Vor 125 Jahren: Massaker an den Indianern bei Wounded Knee

  • Zitat

    Am 29. Dezember 1890 töteten Soldaten des 7. US-Kavallerieregiments Männer, Frauen und Kinder der Minneconjou-Lakota-Sioux-Indianer unter Häuptling Spotted Elk (meist jedoch fälschlich auch Big Foot benannt) bei Wounded Knee. Dieses Massaker brach den letzten Widerstand der Indianer gegen die Weißen. Vorausgegangen war die „Ghost Dance“-Bewegung von Wovoka, einem Propheten der Paiuten. Die Geistertanz-Revitalisierungs- und Erlösungsbewegung richtete sich an alle Indianerstämme.
    Die erfolgreiche Verbreitung der Lehre wurde von der US-Regierung als eine Bedrohung aufgefasst. Sitting Bull, Spotted Elk und andere Häuptlinge wurden als potenziell gefährlich angesehen. Sitting Bull wurde am 15. Dezember 1890 getötet.


    Link zu Wikipedia


    Link zu einer deutschsprachigen Indianerseite



    Musik aus meiner Jugend:
    Redbone - We Were All Wounded At Wounded Knee

  • Hallo Otto,
    auf meinem Trip von New York nach Seattle (5000 Meilen westwärts) habe ich Gedenkstätte am Little Bighorn besucht. Ich hatte das große Glück kurz vor "Feierabend" dort zu sein. Somit war ich fast ganz allein dort und konnte diesen besonderen Ort auf mich wirken lassen. Es hat mir dort sehr gut gefallen. Ein kleines sehenswertes Museum ergänzt das Ganze. Wer mal durch Montana kommt, sollte sich diesen geschichtsträchtigen Ort nicht entgehen lassen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es da zur "Hauptgeschäftszeit" nicht unbedingt so toll ist. Aber unabhängig davon, ist die ganze Gegend dort einfach wahnsinnig schön.
    Viele Grüße
    HDW


    http://www.hdw-usa.de

  • Hallo HDW!


    Leier kann ich deinen Link nicht sehen: JIMDO sagt, ich bin nicht eingelockt. :huh:
    Leider habe ich keine Ahnung, wie ich deinen Link "reparieren" kann....geht die Ansicht bei Jimdo nur eingelockt?
    Oder hast du noch einen anderen Link?


    edit: Die Bilder kann ich sehen!

  • Mein Schwager ist 100% Lakota-Sioux, selbst im Reservat aufgewachsen und vormaliger Tribal Police Officer. Seine Ansichten und Aussagen zur Geschichte seines eigenen Stammes und zu den "Mythen rund um die Indianer" etc. zitiere ich jetzt besser nicht. Das wollen die meisten Bleichgesichter so nicht hören/lesen bzw. wahrhaben. :zwinker:

  • Mein Schwager ist der Meinung, dass sich viele Indianer viel zu gut in der Opferrolle gefallen und erst gar nicht - oder zumindest nicht ernsthaft - versuchen, etwas aus ihren Leben zu machen. Er ist wie erwähnt ein 100% Lakota-Sioux und man sieht ihm seine Abstammung auch auf den ersten Blick an. Er nimmt auch gerne an traditionellen Brauchtumsfeiern im Reservat teil, bzw. organsiert diese auch mit. Aber er findet oftmals wenig schmeichelhafte Worte für manche seiner Stammesgenossen, die sich seiner Meinung nach nur auf die Unterstützungszahlungen der Bundesregierung und das vom Stammesrat verteilte Geld aus den Einnahmen von Erdölförderung, Casinos, etc. verlassen. Das offenbar unter dem Motto: "Das steht uns zu, denn wir sind ja so arm und weil wir so arm sind brauchen wir uns gar nicht erst bemühen, unsere Situation zu verbessern."


    Wie erwähnt, ist mein Schwager im Reservat geboren und aufgewachsen und er war Polizist im Reservat (Pine Ridge). Er ist etwas älter als ich und hat die diversen Vorfälle dort in den 1970ern noch als junger Teenager direkt miterlebt.


    Wir verbringen immer wieder einmal Urlaube miteinander und waren u.a. einmal am Grand Canyon und sind dann natülich auch in die Navajo Nation gekommen und haben dabei an einem der Verkaufsstände gehalten, wo Indianer "Eingeborenenkunst" etc. verkaufen. (Mein Mutter liebt Turquoise-Silber Schmuck und ich kaufe ihr daher immer gerne etwas in der Art). Mein Schwager kam damals mit einem der Verkäufer dort in's Gespräch und diskutierte mit ihm lange darüber, warum dort Importware aus Süd- und Mittelamerika als "Eingeborenenkunst" angepriesen wird ohne daraiuf hinzuweisen, dass diese Eingeborenen ganz woanders eingeboren worden waren. Der Verkäufer (Navajo) erklärte freimütig, dass sie einfach zu wenige ihrer eigenen Leute dazu motivieren können, selbst Verkaufsware herzustellen und selbst wenn, dass dann die Ware zu teuer und die Gewinnspanne daher zu gering wäre. Es stellte sich dann noch heraus, dass der Verkäufer gar nicht ständig in der Navajo Nation, sondern in einer recht guten Gegend von Phoenix, AZ lebt, studiert und nur für die Saison als Kunst-Verkäufer arbeitet.


    Die womöglich kontroversiellste Meinung meines Schwagers ist, dass alle Reservate ersatzlos aufgelöst werden sollten, um den Leuten die Möglichkeit erst gar nicht zu geben, sich auf Unterstützungszahlungen zu verlassen und darauf, bei den Bleichgesichtern auf die Tränendrüse zu drücken, nur um nicht selbst in die Gänge kommen zu müssen. Als Polizist hat er die zahlreichen Probleme mit Alkohol- und Drogenmissbrauch hautnah mitbekommen und er hat seinen Job nicht zuletzt deshalb gekündigt, weil er andauernd mit dieser Opfermentalität konfrontiert wurde und sich nichts oder zu wenig zum Besseren wenden liess.

  • ...Ich muss mich einfach mal näher mit der Problematik befassen, denke ich.


    Wir Bleichgesichter werden durch Bücher und Filme darauf konditioniert, dass die Indianer alles quasi "Avatar-mässige", im Einklang mit der Natur und Umwelt lebende, ganz spezielle und sprituelle Menschen gewesen sind, bzw. wären. In der Realität sind auch Indianer Menschen wie du und ich. Sie haben keinen direkten Draht zum "grossen Geist" und gerade die meisten in Reservaten lebenden Indianer haben auch kein besonders übergeordnetes Interesse für Umweltschutz und/oder Natur allgemein. Die Verwaltungen der reservate sind oftmals nicht wirklich demokratisch organsisiert. Persönliche Interessen stehen oftmals im Vordergrund - und leider sind diese selten im Einklang mit den Interessen der Stammesmitglieder. Die Reservate sind parktisch exterritoriale Gebiete. D.h., dass Stammesangehörige in ihrem jeweiligen Reservat nicht wegen Verbrechen verfolgt und/oder verurteilt warden können (Bundesverbrechen ausgenommen). So flüchten sich Leute die anderswo straffällig geworden sind (zBsp. wegen betrunken Autofahren, Unfall mit Personenschaden, Einbruch, Diebstahl, Raub, Drogenvergehen, etc.), sehr gerne in's Reservat, wo sie vor juristischer Verfolgung sicher sind. Verbrechen die im Reservat begangen warden, werden zudem nicht nach dem Recht des jeweilgen Bundesstaates geahndet, sondern durch den Stammesrat,


    Umgekehrt bedingt die Lage vieler Reservate, dass es dort wenige Jobs und Bildungseinrichtungen gibt. Wer also etws aus sich machen will, verlässt das Reservat - Und zurück bleiben diejenigen, die ein bisschen weniger Motivation aufbringen können und solche, die eben einen guten Grund haben, nicht ausserhalb des Reservats angetroffen warden zu wollen. Dass das dann in vielen Reservaten nicht gerade zu einer positiven Entwicklung beiträgt, ist nachvollziehbar. Es gibt umgekehrt aber auch sehr positive Beispiele für Reservate, wo die Bewirtschaftung und Organsiation vorbildhaft ist, die Stammesmitglieder aktiv ihren Beitrag leisten und daher durchaus in respektablem Wohlstand leben.


    Nur rund jeder 5. Indianer lebt in einem Reservat. Die meisten Indianer erkennt man zudem ohnehin gar nicht als solche. Einen Sergeant in unserer Agency hielt ich selbst immer für einen Asiaten oder allenfalls Samoaner, bis sich dann herausstellte, dass er Indianer ist (irgendwas apachiges aus AZ). Die meisten Indianer ausserhalb der Reservate, machen sich über ihre Herkunft und die Geschichte allenfalls so oft und so viele Gedanken wie unsereins. Dass meine Vorfahren irgendwann einmal aus Hessen weggetrottet sind, dass die Vorfahren meiner Frau irgendwann einmal in Norwegen ein Schiff in die neue Welt bestiegen haben, das ist zwar sicher schön zu wissen, aber nicht lebensbestimmend. So sehen das auch wohl mehr als 3/4 der Indianer.


    Oder so wie mein Schwager es einmal lachend ausgeführt hat: "Alter, keiner von uns will heute noch nackt durch die Prärie hirschen. Ok, ein paar wollen das vielleicht wirklich - aber die haben ganz andere Probleme..." :D


    Übrigens: Mein Schwager fährt traditionell jedes Jahr mit einer Gruppe von "Stammesbrüdern", Bleichgesichtern und anderen Zuwanderern nach Sturgis. Er ist ein absoluter Harley-Freak, besitzt mehrere Bikes, ein geradezu obszön grosses Motorhome und verdient in etwa 3x soviel wie ich. Und er ist wirklich sehr lustig. Er und seine Frau kommen demnächst wieder nach Kalifornien, Darauf freue ich mich schon, den das wir sicher wieder viel Spass,

  • Guten Morgen, Rentacop, ein gutes Neues Jahr wünsche ich Dir! :winken:
    Vielen Dank für die erneuten Ausführungen.
    Wahrscheinlich verstehe ich noch weniger von Indianern als andere Leute weil ich so wenige Filme gucke.
    Dass nicht alle Indianer wie Winnetou (ja, den kenne sogar ich) sind, kann ich mir schon vorstellen, aber
    dass es dann so schlimm sein kann, das haut mich doch um. Aber wie gesagt, ich habe von nichts Ahnung.
    Mein Interesse wurde nur dadurch geweckt, dass ich neulich ein Jugendbuch gelesen habe in dem die
    Probleme in diesem Pine Ridge Reservat gestreift werden. Und dann sah ich den Post hier und wurde aufmerksam,
    das war schon alles.
    Die Geschichte der Indianer scheint sehr interessant und tragisch zu sein, wenn ich jetzt so im Internet
    stöbere, stoße ich eigentlich nur auf traurige, ungerechte und tragische Geschichten. Bis jetzt habe ich noch
    keine fröhlichen oder aufbauende Geschichten bemerkt, aber vielleicht muss ich einfach weiter suchen.
    Mein Interesse ist jedenfalls geweckt.
    Vielen Dank nochmal für die Info. (:daumenh:)

  • Hi Rentacop,
    interessanter Beitrag, sehr aufschlussreich. Danke

    Gruß Theo



    Kanadas Westen 2001 + 2013
    Bei Stammtischtreffen dabei _______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________


    Lebe deinen Traum. Träume nicht dein Leben!

  • Wirklich sehr interessant zu lesen.Denkmal und Museum vor etwa 4 Jahr.en angesehen. Sehr einsame Gegend.

  • Guten Morgen, Rentacop, ein gutes Neues Jahr wünsche ich Dir!...


    Vielen Dank, gleichfalls!

    Zitat

    ...Wahrscheinlich verstehe ich noch weniger von Indianern als andere Leute weil ich so wenige Filme gucke...


    Ob ausgerechnet Filme eine brauchbare Informationsquelle darstellen, kann sicher in Frage und zur Diskussion gestellt warden. Aber es gibt exakt dazu einen sehr guten und preisgekrönten Film: "Reel Injun" (http://www.reelinjunthemovie.com/site/)


    Zitat

    ...Dass nicht alle Indianer wie Winnetou (ja, den kenne sogar ich) sind, kann ich mir schon vorstellen, aber
    dass es dann so schlimm sein kann, das haut mich doch um...


    Ahja, Winnetou und Karl May... https://www.youtube.com/watch?v=SLvRYp8P0lg :pinch:


    Wie gesagt: Nur rund 20% der Indianer leben überhaupt in Reservaten und auch nicht alle Indianer die in Reservaten leben, verlassen sich nur auf Hilfs- und Anteilszahlungen. Es gibt alleine in den USA über 500 anerkannte Stämme und über 300 Reservate. Manche Reservate entsprechen vollends dem Klischee, andere überhaupt nicht. Bei manchen reservaten merkt man gar nicht, dass man in einem Reservat ist. Es gibt Reservate, die sich mitten in Stadtgebieten befinden, oder entlang wichtiger Verkehrsrouten (In CA zBsp. an der 395 / siehe: https://www.google.com/maps/pl…!1s0x0:0x268f487e47a0c550). Wenn man da nicht die kleinen Schilder sieht, Weiss man nicht, dass man jetzt im Reservat ist.


    Zitat

    ...Die Geschichte der Indianer scheint sehr interessant und tragisch zu sein, wenn ich jetzt so im Internet stöbere, stoße ich eigentlich nur auf traurige, ungerechte und tragische Geschichten. Bis jetzt habe ich noch keine fröhlichen oder aufbauende Geschichten bemerkt, aber vielleicht muss ich einfach weiter suchen...


    Die Geschichte der Indianer reicht über 30,000 Jahre zurück, wird aber meist nur auf die letzten 500 Jahre oder deutlich weniger und ganz besonders auf eben tragische Ereignisse und Ungerechtigkeiten komprimiert. Viele Indianer (eben zBsp. mein Schwager) mögen es aber überhaupt nicht, ständig als arme Opfer kategorisiert zu werden. Die weitaus meisten Indianer heute führen ein ganz normales, modernes Leben und arbeiten in allen möglichen Berufen. Die Indianer in den Reservaten werden halt viel eher als solche wahrgenommen und ja, in manchen Resveraten wird halt auch eher an tragische Ereignisse und Ungerechtigkeiten erinnert.


    Manche Reservate werden sehr konservativ geführt, in manchen herrscht Korruption und Willkür durch den Stammes- oder Ältestenrat, manche Reservate liegen zu abseits um Casinos sinnvoll zu betreiben, oder haben keine Bodenschätze, keine nennenswerte Industrie und/oder Handel, Landwirtschaft. Das sind exakt die Reservate, wo die Leute wirklich arm sind, wo Alkohol- und Drogenmissbrauch einen Teufelskreis bedingen und von wo es nur wenige und nur mit sehr viel persönlichem Einsatz hinaus schaffen.

    Aber viele Reservate definieren längst ganz anders. Durch Einnahmen aus Tourismus, Erdölindustrie, etc. - aber besonders prominent durch die Casinos. Siehe: https://soboba.com/?gclid=CLOxoe_3iMoCFQanaQodnH8DNA oder http://500nations.com/California_Casinos_Largest.asp oder auch das grösste Casino der USA: http://www.foxwoods.com/default.aspx
    Die rund 500 Indianer-Casinos in den USA generieren knapp $28,000,000,000 Gewinn pro Jahr.
    Zum Vergleich: Die Einnahmen aus Glücksspiel im gesamten Staat Nevada (also inkl. Las Vegas, Reno, etc...) betragen in Summe weniger als $12,000,000,000 pro Jahr.

    Sehr bekannt ist auch ein von Indianern gegründetes Finanzunternemen: "Western Sky" (http://western-sky-financial.com/) - Das Unternehmen ist auf Kleinkredite spezialisiert und wurde binnen kürzester Zeit zu einem landesweiten Begriff. Allerdings das auch, weil die Firma unfassbare Zinsen verrechnet, die vielen Kreditnehmern (meistens keine Indianer) das finanzielle Rückgrat gebrochen hat. Das war möglich, weil die Firma eben nicht an Bundesgesetze gebunden ist, sondern nur an Reservations-Gesetze. Die Praktiken von "Western Sky" waren auch Gegenstand gerichtlicher Untersuchungen: https://www.debt.org/2013/02/2…rn-sky-predatory-lending/
    Es gab und gibt mehrere solcher von Indianern geführter Finanzunternehmen. Manche Stämme haben deshalb inzwischen ihre eigenen Gesetze entsprechend verschärft.


    Wie gesagt: Das was man heute noch in manchen Reservaten zu sehen bekommt, sei es Armut, Folklore, etc. ist für die überwiegende Mehrheit der Indianer in den USA auch nicht deren tägliches Leben.


    Zitat

    ...Mein Interesse ist jedenfalls geweckt...


    Es ist auch ein sehr interessantes Thema.

  • Hallo Rentacop, :winken:


    vielen Dank für die neuen Infos. Das hätte ich ja nie gedacht,dass es ein Reservat auch innerhalb von Stadtgrenzen
    geben könnte. Ich war immer der Meinung, das sind Gebiete weit außerhalb.
    Leider ist mein english noch nicht so gut, dass ich englische Filme oder Artikel verstehen kann, anschauen aber kann ich sie
    mir ja schon mal.
    Gibt es denn auch Bestrebungen innerhalb der Indianerschaft, die Zustände in den ganz schlimmen Reservaten
    zu verbessern oder ist das kein Thema? Denn, wenn keiner was dagegen unternimmt dort, dann wird es ja immer
    noch schlimmer.
    Ich habe gelesen, dass die Lebenserwartung der Männer dort zum Teil unter 50 Jahren liegen soll.


    Ich finde das toll was Du für ein großes Wissen über diese Dinge hast! (:daumenh:)

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