wow was für Bilder aus einer mir doch völlig fremden Welt

Tibet - dünne Luft auf dem Dach der Welt
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Tag 3Gleich nach dem Frühstück geht es los..endlich.
Wir werden zum Airport Kathmandu gebracht.. einchecken erfolgt in Eigenregie.
Das heißt natürlich, daß es uns weder möglich ist rauszubekommen auf welcher Seite man sitzen „muß“ um den Mt. Everest zu sehen, noch haben wir eine Chance solch‘ einen Vorzugsplatz zu bekommen.
Aber es gibt Schlimmeres… nämlich den nepalesischen Zollbeamten. Der durchwühlt unser Handgepäck und findet doch tatsächlich ein 3ml großes Fläschen mit Desinfektionsgel. Und das - kann ich unmöglich mit an Bord nehmen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, daß er es selbst haben möchte. Provokativ gebe ich ihm zu verstehen, daß mir das einleuchtet, ich das Gel aber selbst entsorge… indem ich das Gel vor seinen Augen in den Mülleimer fließen lasse. So !! Das war mir jetzt echt ein Bedürfnis ! Ich bin stinkesauer…aber er hat es auch nicht bekommen.Unser angesagter Flug wird immer und immer wieder verschoben… China Air hat hier das Monopol auf die Flugstrecke Lhasa-Kathmandu und zurück.
Der Flughafen ist eine Halle ohne jegliche Annehmlichkeiten. Wir sind ohnehin eingesperrt in unserem Glasraum, denn schließlich sind wir alle „clean“. Das wird deutlich durch einen quadratischen Holztisch, der am Ausgang von 3 wichtigen Leuten bewacht wird.
Gegen Mittag endlich, wird der Flieger nicht nur angesagt, sondern er ist tatsächlich auch da.
Spannender kann es ja kaum sein.
Der Flieger ist ein Airbus 319… sauber und macht einen neuen Eindruck.Der Service ist gut… es sitzen ja eh nur westliche Touristen hier.
...ein letzter Blick auf Kathmandu, das uns als Stadt positiv überrascht und ein guter Einstieg in ein noch nicht von uns gesehenes Asien...
Nach gefühlten 20 Minuten krächzt der Captain etwas ins Mikrofon und auch wir checken, daß wir wohl gleich DEN Berg aller Berge überfliegen werden.
Und dann passierts: alle Passagiere der gesamten rechten Seite (Sitzverteilung im Flieger: 3-3) stehen auf, stürzen sich teilweise über die „Glücklichen“, die auf der linken Seite sitzen und versuchen zwischen den vielen Achttausendern den Höchsten auszumachen. Durch irgendwelche Sichtluken, die zwischen den Armen entstehen, sehe ich viele weiße Spitzen… hm…aber ob der Mt. Everest dabei war ??? Ich gebe meinen Fotoapparat jemanden durch, der eine Aufnahme machen soll…...welcher Berg nun wirklich der Mt Everest (englisch), Chumulungma oder auch Qumulungma (tibetisch) oder Sagarmatha (nepalesisch) ist, ist nicht wirklich rekonstruierbar...aber ist das wirklich wichtig ?
Nun ja, ich setze mich wieder hin. Mir ist es ungeheuerlich, wenn so viele Menschen auf einer Seite des Flugzeuges kleben… Ich denke mir, daß die Piloten jedes Mal nachsteuern müssen um den Flieger einigermaßen waagerecht weiterfliegen zu können.
Den restlichen Flug überlege ich ob wir immer noch im Himalaya sind, denn die Berge werde immer kleiner und grüner….Die Aussicht ist aber nicht minder interessanter.
Der Flughafen von Lhasa-Gonggar ist sehr groß und hypermodern. Der Boden aus weißen hochglänzendem Naturstein…viel Glas…die Frauentoiletten sind nicht nur überschwemmt sondern auch der Zugang dorthin ist in Sandalen einfach kritisch. Es gibt westliche und asiatische Toiletten…letztere sind schlecht besucht und so bin ich ganz schnell fertig .
Die Einreisebeamten kontrollieren ganz genau das Gepäck, wobei man hier auf der Suche nach (verbotenen) Abbildern des Dalai Lama ist. Deshalb wird auch mein Vis-a-Vis Reiseführer durchgeblättert. Puh…offensichtlich haben die Redakteure an alles gedacht, denn ein Foto vom Dalai Lama ist nicht drin.Am Ausgang erwartet uns unser Guide und ein Fahrer.
..unser Auto für die nächsten Tage...
Wir werden mit den üblichen weißen Schals begrüßt. Unser Guide ist sehr jung, sein Englisch… naja …ansonsten spricht er noch tibetisch. Der Fahrer spricht nur Mandarin und tibetisch… und sieht etwas mürrisch aus.
Wir fahren ca. eine Stunde bis Lhasa und in dieser Zeit wird uns eingebläut, daß wir never ever das Wort Dalai Lama aussprechen sollen. Wenn wir also etwas über ihn wissen wollen, dann sollen wir ausschließlich im Auto fragen.Unser Hotel, das Dhood Gu Hotel liegt in der Altstadt und damit in bester Lage.
Es ist im tibetischen Stil erbaut oder noch von ganz früher stehengeblieben…jedenfalls ist es im Eingangsbereich ziemlich duster.
Das Hotelpersonal spricht erfreulich gut englisch.
Sofort ist auch der Bellboy da und will unseren Koffer und sogar das Handgepäck hochtragen…aber das geben wir doch wegen der darin befindlichen wichtigen Unterlagen auf keinen Fall aus der Hand. Das Handgepäck wollen wir auf jeden Fall selbst hochtragen… und das war auch der beste Witz des Tages…....denn Lhasa liegt ca 3700m hoch, das merkt man ja nicht gleich…schon nach den ersten 8 Stufen kriegt keiner von uns beiden Luft ! Einen Lift gibt es hier aber nicht. Zwei lange Treppen mit je ca 20 Stufen führen in unsere Etage… kurz vor dem Kollaps erreichen wir das Zimmer…es ist so wunderschön eingerichtet…aber dafür haben wir keinen Blick übrig…wir fallen auf das Bett und brauchen viele, viele Minuten um wieder aufnahmefähig zu sein.
In Vorbereitung auf die Reise habe ich gelesen, daß man sich auf die Höhenkrankheit nicht vorbereiten kann…aber man soll vieeeel trinken.
4Flaschen Wasser stehen ja auch da. Aber uns ist noch nie vorher aufgefallen, daß man beim Trinken nicht atmet…und da hätten wir wieder das Problem....und für alle chinesischen Mitbürger das hier:
Rundum sind wir mit diesem Hotel und diesem Zimmer sehr zufrieden, noch besser wäre es, wenn es hier einen Aufzug geben würde, aber vielleicht wäre es dann nicht authentisch.
Unser Guide wartet in der Lobby und will uns etwas im Barkhor rumführen. Das ist das Viertel mit dem wichtigsten Tempel und außer dem Potala Kloster die Sehenswürdigkeit schlechthin. Für die Pilger gibt es als Ziel eh nur diese Altstadt mit dem Jokhang Tempel.
Er führt uns in ein und das andere Andenkengeschäft und wir werden das Gefühl nicht los, daß wir etwas kaufen sollen…??? Was soll das denn? Zumal wir auch nur in stark überteuerte Geschäfte geführt werden, wo wirklich nur westliche Menschen zu sehen sind. Nö. Darauf habe ich nicht nur jetzt keine Lust, sondern ich erwarte von einem persönlichen Guide, daß er mir gute Tips gibt. Wir geben ihm zu verstehen, daß wir den Abend alleine verbringen wollen. Infos kommen von ihm eh nur spärlich, denn sein Englisch ist grauenhaft. Er ist zwar der Meinung, daß wir verloren gehen…aber wir weisen seine Einwände zurück!Im Zentrum des Barkhor beobachten wir, wie ein Strom von Pilgern im Uhrzeigersinn den Jokhang Tempel umrunden. Dies entspricht einer Kora, ein Ritual, das mit Götterverehrung verbunden ist. Der Gang im Uhrzeigersinn entspringt der Bon Religion, die dem Buddhismus voranging. Ausnahmslos alle drehen dabei eine Gebetsmühle.
Und weil wir die Menschen nicht von hinten sehen wollen, entschließen wir uns zum Gang gegen den Uhrzeigersinn.Viele der Pilger haben –egal ob weiblich oder männlich- Ketten umhängen, mit riesigen Schmucksteinen, teilweise auch im Haar eingeflochten… die Kleidung ist auch seltsam, es scheint, als hätten sie alle Mäntel übereinander geworfen aber manchmal hängt einer der äußeren Mäntel, nur noch vom Gürtel gehalten, am Körper. Jedenfalls ist dieser Menschenschlag völlig anders als der, des Nachbarlandes Nepal.
Vor dem Eingang des Jokhang Tempels endet die Kora.
Trotz der enormen Höhe hier in Lhasa, haben wir immer noch angenehme Temperaturen und erst nach Sonnenuntergang muß ich zur Strickjacke greifen.
Kaum daß man die Altstadt verläßt schließt sich eine supermoderne, vielspurige Schnellstraße an, die sich nicht von unseren Straßen unterscheidet. Viele Händler, wie wir später erfahren, sind ungeliebte und eingesiedelte Chinesen.
So, langsam wird es Zeit etwas zu Essen. Wir suchen nach alt bewährter Art das Lokal aus, das am besten besucht wird. Es ist ein karger Raum mit gut belegten Tischen und Sicht in die chaotische Küche, in der auch mal Flammen zu sehen sind. Es riecht lecker und wir lassen uns auf dieses Experiment ein.
Die Speisekarte ist zwar auch in englisch, aber wir bestellen in dem wir einfach auf das Essen der Anderen zeigen. Es gibt Nudeln, gebratenen Pack Choi und Momos…in die habe ich mich schon in Kathmandu verliebt… es schmeckt köstlich…vielleicht ist es aber auch die dünne Luft, die uns so happy macht. Der Preis…? 2.50 Euro… für alles ! -
Juhu,
ein sehr interessanter und schön bebilderter Bericht über eine Gegend, die ich wohl auch nie persönlich kennenlernen werde...
Danke für das Mitnehmen
Grüße aus Dortmund
Waldi
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Toller Bericht mutsch
werde gerne gespannt weiter mitlesenLG
wiebke -
Tag 4Wir wachen schon sehr früh auf…nicht weil wir ausgeschlafen sind…nein…Gehirn ist geweitet und es sprengt mir gleich den Schädel ! Erst einmal versuche ich ein Glas Wasser zu trinken, mit bekanntem Atemproblem… gefolgt von einer hochdosierten Aspirin.
Da kann nur ein gutes Frühstück helfen. Wiederum sind wir angenehm überrascht, denn es gibt ein westliches Frühstück, also Toast, Eier, Cornies…Kaffee…aber wer wird denn in Asien schon Kaffee trinken. Wir trinken tibetischen, schwarzen Tee… Kaffeesahne? Gibt es nicht…es gibt Yakmilch….. das nennt sich dann schlicht und ergreifend: Yakbuttertee. Ein interessanter Geschmack, sehr sahnig, buttrig … und macht schön satt. Auf das Toast gibt es… was sonst…? Yakbutter. Hm. Schmeckt auch nicht schlecht.
Unser Cruiser steht schon vor der Tür samt Fahrer und Guide. Das Wetter könnte nicht besser sein… stahlblauer Himmel schon zum frühen Morgen.
Wir verlassen die Altstadt und nicht einmal 5 Minuten später sehe ich es !!! …das Potala Kloster. Wir wohnen also ganz in der Nähe !
Es sieht riesig aus und eins ist klar…ich will sofort erst einmal einen Fotostopp…wer sagt mir, daß wir heute Nachmittag oder sogar morgen noch so ein geniales Wetter haben werden.
Unser Fahrer ist sehr aufmerksam und obwohl er nichts versteht, sieht er mich mit Fotoapparat da sitzen und hält an. Schön. Ich renne über die 6-spurige gut befahrene Straße um das Bild einzufangen, weshalb ich überhaupt die Idee hatte nach Lhasa zu kommen.Ein Gänsehautfeeling überkommt mich… im Park üben Menschen Tai-Chi aus, das Wetter ist perfekt, und der kleine Teich ist fast spiegelglatt !
So, wieder ein neuer Höhepunkt unserer Reise!
Nun geht es wirklich los. Ich kontrolliere noch mal die Aufnahme und ja, ich bin zufrieden. Der Tag kann beginnen.Unser erstes Ziel ist das Kloster Drepung. Drepung liegt nur wenige Kilometer westlich von Lhasa.
Das Kloster wurde schon schon 1416 vom Gründer des Gelupa- und Gelbmützenordens gegründet, war zur seiner besten Zeit, im 17Jh., das reichste und größte Kloster Tibets, in dem damals mehr als 10.000 Mönche lebten. Heute leben hier nur noch knapp 1.000 Mönche. „Drepung“ heißt übrigens „Sack Reis“.
..hier sieht man eine riesige, wasserangetriebene GebetsmühleIm Inneren des Klosters beobachten wir wie Pilger, aus großen mitgebrachten, Thermoskannen, heiße Yakbutter auf die Kerzenhalter gießen…das riecht einfach gut… hm , Yakbutter kann man also auch als Kerzen benutzen ?
...clever, so haben die Mönche ihre Waffen versteckt...
...noch cleverer, die Mönche nutzen so Solarenergie
Wir sehen Skulpturen, Altare von Dalai Lamas, wir sehen uns Kapellen an…unser Guide ist mit Erklärungen sehr sparsam. Die meisten Infos liest er aus dem „Lonely Planet“ vor oder er schaut kurz vorher mal rein.
Noch stört es uns nicht wirklich, denn wir sind einfach nur überwältigt von dem was wir hier sehen…alles ist so neu für uns.Nach diesem Ausflug geht es wieder zurück nach Lhasa und wir besuchen die Anlage der früheren Sommerresidenz der Dalai Lamas Norbulingka (Juwelen Park). Dieser wurde erst 1755 vom 7. Dalai Lama angelegt. Mehrere Paläste befinden sich auf dem Gelände. Im ältesten Palast weilten der 8.-13. Dalai Lama und erst 1954 wurde ein neuer Palast erbaut, der vom gegenwärtigen 14. Dalai Lama genutzt wurde. Der Zustand im Palast ist noch genau so, wie ihn der 14. Dalai Lama, also der gegenwärtige, 1959 verlassen hat, um in sein Exil nach Dharamsala/Nordindien zu fliehen. Das zur Historie.
Gleich im Eingangsgarten findet eine Vorführung von Tänzern statt mit recht ungewohnten Masken.Wir erfahren von unserem Guide, daß es traditionelle Tänze Tibets sind die hier aufgeführt werden, das aufgrund von Festlichkeiten.
Hm, da wären wir jetzt auch gar nicht drauf gekommen… Langsam werden wir etwas ungeduldig, denn unser guide versteckt sich mit seinen Beschreibungen immer dahinter, daß er das Wort „Dalai Lama“ nicht aussprechen darf, schließlich sind hier überall chinesische Mitarbeiter der staatlichen Sicherheit. Oder eine andere Ausrede ist: er könne sich nicht vorbereiten, denn seine Augen sind entzündet, durch den vorherigen Trip zum Mt. Kailash, den er zuvor begleitet hat. Ok, wir sind geduldig.Nun geht es zum endlich zum Potala Palast. Wir haben einen Termin um 13.00Uhr. Solch einen Termin muß man wochenlang vorher beantragen. Am riesigen Tor stehen vereinzelt Touristen.
Unser Guide „stellt“ uns ab und meint nur, daß wir von einem bestellten Guide des Palastes abgeholt werden. Wir lassen uns zur Sicherheit seinen „Lonely Planet“ geben…denn wir sind bei all dem Erlebten skeptisch. Immer wieder geht die Tür auf und zu… aber keiner holt uns ab.
Wir lernen eine junge, deutsche Frau kennen, die gerade eine mehrmonatige Praktikantenzeit in Peking beendet hat und sich als Höhepunkt dieser Zeit, eine Reise nach Tibet gegönnt hat. Wir tauschen uns auch aus, was die Zufriedenheit unseres Guides betrifft. Sie erzählt uns, daß jeder Reisegruppe ein offizieller Mitarbeiter des staatlichen, chinesischen Reisebüros zugewiesen wird. Da sie auch eine Privatreise gebucht hat, wird sie von einem Mandarin sprechenden Fahrer und einer tibetisch und Englisch sprechenden Reiseführerin begleitet. Beide können sich untereinander gar nicht verständigen. Wir sind perplex. Na Hauptsache ist, daß alles seinen "sozialistischen" Gang geht!
So verplaudern wir die Zeit und irgendwann kommt eine Guide mit seiner Reisegruppe auf uns zu. Wir sollen ihm folgen ohne etwas zu sagen. Wir sind irritiert…warum eigentlich? Was geht hier ab? Aber wir haben keine andere Wahl.Nach dem Eintritt auf das Gelände sind wir wieder schlichtweg zufrieden mit dem, was wir sehen. Am Fuße des Potala Palastes zu stehen ist gigantisch !
...einige Familien der Mönche leben hier im Palastuntergeschoss..
Der Palast besitzt 13 Stockwerke (und die sind definitiv nicht je 2.50m hoch)…Der ursprüngliche Palst ist im Jahre 631 erbaut worden. Wir erfahren, daß dieser durch den weißen und südlicheren Palast im Jahre 1645 erweitert wurde um dann durch den roten Palast 1693 wiederum zu seiner jetzigen Größe vollendet zu werden. Seit der Flucht des Dalai Lama ist der Palast nur noch ein großes Museum mit wertvoller Kunst und Kultur Tibets. Unter anderem gibt es hier das wertvollste 3-D-Mandala Tibets, bestückt mit Juwelen und Edelmetallen.
Das zur Theorie und nun zur Praxis.Um irgend etwas davon zu sehen ist es notwendig die unendlichen Höhen zu überwinden. Wir stehen vor einer nicht enden wollender Treppe mit unendlich vielen und besonders hohen Stufen. Als etwas kürzer geratener Mensch, wie ich es bin, ist jede Stufe eine Tortour… nach nicht einmal der Hälfte wird endgültig die Luft knapp…egal ob jung oder alt. Die Gruppe von ca. 20 Leuten zerflattert… während wir uns wacker im Mittelfeld schlagen, gibt es noch viele Nachzügler. Der neue Guide gibt uns allerdings die Wahl einfach alleine den Palast zu erkunden.
Das finden wir ja vorzüglich !Bewaffnet mit 2 Reiseführern und einem Lageplan wuseln wir durch den Palast und können so ganz alleine entscheiden ob und wie lange wir hier und da verweilen.
Wir sehen alle erwähnten Schätze…wir beobachten Mönche beim Gebet oder auch rumlümmelnde, kichernde und jüngere Mönche, die immer dann verstummen, wenn wir für sie sichtbar werden.hier oben wohnte der 14. Dalai Lama und die mittlere Treppe darf nur von ihm betreten werden...
Das Ganze hat aber insgesamt eine wunderbar erhabene Atmosphäre.
Irgendwann erreichen wir auch das Dach des roten Palastes von dem man eine unglaubliche Aussicht auf die Umgebung von Lhasa hat. Denn schließlich steht der Potala-Palast auf dem Marpo-Hügel und damit auf dem höchsten Punkt Lhasas.
Auch die letzte Treppe ist irgendwann erklommen... und ich kann es nicht fassen, daß ich hier sein darf.
Den Abstieg gönnen wir uns über einen Außenweg…nee, all die Stufen will ich nicht wieder runter.Unser Fahrer bringt uns wieder ins Hotel, wo wir uns erst einmal akklimatisieren müssen. Ich habe immer größere Probleme mit der Atmung und es hat sich so eine Art Grippe eingestellt, incl. massiver Kopfschmerzen. Ich kann das nicht akzeptieren und dröhne mich mit Aspirin zu.
Also gehen wir den Nachmittag ganz ruhig an. Wir schlendern die nahliegende Hauptstraße entlang und fühlen uns, kaum daß wir unsere Altstadt verlassen haben, wie in jeder x-beliebigen asiatischen Großstadt. Wir gehen in ein Cafe…und essen einen echten chinesischen Mondkuchen. Ist aber nichts anderes als ein weiches und fluffiges Gebäck. Aber es schmeckt lecker.
Wir wissen ja inzwischen, daß der Palast nicht weit entfernt ist. Vor dem Palast, getrennt von dieser vielspurigen Straße, ist ein riesiger und gigantisch großer Platz an dessen anderen Ende ein Monument steht, das die sozialistische Macht darstellen soll. Wir beobachten viele zivil gekleidete, junge Männer...die mit Knopf im Ohr den Platz bewachen. Oha. Uns stört es ja nicht. Die Steinbänke, die um die Laternen angelegt sind, sind so unbequem, daß wir es anderen Touri's nachmachen und uns einfach auf die Steinplatten legen. Die sind warm und allemal bequemer… Unsere „Horch-und Gucktypen“ registrieren es…sagen aber nichts.
Und so versuchen wir diesen Augenblick festzuhalten und freuen uns eine Privattour gebucht zu haben, bei dem wir viel eigenbestimmte Zeit eingebaut haben. Genau so würden wir es wieder machen. Einzig und allein unser Guide macht uns etwas Probleme. Aber wir wollen morgen mit ihm noch einmal sprechen und ihm so noch eine Chance geben.Irgendwann schlendern wir ganz entspannt in „unser“ Lokal vom Vorabend. Die Wirtin erkennt uns sofort, freut sich und wir essen verschiedene schöne Speisen und sind wieder mit 2.50Euro dabei!
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Einfach Spitze... aus Dir spricht, ähm schreibt die Begeisterung... ich hör die Gebetsmühlen rasseln...
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Tag 5Ein Blick aus unserem Fenster zeigt schon mal: der Tag kann kommen. Klasse Wetter, Sonne pur !
Ich bilde mir ein, daß ich mich praktisch schon heute mit der dünnen Luft angefreundet habe. Damit gar nicht erst Kopfschmerzen entstehen, bewegen wir uns ganz langsam. Zu allererst trinken wir je eine kleine Flasche Wasser auf Ex…. Das soll ja bekanntlich helfen. Dann geht’s ab zum Frühstück , schön mit Yakbuttertee und Yakbutter auf Stulle.
…und anschließend der beschwerliche „Aufstieg“ zum Zimmer, gefolgt von einer viele Minuten dauernden Erholungsphase aufgrund von Sauerstoffmangel.Unseren heutigen Höhepunkt erreichen wir zu Fuß.
Es geht zum zum Jokhang Tempel, Tibets religiösestes Bauwerk.
Die Umrundung dieses Tempels, genannt Kora, ist die heiligste in Tibet. Es ist eine Art Meditation im buddhistischem Glauben.
Eine besondere Gangart der Kora ist, das sich Hinwerfen auf den Boden, das in voller Leibeslänge, die Arme und Hände werden weit nach vorn gestreckt, man steht wieder auf…und dort wo vorher die Hände waren beginnt die ganze Prozedur von vorn. Schwer zu verstehen…hier ein Bild.Und es gibt tatsächlich gläubige Pilger, die auf diese Weise kilometerweit aus ihrem Dorf hierher zum Jokhang Tempel kommen. Unvorstellbar.
Die etwas einfachere Variante ist die 108 fache Umrundung des Jokhang.Info für die Historiker: Baubeginn des Tempels war 639 n.Chr.
Nun, als Touristen werden wir vor allen wartenden Pilgern, die schon seit vielen Stunden geduldig warten, vorgelassen. Es tut mir fast schon leid, denn wir dürfen auch noch überall im Inneren ganz vorne ran. Dabei empfinden wir ja nicht so wie die Gläubigen.
Wie schon in den anderen Tempeln werden Unmengen an flüssiger Yakbutter auf die Leuchter gegossen… völlig normal auch, daß bei jeder Umfüllung die warme Yakbutter auf die Dielen tropft…da das aber schon seit vielen Jahrhunderten passiert, ist der Boden, alle Geländer, Stufen etc. „yakbutterisiert“. Die warme Butter hat auch einen recht eindringlichen Geruch und spätestens jetzt ist mein Bedarf an Yakbutterprodukten gesättigt.
Wir sehen uns die verschiedenen Statuen der verschiedenen Regenten, Dalai Lamas an…alles ziemlich erklärungsarm, denn unser Guide hat keine Peilung. So deutlich muß ich das hier festhalten. Alle Informationen holen wir uns wieder einmal aus seinem „Lonely Planet“.
Folgende Aufnahmen erfolgen vom Dach des Jokhang:...von hier aus sieht man auch das Potala Kloster..
...dieses runde Gebilde ist ein Gesetzesrad, deren 8 Speichen für die 8 Pfade zur Erleuchtung stehen..
Wir machen einige Aufnahmen und mir wird klar ( das Gesetzesrad wirkt schon
), daß ich mit meinen laienhaften Fotokünsten an meine Grenzen stoße. Denn die glasklare Luft und die harte Sonne verursachen auch einen solchen Schatten. Ich habe große Probleme in Höfen Aufnahmen zu machen, denn immer ist die Hälfte entweder über- oder unterbelichtet.
Nach der Besichtigung des Jokhangs haben wir Freizeit. Wir gehen, wie so oft, in ein Rooftop Restaurant und trinken reinen schwarzen Tee…ohne Yakbuttermilch.
Die Aussicht ist wieder mal Klasse! Wir beobachten, wie immer mehr Marktstände aufgebaut werden und Andenken, Obst und Gemüse oder auch Fleisch und Yakbutter verkauft werden.
Impressionen vom nichtendenwollenden Fluß von Pilgern:...auf dem Gang markieren genau 4 solcher Rauchöfen, die die Kora markieren...verbrannt werden hierbei Wacholderzweige...
Wir stromern auch auf den Innenhöfen wo „echte“ Tibeter wohnen:
..unmöglich eine Ecke ohne Gebetsmühlen zu finden...
...hier werden der Gutriecher hergestellt, der im gesamten Viertel in der Luft liegt...
...und endlich der Stand mit der Yakbutter
..hm, heute Yakkeule zu Mittag ?
...und die Gutste versucht mir weißzumachen, daß diese Kette nicht nur exzellent aussieht, nein, die muß man einfach haben...
Wir gönnen uns ein Mittagsschläfchen. Schließlich haben wir Urlaub.
Mein Gesundheitszustand wird immer schlechter, Kopfschmerzen sind das kleinere Übel. Rainer ist ganz tapfer und findet, mit der Beschreibung des Rezeptionisten, eine Apotheke wo er mit vollem Körpereinsatz meinen Zustand beschreibt. Offensichtlich verstand man ihn, denn sie statten ihn mit Pillen und Lutschbonbons aus… es ist kein grippaler Infekt, nein es ist definitiv die Höhenkrankheit.Am frühen Nachmittag steht der letzte Besuch eines Klosters hier in der Nähe von Lhasas statt. Es geht zum Sera Kloster. Wie auch in den anderen Klöstern, beklagt man, daß das 1419 gebaute Sera Kloster immer mehr Mönche verloren hat und momentan nur noch ca. 500 Mönche hier leben.
Warum und wieso das so ist…haben wir nicht erfahren können....die Idee: Gardinen mal außen aufzuhängen, hat doch was, da haben wir Touris auch 'was von
Unser Guide legt wieder einmal keinen gesteigerten Wert, auf den im Reiseführer empfohlenen Gang. Wortlos verlassen wir das Kloster.
Uns reicht es !Wir entschließen uns, gleich nach Ankunft in Lhasa, Kontakt mit unserem Veranstalter in Deutschland aufzunehmen.
Der Besuch des ersten Internetcafes ist eine Pleite. Es gibt nur einen funktionierenden Computer und der ist erst einmal besetzt.
Wir fragen in einem Hotel an. Man erklärt uns den Weg zu einem anderen Internetcafe. Klingt ganz einfach - ist es aber nicht. Wir fragen in einem „Vero Moda“-Geschäft…in der Hoffnung hier kann man englisch…und das tut man auch…und zwar sehr gut. Jeder Kundige der chinesischen Sprache würde sagen: „hej, größer können die Schilder nicht sein !“
In der 3. Etage eines Hauses sind wir fündig geworden. Man ist völlig aus dem Häuschen, daß 2 Langnasen an den Computer wollen. Wir schauen in einen Raum mit über 100 Plätzen, an denen überwiegend Counterstrike gespielt wird. Nach einer kurzen Weile hat man uns einen Laptop organisiert, mit „richtigen“ Buchstaben. Wir mailen einen Hilferuf in der Hoffnung, daß dieser noch vor Ankunft in Dtl. gelesen wird. Wir sind uns sicher, aber mehr können wir nicht tun.Wir schießen noch einige Aufnahmen von hier oben.
Erst einmal Blickkontakt mit dem Potala aufnehmen...Und so sieht das moderne Lhasa aus:
Nach einem langen Spaziergang, noch einmal ein Blick auf den Jokhang bei untergehender Sonne und ein Abschied von Lhasa's Altstadt:
Mittlerweilen ist es dunkel geworden und wir lassen uns mit einer Rikscha zum Platz am Potala Palast bringen. Unser Rikscha Fahrer ist echt lustig und wir haben unseren Spaß…. Dünne Luft macht bekanntlich glücklich…und das sind wir auch.
Den Rückweg bestreiten wir wieder mit der Rikscha und lassen uns vor „unser„ Lokal bringen, getreu dem Motto: „never change a working system“…denn hier wurden wir gut bedient. Heute picken wir uns wieder andere Speisen aus, aber Momos müssen natürlich auch dabei sein.
Wir genießen etwas mehr vom Lhasa-Bier und so fällt die Rechnung entsprechen höher aus: ganze 2.70Euro ! -
Über- oder unterbelichtet, unwichtig! Der Moment der Aufnahme vermittelt viel mehr, als am Computer geschönte Bilder!
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Habe noch nicht alles in Ruhe gelesen - trotzdem
für einen sehr eindrücklichen Bericht mit wunderschönen Bildern. Ich glaube kaum, dass diese Ecke der Welt mich jemals sehen wird - umso schöner ist es, mit Euch zu reisen.
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Toller Bericht
, hätte nicht gedacht das 3700m solche Probleme verursachen können.
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Toller Bericht
, hätte nicht gedacht das 3700m solche Probleme verursachen können.
stimmt, SEHR toller Bericht - und Probleme haben mir beim Skilaufen schon früher immer alle Höhen ab 3000 Meter gemacht.......
(und in den Rockies hatte ich auch immer Schwierigkeiten...)Weiter erlebnisreiche Tage für Euch Reisende!!!!
und DANKE; dass Ihr uns teilhaben lasst
Usabima -
Einfach Spitze... aus Dir spricht, ähm schreibt die Begeisterung... ich hör die Gebetsmühlen rasseln...
besser kann man es nicht sagen
wirklich Superklasse -
wie farbig alles ist
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Ich freue mich, daß es Euch gefällt.. und zugegeben, macht es mir richtig Spaß die Reise noch einmal "auszugraben" ...zumal wir richtig gutes Wetter hatten und Sonnenbilder vom momentanen Alltag ablenken!!!
Bin aber immer wieder enttäuscht, daß trotz gründlichster Prüfung meinerseits, Rainer im Nachhinein immer wieder Schreibfehler findet
Bin ich blind?@Kalle...das hängt mit dieser farbenfrohen Kleidung , der klaren Luft & Sonne zusammen . Wir haben eigentlich auch alles mehr grau in grau erwartet...
Nun versenke ich mich wieder in meine Schreibe
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@Kalle...das hängt mit dieser farbenfrohen Kleidung , der klaren Luft & Sonne zusammen . Wir haben eigentlich auch alles mehr grau in grau erwartet...
die klare Luft, es wird wohl keinen Dunst geben
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Tag 6Unser 25. Hochzeitstag…
….damals…ja damals….wer hätte das gedacht, daß wir auf den „25.“ in Tibet anstoßen werden.
Ich hab‘ da schon mal was vorbereitet…und wir stoßen mit aus Dtl. mitgebrachtem Sekt an. Ich habe sogar die Sektgläser in Kunststoffausführung mitgebracht. Also etwas Etikette muß schon sein.Der Tagesanfang ist wie immer: Frühstück, Aufstieg auf’s Zimmer, dann auf dem Bett liegen und Herzinfarkt vermeiden….
By the way…beim Schreiben dieses Berichtes habe ich eine interessante Tabelle gefunden, die aussagt, wie viel Sauerstoff man in welcher Höhe zu Verfügung hat.
Unsere Luft beinhaltet ca. 21% Sauerstoff bei Normal Null (NN) also Meereshöhe.
Wenn man also diesen Betrag als 100% annimmt, so haben wir hier in Lhasa nur noch 64% davon.Jetzt heißt es Packen unserer sieben Sachen. Denn heute erst beginnt die Reise durch die tibetische Hochebene…also dem Dach der Welt. Wir lassen unsere Koffer abholen, denn wir haben ja gelernt, wir sind zu schwach für solche Tätigkeiten.
Unser Fahrer kommt mit Verspätung… er mußte noch in die Werkstatt das Auto klarmachen. Gut so.
Kurz nach verlassen Lhasa’s kommt es zu Diskussionen zwischen Guide, Fahrer und uns. Irgendwie wollen sie nicht die geplante Strecke fahren und zaudern rum, daß der „Friendship-Hwy“ (eine der wichtigsten und längsten Straßen in Tibet) geschlossen sei bzw. wir einen Aufpreis zahlen sollen, wenn wir unbedingt zum nächsten Ziel wollen… Dann diskutieren auch noch der Fahrer und der Guide! Wir verstehen natürlich gar nichts und sind unsicher wer nun eigentlich nicht zum Pass fahren will….Na gut.
Wir entscheiden uns und behaupten mal, daß wir eben den Aufpreis zahlen werden aber unbedingt den angesagten Pass fahren wollen.Die Fahrt zum Khamba La Pass (4.794m hoch) ist mit malerischen Ausblicken gespickt. Wir haben natürlich auch wettertechnisch viel Glück, denn trotz einiger Wölkchen, scheint die Sonne und die Luft ist so klar…so erscheint jede Bergspitze, jeder Berghügel unheimlich nahe.
Oben angekommen, sind wir nur ein Grüppchen unter geschätzten 5 vollen Reisebussen! Sehr interessant. Von wegen der Pass ist gesperrt…!
(Im Nachhinein wurde uns klar warum der Fahrer von Sperrung sprach… tatsächlich war ein Stück der folgenden Straße gesperrt und so mußten wir den gleichen Weg, den wir gekommen sind, auch zurückfahren…das war bei unserem vollgepacktem Programm eher ein zeittechnisches Problem)Die Aussicht von hier oben auf den Yamdrok-Tso Lake, der in einer Höhe von 4490m liegt, dem größten See Tibets, mit dem dahinterliegenden, schneebedeckten Mt. Nazin Kang Sa (7.252m), ist überwältigend. Auffallend ist die Farbe des Sees…so ein gleichmäßiges und mattes Türkisgrün.
Hier oben versuchen einige wenige Händler noch Andenken zu verkaufen oder einen Ritt auf einem geschmückten Yak anzubieten…
Auch mache ich die erste Begegnung mit einer tibetischen Landtoilette der unheimlichen Art. Es ist ein Gemäuer von ca. 1,7m Höhe OHNE Dach, das vor seitlichen Blicken der Anderen schützen soll…und dann gibt es darin Abteile, die eine Toilettenkabine darstellen sollen. Es gibt natürlich weder ein Klobecken noch ein anderes „Ziel“…es liegt einfach verteiltes Stroh herum. Ich frage mich, ob bzw. an welcher Stelle unter dem Stroh, ein tieferes Loch ist ??? ….außerdem guckt jeder beim Vorbeilaufen auch mal kurz rein, aber das ist mir jetzt wirklich egal und ich bin ganz entspannt…aber als eine selbsternannte Toilettenfrau beim Verlassen Geld haben will und an mir rumzerrt…dann bin ich wirklich „verstört“. Mein erster Gedanke ist: das können nur Chinesen sein…grob und laut.
Es ist schwer vorstellbar, aber jeder zusätzliche Gang hier oben, ist unheimlich anstrengend.Khamba La Pass: 4.794m Höhe, Sauerstoffgehalt ca. 52%,
...die dunklen Punkte sind grasende Yaks...
...selbst die Yaks tragen in Tibet SchmuckDann geht es weiter… wir fahren durch Schluchten immer entlang des Brahmaputra. Der Brahmaputra ist mit über 3.000km der bedeutendste und wasserreichste Strom Asiens, dessen Quelle am Mt. Kailash entspringt und bis zum Zusammenfluß mit dem Ganges durch das Gebiet der Staaten China, Indien und Bangladesch fließt.
...hier mal eine Aufnahme aus dem fahrenden Auto..
...manche Strecken des Friendship Hwy sind gerade im Entstehen...
...Foto verwackelt, weil während der Fahrt aufgenommen...aber ich mußte es in den Bericht aufnehmen, daß man auch sieht, unter welchen Umständen man hier lebt. Offensichtlich sind es Nomaden .....da es fern jeder Zivilisation ist, nehme ich an, daß die Menschen in den Zelten auch übernachten.Nach weiteren 1,5 Stunden machen wir Mittagspause. Wir plazieren uns vor einem Lokal und offensichtlich ist, daß der Fahrer die Wirtschaft kennt. Wir essen ein typisch tibetisches Gericht: dünn geschnittene Kartoffeln, Reis und Fleisch. Sieht etwas gewöhnungsbedürftig aus, schmeckt aber richtig gut.
...gekochtes Wasser ist hier ein Geschenk der Sonne ...
...ein hartes und einsames Leben...hier bleiben nur gelegentlich durchreisende Insider stehen.. für vorbeireisende Busse gibt es hier weder ein Restaurant noch Sanitäranlagen...Der Vorteil von Individualreisenden liegt klar auf der Hand!
...hinter der 5-Häuser-Ortschaft fließt der Brahmaputra. Gegenüber, fernab jeder Zivilisation ist ein Kloster...Der Fluß ist hier so breit, daß ich das Kloster nur mit einem ordentlichen Zoom abbilden konnte.Dann schließt sich eine lange eher wenig abwechslungsreiche Fahrt an. Unser Fahrer, der offensichtlich die Tibets Straßen wie seine Westentasche kennt, nimmt Routen fernab von befestigten Straßen…vorbei an riesigen Sanddünen und Mondlandschaften…aber er macht das gut obwohl die Bandscheiben und die Kopfschmerzen in die Hände klatschen.
Wir haben volles Vertrauen in seine Fahrkünste.
...unendliche Weite...Unser Guide kann inhaltlich wieder einmal nichts bieten und schaut sich derweil DVDs à la nepalesischen Bollywood an inkl. dementsprechender Musik. Der Bildschirm ist in der Sonnenblende über dem Beifahrersitz eingebaut. Das „Gejodle“ nervt uns total. Die "Luft brennt"...irgendwann macht er die Musik leiserer und pennt !
Immer wieder beobachten wir einen merkwürdigen Ablauf:
vom Weiten schon sehen wir mitten im Nichts eine Ansammlung von Häusern. Der Weg führt mitten durch diese Siedlung. Sobald wir uns annähern, kommt eine Person aus dem Haus, stellt mitten auf den Weg einen Tisch auf und kassiert uns ab. Offensichtlich ist dieses Gebaren eine Art Wegzoll, auf die unser Fahrer schon vorbereitet ist und es überhaupt nicht außergewöhnlich findet.Am frühen Nachmittag erreichen wir Gyantse.
Gyantse: 4.960m Höhe, Sauerstoffgehalt: ca. 53%
Eine befestigte Straße können wir nicht erkennen. Jedoch ist das die drittgrößte Stadt Tibets.
Die Hauptattraktion hier ist die Ruine des Dzong, ein altes Fort.Und gleich in der Nähe ist ein 1440 erbautes, sechsgeschossige Kumbum („hunderttausend Bilder“), in Form eines dreidimensionalen und begehbaren Mandalas.
In der 4.Etage schauen die allessehenden Augen Buddhas in alle Richtungen.
...wir drehen an den Gebetsmühlen und wünschen uns einen neuen Guide...Der innere Treppenaufstieg wird etwas „erleichtert“ durch wunderschöne Wandmalereien.
Erläuterungen durch unseren Guide bleiben wie immer aus. Wir schließen uns mal kurz einer deutschen Reisegruppe von Studiosus an …und so erfahren wir etwas über die Geschichte Gyantse’s.Von hier oben hat man einen guten Rundumblick auf das Nyang Chu Valley…
Offensichtlich sind wir etwas in Verzug. Im forschen Fahrstil geht’s weiter zu unserem heutigen Tagesziel: Shigatse, die zweitgrößte Stadt Tibets.
Shigatse: 3.990m Höhe, Sauerstoffgehalt: ca. 60%
Unterwegs gibt es wieder Diskussionen mit unserem Guide, der offensichtlich keinen Überblick über unsere gebuchte Reise hat. Immer wieder behauptet er, daß wir diese und jene Attraktion nicht auf dem Plan haben. Die Stimmung ist geladen
Heute werden wir in einem westlich aussehendem Hotel übernachten. Unser Zimmer ist riesig, sauber und gut ausgestattet.
Nachdem wir uns kurz mal frisch machen und die mittlerweilen, von der Sonneneinstrahlung stark strapazierte Haut pflegen, geht es auf die Suche nach einem Restaurant.Wir finden die „Hauptpromenade“ und treffen auf die junge, deutsche Frau, die wir gerade erst gestern vor dem Potala Palast kennengelernt haben. Wir entscheiden uns, zusammen den Abend zu verbringen und kehren in ein Restaurant mit indisch-tibetisch-chinesischer Küche. Der Abend wird recht amüsant, denn die Sprachbarrieren zwischen ihrem Fahrer, ihrer Reiseführerin und uns, fordern unsere letzten sauerstoffarmen Gehirnzellen!
Netterweise werden wir im Anschluß mit Auto zu unserem Hotel chauffiert.
Als wir das Foyer betreten, sitzen schon wartend unser Fahrer und unser Guide. Sie teilen uns mit, daß wir unbedingt und sofort in unser Zimmer gehen sollen, denn wir werden gleich angerufen…aus Deutschland.
Tatsächlich bekommen wir gleich einen Anruf, jedoch nicht aus Deutschland, sondern aus Nepal. Der Büroleiter des Reiseveranstalters teilt uns mit, daß er über Sagarmatha Trekking in Dtl. unseren Hilferuf erhalten habe. Er verspricht uns einen neuen Reisebegleiter, der gleich morgen in aller Frühe die 7-stündige Anreise aus Lhasa antreten wird.
Schön und gut....Aber ich frage ihn, welche Idee er hat um das Geschehene und Versäumte gut zu machen..
Da er keinen Vorschlag macht, presche ich vor und schlage ihm gleich mal den Einbau eines neuen und zusätzlichen Reisebausteins: die Fahrt zum Basislager des Chomulungma (Mt. Everest), vor. Kurzzeitig verschlägt es ihm die Sprache und er teilt uns mit, daß diese Aktion zu teuer ist.
Ich verstehe erst nicht was da so teuer sein soll, wir sind doch sowieso nur eine Kleinstgruppe von 2 Reisenden… Hm, da denke ich an die „Straßenbanditen“, die uns heute immer wieder einen Wegzoll abverlangt haben…
Wir feilschen noch etwas und einigen uns letztendlichGut gelaunt unsere Forderungen durchgesetzt zu haben, beenden wir den Tag !
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Toller Bericht, mutsch.
Leider werde ich selbst da nie hinkommen, na ja es gibt noch genügend andere Ziele in der Welt die unter 3000 Meter liegen. -
Ich glaub nicht, daß ich jemals da hin komme.
aber Deine Bilder und Worte machen Appetit auf die Region.
Wunderbar und kurzweilig beschrieben.Kannst Du mir bitte sagen, wie hoch der Sauerstoffgehalt oben auf Mauna Kea war, als ich abgeklappt bin?
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Kannst Du mir bitte sagen, wie hoch der Sauerstoffgehalt oben auf Mauna Kea war, als ich abgeklappt bin?
nach meiner absolut sicheren Tabelle, ist der Sauerstoffgehalt bei 4.000m nur noch 60%...das hat Dich ja auch nicht umgehauen, sondern die Tatsache, daß Du noch ca. 2Stunden vorher 100% hattest... UND weil Du am Infocenter weder eine Pause gemacht hast, noch einen von mir empfohlenen heißen Kakao zu Dir genommen hast...
Aber was ich nicht verstehe... warum schreiben so viele: "da komme ich nicht hin"...? Kein Interesse für dieses Gebiet?
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Aber was ich nicht verstehe... warum schreiben so viele: "da komme ich nicht hin"...? Kein Interesse für dieses Gebiet?
Ich gebe ganz offen zu, dass Asien für mich grundsätzlich zu den Gebieten gehört, wo ich nicht hin fahren will (zum Urlaub machen).
Ändert aber nichts an der Tatsache, dass dein Bricht und deine Bilder interessant und klasse sind!
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