225 Miles Backcountry

  • Einfach unglaublich! Ich empfinde eure Glücksmomente dem Körper solche Tortur zugemutet zu haben und diesen geschundenen Körper abends im Schlafsack kuschelig abgebettet zu haben. Das sind bestimmt Momente von denen auch Monate danach Euphorie entflammt. Einfach nur (:hutab:)
    (:danke:) , du nimmst es mir bestimmt nicht übel, wenn ich wieder auf Lesestoff warte (:fluecht:)

  • HUHU...habe vor 'ner halben Stunde Deinen Bericht gefunden und entgegen Deinem Arbeitstitel: "How to lose 20 pounds in 2 weeks"...kann ich gleich einen Bericht anhängen : wie nehme ich 1kg in einer halben Stunde zu...
    Fasziniert von Deiner Beschreibung, Deiner Art zu schreiben überhaupt , der gesamten umfangreichen Planung und natürlich des bisherigen Weges...habe ich unbemerkt eine
    halbe Packung Marzipanpralinen in meinen Körper geschoben :D


    Was für eine Leistung!...und ja, ich habe mir eine drahtige Figur, eben einen typischen Ironman, vorgestellt...und dabei siehst Du ganz normal aus 8-)
    Toll wie Ihr das bisher gemacht habt!


    Für's Kommafinden, tut mir leid, da bin ich die Falsche. Aber wen interessiert das schon, der Bericht ist :thumbup:

  • Nachdem wir unterwegs mehrmals von mächtigen Regengüssen durchnässt wurden, beschlossen wir unser Zelt in einer kurzen Regenpause aufzuschlagen und uns aus unseren durchweichten Sachen zu pellen.


    Aahhh... Bis zu dieser Stelle hatte ich schon einigermaßen Lust bekommen, es Euch nach zu tun. Dieser Tag hat mich aber daran erinnert, wie froh ich nach Wandertagen im Regen immer bin, NICHT in ein Zelt krabbeln zu müssen, sondern nach einer heißen Dusche und einem gepflegten Abendessen mein Haupt in ein Queen Size Bett legen zu dürfen... :D

  • Hi Oli, das Gleiche hab ich auch gedacht! Ansonsten: tolle Bilder und ein supertoller Bericht! (:danke:) (:Respekt:)

    Gruss
    nirschi
    :)
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    I have a dream
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    -----------------


  • ...und dabei siehst Du ganz normal aus 8-)


    ... bin ich aber nicht :D


    @Oli: Es hat ja nicht den ganzen Tag geschüttet. In der Sierra sind die Schauer meist kurz, aber kräftig. Heiße Dusche? Was ist das? Du hättest uns mal riechen sollen :D



    Viele Grüße


    Nick (:hutab:)

  • 11. Tag
    Nach dem regenreichen gestrigen Tag beschlossen wir auf Sonnenschein zu warten um unser Zelt und die restlichen Sachen zu trocknen. Der Blick aus dem Zelt war phänomenal! Wolken- bzw. Nebelschwaden streiften über die Berggipfel ringsum und schwebten an den Hängen talwärts. Wir erblickten einige Wasserfälle an den Bergen. Hinter uns erhob sich das über 4000 m hohe Massiv des Black Giant. Vor uns das grüne Tal des “Middle Fork Kings River”. Die Stimmung erinnerte eher an eine Fjordlandschaft in Norwegen als an sie Sierra Nevada. Nur der Fjord fehlte.
    Nachdem sich die Sonne zu uns durchgekämpft hatte, hingen wir unsere gesamte durchnässte Habe in die Äste der umstehenden Bäume. Nach dem Frühstück war alles soweit trocken, dass wir starten konnten.
    Lang zog sich der Weg durch den Wald talwärts. Auf diesem Weg befindet sich ein markanter Felsen, dem einige Witzbolde “Augen” und “Zähne” verpasst haben. Natürlich machten wir auch kindische Fotos von uns davor und darin und zogen dann weiter durch den LeConte Canyon. Bald darauf schwenkt der Trail ostwärts in ein Tal hinein, dem Palisade Creek folgend. Nach einem stetig ansteigenden Weg hinauf zur Deer Meadow, beschlossen wir - zu schon ziemlich vorgerückter Stunde - den anstrengendsten Teil der heutigen Wanderung zu meistern, die “Golden Staircase”, dem Teil des gesamten JMTs , der als letztes Teilstück fertiggestellt wurde … irgendwann in den Neunzehn-30ern. Hierbei handelt es sich um einen sehr, sehr steilen, serpentinigen Aufstieg, 600 Höhenmeter, entlang der Palisade Creek Kaskaden. Während des Aufstieges hat man sehr schöne Aussichten auf das Tal und natürlich auf die umliegenden Berge. Den Zusatz “Golden”, verdient die “Staircase” auch zu Recht … wenn die Sonne tief über dem Tal steht, erstrahlt das gesamte Massiv durch das reflektierende Licht ziemlich „golden“. Fix und fertig erreichten wir das Plateau oberhalb der “Golden Staircase” und legten die letzten Meter bis zum Lower Palisade Lake zurück, wo wir das Zelt auf sandigem Untergrund, unmittelbar am Ufer aufbauten. Die Sonne schenkte uns noch einen atemberaubenden Untergang nebst Alpenglühen vom Feinsten. Danke Liebe Sonne! Gekocht wurde wieder im Zelt - denn der Wind blies draußen fortwährend - anschließend hatten wir es nicht mehr weit in die Schlafsäcke.
    11. Tag = 22,2 km / Höhenmeter = +808 / -707



    Es folgt eine Bilderflut:



    Wir schmückten die umstehenden Bäume



    Der Trail führt in Serpentinen ins Tal



    Während der Schneeschmelze im Frühjahr ist hier bestimmt mehr los ... man beachte die rundgeschliffenen Felsen





    Männerspiele









    Fußbad ... war auch notwendig :wacko:





    Irgendwo dahinten ist sie, die "Golden Staircase"



    Ziemlich genau in der Mitte müssen wir rauf







    Sierra Paintbrush



    Die Schatten wurden länger ...





    Unser campspot






    Lecker ... dehydriertes Beef Stew ... oder war's doch was anderes?



    ... to be continued ... (:hutab:)

  • 600 Höhenmeter, und das am Ende einer Tagesetappe??? Heftig.
    Da habt ihr euch das Abendessen aber wirklich verdient. :thumbup:


    Die Wäscheparade kommt mir bekannt vor. :D
    Nachdem ich dieses Jahr im Oktober im Cava Grande del Cassibile (Grand Canyon von Sizilien) beim Wandern ins Wasser gefallen war, sah es anschließend am Campingplatz ganz ähnlich aus.


    :winken:

  • 600 Höhenmeter, und das am Ende einer Tagesetappe??? Heftig.
    Da habt ihr euch das Abendessen aber wirklich verdient. :thumbup:


    Oja, das haben wir wirklich. Am Fuße der Golden Staircase trafen wir einen Hiker aus England, der sich vor uns verbeugte und seinen Hut hob, als wir ihm unser Vorhaben offenbarten.
    Im Nachhinein war's aber gar nicht so schlimm. Öfters eine kleine Trinkpause und einen Snack (Bars!) und dann ging's weiter.



    Viele Grüße


    Nick (:hutab:)

  • Viele der Motive sind so schön, da lohnt sich doch jede Mühe, das mal live zu sehen.


    Hattet ihr eigentlich auch einen Notfallplan: Was tun, wenn was passiert (Unfall, Fuß gebrochen o.ä.)?


    LG
    Andrea

  • 12. Tag
    Heute ist wieder ein “Double-Pass-Day”. Wir haben vor, in einem “Rutsch” den Mather und den Pinchot Pass zu erklimmen.
    Bei schönstem Sonnenschein laufen wir - vorbei am traumhaft schönen Upper Palisade Lake - den ersten Steigungen des Tages entgegen. Ringsumher liegen Gesteinsbrocken in allen erdenklichen Größen … diese Landschaft könnte auch gut und gerne auf dem Mond zu finden sein. Endlos erscheint uns der Aufstieg über die Geröllfelder und Serpentinen - und irgendwann stehen wir oben … auf dem Mather Pass in 3680m Höhe. What a view! Vor uns breitet sich das Upper Basin mit den Headwaters des South Fork Kings Rivers und einigen unbenannten Seen aus. Zügig gelangen wir über Serpentinen ins Tal und laufen durch die baumlose Ebene, queren den Kings River und steigen weiter bis zum Marjorie Lake auf. Nun gilt es nur noch die letzten Höhenmeter des Tages zu überwinden um den zweiten Pass zu erklimmen. Doch der Schein trügt. Der Aufstieg zum Pinchot Pass (3688m) zieht sich wie Kaugummi. Wir müssen immer häufiger eine kurze Pause einlegen. Als wir endlich auf dem Pass stehen, steht die Sonne schon sehr tief und wir müssen uns sputen, ein Plätzchen für die Nacht zu finden. In dieser Höhe, ohne Schutz und ohne Trinkwasser wollen wir die Nacht auf keinen Fall verbringen. Die Füße begannen beim Abstieg zu schmerzen, es folgte noch ein langer Marsch durch eine Ebene bis wir schließlich den Waldrand erreichten, wo wir unser Nachtlager aufschlugen. Ein kleiner See befand neben dem Trail und somit war auch die Wasserversorgung gesichert. Später stellte sich heraus, dass wir unmittelbar am oberen der Twin Lakes gezeltet haben. Dieser war jedoch von unserer Campsite nicht ohne weiteres sichtbar, da er wesentlich tiefer, zwischen uns und einer Bergkette - am Fuß des Mt. Cedric Wright - lag. Solche, nicht ganz so interessanten geografischen Details, findet man heraus, wenn man mit der “Poop-Shovel” bewaffnet, einen Ausflug in den umliegenden Wald unternimmt. Der Abend endet zeitig - nach einem vorzüglichen, wiederhydrierten “Mountain-House-Dinner”, in den Penntüten.
    12. Tag = 26,7 km / Höhenmeter = +1076 / -1103



    (Lower?) Palisade Lake




    Upper Palisade Lake







    Rast auf dem Mather Pass I



    Rast auf dem Mather Pass II



    ... und weiter geht's ...












    Blick vom Pinchot Pass auf den Woods Creek Canyon



    Die Schatten werden länger ... wir brauchen einen Campspot ...



    ... das wird noch ein langer Weg ...



    ... to be continued ... (:hutab:)

  • Hattet ihr eigentlich auch einen Notfallplan: Was tun, wenn was passiert (Unfall, Fuß gebrochen o.ä.)?


    Nö, einen Notfallplan gab es nicht. Aber wir trafen ja doch alle paar Stunden auf andere Hiker. Zur Not hätten sie dann Hilfe holen müssen.
    Eigentlich ist das Gelände ziemlich sicher. Die Wanderwege in den Alpen sind wesentlich anspruchsvoller. Unterwegs trafen wir ein Mädel mit einem durchgeknickten Hiking-Pole (Trekkingstock). Auf die Frage was den geschehen sei, antwortete sie: "Oh, it save my life!". Trittsicherheit sollte also vorhanden sein.



    Viele Grüße


    Nick (:hutab:)

  • Einfach phantastisch, meinetwegen dürften es auch noch mehr Fotos sein.


    Es fällt mir schon schwer, passende Fotos auszusuchen. Ich bin immer wieder erstaunt, was die kleine Digi-Knipse vom Aldi geleistet hat. Derbe Gebrauchsspuren hat sie allerdings auch davongetragen. Überlebt hat sie zum Beispiel einen Sturz zwischen Steine und Geröll ... auf dem "Top of Mt. Whitney".


    Viele Grüße


    Nick (:hutab:)

  • Woowww...... Absoluter Respekt! Bei den Kilometern auch noch solche Höhenmeter zu schrubben.... Was für tolle Bilder, es macht wirklich Spaß Euch zu folgen.

  • 13. Tag
    Der vorletzte Pass steht heute auf dem Programm: der Glen Pass (3652m). Doch bis wir den erreichen, müssen wir zuerst einen 7km langen Abstieg entlang des Woods Creek absolvieren. Die tosenden Fluten des Woods Creek überquert man - einzeln wohlgemerkt - über die legendäre “Golden Gate of the Sierra” - einer ziemlich schaukligen Hängebrücke - bei der die eine oder andere Holzsprosse schon etwas knackst. Gut gefrühstückt sollte man auf jedem Fall vor dem Betreten der Brücke haben – man wird gut durchgeschaukelt. Hinter der Brücke erwartet uns ein netter Picknickplatz in Wassernähe, wo wir einen “lunch break” hielten. Es gab mit Thunfisch gefüllte Weizen-Tortillias … gar nicht schlecht. Unsere Füße erholten sich im kalten Wasser des Woods Creek und wurden so für den nun folgenden 9km langen Aufstieg vorbereitet. Am frühen Nachmittag erreichten wir endlich das Plateau auf dem sich die unaussprechlich schönen Rae Lakes befanden. Das Wasser der Seen war klar, der Farbton variierte von türkis bis smaragd … und sogar Sandstrände gibt es dort … in 3200m Höhe! Ein wunderbarer Ort. Im Wasser befinden sich kleine bewachsene Felsen, die sich auf der Oberfläche widerspiegeln. Der Fin Dome, ein 3500m hoher, einzeln stehender Berg wacht über die Seen - und am Ende des immer schmaler werdenden Tals, erstrahlt das mächtige, farbenfrohe Massiv der „Painted Lady“, im Licht der tiefstehenden Sonne. Nach kurzer Trinkpause und einem Fußbad machen wir uns wieder auf die Socken … schließlich haben wir den Glen Pass noch vor uns. Rechts an der bemalten Lady vorbei, nur 400 Höhenmeter über uns drohnt er - der Pass. Ziemlich schnell haben wir den Pass über die Geröllserpentinen erreicht - und nach den obligatorischen “Pass-Fotos” (hahaha!) steigen wir auf der anderen Passseite über switchbacks hinab, am Glen Pass Lake vorbei, auf der Suche nach einem campspot für diese Nacht. Es sollte noch ein sehr, sehr langer Weg werden. Die Sonne ging langsam unter, wir fanden jedoch keinen geeigneten Platz um unser Zelt aufzuschlagen. Einige sehr schöne Stellen fanden wir - jedoch war dort nirgends Wasser in der Nähe. Und das brauchten wir dringend. Fürs Essen, Trinken, Waschen und natürlich auch zum Zähneputzen. Nachdem wir uns von den letzten Sonnenstrahlen verabschiedet hatten, fanden wir im Wald unmittelbar neben dem Trail an einem Bach gelegen, einen schönen Platz - wo wir dann im Schein der Kopflampen - unser Tipi aufschlugen. Kurzes Abendbrot. Schnarchen.
    13. Tag = 25,8 km / Höhenmeter = +1061 / -1120



    Sunrise am "Unnamed Lake"



    Stundenlang folgten ...



    ... wir dem idyllischen ...



    ... Woods Creek ...



    ... bis ...



    ... wir schließlich ...



    ... an ...



    ... der ...



    ... "Golden Gate of the Sierra" standen.



    Ganz schön wackelig



    Daran sollte man sich halten.



    Keine Ahnung ob das Foto richtig gedreht ist. Andersrum siehts aber genau so aus.




    In der Mitte lugt der "Fin Dome" zwischen den Bäumen hervor.



    Rast am Dollar Lake






    Rae Lakes



    Die "Painted Lady".



    Am Glen Pass



    Sind wir oben?



    Jetzt wird's Zeit für ein Nachtlager.





    Da unten ist der Charlotte Lake ... leider ist's viel zu steil um an's Ufer zu kommen.



    Gleich ist es zappenduster ...



    Das könnte ein "Moonwalk" werden.



    ... to be continued ... (:hutab:)

  • also das IST sensationell!!!! Boah .... die Höhenmeter und Tagesetappen möchte ich nicht 2x hinter einander machen - aber ihr habt ja noch gar keinen Ruhetag (auf dem AT habe ich vom "Zero Day" bzw. "Nero Day" gelesen) eingelegt. Wahnsinn!!


    Und in der ganzen Zeit habt ihr auch keinen Bären getroffen?

  • Und in der ganzen Zeit habt ihr auch keinen Bären getroffen?


    Nicht einen Einzigen. Aber ein Häufchen mitten auf dem Trail kündigte deren Anwesenheit an. Bin mir ziemlich sicher, dass es Bear-Poop war.



    Viele Grüße


    Nick (:hutab:)

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