Niedersachsen 11.Juli 2015


  • Moin Leute,


    Das Thema Norddeutschland hat uns seit Pfingsten 2015 so richtig gepackt. Von unseren Freunden aus dem Dithmarschen kahm dann Anfang Juli eine Einladung zur Wattolümpiade nach Brunsbüttel. Wow Schlammspiele...jo das würd ich sehen wollen und hinterher hier ablästern. Ich fix nach einer Ferienwohnung geguckt. Unsere Dorfschule von Pfingsten war nicht verfügbar. Ich fand dann eine Alternative, traute mich aber nicht zu Buchen, da die Wetterfrösche alle paar Minuten anderes Wetter voraus sagten. Eh und dafür bekommen die Geld. Je näher der 11.Juli rückte desto beschissener wurden die Aussichten für Brunsbüttel. Schlamm grau, grauer Himmel und dann noch die Wattleten grau vom Schlamm. So viel Grau kann der alte Mann nicht ab. Was´n Scheiß. Traurig sagten wir unseren Freunden ab.
    Ich hatte mich wirklich auf ein weiteres Wochenende im nordwestdeutschen Raum gefreut. Ich grübelte über eine Alternative, hatte dabei immer ein Auge auf das Wetter.
    Schon bei unserer Pfingsttour war am Ende der Reise der Besuch des einen oder anderen Rundlings im Wendland geplant. Wenn man ehrlich ist, passte das Wendland gar nicht in das Pfingstwochenende. Jo der Olle wollte mal wieder die ganze Welt an drei Tagen erkunden. Das Thema Rundling ließ mich seit dem nicht mehr in Ruhe.
    Für Niedersachsen sah das Wetter für den Samstag gar nicht mal so schlecht aus. Klar sollte es auch dort mal Grau werden, aber nicht die ganze Zeit. Erst am Freitag beschlossen wir dann den Samstag im Wendland zu verbringen.


  • Im Gegensatz zu sonst, fuhren wir erst gegen halb Neun los...Frauchen hatte halt die Arschruhe weg. Unser erstes Ziel, die Paltrockmühle in Quickborn lag aber auch nur ca. 65km von unserem Zuhause weg.
    Für mich war heute wieder vieles neu, denn ich war noch nie in dieser Gegend. Selbst in Dömitz, woran wir direkt vorbei mussten und was früher im Osten lag, war ich noch nie. Martina dagegen kannte sich in Dömitz aus, weil sie dort ihr Lehrer Studium absolviert hat.
    Ich hatte euch doch im Pfingstbericht, von meiner Liebe für Fachwerkhäuser erzählt und dass diese zu DDR Zeiten bei uns im Ort nieder gemacht wurden. Bis zur Elbe, der ehemaligen Grenze, sah alles gewohnt aus. Halt die typischen DDR Einfamilienhäuser und einfache Bauernhäuser, nix was man gesehen haben muss. Kaum über die Elbe ging die Show mit den alten Fachwerkhäusern los. Wir waren so baff, dass wir glatt die Knipserei vergessen haben.
    Foto - Paltrockmühle Quickborn


    Die erste Bockwindmühle wurde in Quickborn (Niedersachsen) 1575 gebaut. Der heutige Bau, hat mit dem nix mehr zu tun. Diese Mühle wurde 1919 gebaut, wobei wohl Teile einer anderem Mühle mit verbaut wurden. Jo so genau weiß das keiner mehr.
    Das Ding nennt sich Paltrockwindmühle, welches eine Weiterentwicklung der Bockwindmühle ist. Bei einer Bockwindmühle lastet alles auf einem dicken Pfahl. Bei der Paltrockmühle steht der ganze Bau auf einem Ringfundament und einem Kranz aus Rollen, mit der sich die gesamte Mühle in den Wind drehen lässt.
    Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde hier noch Mehr gemahlen. Von der Inneneinrichtung ist so gut wie nix mehr vorhanden. Heute wird die Mühle ganz normal als Wohnhaus genutzt.

  • Jo dann war es so weit, wir fuhren zum ersten Rundling. Wir wählten einfach den, der laut Navi direkt in unserer Nähe war. Wir parkten mitten in Beutow (Niedersachsen) und schauten uns die wunderschönen alten Bauernhäuser an.
    Foto - Bauernhaus Anno 1879


    Ein Rundling ist ein Dorf bei die Häuser sternförmig um Dorfanger errichtet wurden. Da der Platz in so einem Kreis begrenzt ist, wurde bei Bedarf weitere Gehöfte hinter den Häusern in der ersten Reihe errichtet. Zugang erfolgt auch hier nur vom Dorfanger über sternförmig angelegte Wege. Rundlinge hatten früher nur eine Zufahrt vom Umland.
    Foto - die großen waagerechten Balken waren alle mit religiösen Sprüchen verziert.


    Beutow existiert schon mindestens seit 1335. Die sehenswerten Fachwerkhäuser sind aber alle neueren Datums und stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
    Foto - Haus aus dem Jahr 1832. Man erkennt deutlich die ehemalige Einfahrt, die heute zu einer Terrassentür umgebaut ist.


    Wir gehen so durchs Dorf, als plötzlich ein Mann auf uns zu kahm. Er fragte uns:" Warum fotografieren Sie hier unsere Häuser?" Wir ihm erzählt, dass wir Touristen sind und das erste Mal in unserem Leben einen Rundling sehen. Er war freundlich, aber trotzdem sind wir nicht sicher, ob er sich durch uns gestört fühlte. Ich erwähnte nur kurz das Recht auf Panoramafreiheit. Bisschen komisch war das schon, weil wir sein Haus gar nicht geknipst hatten. Schon auf dem Weg nach Beutow fielen uns die gelben Kreuze vor diversen Häusern auf, wie hier auf dem Bild vor dem Haus des Herrn. Wir fragten nach dessen Bedeutung. Er sagte uns, das ist das Zeichen gegen Atomkraft. Später meinte ich zu Martina, dass wir hätten sagen sollen, dass hier alles abgerissen wird und wir eine Atommülldeponie bauen wollen. Ja ja ich bin böse.
    Der Mann sagte uns dann noch, wo das älteste Haus des Dorfes steht und wir unbedingt noch nach Lübeln fahren sollen. Welch ein Zufall, denn da wollten wir eh als nächstes hin. Wir dankten ihm und zogen weiter.


    Beutow hat uns schon mal gut gefallen. Foto - das älteste Haus von Beutow.

  • Unser nächstes Ziel war das Vorzeigedorf in Sachen Rundlinge, Lübeln in Niedersachsen. Als ich vor Monaten in Google Earth auf der Suche nach Sehenswerten für unsere Pfingsttour war, bin ich wie immer weit ab vom Weg gekommen und landete unter anderem auch im Wendland, wo mir diverse Rundlingsdörfer auffielen. Ich hatte zuvor noch nie etwas von Rundlingen gehört. Die Fotos in Google machten mich ganz narrisch. Ich wäre am liebsten sofort dort hin gefahren.
    Während der Planung dieser Reise, war mir nicht bewusst, dass ich schon als Kind regelmäßig einen Rundling besucht habe. Ja ok wir kannten diesen Begriff halt nicht. Meine Großeltern väterlicherseits, stammten aus Porep in Brandenburg, welches eindeutig ein Rundling ist. Dieses wurde mir erst jetzt bei diese, Ausflug bewusst. Die Anordnung der Häuser in den Rundlingen erinnerte mich immer wieder stark an Porep. Später erfuhr ich, das Porep tatsächlich ein so genannter Rundling ist.
    Foto - 1. Deutsches Kartoffel-Hotel 1803 erbaut


    Wie gesagt, ich guck mir ja alles in Google Earth vorher an und dort konnte ich sehen, dass Lübeln direkt vor dem Dorf einen großen Parkplatz hat. Eh wenn die da so groß auffahren muss das was Besonderes sein.
    Wir waren gegen Zehn in Lübeln und parkten auf dem leeren Parkplatz. Hmmm komisch war das schon. Wir schnappten Kameragedöns und zogen los.
    Das Dorf selbst darf nur von den Bewohnern befahren werden. Ich finde diese Regelung sehr gut. So stören keine schrottigen Autos die Sicht auf das Wesentliche.
    Foto - Biergarten des 1. Deutsches Kartoffel-Hotel in Lübeln. Das Hotel schien gut besucht zu sein, wenn man nach dem Hotel eigenen Parkplatz gehen kann. Erst später habe ich mich näher mit diesem Hotel befasst. Das Ding scheint echt eine Perle zu sein.


    Das Dorf selbst ist komplett auf den Tourismus ausgelegt. Die Bewohner betreiben entweder Cafés oder irgendwelche Läden.
    Foto - Hallenhaus aus de Jahr 1874


    Für mich war das hier das Paradies. Wobei leben möcht ich hier nicht wirklich. Ständig laufen irgendwelche Touristen durch das Dorf. Dann stehen die Gebäude zum Teil unter Denkmalschutz und man kann nicht wirklich machen was man will.


    Hier die Straße, die zur kleinen Kapelle etwas außerhalb im Wald führt.


    Die Kapelle war leider geschlossen. Sie stand etwa 200 Meter vom Rundling entfernt. Übersehen konnten wir sie trotzdem nicht, da im Dorf genügen Wegweiser standen.
    Foto - Marienkapelle Anno 1909


    Auch von Lübeln ist das genaue Alter nicht bekannt. Es wurde aber 1323 erstmalig in alten Schriften erwähnt. der Rundling besteht aus 12 Höfen.
    Foto - 1686 erbautes Bauernhaus von Jochim Biel. Diese Daten heraus zu finden ist kein großes Ding, denn die stehen hier traditionell über der Toreinfahrt des Hauses.


    Hier links der Katen stammt aus dem Jahr 1746 und war, wie auch die andern in Lübeln, in einem Top Zustand.


    Foto - gebaut von Anna Eliesabeth und Johann Friedrich Mappaus im Jahr 1698. Über dem Torbogen steht in der Regel links der Name des Mannes und rechts der der Frau, die ein Haus erbaut haben. Hmmm...an meinem Hausgiebel findet man nur einen Stein mit einer heraus gefrästen 1998. Ja die Geschichte kann ich fix erzählen.
    Wir haben ein Selbstbauhaus von Hebel gekauft. Der Steinehersteller Hebel lieferte das Material, inklusive Architektenleistung und einem Baubetreuer. Den Rohbau haben wir dann selbst hoch gezogen. Jo ich habe das Ding selbst zurecht gezimmert. War kein großes Ding. Ich hatte vorher Null Ahnung vom Mauern. Für den Keller brauchte ich drei Wochen, für Erd- und Dachgeschoss dann nur noch jeweils zwei Wochen. Martina konnte nicht helfen, da sie sich um die Kinder kümmern musste. Wir hatten damals neben Toni noch zwei Pflegekinder.
    Na jedenfalls lieferte Hebel auch einen Stein aus Porenbeton mit eben dieser Jahreszahl und einer Zeitkapsel aus Kupfer, die hinter dem Stein mit der Jahreszahl im Keller eingemauert werden sollte. Ich fand das doof. Ja was soll der Stein im Keller? Ich ließ den links liegen, bis ich am Mauern des Giebels war. Da fiel mir dieser Stein wieder ein. Ich dachte an die alten Häuser in meiner Kindheit, wo eben am Haus die Jahreszahl stand, wann so eine Hütte erbaut wurde. Nun war unser Stein aus Porenbeton, welcher nicht gerade frosthart ist, wenn er nicht durch Außenputz geschützt ist. Das Problem habe ich mit einer speziellen Grundierung und Farbe gelöst. In die Zeitkapsel, wie üblich Zeitung, paar Fotos, etwas Geld und was weiß ich reingepackt und dann das alles im Giebel eingebaut.
    Als dann mal wieder der Baubetreuer von Hebel kam, guckte der nicht schlecht. Er fand die Idee so gut, dass er sie sofort anderen Bauherren von Hebel weiter geben wollte.


    Lübeln hat uns prima gefallen. Ich denke wir werden hier noch einmal vorbei schauen...liegt ja eh in der Nähe.
    Foto - dieses Häuschen stammt aus dem Jahr 1800 und wurde von Otto Eberhard Snade den 19ten erbaut, wenn man der Inschrift über dem Torbogen vertrauen kann.

  • Als ich mir Lübeln in Google Earth anschaute, sah ich auch, dass die dort ein Museum betreiben. Das Museum hatte ich schnell wieder vergessen, weil...ja warum eigentlich? Museum hört sich halt erst einmal langweilig an. Vor Ort sehen wir dann das Museum und schnallen es dort, das es sich um ein Freilichtmuseum handelt, also genau so was, was der alte Mann mag. Wir zahlten die 4,-€ Eintritt pro Person. Im Eingangshaus hatten die eine kleine Ausstellung, die definitiv nicht unser Ding war. Auf uns wirkte das etwas mölig und wie gewollt und nicht gekonnt. Draußen im Freigelände sollte sich das schnell ändern.
    Foto - der 1887 erbaute Pferde- und Schweinestall. Das Teil schimpft sich heute Trachtenhaus, weil darin diverse Trachten von anno dunnemals gezeigt werden.


    Klar waren mir die Liebestöter auf der Wäscheleine sofort aufgefallen.


    Blick in das Trachtenhaus. Diese kleine Ausstellung war richtig gut gemacht. Die Püppchen drehten sich auf Knopfdruck. Wir konnten so die Trachten von allen Seiten anschauen. Im Nachbarraum stand ein Kleiderschrank, bei dem die teils offenen Schubladen und Schrankfächer verglast und beleuchtet waren. Fand ich auch toll, denn so konnte man in das Innere der Schränke schauen ohne das der Inhalt verstaubt oder von bösen Buben aus versehen eingesteckt wird.


    Das Heimathaus hier auf dem Bild, wurde an dieser Stelle 1733 gebaut.


    Das Heimathaus befindet sich außen wie innen im historischen Zustand. Hier auf dem Bild die offene Feuerstelle, die sich immer am Ende der Diele eines Hallenhauses befand. Hinter der Kochstelle lagen die gute Stube und die Schlafräume. Die Kochstelle hatte keinen Schornstein, weshalb es sich hier um ein so genanntes Rauchhaus handelt, welche hier früher üblich waren. Der Qualm vom Feuer wirkte sich positiv auf das Fachwerk und den Dachstuhl aus, denn bei dem Gestank traute sich kein Ungeziefer an das Holz. Nebenbei wurde das Getreide im Obergeschoss getrocknet und Würste und Schinken durch den Rauch haltbar gemacht. Gesund war das Leben damals natürlich nicht. Viel Wärme brachte so ein Feuer auch nicht, denn die Häuser waren schlecht isoliert. Im Winter war es daher normal, dass im Haus auch Minusgrade vorkamen. Nur in unmittelbarer Nähe vom Feuer war es etwas wärmer.
    Wer Pferde und Kühe besaß hatte es noch etwas besser, denn deren Körperwärme heizten mit. Ist wirklich so. Ich hab euch doch erzählt, das wir früher Scheine hatten. Die Ställe, welche auch nur aus Fachwerk mit Lehmfüllung bestanden, waren selbst im Winter innen schön warm. Übrigens Schweine wurden damals nicht im Haupthaus, sondern in extra Schweineställen gehalten, denn deren Gestank musste man nicht auch noch haben.


    Das Backhaus ist ein Nachbau aus dem Jahr 1977, aber ganz nach dem Original, welches vor über 100 Jahren abgefackelt ist.


    Hier hab ich auch wieder dazu gelernt. Ich dachte bis dato, dass die Leute früher den Honig wie wir heute genutzt haben. Nee das war ein billiger Zuckerersatz, denn Zucker war damals für die normale Bevölkerung viel zu teuer.


    Blick in einen bäuerlichen Kräutergarten.


    Das hier war mal ein Stall, der um 1750 im nahen Gühlitz gebaut wurde. Dort wurde das Teil nicht mehr gebraucht, vorsichtig abgetragen und hier 1990 wieder aufgebaut.


    Auch diese Stellmacherei wurde an anderer Stelle abgetragen und hier wieder aufgebaut. sie ist komplett eingerichtet mit allem was ein Stellmacher so brauchte. Frag mal heute die Jugend was ein Stellmacher ist. Die gucken dich fragend mit ihren Kulleraugen an.


    Blick in die Stellmacherei.


    Hier der Giebel der Stellmacherei, der mir besonders gefiel.


    Diese 1852 in Güstritz gebaute Durchfahrtscheune wurde 1991 hier im Museum Lübeln wieder aufgebaut. Einen Teil der Kosten übernahm die EU. Taugt der Verein also doch zu was.


    In der Durchfahrtsscheune befindet sich eine Ausstellung zum Thema Rundlinge.


    Keine Ahnung ob das Ding hier früher üblich war. Ich jedenfalls, schreibe meine Wünsche noch immer an den Weihnachtsmann.


    Das hier ist das Parum Schultze Haus, welches 1710 in Süthen gebaut wurde und 1987 hier hergeholt wurde.


    Johann Parum Schultze war ein Dorfchronist, der in seinen Schriften vor allem den bäuerlichen Alltag der Wenden für die Nachwelt festhielt.


    Blick in das Parum Schultze Haus, in dem sich auch eine kleine Ausstellung über das Wirken von Johann Parum Schultze befindet.


    Die Dorfschmiede wurde um 1850 in Prisser gebaut und 1987 hier neu aufgebaut.


    Auch die Schmiede ist komplett eingerichtet und voll funktionsfähig.


    Da scheint jemand sein Handwerk zu lieben.


    Das Wetter machte was es wollte...halt wie immer. Nee wir hatten schon noch Glück, auch wenn es sich langsam aber sicher immer mehr zu zog.


    An der Rückseite des Heimathaus entdeckten wir einen wunderschönen Bauerngarten.


    Der Kerl war maulfaul...sagte keinen Ton.


    Der Bauerngarten war wie früher üblich mit einem Flechtzaun umgeben, der kleine Räuber und das eigene Vieh von den Pflanzen fern halten sollte.


    Ja ok gegen diesen Räuber hilft auch kein Zaun. Der Dussel hatte sich verlaufen und versuchte an diversen Stellen im Rasen einen Weg Nachhause zu finden. So einfach war das nicht, denn der Boden war wegen der vielen Besucher stark verdichtet.


    Jo das war das Rundlingsmuseum Lübeln, ein voller Erfolg. Dieser Ort verlangt regelrecht nach einem weiteren Besuch unsererseits. Auch euch können wir nur empfehlen da mal vorbei zu schauen. Bisschen erstaunt waren wir darüber, dass wir scheinbar die einzigen Besucher an diesem Vormittag waren. In Lübeln selbst waren paar mehr Leute unterwegs. Ich habe aber eine Vermutung. Das Wort Freilichtmuseum liest man hier nirgendwo. Auch wir haben das nur Dank unserer Neugierde heraus gefunden. Geht man draußen vorbei, denkt man, dass es sich hier um ein Dorfmuseum und nebenan und einen ganz normalen Bauernhof handelt. Und wie gesagt, das Wort Museum verbinden viele Leute erst einmal mit langweilig. Ich würde den Betreibern dringend empfehlen das Wort Freilichtmuseum etwas größer irgendwohin zu nageln und am besten gleich noch einmal am Parkplatz.


    Auf dem Parkplatz gab es dann Mittagessen...wenn man das so nennen kann. Jeder bekam ein Körnerbrötchen und zwei kalte Wiener Würstchen. Für den Luxus hatten wir sogar Senf dabei.

  • Der letzte Rundling des Tages wurde Satemin, durch das wir eh mussten. schon am ersten Haus, dem Wendland-Café machten wir Halt, weil uns das Haus aus dem Jahr 1850 so gut gefiel.


    Satemin wurde 1309 erstmalig urkundlich erwähnt. Der Ort hat eine tragische Geschichte, denn 1850 brannten alle Häuser bis auf die Kirche und das Spritzenhaus nieder. Noch im selben Jahr wurde alle Häuser neu gebaut.


    Wie gesagt, stammen alle Häuser im Rundling aus dem Jahr 1850. Auf den Balken der Häuser findet man hier in Satenin Sprüche die das große Feuer beklagen.


    In Satemin fiel uns auf, das vor fast allen Häusern große Laubbäume standen. Diese waren aber extrem dicht an das Haus gepflanzt worden. Den Grund dafür haben wir leider nicht heraus gefunden.


    Dieses Haus stand schon fast in einem kleinen Wald.


    Auch hier in Satemin war das gelbe Anti-Atomkraft-Kreuz vor den Häusern nicht zu übersehen.


    Wegen den Großfeuer weisen alle Häuser den gleichen Baustil auf.


    Auch hier bei dem Café sieht man deutlich, wie dicht die Kastanie am Haus steht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese extreme Nähe ohne Probleme für das Haus ist. Aber schön sah das schon aus.


    Satemin war Klasse und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.


    Am Ende schauten wir noch bei der Kirche aus dem 13. Jahrhundert vorbei, welche leider verschlossen war.

  • Im Wendland hatte es sich inzwischen zugezogen. Dieses Wolkenband sollte bis mindestens 15.00Uhr anhalten. Ich wusste aber auch, dass es weiter im Süden schon eher wieder aufklaren sollte. Ich checkte im Navi, was man denn so machen könnte und stieß auf das AutoMuseum Volkswagen in Wolfsburg. wir dachten bis dahin immer, dass Wolfsburg viel weiter entfernt von uns liegen würde. Ok fahren wir fix die 70km nach Wolfsburg.
    Foto - AutoMuseum Volkswagen


    Der Himmel über Wolfsburg war auch noch voller Wolken, aber das würde schon werden und im Museum juckt uns das eh nicht. An Eintritt löhnten wir 6,-€ pro Person.
    Foto - hier im Flur vom Eingang zur Ausstellung, war die Geschichte von Volkswagen dargestellt.


    Erste positive Überraschung, das indirekte Licht in der Ausstellung war sehr angenehm. Wir hatten das schon ganz anders, mit einer Mischung aus Tageslicht und dunklen Hallen.


    Foto - Käfer "Brezel" Baujahr 1943. Brezel kommt von der Form der Heckscheiben.


    Ich zeige jetzt hier nicht jeden Käfer und sonstiges Gefährt von VW, nur ein paar die wir besonders interessant fanden, wie diesen ADAC Käfer Baujahr 1973, der auch der letzte Käfer im Dienst des Automobilclubs war.


    Dieser Jubiläums Käfer, Baujahr 1985, war der letzte offizielle Importkäfer vom Werk in Mexico. Nach genau 50 Jahren ging damit die Ära Käfer zu Ende.


    Wir fanden hier auch Fahrzeuge, wie diesen Kleinlieferwagen Typ 147 Baujahr 1965, von denen wir noch nie zuvor etwas gesehen oder gehört haben. Ja teilweise waren wir richtig erstaunt, was alles so aus der VW Schmiede stammt.


    Ein Schweizer Club von Ballonfahrern, baute diesen Käfer 1995 zu einer Ballongondel um. Da fiel mir gleich wieder die Balloon Fiesta in Albuquerque ein, wo so ein Gefährt noch fehlen würde.


    Jo da guckten wir nicht schlecht, ein Korbkäfer Baujahr 1971. Im Jahr 1997 kam ein Korbmacher Meister auf die Idee einen Käfer mit Korbgeflecht zu verkleiden. 600 Arbeitsstunden später sah das Ding so aus.


    Der Holzkäfer stammt natürlich nicht von VW. Er wurde 1999 von einem italienischen Künstler für den Karneval in Venedig erschaffen. Venedig....da ist doch alles Wasser. Genau, das Ding kann nicht fahren, aber dafür schwimmen. Auf dem Wasser konnte der "Schwimmkäfer" von einem Außenbordmotor angetrieben werden.


    Offiziell nennt sich das hier Käfer 1303 Breitbau und stammt aus dem Jahr 1973. Vorne auf der Motorhaube baumelt das offizielle Porschezeichen. Der Grund dafür ist ein Motor von Porsche mit sechs Zylindern, der dieses Geschoss antreibt.


    Wow da war aber jemand scharf auf Lecken. Das sind wirklich alles Briefmarken. Mann der Lecker muss ja am Ende ´ne total verkleisterte Zunge gehabt haben. Und erst der Geschmack.
    Der Briefmarken Käfer aus dem Jahr 1983 wurde zu Gunsten eines guten Zwecks von Wolfsburger Briefmarkenfreunden zu gekleistert. Die Geldspende kam durch den Verkauf der Briefmarken, die auf dem Käfer kleben zustande.


    Dieses zugige Gefährt schimpft sich Hochzeits-Käfer und wurde 1980 fabriziert.


    Blick in die Abteilung der Kleintransporter.


    Volkswagen Campingwagen Baujahr 1978 - so ein Ding könnte mir auch gefallen. Mit Mutti am Freitag Nachmittag los ziehen und Sonntag Abend wieder in der Heimat eintrudeln. Unterwegs einfach an einem schönen Ort halten und im Auto pennen...wenn da nicht der deutsche Staat mit all seinen Gesetzen wäre.


    Volkwagen produzierte auch für die Kriegsmaschinerie des zweiten Weltkrieges, wie diesen Schwimmwagen Typ 166 Baujahr 1944.


    Der EA 97 Baujahr 1960 sollte mal der Nachfolger des Käfers werden. Ich glaube der war selbst VW zu hässlich, denn daraus wurde nix.


    Volkswagen SP2 Baujahr 1973, welcher in Brasilien gebaut wurde.


    Auch der Puma Coupé Baujahr 1979 stammt aus Brasilien.


    Dieser Scirocco I LS Baujahr 1973 ist das erste Fahrzeug das vom band lief. Die Kiste kenne sogar ich noch. Nach der Wende liefen davon noch paar Dinger auch bei uns.


    Zu seiner Zeit war dieser Passat I LS Baujahr 1973 modern. Mit dem heutigen Passat kann er natürlich nicht mithalten. Er ist übrigens der älteste Passat den es gibt.


    Ja jetzt kommen wir meinem Geschmack schon viel näher. Dieser Touareg III Race Baujahr 2011gewann zweimal die Rally Dakar.


    Ketten Touareg I Baujahr 2001, damit in den Südwesten der USA...da kann der Tiefsand kommen. Für den Normalgebrauch eher nix.


    Der Golf durfte im VW Museum natürlich nicht fehlen.


    Ihm hier ist einer von zwei gebauten 1 Liter Autos aus dem Jahr 2002. Das Teil soll wirklich nur einen Liter Diesel auf 100 Kilometer geschluckt haben.


    Der Scooter Baujahr 1986 ist ein Konzeptfahrzeug auf drei Rädern. Seine Zeit scheint wohl noch nicht gekommen, aber uns gefiel das Ding.


    Der Caddy Vantasy Baujahr 1996 ist auch nur ein Konzeptauto. Bei dem Ding verstehe ich die Entscheidung von VW nicht mehr, warum der nicht in Serie ging.


    Von der Firma Karmann aus Osnabrück hörten wir hier im Museum das erste Mal etwas, als wir den Karmann Ghia Typ 14 Baujahr 1972 sahen. Diese Firma baute im Auftrag von VW, Mercedes und anderen Fahrzeuge in Serie.


    Schnittig aber auch nur eine Studie, der Eco Racer aus dem Jahr 2005, der eine Karosserie aus Karbon und einen Dieselmotor besitzt.


    Dieser Golf I Cabrio "Wörther See" Baujahr 1983 wurde für das GTI Treffen in Österreich am Wörther See gebaut. Und ja, er kann wirklich zu Wasser und an Land fahren, ist aber ein reines Show Car.


    Hier ein Schachspiel aus original VW Teilen.


    Jo das war das VW Museum in Wolfsburg. Es war gut, aber irgendwie fehlte uns da einiges, wie z. Bsp. modern Fahrzeuge. Auch beim Museum selbst, hätten wir vom Style her etwas mehr erwartet. Auch das Äußere des Museums ließ erst mal nicht vermuten, dass hier die Geschichte eines Weltkonzerns gezeigt wird. Vielleicht sind wir aber auch einfach nur verwöhnt. Einen Besuch können wir aber trotzdem empfehlen.

  • Von Wolfsburg ging es ins benachbarte Gifhorn zum Internationales Wind- und Wassermühlen Museum. Das Ding juckte mich schon länger. Hoffentlich wird der Kram meinen Erwartungen gerecht. An Eintritt zahlten wir hier 10,-€ pro Person.
    Foto - Keller-Holländer Mühle Immanuel


    Immanuel ist eine Keller-Holländer Mühle, die auf einem künstlichen Berg steht. Vorteil, die Galerie fällt weg, weil man vom Erdwall aus an die Flügel der Mühle ran kommt. Der Keller der Mühle besitzt zwei Tore. Die Bauern konnten so direkt in die Mühle mit ihren Pferdewagen fahren um Getreide zu liefern und das fertige Mehl abzuholen.
    Immanuel wurde 1848 in Westdorf gebaut. 1947 wurde sie durch eine elektrische Mühle ersetzt. Der Besitzer konnte die alte Mühle nicht mehr erhalten und bot 1969 die Mühle per Zeitungsinserat als Geschenk an, aber mit der Bedingung, dass sie von seinem Grundstück abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut wird, um sie der Nachwelt zu erhalten. Der Zeitungsverleger Axel Springer finanzierte das ganze Unternehmen Mühle Immanuel und ließ sie nach der Restaurierung, 10 Jahre später hier im Mühlenmuseum wieder aufbauen.
    Foto - Blick in das Dachgeschoss der Keller-Holländer Mühle Immanuel


    Foto - ein Wegweiser, wie man ihn von einem Mühlenmuseum erwartet.


    Foto - Blick in das Ausstellungsgebäude, in dem detailgetreue Modelle von Mühlen aus aller Welt gezeigt wurden.


    Die Donauschiffs-Mühle Julischka ist der Nachbau eines Originals in Ungarn. Dieser Bau stammt aus dem Jahr 1991 und ist voll funktionsfähig. Ganz ehrlich, als wir uns das Ding angeschaut haben, dachten wir, das wäre schon uralt. Das haben die Betreiber des Museums wirklich prima hinbekommen.


    Die Bockwindmühle Viktoria Anno 1816 ist ein restauriertes Original, welches bis 1940 in Osloß Getreide mahlte. 1977 kaufte der Landkreis Gifhorn die Mühle und gab sie dem Museumsbetreiber, der die Mühle mit Hilfe von Spenden aufpolierte und hier wieder aufstellte.


    Foto - Blick auf die Mühle Sanssouci


    Foto - links die Löffelrad Wassermühle Mudra Milica und rechts die Mühle Sanssouci


    Die Löffelrad Wassermühle Mudra Milica ist ein Originalbau aus Krupanj in Serbien, wo sie 1893 gebaut wurde. Sie wurde 2005 vom dortigen Bischof, anlässlich des 25 jährigen Bestehens, dem Mühlenmuseum als Geschenk gemacht.


    Die Mühle Sanssouci ist ein wahres Monster von der Höhe her. Sie ist ein Nachbau der historischen Mühle in Potsdam, die unmittelbar neben dem Schloss Sanssouci stand. Die dortige Mühle ist 1993 nach einem Bombenangriff in Rauch und Asche aufgegangen. Auch dort steht heute ein Nachbau.


    Auch dieses Brothaus ist ein Nachbau. Können die Leute heute doch noch schön bauen. Schön...ok ok das ist Geschmacksache. Ich mag´s halt.


    Das Brothaus ist eingerichtet wie eine altes Backhaus, mit zwei Backöfen, welche mit Holz befeuert werden. Hier wird regelmäßig Kuchen, Brot und ähnliches gebacken und an die Besucher verkauft. Also backen können die dort, denn wir haben paar Kleinigkeiten gekauft und probiert.


    Auf die Holzkirche, ein Nachbau einer russisch-orthodoxen Kirche, paar hundert Kilometer östlich von Moskau waren wir sehr gespannt, denn das Ding war schon vom weiten ein Hingucker.


    Die Kirche war nicht im Eintrittspreis inbegriffen. Der Grund ist einfach, in der Kirche finden regelmäßig Gottesdienste statt und dann ist ein Besuch der Kirche nicht möglich. Des Weiteren wurde dieser Bau durch die Familie des Museumsbetreibers komplett privat über einen Kredit finanziert. Glaubt mir, die 2,50€ pro Person sind sehr gut angelegt gewesen.


    Der Betreiber des Museums Horst Wrobel muss genial sein, denn die Segnung der Kirche war ein Geniestreich. 1995 war der Patriarch von Moskau und der ganzen Rus Aleksij II zu einem Staatsbesuch in Deutschland. Er war so was wie der Papst der Russisch-orthodoxen Kirche. Wrobel schaffte es, dass dieser russische Kerl nach Gifhorn kommt und seine Kirche segnete. Respekt mein Lieber.
    Foto - im Kellergeschoss der Kirche gab es prachtvolle sakrale Gegenstände zu sehen.


    Foto - Blick auf die Ikonenwand. Dahinter befindet sich der Altarraum. Den Altar dürfen nur die Gläubigen sehen und das auch nur während des Gottesdienst, wenn die so genannte Königstür zum Altarraum offen steht.


    Das nächste Bauwerk stammt im Original aus der Ukraine. Der Nachbau, die Mühle Natascha wurde 1988 fertig gebaut.


    Das Erdgeschoss ist komplett im Blockhausstil gefertigt. Im Inneren ist die Mühle komplett eingerichtet.


    Das Backhaus Anno 1983 ist der Nachbau eines typischen Niedersachsenhauses. Im Inneren befindet sich eine Kneipe.


    Das Ding ist der Wohntrakt der Rossmühle. Auch sie ist ein Replikat. Die Rossmühle wurde früher mit Pferden angetrieben, die den lieben langen Tag im Kreis laufen mussten.


    Die Windmühle Irini ist ein Nachbau einer Mühle von der Insel Mykonos, wie es sie noch heute dort gibt.


    Über das Museumsgelände fließt die Ise, die hier zum 5ha großen Mühlensee ausgebaut wurde. Mein lieber Mann, die haben dort echt was auf die Beine gestellt.


    Ja ja, du mich auch.


    Auch der Spanien gehört zum Kreis der Auserwählten mit der "Moli de Tramuntana", einem Nachbau einer Windmühle von der Insel Mallorca.


    Ganz am westlichen Ende des Mühlenmuseum steht die Mühle aus Fontvieille in der Provence, Frankreich. Sie ist am Nachmittag extrem schwer zu knipsen, da hier schlicht weg kaum Platz vorhanden ist, bzw. man von der anderen Seite volles Gegenlicht hat.


    Links die portugiesische, rechts die griechische Mühle. Da scheint wohl mal einer vom anderen abgeguckt zu haben.


    Das Internationales Wind- und Wassermühlen Museum war wunderschön, die Außenanlagen sehr gepflegt und die Anpflanzungen auf das jeweilige Thema abgestimmt. Auch wenn es sich bei den meisten Gebäuden um Nachbauten handelt, finde ich das Ganz gelungen und auf jeden Fall eine Reise wert. Wir werden irgendwann einmal wieder kommen, denn in Gifhorn gibt es noch viel mehr zu sehen. Für uns wäre es dann wahrscheinlich besser, hier ein Wochenende zu verbringen.


    Der Glocken-Palast, steht gleich neben dem Mühlenmuseum, aber dort wollte man uns heute nicht rein lassen. Jo am Eingang stand ein Schild, dass heute früher geschlossen wäre. Jo und das an einem Samstagnachmittag gegen 15.00Uhr. Im Internet war nix angekündigt. Egal, wir wollen ja eh mal wieder kommen.
    Für uns war damit der Ausflug beendet und wir machten uns auf den Weg Richtung Heimat. Der tag war ein voller Erfolg.

  • Hallo Thomas, einfach wieder ein toller Bericht von dir, mit schönen Bildern!!!!!
    Das AutoMuseum Volkswagen Wolfsburg werde ich mir auch mal anschauen, als alter Käferfan!


    (:danke:)

    :cwb: :wice: :cwb:


    Bei Stammtischtreffen
    1994 Florida, 1995 Florida, 1996 Nevada, 1998 Südstaaten, 1999 Key West, 2002 Boston und Umgebung, 2010 Westen von Kanada, 2011 Westen von Kanada, 2018/2019 Texas und Oklahoma, 2019 Südstaatentour: NC, Kentucky, West Virginia, Virgina, Tennessee, NJ, Pennsylvania, Maryland



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