The First Chapter – Otto in den USA 1980

  • Meine erste Reise in die USA habe ich 1980 unternommen.
    Diese war nur im Ansatz vorgeplant – herausgekommen ist eine knapp zweimonatige Rundreise als Backpacker kreuz und quer durch die USA.



    Anhand einiger Reisenotizen und leider nur weniger Bilder (in sehr schlechter Qualität) habe ich mal eine kleine Zusammenfassung niedergeschrieben.


    Zu den Bildern:
    Wir haben damals wenig geknipst, ein Fotoapparat ging in den ersten Tagen kaputt und ein Film (von Kalifornien) ist auch noch beim Entwickeln abhanden gekommen.
    Die Bilder sind entweder von Papier oder vom Dia in schlechter Qualität eingescannt (und auch schon verblasst/farbverändert).
    Sie haben eigentlich nur einen Erinnerungswert – aber ganz ohne Bilder wäre so ein Bericht einfach zu "trocken".




    Auslöser für eine Reise nach Nordamerika war, dass ich 1979 im Studentenwohnheim in Bonn einen Amerikaner kennen gelernt habe, der für 1 Jahr ein Auslandssemester eingelegt und sonst an der Stanford Universität in Palo Alto, CA studiert hat. Sein Vater war vor dem 2. Weltkrieg aus Schlesien in die USA ausgewandert; Roger sprach sogar ganz gut deutsch.
    Er hat immer wieder gesagt, das wir ihn in Kalifornien besuchen dürfen und somit bin ich zusammen mit einem Kumpel im Sommer 1980 rüber.



    Im Nachhinein bin ich entsetzt, mit wie viel Naivität, Unwissen und schlechter Vorbereitung ich an dieses Abenteuer herangegangen bin.
    Ein (damals nötiges) Einreisevisum hatten wir uns zumindest besorgt.
    Aber wir hatten bei der Abfahrt kein Flugticket, dieses wollten wir in London kaufen (damals gab es ganz neu den Billigflieger Lakers). Die Aufenthaltsdauer war variabel geplant – solange bis uns das Geld ausgehen würde. Das war dann nach etwa 2 Monaten der Fall....
    Und die Reise sollte möglichst preisgünstig ablaufen; im Nachhinein war das - vor allem was Übernachtung und Verpflegung anging - genau eins: suboptimal.
    Reiseplanung: eher Fehlanzeige. Ich hatte zu der Zeit einen Bekannten in Hatfield, PA wohnen (nördlich von Philadelphia); den wollten wir als erstes ansteuern und hatten ihn dazu auch schon befragt. Weiterhin wollten wir ein Greyhound-Ticket für 1 Monat kaufen und dann "mal durch die USA fahren".




    Am 31.7.80 sind wir mit unseren Rucksäcken (inkl. Zelt) mit dem Nachtzug nach London aufgebrochen. Dort mussten wir feststellen, dass Lakers nach NYC bis zum 6.8.80 ausgebucht war. Wir haben schließlich für den 3.8.80 mit World Airways einen Hinflug nach New York mit einem Open Ticket für den Rückflug von San Francisco erstanden – ich glaube für etwa 500 DM.


    Wir mussten uns also 2 Nächte in London rumtreiben. Die erste Nacht haben wir mit einigen anderen Backpackern im Hyde Park und einem Bahnhof verbracht, wo uns die Polizei regelmäßig vertrieben hat. Die 2. Nacht am Flughafen Gatwick war dann ok.



    Am 3.8.80 habe ich dann meinen aller ersten Flug (DC 10) gemacht – und das auch noch in die USA.
    Mangels Wissen bzw. Erfahrung ging dann der erste Plan, dass wir in New York abgeholt würden, in die Hose: wir hatten einen Zwischenstop in Boston. Bei der katastrophalen Immigration (mit Geldvorzählen, etc.) haben wir nur für 5 Wochen eine Aufenthaltserlaubnis erhalten. Frust! Und wir sind danach auch noch in Newark statt am John F. Kennedy Airport gelandet (weil mittlerweile Inlandsflug), wo mein Bekannter auf uns wartete.


    Somit haben wir eine seltsame Nacht am Flughafen Newark verbracht, wo uns am nächsten Morgen der Bekannte aufgesammelt hat. Wir haben eine Runde gepennt, während Ludwig arbeiten ging. Ich weiß noch, dass es abends Steaks und Bier gab.



    Wir sind bis zum 9.8.80 dort geblieben und haben mit Ludwigs Auto zuerst einmal kurz Philadelphia besucht.


    Independence Hall



    Weiterhin sind wir mit dem Auto (!) für 1 Tag nach Manhattan rein. Das war ein Abenteuer – insbesondere was das Autofahren anging. Bei der Rückfahrt haben wir 1 Stunde vor dem Holland-Tunnel im Stau gestanden.
    Beginnend am World Trade Center (dort hatten wir für lau einen Parkplatz gefunden) haben wir Südmanhattan bis zum Central Park belaufen, bzw. das, was man an einem Tag machen kann. Die Metro (Rückfahrt zum Auto) war damals zumindest ein dreckiger Trümmerhaufen.













    Am 9.8.80 haben wir uns für etwa 350 $ (für jeden) ein Greyhound-Ticket gekauft und sind zunächst von Philadelphia nach Chicago gefahren.


    Eine Anmerkung zum Greyhound (bzw. Überland-Busfahren in den USA) - ganz klar: nie wieder!!
    Man lernt die Niederungen der amerikanischen Gesellschaft kennen, was die Leute und die Gegenden angeht!
    Es war voll, die meisten Menschen waren eher ärmlich (oder asozial), wir wurden beklaut, alle 2-4 Stunden musste man aus dem Bus raus, es war dreckig – aber eben "billig".




    Wir sind frühmorgens in downtown Chicago abgekommen und haben uns erst mal wegen der wüsten Gegend nicht aus der Station rausgetraut.
    Ein Grund für den Besuch Chicagos war, dass wir hier ein paar Austauschstudenten aus Bonn treffen wollten, die mit anderen deutschen Studenten für ihre Verteilung auf die einzelnen Universitäten der USA hier zusammenkamen. Wir haben dort auch im International Student House übernachtet.


    Wir sind bis zum 13.8.80 in Chicago geblieben und haben uns die Stadt und ein paar Museen angesehen, u.a. waren wir auch auf dem Sears Tower, dam damals höchsten Gebäude der Welt.






    Sears Tower








    Da wir von ein paar Studenten eingeladen wurden, sind wir denen per Bus bis nach Chapel Hill in North Carolina nachgereist, wo wir aber auch nur kurz geblieben sind. Wir haben nämlich in der Uni-Stadt zum Semesterbeginn keine Übernachtung gefunden.



    In einer etwa 72 Stunden langen Odyssee von Chapel Hill über Greensboro, Memphis, St. Louis, Kansas, Denver und Cheyenne sind wir bis Salt Lake City mehr oder minder in einem durch gefahren. Ich erinnere mich vor allem daran, über Stunden nur Mais oder Getreidefelder gesehen zu haben. In Salt Lake City haben wir uns ein billiges Hotel für 2 Nächte genommen.






    Im Nachtbus ging es weiter nach (West-)Yellowstone, wo wir am frühen Morgen des 22.8.80 ankamen.
    Wir haben für 5 Tage einen Mietwagen genommen und dort gezeltet. Für 157,70 $ (kein free milage) haben wir bei Hertz einen Chevrolette Chevette erhalten (das letzte Auto auf dem Hof).
    Der Nationalpark war einer der tollsten Gegenden während dieser Reise.
    Allerdings war das Wetter zum Zelten nicht so gut, nachts kalt und in der letzten Nacht ein Unwetter.
























    Über Seattle sind wir am 28.8.80 für 2 Tage in Vancouver, Kanada angekommen, wo wir mit unseren immer noch nassen Klamotten (Zelt, Schlafsäcke) ein billiges Hotelzimmer Nähe Stanley-Park genommen haben.









    Weiter ging es direkt nach Kalifornien, zu einem Kurzbesuch (1.9.80) bei unserem amerikanischen Kumpel Roger.
    Wir haben natürlich direkt auch mal San Francisco besucht und mit Rogers Hilfe auch problemlos eine Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis erhalten.






    Da wir unser Greyhound-Ticket noch ausnutzen wollten, haben wir noch einen Ausflug zum Grand Canyon unternommen, wo wir am 5.9.80 angekommen sind.
    Durch Glück bei der Permit-Verlosung sind wir mit drei anderen Deutschen in den Grand Canyon reingelaufen und haben einmal am Colorado auf dem Campingplatz dort übernachtet. Allerdings ohne Zelt und 3 von uns sogar ohne Schlafsack. Warm genug war es jedenfalls.
    Die Wanderung war schon ganz schön heftig, insbesondere die 3 letzten Meilen des Rückwegs.












    Am 9.9.80 waren wir wieder zurück an der Westküste.


    Nach ein paar Tagen Sightseeing in SF und Palo Alto sind wir zu dritt mit Rogers Auto gen Süden aufgebrochen und haben in 4 Tagen den Hwy. 1 befahren (u.a. Big Sur, Monterey, Pfeiffer SP).


    Big Sur



    Cannery Row in Monterey



    Pfeiffer SP





    Nach einem Kurzaufenthalt in Stanford ging es dann wieder mit dem Auto zum Sequoia NP, Yosemite NP, Lake Tahoe bzw. dort in der Nähe in ein Ferienhaus von Bekannten von Roger. (hier fehlen mir jetzt Bilder :-(( )







    Am 25.8.80 waren wir wieder zurück in Palo Alto und haben beschlossen, Rogers 21. Geburtstag (Volljährigkeit) am 28.9. noch mitzunehmen und danach zurück nach Deutschland zu fliegen.


    SF und Umgebung


    Coit Tower






    Berkeley



    Stanford




    Wir haben unser Open Ticket nach London für den 29.9.80 eingelöst und waren am 1.10.80 wieder in Bonn.





    Kurzes Fazit:
    Natürlich habe ich viel gesehen und war beeindruckt (sonst wäre ich später nicht so einige Male wieder in die USA geflogen). Nur die Planung war besch....eiden und das Geld fehlte auch. Ich habe für den gesamten Aufenthalt mit Flug damals 3.300 DM ausgegeben. Für mich damals sehr viel Geld – da gebe ich heute für 2 Wochen Florida mehr aus.....




    Den "Nachschlag" von ein paar mehr oder minder verwackelten Schnappschüssen gibt es gleich mit.


    New York





    In the middle of nowhere



    Salt Lake City




    Yellowstone



    Grand Canyon



    San Francisco



  • Über den Bericht könnte ich mich jedes Mal wieder in die Ecke schmeissen... (:rofl:) Otto mit der Supermatte erobert Amerika... in einigen Stunden... (:peace:)

  • Manche Dinge ändern sich wirklich nie - ich hab einiges aus meinen Reisen wiedererkannt, das schaut jetzt nach über 30 Jahren auch noch so aus!


    Karin

  • Manche Dinge ändern sich wirklich nie - ich hab einiges aus meinen Reisen wiedererkannt, das schaut jetzt nach über 30 Jahren auch noch so aus!


    Karin


    Was mir bei nachfolgenden Besuchen anders aufgefallen ist: BC Dome in Vacouver und natürlich das WTC in NYC

  • ich hab den Bericht ja schonmal in einem anderen Forum gelesen. :whistling: Trotzdem hat es sich nochmal gelohnt. So ein bißchen ist zu beneiden, daß Du z.B. den Besuch im Yellowstone gemacht hast zu einer Zeit als er noch nicht so voll war. Und Deine "Matte" - so haben wir doch damals alle ausgesehen. :D

  • danke! :)


    wir haben damals gezeltet und mussten uns morgens immer zunächst um einen neuen platz kümmern - sonst waren die damals schon belegt



    und zur matte sag ich ja immer, dass ich die längsten haare nicht immer unter der nase hatte (:peace:)

  • schöner Bericht Otto :thumbup:


    Interesanterweise sehen einige Fotos fast genau so aus wie meine fast 30 Jahre später aufgenommenen.
    Aber am schönsten sind sie Fotos von dir (:aetsch:) die Gesichts/Kopfbehaarung hast du wohl schon immer gern optisch betont -
    gabs für dich im Studium eigendlich nichts zu essen das sind ja schon Modelmasse (:daumenh:)


    lg Wiebke

  • vielen dank!


    den hike fand ich damals gar nicht sooo anstregend - bis auf die letzte meilen :zwinker:
    heute trau ich mir das kaum noch zu - und leider werden die wehweh-chen immer mehr s. meinen aua-arm zurzeit :rolleyes:


    evl. wärm ich den hike-bericht nochmals auf...

  • Auch ich habe deinen Bericht zum 2xmal gelesen,macht nichts gerne, auch ein drittes mal, :thumbup: finde ihn einfach Klasse, mit diesen wunderbaren Nostalgieaufnahmen.

  • toller Bericht (:daumenh:)


    Das Reisen war sicher damals alles viel spannender, ohne vorher alles bei google gesehen zu haben.
    Meine Freundin, die damals (1988), auch kreuz und quer mit Bus, Trempen, Stand
    by Flügenvöllig blauäugig für kleines Geld dort rumgereist ist, schwärmt noch heute von dieser Reise.


    ..... und wer hatte 1980 nicht auch so eine Matte ??
    Ich jedenfalls auch.

    Gruß Heiner :winken:
    „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben“ (Alexander von Humbolt)




  • ein suuuuuuper Bericht :thumbup: ... ich habe den noch nicht gelesen ...


    ich finde die Bilder absolut klasse :)

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    ich war schon bei ganz vielen Stammtischtreffen dabei :thumbup:
    und es werden hoffentlich noch viele folgen (:peace:)

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