225 Miles Backcountry

  • Super Bericht - Chapeau! Ich bleib in jedem Fall am Ball :zwinker:


    Glück Auf aus Do


    Tom

    "Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso die Uhr anhalten, um Zeit zu sparen"
    Henry Ford (1863-1947)

  • Mönsch, das ist ja mal der Hammer!! Absoluter Respekt!! Gratulation zu diesem tollem Vorhaben - und scheinbar ist die Umsetzung ja auch ein Erfolg gewesen. Ich bin etwas überrascht über eure vorhergehenden "Trainingseinheiten", aber ich kann das auch nur wie schon gesagt "vom Schreibtisch aus" beurteilen.


    Habt ihr jeweils Ersatzschuhe dabei gehabt oder seid ihr mit einem einzigen Paar unterwegs gewesen?

  • 4. Tag
    Unser erster (richtiger) Pass. Schon früh am Morgen … zur Morgentoilette wurde übrigens unsere “Poop-Shovel” feierlich eingeweiht … packten wir den Anstieg zum Donahue Pass. Ein Ranger-Pärchen untersuchte unseren Campground auf Rückstände von Lagerfeuern … wir waren jedoch am Abend viel zu kaputt gewesen, als dass wir noch Feuerholz hätten suchen können … und wir plauderten kurz mit den Beiden. Bis in einer Höhe von 10000 Fuß ist es im Yosemite N.P. erlaubt Lagerfeuer zu entfachen. Trotz Trockenheit und Waldbrand in der Nähe. Ab dem Donahue-Pass ist’s dann erst mal vorbei mit Feuerfreuden, denn der Pass markiert gleichzeitig die Grenze zur “Ansel-Adams-Wilderness” und dort ist das Feuerentfachen aufgrund der Waldbrandgefahr derzeit verboten.
    Der Weg zum Pass bietet traumhafte Ausblicke auf den Lyell Canyon und die Berggipfel in der Umgebung. Je höher wir stiegen, desto mehr änderte sich das Landschaftsbild ringsum. Auf einigen Ebenen befinden sich idyllisch gelegene Seen, teilweise laufen wir an kleineren Wasserfällen vorbei und in der Ferne entdeckten wir Schneefelder auf der Nordseite der Bergrücken. Wie ich später in unserem Trail-Guide (übrigens von Elizabeth Wenk “John Muir Trail” … sehr zu empfehlen!) nachlese, handelt es sich bei den Schneefeldern um Reste von Gletschern. Diese entstanden erst vor rund 800 Jahren während einer kleinen Eiszeit. Aha!
    Der Weg wird steiniger, der Wind bläst uns kalt und entgegen. Bäume haben wir schon seit längerer Zeit keine mehr gesehen. Die mögen die Höhe nicht. Wir machen des Öfteren eine kurze Rast. Die Höhe macht sich langsam bemerkbar. Irgendwann ist der Pass erreicht. Wir befinden uns in 3368m Höhe, die Luft ist kalt und klar und wir sind happy.
    Das Gefühl auf dem Pass zu stehen, erstmals eine neue, aufregende Landschaft vor sich zu sehen … ist unbeschreiblich.
    Der Abstieg ist relativ unspektakulär. Anfangs sehr steinig - schraubt sich der Trail wieder in tiefere Regionen. Vereinzelt stehen die ersten Bäume, die Vegetationsgrenze ist wieder erreicht. Nach einer längeren Kaffeepause stand unser zweiter Pass des Tages auf dem Programm, der Island-Pass, mit einer Höhe von immerhin 3109m. Der erwies sich jedoch im Vergleich zum Donahue-Pass als so unspektakulär, dass wir gar nicht bemerkten, wann wir den Sattel erreicht hatten. Die Sonne stand schon tief und wir beschlossen unser Zelt am Ufer des atemberaubenden “Thousand-Islands-Lakes” aufzuschlagen. Pustekuchen! Mehrere Schilder weisen darauf hin, dass der Uferbereich derzeit geschützt ist und demzufolge ist das campen nicht gestattet. Schade! Wir wollten keine Auseinandersetzung mit Rangern riskieren und so beschlossen wir weiterzuziehen. Der “Thousand-Island-Lake” allein ist schon die Wanderung wert. Es sind sicherlich keine tausend Inseln - noch nicht einmal hundert die sich im glatten Seewasser widerspiegeln, aber wir kennen ja den Hang der Amerikaner zu Übertreibungen - besonders bei der Namenswahl für landschaftliche Sehenswürdigkeiten.
    Nach einer Meile und ein paar Höhenmetern werden wir fündig: das Zelt wird auf einem Plateau oberhalb vom “Ruby-Lake” aufgeschlagen. Traumhaft. Das Wasser des Sees ist dermaßen klar, man erkennt in der Tiefe untergegangene Baumstämme sowie die allerkleinsten Kieselsteine. Wahnsinn! Vom Felsplateau aus genießen wir die letzten Sonnenstrahlen und dann verkriechen wir uns auch schon wieder in unsere Penntüten zum “Um-Die-Wette-Schnarchen”. Dank meiner Blase, die mich in der Nacht daran erinnerte sie doch hin und wieder zu leeren, sah ich den fantastischsten Sternenhimmel ever. Pures Kristall am Himmel. Milliarden glitzernde Punkte die miteinander verschmolzen. Nicht einmal Sternenbilder oder die Milchstraße waren auszumachen. Ein gigantisches Schauspiel!
    4. Tag = 17,7 km / Höhenmeter = +827 / -549



    Dort irgendwo ist der Donahue-Pass



    Der Creek ist öfters zu überwinden



    Wir haben schon etliche Höhenmeter geschrubbt



    Blick zurück in den Lyell Canyon



    Hier verlassen wir den Yosemite und betreten die Ansel Adams Wilderness



    Geschafft! Wir sind oben!



    Die erste Rast nach dem Pass - uns qualmen die Füße



    Der Berg links ist der Banner Peak



    Der Trail-Beard wuchs ... "let it grow, let it grow, let it grow ..."



    Jetzt nicht schlappmachen ... wir sind ja gleich da :D



    Der unbeschreiblich schöne Thousand-Island-Lake



    Sunset am Ruby Lake



    Ruby Lake



    Gute Nacht!



    ... to be continued ... (:hutab:)

  • Dank an Alle für's feedback!



    Habt ihr jeweils Ersatzschuhe dabei gehabt oder seid ihr mit einem einzigen Paar unterwegs gewesen?


    Wir haben jeder nur ein Paar leichte knöchelhohe Trekkingschuhe angehabt. Zusätzlich hatten wir aber jeder noch ein Paar "Crocs". Die machen sich auf der Campsite gut oder für Bachüberquerungen. Kann man halt schnell reinschlüpfen und haben doch etwas Halt.



    Viele Grüße


    Nick (:hutab:)

  • Einfach klasse! :thumbup:


    Zitat

    Du bist aber noch auf den Half Dome hoch - oder?


    Nein - das war ich nicht; das war wahrscheinlich OliH, zumindest bis zu den Kabeln.
    Bei mir waren die Kabel Ende Oktober schon abgebaut.

  • Super!!! Klasse Bericht und wunderschöne Bilder! Schon seit Jahren ist es mein Traum, den JMT zu laufen, allerdings möchte ich mir gerne länger Zeit dafür nehmen. Eine Freundin von mir wollte mit 15 Peronen in 18 Tagen den JMT wandern, keiner hat es geschafft, leider.

    Gruss
    nirschi
    :)
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    I have a dream
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  • Hi @ll!


    @Elmar: Tagsüber hatten wir eigentlich nie richtigen Kohldampf. Aber am Abend haben wir es kaum erwarten können unseren dehydrierten Pamps reinzuschaufeln. Der schmeckte gar nicht mal so übel.


    nirschi: Aufgeben kam uns nie in den Sinn. Aber enorm anstrengend war es schon.



    Viele Grüße


    Nick (:hutab:)

  • Habt ihr Euch eigentlich die Tagesetappen selber gesteckt oder seid ihr nach einer Vorgabe gelaufen (Reiseführer)? Darf man da dann eigentlich überall zelten, wo man möchte (von den genannten Punkten abgesehen)?


    LG
    Andrea

  • 5. Tag
    Nach dem obligatorischen Oatmeal-Frühstück ziehen wir weiter in Richtung Garnet Lake. Zuerst verlief der Weg bergauf durch ein Waldgebiet, bis wir schließlich den See durch die Bäume erblickten. Wunderschön! Der See steht dem “Thousand-Island-Lake” in keinster Weise nach. Auf der gegenüberliegenden Seeseite sehen wir die mächtigen Gipfel des “Banner Peak” (3945 m) und des “Mt. Ritter” (3957 m). Was für eine Kulisse.
    Nach einer kurzen Pause, in der wir unsere Wasserflaschen mit dem klaren Seewasser auffüllten und ein lustiges Schwätzchen mit einem Hiker-Pärchen hielten die dort ebenfalls rasteten, machten wir uns wieder auf die Socken. Nachdem wir das Outlet des Sees über eine Holzbrücke querten, verlief der Weg über Steine und Geröll, entlang an Felswänden immer tiefer in eine Schlucht. Wir folgten den kleinen Steinmännchen, die ja sicherlich den Weg weisen sollten. Aber irgendetwas war anders als in den letzten Tagen. Genau! Da fast der gesamte Trail mit Mulis oder Lamas begangen werden kann, ist das Vorhandensein von Muli- oder Lama-Poop ein sicheres Zeichen, das man sich auf dem JMT befindet. Wir sahen jedoch weder Muli- noch Lama-Poop vor uns auf dem Trail. Wobei “Trail” gar nicht mehr zutraf. Vielmehr ist aus der Wanderung mittlerweile eine Kletterpartie geworden und wir hegten Zweifel, ob wir nicht doch irgendwo falsch abgebogen sind. Also wieder das Smartphone gebootet und unser “Notfall-GPS” aktiviert. Tatsächlich. Wir sind dem vermeintlichen Weg hinter der Holzbrücke nach links gefolgt. Rechts wäre die bessere Wahl gewesen. Mist! Also den gesamten Weg zurück, wieder über Felsbrocken klettern, jetzt jedoch ... nach oben! Aus der Ferne sahen wir das Pärchen, mit dem wir uns vorhin noch unterhalten hatten. Beide haben den gleichen Weg wie wir gewählt. Wir gaben Zeichen, dass sie umkehren sollten. Sie verstanden und bedankten sich. Wir haben bestimmt 2 Stunden Zeit verschenkt. Zurück auf dem JMT verglich ich die Situation vor Ort mit der Karte (Tom-Harrison-Maps “John Muir Trail”) und nahm mir vor, künftig die Karte immer griffbereit zu haben und nicht mehr blindlings dem Pfad zu folgen. Der Akku meines Smartphones ließ nach und wir hatten keine Lust uns in der menschenleeren Gegend zu verlaufen. Nun führte der Weg um den halben See und nach einem langen, steilen Serpentinen-Aufstieg gelangten wir zum Rosalie Lake und später zum kleinen, sehr schönen Gladys Lake. Dort rasteten wir längere Zeit, frischten unsere malträtierten Füße im kalten Wasser auf und wuschen einige Sachen. Nun stand ein finaler Aufstieg in Serpentinen an, gefolgt von einem nicht enden wollenden, bewaldeten Abstieg in Richtung “Devils Postpile N. M.”. Dort angekommen verließen wir den JMT für ein Stück um einen Blick auf die “weltberühmte” Basaltformation zu werfen. Das National Monument ist von dem Städtchen Mammouth aus via Shuttlebus zu erreichen. So verwunderte es uns nicht, dass uns etliche sauber gekleidete, wohlriechende Touris naserümpfend anstarrten als wären wir Yetis oder noch schlimmer. Gut gerochen haben wir sicherlich nicht. Einen Rasierer haben unsere Gesichter auch seit zwei Wochen nicht mehr gesehen … That’s Trail-Life! Unsere Füße wollten nicht mehr und wir quälten uns die letzte Meile bis zum ersehnten Tagesziel: dem “Red’s Meadow Resort”! “Resort” klingt nach mehr als es war … eine Maultier-Packstation mit einem Café, einem gut sortierten Laden (Beer!) und einigen Cabins. Für uns war es der Himmel. Wir stürmten gleich ins Café, orderten zwei Cheesburger, kauften im Laden nebenan Bier (IPA!!!) und ließen es uns gut gehen. Anschließend suchten wir den etwas entfernter liegenden Campground und reservierten eine Site mit Bärenbox für uns. Da der Campground vom National Park Service gemanagt wird, muss die Site bezahlt werden. Zwanzig Dollars für einen Zeltstellplatz! Egal ob mit riesigem Wohnmobil oder nur mit Zelt: eine Site kostet 20 bugs - each night! Naja, in Anbetracht der Tatsache, dass wir ansonsten gratis campieren, waren wir hierfür ausnahmsweise bereit. Außerdem hatten wir noch die Aussicht auf eine heiße Dusche, die wir dann für 7$ / Person wahrnahmen. Traumhaft. Nun waren wir nicht nur sauber … sondern “rein”. Noch lange saßen wir abends vor unserem Zelt, tranken das eine oder andere Pale Ale und bewunderten den Sternenhimmel. Ich habe vorher noch nie so helle, langschweifige Sternschnuppen gesehen … ob’s an der klaren Luft und an der Höhe oder am Pale Ale lag, kann ich abschließend nicht mehr so genau sagen. Irgendwann riefen uns unsere Schlafsäcke und wir unterhielten den gesamten Campground mit einer Schnarch-Sonate!
    5. Tag = 21,7 km / Höhenmeter = +274 / -979



    Garnet Lake





    Rast nach langem Aufstieg




    Mulis haben wir auch getroffen




    Fußbad im Gladys Lake



    Rosalie Lake




    Devils Postpile



    unsere teuerste Campsite auf dem gesamten Trail


    ... to be continued ... (:hutab:)

  • Habt ihr Euch eigentlich die Tagesetappen selber gesteckt oder seid ihr nach einer Vorgabe gelaufen (Reiseführer)? Darf man da dann eigentlich überall zelten, wo man möchte (von den genannten Punkten abgesehen)?


    LG
    Andrea


    Ich habe über einen längeren Zeitraum (3 Jahre?!) so ziemlich alle Trail-Journals, die ich im I-net gefunden habe, durchforstet. Wir hatten nur maximal 18 Tage zur Verfügung. So habe ich mir die Berichte der Wanderungen, die in diesem Zeitraum lagen, genauer angesehen und einen möglichen Etappenplan zurechtgesteckt. In den ersten 3 Tagen sind wir schneller gewandert als ursprünglich angenommen, und so haben wir uns einen Zeitpuffer rausgearbeitet. Ich studierte aber jeden Abend vorm Schlafengehen die Karte und unsere (theoretischen) Tagesetappen. Das Ziel des nächsten Tages wurde also im Schlafsack entschieden.


    Eigentlich darf man überall zelten ... aber:
    1.) Nicht direkt am Wasser und 2.) Nicht direkt neben dem Trail und 3.) Never camp on Vegetation!


    Mögliche Campspots sind in Lizzy Wenk's Trail-Guide ziemlich genau beschrieben. Wenn man sich an ihre Beschreibung hält, findet man immer eine Stelle.



    Viele Grüße


    Nick (:hutab:)

  • ...außerdem campe ich nur mit 4 Rädern unterm Hintern und eigenem Klo :whistling:


    klick und dann lässt Du Dir von Bille so ein Stühlsche baue... :8o:


    Mein Ding wäre es aber auch nicht... :whistling: Die Landschaft ist natürlich toll, keine Frage :8o:


    Nick
    das nächste Mal nimmst Du einen Akkupack mit, damit kannst Du je nach Größe Dein Smartphone 3-4x aufladen :)

  • Carsten: Das VW-Bulli-Zelt ist der Hammer! :D


    Wir hatten einen kleinen Solarbar mit. Der war allerdings nicht der Bringer. Wenn man den am Stromnetz vollgeladen hat, konnte man ihn als Akkupack verwenden. Er lud den Akku vom Smartphone aber nur zu 3/4 auf.



    Viele Grüße


    Nick (:hutab:)

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