Mittwoch, 24. Mai - Tag 4
Der nächste Morgen kommt bestimmt und so manch einer von uns wunderte sich über ein gewisses “Unwohlsein”! Aber das hilft ja nichts, heute stand uns wieder eine Etappe von 30 km bevor. Die Gruppe hatte eine Campsite im “Glencoe Mountain Resort” gebucht. Da es auf dieser langen Etappe keinen anderen zivilisierten Campingplatz gab, schloss ich mich dem Vorhaben an und so stiefelten wir, nach einem ausgiebigen Frühstück vorm örtlichen “Supermarkt”, gemeinsam los. Ein langer steiniger Weg - immer in Sichtweite der Schnellstraße und Eisenbahnstrecke - begann. Der Weg führt teilweise über alte Militärstraßen, die die Engländer im 18. Jahrhundert angelegt hatten, um so ihre Truppen schnell zu den Schauplätzen des Jakobitenaufstandes verlegen zu können (Jakobiten).
Nach etwas Niesel (Kein richtiger Regen!!!) kamen wir zum Mittag in dem Örtchen “Bridge of Orchy” an, welches im Wesentlichen aus einem kleinen Bahnhof und einem Hotel besteht. Dort genehmigten wir uns einen kleinen Lunch und tranken einige Gläser “Strawberry Cider”. Mit viel Eis. Naja, es erfrischte jedenfalls.
Und weiter ging es - frisch gestärkt - über alte holprige Straßen, immer im Hinterkopf, dass wir noch 20 km Landschaft vor uns haben werden. Hauptsache es fängt nicht wieder an zu regnen.
Tschüß, Tyndrum
Nun ging es auf alten Militärstraßen weiter ...
... es wurde viel ge-ginstert ...
Das Zeugs wucherte überall.
Eine Haggisherde!
Nein, das ist nicht der Campground! (Erinnerte mich an diverse Gegenden in den Staaten.)
"Bridge of Orchy"
Die Gruppe war wieder viel schneller unterwegs, als ich. Also ging ich meinen “Stiefel” und machte die erste kurze Rast auf einem Hügel, der einen wunderschönen Blick über den darunter liegenden Loch Tulla bot. Dann begann das Rannoch Moor. Das heißt nicht nur Moor, das ist auch eines. Und zwar ein ziemlich großes (130 km²). Rechts des Weges Moor, links des Weges Moor und vor mir ein nicht enden wollender, steiniger Weg. Die Füße schmerzten. Und anfangs traute ich mich noch nicht einmal eine Pause einzulegen, weil das die fiesen Midgesbiester ausnutzten würden, um von mir zu naschen. Solange man in Bewegung blieb taten sie einem nichts. Also bin ich tapfer weiter marschiert.
Einige Zeit später traf ich auf die Nachhut der Wandergruppe. Sie haben mich schon von Weitem gesehen und auf einer Brücke eine Rast eingelegt und auf mich gewartet. Das fand ich wirklich nett, denn stundenlang durch dieses riesige Moor zu tappen ist - trotz der eindrucksvollen Landschaft - ziemlich langweilig. Also gingen wir weiter und quälten die nächsten Stunden unsere Füße gemeinsam. Der Weg nahm kein Ende. Das wir uns vorwärts bewegten war eine Illusion. Kaum eine Landmarke an der wir uns orientieren konnten. Irgendwann waren die Reste einer alten Farm zu “bewundern”. Dann wieder nur Moor. Es begann langsam zu regnen. Es regnet oft in Schottland. Meine Füße wollten nicht mehr. Alex, aus der Gruppe, ist - wie eigentlich jeden Tag - wie ein Duracell-Hase vorneweg gehoppelt und sitzt sicherlich schon frischgeduscht beim Abendbierchen im Trockenen und lässt es sich gut gehen. Endlich, meine Füße versagten nun endgültig den Dienst, sahen wir das Ziel unserer Tagesetappe: Das “Glencoe Mountain Resort”!
Daydreamer.
... weiter auf'm Pfad ...
Über dem Loch Tulla.
Die waren so zahm und fraßen sogar aus der Hand. Das Gatter täuscht. Das war "Freiwild". Der Zaun schützt eine Campsite nebenan.
... nun beginnt das Moor ...
... und das bleibt 'ne Weile ...
... more Moor ...
... noch more Moor!
Die Landschaft änderte sich stundenlang nicht.
Zur Abwechslung fing es an zu nieseln.
Bald geschafft?
Schnell wurden die Zelte aufgeschlagen, die nassen Sachen in den Trockenraum gebracht und anschließend wurde im spartanisch eingerichteten “Restaurant” des Resorts das eine oder andere Pale Ale genossen. Das “Glencoe Mountain Resort” liegt am Fuße eines kleinen Skigebietes - mit Sessel- und Schleppliften und allem was dazugehört. Ist der Schnee weg, wird eben auf WHW-Hiker umgestellt. Das Dinner wurde später stilecht vor den Sanitärbaracken selbst zubereitet … bei mir gab’s wieder lecker Nudelpamps. Der Abend wurde noch sehr gesellig. Nach und nach fand sich das gesamte internationale Publikum, welches wir am Vorabend im Pub kennengelernt hatten, auf dem Zeltplatz ein und so entstanden wieder nette Gespräche und der eine oder andere Becher Whiskey machte die Runde.
Abendliches Dinner vorm Sanitärhäuschen. Abendbrot und Whisky.
Der Zeltplatz am nächsten Morgen.
Tageskilometer: ~30!
Viele Grüße,
Nick