Water Canyon / Canaan Mountain, UT

  • Wo Fritz Zehrer ja neulich in seinem Reisebericht von dieser Wanderung geschwärmt hat, will ich den Hike zu den White Domes auf dem Canaan Mountain nun doch auch hier nochmal einstellen. Die Alten Hasen kennen den ja noch aus einer anderen Welt, den Newbies liefert er vielleicht Anregung für ein neues Ziel. Ihr müsst aber gut zu Fuß sein dafür... :D


    Kaskaden, einen Slot Canyon, Hoodoos, Beehives, Brain Rocks, Moqui Marbles, alles auf einer Tour - das bietet die Wanderung durch den Water Canyon auf den Canaan Mountain ganz im Süden Utahs. Der Trailhead liegt zwei Meilen Dirtroad nördlich der Ortschaft Hildale, etwa auf halbem Wege zwischen Hurricane, UT und Fredonia, AZ.


    Hildale war übrigens Heimat einer fundamentalistischen mormonischen Sekte und vor ein paar Jahren Schauplatz eines widerwärtigen Polygamie-Skandals. Außerdem wurde hier besonders häufig eine an sich sehr seltene angeborene Behinderung nachgewiesen, das sogenannte "Polygamist Down's", das nur bei Nachkommen von engen Verwandten auftritt. "Eure Eltern sind Geschwister" ist hier also keine wüste Beschimpfung, sondern näher an der Realität, als man denkt. Wussten wir aber alles beim Besuch des Ortes nicht - uns fielen nur die ungewöhnlich großen Häuser auf. Aber das nur am Rande. :whistling:



    Von Hildale folgt man der Water Canyon Road bis zu einem Parkplatz an einem kleinen Reservoir. Nach Regenfällen wird die Straße allerdings zur Schlammwüste und für PKW unpassierbar, zumal es hier ein beliebter Sport zu sein scheint, die Wege und Straßen mit All Terrain Vehicles umzupflügen. Etwa auf halbem Wege zwischen Hildale und Trailhead befindet sich allerdings rechterhand ein größerer Platz, auf dem man ebenfalls das Auto abstellen kann. Das Land ist öffentlich und wird vom BLM verwaltet, Permits o.ä. sind nicht erforderlich.



    Vom Trailhead windet sich ein schmaler Pfad durch Gestrüpp, Geröll und sandige Passagen, ehe nach etwa einer Meile der Beginn des Slot Canyons erreicht ist. Hier gibt es einige hübsche Kaskaden, ähnlich denen der Subway am Zion, und kleine Wasserfälle. Außer während der Schneeschmelze scheint man hier nicht mit übermäßig viel Wasser rechnen zu müssen. Bei unserem Besuch zwei Tage nach heftigen Regenfällen machten wir uns kaum die Schuhe nass, das Wasser war zudem glasklar.



    Direkt hinter den Kaskaden beginnt links der Anstieg auf den Canaan Mountain, der sich, geschickt das Gelände ausnutzend, in steilen Serpentinen die Canyonwand hinaufschraubt. Stufen oder Sicherungen gibt es nicht und der Trail ist maximal einen halben Meter breit. Es braucht also Trittsicherheit und voll funktionsfähige Knie für diesen Teil der Wanderung. Einige Stellen bieten sich zum Abseilen in den Water Canyon ein. Wir treffen eine größere Gruppe, die sich gerade genau darauf vorbereitet, und unten können wir weitere Canyoneers hören. Es gibt wohl einige Anbieter, die geführte Touren in den Water Canyon organisieren.



    Nach etwa einer Stunde erreichen wir das Plateau. Das Ende des Aufstiegs sollte man sich unbedingt gut merken bzw. als Wegmarke im GPS abspeichern, denn ab jetzt gibt es keinen erkennbaren Weg mehr. Der Blick von dieser “Top Rock” genannten Stelle über die Hochebene ist spektakulär, keine Form, die der Sandstein hier oben nicht annehmen würde. Die Amerikaner verwenden für solche entlegenen, anscheinend der Welt entrückten Plateaus zurecht den Begriff “Island in the Sky”.



    Im Nordwesten sind gut einige weiße Kegel auszumachen, die “White Domes”. Sie sind unser Ziel. Einen vorgeschrieben Weg dahin gibt es nicht. Man kann den Spuren anderer Wanderer folgen in der Hoffnung, sie mögen das selbe Ziel gehabt haben. Oft verlieren die sich allerdings im Sand oder wurden von den hier offenbar zahlreich lebenden Dickhorn-Schafen übertrampelt.




    Eine gute Orientierung bietet der Water Canyon, der auf dem Plateau als Wash in nordwestlicher Richtung verläuft. Der Wash führt kein regelmäßig fließendes Wasser, Regen und Schneeschmelzen haben hier aber einige tolle Pools ausgewaschen, in denen Pfützen über Wochen stehenbleiben und sich tückischer Treibsand sammelt. Man sollte jede vermeintlich trockene Sandbank mit dem Trekkingstock auf ihre Festigkeit überprüfen, sonst sinkt man leicht bis zu den Waden ein.





    Wir halten uns einfach nördlich des Washs am Hang entlang in Richtung White Domes. Dabei kommen wir bereits an sehr sehenswerten Sandsteinformationen vorbei. Die White Domes selbst sind dann absolut überwältigend! Was sich Mutter Natur hier nur wieder hat einfallen lassen?! Entstanden sind die glatt geschliffenen Kegel genauso wie die berühmte Wave, nämlich durch Wind und Sand. Da sie recht exponiert auf einem Bergrücken am Nordrand des Plateaus stehen, weht der Wind losen Sand über die Kuppen und modeliert diese so ständig weiter. Fotografen werden hier je nach Licht und Tageszeit unendlich viele Motive finden.



    Uns begeistert auch der Ausblick von den White Domes. Das Panorama reicht vom Kanab Canyon über die bekannten Gipfel des Zion Nationalparks bis in die Gegend des Bryce Canyon. Die höher gelegenen Berge tragen eine weiße Haube.


    Hinter den White Domes soll es einen Weg geben, der weiter nach Westen zu weiteren spektakulären Aussichtspunkten und zu den Ruinen einer Seilbahn führt, die Holzfäller früher zum Abtransport geschlagener Stämme nutzten. Sogar eine komplette Überquerung des Canaan Mountain Richtung Rockville direkt vor den Toren des Zion Canyon soll möglich sein. Wir denken an den langen Abstieg und machen uns nach einer Weile auf den Rückweg von den White Domes Richtung Top Rock. Es gäbe auch die Möglichkeit auf einer alten Jeep Road über den weiter östlich zurück ins Tal führenden Squirrel Canyon zu wandern. Da wir uns aber nicht weiter auf unsere begrenzten Fähigkeiten als Pfadfinder verlassen wollen, entscheiden wir uns für den bekannten Trail zurück durch den Water Canyon.
    Nachtrag: Mittlerweile habe ich gelesen, dass der Weg über besagte Jeep Road tatsächlich ein ziemliches Suchspiel sein soll...



    Als wir am Auto ankommen, sind wir einigermaßen erstaunt, dass seit dem Aufbruch sieben Stunden vergangen sind. Den Zeitbedarf für diese Tour sollte man also keinesfalls unterschätzen, zu verlockend ist es, bei der Suche nach Fotomotiven auf dem Canaan Mountain die Zeit zu vergessen. Will man mehr als die White Domes erkunden, lohnt sich womöglich eine Übernachtung auf dem Canaan Mountain. Aber Vorsicht: Laut BLM soll es hier oben Pumas und Schwarzbären geben. Wir haben beides nicht getroffen, nur die schon angesprochenen Schafspuren.




    Auch der hoch über dem Tal thronende Water Canyon Arch lässt sich via Squirrel Canyon erwandern.


    Fazit: Eine anstrengende aber sehr lohnenswerte Wanderung! Wäre der Ort leichter erreichbar, wären uns die Motive wahrscheinlich schon lange so vertraut wie die Fotos aus den CBS oder dem Valley Of Fire. So wird der Canaan Mountain wohl noch eine Weile etwas für Enthusiasten und eifrige Wanderer bleiben. Immerhin sind ca. 700 Höhenmeter im Aufstieg zu überwinden.


    Mehr Fotos von dieser Wanderung gibt es in meinem Travelblog.
    Eine tolle Beschreibung der Tour mit sehr schönen Fotos gibt es hier.
    Die Wanderung zum Water Canyon Arch ist hier beschrieben.

  • Huhu,


    sehr empfehlenswerte Wanderung! Ist jeden Schweißtropfen wert - und davon fließen beim Aufstieg jede Menge...


    Am Nachmittag häufen sich Gestalten im unteren Teil des Canyons, die sich offensichtlich noch mehr teilen, als nur ein Chromosom...


    Grüße aus Dortmund


    Waldi

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