Nachdem wir die letzten paar Jahre hauptsächlich mit Arbeit und ohne Urlaub verbracht haben, war es höchste Zeit für ein paar Tage "Off". Ich habe also fristgerecht meinem Sergeant ein "Time Off" Gesuch in die Hand gedrückt und sein "What? You want TWO weeks off???" mit einem bestimmten "Yes Sir!" quittiert. Widerrede gab's keine. Hätte auch nichts genützt.
Wir hatten keinen Plan, ausser dass wir nach Utah und zu den Four Corners wollten. Alles Andere würde sich dann schon ergeben. Der Monat bis zur Abreise verging dann wie im Flug. Die Mrs. und ich hatten die besten Absichten, uns wirklich umfangreich auf die Reise vorzubereiten. Aber das geschah natürlich nicht wirklich. Ok, wir hatten etwas Proviant eingekauft, zwei Kühl-Boxen aus der Garage ausgegraben und ein paar Sachen zum Umziehen eingepackt. Meine Frau hatte etwas mehr Freizeit und etwas mehr Sachen zum Umziehen eingepackt. Sie brauchte dafür einen grossen Koffer, denn sie brauchte ja mehrere (Zitat) "Outfits" für alle erdenklichen Anlässe Ich hatte keine Zeit und so mussten drei Shorts, drei T-Shirts, eine Jogging-Hose, Rasier- und Zahnputz-Zeug und zwei Paar Schuhe reichen - Achja: Und Deoderant (die "Männerdusche").
Am 26. August ging ich dann um 1800h in den letzten Dienst, der - soweit ich mich jetzt noch erinnere - recht ereignislos verlief. Das heisst: Keine besonderen Vorkommnisse, die extra lange Berichte erfordert hätten. Daher war ich bereits vor 0600h am 27. August wieder zurück in der Station. Noch kurz geprüft, ob mein Dienstplan für die nächsten zwei Wochen nicht existent ist und ja, tatsächlich schien meine Dienstnummer nicht auf der grossen, weissen Tafel auf.
Ich fuhr also heim und die Mrs. und ich begannen unseren Kleinwagen mit den absoluten Notwendigkeiten zu befüllen. Sie meinte dann, dass sie noch ein paar Stunden Schlaf braucht. Ich meinte, das wäre keine so gute Idee und wir sollten sofort losfahren und sehen, wie weit wir es in Richtung UT schaffen würden. Die Mrs. war weitestgehend einverstanden und auch der Hund hatte kein Problem damit. Also ging's nach nur vier Stunden Einpacken schon auf die Strasse.
Der Truck war mit 144 Litern Normalbenzin betankt, wir hatten 110 Dosen Soda, 48 Flaschen und 5 Gallonen Wasser, die Reisegarderobe der Frau, den Hund, diverses Camping-Zeug, zwei Cooler und mein Reisetäschchen an Board. So ging's los.
Zuerst auf die 22, dann auf die 57 und die 91 und dann auf die 15. Mittlerweile wurde es angenehm warm und wir erinnerten uns daran, dass die Klimasteuerung des Trucks noch nicht repariert worden war. Dazu hätte jemand den Truck in die Werkstatt bringen müssen, aber dafür hatte niemand niemals Zeit. Dazu muss erklärt werden, dass unser Truck eine elektronische Temperatursteuerung hat. Und diese Elektronik hat schon seit längerer Zeit ein nicht nachvollziehbares Eigenleben. Das heisst, dass die Klimaanlage an sich ganz hervorragend arbeitet, aber eben nur wenn die Steuerung auch einverstanden ist. Also bläst's manchmal kalt auf die Füsse, manchmal in's Gesicht, manchmal auf die Scheibe und manchmal gar nicht. Irgendwann nach dem Cajon Pass beschloss die ausgefeilte Elektronik-Steuerung, dass sie für den Tag genug gesteuert hatte...
Es hatte 117°F (47°C) Aussentemperatur - eben Wüste und Sommer. Aber wir mögen's warm und man kann ja die Fenster öffnen...
Die Hauptsache war, dass wir erst einmal aus LA draussen waren. Das ist immer ein Glückspiel, denn Baustellen, Unfälle, Wildfeuer, etc. sind unkalkulierbare Risikofaktoren, die aus einer 2 Stunden Fahrt rasch einmal eine 4 oder 6 Stunden Etappe werden lassen. Aber wenn man's einmal bis Hesperia / Victorville geschafft hat, läuft's. Und wir waren ja schon fast in Barstow. Die Verkehrslage war durchaus ok. Der obligatorische Boxenstop in Baker musste natürlich trotzdem sein. Die Mrs., bzw. ihre Blase bedingt das traditionell. Dann ging's weiter an Las Vegas vorbei (kein Stop, nur ein Photo vom zukünftigen Präsidentenplast - siehe unten) bis Ely, wo der Truck - bzw. dessen Tank - nach Befüllung hechelte.
In Ely hatte es bereits 120°F (49°C) und im Innenraum des Trucks das gefühlte Doppelte der Temperatur. Aber wir mögen's warm und daher gab's keine Beschwerden (hätte auch keinen Sinn gemacht). Weiter ging's Richtung Nordosten. Ich - der Fahrer - war trotz vorangegangenem Dienst und der bereits zurückgelegten Wegstrecke noch guter Dinge und in Form, also beschloss ich dass Utah durchaus noch im Bereich der Reichweite zu liegen hatte. Vorbeii an Mesquite und durch die Narrows des Virgin River ging's also noch bis St. George, UT.
Wie üblich hatten wir nichts gebucht und blieben daher für die Nacht im ersten Hotel an der ersten Ausfahrt, dem Clarion Suites. Da wir als Begleiter unseres Hundes - dem Chihuahua-Mädchen "Grace" unterwegs waren - ist es unabdingbar wichtig, dass das Hotel "Pet Friendly" ist. Clarion Suites ist sehr Pet Friendly (an der Rezeption gibt's sogar ein eigenes Willkommenspaket für Hunde - inkl. Knabberei) und daher war das Clarion Suites nicht nur perfekt gelegen, sondern auch sonst einfach perfekt.
Ich ging dann noch ein paar Runden im Pool schwimmen und traf im Pool auf drei Utah State Troopers die gerade von einem Trainingscamp des San Bernardino Sheriff's Department kamen. Da ich zu dem Zeitpunkt schon über 20 Stunden auf war und (inkl. Dienst) so an die 600 Meilen, bzw. 1,000km gefahren hatte, war's schliesslich doch auch für mich Zeit, ein bisschen an der Matratze zu horchen. Frau und Hund schliefen schon fest, als ich in's Zimmer kam. Und ich brauchte auch nur ein paar Minuten, bevor ich weg war...