Wie ein Teigkringel New York verrückt macht

  • In New York kann um ein sogenanntes Must-have schon mal Wahn ausbrechen. Tagelang steht man für das neueste iPhone-Modell an. Aktuelles Objekt der Begierde ist eine Kreuzung aus Croissant und Donut. Wer einen „Cronut“ ergattern möchte, sollte viel Zeit oder viel Geld haben.


    Wer die Bäckerei des französischen Konditors Dominique Ansel im New Yorker Stadtteil SoHo erst nach neun Uhr morgens passiert, der wird nichts Ungewöhnliches bemerken. Denn um diese Uhrzeit sind die heiß begehrten Cronuts schon ausverkauft und die langen Schlangen davor haben sich aufgelöst. Denn die delikate Köstlichkeit wird (noch) nicht in Masse hergestellt, Ansel und sein Team backen jeden Tag nur 250 Stück. Und obwohl der Konditor die Anzahl der Cronuts pro Kunde schon auf zwei Stück limitiert hat, sind sie dennoch innerhalb einer Stunde weg.


    So viel Aufregung um einen aufgemotzten Berliner? So einfach ist es nicht: Zunächst einmal kürte das Magazin „Dessert Professional“ den Franzosen Ansel zu den zehn besten Konditoren Frankreichs. Am Rezept für den Cronut tüftelte dieser ganze zwei Monate. Und erst nach zehn verschiedenen Rezepten entstand das, wonach sich tout New York die Lippen leckt: eine 500 Kalorien schwere Mischung aus Buttercroissant und Donut-Kringel.


    Das Gebäck besteht aus einem speziellen Blätterteig, der seine besonders lockere Qualität erst nach drei Tagen Ruhe erreicht. Aus dem Teig wird der Kringel geformt und danach in Traubenöl frittiert. Anschließend wird er in Zucker gewendet, bekommt einen Guss und wird mit Buttercreme gefüllt. Deren Geschmack ändert Ansel monatlich. Im Geburtsmonat Mai war es Rose-Vanille, im Juni Zitrone-Ahornsirup und jetzt im Juli ist es Brombeere.


    In Ansels Bäckerei kostet ein Cronut fünf Dollar. Aber nur für Frühaufsteher, die sich zuvor mindestens eine Stunde die Beine in den Bauch gestanden haben. Weil das nicht jeder will oder kann, der Hype um den Kringel aber so groß ist, hat sich bereits eine florierende Wirtschaft rund um das Objekt der Begierde gebildet. Als Kleinunternehmer könnte man die sogenannten „Scalper“ bezeichnen, sie stellen sich schon sehr früh am Morgen in die Schlange, erwerben zwei Cronuts und verkaufen sie direkt vor Ort an den Meistbietenden. 40 Dollar pro Stück sind keine Seltenheit. Andere bieten das Gebäck auf der Kleinanzeigenseite „Craigslist“ an.


    Echte Profis scheinen hinter dem „Premium Croissant-Doughnut Delivery Service“ zu stecken, dessen livrierte Angestellte das Gebäck an Adressen innerhalb Manhattans liefern. Sie stehen allerdings in keiner Verbindung zu Ansels Bäckerei und schlagen ebenfalls kräftig auf den Originalpreis auf. 100 Dollar (75 Euro) kostet ein einziger gelieferter Cronut, zwei kosten das Doppelte und wer zehn Gäste mit dem hippen Gebäck versorgen will, muss stolze 1500 Dollar (1120 Euro) bezahlen. Aufgrund der niedrigen täglichen Produktion kann allerdings auch dieser Dienst nur fünf Bestellungen am Tag aufnehmen.


    Der französische Patisseur ist alles andere als glücklich über diese Entwicklung und hat sein Backwerk kürzlich patentieren lassen. Außerdem versuchen seine Mitarbeiter gegen die unzähligen Zwischenhändler vorzugehen. Vermutlich ein Kampf gegen Windmühlen, denn jetzt kommen die Nachahmer: In Washington D.C. bietet eine Bäckerei seit kurzem sogenannte „Doissants“ an, in L.A. tauchte der „Crullant“ auf...


    aus "Frankfurter Rundschau" vom 02.07.d.J.

  • Das wäre doch mal was " Wir fliegen nach New York, um dann für dieses Gebäck anzustehen.
    Verrückt wie wir sind !!! ;( ;( ;(


    Gerhard

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