Statt über den Atlantik zu fliegen, haben wir uns diesen Herbst mal wieder für einen Abstecher in die Alpen entschieden. Manchmal liegen die guten Dinge bekanntlich sehr nah, deshalb will ich Euch hier zumindest mit einem kleinen Bericht versorgen.
Drei Nächte waren wir in Mittenwald, also gleich hinter Garmisch-Partenkirchen in einem der südlichsten Zipfel Bayerns. Von dort ging es dann über den Brenner für eine Woche nach Südtirol, genauer gesagt nach Kastelruth - oder Castelrotto wie der Italiener sagt. Wunderschöne Gegend mit tollem Essen! Leider hat das Wetter nicht immer mitgespielt: Von strahlendem Sonnenschein bis Dauerregen war alles dabei. Außer Schnee. Der fiel da unten ja jetzt grade. So gesehen haben wir dann doch Glück gehabt.
Aber beginnen wir in Mittenwald...
Besonders beeindruckend ist auf jeden Fall die westliche Wand des Karwendelgebirges, hier vom Lautersee aus fotografiert. Fast 1.500 Meter ragen die höchsten Spitzen über Mittenwald auf, das sind also Dimensionen wie beim Half Dome im Yosemite. Wo der Tag nach unserer Ankunft Traumwetter versprach, wollten wir da natürlich gleich rauf.
Hoch kommt man ganz bequem per Seilbahn. Wobei mir die Fahrt ehrlich gesagt schon fast Abenteuer genug war. Himmel, ist diese Bahn steil! Auf 2.400 Metern Länge überwindet die 1.300 Höhenmeter. Gefühlt ist das senkrecht!
Oben auf 2.250 Metern aber alles super: Toller Fernblick übers Alpenvorland, die Zugspitze, den Alpenhauptkamm. Auch ein sehenswertes Natur-Informationszentrum gibt es. Aber wir waren ja zum Wandern da. Connys größter Wunsch wäre der Gang über den Mittenwalder Klettersteig gewesen. Da der aber über alle steilen Gipfel dieser Wand führt und man da ingesamt 7 bis 9 Stunden für unterwegs ist, setzte sich der vernünftige Gedanke bei uns durch, dass wir es am ersten Tag vielleicht nicht gleich übertreiben sollten. Von wegen Akklimatisierung und so. Also gingen wir die entschärfte Version an, den Höhenweg über den Heinrich-Noe-Steig.
Conny ist frohen Mutes.
Das ist der Klettersteig...
...und das unser Weg.
Kletterpassagen waren hier aber auch dabei. Und zwar nicht zu knapp...
Mal ein kleines Panorama aus der Karwendelwand: Links quert Conny gerade eines von vielen vereisten Scheefeldern, der Blick geht über das Isartal ins Wettersteingebirge und zur Zugspitze dahinter (der schneebdeckte Gipfel in der Bildmitte).
Außer uns waren hier fast nur Gemsen unterwegs.
Nach zwei Stunden wirklich sehr anstrengendem Abstieg erreichten wir die Brunntalhütte auf etwa 1.560 Meter Höhe. Hütten finde ich ja neben der Aussicht das Beste am Wandern in den Alpen. Die gibt's in Amerika definitiv nicht! Wir ließen es uns schmecken und tankten Kraft für die nächsten Kilometer.
Der Herbst war natürlich auch im Bergwald angekommen.
Blick auf Mittenwald. Der grün-blaue Fluss ist die Isar.
Nochmal Nervenkitzel: Die Hängebrücke über der Sulzleklamm...
Laut Wanderführer hat diese Tour über 500 Höhenmeter im Auf- und 1.825 im Abstieg. Die steckten uns am Ende so was von in den Knochen, dass wir abends schon wussten: Das gibt Muskelkater. Das viele Klettern, die ungewohnte Höhe... Der Gang zum Frühstück die Treppe runter am nächsten Morgen war die Hölle! Wir sind nicht ganz unsportlich, aber den Muskelkater hatten wir uns wirklich verdient. Zwei Tage später sollte der erst abklingen. Es kam uns also gar nicht so ungelegen, dass das Wetter auf Regenmodus umschaltete.
Am nächsten Tag spazierten wir (auf ebenem Weg) zur österreichischen Grenze und zur Leutascher Geisterklamm. Gegen 3 EUR Eintritt geht es hier auf einem Steg zu einem Wasserfall. Der Wasserfall ist nicht spektakulär, der Weg schon.
Kostenlos ist der Rundweg um die Klamm. Der führt kilometerlang über Brücken und auf Stahlstegen hoch über dem tosenden Bach entlang. Super! Ich muss da immer an die Flume Gorge in den White Mountains denken, die 15 Dollar Eintritt kostet dafür, dass man 100 Meter auf einem Holzsteg läuft. Echt pillepalle gegen die Schluchten in den Alpen mit ihren Stegen. Die Leutaschklamm ist da wirklich Top of the Pops!
Bevor wir am nächsten Tag Richtung Süden weiterfuhren, erklommen wir noch den Hausberg von Mittenwald, den Hohen Kranzberg. Gute 400 Höhenmeter rauf - das gaben unsere Beine gerade so her. Nach unten nahmen wir aber den Sessellift.
Die Aussicht war zwar wolkenverhangen, aber trotzdem ganz schön.
Fazit zu Mittenwald: Zum Wandern im Karwendel ist's ein sehr guter Ausgangsort. Allerdings ist das Städtchen wirklich sehr touristisch. Jeden Tag kommen Dutzende Reisebusse an und laden das typische Kaffeefahrtenpublikum ab. Wir unterboten den Altersschnitt um mindestens 30 Jahre, was aber sicher auch an der Jahreszeit lag. War halt Nebensaison. Beim nächsten Urlaub in der Gegend würden wir wohl eher wieder auf die österreichische Seite der Zugspitze fahren. Irgendwie kommen mir Gastronomie und Unterkünfte dort moderner vor. Wenn man Besuchern aus Amerika typisches Bilderbuch-Bayern empfehlen will, landet man mit Mittenwald garantiert einen Volltreffer.
Weiter geht's nach Südtirol...