Tibet - dünne Luft auf dem Dach der Welt

  • Prolog
    Außergewöhnliche Anlässe erfordern außergewöhnliche Reisen.
    Auf der Suche nach einer Idee für unsere Silberhochzeitsreise stoße ich auf ein Foto: ….das Potala Kloster…ein gigantisches Gebäude vor stahlblauem Himmel…..
    Da will ich hin. Das Foto will ich auch machen. Mein Mann zieht mit :freu:


    Nun beginnt erst einmal die Sondierung und Studium diverser Reisekataloge und der wenigen Literatur, die es zu diesem Gebiet gibt. Dazu kommen verschiedene Schreibweisen und ich bin mir nicht immer sicher ob es um die gleichen Orte handelt. Aber ganz klar vor Augen habe ich Lhasa incl. Potala Kloster.
    Und nun bedarf es der Findung nach einem geeigneten Veranstalter… Ganz typische Anbieter wie DER-Tours, TUI, Studiosus Reisen etc. scheiden recht schnell aus, denn wir haben nur ein Zeitfenster von 10 Tagen.
    In einem Weltreisenforum bekomme ich einen Tipp: http://www.sagarmatha-trekking.de . Ein Veranstalter für Individualreisen und Kenner dieser Gegend. Der erste Kontakt mit Herrn Schneider (Inhaber) ist sehr erfrischend. Er macht einen kompetenten Eindruck. Er versteht, unseren Wunsch die Höhepunkte Tibets zu bereisen und dieses als Paket in diesem so eingeschränkten Zeitfenster zu schnüren.
    Wir erfahren auch, daß man nicht einfach von Dtl. nach Tibet einreisen kann, sondern immer den Umweg über China (also Peking) oder über Nepal machen muß. Denn erst dort kann man ein Visum zur Einreise erhalten. Wir entscheiden uns für den Weg über Nepal.


    Anreise und Tag1


    Am 27. September 2006 starten wir unsere Reise in das so unbekannte Land.
    Asien ist uns kein unbekannter Kontinent, viele Male haben wir verschiedene Orte bzw. Länder bereist. Aber Asien ist immer ganz anders und nicht zu vergleichen mit den unterschiedlichen Gegebenheiten wie wir sie in Europa zwischen den verschiedenen Ländern kennen.


    Der Flug startet kurz nach Mittag und so sind gepflegtes Frühstück und eine entspannte Anreise zum Airport TXL gegeben.
    Wir fliegen mit Qatar Air. Mit einem Airbus 319 geht es erst einmal nach Doha. Der Flieger ist voll belegt.
    Wir beobachten Mitreisende mit „fremdländischem“ Aussehen….zB in der der Nachbarreihe ein Ehepaar mit Kind. Die Frau mit persischem Aussehen, hat einen knallgelben, seidenglänzenden Hosenanzaug mit auffälligem Fantasiemuster an …dazu hochhackige Schuhe. Wow!
    Neben uns sitzt ein Lehrer aus Berlin auf dem Weg auf eine 5wöchige Reise durch Laos und Kambodscha. …auch interessant….
    Er erklärt mir auch, daß der Pfeil, der ständig auf dem Schirm zu sehen ist, die Richtung nach Mekka anzeigt. Ok, wieder ‚was dazu gelernt…
    Der Service ist großartig. Es gibt sogar noch eine Speisekarte, ein Etui mit Schlafmaske, Socken, Earplugs, Zahnbürste…und das in der Holzklasse!
    Kurz vor der Landung weist uns der Captain noch einmal darauf hin, daß jetzt gerade Ramadanzeit ist, wir dies bitte respektieren und nur in geschlossenen Räumen Speisen und Getränke zu uns nehmen.
    In Doha sollen wir 4,5Std Aufenthalt haben. In Vorbereitung auf die Reise habe ich gelesen, daß man für 30USD im VIP-Raum die Zeit verbringen kann. Wir schauen uns den Raum an und entscheiden uns dagegen.
    Wir müssen erst erfassen was wir hier draußen sehen. Menschen mit uns eher nur aus dem Fernsehen bekannten Aussehen, mit Kleidung und Kopfbedeckungen außergewöhnlicher Art. Wir suchen uns ein Kaffee und sind nur am Gucken.
    Ein echt reges Treiben herrscht vor der Damentoilette... auffällig viele bunt und teuer gekleideter Frauen verschwinden in den Räumen und verlassen im Tschador oder gar Burka gekleidet die Toiletten. Wir erkennen auch „unsere“ Nachbarin aus dem Flieger…auch sie verschwindet und erscheint in einem schwarzen Tschador…so ist das also :S:
    Die Zeit verfliegt im Nu. Wir gehen zu unserem Gate. Hier warten ertsaunlich viele Männer in weißen, legeren Anzügen…und seltsamen topfähnlichen Filzhüten. Männer mit so orangem Haar und türkisenen Augen…so etwas haben wir noch nicht gesehen. Aus welchen Ländern kommen sie? Uns fällt ein, daß wir kurz vor der Abreise einen Bericht in einer Nachrichtensendung gesehen haben, der von einem Treffen der War Lords in Pakistan berichtet hat. Für uns ist nun alles klar: das Gehabe und das unterschiedliche Aussehen…das können nur War Lords sein!


    Unsere innere Uhr hat schon tiefste Nacht und so vergeht der nächste Flug Doha-Kathmandu sehr schnell.
    Beeindruckt hat mich, daß die pakistanische Grenze in seine gesamten Länge so gut beleuchtet ist, daß man es aus dem Flieger sehen kann.
    Als das Frühstück serviert wird ist es draußen hell. Wir fliegen (gefühlt) haarscharf an den Spitzen des Himalaya entlang.
    Dann führt der Pilot sein Flugzeug mitten rein in diese schneebedeckte Landschaft voller Sieben- und Achttausender. Ich gehe davon aus: er kann das und weiß was er tut.



    Kathmandu empfängt uns mit glasklarem Wetterchen


    Wir landen und gehen über das Rollfeld zum Gate. Ich sehe keine wirkliche Kontrolle. Kann mir auch egal sein.


    Das Abendteuer beginnt!! :freu:

  • Hallo muhtsch,


    klasse Anfang, gefällt mir bisher. Eine kurze Frage dazu: welche pakistanische Grenze war beleuchtet? Die nach Indien, Afghanistan, Iran...?
    Auch die Beschreibung des Fluges mit Qatar Airways ist lesenswert. Fehlt uns auch noch :D


    Bin gespannt auf den weiteren Bericht. Dieses Land Tibet ist mir völlig unbekannt.


    Gruß
    Günter

  • Am Ausgang aus dem Flughafen stehen geschätzte tausend Menschen davor, es wirkt alles so wirr und durcheinander. Wir versuchen uns zu orientieren wo unser Ansprechpartner steht. Wahnsinn. Schilder über Schilder…und ja wir entdecken jemand der ein Schild „Schneider-Sagarmatha“ nach oben hält. Wir nähern uns. Aber er spricht kein englisch. Wir sind verunsichert. Er gestikuliert und wir verstehen, daß wir ihm folgen sollen… er führt uns zu einem weißen Minibus und ca 5 Männer machen sich an unseren Koffern zu schaffen. Oh neee! Was wird das jetzt… werden wir entführt oder nur ausgeraubt??? Dann kommt endlich jemand, der deutsch spricht. Ein sehr junger Mann mit fast akzentfreiem Deutsch. Er begrüßt uns und stellt sich als unser Begleiter/Betreuer in Kathmandu vor.
    Ich bin überglücklich als wir diese Masse an Menschen und den Platz verlassen.


    Wir überqueren eine Flußbrücke. Vom Fluß kann ich nichts sehen…aber die abfallenden, zum Flußbett führenden Flächen. Ich bin irritiert. Ist das weißer Dreck?..Papier?…Tüten?....ich sehe nur Müll!


    Wir fahren weiter und ich sehe Szenen wie ich sie nur aus dem TV kenne…Kühe am Rande der Straße, Ziegen…Menschen liegen auf der Straße…Viele Häuser haben keine Eingangstür oder Fenster…überhaupt ist diese Art von Hausbau uns völlig unbekannt…. ich beobachte einen im hellen Anzug gekleideten Mann, wie er am Straßenrand liegt und uriniert… Ich bin schockiert und kann mir nicht vorstellen, daß es hier ein Hotel geben soll in dem wir die nächsten Nächte schlafen sollen. Auch mein Mann ist wortlos. Auf was habe ich mich nur eingelassen…?
    Unser Guide erzählt irgendetwas aber ich kann mich nicht konzentrieren und bin vom Gesehenem gefesselt.
    Dann stehen wir vor einem großen, grauen Eisentor das geöffnet wird. Hotel Marshyangdi. Ja das steht in unseren Unterlagen. Wir wurden also weder verschleppt noch entführt.



    ...sieht völlig vertrauenswürdig aus...und ja, wir sehen "westliche Gestalten", es ist also ok hier zu sein.


    Bevor wir uns verabschieden, beteuert uns unser Betreuer, daß Nepal ein sicheres Land ist. Offensichtlich hat er meine Zweifel am Gesichtsausdruck erkennen können. Wir können getrost Taxis nehmen ohne Angst zu haben, sollen aber vor dem Einsteigen den Preis aushandeln.
    Wir verabreden uns auf den folgenden Tag, geben ihm unsere Pässe…er will ja das Visum für Tibet besorgen.


    Unser Zimmer ist sehr groß und sehr praktisch eingerichtet. Das Bad hat alles was es braucht.
    Jetzt brauchen wir erst einmal Erholung. Das war einfach mal ziemlich viel an Neuem.


    Einige Stunden später werden wir wach und brechen auf um Kathmandu zu entdecken.
    Zu erst gehen wir in die oberste Etage des Hotels um einen Überblick zu bekommen:



    Viel kann man nicht sehen, also stürzen wir uns in's Getümmel.
    Unterwegs halte ich meinen Fotoapparat erst mal nur hin, denn ich bin unfähig etwas Bekanntes zu entdecken und zu entscheiden was man nicht fotografieren sollte. Alles, aber auch alles ist neu. Die Menschen und deren Lebensraum.





    ...die Ziegen sind am Fahhradständer "geparkt" worden...




    ...schnell mal die Hose reparieren lassen...



    ...Chaosprinzip an der Kreuzung...



    ...vertrauenswürdige Biefkästen ????



    ...wer denkt denn, daß hier nur alte Häuser stehen?



    ...die Frauen geben sich jedenfalls kleidertechnisch mehr Mühe als die Herrschaften..



    ...Fastfood auf nepalesisch ?





    ...Cafe und Internet...auch hier völlig normal


    Während wir schlendern verlassen wir Thamel, den Stadtteil in dem die meisten Hotels angesiedelt sind. Wir fühlen uns mittlerweile sicher…oder nicht unsicherer als zu Hause. Keiner faßt uns an, keiner zerrt an einem, keiner bettelt. Geht doch.


    Wir gehen über den Fluß Bisnumati…und beobachten das Feierabendgeschehen.







    Verkäufer sind hier übewiegend männlich...und haben es angesichts der Menge an kauffreudigen aber sehr kritischen Frauen nicht wirklich einfach...




    ..tja, ist das jetzt die Ware, die bei uns aussondiert wurde oder auch umgekehrt..






    Dann geht es wieder in die historische Altstadt zum Durbar Square. Es gehört zum Weltkulturerbe. Hier soll es über 50 Tempel, Schreine und Paläste geben.
    Da wir keinen direkten Guide für Kathmandu haben, erschließt es uns nicht, welches Gebäude welcher Heiligkeit gewidmet ist. Aber selbst wenn wir einen Stadtführer hätten, würde uns jede weitere Information, außer die Visuelle, total überfordern.
    Wir sitzen auf den Treppen eines Tempels und lassen das Treiben vorbeiziehen.








    Irgendwann können wir uns lösen und versuchen zum Hotel zu gelangen. Offensichtlich ist jetzt ganz Kathmandu auf den Beinen…es ist schwierig ein System zu erkennen. Fußgänger und Mopeds und Kleinstkutschen teilen sich die gleichen engen Wege. Ich fange an mich mit Kathmandu anzufreunden. Es ist faszinierend.


    Am frühen Abend nehmen wir ein Taxi zu einem empfohlenem Restaurant, dem Bhojan Griha. Es ist ein mehrstöckiges Restaurant und wir werden bis in die oberste Etage geführt. Dort werden wir auf dem Boden platziert. Stühle gibt es hier nicht. Zeitiges Kommen sichert gute Plätze. Ein guter Platz hier, ist einer an der Wand …so kann man sich wenigstens anlehnen.



    Die ca einstündige Tanzshow gefällt uns gut. Anschließend gehen wir eine Etage tiefer und bekommen hier einen Tisch zugewiesen. Alles ist ziemlich dunkel und nur Kerzen spenden etwas Licht.
    Dann wird uns das Essen serviert. Hm..merkwürdig…immer wieder kommt ein Kellner und bringt neues Essen aus einem riesigen Topf. Keine Ahnung was genau wir essen, eine Speisekarte gab es nicht…aber alles ist wirklich schmackhaft.


    Den Rückweg gehen wir zu Fuß. Ein Taxi ist nicht zu sehen. Aber schon auf dem Hinweg haben wir gesehen, daß es gar nicht so weit sein kann. Gerade als wir belebtere Straßen erreichen, wird es stockdunkel denn die Straßenlaternen gingen alle aus. Wir gehen weiter und erreichen bald Thamel, den Stadtbezirk wo unser Hotel ist.
    Im Hotel sagt man uns, daß es allabendlich immer Stromausfall gibt…das ist also nichts Besonderes.


    Geschafft fallen wir ins Bett. Der Tag war voll von neuen Erlebnissen und Gesehenem.

  • Boh, ich bin total begeistert!!!!


    Ihr hattet echt Mut (sage ich vielleicht nur, weil ich ein "Schisser" bin).


    Ich habe ja schon Muffe nach Thailand zu fahren.


    Hoffentlich geht der Bericht bald weiter....... SUPER SUPER SUPER



    L.G.
    Simone

  • IN Thailand brauchste echt keine Muffe haben ... dachte ich früher auch immer,
    aber diese Länder kannst du echt nicht mit den, ich sage mal, Islam geprägten Ländern
    vergleichen. Klar gibt es überall schlechte Menschen,... aber.. ich hatte da nur gute
    Erfahrungen gemacht, trotz vorheriger Skepsis.


    Zum Bericht: Wow, hab mit großem Intersse die Bilder betrachtet. Echt toll. :thumbup:

  • Hi,
    danke für das feedback...ich hatte schon Bedenken, daß Tibet niemanden interessiert ...hier im USA Forum.
    Ich kann nur sagen, daß mir das Schreiben und noch einmal Erleben dieser nur 10 Tage echte Gänsehaut bereitet. Und dabei sind wir noch in Nepal...auf das habe ich mich vor der Reise gar nicht vorbereitet, da dieser Stopp ja nur ein Mittel zum Zweck war.
    Bryce
    anhand der Orientierung, war die beleuchtete Grenze die zwischen Pakistan und Indien.
    Ich habe es während dem Flug beobachtet und die Flugbegleiterin gefragt...die wußte gar nix und so ließ ich den Captain fragen. Ja und er tauchte dann persönlich bei uns auf...so nach dem Motto: wer hat hier solche Fragen... seine Antwort war nur: "solch ein armes Land und dann diese Verschwendung ! "

  • Wow! Das verspricht ein sehr interessanter Bericht zu werden! :thumbup: Weiter so!


    Für mich völliges Neuland, aber ich bin interessiert!

    "Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum!"


    Southwest 1982, 2000, 2007, 2009, 2010, 2016, CA+HI 2018; Midwest 2002; Florida 2011, 2014; Northwest 2012; NYC 2015


    Bei 24.png USA-Stammtischtreffen dabei gewesen!

  • Einfach Klasse und eine schöne Schreibe, meine Eltern waren auch vor ein paar Jahren dort, ebenso eine liebe Freundin mit der ich gemeinsam studiert habe, was die so berichtet haben... manchmal unglaublich...


    Als großer Fan des Chomolungma und der umliegenden 8000er würde mich die Ecke auch sehr reizen...


    Dabei dabei dabei und dankeschön... :D

  • Tag 2


    Das Gurren der Tauben auf dem Fensterbrett macht uns wach. Ich registriere erst jetzt, daß unsere Fensterbretter mit Balkonpflanzen geschmückt sind.
    In unserem Hotelpreis ist Frühstück inclusive. Also gehen wir zum hoteleigenen Restaurant. Ich bin echt gespannt und zugegeben ein wenig voreingenommen. Im Garten des Hotels ist ein Frühstücksbüfet aufgebaut. Eigentlich gibt es alles was man so kennt. Man kann sich Eier oder Omeletts braten lassen, es gibt Toast, Marmelade, diverse Currys, frisches Obst, Salate. Wir bestellen uns Tee und Mangosaft und essen Omelett. Ich muß natürlich noch einige Currys ausprobieren…das Essen ist lecker! Vom Obstsalat trauen wir uns nichts zu nehmen…unser Urlaub steht uns noch bevor. Wir sprechen mit ein paar Deutschen, die eine Trekkingtour in die Berge Nepals machen werden… und mir flirren doch gleich neue Ideen für neue Urlaube durch den Kopf.


    Nach dem Frühstück geht’s gleich auf die Piste.
    Mit unserem primitiven Stadtplan finden wir den Weg in Richtung Swayambhunath.. vorbei an einem einem Wohngebiet, wo sich ganz offensichtlich sehr selten Touristen verirren. Wir können einen kleinen Einblick in deren Leben nehmen…da werden die Kinder in einer riesigen Wanne gebadet, gewaschen … das Leben findet eben mal draußen statt.
    Wir haben angenehme ca 25°C


    Wieder überqueren wir den Bishnumati River…dieses Mal ist auch Wasser drinn, nicht nur Abfall.



    ……wer braucht hier noch eine Brücke..



    ...wunderbare Farben, doch was macht man damit ?( ...aber schön fotogen sehen sie aus !



    …anstehen an einem Tempel…
    ...sieht das nicht toll aus ? ...wenn ich dagegen meine unbunte Kleidung ansehe: schwarze Jeans und gelbes Shirt...


    Weiter gehts...




    ...der hat keinen Platten, die Straße hat einfach mal nachgegeben, frei nach dem Gesetz: wo ein Körper ist , kann kein anderer sein :huh:



    …die Schneiderei ist praktischerweise gleich am Straßenrand…



    ...und immer wieder der Blick auf das Kathmandu Tal



    ...sieht doch ganz annehmbar aus, oder ?



    Vor lauter Gucken haben wir gar nicht mal gemerkt wie lang der Weg war...


    TIPP: wer jetzt das Feeling auf einer nepalesischen Tempelanlage noch besser nacherleben will, dem empfehle ich, sich im Hintergrund diese Musik abspielen…die hört man dort überall.


    Den Tempelkomplex von Swayambunath erreicht man über eine ganz lange Treppe. Das ist umso schwieriger, da der Ort bei ca 1350m Höhe liegt. Da bleibt einem schon echt der Atem weg. Wie wir allerdings später auf unserer Reise feststellen werden, ist das noch gar nichts!



    ..unterwegs die typischen Bilder, die man in vielen Tempelanlagen der Welt sieht...



    das ist der Anblick der einen erwartet, wenn man die gefühlt unendlichen Stufen nach oben überwunden hat... wir sind wieder mal sprachlos !



    .. die allessehenden Augen Buddhas..



    Der wichtigste Teil der Anlage ist die große Stupa (buddhistisch), die von mehreren Tempeln, Türmen (teilweise hinduistisch), Klöstern und Häusern umringt ist.
    Für uns ist alles Neuland und so können wir diese Erkenntnisse nur erlesen…erkennen können wir das nicht.... noch nicht.
    Wir sind einfach nur überwältigt.








    Ja und weil wir uns hier in Kathmandu total gut fühlen, scheuen wir in keinsterweise den Weg durch irgendwelche Aufgänge privater Häuser um diesen Blick zu haben …



    ..hier, gleich neben dem Andenkenladen geht es rein um nach Aufstieg der steilen, engen Treppen im dunklen Treppenhaus, diesen wundervollen Rundumblick zu bekommen:







    und abschließend noch ein tiefer Blick in die Augen Buddhas:



    Als wir die vielen Treppen wieder hinabgestiegen sind, ist der Vorplatz rappelvoll mit Menschen und schwarzen Kühen. Oha. Aus sicherer Entfernung beobachten wir das Spektakel und resümieren: das muß eine Kuh-Auktion sein. Hm.




    ...muuuuh im Doppelpack



    ..die Kühe scheinen also doch nicht so gefährlich zu sein... ich fühle mich jedenfalls nicht ganz so wohl in dieser Menge



    ..die Kleine ist jedenfalls gaaanz entspannt mit ihrem Eis beschäftigt


    Dann nehmen wir ein Taxi und nehmen uns noch einmal den Durbar Square vor.



    ...ich konnte es mir nicht verkneifen, den netten Taxifahrer, der auch ein paar Brocken englisch sprach, abzulichten. Deshalb muß der in den Bericht rein ^^


    Kaum angekommen, werden wir von Polizeibeamten genötigt einen Betrag von 200 nepalesischen Rupien zu zahlen, das sind nicht einmal 2Euro. Verwundert sind wir allerdings nur, daß es weder einen Eintritt in Form von Zaun o.ä. gibt. Wir erfahren, daß dieser Betrag nur von Touristen gezahlt werden muß. Und das ist ok so.



    Das die königliche Musikkapelle. Vergeblich haben wir darauf gewartet etwas zu hören...aber so viel Zeit hatten wir dann doch nicht...jedenfalls sahen sie sehr schmuck aus.


    Hier auf dem Hanuman-Dhoka Durbar Square (wie der vollständige Name ist) findet man Tempel, Shrine, Statuen wieder aus beiden Religionen, dem Buddhismus und Hinduismus. Die Gebäude wurden zwischen dem 12. Und 18JHh errichtet und mit Geldern des Weltkulturerbefonds in doch gutem Zustand gehalten.
    Das interessanteste Gebäude ist völlig unauffällig in einem Hintehof zu finden.



    ...nicht wirklich einladend...


    Denn hier wohnt eine Kumari. Seit dem 16. Jahrhundert gilt sie als Inkarnation der populärsten hinduistischen Göttin Durga. Eine Kumari ist ein Mädchen, das im Kleinstkindalter ausgewählt wird und bis zur ihrer ersten Menstruation in diesem Gebäude lebt, fern ihrer Familie, ihrer Eltern…sie wird vergöttert und selbst ihre Eltern müssen um eine Audienz bitten. Sie lebt fern der Realität und relativ einsam, auf alle Fälle ohne normale Kindheit.
    Im Anschluß an unsere Reise habe ich die einzige Biografie einer echten Kumari gelesen das es auf dem Markt gibt. Empfehlenswert.


    Nun ist endlich Zeit für ein Mittag…aber wo? In unserem dünnen MarcoPolo über ganz Nepal…gibt es zwar einige Tipps, aber wie sollen wir das finden? Eins ist klar: wir wollen in ein sogenanntes Rooftop Restaurant, damit wir alles sehen können. Das ist überhaupt nicht schwer von unten eins auszumachen. Aber aufgrund unserer Unkenntnis dieser „Häkelschrift“ ist es nicht ganz so einfach den Eingang zu finden. Denn der, beginnt meist in einem Privathaus… jedenfalls sieht es für uns so aus. Oben angekommen ist uns schon klar, daß hier nur Ausländer dinnieren können, denn die Preise kann eine „normaler“ Nepalese nicht bezahlen. Für uns sind das wahrlich „Peanuts“ und für wenig Geld gönnen wir uns hier tollen Tee, Bier und Momos, eine Art Fleischklößchen in Teighülle. Natürlich bestellen wir vorsichtshalber erst eine Portion…man weiß ja nie, was das ist. Aber wieder müssen wir uns unserer Skepsis fast schämen. Denn die schmecken verdammt lecker und so folgen noch die anderen Varianten. Auch das Bier ist lecker!
    Hier kann man das gut aushalten:






    Blick auf die königlichen Gemäuer



    ..und noch einmal ein genauerer Blick auf die Dachkonstruktionen...jeder hat hier praktisch einen Dachgarten.


    Nun werden wir ganz mutig und schnappen uns ein Taxi und lassen uns in den nahgelegenen Ort Boudha chauffieren. Die Fahrt dorthin ist ein echtes Erlebnis. Das Auto, noch nie gehörter Marke, quält sich durch die vollgestopften Straßen… denn es ist Festivalwochenende. Das heißt, die Familien besuchen sich und offensichtlich wohnt ganz Nepal in Kathmandu. Anders kann ich mir diesen Wahnsinn nicht erklären !





    In Boudha ist die Bouddhanath Stupa, die größte Stupa Nepals, die seit 1979 zum Weltkulturerbe gehört. Gleich nach Eintritt in das Areal ändert sich die Stimmung, eine andere Welt… war doch noch einige Meter zuvor Hupen und reges Treiben dominant.
    Wieder hören wir die Musik mit dem "om mani padme hom" … man fühlt sich wie in eine andere Welt versetzt.


    Da sind sie wieder: die Augen Buddhas... die sieht man als erstes, wenn man diese Anlage betritt



    Die Stupa ist eigentlich ein Grab, und irgendwie hatte jede Stupa Originalknochen von Buddha begraben...obwohl wir auf einer 2Jahre späteren Indienreise "gelernt" haben, daß alle Knochen von Buddha in Varanasi begraben sind (:kratz:) . Na jedenfalls kann man oben auf der Stupa spazieren gehen. Und das war wegen dem genialen Überblick gut so !






    Logisch und unnötig zu erklären, daß wir den genialsten Aublick aus einem Rooftop Restaurant hatten:



    Den Rückweg bestreiten wir wieder mit dem Taxi, ein Verhandeln über den Preis lassen wir nicht zu und auch irgendwelche Ausreden von wegen: nach Kathmandu ist es teurer als umgekehrt. Letztendlich läuft der Taxifahrer Gefahr diese Fahrt gar nicht als Auftrag zu bekommen…


    Wir lassen uns auf dem Durbar Square absetzen, und beobachten wieder das nachmittägliche Treiben. Setzen uns auf die Bordsteinkante und Rainer liest mir etwas aus dem Reisführer durch…nach kurzer Zeit werden wir umringt von vielen Kindern, die unserer Sprache zuhören. Ein Mädchen erzählt uns auch, daß sie gerade die englische Sprache erlernt, erzählt von sich und wir staunen nicht schlecht wie gut sie das kann!


    Hier noch einige Impressionen vom Rückweg ins Hotel:



    ...was gibts heute zum Abendbrot...??? sieht vielleicht ungewöhnlich aus, aber es sah sauber aus und roch keineswegs...




    ...dagegen ist ja eine Mediamarkteröffnung langweilig :D ...und niemand solte sich angesichts dieser Bilder über unseren vollen Geschäfte zum Wochenende beschweren...denn -wie man sieht- es geht eindeutig noch schlimmer !!!



    ...das mußte ich noch einmal aufnehmen, damit man sehen kann wie jeder qcm auch sinnvoll ausgenutzt wird...und alle sind ganz entspannt dabei...
    Am Abend suchen wir uns ein Restaurant in der Nähe unseres Hotels, denn die Luft ist feucht geschwängert und es sieht aus als wenn der Regen nicht lange auf sich warten ließe.


    Im Hotel treffen wir unseren Betreuer, wir bekommen unsere Unterlagen: Visa für Tibet und die Tickets für den Flug nach Lhasa.


    Gegen 21.00Uhr liegen wir schon völlig geschafft im Bett… es gewittert die halbe Nacht…und ich habe erste Atemprobleme. Die einzige Erklärung für mich ist die staubige Luft in Kathmandu.


    Angesichts dieser wunderbaren und unverhofften beeindruckenden Erlebnisse, habe ich nun Zweifel ob Tibet mich überhaupt noch beeindrucken kann.

  • Wow, wow und nochmals wow. Ganz toller Bericht.


    Und diese Farben. Auch wenn es nicht mein Reiseziel ist und wird. Es ist ein Erlebnis daran teil zu haben.


    Aber, Buddha möge mir verzeihen:


    Mein erster Gedanke bei dem Bild: Bernd das Brot in leichter Verkleidung.




  • Wow, Tibet! Eine Art Kindheitstraum von mir - das Kloster kenne ich nämlich auch von Bildern und bin immer hin und weg davon. Mich würden am Ende mal die Kosten für diesen Trip interessieren, rein prophylaktisch :whistling:

  • wunderbar, super, mir fehlen die Worte - meine Träume gehen da schon länger hin (uns fehlt die ZEIT!)
    ne Freundin ist auch grad da, sie geht ab Katmandu immer in das Königreich Mustang, um unsere Projekte
    zu besichtigen und dabei zu klären, wo wir mehr HIlfe leisten können/müssen
    (wir unterstützen da alleinerziehende Frauen)


    ich bin auf die weiteren Berichte gespannt
    Usabima

  • Wow, das ist ja mal ein richtig guter Bericht!
    Klasse Bilder und man fühlt, das Ihr Euch dort wohl gefühlt habt.


    Aber da komme ich sicher NIE hin.....


    Andree

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