Tour des Alpes 2013

  • Statt über den Atlantik zu fliegen, haben wir uns diesen Herbst mal wieder für einen Abstecher in die Alpen entschieden. Manchmal liegen die guten Dinge bekanntlich sehr nah, deshalb will ich Euch hier zumindest mit einem kleinen Bericht versorgen.


    Drei Nächte waren wir in Mittenwald, also gleich hinter Garmisch-Partenkirchen in einem der südlichsten Zipfel Bayerns. Von dort ging es dann über den Brenner für eine Woche nach Südtirol, genauer gesagt nach Kastelruth - oder Castelrotto wie der Italiener sagt. Wunderschöne Gegend mit tollem Essen! :thumbup: Leider hat das Wetter nicht immer mitgespielt: Von strahlendem Sonnenschein bis Dauerregen war alles dabei. Außer Schnee. Der fiel da unten ja jetzt grade. So gesehen haben wir dann doch Glück gehabt. :whistling:


    Aber beginnen wir in Mittenwald...



    Besonders beeindruckend ist auf jeden Fall die westliche Wand des Karwendelgebirges, hier vom Lautersee aus fotografiert. Fast 1.500 Meter ragen die höchsten Spitzen über Mittenwald auf, das sind also Dimensionen wie beim Half Dome im Yosemite. Wo der Tag nach unserer Ankunft Traumwetter versprach, wollten wir da natürlich gleich rauf. :8o:



    Hoch kommt man ganz bequem per Seilbahn. Wobei mir die Fahrt ehrlich gesagt schon fast Abenteuer genug war. Himmel, ist diese Bahn steil! 8| Auf 2.400 Metern Länge überwindet die 1.300 Höhenmeter. Gefühlt ist das senkrecht!
    Oben auf 2.250 Metern aber alles super: Toller Fernblick übers Alpenvorland, die Zugspitze, den Alpenhauptkamm. Auch ein sehenswertes Natur-Informationszentrum gibt es. Aber wir waren ja zum Wandern da. Connys größter Wunsch wäre der Gang über den Mittenwalder Klettersteig gewesen. Da der aber über alle steilen Gipfel dieser Wand führt und man da ingesamt 7 bis 9 Stunden für unterwegs ist, setzte sich der vernünftige Gedanke bei uns durch, dass wir es am ersten Tag vielleicht nicht gleich übertreiben sollten. Von wegen Akklimatisierung und so. Also gingen wir die entschärfte Version an, den Höhenweg über den Heinrich-Noe-Steig.



    Conny ist frohen Mutes.



    Das ist der Klettersteig...



    ...und das unser Weg.



    Kletterpassagen waren hier aber auch dabei. Und zwar nicht zu knapp...



    Mal ein kleines Panorama aus der Karwendelwand: Links quert Conny gerade eines von vielen vereisten Scheefeldern, der Blick geht über das Isartal ins Wettersteingebirge und zur Zugspitze dahinter (der schneebdeckte Gipfel in der Bildmitte).




    Außer uns waren hier fast nur Gemsen unterwegs.



    Nach zwei Stunden wirklich sehr anstrengendem Abstieg erreichten wir die Brunntalhütte auf etwa 1.560 Meter Höhe. Hütten finde ich ja neben der Aussicht das Beste am Wandern in den Alpen. Die gibt's in Amerika definitiv nicht! :zwinker: Wir ließen es uns schmecken und tankten Kraft für die nächsten Kilometer.



    Der Herbst war natürlich auch im Bergwald angekommen.



    Blick auf Mittenwald. Der grün-blaue Fluss ist die Isar.



    Nochmal Nervenkitzel: Die Hängebrücke über der Sulzleklamm... (:eek:)


    Laut Wanderführer hat diese Tour über 500 Höhenmeter im Auf- und 1.825 im Abstieg. Die steckten uns am Ende so was von in den Knochen, dass wir abends schon wussten: Das gibt Muskelkater. Das viele Klettern, die ungewohnte Höhe... Der Gang zum Frühstück die Treppe runter am nächsten Morgen war die Hölle! Wir sind nicht ganz unsportlich, aber den Muskelkater hatten wir uns wirklich verdient. Zwei Tage später sollte der erst abklingen. Es kam uns also gar nicht so ungelegen, dass das Wetter auf Regenmodus umschaltete. :whistling:


    Am nächsten Tag spazierten wir (auf ebenem Weg) zur österreichischen Grenze und zur Leutascher Geisterklamm. Gegen 3 EUR Eintritt geht es hier auf einem Steg zu einem Wasserfall. Der Wasserfall ist nicht spektakulär, der Weg schon.



    Kostenlos ist der Rundweg um die Klamm. Der führt kilometerlang über Brücken und auf Stahlstegen hoch über dem tosenden Bach entlang. Super! Ich muss da immer an die Flume Gorge in den White Mountains denken, die 15 Dollar Eintritt kostet dafür, dass man 100 Meter auf einem Holzsteg läuft. Echt pillepalle gegen die Schluchten in den Alpen mit ihren Stegen. Die Leutaschklamm ist da wirklich Top of the Pops! :thumbup:



    Bevor wir am nächsten Tag Richtung Süden weiterfuhren, erklommen wir noch den Hausberg von Mittenwald, den Hohen Kranzberg. Gute 400 Höhenmeter rauf - das gaben unsere Beine gerade so her. Nach unten nahmen wir aber den Sessellift. :whistling:




    Die Aussicht war zwar wolkenverhangen, aber trotzdem ganz schön.


    Fazit zu Mittenwald: Zum Wandern im Karwendel ist's ein sehr guter Ausgangsort. Allerdings ist das Städtchen wirklich sehr touristisch. Jeden Tag kommen Dutzende Reisebusse an und laden das typische Kaffeefahrtenpublikum ab. Wir unterboten den Altersschnitt um mindestens 30 Jahre, was aber sicher auch an der Jahreszeit lag. War halt Nebensaison. Beim nächsten Urlaub in der Gegend würden wir wohl eher wieder auf die österreichische Seite der Zugspitze fahren. Irgendwie kommen mir Gastronomie und Unterkünfte dort moderner vor. Wenn man Besuchern aus Amerika typisches Bilderbuch-Bayern empfehlen will, landet man mit Mittenwald garantiert einen Volltreffer.


    Weiter geht's nach Südtirol...

  • Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah...


    ...wobei wir dann doch erst mal wieder die Ferne suchen und uns zunächst an deinen Bildern erfreuen. Mittenwald hatte meine Gattin vor vielen Jahren mal im Winter als Reiseziel und unsere Hochgebirgserfahrung besteht aus einem noch länger zurück liegenden Urlaub in den Dolomiten. Danach war lange Zeit Ruhe und erst jetzt beginnen wir so langsam wieder Gefallen am Wandern zu finden.

    In diesem Sinne
    liebe Grüße von Stefan :)


    Wer unsere Reisen nach- und miterleben möchte, ist hier jederzeit willkommen!
    Steffuzius.png
    Bei 32.png kleinen und großen Stammtischtreffen dabei

  • Tolle Bilder Olli, hab ich ja schon auf Facebook gesehen.


    Die Alpen sind schon richtig klasse, als wir früher nach Italien immer gefahren sind, hab ich mich immer am meisten auf die Fahrt durch die Berge gefreut :D


    klettersteig ist so genial. Habt ihr selber eine Klettersteigausrüstung. Ich weiß nicht ob ich mir das zutraue, aber ich werd evtl mal einen für Kinder probieren haha.

  • klettersteig ist so genial. Habt ihr selber eine Klettersteigausrüstung. Ich weiß nicht ob ich mir das zutraue, aber ich werd evtl mal einen für Kinder probieren haha.


    Nein, wir haben keine Ausrüstung, hätten aber in Mittenwald welche leihen können. Irgendwann werden wir mal eine konsequenteren Kletterurlaub machen müssen...


    Weiter geht's! Österreich ist südlich von Mittenwald kaum 50 Kilometer breit, so eine kurze Fahrt nach Italien geht aber richtig ins Geld: 8,50 Autobahngebühr, 8,50 Gebühr für den Brenner und bis kurz vor Bozen weitere 3,50 EUR. In nicht einmal zwei Stunden ist man also nen Zwanni los.


    Mit dem Chalet Tianes hatten wir ein ziemlich neues Hotel etwas außerhalb von Kastelruth gebucht. War eine sehr gute Wahl! Riesiges Zimmer, jeden Abend ein leckeres 5-Gänge-Menü, super freundlicher Service, toller Pool (indoor und outdoor) und drum herum nur Kuhwiesen, also absolut ruhig. Kann ich nur sehr empfehlen. :thumbup:


    Am nächsten Tag stellten wir fest, dass diese ganze Dolomiten-Gegend ziemlich groß ist. Auf der Karte meint man, dass es z.B. nach Cortina d'Ampezzo nicht so weit ist, aber nachdem wir den ersten Pass erklommen, in x Baustellen gestanden und hinter allerlei Bussen und LKWs hergekrochen waren, schränkten wir unseren Aktionsradius doch etwas ein. Statt die berühmten Drei Zinnen steuerten wir den Lagazuoi an. Eine Seilbahn brachte uns in schwindelerregender Fahrt auf 2.742 Meter und damit fast bis auf den Gipfel des Kleinen Lagazuoi.



    Die meisten Besucher schauen sich hier die alten Stellungen und Tunnel aus dem Ersten Weltkrieg an. Völlig irre, da oben Krieg zu führen! Die Österreicher hatten den Berg besetzt, die Italiener sich in dessen Flanke verschanzt. Es begann ein grausamer Stellungskampf und am Ende versuchten die Gegner jeweils sich mittels Tunneln im Berg anzunähern, um dann den anderen in die Luft zu jagen. (:ratlos:)



    In der trockenen Luft haben sich Holz und Metall die letzten 100 Jahre gut gehalten und so finden sich auf dem ganzen Berg noch die Überreste aus diesen dunklen Zeiten. Man mag sich nicht vorstellen, wie die Soldaten im Winter bei -25°, meterhohem Schnee und abgeschnittenen Nachschubwegen gelitten haben müssen...




    Die Berge sind schroff und kahl, aber das Spiel von Sonne und Wolken hier oben war absolut sagenhaft.



    Mit der Runde um die Fanisspitzen hatten wir uns wieder für eine recht anspruchsvolle Wanderung entschieden. War aber total klasse in dieser einsamen Bergwelt unterwegs zu sein.





    Am Ende hatten wir auf 8 Kilometern 407 Höhenmeter im An- und über 1.000 im Abstieg bewältigt, denn wir wanderten nicht zurück zur Bergstation der Seilbahn sondern gleich den ganzen Weg runter. Eine weitere Fahrt mit dieser Bahn wollte ich gerne vermeiden... :whistling: Das Abendessen hatten wir uns auf jeden Fall verdient! :thumbup:

  • Tolle Bilder, da muss ich unbedingt auch bald mal wieder hin. :thumbup:
    Seid ihr auch mal durch so einen Tunnel durch? Wir haben das vor einigen Jahren mal mit den Kindern gemacht, einfach unvorstellbar, was die da in den Fels gebuddelt haben. Und nur, um sich gegenseitig umzubringen... ;(

    Bei vielen Stammtischtreffen dabei, aber immer noch zu wenig.

  • Seid ihr auch mal durch so einen Tunnel durch?


    Leider nicht. Am Anfang war's uns zu viel Trubel da oben, am Ende der Wanderung waren wir zu erledigt. Würde da aber gerne nochmal hin und mir das Ganze genauer anschauen. In der Nähe gibt es auch noch ein größeres Museum zum Thema. Und einen Klettersteig, über den die kaiserlichen Truppen gekrabbelt sind...


    Und nur, um sich gegenseitig umzubringen...


    Wenn es darum geht, wird der Mensch immer sehr kreativ.

  • Die nächsten beiden Tagen waren optimal zum Faulenzen, denn es regnete und regnete. Nichts zu sehen von den Gipfeln ringsum. So verbrachten wir viel Zeit am und im Pool. Eine kleine Wanderung unternahmen wir noch auf der Seiser Alm, der größten Hochalm Europas. Im Winter zum Skifahren ist's da bestimmt super, im Sommer ohne Aussicht weniger reizvoll. Dann sieht's da nämlich so aus:





    Bozen statteten wir auch mal einen Besuch ab. Da wir an so einem trüben Tag nicht die einzigen waren, die den Stadtbummel der Bergwanderung vorzogen, standen wir auf dem Weg in die City über eine Stunde im Stau. Das Ötzi-Museum hatte leider geschlossen, so ließen wir uns einfach durch die Altstadt und über den Markt treiben. Ganz nett.




    Käse & Speck - I love! :thumbup:


    Auch das Hotel ließ uns nicht hungern. Das (nicht ganz komplette) Sonntagabend-Menü in der Übersicht:



    Und noch ein paar Impressionen aus Kastelruth:



    Schnürt die Stiefel, bald wird wieder gewandert!

  • Nach zwei Tagen Schmuddelwetter war uns Petrus mal wieder gewogen und malte einen tiefblauen Himmel über Südtirol. Beste Bedingungen, um einen der Klassiker in den westlichen Dolomiten anzugehen: die Runde um die Langkofelgruppe - schroffe 3.000er, die wie riesige Zähne aus grünen Almwiesen ragen. Am mit Skiliften und hässlichen Baustellen verschandelten Sellajoch parkten wir unser Auto und machten uns auf den 18 Kilometer langen Rundweg. Schlappe 1.200 Höhenmeter ging es rauf und runter, wobei der Weg keine besonderen technischen Anforderungen stellte. Bis auf einen knackigen Anstieg zur Langkofelhütte ist das eine ganz gemütliche Tour, zwei Hütten bieten Gelegenheit zur Einkehr - was wir natürlich nutzten. :whistling:











    Irgendwann blieben die Wolken dann doch zwischen den Bergspitzen hängen und brachten binnen Minuten einen drastischen Wetterumschwung. Zum Glück regnete es nur die letzten 15 Minuten der Wanderung, was ausreichte, dass wir einigermaßen verfroren zurück nach Kastelruth fuhren. Aber der Hotelpool war ja beheizt...

  • Ich bin hinterher...öööm...gehiked...
    Auch wenn Ihr nicht die allerverschärftesten Wege genommen habt, Euer Weg scheint ja auch nicht ganz ohne zu sein, sonst wäre da nicht so ein Seil.... ;( ...mutig, mutig!


    Ja daß das Schöne manchmal ganz nah liegt haben wir im letzten Jahr auch in der Schweiz erfahren.


    Deine Essensfotos sind wieder einmal Klasse.
    Du kannst so'n schnöden Käsehaufen fotografieren und das verleitet einen gleich zum Kühli zu rennen, zu schauen...nix derartiges drin ;(


    Das geht doch noch weiter, oder?

  • Der vorletzte Wandertag führte uns in den wunderschönen Rosengarten. Hat nichts mit Blumen zu tun - angeblich stammt der Name dieser Bergkette aus der Laurinsage. Der Zwergenkönig soll seinen Garten mit einem Fluch belegt haben: Kein Mensch sollte jemals wieder seine Rosen sehen, weder am Tag noch bei Nacht. So blüht der Rosengarten nur noch in der Dämmerung - dann glühen die Berge rot im frühen oder späten Sonnenlicht. Überprüfen konnten wir's nicht, bei unserem Besuch strahlte die Mittagssonne vom Himmel.


    Die Tour zur Rosengartenhütte und zur Kölner Hütte verlief auf aussichtsreichen und leicht zu begehenden Höhenwegen oberhalb von Carezza. Ziemlich viel Betrieb da oben, wir haben den Tag trotzdem sehr genossen.










    Und damit Muhtsch unterwegs nicht schwächelt, gibt's 'ne Portion Pasta:



    :D


    Schließlich erwanderten wir noch die Schlernschlucht, auch Teufelsschlucht genannt. Wir konnten den Teufel fast lachen hören, als wir den höllisch steilen Berg bis zur Schlucht hochkraxelten. War DAS anstrengend! Theoretisch hätten wir auf dieser Wanderung spektakulär aufragende Felswände bewundern können - praktisch verschwanden die im Nebel. Durch die Schlucht ging es auf Holzbrücken. Nicht quer über den Bach, sondern längs. So eine Konstruktion habe ich noch nirgends gesehen, echt interessant. Außer von Wanderern wird die vor allem von den Kühen benutzt, die auf diesem Wege seit dem Mittelalter auf die Almen getrieben werden.



    Fazit Südtirol: Ich kann so eine Wanderwoche in der Gegend nur sehr empfehlen. Die Berge sind wirklich spektakulär, es gibt für jeden Geschmack und Schwierigkeitsgrad die passenden Trails, die Infrastruktur ist perfekt und eine Küche, die Österreich und Italien kombiniert, ist schwer zu toppen. :whistling:
    Ich würde auch immer wieder ein Hotel mit einem schönen Wellness-/Poolbereich wählen, das macht die Regentage wesentlich angenehmer. Vorab hatte uns ja jeder gesagt, dass der Frühherbst wettertechnisch da unten perfekt sein sollte - es war aber wie beschrieben sehr wechselhaft. Immerhin hatten wir Klamotten für alle Eventualitäten dabei. Gerne wieder! :thumbup:


  • Vorab hatte uns ja jeder gesagt, dass der Frühherbst wettertechnisch da unten perfekt sein sollte - es war aber wie beschrieben sehr wechselhaft.

    Ja, das Wetter spielt wohl dieses Jahr überall verrückt. Normal ist zu Oktoberfestzeit und hinterher immer ein Bombenwetter, sicher auch in Südtirol. So kalt und nass habe ich es auch noch nicht erlebt in den 10 Jahren, die wir hier wohnen.
    Aber ihr habt das Beste daraus gemacht! Danke für einen tollen Bericht und beeindruckende Bilder (:daumenh:)

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