Tote bei Schiffsunglück vor Italien

  • ja, Kalle, das war unsere Reise.....ein wenig RIUHE hatte ich mir gewünscht....war alles richtig, richtig schrecklich -
    obwohl WIR noch mehr Glück im Unglück hatten, als man sich denken kann.
    Viele waren ja schon im Schlafanzug und konnten sich nicht mehr anziehen, ganz viele haben in der Dunkelheit die runtergefallenen Brillen zertreten und so weiter und so fort!
    und dann erst die Besatzung: die armen Jungs (und Madelns) haben ja alle Papiere abgegeben, auch das Geld ist im Safe, sie haben also NICHTS und nicht mal mehr n Dach übreem Kopf, wissen nicht, wie es mit dem Arbeitsplatz weiter geht und müssen/WOLLEN ihre Familien ernähren... SCHLIMM!
    Um unshat man sich dann irgendwann gekümmert - allerdings haben wir unsere Rückflüge in Eigenregie gebucht, sonst wären wir noch nicht da - und dann
    hat auch die Botschaft nach uns gesucht, weil wir wohl auf irgendwelchen Listen fehlten...das war beruhigend.
    GANZ viele Leute haben NICHTS mehr, keine Papiere und so -
    ich hatt es riegndwie "im Urin"; hab m ich wieder angezogen (im Schein unserer Taschenlampe) und wir haben alles NÖTIGE mitgenommen (also Pässe, Geld, Kreditkarten und wenigstens EIN Handy (dem dann - natürlich - der Strom ausging) - und warm angezogen waren wir auch, so daß die NAcht unter freiem, sternenklaren Himmel erträglich war....auf der Insel....


    Usabima

  • Na dann herzliche Glückwünsche zum 2. Geburtstag. Sowas braucht wirklich kein Mensch. :huh:


    Na dem kann man sich ja nur anschließen. Bei allem Unglück.

  • als ich vom Unglück hörte, mußte ich gleich daran denken, das ja jemand von uns
    eine Mittelmeerkreuzfahrt machen wollte, wußte jedoch nicht mehr wer.


    Schön hier von dir zu hören, das zumindestens für euch alles gut gegangen ist.

    Gruß Heiner :winken:
    „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben“ (Alexander von Humbolt)




  • Hammer! Ich hoffe, es geht Dir gut und dass Du das Ganze gut verkraftest.

    "Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum!"


    Southwest 1982, 2000, 2007, 2009, 2010, 2016, CA+HI 2018; Midwest 2002; Florida 2011, 2014; Northwest 2012; NYC 2015


    Bei 24.png USA-Stammtischtreffen dabei gewesen!

  • ach du meine Güte, du warst da dabei? Boah, das ist jetzt Gänsehaut. Wir haben vorhin noch beim Abendbrot gesprochen, dass die Leute da vermutlich alles dortlassen müssen und jetzt die dämliche Rennerei wegen allem möglichen haben. Viele Dinge kann ja eine Versicherung gar nicht mit Geld bezahlen, das sind ja oft die Lieblingsklamotten im Urlaub und Fotoapparat usw.
    Selbst wenn es "nur der Schreck" war ... das ist ein schreckliches Erlebnis! Und dann gleich in so 'ner Dimension mit 4000 Leuten. Gut zu wissen, dass ihr wieder halbwegs wohlbehalten zu Hause seid. Wir wünschen alles Gute bei der Nach- und Aufarbeitung und drücken die Daumen, dass ihr das gut verarbeiten könnt!
    War denn die Rettung wirklich so chaotisch wie manche so berichten?


  • Heiligs Blechle.
    Das tut mir sehr leid für Euch.


    ja, genau DAS Blechle, das hat nicht gehalten, als der Kapitän den Kahn pber nen Felsen geschrapelt hat.....schlimm ist, daß unser Eindruck ist, das ganze hätte nicht sein müssen ....
    und es werden immer mehr Tote- heute früh waren es ja noch 39 Vermisste.....


    Usabima

  • Als Freizeitskipper habe ich über den Kurs nur den Kopf geschüttelt. Hatte ich das richtig verstanden: Richtiger Kurs wäre Minimalabstand 1 Seemeile gewesen?
    Der Felsen ist ja immer noch im Schiff.


    Traurig und skandlös.
    Gut das ihr das schon hinter euch habt.

  • danke für Eure Anteilnahme - ja, WIE schrecklich es war, merken wir erst mit der Zeit - selbst nach der Nacht unter freiem Himmel klappt es jetzt nicht mit dem Schlaf.


    Ja, es war schon chaotisch, ganz deutlich war die Mannschaft nicht entsprechend geschult, sie gaben sich zwar große Mühe und viele handelten instinktiv - und richtig -
    aber wir alle konnten nicht übersehen, daß da am falschen Ende gespart wurde - mit bloßen Händen versuchten sie, die Fahrstuhltüren aufzumnachen,
    es waren SOOO viele Menschen ja in den Fahrstühlen eingeschlossen


    wir hatten auch den Eindruck, daß das Rettungsequipment nicht richtig gewartet, also nicht (mehr) problemlos einsetzbar war - und schnell machte ja die Runde, daß der
    Kapitän als erster von Bord ist....


    In einem anderen Rettungsboot sind die Ruder, die zum Abstossen von der schon sehr schrägen Bordwand nötig waren, einfach zerbröselt!


    und dann sprach ja von der Mannschaft in "unserem" Rettungsboot jeder NUR italienisch - und wir hatten keine sonstigen Italiener an Bord, so wussten wir nicht, warum die immerzu hin und her fahren,
    fürchteten aber, der Kahn säuft völlig ab und reisst uns im Strudel dann mit in die Tiefe, wusste ja auch keiner, wie tief das da an dieser Stelle ist - und es war ja stockdunkel
    (hinterher war klar, die wollen noch welche aus dem Wasser fischen, über 150 sind ja da "gelandet":....)


    und vorher konnten die das Boot nicht richtig aus seiner Verankerung lösen, mehrfach dachten wir, die kippen uns um oder gar aus, wir drehen uns um die eigene Achse---
    dann schlug es gegen die Bordwand, Teile flogen durch die Luft, verletzten aber zum Glück niemanden, DAS war ein schlimmer Moment, einer, der gefühlte STUNDEN dauerte.


    Natürlich haben die Leute - trotz glatter See! - auch gekotzt, mir war auch sooo übel, ist mir ja immer....



    Wir hatten gaaanz, ganz viel Glück, mussten ja nicht geweckt werden, später und auf der anderen Seite, da mussten die Leute in die Flösse reinspringen (183 waren dann auch richtig verletzt, zum Teil schwer!) Sie mussten dortt auch in den Gängen schon durchs Wasser waten, weil die Schieflage sich sooo arg verschlimmerte.
    Es hat keine 3 Stunden gedauert, vom Auflaufen auf den Felsen (der ja in Brocken im Rumpf auch stecken blieb) bis zur endgültigen Schieflage -
    in den italienischen Zeitungen gabs Bilder, da sieht der RUmpf aus, wie gefaltestes Papier!


    Im Hafenbecken schwammen später viele Schuhe herum, gruselig!


    Rührende Szenen, wenn sich Leute aus der Mannschaft wieder trafen und in die Arme fielen, rührend, wie sie sich unter eine Tischdecke oder einen großen Lappen kuschelten, die meisten hatten ja nichts Warrmes an....


    ein Mann suchte seine Frau, die waren getrennt worden, er war nicht ansprechbar, wir haben einen der Sanitäter aus einem Krankenwagen geholt, der nahm ihn mit.


    Ja, ALLES ist weg!!! WIR hatten nichts im Kabinentresor, aber viele bekamen nach dem Stromausfall die Türen nicht auf, mussten also ohne alles weg.
    Wir kamen wirklich als "Habenichtse" hier an - ich weiss z.B. gar nicht, wie ich bis zur nächsten Reise alles wieder beschaffen soll, was ich da brauche - Eratz- und Sonnenbrille....aber das ist harmlos
    verglichen mit dem Leben, das viel zu viel lassen mussten.


    Mein Mann hatte sein Handy auf dem Nachttisch, das fiel ja dann auch runter bei dem Aufprall, gesucht haben wir nicht - also samt Sim-Karte wech - meines hatte dann bald keinen Strom mehr, aber das ging gaaaanz vielen Menschen so. Immerhin fand ich in einer Ecke meiner Handtasche noch ein passendes USB.Kabel und der Fernseher im Hotel hatte einen Anschluss. Im laufenden Zustand, also eingeschaltet, hat das dann geladen..... wir hatten SOOOO viel Glück bei allem!!!! Wirklich!


    Wir sprachen mit einem Australier, der war seit Anfang Dezember auf Rundreise in Europa, das sollte die "Krönung" sein, auf der Costa Concordia, er stand da mit NICHTS, ALLE Papiere an Bord, sämtliche Souvenirs verloren, er war erst wieder etwas zuversichtlicher, als er realisieren konnte, wie gut es war, seine Reisedokumente irgendwie in einer "Cloud" gespeichert zu haben (sorry, ich bin DAU) - so kann er wenigstens Ersatz besorgen.


    Viele Leute mit Autoanreise haben keine Autoschlüssel mehr gehabt - wie also ins Auto kommen?


    Ach, ich könnte noch viele "Stories" erzählen.


    Wie gut, daß die Nacht halbwegs lau war, der Mond schien richig romantisch -hätt nett sein können!


    wobei wir mit dem Bürgermeister der Insel sprachen, der war ehrlich betroffen und entsetzt, daß sich niemand von der Mannschaft fand, der mal was Beruhigendes oder gar Organisatorisches hätte sagen können/wollen.


    Manch einer von der Besatzung war in Eigeninitiative aktiv, schrieb z.B. die Namen derer auf, die später in die Boote/Fähren gen Festland gingen, aber da die Menschen dort ja auf mehreren Seiten einstiegen, wurden natürlich nicht alle erfasst -


    Einer "schnitzte" aus den Styroporteilen der Rettungswesten "Schuhe" für alle, die ihre bei der Rettung verloren hatten, die Apotheke gab den ganzen Vorrat an knisternden, hauchdünnen Rettungsdecken dahin, die Einheimischen (1000 Bewohner gibts da nur) brachten Decken, die sie entbehren konnten, stellten Stühle hin. Die Kirche war brechend voll, viele saßen auf dem Boden, wir konnten gut nachvollziehen, wie sich die Japaner da fühlen müssen, wenn sie wochen- und monatelang in Turnhallen wohnen müssen.


    Naja und dann gabs viele Falschinfos in der Presse, Freunde riefen bald an, wo wir denn wären? Man hätte (bei n-TV) gesagt, alle Deutschen wären jetzt zurück - da war aber längst klar, daß WIR am anderen Tag die ersten sein würden, die zurück können, denn wir waren die einzigen, die Papiere hatten, alle anderen mussten erst über die Botschaft, die einen Krisenstab eingerichtet hat.
    Da fiel denen dann auf, daß wir nicht bei der Botschaft aufgetaucht waren, man vermisste uns und fand uns letztlich, rief uns im Hotel an und erkundigte sich, weshalb wir nichts brauchen.....das war also leicht zu klären


    Wir waren also am späten Vormittag in Civitaveccia in einem Hotel untergebracht, abends trafen immernoch Leute ein, natürlich war niemand auf die logistischee Herausforderung vorbereitet, man war sich sicher, daß soetwas nicht passiert - und dann kommt es ja ganz besonders auf das Engegement der einzelnen Leute an. Es kam regelmäßig ein "Schlipsträger" von Costa vorbei, fragte jeden, ob alles ok ist, verstand dann aber die Antworten nicht und/oder wollte gar nicht wissen, wo es "klemmt", sondern entschwand schnell zum nächsten Paar/der nächsten Familie - es waren ja viele Kinder auf dem Schiff!


    Unseren Rückflug haben wir uns übrigens selbst organisiert und bezahlt, nachdem wir die Auskunft bekamen, Costa will sich darum erst im nächsten Schritt kümmern, nämlich, wenn alle von der Insel runter und abschliessend erfasst sind, wir müssten da noch mit 2 oder drei Tagen rechnen....neee, so oft wollte ich meine Unterhose dann nicht mehr wenden ;) und was man uns da zur Verfügung stellte, war auch nicht SO durchdacht: es gab etwa für jeden 10 Zahnbürsten und im Ozon der Deos hätten wir alle mehrfach baden können, Kämme oder so gabs aber gar nicht, ne Bodylotion war auch Fehlanzeige, Socken zum Wechseln - was ist das? Und was es sonst an Kleidung gab, ging eher für kleine Italiener oder Japaner (die es auch reichlich an Bord gab), aber nicht für unsere großen Männer und die doch eher fülligen Deutschen Frauen, obwohl die vietnamesischen Händler da eifrig waren und nochmal im Lager nach großen Größen gekrabbelt haben.


    Es ist und bleibt unvorstellbar, wir haben es noch immer nicht kapiert, was da geschehen ist - ein böser, böser Traum.....


    Usabima

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!