DAS ist jetzt echt schräg.
Der Arzt, der eine Tote stahl – und sie heiratete
ZitatAlles anzeigenSieben Jahre lang lebte der Deutsche Carl von Cosel mit seiner geliebten Elena zusammen. Er kochte für sie, tanzte mit ihr. Es war eine bizarre Beziehung: Denn die Ehefrau war bereits vor der Hochzeit tot.
Bis heute erzählen die Leute in Key West im US-Bundesstaat Florida die Geschichte des deutschen Arztes Carl von Cosel und der jungen Kubanerin Maria Elena Milagro de Hoyos als romantische Liebesgeschichte. Das Band der Liebe zwischen den beiden, so lautet die offizielle Version der Museums- und Stadtführer, war unzertrennbar – bis weit über den Tod hinaus. So schilderten auch die Zeitungen in den Vierzigerjahren, als von Cosel kurzzeitig für seine Angebetete ins Gefängnis musste, den Fall.
Doch es gibt auch eine andere Art, die Geschichte zu erzählen – und sie ist weitaus weniger romantisch. Als die beiden sich kennenlernen, ist von Cosel 53 Jahre alt, Elena gerade 20. Der über 30 Jahre ältere Mann ist Arzt am Marinehospital in Key West, das junge Mädchen eine stadtbekannte Schönheit.
Tödliche Krankheit
Von Cosel stockt der Atem, als er sie zum ersten Mal sieht. Er erkennt ihr Gesicht: Eine lang verstorbene Verwandte, die ihm regelmäßig als Geist erscheint, hat es ihm bereits gezeigt und ihm anvertraut, dass sie die Auserwählte seines Lebens ist. Der Arzt glaubt fest daran – und trägt fortan seine Patientin auf Händen. Als er Elena Blut abnehmen muss, sticht er die Kanüle in den Finger statt wie sonst üblich ins Ohr, denn "ihr Ohrläppchen war zu perfekt, um es zu verletzen", vertraut er etwa seinem Tagebuch an.
Elena will von alldem nichts wissen. Sie hat andere Sorgen. Tuberkulose ist zu dem Zeitpunkt noch nicht heilbar und damit ein sicheres Todesurteil. Ihr Ehemann hat sie nach der betreffenden Diagnose verlassen. Dieser alte Arzt, der sie nun täglich besucht und ihren zunehmend schwächeren Körper mit immer neuen Methoden traktiert, ist ihr wohl unangenehm und unheimlich.
Ob Carl von Cosel tatsächlich Mediziner war, ist bis heute nicht geklärt. Angeblich besaß er neun akademische Titel, nachweisbar ist keiner davon. Seine deutsche Heiratsurkunde kennt ihn noch als Georg Carl Tänzler. Auf seinen Einreisepapieren in die USA schleicht sich erstmals das von Cosel in seinen Namen. Im Krankenhaus fügt er einen Grafentitel hinzu und signiert Dokumente als Count Carl Tanzler von Cosel – auch für den gibt es keine Belege.
Diebstahl einer Leiche
Trotz seiner Bemühungen stirbt Elena am 25. Oktober 1931 im Haus ihrer Eltern. Von Cosel bezahlt sowohl die Beerdigung als auch den Grabstein. In die untere Hälfte lässt er seinen Namen eingravieren – nicht etwa den ihres Ehemannes, mit dem sie auf dem Papier immer noch verheiratet ist. Verheiratet ist auch von Cosel noch: mit seiner deutschen Frau Doris, die mit den beiden Töchtern ganz in der Nähe lebt, aber wenig Kontakt zu ihrem Mann hat.