ZitatAlles anzeigenIn den USA wird heute die Einführung des Frauenwahlrechts vor 100 Jahren gefeiert. Am 18. August 1920 wurde der 19. Verfassungszusatz von so vielen US-Bundesstaaten ratifiziert, dass alle Frauen in den Vereinigten Staaten von Amerika das Wahlrecht garantiert bekamen.
In der Unabhängigkeitserklärung der USA vom Juli 1776 steht der berühmte und vieldeutige Satz „all men are created equal“. Nicht nur ist in dem Dokument nicht von Frauen die Rede, auch entsprach dieses Credo aus der Feder Thomas Jeffersons nicht annähernd der Wahrheit. Die eingeborenen Amerikaner – die sogennanten Indianer – und People of Colour mussten noch lange auf Menschen- und Bürgerrechte warten.
Amerikas (weiße) Frauen begannen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts auf ein Wahlrecht zu drängen. Eine Zusammenkunft früher Frauenrechtlerinnen im Bundesstaat New York im Jahr 1848 war eine erste Manifestation dieses Strebens nach politischer Mitsprache. Susan Anthony und Elizabeth Cady Stanton waren 1863 Gründerinnen der ersten großen Frauenvereinigung, der Woman's Loyal National League. Die Vereinigung wandte sich auch energisch gegen die Sklaverei, die im gleichen Jahr durch Präsident Abraham Lincolns Emanzipationsdeklaration der Abschaffung näher gebracht wurde.
Im „Wilden Westen“ durften Frauen erstmals wählen
Die Erfolge der Suffragettenbewegung, abgeleitet vom Begriff „suffrage“ (Wahlrecht), waren zunächst lokal begrenzt und beschränkten sich auf einzelne Bundesstaaten. Erstmals konnten Frauen in den USA im sogenannten „Wilden Westen“, also in den erst jüngst besiedelten neuen Staaten wie Utah und Wyoming (1869/70) sowie Colorado (1893) und Idaho (1896) wählen.
Im 20. Jahrhundert bekam die Bewegung massiven Zulauf. Demonstrationen und Aktionen wie Hungerstreiks sorgten für hohe mediale Aufmerksamkeit. Ein einheitliches Frauenwahlrecht war in der Zeit des Ersten Weltkrieges eines der wichtigsten politischen Themen in den USA, nachdem inzwischen rund die Hälfte der Bundesstaaten auch Wählerinnen zur Präsidentenwahl zuließen.
19. Verfassungszusatz wird zunächst abgelehnt
Das Dokument, das den 19. Zusatz zur Verfassung (Amendment) enthielt, welches allen Frauen in den Vereinigten Staaten von Amerika das Wahlrecht garantieren sollte, wurde in einem ersten Versuch noch vom Senat abgelehnt. Erst im Juni 1919 fand das allgemeine, für alle Bundesstaaten geltende Frauenwahlrecht in dieser Kammer eine Mehrheit. Im August 1920 trat es schließlich nach Ratifizierung durch 36 Bundesstaaten in Kraft. Am 2. November 1920 konnten erstmals in allen damals 48 Bundesstaaten auch Frauen an einer Präsidentschaftswahl teilnehmen.
Sie trugen ganz wesentlich zum deutlichen Sieg des Republikaners Warren G. Harding bei, der nach der Kriegsteilnahme der USA eine Rückkehr zur Normalität versprochen hatte. Normalität war von nun an der Kampf um die Stimmen der Wählerinnen. Der Glaube, Frauen würden mehrheitlich die liberaleren demokratischen Kandidaten wählen, erwies sich als Irrtum: bis in die 1970er-Jahre hinein tendierten sie eher zu republikanischen Kandidaten. Und auch in der Gegenwart sind die Wählerinnen ähnlich tief gespalten wie die ganze Nation. Donald Trump gewann 2016 die Stimmen von 52 Prozent der weißen Wählerinnen – gegen eine weiße Frau.
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