Der isländische Vulkan Eyjafjöll hat 2010 ja so einige Reisende um ihren Rückflug gebracht, und so mussten Volker und Uli damals auch von Malle nach Barcelona fliegen und dort in Ermangelung von Bahn- oder Bustickets auf einen Mietwagen umsteigen.
Im Prinzip keine schlechte Idee, aber die One-Way-Gebühr von so 1300€ war happig. Damit sie das Stammtischtreffen-Wochenende am Diemelsee 2010 für den Rücktransport nicht sausen lassen mussten, wurde ein Rückfahrer gesucht. Und der wurde dann ich....
Hier mal "Don Juan", seines Zeichens Golf TDI, der unbedingt wieder nach Hause wollte.
Beim Treffen hat mir Volker einen Rückflug für den Dienstag gebucht (hinfahren wollte ich am Montag) und über Priceline ein Hotel für eine Nacht. Es wurde das "Barcelo Raval", westlich der "Ramblas" Flaniermeile (ungefähr mittig).
Bei der Rückfahrt vom Diemelseee sind wir am Dortmunder Flughafen vorbei und haben mich bei Europcar als zusätzlichen Fahrer eintragen lassen. Danach haben wird die Wagen getauscht und ich bin erst mal nach Hause zum Niederrhein.
Nach dem anstrengenden Wochenende hätte ich gerne ausgeschlafen; da ich aber noch im Hellen in Barcelona ankommen wollte und ich so 15 Stunden Fahrt einkalkuliert hatte, ging um 3 Uhr der Wecker und kurz vor 4 Uhr war ich auf dem Weg.
Vorstellen möchte ich noch "Lisa", mein Navi-Schätzchen.
Sie hat mich Richtung Luxemburg durch die Eifel gelotst und das war jetzt nicht die beste Idee. Einerseits war es dort sehr nebelig und leider war auch noch die B51 gesperrt und ich musste Umleitungen fahren, was morgens um 6 Uhr im Dunkeln keinen Spaß machte.
Dann meldete sich Don Juan auf seine Art: "Plimm, plimm, plimm, plimm".
Ich wunderte mich, was er mir sagen wollte und schließlich habe ich bemerkt, dass er mich vor Glätte warnen wollte, da die Außentemperatur 4 Grad und weniger betrug.
Nach Sonnenaufgang war ich in Luxemburg und dort war zu dieser frühen Zeit ganz schön viel Verkehr. Endlich war ich in Frankreich und ab dort meldete sich fortwährend Lisa mit "Palimm, palimm" und warnte vor mobilen und manchmal auch stationären Radarkontrollen. Spätestens nach dem 100. Warnen schaltet man auf Durchzug. Geblitzt worden bin ich tatsächlich, aber schuld war einer der beiden Wagen, die mich gerade überholten (ich schwör!).
Nach 5 Stunden Fahrt merkte ich, dass die Fahrerei hart werden würde, da brauchte ich schon dringend eine Pause und natürlich einen Kaffee.
An der Raststätte wurde einiges zum Thema Napoleon und Austerlitz dargestellt.
Irgendwo in Südfrankreich
Ich habe immer mal wieder ein kurze Pause eingelegt, wenn ich merkte, dass ich sehr unkonzentriert wurde. Meine Rabatzmusik aus dem MP3-Player in guter Lautstärke hat mich eine Zeit bei Laune gehalten. Ein Unterhaltungskasper wäre zwischenzeitlich nicht schlecht gewesen. Auch fand ich nach etwa 10 Stunden Lisas Anweisung, jetzt 425 km auf der Straße weiterzufahren, total öde.
Als ich das Mittelmeer sehen konnte, habe ich mal kurz angehalten.
Schließlich war ich in Spanien; dort war ich seit 1983 nicht mehr.
Die Fahrerei in Barcelona im Nachmittagsverkehr war trotz Navi anstrengend, ich habe mich zweimal vertan. Schließlich bin ich nach insgesamt knapp 15 Stunden Fahrt beim vorgebuchten Hotel angekommen. Das Wetter war leider bewölkt, es roch nach Gewitter.
Das Barcelo Raval – ein Rundbau
Wie im Internet schon angekündigt war das Hotel voll durchgestylt.
Die Eingangshalle
Ein so eingerichtetes Zimmer hatte ich noch nie; alles ist mehr oder minder offen in das Zimmer integriert wie auch die Dusch- und Waschgelegenheit. Das Klo war wenigstens durch eine Schiebetür abgetrennt.
Fernseher und Schreibtisch
Für dieses Waschbecken kommt ein Extra-Lob von meinem Schnauz!
Der Balkon hatte allerdings irgendwie was von einem Knast
Ich bin noch losgegangen, zumindest ein bisschen wollte ich mir noch ansehen.
Die Rambla vor dem Hotel – zu der Zeit fand ich die Gegend noch ganz normal.
Eine der Flanier-Ramblas
Markthalle
Bis zum Hard Rock Cafe habe ich es noch geschafft; dort habe ich auch zu Abend gegessen.
Einen kleinen Umweg durch die Altstadt habe ich auch noch hinbekommen.
Danach signalisierte mein Körper, dass es Zeit zum Schlafen war. Also bin ich zurück zum Hotel und dabei fiel mir auf, dass sich in der Umgegend viele Leute mit Migrationshintergrund, Drogies und Nutten aufhielten.
Kurz vor dem Hotel hat mich ein junger Type wegen meines Bartes angequatscht, mich unvermittelt an der rechten Hand festgehalten und mit seinem Fuß gegen meine Beine getreten. Als ich noch überlegte, was das denn sollte, hat er mich losgelassen und ist weggegangen. Ich habe sofort bemerkt, dass er mir die Geldbörse (wo nur noch kleine Scheine und sonst nichts drin waren, aber egal) aus der Gesäßtasche gefingert hat. Ich bin hinterher, habe ihm am Shirt gepackt und ihm eine gescheuert (er war kleiner ). Der war wohl so überrascht, dass ich ihm meine Geldbörse, die er in beiden Händen hielt und gerade aufgemacht hatte, wieder entreißen konnte.
So ein blödes Arschloch!
Ich habe mich aber dann sofort ins Hotel verdrückt (bevor er seine Kumpels zu Hilfe ruft).
Eigentlich bin ich m.E. nur durchschnittlich mutig und habe mir auch anhören dürfen, was alles hätte passieren können. Ist ja alles schön und gut, aber wenn wir uns im Leben alle so etwas einfach gefallen lassen und bei allem wegsehen, dann werden die Arschlöcher dieser Welt die Oberhand gewinnen – und das kann es ja auch wohl nicht sein.
Aber jeder so, wie er es für richtig hält.
An dem Abend ist dann nichts mehr passiert – ich bin zu Bett gegangen.
Geschlafen habe ich bombig – oder war das einfach nur eine Bewusstlosigkeit?
Ich bin gegen halb 8 aufgewacht. Ein Frühstück war nicht enthalten, aber ich hatte ja eine Kaffeemaschine im Zimmer (sehr stylisch) und noch letzte Kuchenstücke vom Treffen. Danach habe ich ein paar Sachen im Auto deponiert und habe ausgecheckt. Dabei wollten die meine Kreditkarte belasten, obwohl das Hotel bei Priceline gewonnen wurde. Ich habe einige Zeit mich geweigert und dem Manager dann klar erzählt, dass ich nichts von einer doppelten Belastung halte. Er hat schließlich vorgeschlagen, dass das Hotel erst mal Priceline bemüht und danach erst auf mich zukommt. Volkers Kreditkarte war auch schon belastet (wie das bei Priceline üblich ist).
Vielleicht ist ja schon irgendwas von der schlechten Nachbarschaft abgefärbt.
Ab 9 Uhr habe ich einen langen Rundgang kreuz und quer durch die Altstadt Barcelonas gemacht – hier ein paar Eindrücke.
Ich wurde auch kein Mal mehr belästigt – ob sich schon was rumgesprochen hatte?
Bei schönem Wetter wirkte auch das Hotel in seiner Umgebung wieder freundlich
Leider ist mir doch direkt etwas Negatives aufgefallen – selten hat es in einer Großstadt dermaßen nach Pisse gestunken wie hier (und zwar fast überall); ob die keine öffentlichen Toiletten haben?
Bei der Rambla de Sant Joseph bin ich zum historischen Stadtzentrum – dem Barri Gotic.
Palau de Generalitat
Barcelonas "Seufzerbrücke" in der Carrer del Bisbe.
Pla de la Seu
Den Fotoapparat habe ich nicht aus der Hand gegeben, damit keiner mit dem wegrennt.
Palau Episcopal
La Cathedral am Pla de la Seu war leider eingerüstet und auch erst am Abend gut zu fotografieren.
Ein Rundgang im Inneren der gotischen Kirche lohnt sich
Den Innenhof sollte man nicht vergessen
Ein paar Aufnahmen aus dem Viertel querbeet
Sants Just i Pastor
Am Placa del Rei befinden sich der Palau Reial Major...
...sowie der Palau del Lloctinent.
Am Placa de Berenguer el Gran
Das Viertel Barri La Ribera
Santa Maria Del Mar
Weitere Aufnahmen aus dem Viertel – hier steht auch das Picasso-Museum, aber auf einen Museumsbesuch hatte ich keine Lust.
Wieder im Barri Gotic – auch das Dali Museum konnte mich nicht reizen.
Der Placa de Catalunja
Danach bin ich von Nord nach Süd die gesamten Flanier-Ramblas langgelaufen.
Etwas überrepräsentiert waren die Typen, die irgendeine Figur darstellten und sich eigentlich nicht bewegen sollten – taten sie aber dennoch.
Am Hafenbereich
Eigentlich war noch Zeit, aber nach gut 6 Stunden Rumlauferei in der heftigen Sonne war ich platt und hatte keinen Bock mehr.
So habe ich den Don Juan gegen teures Entgeld aus dem Parkhaus ausgelöst und mich von Lisa zum Flughafen führen lassen.
Beim Tanken hat mir Don Juan noch ein Abschlussrätsel gestellt, denn der Tankdeckel ging nicht auf. Tut er auch nicht, wenn der Wagen abgesperrt wurde. Das hat doch etwas gedauert, bis ich drauf kam.
Insgesamt waren es fast genau 1500 km und ich habe etwa 5,7 l auf 100 km verbraucht; ich war auch nicht wirklich langsam.
Abschied von Don Juan – ich hätte ihn gerne gegen meinen Fiasko eingetauscht.
Ich musste noch eine Zeit bis zum Abflug am Flughafen verbringen und abhängen.
Der Rückflug war vollkommen unspektakulär.
Mein eigener Wagen war von Volker in einem Parkhaus deponiert und der Platz auf meine Mailbox gesprochen worden. So war ich noch vor Mitternacht zu Hause und das Abenteuer Barcelona beendet.
Kurzes Fazit:
Die Fahrerei war anstrengender als befürchtet.
Barcelona ist zwar ganz nett, die Stadt hat es aber nicht in meine Top 100 der wieder zu besuchenden Orte geschafft.
Sicher war die Zeit arg kurz und das Taschendieberlebnis nicht gerade prickelnd; schön dass ich da war – mehr war es aber auch nicht.
Nachschlag:
Barcelona - Hauptstadt der Taschendiebe