Gettysburg ist ein kleiner Ort im Süden Pennsylvanias und dadurch bekannt, dass hier vom 1. bis 3. Juli 1863 die bekannteste und wohl auch eine der entscheidendsten Schlachten im Amerikanischen Bürgerkrieg – dem Civil War – stattfand. Mit rund 45.000 Toten und Verwundeten (da gibt es aber unterschiedliche Schätzungen) war sie auch eine der blutigsten.
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Diesen Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten - auch genannt Sezessionskrieg - in den Jahren 1861 bis 1865 habe ich als jemand, der gerne in den USA Urlaub macht, einfach als ein Teil der amerikanischen Geschichte wahrgenommen, mich aber außer für Eckdaten eigentlich wenig dafür interessiert.
Die Südstaaten-Flagge – „Rebel Flag“ – ist zwar immer noch irgendwie präsent – aber sicherlich nicht in der Art und Weise wie sie es im Civil War war.
Auch war mir bekannt, dass es eine große Anzahl Amerikaner gibt, die in ihrer Freizeit in historische Kostüme schlüpfen und Schlachten des Bürgerkriegs nachspielen – sogenannte „Civil War Buffs“ bzw. Reenactors. Dass dies in den USA weitaus beliebter ist als in Europa, wo bestimmte historische Schlachten bzw. Themen der europäischen Geschichte auch nachgespielt werden, begründe ich mal damit, dass die USA ja nur auf eine relativ kurze Historie zurückblicken kann.
Wie ihr seht, hatte ich schon früher einen gewissen Draht zum Westernhobby.
Vor einigen Jahren habe ich mir mal das Video „Gettysburg“ gekauft.
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Der Film ist ein 4-Stunden-Epos über die 3 Tage-Schlacht von Regisseur Ron Maxwell mit einigen bekannten Schauspielern wie:
Tom Berenger als General Longstreet
Jeff Daniels als Oberst Chamberlain
Martin Sheen als General Lee
Sam Elliott als General Buford
Mich hat der Film beeindruckt – und mich dazu bewegt, etwas mehr über das Thema erfahren zu wollen.
Grundlage des Filmes ist das Buch „Killer Angels“ von Michael Shaara und dieses hat im Jahre 1974 den Pulitzer-Preis gewonnen.
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Der Autor hat das Leben mehrerer Personen aus der Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges in den Tagen der Schlacht bei Gettysburg intensiv beschrieben, dabei historische Fakten mit ein paar Trivialitäten und Hintergrundinformationen gemischt und eine fesselnde Story über die drei Schlacht-Tage geschaffen, die auch auf die zwei Jahre Bürgerkrieg zuvor bzw. des Zustandekommens des Konfliktes bezug nimmt.
Mir hat das Buch gut gefallen!
Der Film hat das Buch sehr gut umgesetzt insbesondere durch die Hilfe der vielen freiwilligen Statisten.
Der Film ist aber auch wegen der Länge von 4 Stunden nicht immer kurzweilig – und wem amerikanischer Patriotismus gar nicht zusagt, der wird recht schnell ausschalten. Manches ist schon etwas dick aufgetragen (dramaturgisch/filmtechnisch) – wer den Film allerdings mehr oder minder als Darstellung eines historischen Ereignisses mit großer Bedeutung sieht, der wird gut unterhalten werden:
Die Geschichten der einzelnen Protagonisten und ihre Bedeutung im Zusammenhang mit der Schlacht bei Gettysburg ist klasse gemacht, die meisten Schauspieler liefern eine gute Leistung ab (viel diskutiert wurde über die manchmal unecht aussehenden Bärte!) und trotz teilweise schwülstigem Patriotismus ist der Film durchaus auch kritisch und nicht „political incorrect“.
Ich befürchte aber, dass viele den Film eher langweilig finden werden – evtl. sogar übertrieben nationalistisch!
Yankees
Rebels
Ich habe mir danach mal das ein oder andere Buch über den amerikanischen Bürgerkrieg zugelegt und auch die beiden „Folge“-Bände der „Killer Angels“, welche jeweils die 2 Jahre vor und nach Gettysburg aus der Sicht der meisten Personen beschreibt, die im zuerst erschienenen Buch dabei waren.
Durch den Tod von Michael Shaara wurden diese Bücher von seinem Sohn Jeff verfasst – und sind leider nicht mehr so fesselnd. Auch die weitere Verfilmung der ersten zwei Jahre Bürgerkrieg „Gods and Generals“ mit dem gleichen Regisseur und vielen Schauspielern aus Gettysburg ist nicht besonders gelungen und war nicht mal in den USA ein kommerzieller Erfolg.
Letztendlich hat es dazu geführt, dass ich im Jahre 2003 bei einer Rundreise im Nordosten der USA den National Military Park von Gettysburg besucht habe.
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Ausgangspunkt für den Besuch des Parks ist das Visitor Center (ein neues Visitor Center mit Museum soll 2008 eröffnet werden), bei dem man an einer kleinen 30minütigen Vorführung über die gesamte dreitägige Schlacht an einem kleinen Modell teilnehmen sollte (Electric Map program), um ein wenig den Überblick zu erhalten. Die kleine Ausstellung insbesondere der Fotos ist ganz nett, das Cyclorama – ein 360° Bildnis – hat mich nicht umgehauen.
Danach fährt man mit dem eigenen Wagen (gibt glaub ich auch irgendeinen Bus-Service) über das weitläufige Gelände auf einer ungefähr 30 Meilen langen ausgeschilderten Route.
Der Friedhof, auf dem Abraham Lincoln im November 1863 eine seiner berühmtesten Reden- die „Gettysburg Address“ - gehalten hat, war leider gesperrt.
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Der Hurrican Isabel, dessen Ausläufer wir bis zu den Niagara-Fällen mitbekommen hatten, hatte auch hier zu Schäden im Baumbestand geführt. Am Tag zuvor war sogar noch das gesamte Park-Gelände gesperrt.
Die Tour ist wie gesagt ausgeschildert und an vielen Stellen wird auf markante Punkte hingewiesen. Daneben gibt es viele historische Relikte zu sehen und eine unglaubliche Anzahl von Denkmälern. Ich glaube jeder General und auch jedes an der Schlacht beteiligte Regiment hat sein eigenes Denkmal erhalten.
Hier ein paar Bilder von der Tour mit Anmerkungen – ich habe mich ein wenig an den Eckdaten des Filmes bzw. Buches orientiert.
Am McPherson Ridge fand die entscheidende Schlacht des 1. Tages statt.
Denkmäler der Generäle Buford, der mit seiner Kavallerie-Truppe die Südstaatler am 1. Tag entscheidend lange aufhielt, und Reynolds, der Buford zu Hilfe kam und hier durch die Kugel eines Scharfschützen fiel.
Das Cemetary Ridge, wo die Entscheidung am 3. Tag stattfand.
General Lee, dem Kommandeur der Südstaatenarmee, auf dem Virginia State Memorial.
Hier hatte ich das lustige Erlebnis, wie 2 Amis an meinem Wagen standen und mit ihrer Fernbedienung vergeblich versuchten, diesen zu öffnen. Zwei Wagen weiter hat deren Auto wie wild geblinkt. Sahen aber wirklich sehr ähnlich aus!
Denkmal für General Longstreet – ihm wurde im nachhinein die Schuld für die Niederlage der Südstaatler zugeschoben – was noch heute nachwirkt, denn er ist der einzige General, dessen Denkmal nicht auf einem Sockel steht.
An einer Stelle kann man auf einen Turm steigen, um das weitläufige Gelände der Schlacht ein wenig zu überblicken.
Devils Den am Little Round Top, wo eine der entscheidenden Schlachten des 2. Tages stattfand.
Denkmal am Little Round Top für das Regiment „20th Maine“, welches am 2. Tag siegreich die linke Flanke der Nordstaatenarmee unter Oberst Chamberlain mit einem überraschenden Bajonettangriff verteidigte („We are the flanc!“).
Relikte und Denkmäler treten schon mal sehr konzentriert auf.
Die Stelle am Cemetery Ridge, wo der Angriff der Südstaatler am 3. Tag letztendlich scheiterte und Südstaaten-General Armistead tödlich verwundet wurde.
Denkmal für General Meade, den etwas glücklichen Gewinner der Schlacht, da er als Nordstaatenkommandeur erst 3 Tage im Amt war.
Nach ungefähr 3 Stunden Rundfahrt und Rumgelaufe hatte ich dann meine „Civil War Overdose“. Irgendwann reichte es einfach – auch für einen leidlich interessierten Deutschen war es dann doch ein wenig zuviel.
Insgesamt war es aber eine durchaus interessante Erfahrung, die den Abschluss von etwas bildete, was durch einen Film ausgelöst wurde.
Der Ort Gettysburg ist trotz einiger (weniger) historischer Bauten relativ langweilig.
Das Days Inn Motel war gut, das Family Restaurant direkt daneben auch.
Nicht vorenthalten will ich euch General Otto D. Otten, Nordstaatenoffizier