In dem neuen Nationalpark Eifel war ein Gebiet bis zum 1.1.2006 Hoheitsgebiet von Briten und Belgiern und wurde als Truppenübungsplatz bzw. Kaserne genutzt.
Zum einen handelte es sich um die ehemalige Nazi-Ordensburg Vogelsang, die inzwischen zu einer Gedenkstätte umgewandelt ist (Link) und um den ehemaligen Ort Wollseifen, der das Pech hatte, nahe dieser braunen Kaderschmiede gelegen zu sein. Nach dem Krieg wurde die gesamte Bevölkerung enteignet und vertrieben, der Ort als Übungsplatz für Panzer und Häuserkampf genutzt und sozusagen plattgemacht.
Bei recht schönem aber schon kaltem Wetter habe ich dem Gebiet im Oktober 2008 einen Besuch abgestattet. Das Gelände ist im Sommer von 8:00 bis 20:00 Uhr geöffnet, das Forum und Besucherzentrum von 10:00 bis 17:00 Uhr.
Eigentlich kostet das Parken 3 €, aber da ich sehr früh (8:30) da war, hat noch keiner kassiert – und man konnte die Hirsche in der Umgebung sehr laut röhren hören.
Das Gras knackte am Anfang beim Betreten noch wegen Bodenfrost und in der ersten Stunde war der Urftsee noch von Nebel bedeckt, was sich zügig änderte. Hier ein paar Bilder vom Rundgang – im Internet bzw. Besucherzentrum gibt es reichlich Infos; man kann auch Führungen buchen.
01 "Malakoff" – ehemaliger Eingangs- und Wachbereich von etwa 1937
02 "Wollseifenblick" - Blick zum "toten Dorf" (auf dem Hügel)
03 "Belgisches Kino" aus den 50ern – steht unter Denkmalschutz und ist nur mit Führung zu besichtigen
04 "Belgische Kaserne Van Dooren"
05 "Burgschänke – früher schon eine Kneipe, später auch für die Belgier
06 "Adlerhof" – Mitteltrakt und Hof der Ordensburg
07 "Urftseeblick" – toller Blick auf den Stausee
Mit und....
...ohne Nebel
08 "Haus der weiblichen Angestellten" (Redoute) – Wohnheim bzw. Offiziersunterkunft
09 "Belgische Tankstelle" – steht unter Denkmalschutz
10 "Forum Ost" – das Besucher- und Gastronomiezentrum
11 "Turm" – Kultturm mit tollem Blick
12 "Fackelträger" – Nazi-Skulptur
13 "Urftseeblick" – noch ein toller Blick
14 "Ehemalige Sportanlage"
15 "Thingstätte"
16 "Kameradschaftshäuser" – ehemalige Unterkunftshäuser
17 "Hundertschaftshäuser"
18 "Forum West"
Das gesamte Gebiet kann man recht gut zu Fuß bewältigen, ein wenig Bergauf und Treppensteigen muss man schon. Es werden zwei ausgeschilderte Rundwege (Plateau- bzw. Hangrundgang) angeboten.
Die Turmbesteigung wird nur zu bestimmten Zeiten für 3 € angeboten – und der Blick bei schönem Wetter ist grandios. Man muss aber so etwa 185 enge Stufen hoch kraxeln.
Gegen 13:00 Uhr wurde von den Betreibern des NP Eifel (die nicht das Gebiet Vogelsang IP betreuen) eine geführte Wanderung zum ehemaligen Ort Wollseifen angeboten – ein Ranger zeigte und erklärte auf dem etwa 6,5 km langen Rundweg so einiges Interessantes zum NP und Ort. Allerdings dauerte die Wanderung mit 3,5 Stunden doch etwas lange. Die Ausführungen des Rangers haben aber das aber wieder wettgemacht – man kann den Ausflug alleine auch in weniger als 2 Stunden bewältigen.
Vom weitem (von Vogelsang aus) sieht der Ort noch irgendwie wie ein Ort aus....
Unterwegs gab es Infos und Stories vom Ranger
Vogelsang von Wollseifen aus gesehen
Vom Originalort ist nur wenig erhalten geblieben – dieses Heiligenhäuschen wurde nach 2006 von ehemaligen Bewohnern restauriert.
Das ehemalige Schulgebäude soll auch erhalten bleiben
Die meisten Gebäude wurden aber nach dem 2. Weltkrieg errichtet, teilweise wie die Originalgebäude als Zielübungen genutzt und zerstört oder für Häuserkampfübungen genutzt.
Infos zum Ort
Die Kirche blieb auch erhalten und wird wieder restauriert
Das Trafohäuschen ist auch noch Original – die Wollseifener bekamen als Ausgleich dafür, dass sie ihre besten Weiden der Urfttalsperre opfern mussten, kostenlos Strom geliefert – das war für die Bewohner 1906 Teufelszeugs und wurde nicht angenommen, Licht schaltete man lieber durch Pusten aus....
Insgesamt lohnt sich ein Besuch; die Ordensburg wird noch weiterhin zu einer Gedenkstätte mit Museum ausgebaut und die Gegend des Nationalparks Eifel mit seinen Wandermöglichkeiten ist auch klasse.