braungebrannt im Schottenland ...

  • Mittwoch, 24. Mai - Tag 4


    Der nächste Morgen kommt bestimmt und so manch einer von uns wunderte sich über ein gewisses “Unwohlsein”! Aber das hilft ja nichts, heute stand uns wieder eine Etappe von 30 km bevor. Die Gruppe hatte eine Campsite im “Glencoe Mountain Resort” gebucht. Da es auf dieser langen Etappe keinen anderen zivilisierten Campingplatz gab, schloss ich mich dem Vorhaben an und so stiefelten wir, nach einem ausgiebigen Frühstück vorm örtlichen “Supermarkt”, gemeinsam los. Ein langer steiniger Weg - immer in Sichtweite der Schnellstraße und Eisenbahnstrecke - begann. Der Weg führt teilweise über alte Militärstraßen, die die Engländer im 18. Jahrhundert angelegt hatten, um so ihre Truppen schnell zu den Schauplätzen des Jakobitenaufstandes verlegen zu können (Jakobiten).
    Nach etwas Niesel (Kein richtiger Regen!!!) kamen wir zum Mittag in dem Örtchen “Bridge of Orchy” an, welches im Wesentlichen aus einem kleinen Bahnhof und einem Hotel besteht. Dort genehmigten wir uns einen kleinen Lunch und tranken einige Gläser “Strawberry Cider”. Mit viel Eis. Naja, es erfrischte jedenfalls.
    Und weiter ging es - frisch gestärkt - über alte holprige Straßen, immer im Hinterkopf, dass wir noch 20 km Landschaft vor uns haben werden. Hauptsache es fängt nicht wieder an zu regnen.



    Tschüß, Tyndrum



    Nun ging es auf alten Militärstraßen weiter ...



    ... es wurde viel ge-ginstert ...



    Das Zeugs wucherte überall.



    Eine Haggisherde!



    Nein, das ist nicht der Campground! (Erinnerte mich an diverse Gegenden in den Staaten.)



    "Bridge of Orchy"


    Die Gruppe war wieder viel schneller unterwegs, als ich. Also ging ich meinen “Stiefel” und machte die erste kurze Rast auf einem Hügel, der einen wunderschönen Blick über den darunter liegenden Loch Tulla bot. Dann begann das Rannoch Moor. Das heißt nicht nur Moor, das ist auch eines. Und zwar ein ziemlich großes (130 km²). Rechts des Weges Moor, links des Weges Moor und vor mir ein nicht enden wollender, steiniger Weg. Die Füße schmerzten. Und anfangs traute ich mich noch nicht einmal eine Pause einzulegen, weil das die fiesen Midgesbiester ausnutzten würden, um von mir zu naschen. Solange man in Bewegung blieb taten sie einem nichts. Also bin ich tapfer weiter marschiert.
    Einige Zeit später traf ich auf die Nachhut der Wandergruppe. Sie haben mich schon von Weitem gesehen und auf einer Brücke eine Rast eingelegt und auf mich gewartet. Das fand ich wirklich nett, denn stundenlang durch dieses riesige Moor zu tappen ist - trotz der eindrucksvollen Landschaft - ziemlich langweilig. Also gingen wir weiter und quälten die nächsten Stunden unsere Füße gemeinsam. Der Weg nahm kein Ende. Das wir uns vorwärts bewegten war eine Illusion. Kaum eine Landmarke an der wir uns orientieren konnten. Irgendwann waren die Reste einer alten Farm zu “bewundern”. Dann wieder nur Moor. Es begann langsam zu regnen. Es regnet oft in Schottland. Meine Füße wollten nicht mehr. Alex, aus der Gruppe, ist - wie eigentlich jeden Tag - wie ein Duracell-Hase vorneweg gehoppelt und sitzt sicherlich schon frischgeduscht beim Abendbierchen im Trockenen und lässt es sich gut gehen. Endlich, meine Füße versagten nun endgültig den Dienst, sahen wir das Ziel unserer Tagesetappe: Das “Glencoe Mountain Resort”!



    Daydreamer.



    ... weiter auf'm Pfad ...



    Über dem Loch Tulla.



    Die waren so zahm und fraßen sogar aus der Hand. Das Gatter täuscht. Das war "Freiwild". Der Zaun schützt eine Campsite nebenan.



    ... nun beginnt das Moor ...



    ... und das bleibt 'ne Weile ...



    ... more Moor ...



    ... noch more Moor!



    Die Landschaft änderte sich stundenlang nicht.



    Zur Abwechslung fing es an zu nieseln.



    Bald geschafft?


    Schnell wurden die Zelte aufgeschlagen, die nassen Sachen in den Trockenraum gebracht und anschließend wurde im spartanisch eingerichteten “Restaurant” des Resorts das eine oder andere Pale Ale genossen. Das “Glencoe Mountain Resort” liegt am Fuße eines kleinen Skigebietes - mit Sessel- und Schleppliften und allem was dazugehört. Ist der Schnee weg, wird eben auf WHW-Hiker umgestellt. Das Dinner wurde später stilecht vor den Sanitärbaracken selbst zubereitet … bei mir gab’s wieder lecker Nudelpamps. Der Abend wurde noch sehr gesellig. Nach und nach fand sich das gesamte internationale Publikum, welches wir am Vorabend im Pub kennengelernt hatten, auf dem Zeltplatz ein und so entstanden wieder nette Gespräche und der eine oder andere Becher Whiskey machte die Runde.


    Abendliches Dinner vorm Sanitärhäuschen. Abendbrot und Whisky.



    Der Zeltplatz am nächsten Morgen.


    Tageskilometer: ~30!



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)

  • Danach dachte ich, ich könne nie wieder eine Stufe hochsteigen...


    Bin schon gespannt auf den Bericht! Am Machu Picchu kann man bestimmt jede Menge Höhenmeter "schrubben".



    More Moor find ich gut! (:lachtod:)


    ... ich fand's in dem Moment gar nicht lustig. Meine Füße waren kurz davor den Dienst zu versagen ... aber es wurde am nächsten Tag entspannender!



    ... geht gleich weiter ...




    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)

  • ... nun geht es weiter ...


    Donnerstag, 25. Mai - Tag 5 (Männer- bzw. Vatertag)


    Am Morgen schien die Sonne! Was für ein Ausblick auf die umliegenden Berge. Blauer Himmel und ein paar dekorative Wölkchen. Was will man mehr? Also wurden die Zelte abgebaut und erst einmal in der Sonne getrocknet. An den vergangenen Tagen habe ich mein Zelt immer durchnässt im Rucksack verstauen müssen. Nach einem kurzen Frühstück (mmhhh … Porridge!), machten wir uns gemeinsam auf die Socken. Heute stand der höchste Punkt des gesamten WHWs auf dem Programm: die “Devil’s Staircase”!



    ... alle schnarchen noch in ihren Zelten ...



    Nein, das ist nicht Axl Rose!



    Ist das nicht ein Wetterchen?


    Anfangs verlief der Weg neben der Schnellstraße A82, vorbei am “Kingshouse Hotel” bis zum “Örtchen” Altnafeadh. Selbst “Örtchen” ist stark übertrieben, besteht es doch nur aus einem Häuschen und einem Parkplatz, von dem man einen sehr schönen Blick auf den Munro “Buachaille Etive Mor” hat (so spricht man's aus). Dieser imposante Berg markiert den Eingang in das schöne und geschichtsträchtige Tal “Glen Coe” (Wiki: Massaker von Glencoe). Von dort aus begann der anstrengende Anstieg der “Devil’s Staircase”. Es sind zwar nur ca. 400 Höhenmeter zu überwinden, aber bei dem heutigen Wetter war das schon eine Herausforderung. Der Schweiß lief in Strömen.



    Ein berühmtes Fotomotiv: Black Rock Cottage



    Die Szenerie erinnerte mich irgendwie an die Staaten ...



    Der majestätische “Buachaille Etive Mor”.



    ... es ist noch ein weiter Weg zur Staircase ...



    Eine Kröte auf'm Trail ... ich wäre fast draufgetreten.



    Wir erreichen das "Kingshouse Hotel"



    Weil er so schön ist, nochmal der “Buachaille Etive Mor”.


    Endlich am Pass angekommen, haben wir uns eine Pause verdient. Der Blick zurück in das Tal war wunderschön (Blick zurück ...). In der Ferne konnten wir gerade noch das “Glencoe Mountain Resort” ausmachen, von wo aus wir am Morgen gestartet sind.
    Natürlich wurde der anstrengende Aufstieg mit einem Becher Whisky gefeiert. Selbstredend.
    Die Sonne verwöhnte uns an diesem Tage außerordentlich, das Resultat war ein Sonnenbrand an Armen und Waden.
    Dabei heißt es doch immer, dass es in Schottland ständig regnet.



    Axl Rose auf Wanderschaft?



    Ich nenn' das Bild: "Stöcke in Landschaft".



    ... es ist heiß, sehr heiß ...



    Die ungesunde Gesichtsfarbe kommt von der Hitze, nicht vom Whisky ... wirklich!



    Das Haus ist die Ortschaft "Altnafeadh"!



    Schon ein paar Höhenmeter geschafft. In der Bildmitte: "Altnafeadh" ... links ganz weit hinten: das Glencoe Mountain Resort.



    Ein Blick nach vorn ...



    ... ein Blick zurück!



    Geschafft! Wir haben uns eine (Whisky-)Pause verdient!


    Am frühen Nachmittag erreichten wir das nette Örtchen Kinlochleven. Da die Gruppe den Campingplatz bereits vorreserviert hatte und kein freier Platz mehr zur Verfügung stand, teilte ich mir mit Alex meine bescheidene Bleibe für eine Nacht. Mein Zelt war ja groß genug und für 2 Personen samt Gepäck. Das war eine sehr nette Geste, ich hätte mir sonst für die Nacht einen anderen Campingspot in der Nähe suchen müssen. Im sehr hübsch eingerichteten Pub des Hotels, zu dem auch der Campingplatz gehörte, genehmigten wir uns erst einmal ein, zwei Ales … schon um uns etwas abzukühlen. Die Sonne brannte immer noch unaufhörlich. Sonnenbrand im Schottenland … seit wann gibt’s denn so etwas? Das glaubt einem kein Mensch.



    Nach der "Gipfelrast" ging's wieder abwärts ... immer gen Norden.



    Es kann sehr heiß werden, in Schottland! Ob deshalb die Kerle dort Röcke tragen?



    Rechts im Bild erkennt man das "Blackwater Reservoir". Halt ein größer Stausee.



    ... weiter bergab ...



    ... und weiter bergab. Die Rohre führen direkt zur ollen Alufabrik.



    Wir sind da! Es ist heiß, wir brauchen etwas "Pub" zur Abkühlung.


    Nachdem wir uns etwas abgekühlt hatten, besichtigten wir im Ort eine ehemalige Aluminiumfabrik, in der sich heute ein Outdoorladen und diverse Kletterhallen befinden. Unter anderem befindet sich dort - in einem stillgelegten Kühlturm der Fabrik - eine Eiskletterhalle, mit der angeblich die höchsten künstlichen Eiskletterwand der Welt … so steht’s zumindest an der Tür. Am Ticketschalter der Kletterhalle unterhielten wir uns mit einer netten deutschen Angestellten, die schon einige Zeit in Schottland lebt und arbeitet. Vor der Fabrikhalle befindet sich ein kleines, parkähnliches Gelände mit einer kleinen Wiese. Und auf gerade dieser Wiese, trafen wir unsere netten Pub-Bekanntschaften wieder. Sogleich wurde daraus eine sehr gesellige Runde, der sich später auch noch unsere deutschsprachige Bekanntschaft aus der Kletterhalle anschloss. Die Sonne schien, wir saßen im Schatten eines Rot-Ahorns und genossen den internationalen Abend mit dem einen oder anderen Erfrischungsgetränk aus dem naheliegenden Supermarkt .. bis zum Sonnenuntergang. Zu später Stunde gab es noch einen Absacker im Pub des Campingplatzes und anschließend krochen wir in unsere Schlafsäcke. War ein gelungener (Männer-)Tag!



    Blick von der Terasse des Pubs. Goil - wa? Am linken Bildrand erkennt man den kleinen Zeltplatz.



    Eine Orientierungstafel im Pub.



    Die weltweit höchste Indoor-Eiswand. Wow! Ich hätte mich darin gerne abgekühlt, durfte ich aber nicht. Nur mit Kletterausrüstung.

    Tageskilometer: ~15



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)

  • ... auf zum Endspurt! ...


    Freitag, 26. Mai - Tag 6 (Finish !!!)


    Endspurt! Heute wollen wir “finishen”. Bis Fort William waren es noch ca. 23km. Also ein “Klacks”. Im Restaurant des Hotels bekamen wir ein typisch schottisches Breakfast. Eier, Toast, Bacon, Baked Beans und Black Pudding. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein Dessert, sondern um gebratene Blutwurst. Mir schmeckt auch so etwas zum Frühstück.
    Alex hatte die Idee, meinen Rucksack mit dem Gepäcktransport nach Fort William zu schicken. Die Idee fand ich gut, da konnte ich auf der letzten Etappe auch mal “ultralight” hiken. Also gaben wir die Rucksäcke an der Rezeption ab und ich hoffte, dass auch mein Rucksack sein Ziel erreicht. Die Sonne meinte es gut mit uns. Sie brannte. Gleich am Anfang der Tagestour stand ein steiler Anstieg durch einen Wald auf dem Programm. Stehenbleiben oder rasten kam trotz des steilen Weges nicht in Frage. Die Midges lieben es, im Halbschatten und bei Windstille, rastende Wanderer zu verspeisen. Also wurden die Zähne zusammengebissen und der Anstieg gemeistert.



    Echtes schottisches Breakfast. Mit "Black Pudding"!



    Nochmal der Blick aus dem Pub. Schön!



    Blick zurück auf Kinlochleven.



    Nur nicht stehenbleiben. Die Midges sind hinter uns her.


    Die nächsten Stunden verlief der Weg ohne nennenswerte Steigungen über steinige Pfade durch Hochtäler. Wir machten eine kurze Rast an der Ruine eines alten Farmhauses und später eine ausgiebige Pause bei der ich meine Wasserreserven auffüllte und ein wohltuendes Fußbad im Gebirgsbach nahm. In dieser Reihenfolge. Erst Trinkwasser - dann die Füße! Die Sonne brannte nach wie vor (wann gibt’s endlich wieder Regen?) und der Whisky schmeckte. Der Weg durch die Hochtäler zog sich. Nach etlichen schattenfreien Kilometern erreichten wir die Überreste eines Waldes. Dieser wurde Jahre zuvor gerodet. Wahrscheinlich um noch mehr Weideland für die Haggislieferanten zu bekommen. Für uns war das schlecht, denn somit mussten wir weiter unter der sengenden Sonne Schottlands wandern. Irgendwann hatte der Wandergott Mitleid mit uns und wir fanden ein schattiges Plätzchen zum rasten. Selbst die Midges störten mich nun nicht mehr. Hauptsache Schatten. Und endlich sitzen. Meine Füße machten sich wieder bemerkbar und so langsam wünschte ich mir, den Campingplatz in Fort William zu erreichen.



    ... wir sind gut vorangekommen ...



    Und weiter ging's durch die Hochtäler.



    Ein weiteres beliebtes Fotomotiv auf dem WHW: Die Ruine eines alten Farmhauses.



    Natürlich wird dort gerastet.



    ... und überall blökten die Haggistiere ...



    ... die Sonne brannte ...



    Lunchtime!



    ... und weiter ohne Schatten ...



    Dort lugt der "Lochan Lùnn Dà-Bhrà". Schöner Name für einen See.



    Der erste Blick auf den "Ben Nevis"! Dem Chef der Munros!



    Trotz Hitze sind alle langärmlig unterwegs. Wer hat in Schottland schon Sonnencreme dabei?!



    Nicht mal hier gibt's Schatten.



    Warum holzen die Schotten die paar Bäume die sie haben ab? Keine Ahnung.


    So ein kleiner Schluck Whisky zwischendurch, kräftigt ungemein, vor allem die Moral! Nach dem Päuschen zogen wir weiter - nun talabwärts, im Schatten - dem Ziel entgegen. Auf der rechten Seite begleitete uns schon seit längerer Zeit das Massiv des Ben Nevis. Des größten aller Munros. 1345m! Kaum höher als der Brocken. Aber: Wenn man auf den Berg möchte, startet man von Höhe Null! Mal sehen wie das Wetter morgen wird. Ich habe ja noch einen Tag frei.
    Nach einigen Meilen sahen wir im Tal den "Loch Linnhe", was in diesem Fall kein Binnensee sondern ein Meeresarm darstellt, und an dessen Ende tauchte Fort Willam auf. Das Ziel ist in Sicht. Bald darauf erreichten wir den Campingplatz, der sich ca. 4 km vor Fort Willam - am Fuß des Ben Nevis - befindet. Dort genehmigten wir uns erst einmal das eine oder andere Erfrischungsgetränk (vorzugsweise Cider) im “Glen Nevis Restaurant”.



    Die letzten Kilometer ziehen sich ganz schön ...



    In der Bildmitte sieht man den Trail zum Ben-Nevis-Gipfel.



    Da hat der Braveheart sein Car geparkt (sh. Schild)!



    Dort unten ist irgendwo der Campingplatz. Im Hintergrund: Das Ziel: Fort William!



    Nun ging es nur noch bergab. Teilweise sogar im Schatten.



    Das berühmte Tal "Glen Nevis" beginnt hier.



    Blick vom Tal zum Chef-Munro.



    Was wären die Highlands ohne Hochland-Rinder? Auf schottisch-gälisch heißen die Leckereien übrigens "Bò Gàidhealach".



    Blick ins "Glen Nevis".



    Schattenmann


    Nach dem ausgiebigen Restaurantbesuch sind wir zurück zum Campingplatz gelaufen und wollten dort unsere Zelte aufzuschlagen. Nun ja - der Schreck saß tief, als Alex und ich bemerkten, dass unsere beiden Rucksäcke nicht den Campingplatz erreicht haben. Kein Zelt, kein Schlafsack, keine Isomatte - wo sollen wir nächtigen? Alex rief beim Transportunternehmen an und erfuhr, dass unsere Rucksäcke zum “Ben Nevis Center” geliefert wurden. Dabei sollten sie zum “Ben Nevis Campground” gebracht werden. Shit! Nun ließen wir uns an der Rezeption erklären wo sich das “Ben Nevis Visitor Center” befindet und tappten daraufhin los. Der Rest der Gruppe hat in der Zeit die Zelte aufgebaut und wir wollten uns später im Zentrum von Fort Willam treffen, damit wir gemeinsam den Trail “finishen” können. Am “Ben Nevis Visitor Center” angekommen, standen wir vor verschlossener Tür. Das hat gerade geschlossen. Mist!
    Ein erneuter Anruf ergab, dass es sich beim “Visitor Center” nicht um das “Ben Nevis Center” handelt. Dieses befindet sich in der Nähe des Bahnhofes. Wir marschierten also die letzten Kilometer der Tour an der Asphaltstraße entlang zum Bahnhof. Da standen wir nun und sahen kein “Ben Nevis Center”. Es folgte ein kurzer Spaziergang durch Fort William - nettes Städtchen übrigens - und wir fragten so ziemlich jeden ob er ein “Ben Nevis Center” kenne … Ein Hinweis: Hinter dem Bahnhof gäbe es neben dem Supermarkt ein “Ben Nevis Center” … also guckten wir uns am Bahnhof um, sahen außer einer Bowlingbahn allerdings nichts, was nach einem “Center” aussah. Ich dachte schon, wir werden wohl im Waschraum des Campingplatzes nächtigen müssen. Dann bemerkten wir das Schild neben der Bowlingbahn: “The Nevis Center”. Bowlingbahn? Wir gingen rein und am Ticketschalter der Kegelhalle wussten sie schon Bescheid und der nette Schotte schloss uns die Tür zur Wanderrucksackabstellkammer auf … und da waren sie! Beide Rucksäcke!
    Wie konnte das passieren? Wir stellten fest, dass die Rezeptionsdame im Hotel, wo wir unsere Sachen am Morgen aufgegeben hatten, das Kürzel “BNC” auf die Versandetiketten geschrieben hat - anstelle von “BNCG” (“Ben Nevis CampGround”). Und “BNC” wurde also als “Ben Nevis Center” interpretiert. Schei***egal, wir haben unsere Rucksäcke wieder!
    Nun telefonierten wir uns noch mit den anderen zusammen und schlenderten durch die Stadt zum offiziellen Endpunkt des West Highland Ways. Dort befindet sich eine Skulptur, die einen alten Wandersmann darstellt, der sich - auf einer Bank sitzend - die Füße massiert. Böse Zungen behaupten, dass der alte Herr mit ähnlich sieht. Dort werden natürlich die obligatorischen Finisher-Fotos geschossen, wir gratulierten uns gegenseitig und dann suchten wir uns noch einen netten Pub, vor dem wir noch die entsprechenden Finisher-Getränke zu uns nahmen. Anschließend wurden diverse Kleinigkeiten aus einem der vielen Souvenirshops gekauft und dann spendierten wir uns ein Taxi, welches uns zurück zum Zeltplatz brachte.
    Unsere Zelte wurden rasch aufgebaut und dann gönnten wir uns ein vorzügliches Abendbrot im bereits besuchten “Ben Nevis Restaurant”. Ich bestellte mir wieder “Haggis, Neeps & Tatties” … diesmal in einer etwas rustikaleren Form … es war vorzüglich und äußerst reichlich … selbst für einen guten Esser wie mich. Später im Lokal, fand sich die gesamte internationale Wandergruppe wieder zusammen. Auf dem Zeltplatz erfolgte später eine Fortsetzung der vergangenen Abende … dieses Mal jedoch verbunden mit dem aussichtslosen Kampf gegen tausende Midges, die mit allen legalen und illegalen Mitteln bekämpft wurden. Dass der Kampf nutzlos war, bemerkte ich noch am Abend, als ich meine zerstochenen Füße begutachtete …



    Nettes Städtchen dieses Fort William.



    Hier kauft Mann Röcke. Nein, ich habe kein lustiges Foto von mir im Schottenrock.



    Gibt es hier gewisse Ähnlichkeiten?



    Die Ziellinie. Finish! Knapp 160 km in den schmerzenden Füßen.



    Als Gin-Liebhaber musste ich die Karte im Restaurant einfach fotografieren.



    “Haggis, Neeps & Tatties” - ich liebe dieses Zeugs!



    Unser Camp! Wird es noch ein Basislager für die Besteigung des Ben Nevis?

    Tageskilometer: ~23



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)

  • Hut ab, in 6 Tagen so eine Tour zu meistern ist eine echte Leistung. :thumbup: Ich bin zwar auch sehr gern auf Wanderungen unterwegs, aber lieber im Hochgebirge.
    Anonsten ist mir aber aufgefallen, dass die Kombination von Whisky und Wasser (von oben) scheinbar leistungssteigernd wirkt. Muss ich auch mal probieren. :)

    Bei vielen Stammtischtreffen dabei, aber immer noch zu wenig.

  • Beeindruckende Leistung! Und eine nette Erinnerung. 1983 war ich mit drei Freunden in Schottland. Ein oder zwei Nächte haben wir auch auf dem Campground in Fort Williams übernachtet. Das war unser erstes Ziel in Schottland. Von da aus haben wir eine Rundreise gemacht, allerdings per Auto. Gewandert wurde praktisch nur zwischen Zelt und meinem Auto, wo die Biervorräte lagerten :D .


    Ralf

  • Bis auf das Haggis, welches bei mir unweigerlich (:kotz:) auslösen würde ( aber die Geschmäcker sind zum Glück ja unterschiedlich), war es ein sehr amüsanter und kurzweiliger Bericht.
    Vielen Dank.

    Es grüßt aus der Heide
    Michael


    Bei 15.png Stammtischtreffen viele nette Leute kennengelernt

  • Hi @ all!
    Die Vor-Weihnachtszeit ist wirklich stressig. Ich komme gar nicht mehr hinterher ... Der letzte Tag folgt ...


    aber lieber im Hochgebirge

    ... ja, mit Hochgebirge läßt sich der WHW nicht vergleichen. Aber im Mai hatten wir uns gegen eine Hochgebirgswanderung entschieden. Über die Alpen sind wir 2012 auch gekraxelt. Zumindest von Oberstdorf bis ins Ötztal. Dann kam der Schnee ... brrr!


    Gewandert wurde praktisch nur zwischen Zelt und meinem Auto

    Wenn ich mal wieder in Schottland wandere, dann wahrscheinlich auch auf diese Weise. Täglich das nasse Zelt in den Rucksack quetschen war weniger schön.


    Mischo: Ich mag's "rustikal". Und das Zeugs ist wirklich lecker. Man darf halt nicht darüber nachdenken, was drin sein könnte. Aber wer weiß das bei unserer Leberwurst und Saumagen denn schon. :D


    Uli: Ja, ich hatte mich auch schon auf ein schönes Steak gefreut. Aber in den Lokalitäten in denen wir Nahrung konsumiert haben, habe ich auf der Karte keins gefunden. Zumindest nicht von den zotteligen Biestern.



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)

  • Sonnabend, 27. Mai - Tag 7


    Eigentlich habe ich fertich! Aber un-eigentlich habe ich ja auch noch einen ganzen Wanderurlaubstag vor mir. Und da steht eine 1345 Meter hohe Herausforderung direkt vor meinem Zelt. Der Munro-Chef: Ben Nevis! Alex und ich beschlossen am Vorabend, den Ben Nevis zu bezwingen. Das Wetter sah am Morgen noch vielversprechend, ja sogar recht sonnig aus. Ab Mittag, so die Prognose, sollte es jedoch wieder regnen. Aber was soll's? Wir sind ja in Schottland … und dort regnet es halt öfters! Ich stand also früh auf, packte mein Zeugs zusammen und bereitete mich auf die Gipfelbesteigung vor. Der Rest der Gruppe schnarchte noch in ihren Zelten. Irgendwann rappelte es sich in den Zelten und die Bande erwachte. Gemeinsam frühstückten wir und tranken ein paar Becher Kaffee. Keinen Whisky!



    Die Sonne scheint, der Gipfel ruft!



    Ich bin früh wach und warte darauf, dass es losgehen kann ... und trinke den 5. Becher Kaffee.


    Gegen neun machten Alex und ich uns auf den Weg, denn wir wollten den Gipfel ja noch im Trockenen erreichen. Die anderen wollten sich lieber Fort William ansehen und verzichteten auf den Aufstieg.
    Der erste Teil der Besteigung - noch schien die Sonne gnadenlos - war besonders steil. Über unzählige Stufen gewannen wir Meter für Meter an Höhe und schon bald sahen wir unseren Campingplatz im Tal weit unter uns. Wir waren nicht allein auf dem Pfad. Den Ben Nevis zu besteigen gilt in ganz Großbritannien als Volkssport und persönliche Herausforderung. Schließlich ist er ja auch der Höchste Berg der Inseln. Es sind ca. 1300 Höhenmeter zu bewältigen, meist über einen steinigen, bei Nässe (und es regnet oft in Schottland) auch rutschigen Pfad. Die Temperaturen können schlagartig abfallen und auf dem Gipfel ist auch im Hochsommer noch mit Schnee, Hagel und vor allem Nebel zu rechnen. Ein Spaziergang wird das nicht. Einige der Gipfelstürmer, die uns zum Teil auch überholten, hatten noch nicht einmal die passende Kleidung an. Unter anderem sahen wir Leute mit freiem Oberkörper, in Flip-Flops, mit kurzen Hosen oder - ganz schlimm - mit kleinen Kindern in T-Shirts auf den Schultern. Von nervenden Hunden ganz zu schweigen (... nehmen die die Haufen auch wieder mit nach unten?).



    Blick ins Glen Nevis.



    ... es wurde steiler und heißer ...



    Blick zurück auf den Campingplatz.



    Hier wachsen die Bäume schief.



    Alle wollen vor dem angekündigten Regenschauer den Gipfel erreichen.



    Nur noch ein Stückchen: Der Gipfel ist in Sicht!



    Nun haben wir uns aber eine Pause verdient.


    Ziemlich exakt in der Mitte des Aufstiegs erreicht man ein großes Plateau auf welchem sich ein kleiner See befindet (Half Way Loch). Dort rasteten wir einige Minuten und dann ging es auch schon weiter … steil über Steine und Geröll, Menschenmassen ausweichend. Als ich nun dachte, wir haben es geschafft und sind gleich auf dem Gipfelplateau, zeigten sich wieder unzählige Serpentinen vor uns. Ich spürte meine Füße und musste des Öfteren eine kurze Rast einlegen. Die ersten Schneefelder zeigten sich am Abhang und ich “bewunderte” die Idioten, die sich mutig bis zur Abbruchkante der Schneefelder vorwagten. Jederzeit könnte ein Stück von der Kante wegbrechen … und dann wären sie wech! Mannomann! Ich hätte das gerne fotografiert - war aber zu sehr mit Schnaufen beschäftigt.



    Halbzeit am ”Half Way Loch”



    Hier konnten wir unsere Flaschen auffüllen.



    Schon ganz schön Höhenmeter geschrubbt.



    ... und wieder ein Stückchen näher am Himmel. Im Hintergrund: Loch Linnhe, Loch Eil und rechts das "Half Way Loch" (eigentlich: "Lochan Meall An T-suidhe").



    ... die ersten Wanderer kommen uns schon entgegen ...



    Ach der Axl ist auch wieder dabei!



    Nein, das ist noch nicht der Gipfel. Noch lange nicht!



    Erste Schneefelder und gaaanz weit hinten: das Gipfelplateau!



    Ein kurzer Blick zurück ... die Sicht verschlechtert sich.



    Irgendwie erinnert mich das an das Gipfelplateau auf'm Mt. Whitney.



    Der Hund posiert an der Kante. Ob der auch ein Stöckchen holen würde?



    Ich habe mich bloß mit Zoom rangetraut.



    Gipfel in Sicht! (... noch!)



    ... irgendwo da oben ...



    ... da geht's ganz schön steil runter ...


    Irgendwann waren wir ganz oben. Der höchste Punkt der Britischen Inseln war erreicht. Die Sicht wurde schlechter, es nebelte und es fing an leicht zu nieseln. Das störte hier jedoch niemanden.
    Auf dem Gipfelplateau ging es zu wie auf dem Jahrmarkt. Hunderte Leute mit Kindern und Hunden und sogar einer riesigen Pauke feierten sich. Die Pauke hat eine Gruppe “Aktivisten” für einen wohltätigen Zweck mit hochgeschleppt. Jaja, die Schotten!
    Auf dem Gipfelplateau befindet sich eine kleine Schutzhütte aus Geröllsteinen mit Blechdach sowie etliche Mauern verfallener Gebäude. Alles wirkte im leichten Nebel etwas “gespenstisch” - trotz der Menschenmassen.



    Die "Schutzhütte". Wenn es hier oben so richtig kracht, reicht die bei weitem nicht aus.



    Der wirklich allerhöchste Punkt auf den Brittischen Inseln.



    Hat Axl das Kopftuch gewechselt?


    Wir machten oben eine kurze Rast, verspachtelten einige Snacks und dann begannen wir den Abstieg und … es fing an zu regnen! Punkt 12:00 Uhr! Genau wie es der Weatherforecast prophezeit hatte: Ab Mittag ist mit Regen zu rechnen! Der Abstieg war ebenso quälend wie der Aufstieg jetzt jedoch mit Regenzugabe. Zu gerne hätte ich eine kurze Rast eingelegt um die Füße zu massieren - jedoch bot sich nirgends eine Möglichkeit. Alles war nass und klitschig. Und so kämpften wir uns wieder talabwärts - über unzählige Stufen und Geröll.



    Mal ein Blick über'n Berg drüber.



    Auch auf der Seite geht's ganz schön steil bergab.



    Der Regen beginnt, wir marschieren wieder talabwärts.



    Da müssen wir noch runter.



    ... im Zick-Zack bergab ...



    Die Steine waren ziemlich rutschig. Mehr als einmal bin ich ins Schlittern gekommen ...



    Fast geschafft! Sieht eigentlich ganz nett aus ... dieses Schottland.



    My tent is my castle!


    Endlich! Nach ca. 3-stündigem Abstieg kamen wir dann im “Ben Nevis Restaurant” - unmittelbar neben dem Campingplatz - an. Dort hat sich bereits der Rest der Wandergruppe - nach ihrem Sightseeing in Fort William - eingefunden. Jochen war so nett und hat für Alex und mich Bustickets für den Bus nach Glasgow organisiert, sonst hätten wir nochmals nach Fort William laufen müssen … meine Füße streikten jedoch. Die beiden Jungs hatten denselben Rückflug - mit Ryanair - gebucht wie ich.
    Nach einem ausgiebigen Abendessen im Restaurant trafen wir uns am Abend noch einmal mit den internationalen Pub-Bekanntschaften, tauschten Mailadressen aus, quatschten und vernichteten die letzten Whiskybestände. Am nächsten Morgen mussten wir zeitig raus … der Flieger wartet nicht auf uns … und wir mussten noch nach Glasgow zum Airport.

    Tageskilometer: keine Ahnung, aber 1300 hoch und wieder runter!



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)

  • ... nee, wettermäßig war das auch gar nicht meine Gegend. Aber viel schlimmer als der Regen waren die Midges-Biester! Und dabei sollten die im Mai noch gar nicht so aktiv sein. Ich frage mich, was da im Sommer los ist. Never ever!



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)

  • Tolle Tour! Aber diese Midges..... Wirklich kein adäquates Mittel???? Ansonsten Respekt, besonders die Quälerei bei Regen
    macht bekanntermassen wenig Freude.... Obwohl, Regen in Schottland.....? :D

  • Wow, auch von mir Respekt für diese Tour! Und vor allem deine Tagesabschnitte - zumal mit Gepäck. Ich könnte kaum einmal 30 km mit Tagesgepäck laufen/wandern, aber nicht mit allem Zipp & zapp. Und dann noch bei schottischem Wetter ..... es regnet ja doch ab und an mal dort. ;)
    Ich glaube, an deinem 2. Tag wäre ich am Nachmittag in dem Hotel geblieben und wäre dort 2 Tage lang nicht mehr aufgestanden. Kann man denn unterwegs noch woanders übernachten oder nur an den Stellen, wo ihr wart?


    Bzgl. Haggis kann ich sagen: wir haben uns 2016 da mal bewusst drauf eingelassen - und es war okay. Zumindest wenn man es im B&B vorgesetzt bekommt und die einem auch erklären, dass sie es selbst gemacht haben. Überall essen würde ich es nicht, aber unser Mut wurde bei 3 Versuchen auch 3x belohnt.


    Migdes sind furchtbar. Punkt. Egal bei welchem Wetter.


    Tja und Whisky. Geht auch bei jedem Wetter ;) Hast du denn nur diese eine Destille besucht? Vermutlich, sonst hättest du ja noch was geschrieben. Und hast du beim testen jetzt einen Liebling gefunden? Oder gar einen, mit dem es sich besser wandern lässt?


    Und jetzt noch mal Respekt für den Ben Navis! Das mal so eben nach der ganzen Tour noch obendrein - super starke Leistung!! Bei Regen ist das ja alles sehr glitschig, das wäre ja gar nix für mich. Also echt stark - so ein Kurzurlaub!


    Was kommt als nächstes?

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