braungebrannt im Schottenland ...

  • (oder: "Sind Schotten eigentlich wasserfest?")


    Nachdem meine letzte Fernwanderung nun schon einige Jahre zurückliegt (manche von Euch erinnern sich vielleicht noch an meinen Wanderbericht vom John-Muir-Trail), mein Rücken nicht mehr schmerzte, es meinen Füßen unterm Schreibtisch viel zu gut ging, beschloss ich, in diesem Jahr wieder eine längere Wanderung zu unternehmen. Bloß wohin? USA würde mich reizen, dafür gab’s jedoch kein „OK“ von der besseren Hälfte (Bessere Hälfte = Finanzministerin). Außerdem standen mir nur ein paar Tage zur Verfügung, so dass das ohnehin unrealistisch wäre.
    Mit meinem Wanderkumpel T. hatte ich mir schon vor einiger Zeit diverse mögliche Trails angesehen. Eine Überlegung wert waren u.a.: die Route Merano – Gardasee, der Malerweg in der sächsischen Schweiz, der Hadrian’s Wall Path in Nordengland oder der John Muir Way in Schottland. Ja, die Schotten haben auch einen Muir-Trail. Der gute John war ja geborener Schotte. Allerdings bietet der Weg keine großen Anforderungen und somit ist der Trail was für alte Herren. Ähnlich verhält es sich mit dem Hadrian’s Wall Path. Die Höhenprofile der Routen sahen wenig ansprechend aus und etwas „auspowern“ wollten wir uns ja doch. Da der Monat Mai sich als angestrebter Wanderzeitraum herauskristallisierte, strichen wir auch noch die Alpenwanderung. Das wäre mir wettertechnisch zu unsicher für die geplanten Zeltübernachtungen. Der Malerweg ist sicherlich toll, allerdings ist es an den Fernwanderwegen in Deutschland oftmals nicht ohne weiteres möglich, sein Zelt in der Pampa aufzuschlagen. Und in Sachsen wäre ich da ohnehin vorsichtig. Wegen der Wölfe und diverser Springerstiefelträger.


    Also guckte ich mir nochmals die Karte der britischen Inseln an und entdeckte doch tatsächlich eine wanderbare Gegend in Schottland, die sich die „Highlands“ nennt. Und dort gibt es den “West Highland Way”. Dieser führt von Glasgow nach Norden bis Fort William und ist ca. 150 km lang. Das Höhenprofil sah schon etwas anspruchsvoller aus, die Fotos vom Trail, die wir im Internet fanden, sprachen für sich. Tolle Landschaften. Gebongt! Mitte Mai 2017 geht’s auf den West Highland Way! Aber: Nachdem alles schon soweit geplant war, teilte mir T. mit, dass er in der geplanten Woche doch nicht mitwandern kann, da er nach wie vor an seiner Karriere als Rockstar arbeitet und genau in dieser besagten Woche einen Auftritt mit seiner Band hat. Shit! Nur hatte ich mich schon intensiv auf das Abenteuer vorbereitet und somit wurde das Vorhaben zu einer One-Man-Show. Es kann nur einen geben: MacNick wird zum Highlander!!!
    Da ich vorher noch nie in Schottland war, musste ich mein Wissen erst einmal auf Vordermann bringen. Was wusste ich über Schottland? Dort gibt’s Whisky. Und Männer, die gerne Röcke tragen. Und Säcke, auf denen gedudelt wird. See heißt dort Loch und in manchen der Löcher wohnen Ungeheuer. Castles gibt’s dort auf allen Bergen und viele Schafe blöken drum herum. Ab und zu soll’s auch mal regnen.
    Ich recherchierte in diversen Wanderforen und lernte, dass es in Schottland häufiger regnen kann – mitunter auch ganztägig. Tagelang. Und wenn es nicht gerade regnet wird man von kleinen beißenden Mücken, die der Schotte liebevoll „Midges“ nennt, gebissen. Die Biester sollen gerade nach Regengüssen zu hunderttausenden auftauchen und versuchen, dem gemeinen Wanderer das letzte Tröpfchen Blut auszusaugen. Dabei sind die so klein, dass normale Mückennetze – wie wir sie aus unseren Breitengraden kennen – gar nichts nützen. Und über Autan lachen die sich kaputt.
    Es herrscht wohl auch bei den Schotten ein Glaubenskrieg, was tatsächlich gegen die Midges helfen soll. Angeblich soll eine Hautlotion der Marke “Avon” die Biester fernhalten … andere schwören auf ein Mittel namens „Smidge“. Der gemeine Schotte lässt sich allerding beißen (die beißen nämlich und stechen nicht) und gewöhnt sich somit langsam an den Juckreiz. Was habe ich mir also gegen die Midges besorgt? Gar nichts! Ich wollte es den Schotten gleich tun und die Dinger einfach ignorieren.


    Regen! Da mein Equipment noch auf der mehr oder weniger trockenen Sierra-Nevada-Wanderung basierte, fehlte mir ein praktikabler Regenschutz. Ich entschied mich für einen Poncho, der einen Buckel im Rückenbereich hat und den Rucksack gleich mit abdeckt. Das Konzept gefiel mir. Fand ich besser, als ständig Regenjacke und Hose zu wechseln. Was nützt es, wenn die Sachen von außen zwar gegen Regen geschützt sind, man jedoch darunter im eigenen Saft schmort.
    Ich besitze nur ein paar recht einfache Wanderschuhe, die – entgegen der Werbeaussage – definitiv nicht wasserdicht sind. Und in Schottland soll’s ja gelegentlich regnen. Also bestellte ich mir noch ein Paar wasserdichte Socken. Ja, richtig! Wasserdicht! Ich habe diverse Rezensionen über diese Socken gelesen. Sie sollen tatsächlich halten, was sie versprechen. Man kann sich mit denen sogar in die Badewanne setzen ohne nasse Füße zu bekommen – natürlich bleiben die Füße dann dreckig. Und vom Tragekomfort sollten sie auch noch gut sein. Mal sehen.
    Außerdem bestellte ich mir noch ein paar einfache Gamaschen, damit das Wasser nicht von oben in den Wanderschuh laufen kann.


    Einen günstigen Flug fand ich bei Ryanair. Von Schönefeld direkt nach Glasgow, dem Startpunkt des Trails. Das heißt, der eigentliche Startpunkt befindet sich in einem Vorort von Glasgow. Milngavie. So wird’s geschrieben. Gesprochen wird’s gaaanz anders. Ungefähr so: „Muhlgai“. Die meisten Ortsbezeichnungen stammen aus dem Gälischen und sind selbst für die nicht gälisch geprägten Briten unaussprechlich.


    Mit dem neu erworbenen Equipment unternahm ich, gemeinsam mit einem Kumpel, eine einfache Brockenbesteigung. Unterwegs regnete es, so dass ich den Poncho und die wasserdichten Socken testen konnte. It works fine! Trotz Stampfen durch Schneefelder und durchnässter Schuhe blieben die Füße trocken. Der Poncho verrichtete seine Arbeit auch sehr gut, nur das Überstreifen mit aufgesetztem Rucksack musste noch geübt werden. Es sah wahrscheinlich sehr amüsant aus, als ich versuchte, mir bei Wind und Regen das riesige Segel über den Kopf und Rucksack zu ziehen.


    So nun geht’s los. Am Sonnabend vor dem Männertag fuhr mich meine liebe Frau (= bessere Hälfte aka Finanzminister) nach Schönefeld auf den Flughafen, schmiss mich direkt vor dem Terminal aus dem Auto, denn Parken war dort sündhaft teuer. Dann suchte ich den Check-in von Ryanair. Falsches Terminal, also noch mal raus und zum Terminal C gelaufen. Rucksack mit 14,x kg aufgegeben (15 kg hatte ich gebucht). Und nun musste ich noch Zeit vertrödeln. Was macht Mann in einer solchen Situation? Genau! Er geht ein Bier trinken. Was er dann auch tat. “Eine jede gute Reise beginnt mit einer Hefe-Weisse.”
    Als ich dann zum Terminal C zurückkam, erschrak ich mächtig, denn auf der Hinweistafel stand für meinen Flug bereits: „go to gate“. Und das Gate sollte angeblich gleich schließen. Dann wurde es ziemlich sportlich, denn als Ryanair-Passagier musste ich durch sämtliche Terminals in der oberen Etage hetzen um dann den Flugzeug-Zubringer-Bus am anderen Ende der Flughafengebäude zu erreichen. Aber dort wartete bereits eine lange Schlange von Schottlandreisenden, die genauso abgehetzt aussahen wie ich.



    Ankunft in SXF



    Flug-Hefe



    ich bin auch da


    Mit den Modalitäten bei Ryanair sollte man sich bereits einige Zeit vor dem Abflug auseinandersetzen. 15 kg Gepäck für Hin- und Rückflug hatte ich gleich beim Kauf der Tickets gebucht. Einen Sitz nicht. War ich zu geizig. Für einen zweistündigen Flug ist mir das ziemlich Wurscht wo ich sitzen muss. Notfalls stehe ich auch. 7 Tage vor Abflug kann man bei Ryanair online einchecken und erhält gleich einen Sitzplatz zugewiesen. Mein Rückflug sollte jedoch 9 Tage später erfolgen. Da ich nicht wusste, ob ich von unterwegs einen Internetzugang haben werde, entschloss ich mich, den Check-In für den Rückflug bereits vorher durchzuführen. Dafür muss man dann halt doch einen Sitzplatz buchen. Natürlich kostenpflichtig. Und wichtig: Die Bordkarten müssen vom Passagier ausgedruckt vorgelegt werden bzw. kann man sich eine App von Ryanair aufs Smartphone laden und sich die Bordkarten anzeigen lassen. Ich tat Beides: je 2 Ausdrucke auf Papier (1. Backup!) und die Bordkarten in der Smartphone-App (2. Backup!). Da sollte eigentlich nichts passieren. Wenn das Papier nass wird (in Schottland soll es öfters regnen) habe ich noch die digitale Version. Kann man weder das Eine noch das Andere vorweisen und müssen die Bording-Pässe neu ausgestellt werden, wird’s richtig teuer.
    Im Flieger sitzend - ich teilte mir die 3er-Reihe mit einer jungen Dame und durfte am Fenster sitzen *freu* - hatte ich einen schönen Ausblick auf Deutschlands größte und schönste und langlebigste Baustelle (kurz: BER). Ob ich das noch erleben werde, von dort abzuheben?
    Der Flug war kurzweilig. Die Lehnen lassen sich bei RA nicht zurückstellen, das störte mich jedoch nicht weiter. Beim Landeanflug auf Glasgow sah ich die Highlands und den schönen Loch Lomond im Sonnenschein und die Vorfreude auf den Trail wuchs. Von wegen in Schottland regnet es ständig.



    ... über Brandenburg



    Da lugt der Loch Lomond



    "meine" Maschine



    Ich muss in Schottland sein ...


    Mein Rucksack war auch mitgeflogen und so holte ich mir erst einmal einige Pfünde (Pounds) aus einer ATM. Ich bekam das Geld, erschrak jedoch wegen des exorbitanten Kurses. Später erfuhr ich, dass ich den vorgeschlagenen Wechselkurs des Geldinstitutes zugestimmt habe. Hätte ich nicht akzeptiert, hätte der tagesaktuelle Umtauschkurs gegolten. Diese ********! Aber aus Schaden wird man klug. Manchmal jedenfalls.
    Nun fuhr ich mit dem Shuttlebus direkt in die City. Glasgow! Was wusste ich über Glasgow? Fabrikstadt. Schornsteine. Zwei Footballteams: Celtic & Rangers. Ja! Football! Nicht Soccer!
    Das war’s auch schon. Auf der Suche nach dem Bahnhof konnte ich die Prachtmeile von Glasgow, die Buchanan Street, entlangschlendern. Ganz nettes Städtchen. Was mir auffiel, es waren sehr wenig Tische vor den Pubs und Restaurants. Dabei war schönes Wetter. Vielleicht regnet es ja doch des Öfteren - in Schottland.
    An der Queen Street Station fragte ich am Schalter nach dem nächsten Zug nach Milngavie („Muhlgai“). Hehe, der nette Mann am Schalter verstand mich. Ich ihn allerdings nicht! Ich verstand nur Bahnhof. „Grzm fro Prjgjeid dlebve, prjd dur fnvnv“ – oder so ähnlich. Mit Stift und Zettel teilte er mir mit, dass eine Fahrkarte 3,40 Pounds kostet, der Zug in wenigen Minuten eine Etage tiefer im lower level abfährt und ich in Partick umsteigen muss. Ich bekam ein Ticket, welches ich sogleich in der Bahnhofshalle verlor. Ein junger, eisleckender Schotte bemerkte dies und rannte mir hinterher und übergab mir das Ticket. Wirklich nett, die Schotten.
    Nachdem ich mich bis zum lower level durchgefragt hatte (ich verstand immer noch nur „Bahnhof“ – hielt aber jeden den ich fragte den Zettel des Ticketverkäufers vor die Nase) … kam auch gleich der Zug. Scotsrail! Bis Partick war es eine kurze Fahrt. Dort sollte ich auf dem Bahnsteig warten bis der nächste Zug nach „Muhlgai“ kommt. Leider kapierte ich den Sinn der Texte an den elektronischen Anzeigetafeln nicht, zu viele Abkürzungen … da sehe ich Parallelen zur Deutschen Bahn. Man spricht „bahnisch“. Ist das international?
    Ein nettes schottisches Pärchen bemerkte meine Unsicherheit und schon hatte ich ein Gespräch an der Backe. Sie versuchten „hochenglisch“ mit mir zu reden und ich verstand auch so einiges. Zumindest glaubte ich dies. Die beiden waren noch so nett und haben mich aus dem falschen Zug wieder rausgezogen und gewartet bis ich in den richtigen eingestiegen bin. Nett, die Schotten.



    Glasgow I



    Glasgow II



    Glasgow III


    In Milngavie angekommen (Zug endet dort, man kann nichts falsch machen), machte ich mich auf den Weg in den nächsten Supermarkt um eine Gaskartusche für meinen Kocher zu ergattern. Ohne Gas keinen Kaffee und kein Süppchen am Abend. Leider, leider war das nur ein ganz kleiner Supermarkt … und deren Campingabteilung bestand aus einem Kugelgrill und einem Campinghocker. Dann halt nicht. Ich wanderte noch 2-3km bis zum Campingplatz, wo ich die erste Nacht verbringen wollte. Um Gas musste ich mich am nächsten Morgen kümmern, da war ja noch ein Baumarkt in der Nähe.
    Ich erreichte den Campground auf einer Farm und stellte fest: Ich bin allein. Kein anderes Zelt. Nüscht. Also schnell Zelt aufgebaut und das Sanitärhäuschen gecheckt. Sauber aber klein. Wasser sehr heiß. Heißes Wasser? Da kann ich ja mal das Instantkaffeepulver ausprobieren. Mmm. Geht so! Jedenfalls saß ich mit meiner Tasse halbwarmer brauner Brühe vorm Zelt, lernte die ersten Midges kennen und genoss die Aussicht auf die landenden Flugzeuge, die direkt über meinem Zelt das Fahrwerk ausfuhren. Das kann ja ‘ne Nacht werden.



    (was man nicht gleich erkennt: Da kommt 'ne Stretch-Limo die Straße runter -> sh. Schild)



    ... available campsite ...



    ... occupied ...



    ... "Where the big jet engines roar" ...


    ... so endet mein erster Tag in Schottland ... grrrrrrhhhh! :sleeping:



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)


    P.S.: Wollt Ihr wissen, wie's weiterging?

    "Drivin' in the sun ... looking out for #1"

    5 Mal editiert, zuletzt von Nick ()

  • Klar, dabei!!!

    USA 2013 - 2019 / MEXIKO 2016 / KANADA 2018 / NAMIBIA Oktober 2019
    USA April 2020 / USA September /Oktober 2020
    Namibia April und Oktober 2021, USA April 2022, Oktober 2022 USA Südwesten mal wieder...

  • Hi @ all!


    Für diejenigen, die es interessiert, wie es weiterging:


    Sonntag, 21. Mai - Tag 1


    Nach der doch etwas unruhigen Nacht (Kaffee vorm Schlafengehen, landende Flugzeuge überm Zelt) stand ich schon sehr zeitig auf, „kochte“ mir einen Kaffee und testete zum Frühstück ein Instantnudelgericht, welches auf die gleiche Weise wie der Kaffee zubereitet wurde. Mmm. Geht so eigentlich gar nicht! Ich packte meine 7 Sachen und machte mich auf die Socken, nicht ohne meine Gebühr für die Übernachtung in den Briefkasten des Farmbesitzers zu werfen. Am Sonntagmorgen um 7 Uhr schepperte es genau 8 mal im Blechbriefkasten. Und ein Pound als Coin ist schwer, deshalb heißt es ja auch „Pfund“. Alle Tiere auf der Farm waren nun wach und blökten, muhten oder bellten.



    Auf geht’s …



    … hier stehen ganz nette Häuschen rum …


    Wieder ein Marsch von 3 km zurück nach Milngavie um eine Gaskartusche im Baumarkt zu ergattern. Der macht jedoch erst um 8 Uhr auf. Zum Glück fand auf dem Parkplatz vor dem “Homebase” der (wahrscheinlich) sonntägliche Flohmarkt statt und so konnte ich etwas gucken und wurde begafft. Ich schlenderte mit meinem Rucksackmonster auf dem Buckel durch die Reihen und wahrscheinlich dachten die Schotten, ich baue auch gleich einen Stand auf.
    Punkt acht ging ich in den Baumarkt und erfuhr sogleich, dass es HIER keine Gaskartuschen gibt. Ich solle es in der „Stadt“ versuchen. Es war Sonntagmorgen. Meine einzige Hoffnung, abends nicht wieder lauwarmen Kaffee zu trinken und eingeweichte Teigwaren essen zu müssen, bestand darin, dass einer der Läden - die sich auf die große Anzahl von WHW-Hikern eingestellt haben - auch am Sonntag öffnet.



    “sounds good?”



    ein “Uhrturm” → https://de.wikipedia.org/wiki/Uhrturm


    Auf dem Weg zur Ortsmitte, zum offiziellen Startpunkt des West Highland Ways (WHW), traf ich ein junges schweizer Hikerpärchen, das denselben Weg und das gleiche Problem wie ich hatte. Sie brauchten Gas. Die Läden hatten tatsächlich alle geschlossen. Aber sie gaben mir einen Tipp: Die beiden schickten ihr schweres Gepäck mit einem organisierten Gepäcktransport an die entsprechenden Etappenziele. Die Fahrer der Transporte haben oftmals notwendige Kleinigkeiten für Hiker in den Transportern. Und siehe da: Am Sammelpunkt standen schon mehrere Transporter und ein Fahrer hatte noch eine Gaskartusche für mich übrig. Super! Ich freute mich bereits auf einen heißen Kaffee und gekochten Nudelpamps. Dann ging ich nochmal zurück zum Obelisken, der den Startpunkt des WHWs markiert und knipste ein paar Fotos. Nun ging es los. Nur noch 154 km bis Fort William. Kleinigkeit. Hauptsache es bleibt trocken … Man sagt, in Schottland kann es ganz schön nass werden.



    Das offizielle “Starter-Photo” … ob’s auch ein “Finisher-Photo” geben wird?



    Mein Equipment posiert auch …



    … jetzt geht’s richtig los ...


    Die ersten km/miles verläuft der Weg an einem kleinen Flüsschen, dem Allander Water, entlang. Schön, nicht spektakulär. Leicht hügelig. Dann durchquert der WHW den Mugdock Forest, von dem es heißt, dass hier früher eine Hochburg der Schwarzbrennerei gewesen sei. Anschließend ging es meilenweit durch offenes, hügeliges Gelände. Zu dieser Zeit – im Mai – zeigten sich die Ginsterbüsche entlang des Weges im schönsten Gelb-Orange.

    Nach einer Weile nieselte es leicht. Kein Problem. Schließlich hatte ich ja eine Regenjacke an und die sollte das bisschen Nieselregen abhalten. Aus dem Niesel wurde Regen. Bevor ich endgültig durchnässt werde, beschloss ich, mir meinen Regenponcho über den Kopf und Rucksack zu stülpen, was mir auch nach einigen Slapstickeinlagen gelang. Ab und zu soll es in Schottland auch mal regnen … ist halt so. Ich bin ja nicht aus Watte gebaut.

    Strammen Schrittes ging es nun - vorbei an Ginsterbüschen und durch Weideland - dem ersten Zwischenstopp entgegen: der Glengoyne Distillery. Die wollte ich mir nicht entgehen lassen und so stapfte ich - durchgeweicht wie ich war - über eine Weide voller aufgeweichter Schaf- und Kuhhäufchen, der Destille entgegen. Ich erhoffte mir dort ein trockenes Plätzchen oder besser noch ein Lokal, in dem ich mich trocknen und den einen oder anderen Single Malt testen konnte. Da war aber nichts dergleichen. Ich hätte mich für eine Führung durch die Destillerie entscheiden können, danach war mir aber im Augenblick überhaupt nicht zumute. Also ergatterte ich mir im Souvenirshop wenigstens zwei kleine Fläschchen mit 10 und 18-jahre altem Destillat. Mal sehen, wie das Zeugs schmeckt. Ich bin nämlich bis dato kein Whisky-Trinker. Achja: Wishky=schottisch, Whiskey=irisch/amerikanisch.



    die “Roadmap”



    im Mugdock Forest



    … noch bin ich richtig …



    nun beginnt es feucht zu werden …


    Im Hintergrund die Glengoyne-Destille



    Ist das nicht motivierend?



    … endlich da …

    Zurück auf den Trail, es regnete immer noch in Strömen (soll in Schottland häufiger vorkommen), lief ich tapfer weiter. Langsam qualmten mir die Füße und so machte ich einen Stopp im hübschen “Beech Tree Inn”, einem Restaurant mit großzügigem Außengelände und einigen Tieren, u.a. süßen Shetlandponys. Ich freute mich bereits auf mein erstes Cider seit Jahren, bekam es jedoch nicht, da alkoholische Getränke erst nach dem Mittag ausgeschenkt werden dürfen. Also orderte ich mir erstmal eine Kleinigkeit zum Essen. “Haggis Fritters”. Sehr lecker. Haggis - das schottische Nationalgericht - besteht aus dem Magen eines Schafes, der mit Hafer und Schafsinnereien gefüllt wird. Mein Haggis war in Stücke geschnitten und wurde in einer Panade frittiert. War sehr gut!


    … ein schottischer Mustang ...



    … das Bild täuscht. Es regnet nach wie vor.



    … ich bin immer noch auf dem richtigen Weg!


    Nach der Stärkung - es regnete immer noch - ging es wieder weiter auf dem WHW, dem Endziel meiner ersten Etappe entgegen. Landschaftlich änderte sich vorerst nicht viel aber der Regen hörte langsam auf. Ab und zu blickte sogar die Sonne zwischen den Wolken hervor. Geht doch. Eigentlich wollte ich heute auf einer Farm campieren, die sich in der Nähe des Örtchens “Drymen” befand. In Drymen (sprich: “Drimmen”), befindet sich der (angeblich) älteste Pub Schottlands. Schon das spräche für eine Übernachtung in der Nähe.
    Allerdings war es gerade nachmittags um drei Uhr und da wollte ich eigentlich noch kein Zelt aufschlagen … und ein nachmittäglicher Pubbesuch könnte böse enden. Also widerstand ich der Versuchung eines Pubbesuches und lief tapfer auf dem WHW weiter. Nächstes Zwischenziel: der “Conic Hill”.
    Der Weg verlief wieder durch bewaldetes Gelände und es wurde schon etwas “highländer”. Zwischendurch ergaben sich immer wieder nette Gespräche mit anderen Wanderern, man überholte sich gegenseitig und traf sich dann bei einer Rast wieder. Auf dem Trail war also geschäftiges Treiben. Kein Vergleich zur Abgeschiedenheit in der High Sierra.
    Von Weitem sah ich nun schon die Kuppe des “Conic Hill”. Hinter dem Berg lag der Loch Lomond, an dessen Ufern ich heute nächtigen wollte. Als es nach einiger Zeit wieder zu regnen begann und ich mich in auf einen erneuten Kampf mit meinem Kumpel “Poncho” gegen den Wind vorbereitete, merkte ich, dass ich kaum noch Wasser in den Flaschen hatte und musste mir Gedanken darüber machen, wo ich die Wasservorräte auffüllen konnte. Ärgerlich war, dass es unterwegs eine Kühlbox gab, aus der sich die Hiker - gegen eine kleine Spende - mit Mineralwasser versorgen konnten, ich allerdings nicht zugriff, da ich keinen Platz in meinem Rucksack für zusätzliche Flaschen hatte. Auf die Idee, das Wasser einfach in meine Flaschen umzufüllen, kam ich nicht. Ich bin aber lernfähig! Und zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch noch genug Vorräte. Später stellte sich allerdings der Durst ein, ich hatte noch etliche Kilometer vor mir, der Aufstieg zum “Conic Hill” stand bevor und der Regen peitschte.
    Also kletterte ich mit einer leeren Flasche in der Hand die Böschung zu einem kleinen Flüsschen herab, füllte die Flasche auf - und fiel dabei fast ins Wasser.
    Das Wasser wurde anschließend mit einem Kick Chlor - in Form einer kleinen Desinfektionstablette - gepimpt. Trinken durfte ich jedoch noch nicht, ich musste mich noch mindestens eine halbe Stunde gedulden, bis im Wasser alles tot war was meinen Stuhlgang hätte direkt beeinflussen können. Also weiter bergauf, der Regen trommelte und tropfte am Poncho herunter.
    Endlich oben! Obwohl nicht sehr hoch (ca. 360m) verlangte der Aufstieg bei den Bedingungen trotzdem einiges von mir ab. Total durchnässt und mit ca. 17 kg auf dem Buckel machte das gar keinen Spass. Aber wenigstens hörte der Regen auf und ich konnte am Abzweig zum Gipfelpfad eine kurze Rast einlegen. Die letzten Meter zum höchsten Punkt des Berges schenkte ich mir, die Aussicht war durch die ganzen Wolken ohnehin nicht berauschend. Meine Füße fingen langsam an zu schmerzen. Nach einem doch sehr steilen Abstieg nach Balmaha, direkt am Ufer des Loch Lomond, erreichte ich einen Parkplatz mit Bänken, konnte mich setzen und endlich meine Füße begutachten. Die Sonne kam heraus und so bewunderte ich die ersten Blasen im Sonnenschein. Manchmal scheint in Schottland auch die Sonne!
    Da es hier in der Nähe keine geeignete Campingmöglichkeit gab, entschloss ich mich weiter am Ufer entlang zum nächsten Campingplatz an der “Milarrochy Bay” (keine Ahnung wie das ausgesprochen wird) zu wandern. Nach einem Stückchen bergauf durch den Wald, mit einigen schönen Ausblicken auf den See, lief ich nun teilweise direkt am wunderschönen Kiesstrand entlang … und die Sonne schien auch noch. Langsam schmerzten meine Füße aber doch gewaltig und ich war froh, als ich das Schild des Campingplatzes vor mir sah. Endlich!

    Das Zelt wurde schnell aufgebaut und anschließend telefonierte ich noch kurz mit “besserer Hälfte” aka Finanzministerin aka “Frau” und genehmigte mir einen Probeschluck vom 10-jährigen aus der “Glengoyne Distillery”. Wow! Was für ein Erlebnis. Ich wusste gar nicht, dass Whisky so gut schmecken kann.

    In der Campingküche traf ich zwei Schotten, die dort ihr Abendbrot kochten und diverse Whiskys probierten. Ich kochte mir ebenfalls meinen Nudelpamps und es entstanden ganz nette Gespräche mit den Beiden. Die beiden Kumpels klinken sich auch regelmäßig zu Hause aus und unternehmen gemeinsam die eine oder andere Wanderung. Später schloss sich auch noch ein Hiker unserer Runde an. Er sprach ein sehr gutes Englisch und erst im Laufe der Gespräche identifizierte ich ihn als Deutschen. Er wohnt und arbeitet in London und amüsierte sich sicherlich, wie ich mit meinem “broken english” - unter Zuhilfenahme sämtlicher Gliedmaßen - versuchte, eine Konversation zu führen.

    Der Abend endete frisch geduscht im Schlafsack. Vorher musste ich jedoch noch meine Blasen verarzten und die Füße mit Hirschtalk auf die nächsten Etappen vorbereiten.


    … es wurde “highländer” …



    … die letzten Meter zum Conic Hill …



    Endlich! Der Loch Lomond liegt mir zu Füßen!



    Balmaha Beach



    Posing vor’m Loch



    … die letzten Meter am Strand entlang …



    … und dann schnell das Zelt aufgebaut!



    Gute Nacht!



    Tageskilometer: > 35!



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)

  • Cooler Bericht!! Wenn auch etwas feucht - von oben ;) Aber hey, es ist Schottland!!
    Wir waren im September 2016 in Schottland, von Edinburgh aus. Haben u.a. einen wunderbaren sonnigen Tag am Hadrians Wall verbracht, fast mit Sonnenbrand.
    In Fort Williams waren wir auch. Jetzt sind wir mal gespannt, wie man dorthin läuft ;) Wir begleiten sich gern!!
    Und ich bin auch gespannt, wie viel kleine Fläschen da noch unterwegs verkostet werden. Seit wir in Schottland waren, ist W. bei uns auch ein Thema - und zwar ein sehr beliebtes!
    Danke, dass du da wandern warst und uns nun dabei sein lässt!

  • ... ja,ja ... geht gleich weiter. Ich bin vorweihnachtsbedingt etwas im Stress. Den Text habe ich übrigens schon kurz nach der Tour getippt. Leider hatte ich den Sommer über keine Zeit, die Fotos zu begutachten und den Bericht online zu stellen.



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)

  • Montag, 22. Mai - Tag :


    Der nächste Morgen begann sonnig. Schottland meint es gut mit mir. Angeblich soll es hier ja oft regnen! Also packte ich mein Hab und Gut zusammen und machte mich nach einem ausgiebigen Frühstück (Instant-Porridge … mmmhh!) auf die Socken. Mir war warm, der Rucksack schwer und so stapfte ich immer gen Norden. Der Weg verlief in Nähe des Seeufers entlang und ich machte mir Gedanken, wie weit mich heute meine Füße tragen müssen. Mein erster Gedanke war, bis zum Ende des Loch Lomond - zum Campingplatz auf der Beinglas Farm - zu marschieren. Das wäre wiederum eine Strecke von mehr als 30 km. Mir machten aber noch die Blasen vom Vortag zu schaffen. Andererseits: Wenn das Wetter so bleibt, könnte das was werden. Dann hätte ich den Loch Lomond hinter mir gelassen und wäre dem Ziel schon ein ganzes Stück näher gekommen. Der Loch Lomond ist übrigens Schottlands größter Süßwassersee und fast 40 km lang aber nur 8 km breit. Viele kleinere und größere Inseln liegen malerisch im See und wenn es nicht gerade regnet, bietet das Ganze einen sehr schönen Anblick. Der Weg lief sich sehr angenehm, unterwegs traf ich auch auf den einen oder anderen Wanderer vom Vortag.



    Auf geht's!



    wieder am Ufer entlang


    Ein ganzes Stück vor Rowardennan traf ich auf eine deutsche Wandertruppe, mit der ich ins Gespräch kam und natürlich wurden auch die obligatorischen Fotos geschossen. Ein ganzes Stückchen weiter traf ich die Jungs und das Mädel wieder und gemeinsam rasteten wir an den “bonnie banks of Loch Lomond”. Dabei machte auch ein Becher Whisky die Runde. Da Whisky in Schottland recht teuer war, hatten die Jungs diesen im Duty Free am Flughafen in Deutschland erworben und nach Schottland re-importiert. Das waren halt erfahrene Schottlandwanderer … von denen konnte ich noch was lernen.


    Das Wetter hielt sich und in Rowardennan, am Fuße des Ben Lomond - des südlichsten Munros (Erläuterung: Wiki - Munro) - legte ich abermals eine kurze Rast ein um mir die Füße zu lüften. Da ich am ersten Tag die wasserdichten Socken anhatte und trotzdem Blasen bekam, zog ich heute meine Merinowollsocken an. Bis jetzt eine gute Entscheidung.
    Nach kurzer Rast fing es an zu regnen. In Schottland regnet es halt oft!
    Ich streifte mir meinen Poncho über - für den ich jetzt eine geniale Technik entwickelt habe:
    Ich stülpte den Poncho über den Rucksack und erst dann nehme ich diesen auf die Schultern. Das hat den Vorteil, dass der Rucksack während der gesamten Zeit regengeschützt ist und ich - wenn nötig - nur noch die Kapuze über den Kopf ziehen muss. Das klappte nach einigen lustigen Versuchen auch ganz prima. Sah vielleicht etwas sperrig aus … aber hier geht es weder um Schönheit noch um Dynamik.


    Nach einer Weile, ich schleppte mich nun schon etliche Kilometer dahin, traf ich wieder auf die deutsche Wandergruppe. Wir gingen ein Stück gemeinsam und tauschten die ersten Eindrücke der Tour aus. Genau in dem Moment, als es so richtig zu schütten begann, erreichten wir eine verlassene Hütte, die als Quartier für Wanderer hergerichtet wurde. Eine sogenannte “Bothy”. Also verbrachten wir gemeinsam die “Mittagspause” in der Hütte und kochten uns Nudelpamps.


    die Wandergruppe



    So was kenne ich aus "Stargate". Ein Sternentor?



    steile, rutschige Treppen



    Kiesstrand



    die "Bothy"



    Bothy-Door


    Als der Regen etwas nachließ machten wir uns nun gemeinsam auf den Weg in Richtung Inverarnan am Nordende des Sees. Nach etlichen Huschen erreichten wir im “Örtchen” Inversnaid ein Hotel und genehmigten uns einen kleinen Erfrischungstrunk, füllten die Wasservorräte und die Smartphone-Akkus auf. Die Truppe hatte ihr schweres Gepäck, also Zelte, Schlafsäcke und Iso-Matten, mit einem Gepäcktransport zum Campingplatz auf der “Beinglas Farm” transportieren lassen. Sie mussten die letzten 10 bis 15 km bis dorthin noch laufen. Egal, was das Wetter sagt. Ich war mir zu diesem Zeitpunkt nicht ganz sicher ob ich das noch schaffen würde. Es war bereits später Nachmittag, ich war durchnässt und die Füße schmerzten. Wir gingen gemeinsam los, ließen wiederum einige Huschen über uns ergehen und gingen, kletterten und krochen am Seeufuer entlang gen Norden. Der Weg - vielmehr der Pfad - der sich am steilen Ufer des Sees entlang wandt, war teilweise sehr abenteuerlich. Es ging über Stock und Stein und nassen Fels. Man musste verdammt gut aufpassen, nicht über die steile Uferbegrenzung in den See zu plumpsen. Das einzig nennenswerte Detail auf dieser Strecke - an das ich mich noch erinnern kann - war die Höhle, in der der Erpresser, Volksheld und Viehdieb “Rob Roy” alias Robert Roy MacGregor, angeblich seine Opfer versteckte. Eigentlich sah ich nur ein Schild, welches den Weg wies, zur eigentlichen Höhle wollte ich nicht mehr kraxeln.


    "so blau, blau, blau blüht der ... was auch immer ..."



    rutschige Pfade ...





    hier gönnten wir uns etwas Flüssigkeit zur Stärkung



    weiter geht's über Stock und Stein ...



    Der Pfad zur Rob-Roy-Cave.




    Die Wandergruppe lief einen wesentlich schnelleren Schritt als ich. Schließlich mussten sie ja auch noch den Campingplatz erreichen. Sonst hätten sie keine Bleibe. Da ich autark unterwegs war, konnte ich ja überall zelten. Theoretisch jedenfalls. Am Ufer des Loch Lomond ist das wildcampieren nämlich reguliert. Da der Regen nicht nachließ und ich nun komplett durchnässt war, beschloss ich, in der “Doune Bothy” - einer weiteren Schutzhütte am Ende des Sees - zu nächtigen. Ich freute mich auf ein gemütliches Feuer im Kamin, vorausgesetzt, dass die Hütte genauso “komfortabel” eingerichtet ist wie die Hütte, in der wir mittags zusammensaßen. Im strömenden Regen erreichte ich die Hütte und stellte fest, dass diese bereits überfüllt war. Anscheinend waren doch noch mehr Hiker auf die Idee gekommen. Was nun? Die Beinglas Farm war immer noch gut 5 km entfernt und ich hatte keine Lust mehr, auch nur einen Schritt weiter zu laufen. In einiger Entfernung verkehrt tagsüber eine kleine Personenfähre, die ins Örtchen Ardlui, auf der anderen Seeseite, übersetzt. Dort befindet sich ein kleiner Zeltplatz. Leider war es für dieses Vorhaben mittlerweile zu spät. Der Fährmann hatte bereits Feierabend!
    Es war bereits acht Uhr abends und ich hatte keine andere Wahl, als mich die letzten Kilometer zur Beinglas-Farm durchzukämpfen. Gott sei Dank hat der Regen mittlerweile aufgehört. Dafür kamen die Midges … und das nicht zu knapp! Die Biester fressen einen tatsächlich auf und untersuchen sämtliche Körperöffnungen. Nur nicht stehenbleiben …


    Hurra! Es regnet!



    Ein motivierter Wandersmann!



    kurz vor der "Doune-Bothy"



    dort sollte die Fähre nach Ardlui anlegen



    Wartet hinter dem Berg die Beinglas-Farm?



    Da kam doch tatsächlich die Sonne raus ...



    posing



    Blick zurück auf den Loch Lomond


    Kurz vor um zehn am Abend erreichte ich - total durchnässt - (erwähnte ich bereits, dass es in Schottland häufig regnet?) den Campingplatz.
    Im letzten Tageslicht baute ich mein Zelt auf, tötete unzählige Midges und freute mich schon auf die gemütliche Bar und etwas Warmes zu Essen. Die Wandergruppe sah ich bereits im kleinen Restaurant sitzen. Leider kam ich zu spät. “Kitchen closed”! Ich war zu spät. Nachdem ich meine nassen Sachen im “Trockenraum” (eigentlich mehr eine “Feuchthaltekammer”) abgelegt und geduscht hatte, überreichte mir Alex aus der Wandergruppe ein gerade erworbenes “Chicken-roll” und eine Schokolade, damit ich nicht allzu hungrig in die Koje fiel. That’s “Trail Magic”! Nach der allabendlichen Blasenschau kroch ich in die Penntüte und träumte von Sonnenschein.


    kurz vorm Ziel



    Geschafft!



    Der Versuch, Socken zu trocknen ... half aber nicht. Auch nicht gegen Midges :)



    Mein Palast am nächsten Morgen.



    Tageskilometer: > 30!



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)



    P.S.: Da ich morgen unterwegs bin, gibt's die Fortsetzung erst am Sonntag. Euch ein schönes Wochenende und einen schönen zweiten Advent!


  • Dabei! :thumbup: und ich hätte Dich fast gar nicht erkannt... :8o:

    ... das ist sicherlich kein Kompliment ... oder? :D




    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)[/quote]


    Anders ist niemals schlechter... :kuss: und klasse... :thumbup:

  • Und vor allem nicht einmal erwähnt, dass der Regen Dir auf den Keks geht. :zwinker:


    Hab' ich das gar nicht erwähnt? Also, in Schottland regnet es verdammt oft!!! :D



    Sooo, am Wochenende hatte ich Vor-Weihnachtsstress (jetzt eigentlich immer noch) und kam nicht zum Schreiben. Gleich geht's weiter!
    Vielen Dank für Eure Feedbacks!



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)

  • Dienstag, 23. Mai - Tag 3


    Am nächsten Morgen holte ich meine sieben Sachen aus dem “Trockenraum” und verstaute sie - nass wie sie waren - im Rucksack. Zum Frühstück gab es leckeren Instandnudelpamps und nach dem Zeltabbau und dem verlorenen Kampf gegen unzählige Midges, machte ich mich wieder auf die Socken. Am Vorabend hatte ich mir im Zeltplatzkiosk ein Anti-Midges-Spray zugelegt. Es wirkte jedoch nur, wenn man mit der Flasche gezielt auf die Hinterköpfe der Mistviecher trommelte. Ich war also an Armen, Beinen und unter meinem - nicht mehr ganz so vollem - Haupthaar, komplett zerstochen. Wenigstens regnete es nicht. Noch nicht.



    Das Gatter ist offen ... ich darf also weiterwandern ...



    Aus den WHW-Wegweisern ist eine stilisierte Distel - die Nationalpflanze Schottlands - abgebildet ...



    Mmhhh ... eine Herde Haggislieferanten ...



    Ein alter Friedhof am Wegesrand.



    Hier schlängelt sich der WHW durch die Hügel.



    ... "spannend" sieht anders aus ...



    Da musste ich mit Rucksackmonster durch ... im Entengang.



    ... immer an der Wand lang!



    etwas Abwechslung: Eine Brücke!


    Nach ein zwei Stunden Wanderung durch hübsches, hügeliges Weideland holte mich die Wandergruppe wieder ein. Sie haben sich ein ausgiebiges Frühstück im Restaurant gegönnt und sind deshalb erst später losmarschiert. Beim ausgiebigen Mittagspäuschen, es wurde wieder etwas Whisky zur Stärkung verabreicht, teilten Sie mir mit, dass sie im Örtchen Tyndrum eine Campsite reserviert hatten und ich mich ihnen wieder anschließen könnte. Das gefiel mir sehr gut, denn bis Tyndrum waren es nur noch etwa 10 km und ich wollte nicht noch einen solchen Gewaltmarsch unternehmen, wie an den vergangenen beiden Tagen. Die Landschaft gestaltete sich nun sehr abwechslungsreich, führte durch Wald und Wiesen, vorbei an historischen Schlachtfeldern (“Battle of Dalrigh” -> https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Dalrigh) und heiligen Badeanstalten (“St. Fillan’s Holy Pool” -> http://www.megalithic.co.uk/article.php?sid=15319) und schließlich erreichten wir, im schönsten Regenguss, den hübschen Campground in Tyndrum.



    am River Fillan



    “St. Fillan’s Holy Pool”



    etwas posing ... so jung werd' ich nie wieder ...



    Hier hat Robert the Bruce nach der Niederlage in der Schlacht von Dalrigh sein Schwert in einen Loch (besser: Löchlein -> gälisch: Lochan) geschmissen.



    So sah das Schwert aus.



    Hier die ganze Story in Kurzform.


    Der Tag war noch jung, wir waren nass und so gingen wir gemeinsam zu einem kleinen Aufwärmtrunk in den örtlichen Pub. Es wurden diverse einheimische Biere verkostet und ich überraschte mich mit einer Portion “Haggis, Neeps & Tatties”. Das war in diesem Fall eine Portion vom bereits erwähnten Schafsinneren sowie Kartoffel- und Rübenpüree. Das Ganze sehr hübsch dekoriert. Schmeckte ausgezeichnet.
    Später füllte sich der Pub und an unserem Tisch gesellte sich noch internationales Publikum. So entstanden im Laufe der Nacht des Abends nette Gespräche. Als der anwesende Schotte jedoch begann Whisky für alle auszugeben, merkten wir, dass es Zeit für uns wurde, in die Schlafsäcke zu kriechen. War ein sehr schöner Abend!


    “Haggis, Neeps & Tatties” ... verdammt lecker. Nur das Beste vom Schaf: Haggis



    Der Pub am nächsten Morgen.



    Ein Bild vom Zeltabbau. Beim Aufbau am Vortag hatte es geregnet. Achja: Erwähnte ich bereits, dass es in Schottland oft regnet?



    Tageskilometer: ~ 20!



    Viele Grüße,


    Nick (:hutab:)

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