Bizarre Türme, Knollenfelsen, tiefe Spalten, Canyons und fantastische Ausblicke - all das bietet die Wanderung durch Chesler Park im Needles District, dem südlichsten Teil des Canyonland Nationalparks. Die Tour gilt zurecht als einer der abwechslungsreichsten und schönsten Trails im ganzen Park und wurde ja auch schon von einigen hier im Forum in Angriff genommen. Wir haben die Wanderung schon zweimal unternommen - im Herbst 2006 bei knapp 30°C, drei Jahre später bei perfekten 15°C Lufttemperatur. Beim ersten Mal war's wesentlich anstrengender!
Die Wegmarkierung besteht in weiten Teilen aus aufgehäuften Steintürmchen, es gibt wenig Schatten und absolut kein Wasser. Einige steile Passagen sind zu überwinden, wobei die Höhendifferenz mit insgesamt etwas über 400 Metern auf dem Papier nicht all zu Furcht einflößend erscheint. Eine topographische Karte kann hilfreich sein, ist aber kein Muss: Wenn man einigermaßen Orientierungssinn hat, reicht die Map, die man am Parkeingang überreicht bekommt zusammen mit den Wegweisern im Gelände völlig aus. Hier gibt es die Karte vom NPS zur Gegend als PDF.
Newspaper Rock
Unbedingt bei der Tagesplanung zu bedenken ist die weite Anfahrt bis zum Trailhead. Von Moab ist man über eine Stunde unterwegs. Näher zum Needles District kann man in Monticello übernachten. Die etwa 40 Meilen südlich von Moab von der 211 abzweigende 191 gehört aber sicher zu den absoluten Traumstraßen im Südwesten. Die führt durch das grüne Tal des Indian Creek, Rinder grasen am Ufer unter den riesigen Bäumen und rechts und links ragen steil die Tafelberge empor. Dabei kommt man auch am berühmten Newspaper Rock voller Petroglyphen vorbei. Toll. Das Tal wird dann immer breiter, die Straße verlässt das Flussufer und gibt den Blick frei auf die Sixshooter und andere Felsformationen im Süden des Canyonlands National Park. Irgendwann erreicht man dann auch den eigentlichen Eingang des Parks, von da sind es immernoch fast 10 Meilen bis zum Trailhead am Elephant Hill, wobei das letzte Stück über eine enge Dirt Road führt. Bei trockenen Bedingungen kommt man hier aber auch mit einem normalen PKW gut durch.
Trailhead am Elephant Hill
Beim ersten Besuch hatten wir uns beim Frühstück in unserem Bed & Breakfast in Moab etwas fest gequatscht. Entsprechend erreichen wir erst lange nach 11 Uhr den Parkplatz am Elephant Hill, eigentlich schon fast zu spät für die Tour zum Chesler Park, denn die meisten Wanderführer setzen 6 bis 8 Stunden für die Wanderung an. Aber wir haben schon festgestellt, dass wir schneller laufen, als in den Zeitangaben der einschlägigen Führer steht. Also los. Es beginnt mit einem steilen Anstieg – da ist der Körper also gleich auf Touren. Nicht dass man sich heute warm machen müsste – es ist der heißeste Tag seit langem.
Kryptodingsbums
Wir achten darauf, keines der Steinmännchen zu verpassen, die hier am Anfang die einzige Wegmarkierung darstellen, zumal abseits des Trails die „kryptobiotische Kruste“ den Boden bedeckt. Das sind kleine Organismen, die Wasser und Nährstoffe speichern und an die dann wurzelnden Pflanzen abgeben. Ohne diese Organismen, die eine schwarze Schicht bilden und als kleinen Türmchen aufragen, wäre hier nichts als Sand, der vom Wind über die Felsen geweht würde. „Don’t Bust the Crust“ ist das Motto, also immer schön auf dem Weg bleiben. Wenn man ihn denn findet...
Trail durch den Elephant Canyon
Nach etwa 3 Kilometern kommen wir durch eine Felsspalte, danach geht es hinab in den Elephant Canyon. Direkt gegenüber klettern wir wieder nach oben und kurz darauf ragt vor uns eine Wand aus Felszähnen empor - die Needles. Die haben wir am Vortag vom Needles Overlook aus der Ferne gesehen. Überflüssig zu erwähnen, dass die rot und weiß gestreiften Formationen aus der Nähe noch viel interessanter sind. Das Problem: diese Wand müssen wir hoch! Um die Mittagszeit liegt die aber zum Glück im Schatten. So ist bald der Durchgang zwischen den Felszacken und damit Chesler Park erreicht.
Wir setzen uns nach dem anstrengenden Anstieg einige Minuten in den Schatten, futtern ein paar Kekse und genießen die grandiose Aussicht. Chesler Park ist ein von den Needles wie die Zinnen einer Burg umgebenes, grasbewachsenes Hochplateau. Ein bisschen überrascht es, nach der Kraxelei über die Felsen auf einmal ein riesige Steppe vor sich zu haben. Es gehören aber ebenso sandige Bereiche und ausgedehnte Felslandschaften zum Gebiet. Für Abwechslung ist also gesorgt. In einem weiten Bogen führt der Trail einmal rund um dieses Plateau. Wir entscheiden uns, nach rechts zu gehen.
Nach kurzer Zeit liegt ein wahres Felsenlabyrinth vor uns. Von oben betrachtet, denkt man nie im Leben, dass da ein Weg durchgehen könnte. Ist aber so. Dummerweise lassen wir uns von Fußspuren in einem sandigen Bachbett ein wenig in die Irre führen. Allerdings vermissen wir bald die Steinmännchen und laufen zurück, bis wir wieder eines entdecken und weiter dem Trail nach Süden folgen.
Schließlich kommen wir tatsächlich an einem Wegweiser vorbei. Richtung "Joint Trail" sind wir richtig. Nun geht es über eine Sand Road. Reifenspuren verraten, dass man hier auch mit einem Geländewagen hätte hinkommen können. Nicht weit entfernt liegen die Butler Flat Campgrounds. Dieses Stück durch den Sand ist der unangenehmste Teil der ganzen Wanderung, denn wir laufen in der prallen Mittagssonne. Endlich erreichen wir einen kleinen Picknickplatz und legen uns erstmal in den Schatten auf die Bänke. Ein junges Trio gesellt sich zu uns und wir plaudern eine ganze Weile über Gott und die Welt.
Joint Trail
Alle Anstrengungen wert ist der nun folgende Weg auf dem Joint Trail. Es geht durch eine tiefe Spalte im Fels, die an der engsten Stelle vielleicht 60 cm breit ist. Einige Seitencanyons sind sogar noch schmaler. Am Ende klettern wir wieder ins Freie. Irgendwo über dem Joint Trail gibt es einen Overlook, auf den wir aber noch nie gestiegen sind. Immerhin gilt es ja auch mit den Kräften zu haushalten...
Joint Trail
Zurück auf Los
Der letzte Teil des Rundwegs zieht sich dann etwas. Es geht durch die Grassteppe und da gibt es null Schatten. Schließlich erreichen wir den Durchgang zwischen den Needles und machen uns an den Abstieg. Nach 17 Kilometern zurück am Auto sind wir dann ziemlich erledigt. Genau sechs Stunden haben wir benötigt, inklusive einiger Pausen. Hat Spaß gemacht!
Fazit: Für uns immernoch eine der schönsten Wanderungen überhaupt! Wer über gaaanz viel Kondition verfügt oder eine Übernachtung auf einem der Campgrounds im Chesler Park einlegt, kann auch noch einen Abstecher zum Druid Arch einbauen.