzten Jahren ein paar "Historisch-Literarische Wanderwege" angelegt bzw. beschrieben.
    Unter anderem auch den "Hemingway-Trail". (Info)
    Mehr dazu auch als History-Guide im Web: Link


    Diesen etwa 14 km langen Trail bin ich gelaufen, muss aber leider sagen, dass ich mir mehr davon versprochen hatte. Denn bei den beschriebenen Punkten auf dem Trail gab es eigentlich nichts zu sehen.


    Übersichtskarte




    Hier war wohl mal ein Erzbergwerk



    Unter "sichtbaren Spuren einer Gefechtsstellung" stelle ich mir was anderes vor - hier soll Hemingway zur Waffe gegriffen haben.



    Blick auf die Eifel


    Nach knapp 3,5 Stunden war ich wieder beim Ausgangspunkt. Es war nicht unanstrengend, was nicht so schlimm war, aber leider nicht so interessant wie erwartet.
    Die Wanderung war ein Spaziergang durch die herbstliche Eifel - aber auch nicht mehr.

  • Von Hürtgenwald in der Eifel wird wahrscheinlich kaum einer bislang was gehört geschweige denn gesehen haben.

    Hallo Otto,


    doch schon, wenn man nicht ganz soweit entfernt wohnt und auch geschichtlich interessiert ist. Erstmal Danke für den Bericht und die herbstlichen Bilder.
    Wenn wir Besuch haben machen wir auf dem Weg nach Maastricht immer einen kleinen Umweg über Margraten, einen Amerikanischen Soldatenfriedhof ( den einzigen in den Niederlanden).
    Der Besuch ist sehr lehrreich, aber auch immer wieder beklemmend. So ein verdammter Wahnsinn und die Welt hat bis heute nichts gelernt.

  • Man lernt ja nie aus, von daher geschichtlich sicher interessant. Landschaftlich hat die Eifel aber viel schöneres zu bieten als Deinen Hemingwaytrail. :D

  • Erstmal Danke für den Bericht und die herbstlichen Bilder.
    Wenn wir Besuch haben machen wir auf dem Weg nach Maastricht immer einen kleinen Umweg über Margraten, einen Amerikanischen Soldatenfriedhof ( den einzigen in den Niederlanden).
    Der Besuch ist sehr lehrreich, aber auch immer wieder beklemmend. So ein verdammter Wahnsinn und die Welt hat bis heute nichts gelernt.


    Danke!
    Wenn ich mal wieder in der Gegend bin, schau ich mir den Margraten-Friedhof mal an.


    kenne ich nur von der Durchfahrt Düren-Monschau


    Kloster, Friedhöfe und Museum sind von der B399 ausgeschildert und nahe der Bundesstrasse.


    Landschaftlich hat die Eifel aber viel schöneres zu bieten als Deinen Hemingwaytrail. :D


    Stimmt - ich war ja auch irgendwie enttäuscht und hatte mir mehr versprochen.
    Da gibt es sicherlich andere, schönere Wanderungen......

  • Vielen Dank Otto für diesen Post.
    Dort habe ich eine Woche Urlaub verbracht im beschaulichen Simonskall.
    Ich bin den ein oder anderen Trail durch diesen Wald gewandert auf den Spuren der Vergangenheit.


    :winken: Gern geschehen!
    Deine Wanderungen waren sicher interessanter als dieser Hemingway Trail.

  • Wanderung "Westwall - Eifelkreuz" bei Simmerath (Eifel)

    Diese etwa 11 km Wanderung geht durch die Natur der Eifel (bei Simmerath) und durch die Reste des Westwalls, dem größten Befestigungswerk des 2. Weltkrieg gebaut von den Nazis.
    Der Westwall, auch Siegfried-Linie genannt; führt(e) vom Niederrhein bis runter zur Schweizer Grenze.
    Mehr dazu hier bei Wikipedia.


    Die Erhaltung dieses an sich geschichtsträchtigen Bauwerks - auch in Teilen - ist natürlich kontrovers. Ich schließe mich da den Anhängern des "Denkmalwerts des Unerfreulichen" an und habe als Geschichtsinteressierter meinen Besuch mit einer Wanderung in der Eifel verbunden.


    Die gesamte Wanderung ist gut mit der "Nr. 21" ausgeschildert. An zwei Stellen kann man (mancher muss) eine Umgehung gehen, die auch gekennzeichnet ist.
    Eine genauerer Beschreibung findet man hier.




    Da die Wanderung auch durch das Gebiet der "Schlacht im Hürtgenwald" geht und das Thema sich ebenfalls mit dem 2. Weltkrieg und Eifel beschäftigt, habe ich diese Wanderung einfach mal in diesen Thread eingestellt.




    Los ging es in downtown Simmerath.

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    "Ne Sämmer Kraremann" ("Ein Simmerather Kragenmann").

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    St. Johann Baptist.

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    Kurze Zeit nach Verlassen des Ortes traf man auf den Westwall.

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    Die ersten "Drachenzähne" tauchten im Dickicht auf.

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    Hier erkennt man, dass der Westwall vor allem Panzer an der Weiterfahrt hindern sollte.

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    Dazu gab es Bunker, Stollen, Gräben und weitere Sperren.


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    Über viele 100 km wurden 5 Reihen Betonklötze gesetzt.

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    Die Wanderung ging dann spannend weiter. Da dieser Weg für Gehbehinderte, Kinderwagen und Fahrräder nicht geeignet ist (außer für geübte Cross-Biker), ist eine Umgehung ausgeschildert.

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    Man muss schon gut auf seine Füße acht geben; ein Fehltritt könnte nicht nur weh tun, an einigen Stellen wird man dann auch nass.

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    Kurzer Ausflug zum Heck-Kreuz.

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    Hier starb vor knapp 200 Jahren ein Feldarbeiter durch Blitzschlag

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    Weiter durch die Siegfried-Linie.

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    Netter Verweilplatz...

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    ...mit Aussicht in die Eifel.

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    Da ging es weiter.

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    Manchmal hatte der Westwall was von einem Friedhof.

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    Am Ende des ersten Abschnitts durch den Westwall bei dieser Wanderung.

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    Weiter ging es durch die "Venn".

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    Kreuze sieht man in der Eifel m.E. besonders häufig.

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    Das nächste Stück durch Sumpf und Heide war recht nett.

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    Ein Abschnitt zur Heidemoor-Regeneration.

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    Man durchquerte den Westwall ein weiteres Mal.

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    Abstecher hoch zum "Eifelkreuz" (eines von vielen).

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    Der Weg hinauf zum Eifelkreuz wird von einem Kreuzgang gesäumt.

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    Ein weiterer Abschnitt durch den Westwall; wiederum wird eine Alternative ausgeschildert.

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    Wer aber kann, sollte sich diese Abschnitte nicht entgehen lassen.

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    Noch ein ungestörter Blick auf die "Drachenzähne".

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    Zurück in Simmerath.

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    Für diese Wanderung habe ich an dem schönen Sommertag gut 2,5 Stunden gebraucht und sie hat mir sehr gut gefallen!

  • Zu meinen Berichten/Bildern von Besuchen vor Ort ein geschichts-historischer Bericht:



    Schlacht im Hürtgenwald 1944 - So ein Desaster hatte die US-Armee noch nie erlebt


    Link mit einigen Bildern

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