Irgendwann im Jahr 1877 suchte der schottische Schürfer David Gowan ein Versteck vor den Apache-Indianern, die ihm in den Bergen im Herzen des Arizona-Territory auf den Fersen waren. Unterschlupf fand er in einem engen Canyon unter einer gigantischen Travertin-Brücke. Nach drei Tagen gefiel es Mr Gowan hier so gut, dass er einen Claim absteckte. Es dauerte allerdings weitere 21 Jahre, ehe er die Familie überzeugt hatte, in diesem abgelegen Teil Arizonas zu siedeln. Eine ganze Woche brauchten die Einwanderer allein für die Strecke ab Flagstaff. Dank der Arizona State Route 87 benötigt man heutzutage nur noch zwei Stunden, wenn man es eilig hat, und so statteten wir 134 Jahre nach David Gowan dem kleinen State Park einen Besuch ab.
Wer bei Arizona nur an Wüste und Kakteen denkt, wird schon bei der Anfahrt zum Tonto Natural Bridge State Park überrascht sein: Es geht durch eine Mittelgebirgslandschaft und endlos scheinende Pinienwälder. Die nächste größere Stadt Payson vermarktet sich selbst nicht umsonst als "Arizona's Cool Mountain Town". Vom gut ausgeschilderten Abzweig an der 87 schlängelt sich die Zufahrtstraße gen Tal, an einem Kassenhäuschen werden 5$ Eintritt pro Person eingesammelt. Achtung: Aus Spargründen hat der Park nur an fünf Tagen die Woche geöffnet. Dienstag und Mittwoch muss man den Ausflug knicken (Stand 01/2012).
Direkt links von der Schranke findet sich das Visitor Center samt kleinem Gift Shop, Toiletten und Picknick-Plätzen. Sogar eine kleine Wedding Chappel hat es hier. An Parkplätzen und weiteren Picknick-Tischen herrscht insgesamt kein Mangel. Die gruppieren sich alle um eine große Wiese. Von dort gehen verschiedene kurze Wanderwege ab. Der Pine Creek Trail ist der längste davon und schlängelt sich auf einer halben Meile durch den gleichnamigen Canyon unterhalb des Plateaus. Es empfiehlt sich, hier Wanderschuhe anzuziehen, geht der Weg doch im Wortsinn "über Stock und Stein".
So erreichen wir den nördlichen Eingang der Natural Bridge - und dieser Anblick ist wahrlich spektakulär! Über 50 Meter hoch und etwa 120 Meter lang ist der Tunnel, den der Pine Creek hier durchs Gestein getrieben hat. Die Menschen am anderen Ende wirken winzig. Das Ganze ist Ergebnis eines Milliarden Jahre andauernden geologischen Prozesses, der hier im Detail beschrieben ist. Ich kann mir so etwas nicht merken. Beeindruckt bin ich trotzdem. Durch den Tunnel zu steigen erfordert etwas Geschick, denn die Felsen sind sehr glitschig und dank des Wasserfalls am südlichen Ausgang wird man garantiert nass! Von hölzernen Plattformen aus lässt sich nun die Natural Bridge in ihrer ganzen Pracht genießen. Aufregung herrscht um ein großes Tier, das auf der gegenüberliegenenden Canyonseite durchs Gebüsch krabbelt. Niemand kann es sicher identifizieren. Später finden wir heraus, dass es sich um einen Nasenbär handelt!
Über den etwa 700 Meter langen, sehr steilen Gowan Trail steigen wir dann wieder aus dem Canyon. Lustig: oberhalb der Bridge ist ein Loch im Boden, durch das man in den gähnenden Abgrund des Tunnels blicken kann. Auf dem Foto oben sieht man es als heller Fleck rechts neben dem Wasserfall. Das Loch ist mit einem Gitter gesichert. Nicht dass jemand auf dumme Gedanken kommt.
Damit haben wir nach einer Stunde schon fast das ganze Programm in diesem Park erledigt. Ein kurzer Abstecher noch zum Waterfall Trail, der nach 100 Metern an einer kleinen Höhle mit, genau, Wasserfällen endet, dann holen wir uns im Besucherzentrum etwas Kaltes zu trinken.
Fazit: Viel Zeit muss man nicht opfern für diesen Park - lohnenswert ist er wegen der einmaligen Formation der Natural Bridge trotzdem. Wir haben den Besuch in eine Fahrt von Phoenix nach Flagstaff eingebaut, wobei wir morgens über den Apache Trail gekommen sind. So lassen sich an einem Tag ganz verschiedene Landschaften Arizonas erfahren. Toll!
Die Website des Parks: azstateparks.com/Parks/TONA/index.html