Indian Council, Dog City
(Anmerkung: Überarbeiteter Bericht von 2009 mit ein paar neuen, persönlichen Kommentaren)
Das Indian Council ist eine alljährliche Veranstaltung organisiert vom Deutschen Westernbund.
Dort sind zahlreiche Vereine angeschlossen, deren Mitglieder sich für die Pionierzeit und die Indianer Nordamerikas interessieren und das Leben dieser Zeit als Hobbyisten auch mal ganz gerne nachspielen.
Im Jahr 2009 fand das Indian Council zum 59. Mal statt und seit einigen Jahren immer in Dog City. Dort wird für die Zeit von Christi Himmelfahrt bis Pfingstmontag eine ganz normale aber recht große Wiese umgebaut zu einem Indianer- und Cowboy/Trapperlager inklusive einer kleinen Strasse mit Holzgebäuden im Stile des Wilden Westens – der Main Street.
Nach dem Council wird alles wieder abgebaut und die Wiese ist wieder für die Rinder oder Bisons freigegeben.
Während dieser Zeit leben dort eine ganze Reihe von Hobbyisten so wie es im 19. Jahrhundert in Nordamerika üblich war – sei es als Indianer, Trapper, Cowboy, Texas Ranger, Nord-/Südstaatler oder was es damals sonst noch gab.
Dabei wird bei allem auf möglichst detailgetreue Utensilien geachtet; das fängt bei der Kleidung an, die oft in mühevoller Arbeit selbst angefertigt wird, geht weiter zu den Zelten und Tipis bis zu allen Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens wie zum Essen zubereiten, etc.
Dass fließendes Wasser oder elektrischer Strom da nichts zu suchen haben, ist klar, und natürlich nichts, was es erst nach dem 19. Jahrhundert gab. Mit dem Thema muss man sich schon ein wenig mehr beschäftigen, um zu wissen, was es gab und wie es benutzt wurde. Dazu kommt noch, dass man sich ja alles für dieses Hobbyleben zusammen kaufen bzw. erstellen muss; dies kostet nicht nur reichlich Geld sondern auch einen Grossteil seiner Freizeit.
Inwieweit einer diese Authentizität wirklich treiben muss, bleibt schon jedem selbst überlassen – da gibt es die richtigen Hardliner oder auch Leute, dies es nicht ganz so eng sehen.
Kompromisse müssen gemacht werden, denn ohne funktionierende Sanitär- und Waschanlagen sowie elektrischen Strom für den Betrieb des Saloons (der auch immer auf und abgebaut wird) würde die Veranstaltung in Deutschland keine Genehmigung erhalten. Auch sind immer Sanitäter vor Ort.
Prinzipiell bleiben die Hobbyisten lieber unter sich und ziehen dort zusammen ihr Indian Council durch. Das hat sicher auch mit einigen herablassenden Berichten über dieses Hobby zu tun.
Ich konnte auf Einladung eines Forumsmitgliedes Dog City an einem Tag besuchen, an dem auch Nicht-Hobbyisten dort vorbeischauen durften. Ich bin gerne hingefahren, schließlich war ich ziemlich neugierig, was da so abgeht.
Ich hatte damals keine Ahnung, was da auf mich zukommen würde und schon gar nicht, wozu das für mich persönlich führen würde.
Der Zugangsbereich von Dog City
Zunächst mal einen Überblick über das Camp – gesehen vom Saloon.
Von weiter oben hatte man einen guten Blick auf Dog City.
Links sind die Tipis der einzelnen Indianerstämme. Rechts davon schließen sich die Zelte und Lager der Trapper an. In der Mitte sieht man die Main Street mit ihren Holzgebäuden und dem Saloon. Weiter rechts davon befinden sich die Lager der Cowboys, Texas Ranger, Nord-/Südstaatler, etc.
Im Vordergrund eine Bisonherde, die dem Nachbarn des Dog City Geländes gehören (dazu später noch mehr) und von diesem gezüchtet werden. Die Hobbyisten kaufen bei diesem gerne das Bisonfleisch.
Am Wochenende waren schon ungefähr 900 Personen im Lager; am Pfingstwochenende, wo das eigentliche Council stattfinden wird, werden nochmals etwa 200 Personen mehr erwartet.
Beginnen will ich mit den Lagern der Indianer. Die einzelnen Vereine bilden meist für sich ein kleines Camp und gehören den unterschiedlichsten Stämmen an. Viele haben Kontakt zu ihren Vorbildern bzw. deren Nachfahren und manche sind sogar von diesen adoptiert.
Fast alle Tipis haben im Innern (u.a.) eine Feuerstelle, so dass es oben eine Möglichkeit geben muss, damit der Rauch entweicht - aber auch nicht ganz so viel Regen reinkommt.
Wie man sieht, gibt es in Form, Ausstattung und Farbe/Verzierung der Zelte einige Unterschiede. Die Verzierungen haben Bedeutungen, die ich aber nicht kenne.
Perlenstickerei – dazu bin ich zu ungeschickt und zu ungeduldig.
Das große Versammlungszelt, an dem beim Pow Wow auch die Tänze stattfinden.
Leider wurde am Sonntag nur ein wenig Gesang dargeboten.
Auch Indian Drums Sessions gab es hier und da.
Dieses reich verzierte Tipi gehörte einem Häuptling. Selbstverständlich geht KEINER unaufgefordert oder ohne zu fragen bzw. anzuklopfen (bei den Zelten kratzt man an) in ein Zelt oder Lager (diese sind oft umzäunt).
Auf Nachfrage durfte ich mal reinschauen; dort bekam ein weiterer Besuch gerade eine Erklärung zu der Ausstattung. Ich habe vor allem mitgenommen, dass dieser Bewohner eine reiche und hochgestellte Persönlichkeit sein musste.
Weitere bunte Indianerzelte
Hier bittet mein Gastgeber gerade eine Tipi-Bewohnerin um Einlass; sie war sehr nett und hat mir so einiges zum Tipi und seiner Einrichtung erzählt.
Wie man sieht, hat es ein "Regendach" und auch von innen war eine Art Himmel eingehängt, damit das Wasser von den Innenwänden nicht auf das Bett tropft.
Die "Matratze" war aus Weidenstöcken geflochten und mit vielen Decken belegt; zum Wärmen gab es ein großes Bisonfell – das wurde aber gerade gar nicht benötigt, es war innerhalb der Zelte doch eher zu warm (bei dem schönen Wetter).
Bevor wir rübergehen zu den Zelten und Lagern der Trapper, die durch ihre Nähe zu den Indianern immer direkt neben diesen campieren, eine Anmerkung zum Wetter.
Das gesamte Indian Council lebt von dem Wetter, welches während seiner Dauer herrscht. Es gab wohl Jahre, die völlig verregnet waren, und sich das ganze Leben in Matsch und Nässe abspielte. Seit dieser Zeit sind Feuerstellen direkt im Boden verpönt, die sind damals auch abgesoffen. Auch der härteste Trapper hat dann bald keinen Bock mehr und somit hofft man immer auf schönes Wetter. Allerdings war es an dem Sonntag eigentlich schon zu warm bzw. sonnig. Nicht nur, weil es innerhalb der Zelte tropische Temperaturen gab – auch manch einer der weniger bekleideten Indianer wurde langsam zur Rothaut. Ich selber wurde auch zum Redneck....
Die Trapperunterkünfte sind ziemlich unterschiedlich; die Original-Einzeltrapper hatten eher kleinere Zelte.
In dieses Trapperlager durfte ich mal etwas näher reinschauen.
Auch eine Schmiede durfte nicht fehlen.
Das Lager der Hudson Bay Company. Die halten es mehr mit dem englischen König.
Interessant fand ich den kleinen Garten
Trapper mit vielen Fellen und Fallen
Jetzt wandern wir rüber zu den Cowboy & Co Lagern.
Meine Gastgeber gehören zu den Texas Rangern und campieren traditionell zusammen mit den Südstaatlern des Civil War in einem Lager.
Das Zelt meiner Gastgeber
Der Vorrats- und Küchenraum
Das Schlafgemach
Das Wohnzimmer
Petra und Eric unter ihrem schattigem und wohltemperierten Vordach
Es war nett, dort direkt am Waldrand in der Ruhe zu verweilen – kein Lärm wie er auf sonstigen Campingplätzen üblich ist. Eric und Petra sind schon seit einigen Jahren beim Council dabei und auch sonst in ihrem Club gerne aktiv. Beide achten schon auf Authentizität ohne sich dabei "verbiegen" zu müssen. Wie man sieht, kommt da schon einiges in den Jahren zusammen, was transportiert und aufgebaut werden muss.
Zu meiner und der allgemeinen Erheiterung bin ich auf dieses Holzross gestiegen und alle haben erwartet, dass ich wieder runterfallen würde. Da es sich aber nicht bewegt hat, bin ich sogar oben geblieben.
Nach einer Ruhepause ging es weiter mit dem Besuch von Dog City
Die Chuckwaggon, die Verpflegungs- und Küchenwagen der damaligen Zeit, fand ich schon immer interessant.
Weitere unterschiedliche Lager und Zelte
Nun kommen wir zur Main Street; alle diese Gebäude (eigentlich sind es meist Holzfassaden wie zu der damaligen Zeit nicht unüblich) werden zum Council neu aufgebaut und nach Pfingsten vollständig abgebaut und eingelagert.
Die Büros des Sheriffs (es gibt einen eigenen, gewählten Sheriff für die Zeit des Councils, der Hausgewalt hat) und des Westernbundes.
Ein Blick in die Main Street von oben.
Die (vorgeschriebenen) sanitären Anlagen – sicher besser als irgend eine Latrine.
Das Herzstück der Main Street ist natürlich der Dog City Saloon.
In dem haben wir eine Zeit verweilt und ich habe mir natürlich alles angesehen.
Man hat auch einen kleinen Laden nachgebaut.
Abends gibt es hier oft Live Musik – und wie man sieht nicht unbedingt unplugged.
In jedem Saloon ist die Bar die zentrale Stelle
Zum Council gibt es auch eigenes Bier (allerdings nur umetikettiert).
Wir haben gemacht, was man üblicherweise in einem Saloon macht – uns amüsiert.
Später waren Eric und ich nochmals dort, es war voller und auch viel wärmer. Ich habe die Mädels bedauert, die dort bedienten, es war wie in einer Sauna.
In den meisten Hütten sind Läden untergebracht, die so ziemlich alles zum Western-Hobby anboten.
Das Zeitungsbüro ist zwar mehr Attrappe, eine Zeitung wird aber herausgegeben.
Weitere Läden
Zum Schluss noch ein paar Bilder von der Bisonherde. Wir hatten das Glück, genau in dem Moment dort zu sein, wo das 9. Kalb der Saison geboren wurde und seine ersten zaghaften Schritte unternahm.
Ich war fast 7 Stunden dort und fand es sehr unterhaltsam und interessant. Vielen Dank nochmals an Eric und Petra für die Einladung!
Einen weiteren Besuch solcher Veranstaltungen kann ich mir gut vorstellen.
Anmerkung 2012:
Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich überhaupt keine Ahnung, was dieser Besuch für mich persönlich auslösen würde.
Weitere Berichte über Indian Councils und andere Westernhobby-Veranstaltungen werden folgen.